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Die Schönsten Fernwanderwege 2022

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Hafenblick<br />

stummt die Kakofonie immer rascher.<br />

Als ich Gut Stendorf erreiche, herrscht<br />

Funkstille. Ich sauge das Gesehene auf<br />

wie ein trockener Schwamm. Lichtblitze<br />

hier, der flüchtige Windhauch, die<br />

Regentropfen zwischendurch und das<br />

eingespielte Vorwärtsdrängen der Beine<br />

und Füße. Ich bin im Hier und Jetzt!<br />

Dann nehme ich Kurs auf den Bungsberg.<br />

Von der Aussichtsplattform des<br />

249 m hohen Sendeturms in knapp<br />

40 m Höhe erkenne ich die Ostsee, die<br />

in der Sonne glitzert. Herrlich. Mit 168<br />

m schaffte es der Bungsberg übrigens,<br />

den Gletschermassen aus dem<br />

Auf dem Bungsberg: Blick vom Fernmeldeturm<br />

auf den 150 Jahre alten, denkmalgeschützten Elisabethturm<br />

Norden zu widerstehen. Aufgeschüttet<br />

haben ihn allerdings Gletscher, bereits<br />

lange vor der Saaleeiszeit.<br />

DER FLOW<br />

Irgendwann erlebst du beim Fernwandern<br />

den Moment, in dem alles fließt.<br />

<strong>Die</strong> Sinnespforten sind weit geöffnet. Du<br />

spürst die Berührung mit der Natur, mit<br />

der Welt, die dich hier und jetzt umarmt.<br />

Wie das Naturschutzgebiet Kasseendorfer<br />

Teiche hinter Schönwalde. Oder<br />

Gut Sierhagen mit seiner 800-jährigen<br />

Geschichte oder das Naturschutzgebiet<br />

Neustädter Binnenwasser vor den Toren<br />

der Hafenstadt Neustadt/Holstein an<br />

der Ostsee. Große Zweimaster ankern<br />

an den Kais zwischen Dutzenden Segelyachten.<br />

Noch bevor ich die Brücke in die<br />

Altstadt passieren kann, lockt das uralte<br />

Backsteinkirchlein Hospitalkirche Heilig<br />

Geist. <strong>Die</strong> Türen der Kirche weit geöffnet<br />

wie mein Herz. Ich denke mich in einen<br />

Gottesdienst anno dazumal hinein. Menschen<br />

im Glauben vereint, nach innen<br />

gekehrt. Hoffnungsvoll, sehnsuchtsvoll<br />

– vielleicht auch leidvoll? Flüchtige Momente,<br />

jeder für sich und doch in der Zusammenschau<br />

wie ein spannender Kinofilm.<br />

Bald mache ich halt am Taschensee<br />

und treffe dort Bernhard, den Vorstand<br />

des Regionalmuseums Scharbeutz mit<br />

Sitz in Pönitz. Er erzählt von der gewaltigen<br />

Sturmflut vor 150 Jahren. Da<br />

schwappte die Ostsee weit ins Hinterland<br />

hinein. Welcher Schrecken, welche<br />

Schicksale hatte das zur Folge?<br />

Auf und ab lenkt das X meine Wege<br />

durch grünes, gewelltes Land. Vom Bismarckturm<br />

auf dem Pariner Berg, eine<br />

72 m hohe Endmoräne, entdecke ich<br />

dann mein vorläufiges Ziel auf dem E1,<br />

Bad Schwartau. Kurz ringe ich mit mir,<br />

ob ich aus diesem Flow der gedehnten<br />

Zeit aussteigen möchte. Mir kommen<br />

die Wandertage unendlich lang vor. So<br />

angefüllt mit Eindrücken, Erlebnissen,<br />

Empfindungen. Es ist ein Zustand der<br />

völligen Balance. Nichts drückt, belastet,<br />

bedrängt mich. Ich bin und folge meinem<br />

Mantra. Und, ja, ich bin glücklich.<br />

www.wandermagazin.de<br />

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