flip-Joker_2022-09
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48 KULTUR JOKER VERansTaLTUngEn
Sinnlich-freie Lebensentwürfe
Das Luststreifen Film Festival Basel gibt dem queer-feministischen Film auch in diesem Jahr einen besonderen Ort
Vielfalt, Inklusion, Sexualität.
Dass all das zusammengehen
kann, beweist alljährlich
das Basler Luststreifen Film
Festival. Die nunmehr 15. Ausgabe
findet vom 29. September
bis 2. Oktober statt und bietet
wieder ausreichend Raum für
Film und Dialog. Im Mittelpunkt
des Festivals stehen
diejenigen, die in unserer Gesellschaft
allzu selten zu Wort
kommen, deren Erzählungen
oft ungehört bleiben. Queere
Lebensrealitäten werden in
Langfilmen, Kurzfilmen, Dokumentationen
greifbar gemacht.
Viele der Filmschaffenden
sind anwesend und sprechen
mit dem Publikum über
ihre Erfahrungen.
Eingeteilt ist das Festival in
Spielfilme/Dokumentationen
und einen Kurzfilmblock. Der
wiederum hat verschiedene
Schwerpunkte. Ein Programm
mit einer Mischung aus fiktionalen
und dokumentarischen
Kurzfilmen und ein Programm
mit pornografischen Kurzfilmen.
Neben dem Kurzfilmwettbewerb
laufen zwei Sonderprogramme.
In der Kategorie
„Heidilicious 2.0“ wird das
gegenwärtige queer-feministische
Kurzfilmschaffen in der
Schweiz gezeigt. Dazu kommt
das Porno-Kurzfilmprogramm
„My (Un)Guilty Pleasure“,
das verschiedene Formen der
Lust zwischen Fetischismus
und Perversion beleuchtet, Diversität
und Erotik spielerisch
zusammenbringt. Eine Fachjury
verleiht die „Lust*Awards“,
um herausragende Kurzfilme
zu unterstützen. Unter den vier
Awards ist auch ein Publikumspreis.
Mittels Stimmzettel
darf über den Siegerfilm entschieden
werden.
Nadine Hwang und Nelly Mousset-Vos in „Nelly & Nadine“ (Magnus Gertten)
Zu den spannenden 13 Langfilmbeiträgen
zählt unter anderem
„Sirens“, eine Dokumentation
über die Trash-Metal-Fans
Lilas und Shery während der
Hochzeit der libanesischen
Revolution. Im Mittelpunkt
des Films steht auch die erste
nahöstliche weibliche Metal
Band Slave to Sirens. „Mel“
erzählt von Mel Daluzyan,
eine Ikone des Gewichthebens,
die einen tiefen Fall erlitt, als
ihre Transgender-Identität
öffentlich wurde. „Nuestros
cuerpos son sus campos de batalla“
erkundet die Leben der
argentinischen Trans-Frauen
Claudia und Violeta. In ihrem
politischen Kampf setzen sie
sich gegen patriarchale Gewalt
zur Wehr und bilden bald das
Zentrum einer revolutionären
Bewegung, die resolut mit der
Foto: Auto Images
Freie Begegnungsräume auf dem Luststreifen Film Festival
Foto: Nikolaus Thiel
ihr Leben lang zusammen.
Mittels Fotografien, Super-8-
und Audioaufnahmen sowie
Tagebucheinträgen stößt Nellys
Enkelin Sylvie auf die schwere
wie hoffnungsmachende Lebensgeschichte
beider queerer
Frauen.
Einen eigenen Lebensentwurf
demonstriert auch
„Neptune‘s Frost“, der dieses
Jahr bereits auf dem Basler
Bildrausch Filmfestival zu sehen
war. In halluzinatorischen
Bildern wird die Geschichte
eines intersexuellen Wesens
erzählt, das zusammen mit
einem Hackerkollektiv gegen
die koloniale Ordnung kämpft.
Ein afrofuturistischer Beitrag
aus den USA und Ruanda. Ein
assoziatives Werk bildet „Klappe“.
Anhand von Ausschnitten
seiner Karriere wird das Schaffen
Jürgen Brünings beleuchtet.
Brüning ist Mitbegründer des
Pornfilmfestivals Berlin und
Pornofilmregisseur. Überhaupt
soll Pornoregisseur*innen auf
dem Luststreifen Film Festival
eine ausreichend große
Bühne geboten werden. Ein
Porn-Roundtable Talk soll das
Thema des Kunst-Sex-Films
vertiefen. Internationale und
nationale Filmschaffende treffen
aufeinander und diskutieren
lebhaft über ihre Arbeit.
Räumliches Zentrum des
Luststreifen Film Festivals
wird vor allem das Humbug
in Basel sein. Für das Filmprogramm
kommen aber auch
die Leinwände und Räumlichkeiten
des kult.kino.camera
und neues kino zum Einsatz.
Weitere Infos und Tickets:
www.luststreifen.com
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Vergangenheit des Landes brechen
will.
Dalit-Frauen stehen im Mittelpunkt
von „Writing With
Fire“. Inmitten der von Männern
dominierten indischen
Gesellschaft verlegen sie die
einzige Zeitschrift Indiens,
hinter der Dalit-Frauen stehen.
Auch die Inhalte ihrer Ausgaben
sorgen für Kontroversen.
Mit Smartphones bewaffnet
brechen die Journalistinnen
mit Traditionen und behaupten
sich als Repräsentantinnen einer
neuen Generation politisch
aktiver Frauen. Zwei Frauen
stehen im Mittelpunkt der
Dokumentation „Nelly & Nadine“.
Beide begegnen sich im
Konzentrationslager Ravensbrück
an Weihnachten 1944.
Nach der Befreiung finden sie
einander wieder und bleiben
Queere Visionen in „Neptune‘s Frost“ (Saul Williams /
Anisia Uzeyman)
Foto: Kino Lorber