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THEATER KULTUR JOKER 3

Begegnungen an Sehnsuchtsorten

Das sieben Wochen dauernde Gstaad Menuhin Festival

steht vor Veränderungen

Lesung und Konzert mit Klaus Maria Brandauer und Sebastian Knauer am Klavier

Foto: Gstaad Menuhin Festival

Die Glocken läuten zum

Konzert. Vor der Kirche

Saanen herrscht dichtes Gedränge.

Masken liegen zwar

an den Eingängen aus, bleiben

aber weitgehend unangetastet.

Man genießt die Normalität.

Was heute auf dem Programm

steht, wissen die Besucherinnen

und Besucher nicht. Das

Konzert von Sir András Schiff

ist trotzdem ausverkauft. Den

Klavierabend beginnt der Pianist

auf seinem mahagonibraunen

Bösendorfer-Flügel mit

der Aria aus Johann Sebastian

Die Abende am 29.9. und am 4.10. finden im Kaisersaal im Historischen

Kaufhaus, Münsterplatz, Freiburg, die Abende am 6. und 15. Oktober

finden im Humboldtsaal, Humboldtstr. 2, Freiburg, statt.

Karten zu 30 € (ermäßigt 20 €) und 25 € (ermäßigt 15 €) beim BZ-

Kartenservice, bei reservix und an der Abendkasse.

Alle Konzerte werden unter den jeweils geltenden Hygieneregeln der

Corona-Verordnung des Landes durchgeführt.

Weitere Informationen unter www.liederaben.de

Bachs „Goldberg-Variationen“.

Ludwig van Beethovens späte

Bagatellen op. 126 haben in

Schiffs meisterhaftem Spiel

extrovertierte Energie, aber

auch fragile Innerlichkeit.

Zum Schluss: Franz Schuberts

schwergewichtige Klaviersonate

in A-Dur. Schiff kostet die

Längen aus, entdeckt Sehnsuchtsorte

und lässt im Finale

dramatische Einbrüche auf

melodische Emphase prallen.

Die Konzerte in den dreizehn

Kirchen des Saanenlandes sind

in diesem Jahr beim siebenwöchigen

Gstaad Menuhin Festival

sogar besser verkauft als

2019 vor der Pandemie. Corona

ist beim über 50 Konzerte

umfassenden Festival kaum

ein Thema mehr. Ein Erbe der

Coronapandemie ist aber der

Verzicht auf eine Konzertpause

in allen Kirchenkonzerten.

Von der Struktur her ist das

Gstaad Menuhin Festival 2022

gleichgeblieben. Man holt in

diesem Jahr den coronabedingt

ausgefallenen Festivaljahrgang

2020 mit dem Thema „Wien“

nach. Größere Veränderungen

wird es erst im nächsten Jahr

geben. Zum einen bemüht sich

das Festival dann um eine bessere

CO2-Bilanz, zum anderen

möchte Intendant Christoph

Müller in Zukunft aktuelle

Weltgeschehnisse im Programm

spiegeln. Stolz ist Müller

auf die Conducting Academy,

die unter den insgesamt

fünf Akademien in Gstaad

die aufwändigste und international

renommierteste ist.

Drei Wochen dürfen die insgesamt

zehn Teilnehmerinnen

und Teilnehmer – einer davon

Jascha von der Goltz aus Freiburg

– mit dem Spitzenorchester

unter der Leitung von Johannes

Schlaefli und Jaap van

Zwedenganz unterschiedliches

Repertoire proben. Der Neeme

Järvi Prize am Ende verschafft

den Gewinnern sogar künftige

Auftrittsmöglichkeiten mit

Partnerorchestern.

Preise hat Klaus Maria Brandauer

schon einige gewonnen.

In der voll besetzten Kirche

Zweisimmen ist seine Rezitationskunst

bei seiner Lesung

von Richard Wagners Erzählung

„Eine Pilgerfahrt zu

Beethoven“ zu erleben. Der

Ich-Erzähler namens Richard

Wagner muss auf seiner Reise

von Leipzig nach Wien mit allerlei

Problemen kämpfen. Vor

allem kommt ihm immer wieder

ein nervender Engländer in

die Quere, den Brandauer mit

passendem Akzent charakterisiert.

Großartig, wie der

österreichische Schauspieler

vom Plauderton zur Eskalation

wechselt, wie er das Tempo

variiert und auch mimisch die

Geschichte verlebendigt. Nur

die von Sebastian Knauer zu

holzschnittartig interpretierte

„Mondscheinsonate“ im Anschluss

an die 75-minütige

Lesung wirkt ein wenig angeklebt,

zumal das Werk nicht

direkt mit der Erzählung zu

tun hat.

Das Aufeinandertreffen von

Avi Avital und Ksenija Sidorova

in der Kirche Boltigen

unter dem Titel „Von Wien

nach Rio de Janeiro“ dagegen

hat eine perfekte Gesamtdramaturgie.

Der israelische

Mandolinen-Virtuose und die

lettische Akkordeonistin begegnen

sich trotz der völlig

unterschiedlichen Instrumente

auf Augenhöhe. Hier die sofort

ansprechende, fast perkussive

Mandoline – dort das atmende

Akkordeon. Perfekt passen die

Instrumente zu Igor Strawinskys

„Suite Italienne“, die gerade

in den neoklassizistischen

Verfremdungen gewinnt.

Manuel de Fallas „Sietecancionespopularesespañolas“

hat

man selten so sinnlich gehört.

Georg Rudiger

Charakterschmuck

das i_Tüpfelchen auf der Persönlichkeit

Meistergoldschmiede in der Ölmühle

Insel 1A, 79098 Freiburg, 0761 22969

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