flip-Joker_2022-09
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KUnst KULtUR JOKER 15
Minimalistische Illusionen
„Backspace. Sebastian Dannenberg“ im PEAC Museum Freiburg
Die Ausmaße von „Pyramids“
sprengen mit über vier auf
vier Metern das Übliche. Um
die orangefarbene Fläche auf
die Wand im PEAC Museum
zu bringen, wird es ein Gerüst
gebraucht haben. Aber nicht
dieses. Denn Sebastian Dannenberg
hat Stahlrohre direkt
auf die Farbfläche geschraubt.
Und da dieses Gerüst keine
Bretter hat, kann man die Spuren
des Malens verfolgen. Wie
er den Pinsel ansetzte und ihn
führte. Die Materialien, mit
denen Dannenberg arbeitet,
sind funktional, man könnte
sie in der näheren Umgebung
des PEAC Museum im Baumarkt
finden. Auf den Gipskartonplatten,
mit denen er in
einem der folgenden Räume
eine Art Paravent stellt, kann
man den Produktnamen le-
vor, die es nicht hat. So muss
man angesichts von „space
safer“, einer Arbeit von 2018,
an einen Handtuchhalter denken,
obwohl man weiß, dass
Dannenberg hier Malerei und
Plastik zusammenführt und
keineswegs unter die Designer
gegangen ist. Wie nur wenige
zuvor reagiert der bei Bremen
lebende Künstler auf die
Sammlung und die Räume.
So zieht sich auf einer Handbreit
hohen weißen Bahn ein
schwarzer Streifen vom Boden
hin zur Wand, die im gegenüberliegenden
Raum weitergeführt
wird bis die Farbe
ausläuft.
Manchmal sind die Eingriffe,
um die alles dominierende
Struktur der Raumfolge
aufzulösen, subtiler. Da reicht
wie in „Colour remastered“
Raum sechs den Saalzettel geschrieben
hat und andererseits
dass Albers‘ Siebrucke aus der
Sammlung so etwas wie der
Nukleus dieses Raumes sind,
um den Arbeiten von Fred
Sandback, Antonio Scaccabarozzi
oder Stephan Baumkötter
kreisen. Sie werden neben
eigenen Werken Dannenbergs
in einer Art Petersburger Hängung
präsentiert. Auf die Räume
hat Sebastian Dannenberg
mehrere Textarbeiten verteilt,
deren Großbuchstaben nach
links gewendet und an einer
Schiene montiert sind. „Low“,
„Center“, „Backyard“ sind ihre
Botschaften, die auch etwas
mit Rauminszenierung zu tun
haben.
Die größte Illusion an den
Werken dieser Einzelausstellung,
die auch ein Dialog mit
Sebastian Dannenberg: „TILL FURTHER NOTICE II“, 2021, Farbe
auf Holz, verzinktes Blech
© Künstler
Sebastian Dannenberg: „apm aircondition“, 2016, 2018,
Lack, Regalböden, Architektur, Kabel, Maße variabel.
Foto: Bernhard Straus
sen: „Raumlatten“ sowie die
Spachtelmasse, mit der man
sie bearbeiten soll. Dass man
mit solchen Materialien etwas
schaffen kann, das illusionistisch
ist, überrascht. Selbst in
einer Sammlung, die Werke
von Donald Judd und Dan
Flavin umfasst – und auf die
Dannenberg reagiert –, die aus
Stahlmodulen und Leuchtmitteln
bestehen.
Es ist ja keineswegs neu,
auf industriell vorgefertigte
Teile, insbesondere auf Module
zurückzugreifen. Doch bei
Dannenberg zeigt sich oft eine
persönliche Geste oder das
Objekt spiegelt eine Funktion
eine kleine Farbfläche, bei
der Stahldraht übers Eck geführt
wird, der auf schwarzen
Gummischeiben liegt. Dieser
sehr besondere Umgang
mit dem Raum findet seine
Entsprechung im Verhältnis
zur Sammlung. So war Dannenberg
Meisterschüler von
Stephan Baumkötter, der mit
seinen Arbeiten in der Sammlung
und dieser Ausstellung
„Backspace. Sebastian Dannenberg“
vertreten ist. Und mit
Josef Albers verbindet ihn eine
der frühesten Seherfahrungen
überhaupt und nebenbei auch
der Geburtsort Bottrop, so
dass Dannenberg einerseits für
FESTLICHE TAGE
ALTER MUSIK
Sonntag,
18. September
17.00 Uhr
Lieder von
Johannes Brahms –
Mitschnitt SWR2
Ulrich Eisenlohr
Hammerflügel J.B. Streicher, Wien 1864
Esther Valentin-Fieguth
Mezzosopran (SWR2 New Talent)
Konstantin Ingenpaß
Bariton (Hugo-Wolf-Preisträger)
Auskunft und telefonische Kartenreservierung:
Tel: 07633/407-164 oder 07633/3700
e-mail: info@schlosskonzerte-badkrozingen.de
www.schlosskonzerte-badkrozingen.de
dem Minimalismus darstellt,
ist, dass die Annahme, ihren
Entstehungsprozess nachvollziehen
zu können. „Not yet…“
aus diesem Jahr besteht aus
einem Kreis aus Farbe und
einer Art Zirkel, einem Pinsel,
der an einem Seil hängt.
Der Titel impliziert, dass die
Arbeit noch zu keinem Ende
gekommen ist. Sind es die Betrachtenden,
die sie vollenden,
lässt sich die Geste unendlich
wiederholen? Wir sehen, dass
das Machen Teil der Arbeit ist.
Und dass sie nicht ausgedeutet
sind, wenn man ihre Teile benennt.
Für „Chewing Gum Diary“
hat Dannenberg mehrere
Pflanzenkübelelemente aus
Kiesbeton gestapelt oder auf
den Boden gelegt. Umrundet
Schloss
Konzerte
Bad
Das Konzert wird
Krozingen
mitgeschnitten.
Sendetermin:
SWR2 Abendkonzert
am 8. Oktober 2022,
ab 20.05 Uhr.
Schloss
Konzerte
Bad
Krozingen
Musik auf
historischen
Instrumenten
man sie, zeigt sich, wie sehr
sie durch die Kaugummifarben
Pink und Mintgrün an der
Einbuchtung ihren Charakter
verändern. Die Kante, an der
die Module aufeinanderstoßen,
wird zur Linie, die Fläche zur
Malerei. Wenn das nicht eine
Transformation ist.
Backspace. Sebastian Dannenberg.
PEAC Museum, Robert-Bunsen-Str.
5, Freiburg.
Di-Fr, So 11-17 Uhr. Bis 30.
Oktober 2022.
Annette Hoffmann
GALERIE FÜR GEGENWARTSKUNST
E-WERK FREIBURG
16.9.–6.11.2022
PROLIFERATION
VASA, AUGINELLA
AND OTHER SPROUTS
SUSANNE KÜHN
KURATIERT VON HEIDI BRUNNSCHWEILER
WWW.GEGENWARTSKUNST-FREIBURG.DE