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KUnst KULtUR JOKER 15

Minimalistische Illusionen

„Backspace. Sebastian Dannenberg“ im PEAC Museum Freiburg

Die Ausmaße von „Pyramids“

sprengen mit über vier auf

vier Metern das Übliche. Um

die orangefarbene Fläche auf

die Wand im PEAC Museum

zu bringen, wird es ein Gerüst

gebraucht haben. Aber nicht

dieses. Denn Sebastian Dannenberg

hat Stahlrohre direkt

auf die Farbfläche geschraubt.

Und da dieses Gerüst keine

Bretter hat, kann man die Spuren

des Malens verfolgen. Wie

er den Pinsel ansetzte und ihn

führte. Die Materialien, mit

denen Dannenberg arbeitet,

sind funktional, man könnte

sie in der näheren Umgebung

des PEAC Museum im Baumarkt

finden. Auf den Gipskartonplatten,

mit denen er in

einem der folgenden Räume

eine Art Paravent stellt, kann

man den Produktnamen le-

vor, die es nicht hat. So muss

man angesichts von „space

safer“, einer Arbeit von 2018,

an einen Handtuchhalter denken,

obwohl man weiß, dass

Dannenberg hier Malerei und

Plastik zusammenführt und

keineswegs unter die Designer

gegangen ist. Wie nur wenige

zuvor reagiert der bei Bremen

lebende Künstler auf die

Sammlung und die Räume.

So zieht sich auf einer Handbreit

hohen weißen Bahn ein

schwarzer Streifen vom Boden

hin zur Wand, die im gegenüberliegenden

Raum weitergeführt

wird bis die Farbe

ausläuft.

Manchmal sind die Eingriffe,

um die alles dominierende

Struktur der Raumfolge

aufzulösen, subtiler. Da reicht

wie in „Colour remastered“

Raum sechs den Saalzettel geschrieben

hat und andererseits

dass Albers‘ Siebrucke aus der

Sammlung so etwas wie der

Nukleus dieses Raumes sind,

um den Arbeiten von Fred

Sandback, Antonio Scaccabarozzi

oder Stephan Baumkötter

kreisen. Sie werden neben

eigenen Werken Dannenbergs

in einer Art Petersburger Hängung

präsentiert. Auf die Räume

hat Sebastian Dannenberg

mehrere Textarbeiten verteilt,

deren Großbuchstaben nach

links gewendet und an einer

Schiene montiert sind. „Low“,

„Center“, „Backyard“ sind ihre

Botschaften, die auch etwas

mit Rauminszenierung zu tun

haben.

Die größte Illusion an den

Werken dieser Einzelausstellung,

die auch ein Dialog mit

Sebastian Dannenberg: „TILL FURTHER NOTICE II“, 2021, Farbe

auf Holz, verzinktes Blech

© Künstler

Sebastian Dannenberg: „apm aircondition“, 2016, 2018,

Lack, Regalböden, Architektur, Kabel, Maße variabel.

Foto: Bernhard Straus

sen: „Raumlatten“ sowie die

Spachtelmasse, mit der man

sie bearbeiten soll. Dass man

mit solchen Materialien etwas

schaffen kann, das illusionistisch

ist, überrascht. Selbst in

einer Sammlung, die Werke

von Donald Judd und Dan

Flavin umfasst – und auf die

Dannenberg reagiert –, die aus

Stahlmodulen und Leuchtmitteln

bestehen.

Es ist ja keineswegs neu,

auf industriell vorgefertigte

Teile, insbesondere auf Module

zurückzugreifen. Doch bei

Dannenberg zeigt sich oft eine

persönliche Geste oder das

Objekt spiegelt eine Funktion

eine kleine Farbfläche, bei

der Stahldraht übers Eck geführt

wird, der auf schwarzen

Gummischeiben liegt. Dieser

sehr besondere Umgang

mit dem Raum findet seine

Entsprechung im Verhältnis

zur Sammlung. So war Dannenberg

Meisterschüler von

Stephan Baumkötter, der mit

seinen Arbeiten in der Sammlung

und dieser Ausstellung

„Backspace. Sebastian Dannenberg“

vertreten ist. Und mit

Josef Albers verbindet ihn eine

der frühesten Seherfahrungen

überhaupt und nebenbei auch

der Geburtsort Bottrop, so

dass Dannenberg einerseits für

FESTLICHE TAGE

ALTER MUSIK

Sonntag,

18. September

17.00 Uhr

Lieder von

Johannes Brahms –

Mitschnitt SWR2

Ulrich Eisenlohr

Hammerflügel J.B. Streicher, Wien 1864

Esther Valentin-Fieguth

Mezzosopran (SWR2 New Talent)

Konstantin Ingenpaß

Bariton (Hugo-Wolf-Preisträger)

Auskunft und telefonische Kartenreservierung:

Tel: 07633/407-164 oder 07633/3700

e-mail: info@schlosskonzerte-badkrozingen.de

www.schlosskonzerte-badkrozingen.de

dem Minimalismus darstellt,

ist, dass die Annahme, ihren

Entstehungsprozess nachvollziehen

zu können. „Not yet…“

aus diesem Jahr besteht aus

einem Kreis aus Farbe und

einer Art Zirkel, einem Pinsel,

der an einem Seil hängt.

Der Titel impliziert, dass die

Arbeit noch zu keinem Ende

gekommen ist. Sind es die Betrachtenden,

die sie vollenden,

lässt sich die Geste unendlich

wiederholen? Wir sehen, dass

das Machen Teil der Arbeit ist.

Und dass sie nicht ausgedeutet

sind, wenn man ihre Teile benennt.

Für „Chewing Gum Diary“

hat Dannenberg mehrere

Pflanzenkübelelemente aus

Kiesbeton gestapelt oder auf

den Boden gelegt. Umrundet

Schloss

Konzerte

Bad

Das Konzert wird

Krozingen

mitgeschnitten.

Sendetermin:

SWR2 Abendkonzert

am 8. Oktober 2022,

ab 20.05 Uhr.

Schloss

Konzerte

Bad

Krozingen

Musik auf

historischen

Instrumenten

man sie, zeigt sich, wie sehr

sie durch die Kaugummifarben

Pink und Mintgrün an der

Einbuchtung ihren Charakter

verändern. Die Kante, an der

die Module aufeinanderstoßen,

wird zur Linie, die Fläche zur

Malerei. Wenn das nicht eine

Transformation ist.

Backspace. Sebastian Dannenberg.

PEAC Museum, Robert-Bunsen-Str.

5, Freiburg.

Di-Fr, So 11-17 Uhr. Bis 30.

Oktober 2022.

Annette Hoffmann

GALERIE FÜR GEGENWARTSKUNST

E-WERK FREIBURG

16.9.–6.11.2022

PROLIFERATION

VASA, AUGINELLA

AND OTHER SPROUTS

SUSANNE KÜHN

KURATIERT VON HEIDI BRUNNSCHWEILER

WWW.GEGENWARTSKUNST-FREIBURG.DE

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