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DVS_Bericht_376_LP

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entscheidenden Einfluss auf die spätere wirtschaftlich sinnvolle Fertigung eines Bauteiles oder einer Baugruppe [3].<br />

Die ersten physischen Fertigungsschritte in der Prozesskette Schneiden und Biegen haben bereits ein sehr hohes<br />

Maß an Automatisierung erreicht. Hier gehört der Einsatz von Offlineprogrammierung ebenso zum Standard der<br />

Maschinen wie ein automatisierter Werkzeugwechsel. Die Auslastung der Maschinen ist durch die Automatisierung<br />

transparent, wodurch die Produktivität der Maschinen auch bei hoher Teilevielfalt verbessert werden kann. Der Blick<br />

in zahlreiche Fertigungen zeigt aber, dass die Schweißereien dieser Entwicklung hin zur Automatisierung und Vernetzung<br />

bisher nicht schritthalten konnten [4]. Das Schweißen ist nach wie vor häufig ein manueller Arbeitsschritt.<br />

2 Herausforderungen beim Schweißen<br />

Es lohnt sich einen Blick auf die manuellen Schweißarbeitsplätze zu werfen, um zu verstehen, warum die Automatisierung<br />

beim Schweißen hinter den Fertigungsschritten Schneiden und Biegen zurückliegt. Ein erfahrener Handschweißer<br />

erfasst die Anforderungen aus einer Schweißzeichnung oder Schweißanweisung, kann dabei flexibel auf<br />

kleine Veränderungen reagieren und gleicht im Prozess gekonnt kleinere Toleranzen aus. Erst wenn die Fertigungstoleranzen<br />

nicht mehr schweißbar sind, wird Qualitätsdruck auf die vorher ausgeführten Prozessschritte ausgeübt.<br />

Bei automatisierten Schweißprozessen muss jede Technologie in der Prozesskette eine konstante Qualität gewährleisten<br />

[5].<br />

Dazu kommt, dass gerade bei kleinen Losgrößen und Stückzahlen die Kosten für eine präzise Spannvorrichtung als<br />

nicht wirtschaftlich betrachtet werden. Bei manuellen Handschweißarbeitsplätzen kann es dem Schweißer überlassen<br />

werden, eine Fixierung aus flexiblen Stecksystemen zu erstellen. Diese Vorteile des manuellen Schweißens<br />

gehen aber damit einher, dass der Schweißer in ergonomisch schwierigen Lagen, oft bei ungünstigen Lichtverhältnissen<br />

und im Umfeld des gesundheitsschädlichen Schweißrauchs arbeiten muss [6]. Die Qualität der Schweißergebnisse<br />

unterliegt in der Folge Schwankungen. Eine Erfassung von Daten über Durchlaufzeiten und Fertigungszeiten<br />

von Bauteilen oder Baugruppen ist kaum möglich, wodurch es an Transparenz für die Fertigungsteuerung und<br />

Kalkulation fehlt. Der größte Treiber für die Automatisierung ist jedoch nicht die fehlende Transparenz, sondern der<br />

Mangel an fähigen und gut ausgebildeten Schweißern auf dem europäischen Fachkräftemarkt [7]. Bereits 2008 gaben<br />

dreiviertel einer Gruppe vom Fachverband <strong>DVS</strong> befragter Unternehmen an, dass Schweißer die am meist gesuchten<br />

Fachkräfte darstellen. [8].<br />

3 Kostenvorteil der Schweißautomatisierung mit Robotern<br />

Der Fachkräftemangel ist nicht der einzige Grund, warum Unternehmen in die Automatisierung investieren sollten.<br />

Um in Europa wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen die Kosten ihrer Fertigung kennen und auf unwirtschaftliche<br />

Fertigungsprozesse reagieren. Die Analyse von sechs Musterteilen (Bild 2) aus der flexiblen Blechfertigung<br />

zeigt, dass die anfallenden Aufwände und damit resultierenden Kosten bei manuellem Schweißen das<br />

größte Einsparpotential bieten.<br />

Bild 2. Musterbauteile der flexiblen Blechfertigung.<br />

Die folgenden Werte bilden den Durchschnittswert über die sechs Musterteile. Der Anteil der Materialkosten beträgt<br />

bei dieser Analyse 16 % der Produktionskosten. Die Fertigungsschritte Schneiden und Biegen erreichen zusammen<br />

2 <strong>DVS</strong>

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