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Gesundsitzen Ausgabe 2008/2009

Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2008/2009

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>2008</strong>/09<br />

Schweizer Magazin für Ergonomie am Arbeitsplatz und zu Hause<br />

Exemplar<br />

zum Mitnehmen<br />

Eine Karriere, die sitzt!<br />

Promitalk mit dem<br />

Ex-Tagesschau-Sprecher Heinrich Müller<br />

Life Style<br />

Leitfaden Raumbeleuchtung<br />

Medizin & Rücken<br />

Der Fuss – kein Körperteil trägt mehr<br />

Design & Werkstoffe<br />

Leidenschaft für Perfektion<br />

Trends & Wissen<br />

Sitzen in der Schule


Inhaltsverzeichnis<br />

6<br />

Life Style:<br />

Leitfaden Raumbeleuchtung.<br />

12<br />

Design & Werkstoffe:<br />

Leidenschaft für Perfektion.<br />

15<br />

Medizin & Rücken:<br />

Der Fuss – kein Körperteil trägt mehr.<br />

15 Editorial<br />

16 Life Style<br />

Belux – Leitfaden Raumbeleuchtung.<br />

9 Promitalk<br />

Sein Leben nach der Tagesschau –<br />

Interview mit Heinrich Müller.<br />

05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

12 Design & Werkstoffe<br />

«Leidenschaft für Perfektion – auch im Detail»<br />

Interview mit Heinz Stebler und Philippe Walther,<br />

Vertriebsleitung und Marketing, Girsberger AG.<br />

15 Medizin & Rücken<br />

«Der Fuss – kein Körperteil trägt mehr».<br />

Sohle, Schuhe – oder beides zusammen?<br />

20 Medizin & Rücken<br />

Gelenkerkrankungen richtig behandeln.<br />

21 Medizin & Rücken<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung, Spital Thun.<br />

26 Medizin & Rücken<br />

Fitness beim Sitzen fördern.<br />

27 Medizin & Rücken<br />

Der ultimative Stuhl-Check.<br />

28 Trends & Wissen<br />

Sitzen in der Schule – Schweizer Jugend testet.<br />

30 Trends & Wissen<br />

Kraftmaschine versus Hantel.<br />

32 Trends & Wissen<br />

Pilates – Körper und Geist in Harmonie.<br />

34 Trends & Wissen<br />

Wie sitzt Man(n) oder Frau am stillen Örtchen?<br />

36 Trends & Wissen<br />

Physiotherapie verboten?<br />

37 Wettbewerb<br />

Gewinnen Sie einen Swooper-Stuhl.<br />

Inhalt<br />

3<br />

Gewinner des Leserwettbewerbs (07/08)<br />

1 Hag Capisco Charlotte Tschabold, Allmendingen 1 Sylia Standard Thekla Kaspar, Oberkulm<br />

1 Vitra Head Line Edgar Zeller, Basel 1 Varier Planet Petra Müller, Thun<br />

1 RH 4 / RH 400 Cornelia von Allmen-Jundt, Mürren<br />

IMPRESSUM<br />

gesundsitzen • Magazin für Ergonomie am Arbeitsplatz und zu Hause • Erscheint 1x jährlich • <strong>Ausgabe</strong> 5 • Auflage 150 000 Exemplare • Erscheinung: Sommer <strong>2008</strong><br />

Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Gesundes Sitzen, Kurt Schneider (Ergonomische Beratungen), Postfach 252, CH-3612 Steffisburg, Mobile 079 651 67 61,<br />

E-Mail: info@anatom.ch • Konzept, Redaktion und Grafik: UniverseMedia Verlag (ein Unternehmen von www.fruitcake.ch), Postfach 777, 3076 Worb-Bern;<br />

Telefon +41 (0)31 838 33 33; grafische Gestaltung: Marina Roncagalli • Fotos zvg • Druck: Weber-Benteli AG, Brügg • Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung.


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

Kurt Schneider<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />

Das ist die fünfte <strong>Ausgabe</strong> von<br />

«gesundsitzen». Das Konzept, Sie,<br />

liebe Leserinnen und Leser, eingehend<br />

über Ergonomie am Arbeitsplatz und<br />

zu Hause zu informieren, ist bis jetzt<br />

weitgehend auf fruchtbaren Boden<br />

gestossen. Das zeigen die positiven<br />

Reaktionen, die wir mit jeder neuen <strong>Ausgabe</strong><br />

erhalten haben. Auch die Essays<br />

über gesunde Ernährung und gesundes<br />

Training in der Fitness erfahren jeweils<br />

reges Interesse, und natürlich, last but<br />

not least, wird auch schon mit Spannung<br />

erwartet, wer wohl diesmal das<br />

Titelblatt von «gesundsitzen» krönt.<br />

Mit Heiri Müller, dem sympathischen<br />

ehemaligen Fernsehmoderator vom<br />

Schweizer Fernsehen und heutigen<br />

Entertainer, führten wir den Promi-Talk<br />

mit einem Mann, dessen Karriere im<br />

wahrsten Sinne des Wortes wirklich<br />

sitzt.<br />

Das Thema Raumbeleuchtung hat in<br />

der letzten <strong>Ausgabe</strong> sehr viel Aufmerksamkeit<br />

ausgelöst. Das veranlasst uns,<br />

diese Materie erneut noch einmal etwas<br />

zu vertiefen. Und vielleicht auch nicht<br />

das letzte Mal.<br />

Dass es neben Skandinavien auch in<br />

der Schweiz Unternehmen erster Sahne<br />

gibt, zeigt der Beitrag über die Firma<br />

Girsberger aus dem Oberaargau, die sich<br />

weit über die Landesgrenzen hinaus<br />

einen Namen für ergonomisches Sitzen<br />

gemacht hat. Und falls Sie auch noch<br />

genau wissen möchten, wie das Spital<br />

Thun ein betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

auf die Beine gestellt hat<br />

und wie auch andere davon profitieren<br />

können, lesen Sie den Beitrag auf<br />

Seite 21 besonders aufmerksam.<br />

Der Beitrag «Der Fuss – kein Körperteil<br />

trägt mehr» will erklären, wie gross der<br />

Einfluss des Fusses auf den Rücken<br />

sein kann, und auch Lösungen aus der<br />

Sicht von Profis, die sich intensiv damit<br />

befasst haben, aufzeigen.<br />

Vielleicht haben einige von Ihnen die<br />

Kassensturz-Sendungen «Schweizer<br />

Jugend testet» verfolgt. Da fiel uns ein<br />

Beitrag der Schüler der Wirtschaftsschule<br />

Thun über das Sitzen in den<br />

Schulen besonders auf. Schon allein<br />

der Umstand, dass sich ganz junge<br />

Menschen für gutes Sitzen engagieren,<br />

ist es wert, darüber zu berichten.<br />

Alles um Pilates erfahren Sie in einem<br />

speziellen Beitrag dazu und es fehlt natürlich<br />

auch in dieser <strong>Ausgabe</strong> nicht unser<br />

Wettbewerb, bei dem Sie mit etwas<br />

Glück wertvolle Preise für insgesamt<br />

über 5000 Franken gewinnen können.<br />

Und bestimmt geben wir Ihnen auch<br />

in dieser <strong>Ausgabe</strong> im Mittelteil wieder<br />

wertvolle Hinweise mit einer Auswahl<br />

Wohlfühl-Sitzmöbel von Herstellern<br />

ergonomischer Produkte aus aller Welt.<br />

Wenden Sie sich bei Fragen vertrauensvoll<br />

an die Adresse auf der letzten<br />

Umschlagseite.<br />

Wir wünschen Ihnen gute Gesundheit,<br />

Erfolg und viel Spass beim Lesen dieser<br />

fünften <strong>Ausgabe</strong> von «gesundsitzen».<br />

Arbeitsgemeinschaft Gesundes Sitzen<br />

Editorial<br />

5


Leitfaden für eine optimale Raumbeleuchtung<br />

Einfluss der Beleuchtung<br />

auf den Arbeitsalltag<br />

Text: Thomas Laubi, BELUX; Fotos: zvg<br />

6<br />

Lifestyle<br />

Wer heute die Raumbeleuchtung noch als Stiefkind behandelt,<br />

riskiert Gesundheit und Leistungsbereitschaft seiner Mitmenschen.<br />

Eine Kombination von Tageslicht und künstlicher<br />

Beleuchtung kann Wunder wirken. Physiker beschreiben Licht<br />

als Gemisch elektromagnetischer Wellen. In einem Frequenzbereich<br />

von 380 bis 780 Nanometern liegt der sichtbare Teil<br />

des Lichts.<br />

Aber auch das Licht jenseits dieses «optischen<br />

Fensters» stimuliert uns. So<br />

spüren wir langwelliges, energiearmes<br />

Infrarot als Wärme auf der Haut. Kurzwelliges,<br />

energiereiches UV-Licht – richtig<br />

eingesetzt – wirkt sich positiv auf Haut<br />

und Knochenbau aus.<br />

Sind Sie optimal beleuchtet?<br />

Wie sieht es eigentlich in Ihrem Räumlichkeiten<br />

aus – sind Sie optimal beleuchtet?<br />

<strong>Gesundsitzen</strong> hat für Sie in Zusammenarbeit<br />

mit Benny Riz, Leiter Lichtplanung<br />

bei der BELUX AG, einen kurzen, übersichtlichen<br />

Leitfaden zusammengestellt.<br />

Licht richtig eingesetzt<br />

Neben der Frage nach der richtigen Lichtmenge<br />

und Lichtqualität müssen Faktoren<br />

wie Blendung, Reflexion und Leuchtdichtenunterschiede<br />

(Helligkeit) in die<br />

Planung eines Arbeitsplatzes einfliessen.<br />

Künstliche Lichtquellen ergänzen oder<br />

ersetzen das Tageslicht und entscheiden<br />

über Wohlbefinden und Arbeitsleistung.<br />

Beim Layout eines Büros gilt es, einige<br />

lichttechnische Grundregeln zu befolgen.<br />

Wird der Bildschirm gegen das Fenster<br />

gerichtet, entstehen unerwünschte<br />

Spiegelungen. Dies führt zu indirekter<br />

Blendung (Abbildung 1), was im Arbeitsbereich<br />

störend wirkt. Ist der Blickwinkel<br />

zum Fenster gerichtet, ergeben sich<br />

für das Auge hohe Leuchtdichtenunterschiede<br />

zwischen hellem Tageslicht und<br />

dunklem Bildschirm (Abbildung 2). Die<br />

stetige Akkomodation des Auges zwischen<br />

Bildschirm und Tageslicht kann zu<br />

Sehstörungen, Kopfschmerzen, Augenflimmern<br />

oder Schwindelanfällen führen.<br />

Mit Vorteil verläuft die Blickrichtung<br />

also parallel zum Fenster, wobei der Bildschirm<br />

mit 90° zum Fenster platziert<br />

wird (Abbildung 3). Spiegelungen und<br />

Blendungen können durch korrektes Ausrichten<br />

des Arbeitsplatzes und des Bildschirms<br />

eliminiert werden.<br />

Abbildung 1<br />

Wissenschaftlich begleitete Tests haben<br />

gezeigt, dass ein indirekter Lichtanteil<br />

(Licht via Decke reflektiert) zu einem<br />

angenehmeren Raumgefühl und dadurch<br />

zu weniger Ermüdung führt. Diese Erkenntnis<br />

hat sich BELUX zu Nutze gemacht<br />

und unterscheidet zwischen drei<br />

Beleuchtungsarten.<br />

Die direkte Beleuchtung (Abbildung 4)<br />

weist eine hohe Wirtschaftlichkeit aus.<br />

Das Licht ist «lebendig» und verfügt<br />

über eine hohe Schattigkeit, was eine<br />

Dreidimensionalität bewirkt. Dies ergibt<br />

Vorteile bei der Beleuchtung von z.B.<br />

Abbildung 2<br />

Abbildung 3


Kurz-Portrait BELUX<br />

Die Schweizer Firma wurde 1970 von<br />

Thomas Egloff ins Leben gerufen. Sein<br />

Wille zur fortlaufenden Entwicklung<br />

innovativer Lichtlösungen und neuartiger<br />

Leuchtenkonzepte führten zu<br />

enger Zusammenarbeit mit international<br />

renommierten Designern und Architekten.<br />

Wegweisend bis heute war<br />

die Zusammenarbeit mit dem Schweizer<br />

Designer Hannes Wettstein, heute<br />

längst eine Koryphäe im Interior<br />

Design.<br />

Ein grosser Durchbruch erfolgte 1982<br />

mit der gemeinsamen Entwicklung<br />

von Metro, dem weltweit ersten Niedervolt-Seilsystem.<br />

Die gespannten<br />

Drähte mit den kleinen Leuchtkörpern<br />

waren bald in unzähligen Privathäusern,<br />

Restaurants und Hotels anzutreffen<br />

und fanden viele Nachahmer.<br />

Noch im gleichen Jahr übernahm<br />

Belux die Lizenz zur Produktion extravaganter<br />

Möbel und Objekte der angesehenen<br />

italienischen Designer-<br />

Gruppe Memphis um Ettore Sottsass<br />

und Michele de Lucchi. Heute sorgt<br />

Belux im Leuchtenmarkt mit Autoren<br />

wie Frank Gehry, Herzog & de Meuron,<br />

Ronan und Erwan Bouroullec sowie<br />

Hella Jongerius für Furore. Während<br />

über 30 Jahren baute Thomas Egloff<br />

die Firma zu einem international anerkannten<br />

Hersteller von hochwertigen<br />

Designerleuchten aus.<br />

2001 fand er zur Nachfolgeregelung<br />

mit Vitra den idealen Partner. Mit dem<br />

international renommierten Möbelhersteller<br />

erschloss sich auch der Zugang<br />

zu neuen Märkten, Produktionsmethoden<br />

und nicht zuletzt zu einem<br />

Netzwerk bedeutendster Gestalter<br />

unserer Zeit.<br />

Abbildung 4<br />

Skulpturen oder Waren. Punktuelles Licht<br />

(Strahler) erzeugt einen eher theatralisch<br />

inszenierenden Charakter mit sehr<br />

hoher Schattigkeit, was für die Bürobeleuchtung<br />

aufgrund der Blendung und zu<br />

hoher Kontrastunterschieden nicht empfehlenswert<br />

ist. Im Gegensatz dazu ergibt<br />

Flächenlicht (Ein-/Aufbauleuchten) mit<br />

Fluoreszenzlampen ein homogeneres<br />

Direktlicht. Allerdings bleibt bei der Direktbeleuchtung<br />

die Decke dunkel und<br />

Bildschirmarbeitsplätze müssen sehr<br />

präzise platziert werden, um Blendungen<br />

auf dem Bildschirm zu vermeiden. Arbeitsplätze<br />

müssen demzufolge bei dieser<br />

Lösung präzise platziert werden und<br />

sind unter dem Lichtaspekt nur schwierig<br />

zu verschieben.<br />

Beim Indirektlicht (Abbildung 5) wird die<br />

Decke als Reflektor genutzt. Dazu soll<br />

diese hell matt/diffus und zwischen 2.40<br />

und 4 m hoch sein. Eine Einsicht von oben<br />

(Galerie) sollte dabei vermieden werden.<br />

Durch das indirekte Licht werden auch<br />

die Wandflächen gleichmässig ausgeleuchtet,<br />

was zu einem besseren Raumgefühl<br />

führt. Durch das ausschliesslich<br />

diffuse Licht fehlt beim Indirektlicht die<br />

Dreidimensionalität.<br />

Die Indirekt-/Direktleuchte (Abbildung 6)<br />

kombiniert die Vorteile aus Abbildung 4<br />

Abbildung 5<br />

Abbildung 6<br />

und 5. Es entsteht ein äusserst homogenes<br />

Raumlicht mit einem direkten Lichtanteil<br />

für lebendiges Licht mit geringer<br />

Schattigkeit. Das indirekte, entblendete<br />

Licht sorgt für freundliche Raumstimmung.<br />

Alle Büro-Leuchtensysteme von<br />

BELUX unterstützen diese Beleuchtungsphilosophie.<br />

Der Anspruch auf Lichtmenge<br />

ist aufgrund der Arbeit (Bildschirm,<br />

Handwerk, Lesen etc.) sowie die nachlassende<br />

Sehleistung des Menschen im<br />

METER BY METER. Das Licht am Meter wird individuell zugeschnitten<br />

und verleiht der Wand eine Dreidimensionalität.<br />

TWILIGHT. Das indirekte und das direkt Licht sind unabhängig<br />

voneinander dimmbar.<br />

Lifestyle<br />

7


8<br />

Lifestyle<br />

Alter sehr individuell. Als Lösung kann<br />

das Raumlicht mit Tischleuchten ergänzt<br />

werden. SCOPE von BELUX ist eine neue<br />

energiesparende Gelenkleuchte, welche<br />

mit einem verborgenen, patentierten Verstellmechanismus<br />

«easy move» das Licht<br />

mit einem grossen Aktionsradius an den<br />

gewünschten Ort bringt. Dem Bedürfnis<br />

nach individueller Lichtstärke kann somit<br />

einfach Rechnung getragen werden.<br />

Der informelle Gedankenaustausch in<br />

der Bürowelt findet oft an neutralen, zurückgezogenen<br />

Orten, wie Kaffeeautomat<br />

oder Korridor statt. Heute wird dieses<br />

Bedürfnis von den Planern in ein Bürokonzept<br />

miteinbezogen. Es entstehen gemütliche<br />

Kommunikationsinseln mit Sofa<br />

oder Benches. Dabei spielt die Lichtatmosphäre<br />

eine wichtige Rolle: Gemütliches<br />

Stimmungslicht, gute Lichtqualität und<br />

warme Farbtöne helfen, diese Wohnatmosphäre<br />

zu intensivieren. Aus diesem<br />

DISK. Direktes- und indirektes Arbeitslicht im Minergie-<br />

Standard auch platzsparend mit Tischadaptionen für die<br />

meisten Bürosysteme.<br />

Grund hat BELUX schon früh energiesparende<br />

Wohnraumleuchten auf den Markt<br />

gebracht, welche auch im Officebereich<br />

eingesetzt werden können. Ein Teil der<br />

Leuchten wurde zusätzlich mit dem Minergie-Label<br />

für hohe Wirtschaftlichkeit<br />

und optimale Entblendung ausgezeichnet.<br />

Alle Erkenntnisse im Bürobereich lassen<br />

sich auch im Heimbereich umsetzen, wobei<br />

die Frage nach der Flexibilität in der<br />

Nutzung im Vordergrund steht. Verschiedene<br />

Tätigkeiten wie lesen, essen, schreiben,<br />

fernsehen verlangen auch dort nach<br />

individuellen Lichtlösungen.<br />

Anzeige<br />

SCOPE. Individuelles und energiesparendes Licht mit<br />

grossem Aktionsradius.<br />

ONE BY ONE. Energiesparendes, entblendetes Licht aus<br />

edlem und langlebigem Material.<br />

BIGSIZE. Stimmungsvolles Glühlampenlicht für den<br />

kommunikativen Bürobereich.


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

Sein Leben<br />

nach der Tagesschau<br />

Text: Jamie Wong-Li, Fotos: Oliver Oettli<br />

Im Sommer 2007 ist Heinrich<br />

Müller als Fernsehjournalist und<br />

Moderator der «Tagesschau»<br />

zurückgetreten. Nach 27 Jahren<br />

beim Schweizer Fernsehen<br />

widmet er sich jetzt leidenschaftlich<br />

seiner Musik-Karriere.<br />

An einem kühlen Frühlingstag<br />

treffen wir den zurückhaltenden<br />

sympathischen Mann am<br />

Ufer des Greifensees in der<br />

Gemeinde Maur, wo er seit über<br />

10 Jahren wohnt.<br />

Promitalk<br />

9


jagten noch mit Pfeil und Bogen. In der<br />

Nacht wurde oft getanzt und getrommelt.<br />

Und diese Instrumente, die ich dort zum<br />

ersten Mal gesehen habe – faszinierend!<br />

Diese Eindrücke haben mich viel später<br />

zu einigen Songs inspiriert», schwärmt<br />

der Abenteurer. Während Heinrich Müller<br />

so spricht, verrät der Blick in seinen<br />

Augen, dass er für einen Moment lang<br />

tief in seinen afrikanischen Erinnerungen<br />

schwelgt.<br />

10<br />

Promitalk<br />

Idylle am Seeufer: schnatternde Enten,<br />

elegant gleitende Schwäne, grunzende<br />

Schweine, gackernde Hühner und eine<br />

malerische Seepromenade, die zu Besinnlichkeit<br />

aufruft. An diesem erholsamen<br />

Ort kommt uns Heinrich Müller ruhigen<br />

Schrittes entgegen und bestellt sich im<br />

örtlichen Seerestaurant Kaffee und Mandelgipfel.<br />

Trotz seiner gemütlichen Art<br />

wird schnell offensichtlich, dass ‹ruhig›<br />

mitnichten ‹verschlossen› heisst. Jahrzehntelange<br />

Berufserfahrung im Journalismus<br />

haben seinen Sinn für die Kommunikation<br />

geschärft. Mit sehr viel Offenheit<br />

erzählt Heinrich Müller ausführlich<br />

aus seinem erfahrungsreichen Leben.<br />

Jenseits von Afrika<br />

Im Frühling 1946 wurde Heinrich Müller<br />

in Reiden (LU) geboren, wo er mit seinen<br />

drei Geschwistern aufwuchs. Später lebte<br />

die Familie in Rheinfelden (AG). «Ich war<br />

ein richtiges Landkind und liebte die Natur.<br />

Ich wollte sogar einmal Bauer und<br />

Förster werden. Aber das ist eine andere<br />

Geschichte ...». Und Geschichten hat uns<br />

«Heiri» Müller viele zu erzählen.<br />

«Ich bin wohlbehütet in einer harmonischen<br />

Familie aufgewachsen. Ich habe<br />

im Leben immer Glück gehabt», meint<br />

der Pfarrerssohn und fügt hinzu: «Bisher<br />

habe ich in meinem Leben versucht,<br />

jeden grossen Traum umzusetzen. Einer<br />

dieser Träume war Afrika.»<br />

In der Bibliothek des Pfarrhauses fand<br />

Jung-Heinrich damals Literatur über Missionare<br />

in Afrika und deren Entdeckung<br />

des riesigen Kontinents. Dieser Fundus<br />

und der erste Kontakt in der Basler Mission<br />

zu Menschen aus Ghana und Südafrika<br />

hätten ihn sehr geprägt, erzählt<br />

Heinrich Müller. Nach seinem Jura- und<br />

Politologie-Studium in Basel wanderte<br />

er deshalb nach Nigeria aus, wo er fast<br />

10 Jahre lang als Dozent für Staats- und<br />

Verfassungsrecht an einer der dortigen<br />

Universitäten unterrichtete.<br />

Bei seiner Ankunft 1971 in Westafrika<br />

lernte Heinrich Müller zunächst ein sehr<br />

ursprüngliches Afrika kennen: den Stamm<br />

der Mumuje im Nordosten Nigerias. «Die<br />

Mumujes lebten noch in steinzeitlichen<br />

Verhältnisse. Sie nahmen mich während<br />

Monaten gastfreundlich auf, und ich versuchte<br />

etwas von ihrem so ganz anderen<br />

Leben zu verstehen. Das war damals eine<br />

komplett neue Welt für mich. Da liefen die<br />

Menschen in Fellen und Tüchern rum und<br />

Liebesgeschichte mit Happy End<br />

Schon kurz nach seiner Ankunft in Nigeria<br />

traf er seine zukünftige Frau Ruth: «Sie<br />

lief damals über den Sportplatz der Missionarsschule.<br />

Es war Liebe auf den ersten<br />

Blick». Doch wie bei so vielen grossartigen<br />

Liebesgeschichten, verlief auch<br />

diese nicht gradlinig. Ruth verliess Nigeria<br />

schon bald und wanderte in die USA<br />

aus. So sahen sich die beiden nach einem<br />

Tanz beim Fest ganze fünfzehn Jahre<br />

nicht mehr. Aber Heinrich Müller konnte<br />

die schöne Nigerianerin nie vergessen. Er<br />

lud Ruth nach ihrer Scheidung Mitte der<br />

Achtziger in die Schweiz ein. 1992 heirateten<br />

sie zuerst in Chicago und feierten<br />

die Hochzeit später mit Ruths Familie<br />

und dem ganzen Dorf mit einem riesigen<br />

Fest in Marama, Nigeria. Noch heute hält<br />

die Liebesgeschichte an.<br />

Vom Musizieren ...<br />

Aber zurück zur Biografie: Während des<br />

Gesprächs mit Heinrich Müller kommen<br />

wir immer wieder auf seine Leidenschaft<br />

zu sprechen – Musik. Diese habe ihn<br />

durchs ganze Leben begleitet. Er wuchs<br />

in einer musikalischen Familie auf, in der<br />

stets gesungen und musiziert wurde. Er<br />

gründete gar in jungen Jahren mit seinem<br />

Bruder Thomas seine erste Band.<br />

«Meine Mundharmonika habe ich immer<br />

dabei. Die ist für mich mindestens<br />

so wichtig wie meine Zahnbürste! Und<br />

auch meine Gitarre begleitet mich, wenn<br />

immer möglich». Während seiner 27-jährigen<br />

Karriere beim Schweizer Fernsehen


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

jedoch, habe er «kaum einen Ton von<br />

sich» gegeben. Das Musizieren habe ihm<br />

während dieser Zeit nicht einmal gross<br />

gefehlt, denn er sei anderweitig gefordert<br />

gewesen.<br />

... zum Moderieren ...<br />

Nach seiner Zeit in Afrika hat sich Heinrich<br />

Müller Ende 1980 beim Schweizer<br />

Fernsehen beworben und wurde prompt<br />

für das Auslandsmagazin «Rundschau»<br />

engagiert. Später wechselte er zum «CH-<br />

Magazin» und landete schlussendlich<br />

bei der Tagesschau, wo er als Berichterstatter<br />

überall auf der Welt eingesetzt<br />

wurde und meint dazu: «Ich war immer<br />

lieber Reporter als Moderator». Am Spannendsten<br />

waren für ihn seine Reportagen<br />

in Südafrika während der Apartheit-Zeit.<br />

«Zum schönsten Erlebnis während meinen<br />

TV-Jahren zählte der Augenblick, als<br />

ich von Nelson Mandelas Entlassung aus<br />

dem Gefängnis erfuhr. Nach all’ den Jahren,<br />

wo ich mich intensiv mit dem südlichen<br />

Afrika und dessen Menschen befasst<br />

habe, freute ich mich so sehr über<br />

Mandelas Befreiung, als wär’ ich selbst<br />

ein Südafrikaner». Als wagemutiger Reporter,<br />

der kein Blatt vor den Mund nahm,<br />

sass er ein paar Mal während seinen Südafrika-Einsätzen<br />

im Gefängnis, aber dies<br />

sei nicht so schlimm gewesen: «Ich bin<br />

jeweils nur kurz inhaftiert worden, und<br />

man hat mich anständig behandelt». Sein<br />

schwierigstes Erlebnis als Fernsehmoderator<br />

war der 11. September 2001:<br />

«Der Terroranschlag war meine grösste<br />

Herausforderung in den 27 Jahren beim<br />

Fernsehen. In diesem Chaos einen kühlen<br />

Kopf zu behaupten, fiel nicht leicht».<br />

... zum Musizieren<br />

Und ob es ein Leben nach der Tagesschau<br />

gibt!<br />

«Ich beschloss, das Fernsehen dann zu<br />

verlassen, wenn mir die Arbeit immer<br />

noch grosse Freude bereitet. Mein Entscheid<br />

war richtig. Heute habe ich das<br />

Glück, von der Musik und meiner Rente<br />

leben zu können!», meint Heinrich<br />

Müller zu seinem Abschied beim SFDRS.<br />

Noch als er beim Schweizer Fernsehen<br />

arbeitete, produzierte er bereits seine<br />

erste Platte: «Footsteps» wurde 2004<br />

innerhalb dreieinhalb Tagen in Nashville,<br />

Tennessee aufgenommen. «Dabei mache<br />

ich nicht mal Country», bemerkt Heinrich<br />

Müller lakonisch, dessen Zuhause mehr<br />

im Folk, Pop und Rock angesiedelt ist. Er<br />

ging damals vor allem wegen seines englischen<br />

Produzenten Tim Hinkley, der in<br />

Nashville lebt, in ein amerikanisches Studio.<br />

Das Debutalbum wurde von international<br />

bekannten Musikern eingespielt<br />

und avancierte gleich zum Schweizer<br />

Überraschungserfolg. Mit seiner vollen,<br />

sonoren Leadstimme und den Geschichten,<br />

die sein Leben schrieb, eroberte<br />

er das helvetische Publikum im Sturm.<br />

2006 legte Heiri Müller ein weiteres Album<br />

nach. Mit «Chains of Pearls» tourt<br />

der Singer-Songwriter derzeit durch die<br />

Schweiz. «Auf der Bühne bin ich offen<br />

und voller Energie. Es macht mir Spass,<br />

Menschen mit meiner Musik zu bewegen»,<br />

meint der grosse Chicago-Fan<br />

(«Chicago Transit Authority»: bekannte<br />

Funk-, Jazz- und Rockband in den<br />

Achtzigerjahren. Anm. d. Red.), der momentan<br />

schon wieder fleissig am Schreiben<br />

neuer Songs ist.<br />

Heinrich Müller, der Geniesser<br />

Er sei vor allem ein Geniesser der Natur,<br />

die ihn auch immer wieder zu neuen Liedern<br />

inspiriere. Es verginge kaum ein Tag,<br />

an dem er nicht durch Felder und Wiesen,<br />

zwischen Bäumen und Sträuchern streife.<br />

Er habe auch einen kleinen Garten, den er<br />

pflegt. Natürlich lese er oft und gerne, am<br />

liebsten in englischer Sprache. Und noch<br />

eine Leidenschaft, die Heinrich regelmässig<br />

auslebt: «Ich liebe es zu reisen. Am<br />

besten auf eigene Faust, nichts organisiert.<br />

Und mit Ruth reise ich so oft es geht<br />

nach Afrika ins Dörfchen Marama».<br />

Sitzend in Bewegung sein<br />

«Jeder Sitz, der sich bewegt, ist gut für<br />

mich!» So antwortet Heinrich Müller auf<br />

die Frage nach seinem «Sitz-Liebling».<br />

Schon als Kind habe er auf dem Spielplatz<br />

das «Rösslispiel» am meisten gemocht.<br />

Hauptsache, er bleibe in Bewegung. Zum<br />

Beispiel als passionierter Reisender im<br />

Zug, und zwar ausschliesslich in der<br />

2. Klasse: «Die Menschen in der 2. Klasse<br />

sind für mich oft interessanter und herausfordernder,<br />

und sie geben mir neuen<br />

Stoff für neue Lieder!»<br />

Wenn Sie mehr über Heinrich Müllers<br />

Musik erfahren wollen:<br />

www.heinrichmueller.ch<br />

Promitalk<br />

11<br />

Copyright: SF/Nik Hunger


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

Sohle versus Schuhe – oder beides zusammen?<br />

Der Fuss –<br />

kein Körperteil trägt mehr!<br />

Text: Fruitcake.ch<br />

Verein Podologie Methode Derks, Wien<br />

Franz Amann,Orthopädie-Schuhtechnik, Basel<br />

Christophe Bocherens, Vabene/Ortho-Team AG, Bern<br />

Die Tatsache, dass der Mensch zur Fortbewegung nur zwei Beine hat, dass zur Erhaltung des<br />

Gleichgewichts die kleine Grundfläche der Füsse ausreicht, zeigt schon, dass diese Füsse eine<br />

ausserordentlich komplizierte Kombination von Festigkeit, Elastizität, Beweglichkeit und Empfindungsvermögen<br />

darstellen. Zur Erfüllung dieser rein technischen Erfordernisse muss ein<br />

grosser Teil des gesamten Körpers beitragen. Dementsprechend bringen formale oder funktionelle<br />

Veränderungen an den Füssen eine Rückwirkung auf den Gesamtorganismus und selbstverständlich<br />

auch auf den Rücken zum Ausdruck.<br />

In diesem Beitrag möchten wir drei Produzenten/-innen zu Wort kommen lassen, die sich mit<br />

ihren Produkten auf den menschlichen Fuss und deren Auswirkung auf den Rücken – sei es mit<br />

Therapiesohlen oder speziellen Schuhen – spezialisiert haben.<br />

Muskeln stärken mit Therapiesohlen von Podotec<br />

Dank der eigenen Schuh-Boutique und<br />

dem Fussmassage-Angebot kommt<br />

Konstanze von Allmen ständig mit ihren<br />

Kunden in Kontakt – und hört nicht<br />

nur Positives. «Viele Menschen leiden<br />

unter Fussproblemen oder muskulären<br />

Verspannungen, die aufgrund von Veränderungen<br />

des Fussgewölbes entstehen.<br />

Diese Probleme können mit den<br />

bekannten orthopädischen Einlagen oft<br />

nicht vollständig korrigiert werden», sagt<br />

von Allmen.<br />

Eine Weiterentwicklung von stabilisierenden<br />

Einlagen seien spezielle, individuell<br />

angefertigte Therapiesohlen; sprich<br />

Podotec! Diese Sohlen stabilisieren nicht<br />

nur, sondern korrigieren und trainieren<br />

die Fussmuskeln; und dies ist einzigartig!<br />

So kann Fussdeformierungen entgegengewirkt<br />

und gleichzeitig können Verspannungen<br />

im Rücken- und Schulterbereich<br />

gelindert werden.<br />

Podologische Methode Derks –<br />

was ist das?<br />

Bei der Untersuchung werden Gelenkund<br />

Muskelfunktionen überprüft. Mittels<br />

eines Podogrammes (Fingerabdruck<br />

des Fusses) wird ersichtlich, an<br />

welchen Stellen der Körper falsch belastet<br />

wird und wie weit sich die Zentrierung<br />

des Körperschwerpunktes verschoben<br />

hat. Der Spezialist bedient sich<br />

zweier Methoden, der biomechanischen<br />

und der sensomotorischen Methode.<br />

Biomechanik befasst sich mit rein mechanischen<br />

Veränderungen, die über<br />

verschiedene Hebelmechanismen und<br />

Gewichtsverlagerungen den Stand der<br />

Knöchel, des Knies, der Hüfte und des<br />

Rückens verändern und dynamische<br />

Überbelastungen beheben. Bei der<br />

sensomotorischen Methode wird von<br />

der regulierenden Wirkung des Nervensystems<br />

auf Haltung und Muskelbelastung<br />

ausgegangen.<br />

Podogramm<br />

Differenzierung zur orthopädischen<br />

Einlagenversorgung<br />

Klassische Einlagen sind passive Einlagen,<br />

d.h., der Fuss wird in der Fehlstellung<br />

abgestützt. Die Fussmuskeln<br />

Medizin & Rücken<br />

15


16<br />

Medizin & Rücken<br />

«arbeiten» nicht ausreichend, was die<br />

Funktion des Fusses nicht nachhaltig<br />

verbessert.<br />

Therapiesohlen nach der Methode<br />

Derks sind aktive Einlagen, d.h., die<br />

Fussmuskeln müssen «arbeiten». Die<br />

Fussmuskulatur wird dadurch kräftiger,<br />

die Schrittabwicklung normalisiert sich<br />

und das Gangbild wird verbessert. Im<br />

Weiteren wird das Zusammenspiel der<br />

Fuss-, Bein- und Rückenmuskeln positiv<br />

beeinflusst.<br />

Bei der sensomotorischen Methode wird<br />

von der regulierenden Wirkung des Nervensystems<br />

auf Haltung und Muskelbelastung<br />

ausgegangen. Dies entspricht<br />

einer ganzheitlichen Wahrnehmung<br />

des Körpers und erhöht die Regeneration<br />

enorm.<br />

Ziele / Zielgruppen<br />

Gelenke werden entlastet, die Bewegung<br />

erleichtert und somit ein schmerzfreies<br />

Gehen, Stehen und Laufen gewährleistet.<br />

Personen mit Fussbeschwerden<br />

oder körperstatischen Beschwerden wie:<br />

Hallux Valgus, Hammerzehen, Vorfussschmerzen,<br />

Überdruckstellen am Fuss,<br />

Fersenschmerzen, Fersensporn, Ristschmerzen,<br />

Achillessehnenbeschwerden,<br />

Wadenschmerzen, Kniebeschwerden,<br />

Hüftschmerzen und Haltungsschmerzen<br />

der Wirbelsäule.<br />

Bei Kindern vom 2. bis 12. Lebensjahr<br />

wird nur die Beinrotation mittels<br />

Hebelmechanismen auf den<br />

Therapiebettungen beeinflusst, da<br />

die neurologische Entwicklung des<br />

menschlichen Körpers erst ab dem<br />

12. Lebensjahr ausgereift ist.<br />

Sportler: bei Hobby- und Profisportlern<br />

wird speziell auf die Körperbewegung<br />

für die jeweilige Sportart geachtet; das<br />

heisst z.B. beim Läufer auf die Beinrotation,<br />

auf den Auftrittswinkel, auf die<br />

Schrittabwicklung und auf die Körperhaltung.<br />

Quelle:<br />

Verein Podologie Methode Derks, A-1010<br />

Wien, www.podologen.at<br />

Podotec<br />

Konstanze von Allmen hat das Potenzial<br />

dieser Therapiesohlen erkannt, fertigt<br />

die individuellen Sohlen im eigenen Betrieb<br />

an und bietet diese seit März <strong>2008</strong><br />

auch an. Das Wissen eignete sie sich bei<br />

einem Pionier dieser Methode (Derks) in<br />

Holland an.<br />

Sohlen bestellen!<br />

Einer Bestellung geht vorrangig eine –<br />

durch einen Facharzt ausgeführte – orthopädische,<br />

ganzheitliche Körper-Analyse<br />

voraus. Für die Analyse, die Auswertung,<br />

den Entwurf und die Anfertigung<br />

der Therapiebettung werden ca. 1 bis<br />

2 Stunden benötigt.<br />

Kosten: Erstuntersuchung CHF 100.–,<br />

die erste Sohle CHF 250.–. Schon nach<br />

ca. 3 Monaten sind Veränderungen sichtbar,<br />

und die Aktivierungselemente in der<br />

Bettung müssen nachgestellt, d.h. versetzt<br />

werden. Der passende, richtig geformte<br />

Schuh zur Sohle ist immens wichtig.<br />

Mit der Produktion der renommierten<br />

Kandahar-Schuhen, die im gleichen Haus<br />

angesiedelt ist, kann das passende Model<br />

direkt vor Ort ausgesucht werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

Podotec AG, K. von Allmen, podotec.ch<br />

Was unter den Füssen ist, entscheidet, wie es dem Rücken geht!<br />

Wer die Ursachen kennt,<br />

kann handeln<br />

Der zivile Komfort und die veränderten<br />

Lebensgewohnheiten sind zwar sehr<br />

angenehm, haben uns aber viele Beschwerden<br />

eingebrockt. Der menschliche<br />

Bewegungsapparat ist dafür ausgelegt,<br />

täglich 20 km auf Naturboden gehen zu<br />

können, ohne davon Schaden zu nehmen.<br />

Studien aus Deutschland zeigen, dass die<br />

heutige Gehdistanz im Schnitt aber nur<br />

noch ca. 800 m beträgt.<br />

Sobald der Körper auf einem flachen<br />

und stabilen Untergrund steht oder geht,<br />

schaltet er zahlreiche nicht benötigte<br />

Muskeln ab, welche er zum Stabilisieren<br />

auf unebenem und weichem Naturboden<br />

aktivieren müsste, um aufrecht zu bleiben.<br />

Der energiesparende Stemmschritt<br />

auf flachem und hartem Boden verursacht<br />

im ganzen Körper Schläge, welche<br />

wir beim Barfussgehen, z.B. am schönen<br />

weichen Sandstrand, nicht haben.<br />

Deshalb empfinden fast alle Menschen,<br />

die schon einmal am Meer in den Ferien<br />

waren, das Barfussgehen am Strand<br />

als sehr angenehm, obwohl es anstrengender<br />

ist.<br />

Wer regelmässig auf instabilem Untergrund<br />

geht, trainiert die kleinen, kurzen<br />

Muskeln in den unteren Extremitäten,<br />

den Beinen und den Füssen. Dadurch<br />

wird die Reaktionsfähigkeit verbessert<br />

und das Hüft- und die Kniegelenke werden<br />

im Schnitt zu 19% entlastet 1 . Beim<br />

Stehen auf weichem Boden versucht der<br />

Körper aus energieeffizienten Gründen,<br />

seinen Schwerpunkt möglichst im Lot<br />

zu halten, dabei wird die Haltung um 10°<br />

aufgerichtet, die Rücken und Bauchmuskulatur<br />

ist zur Stabilisierung der Haltung<br />

aktiver, die Gesässmuskulatur ist 38%,<br />

die Oberschenkelmuskulatur 37% und<br />

die Wadenmuskulatur 38% erhöht 2 . Beim<br />

Barfussgehen in weichem Sand ist der<br />

Druck unter den Füssen besser verteilt<br />

und führt zur Entlastung der Ferse und


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

des Vorfusses 3 . Der Energieaufwand ist<br />

auf weichem Untergrund erhöht und reduziert<br />

besonders bei übergewichtigen<br />

Personen die Gelenkbelastung signifikant<br />

4 . Sensomotorisches Training auf<br />

instabilem Untergrund verbessert das<br />

neuromuskuläre System, was zu einer<br />

gesteigerten posturalen Körperstabilität<br />

und damit verminderter Sturzhäufigkeit<br />

führt 5 . Das Training der Unterschenkelmuskeln<br />

führt zu Kraftausdauer und<br />

Koordination, was eine erhöhte Sprunggelenkstabilität<br />

bewirkt 6 .<br />

regelmässig pro Tag ein Paar MBTs mit<br />

der weichen und runden Sohle zu tragen»,<br />

meint Franz Amann.<br />

Wie kann der Boden unter den<br />

Füssen verändert werden?<br />

Die Masai-Barfuss-Technologie wurde<br />

vom Schweizer Ingenieur Karl Müller vor<br />

10 Jahren entwickelt und basiert auf<br />

dem Prinzip «destabilisieren, sensibilisieren,<br />

mobilisieren». MBT-Schuhe bewirken<br />

all das, was Messungen beim Barfussgehen<br />

im Sand und die zahlreichen<br />

kleinen Rückenmuskeln zum Balancieren<br />

wieder aktiviert werden. Von 280 Rückenpatienten<br />

haben 67% angegeben, dass<br />

ihnen das MBT-Tragen viel bis sehr viel geholfen<br />

hat. Im Unterschied zu einem Training,<br />

welches Disziplin und Zeit benötigt,<br />

brauche es diese zwei Faktoren beim MBT<br />

nicht, da wir ohnehin Schuhe tragen.<br />

Krankenkassen, die sich mit MBT auseinander<br />

gesetzt und die Vorteile erkannt<br />

haben, bezahlen aus der Zusatzversicherung<br />

einen Teil an MBT.<br />

Ohne Veränderung<br />

keine Verbesserung<br />

Wer verstanden hat, für welche Bedingungen<br />

der Körper während der Evolution<br />

optimiert wurde, weiss, was er im Alltag<br />

verändern kann, um seine Beschwerden<br />

an den Füssen, Beingelenken oder im Rücken<br />

zu lindern.<br />

«Nur wissen was zu tun wäre hilft dem<br />

Rücken nicht, es sei denn, Sie setzen zu<br />

Ihrem Wohle das Wissen in die Tat um»,<br />

meint Franz Amann.<br />

Medizin & Rücken<br />

Weitere Informationen:<br />

www.swissmasai.ch<br />

17<br />

Was können wir unternehmen?<br />

Was gibt es für Möglichkeiten, den Körper<br />

wieder natürlicher zu gebrauchen? Die<br />

wohl teuerste und unpopulärste Massnahme<br />

wäre, bei allen Trottoirs den Teer<br />

zu entfernen, mit weichem Sand aufzufüllen<br />

und barfuss darauf zu gehen. Oder<br />

von den 10’000 Schritten, die das Bundesamt<br />

für Gesundheit BAG täglich empfiehlt,<br />

die Hälfte davon, etwa 2.5 km barfuss<br />

in der Natur zu absolvieren. «Oder<br />

1<br />

Prof. Dr. Benno M. Nigg, University of Calgary, CD.<br />

2<br />

Tim Vernon et al., Sheffield Hallam University, UK<br />

3<br />

Franz Amann, Adriane Lang, AMANN.ch AG<br />

Orthopädie-Schuhtechnik Basel, CH<br />

4<br />

Prof. Dr. Erich Müller, Universität Salzburg, A<br />

5<br />

Prof. Dr. A. Gollhofer, Universität Freiburg i.Br., D<br />

6<br />

Xaver Kälin, Praxisklinik Rennbahn Muttenz-Basel, CH<br />

oben aufgeführten Studien gezeigt haben.<br />

Durch die runde und weiche Sohle<br />

muss der Körper wieder mehr muskuläre<br />

Stabilitätsarbeit leisten. Im Gegensatz zu<br />

konventionellem Schuhwerk mit hartem<br />

Absatz hat der MBT einen eigens entwickelten<br />

weichelastischen «Masai Sensor».<br />

Damit bekommt der Träger ein ähnliches<br />

Gefühl wie beim Gehen in tiefem<br />

Sand oder weichem Moosboden, weil so<br />

der Fuss wieder mit der Ferse bei jedem<br />

Schritt in den Boden einsinkt.<br />

Gemäss Aussage von Franz Amann sollen<br />

Tausende von MBT-Trägern durch die<br />

Körperaufrichtung eine Linderung der<br />

Rückenbeschwerden verspüren, weil die<br />

Franz Amann<br />

AMANN.ch AG<br />

Orthopädie-Schuhtechnik<br />

Spezialgeschäft für Fuss, Schuh<br />

und Körperhaltung, Basel.<br />

Mehr Infos: www.amann.ch


vabene®–<br />

wirkungsvolle<br />

Methode gegen<br />

Rückenschmerzen<br />

Einseitige Körperhaltung und damit verbundene<br />

Überlastungen führen dazu,<br />

dass immer mehr Erwachsene und<br />

zunehmend auch Kinder über Rückenschmerzen<br />

klagen. Grund genug, an der<br />

Basis zu beginnen: Die vabene-Methode<br />

bringt sie wieder ins Gleichgewicht und<br />

lindert haltungsbedingte Beschwerden<br />

wirkungsvoll und dauerhaft – über einen<br />

körpereigenen Reflexmechanismus.<br />

18<br />

Medizin & Rücken<br />

Aber auch mangelnde Bewegung, häufiges<br />

Sitzen und eine falsche Arbeitshaltung<br />

gehören heute für viele zum Alltag.<br />

Wer Sportarten trainiert, bei denen einseitige<br />

Bewegungen gemacht werden,<br />

wie z.B. beim Golfspielen, leidet oft auch<br />

an den Auswirkungen eines muskulären<br />

Ungleichgewichts. Für den Körper bedeutet<br />

dies erhöhte, einseitige Belastungen.<br />

Auf Dauer kommt es zu sichtbaren Haltungsfehlern<br />

und aufgrund der ständigen<br />

Überbelastung der Muskulatur zu Verspannungen,<br />

Rückenbeschwerden, Kopfund<br />

Knieschmerzen.<br />

Die ganzheitliche Therapie<br />

Die vabene-Methode arbeitet nach ganzheitlichen<br />

Grundsätzen. Das heisst, dass<br />

nicht lediglich die Schmerzsymptome<br />

kurzfristig behandelt werden, sondern<br />

das Krankheitsbild und dessen Ursachen<br />

von Grund auf untersucht und therapiert<br />

werden.<br />

Jede auch nur vorübergehende Überlastung<br />

führt zu einer Überreizung oder zu<br />

Schmerzen – mit dem Effekt, dass sich<br />

die Körperhaltung und die Bewegungsabläufe<br />

im Körper verändern, um so<br />

dem Schmerz «auszuweichen». Eine<br />

Verspannung im Schulterbereich kann<br />

beispielsweise bewirken, dass sich das<br />

Becken verdreht. Durch eine automatisch<br />

veränderte Fussstellung versucht<br />

der Körper, das Gleichgewicht wiederzufinden<br />

und beizubehalten. Der Körper<br />

umgeht auf diese Weise vorübergehend<br />

den Schmerz. Diese Schonmuster manifestieren<br />

sich im Gehirn in der Folge<br />

als «normale» Bewegungsmuster. Die<br />

Gesamtkörperstatik gleicht sich diesem<br />

neuen Muster an und verändert so die<br />

komplette Körperhaltung. So kommt es<br />

zu dauerhaften Fehlhaltungen mit immer<br />

wiederkehrenden Schmerzen mit<br />

teils chronischen Folgen. Da der Körper<br />

von den Füssen getragen wird, sind<br />

diese Körperteile mögliche Ausgangspunkte,<br />

wenn es um die Korrektur einer<br />

fehlerhaften Körperhaltung geht.<br />

Neuro-muskuläre<br />

Wirkungszusammenhänge<br />

Der therapeutische Ansatz beruht auf den<br />

Erkenntnissen der Propriozeption nach<br />

Prof. Dr. René J. Bourdiol und Dr. Giuseppe<br />

Bortolin über neuro-muskuläre<br />

Wirkungszusammenhänge und deren<br />

Einfluss auf die Körperstatik. Damit der<br />

Mensch bei allen Bewegungen sein Körpergleichgewicht<br />

halten kann, überprüft<br />

und beeinflusst der Körper über spezielle<br />

Nervenzellen, so genannte Propriozeptoren,<br />

permanent den Zustand seiner<br />

Muskelspannung. Propriozeptoren<br />

befinden sich an vielen Stellen des Körpers,<br />

z.B. auf der Kopfhaut, an den Handinnenflächen<br />

und den Fusssohlen. Über<br />

das Prinzip von Meldung und Rückmeldung<br />

lösen propriozeptive Reize Muskelspannungen<br />

bzw. -entspannungen aus,<br />

um damit einen optimalen koordinierten<br />

und balancierten Bewegungsablauf zu<br />

ermöglichen.<br />

Diesen Mechanismus macht sich die<br />

vabene-Methode zunutze. Kleine Erhebungen<br />

in den speziellen Einlagen<br />

üben dabei eine Reizwirkung auf diese<br />

speziellen Nervenzellen in den Muskeln<br />

und Sehnen aus. Dadurch wird über das<br />

Zentralnervensystem die Spannung gewisser<br />

Muskelketten gezielt beeinflusst,<br />

um einen optimalen, koordinierten und<br />

balancierten Bewegungsablauf zu ermöglichen,<br />

was zu einer schrittweisen<br />

Normalisierung der Körperhaltung führt:<br />

Spannungen lösen sich, der Körper<br />

richtet sich auf, Schmerzen werden gelindert<br />

oder verschwinden ganz. Bewegungsabläufe<br />

in Alltag, Beruf und Sport


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

werden verbessert und dadurch wird die<br />

Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit gesteigert.<br />

Untersuchung des Bewegungsund<br />

Haltungsapparates<br />

Im Mittelpunkt der vabene-Methode steht<br />

eine sorgfältige Untersuchung des Bewegungs-<br />

und Haltungsapparates. Dabei<br />

werden das Wirbelsäulenprofil und die<br />

Körperstatik analysiert, die harmonische<br />

Funktion der Muskelketten untersucht,<br />

mögliche Beckenverdrehungen festgestellt<br />

und muskuläre Ungleichgewichte<br />

ermittelt, die Fehlhaltungen auslösen.<br />

Entsprechend dem Ergebnis der körperstatischen<br />

Untersuchung werden kleine,<br />

ein bis drei Millimeter dünne Plättchen,<br />

so genannte Prozeptoren, an genau definierten<br />

Punkten unter der Fusssohle<br />

platziert, um auf die neuro-muskulären<br />

Rezeptoren einzuwirken.<br />

Durch das Unterlegen der spezifisch<br />

geformten Plättchen wird ein körpereigener<br />

Reflex ausgelöst. Er läuft je<br />

nach stimuliertem Fussmuskel über bestimmte<br />

Muskelketten und breitet sich<br />

über den Körper aus. Der jeweilige Reflex<br />

kann Muskelspannungen im ganzen<br />

Körper verändern. Somit ist es möglich,<br />

funktionelle Fehlhaltungen, die durch<br />

eine «falsche» Muskelaktivität entstanden<br />

sind, zu korrigieren. Die Wirkung ist<br />

sofort spürbar. Auch der Kunde spürt<br />

diese Verbesserungen und kann somit<br />

auch entscheiden, ob er dann die Sohlen<br />

anfertigen lassen möchte! Die richtig<br />

positionierten Sohlenelemente werden<br />

anschliessend über modernste Scanner-<br />

Technologie erfasst. Danach erfolgt eine<br />

computergestützte millimetergenaue<br />

Herstellung der individuellen Therapiesohlen<br />

(CNC-Fräsverfahren). Diese neuro-muskulären<br />

Prozeptorsohlen sind nur<br />

wenige Millimeter hoch und können in<br />

den Schuhen, mit Absätzen bis zu 4 cm,<br />

bequem getragen werden.<br />

Diese erfolgreiche Methode versteht sich<br />

als eine Ergänzung zu den herkömmlichen<br />

Therapiemöglichkeiten. Sie ersetzt<br />

bei Beschwerden auf keinen Fall<br />

den Besuch beim Arzt oder Physiotherapeuten.<br />

Ortho-Team AG<br />

Christophe Bocherens<br />

Effingerstrasse 37, CH-3008 Bern<br />

Tel. 031 388 89 89<br />

info@ortho-team.ch, www.ortho-team.ch<br />

Medizin & Rücken<br />

Anzeige 19


Therapie<br />

Gelenkerkrankungen behandeln<br />

Text: ChiroSuisse<br />

20<br />

Medizin & Rücken<br />

Die Erkrankungen der Gelenke sind vielfältig und können<br />

auf sehr unterschiedliche Art und Weise entstehen.<br />

Schmerzen setzen oft einen Teufelskreis in Gang, der<br />

die Krankheit ständig verschlimmert. Hier setzt der Chiropraktor<br />

an, indem er zum Beispiel Gelenke mobilisiert und<br />

Spannungen in den Muskeln abbaut.<br />

Wenn ein Gelenk erkrankt, kann das sehr<br />

verschiedene Gründe haben. Die zu Grunde<br />

liegenden Störungen lassen sich in<br />

acht grosse Gruppen zusammenfassen:<br />

1. Störung des Stoffwechsels von Harnsäure<br />

(Gicht), Fett (gutartige Tumore),<br />

Kalk (Chondrokalzinose) oder Eisen<br />

(Hämochromatose).<br />

2. Hormonelle Störungen: Unterfunktion<br />

der Schilddrüse oder Zuckerkrankheit<br />

(Diabetes).<br />

3. Störung der Blutgerinnung kann dazu<br />

führen, dass Blut ins Gelenk eindringt.<br />

4. Blutkrankheiten: Entartete, zum Teil<br />

bösartige Blutzellen können die<br />

Gelenke angreifen.<br />

5. Krankheiten des Nervensystems:<br />

Syringomyelie, eine seltene Erkrankung<br />

des Rückenmarks, oder Lepra,<br />

eine Degeneration der sensiblen Nervenfasern,<br />

was unter anderem auch<br />

zu Verletzungen der Gelenke führt.<br />

6. Abnutzung durch zu starke oder einseitige<br />

Belastung (Arthrosen).<br />

7. Autoimmunkrankheit: Das Immunsystem<br />

greift eigenes Gewebe an<br />

und verursacht so Entzündungen wie<br />

rheumatoide Arthritis.<br />

8. Infektion durch Krankheitserreger,<br />

meistens Bakterien oder Viren.<br />

Wie Gelenke erkranken<br />

Abnützung des Gelenkknorpels und<br />

Entzündungen im Gelenk schädigen die<br />

Strukturen des Knorpels, was biochemische<br />

Abbauprodukte freisetzt. Diese<br />

ziehen, aufgrund ihres osmotischen<br />

Drucks, Flüssigkeit aus dem umgebenden<br />

Bindegewebe in das Gelenk. Das<br />

macht die Gelenkschmiere dünnflüssiger,<br />

wodurch die Reibung zunimmt.<br />

Schon eine normale Belastung schädigt<br />

nun das Gelenk weiter, und der Teufelskreis<br />

von Entzündung und Abnützung<br />

dreht sich immer schneller. Das Gelenk<br />

schmerzt, was die Muskeln aktiviert, sich<br />

stärker anzuspannen, um das Gelenk zu<br />

entlasten. Das führt zu Fehlhaltungen,<br />

weil die verkrampften Muskeln immer<br />

stärker und ihre natürlichen Gegenspieler<br />

(Antagonisten) immer schwächer<br />

werden. Das verschlechtert Koordination,<br />

Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit, was<br />

das Gelenk weiter schädigt. Die Masse<br />

des Knorpels nimmt stetig ab, stattdessen<br />

wird Kalk eingelagert, und der<br />

Knorpelbelag wird löchrig. Jede Bewegung<br />

schmerzt, selbst bei geringer Belastung.<br />

Das Gelenk schwillt an und fühlt<br />

sich warm an.<br />

Wann Gelenke erkranken<br />

Jede Frau und jeder Mann kann von Erkrankungen<br />

der Gelenke betroffen sein.<br />

Eine häufige Ursache ist zu starke und<br />

zu einseitige Belastung, zum Beispiel<br />

im Spitzensport. Auch Übergewicht und<br />

schlecht koordinierte Bewegungen können<br />

die Gelenke zu stark belasten, ebenso<br />

schlechtes Schuhwerk, vor allem auf<br />

harten, unelastischen Böden.<br />

Starke Verletzungen, zum Beispiel durch<br />

einen Sportunfall oder übermässiges<br />

Training, können der Auftakt zu einer länger<br />

dauernden Gelenkserkrankung sein.<br />

Aber auch die schleichende Überlastung<br />

durch eine Folge von kleineren Verletzungen<br />

kann dieselbe Wirkung erzeugen.<br />

Ernährung spielt im Allgemeinen keine<br />

grosse Rolle, ausser bei massiver Fehloder<br />

Mangelernährung. Hingegen stellen<br />

die genetischen Anlagen entscheidende<br />

Weichen, vor allem die Anfälligkeit für<br />

jene Stoffwechselleiden, die sich negativ<br />

auf die Gelenke auswirken können.<br />

So behandelt man<br />

erkrankte Gelenke<br />

Der Chiropraktor verfügt über eine ganze<br />

Reihe von bewährten Methoden, um<br />

Beschwerden in den Gelenken zu lindern<br />

und zu beheben. Dies betrifft vor allem<br />

auch die Gelenke der Wirbelsäule vom<br />

Hals bis hinunter zum Becken. Durch gezielte<br />

Manipulation mobilisiert der Chiropraktor<br />

blockierte Gelenke und leitet<br />

so eine Entspannung der verkrampften<br />

Muskeln ein, was einen wichtigen Schritt<br />

zur Besserung einleitet.<br />

Entzündungshemmende Massnahmen<br />

wie Kältepackungen, Vitamine, Enzyme<br />

und Medikamente unterstützen diese<br />

Behandlung ebenso wie Präparate gegen<br />

den Abbau des Knorpels. Leichte Bewegung<br />

mit Mass ohne Belastung (zum<br />

Beispiel im Wasser) kann wahre Wunder<br />

wirken.


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

Ergonomie im Spital – wie geht das?<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

in der Spital STS AG<br />

Text: Fruitcake.ch, Bilder: zvg<br />

Die Spital STS AG (Simmental-Thun-Saanenland AG) ist verantwortlich<br />

für die medizinische Spitalversorgung der regionalen<br />

Bevölkerung. Sie dient als Ausbildungsstätte verschiedenster<br />

Spitalberufe und ist ein bedeutender Arbeitgeber der Region.<br />

gesundsitzen möchte vor allem über die<br />

betriebsinternen Aktivitäten des Spitals,<br />

über die so genannte Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

(BGF), als Teil des<br />

betrieblichen Gesundheits-Managements<br />

(BGM), und im Detail über den Bereich Ergonomie<br />

am Arbeitsplatz berichten.<br />

Themenbereiche im Rahmen<br />

der BGF<br />

«Betriebliches Gesundheits-Management<br />

ist Chefsache», meint der Beauftragte<br />

BGF, Patrik Walther, bestimmt. Ja, denn<br />

75% der Spitalausgaben sind Personalkosten.<br />

Umso wichtiger erscheint es, in<br />

diesem Bereich genauer hinzuschauen.<br />

Hohe Absenzenrate<br />

Das Spital hat – wie viele andere Unternehmungen<br />

auch – eine zu hohe Absenzenrate.<br />

Diese gilt es zu senken, denn<br />

laut einer Studie des Alpha Kadermarktes<br />

(2004) können 65.8% der durch Fehlzeiten<br />

verursachten Kosten langfristig<br />

gesenkt werden.<br />

Nur, was sind die Gründe dieser<br />

Fehlzeiten?<br />

«Krank sein ist nicht alleine ein medizinisches<br />

Problem, Einfluss haben z.B. auch<br />

die Arbeitsmotivation, Mobbing und Stressfaktoren,<br />

Reorganisation, Führungsverhalten,<br />

persönliches Umfeld oder externe<br />

Einflüsse (Globalisierung, fremde Kulturen).<br />

Wichtig ist die Work-Life-Balance.<br />

Arbeitswelt und privates Leben sollten<br />

grösstmöglich in Balance sein. Unausgeglichenheit<br />

schlägt sich sofort auf das<br />

Befinden des Einzelnen aus. Die Folgen<br />

davon können Durchhänger, Krankheit<br />

bis hin zur Kündigung sein», betont<br />

Patrik Walther.<br />

Seit der Einführung der BGF-Massnahmen<br />

im 2006 konnten die Absenzen um mehr<br />

als 10% reduziert werden. Dies bedeutet<br />

eine Kosteneinsparung von ca. einer Million<br />

Franken.<br />

Attraktivität des Arbeitsplatzes<br />

erhöhen<br />

Mit der konsequenten Umsetzung der<br />

BGF-Massnahmen in der Spital STS AG<br />

wird das Bewusstsein für das eigene Gesundheitsverhalten<br />

der Mitarbeitenden<br />

gezielt gefördert. Damit erhöht sich die<br />

Attraktivität des Arbeitsplatzes noch weiter,<br />

und zudem werden Unkosten durch<br />

Fehlzeiten gesenkt sowie Zusatzbelastungen<br />

vermieden. Aus diesem umfangreichen<br />

Massnahmenkatalog wollen wir<br />

uns im Detail mit der Ergonomie am Arbeitsplatz<br />

befassen.<br />

Medizin & Rücken<br />

53<br />

Arbeitsplatzabklärung<br />

Die Arbeitsplatzabklärung wird für Einzelpersonen<br />

sowie für ganze Teams angeboten.<br />

Bei Teams werden im Anschluss an<br />

die Arbeitsplatzabklärung gezielte Massnahmen<br />

innerhalb eines Workshops vermittelt.


54<br />

Medizin & Rücken<br />

Arbeitsplatzabklärung (APA)<br />

Ziele:<br />

• Analysieren und Beurteilen der<br />

Arbeitssituation/des Arbeitsplatzes<br />

• Einleiten von notwendigen und<br />

gezielten Massnahmen zur<br />

Verbesserung der aktuellen<br />

Situation<br />

• Coaching und Betreuung in Bezug<br />

auf die körperliche Belastung am<br />

Arbeitsplatz<br />

Mögliche Inhalte:<br />

• Beurteilung von Sitz- und<br />

Stehpositionen<br />

• Beurteilung des Bewegungsverhaltens<br />

am Arbeitsplatz<br />

• Evaluation/Analyse belastender/<br />

ungünstiger Arbeitssituationen<br />

für den Bewegungsapparat<br />

(z.B. Heben von schweren Lasten,<br />

repetitive Bewegungen etc.)<br />

und mögliche Alternativen<br />

• Beurteilung von Raumklima,<br />

Licht, Lärm, Mobiliar, Bildschirmarbeit<br />

• Möglichkeiten einer Arbeitsplatzanpassung,<br />

zum Beispiel<br />

mit Hilfsmitteln oder Ausgleichsbewegungen,<br />

werden evaluiert<br />

und präsentiert und können<br />

ausprobiert werden.<br />

Die Ergonomie-Workshops sind ebenfalls<br />

ein Angebot der Spital STS AG, um allfällige<br />

unbefriedigende Arbeitssituationen betreffend<br />

die Ergonomie und die äusseren<br />

Rahmenbedingungen zu optimieren.<br />

Den Teilnehmenden wird ein theoretisches<br />

und ein praktisches Wissen vermittelt,<br />

welches ihnen helfen soll, den<br />

eigenen Arbeits-Alltag bewusster und<br />

ergonomischer zu gestalten. Als direkte<br />

Ergonomie-Workshop (WS)<br />

Ziele<br />

• Prophylaktischer Einfluss auf<br />

den Bewegungsapparat<br />

• Verminderung von bestehenden<br />

Problematiken des Bewegungsapparates<br />

• Steigerung der eigenen körperlichen<br />

Belastbarkeit<br />

• Optimierung des Einsatzes des<br />

eigenen Energiehaushalts<br />

Inhalt und Aufbau des Workshops<br />

• Theoretische Informationen über<br />

Strukturen und Funktionen<br />

unseres Körpers<br />

• Was ist Ergonomie?<br />

Wie kann ich diese im Alltag<br />

einsetzen?<br />

• Belastung und Belastbarkeit<br />

des Körpers bei der Arbeit und<br />

in der Freizeit<br />

• Informationen und Instruktionen<br />

in Bezug auf Sitzen, Heben,<br />

Stehen, berufsspezifische<br />

Situationen etc.<br />

• Praktische Umsetzung der<br />

Informationen direkt am<br />

eigenen Arbeitsplatz<br />

• Ausgleichsübungen für den<br />

Arbeitsalltag<br />

• Beantworten von Team- und/oder<br />

individuellen Fragen<br />

Folge erhofft man sich eine positive Wirkung<br />

auf die Belastbarkeit des eigenen<br />

Körpers.<br />

Pilot-Workshops<br />

Gestartet wurde bereits im letzten Jahr<br />

mit Workshops für zwei verschiedene Berufsgruppen.<br />

Bei der einen waren es vor<br />

allem Beschwerden wie: Nackenverspannungen,<br />

Rücken- und Kopfschmerzen<br />

und müde Augen, hervorgerufen durch<br />

häufige Bildschirmarbeiten, d.h. ständiges<br />

Sitzen vor dem Computer. Bei der<br />

anderen wurden die Beschwerden eher<br />

durch sehr langes Stehen – z.B. bei der<br />

Erstellung eines EKG – hervorgerufen.<br />

Als Folge konnten durch die Feedbacks<br />

vom Workshop direkte Anpassungen am<br />

Arbeitsplatz vorgenommen werden, wie<br />

z.B.:<br />

• Bildschirm-Höhe/-Distanz richtig<br />

einstellen<br />

• Optimierung der Arbeitsplatzgestaltung<br />

(PC, Tastatur, Maus etc.)<br />

• Neuer Bürostuhl<br />

• Korrekte Stuhleinstellung<br />

• Fussstütze<br />

• Umsetzung der Übungen für die Augen<br />

• Empfehlung, beim Telefonieren ab und<br />

zu aufstehen und/oder Benutzung von<br />

Headsets<br />

«Die Pilot-Probanden waren alle begeistert<br />

von den Workshops. Manchmal<br />

braucht es gar keinen grossen Aufwand<br />

– kleine Tipps oder Hilfsmittel wie z.B.<br />

ein Ballkissen oder das Installieren eines<br />

Headsets (zur Verminderung von Genickstarre<br />

bei längerem Telefonieren) bewirken<br />

schon eine beachtliche Linderung<br />

der Beschwerden. Die Mitarbeitenden<br />

sind froh und dankbar für unsere Inputs<br />

und Beratung», berichten Claudia Müller,<br />

Fachbereichsleitung Physiotherapie, und<br />

Esther Huggler, dipl. Physiotherapeutin.<br />

«Dieses positive Feedback gibt uns auch<br />

die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen<br />

Weg sind mit unserem Kurs-Angebot.»


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

Anmeldung bequem via Intranet<br />

Alle im Spital STS AG angebotenen Workshops<br />

oder Kurse können direkt via Intranet<br />

eingesehen werden. Relevante Informationen<br />

wie: Thema, Ort, Zeiten usw.<br />

sind aktuell abrufbar. Die Anmeldung zu<br />

den jeweiligen Kursen erfolgt mit 2–3<br />

Mausklicks.<br />

Eigenverantwortung<br />

«Ganz wichtig ist die Eigenverantworung<br />

der Teilnehmenden. Sie müssen selber<br />

aktiv werden, sich informieren und sich<br />

via Intranet anmelden. Wir bieten einfach<br />

die nötigen Strukturen, das Gerüst; den<br />

ersten Schritt zur Veränderung müssen<br />

jedoch die Mitarbeitenden selber machen»,<br />

erläutert Claudia Müller, Fachbereichsleiterin<br />

der Physiotherapie.<br />

Spital STS AG<br />

Die Spital STS AG gewährleistet als<br />

Regionales Spitalzentrum (RSZ) mit<br />

ihren Spitalbetrieben Thun, Zweisimmen,<br />

Saanen und der Klinik Erlenbach<br />

die Spitalversorgung für ca. 170’000<br />

Menschen. Über 92% aller notwendigen<br />

Spitalbehandlungen aus dem<br />

Einzugsgebiet werden in diesen Betrieben<br />

durchgeführt. Um dies zu gewährleisten,<br />

sind an den 4 Standorten<br />

rund 1’700 Mitarbeitende in einer Volloder<br />

Teilzeitstelle tätig.<br />

Weitere Informationen:<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

Spital STS AG<br />

Patrik Walther, Beauftragter BGF<br />

Krankenhausstrasse 12<br />

3600 Thun<br />

Tel. 033 226 22 18<br />

patrik.walther@spitalstsag.ch<br />

Esther Huggler, Patrik Walther und Claudia Müller<br />

Physiotherapie und Ergonomie<br />

Spital STS AG<br />

Claudia Müller<br />

Fachbereichsleitung Physiotherapie<br />

Esther Huggler, dipl. Physiotherapeutin<br />

Tel. 033 226 26 76<br />

physio@spitalstsag.ch<br />

Medizin & Rücken<br />

55


10 Minuten für Ihre Gelenke<br />

Geben Sie Verletzungen keine Chance: Das Kräftigungsprogramm von .<br />

Liegestütze oder Knieliegestütze –<br />

10 bis 20 mal<br />

Zwischen Fersen- und<br />

Zehenstand wechseln –<br />

20 mal<br />

Rumpf heben rücklings –<br />

3 x 10 Sekunden halten<br />

Medizin & Rücken<br />

57<br />

Kniebeuge –<br />

20 mal<br />

Rumpf heben –<br />

3 x 10 Sekunden halten<br />

Becken heben seitwärts –<br />

3 x 10 Sekunden halten<br />

Bein anheben –<br />

3 x 10 Sekunden halten<br />

Rumpf anheben –<br />

3 x 10 Sekunden halten<br />

Bein und Arm heben diagonal –<br />

3 x 10 Sekunden halten


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

Gesundheit<br />

Fitness beim Sitzen fördern<br />

Text: Jürg Hurter, Chirosuisse; Bilder: zvg<br />

Sitzen ist Zwang. Will man Beschwerden vermeiden, darf man<br />

sich nicht zu lange in einen Stuhl zwängen: Je öfter man aufsteht<br />

und sich bewegt, desto besser.<br />

Der Stuhl mag noch so gut sein: Wir sitzen<br />

zu viel. Schon in der Schule sitzen wir<br />

auf oft schlechten Stühlen und an starren<br />

Bänken. Wir sitzen im Büro oder in der<br />

Werkstatt. Wir sitzen im Auto. Wir sitzen<br />

abends vor den Fernseher.<br />

Dafür ist die kompliziert aufgebaute Wirbelsäule<br />

nicht geschaffen: Der Druck in<br />

den Bandscheiben ist beim Sitzen deutlich<br />

erhöht; ihre vierundzwanzig Wirbel,<br />

dreiundzwanzig Bandscheiben, achtundvierzig<br />

Gelenke, ihre vielen Muskeln,<br />

Sehnen und Bänder müssen ständig und<br />

ausgewogen bewegt werden. Belastet<br />

man einzelne Teile zu schwach, zu stark<br />

oder gar nicht, drohen Verkümmerung,<br />

Verhärtung oder Verschleiss: Das Zusammenspiel<br />

von Gelenken und Muskeln<br />

leidet, die Wirbelsäule wird unbeweglich,<br />

Fehlhaltungen nehmen überhand, man<br />

bewegt sich noch weniger – ein schmerzhafter<br />

Teufelskreis.<br />

Abwechslung und Bewegung sind die<br />

Schlüssel zum richtigen Sitzen. Zwei<br />

Meter auf dem allerbesten Bürostuhl<br />

zum nächsten Tisch rollen mag praktisch<br />

scheinen – aber es tut dem Rücken nicht<br />

gut. Besser ist es, immer wieder ein paar<br />

Schritte zu tun, gelegentlich ein Telefongespräch<br />

stehend zu führen und sich den<br />

Kaffee selbst zu holen ...<br />

Gute Stühle sind nicht billig; viel Entwicklung<br />

und hochwertige Materialien stecken<br />

in ihnen. Doch der teuerste Stuhl ist günstiger<br />

als ein kranker Rücken. Ausgezeichnete<br />

Sitzmöbel lohnen sich : Es darf nicht<br />

einengen, es muss stützen und entlasten<br />

und das Sitzen in Bewegung erlauben.<br />

Wenn der Rücken trotzdem schmerzt?<br />

Je eher z.B. der Chiropraktor untersucht<br />

und behandelt, desto weniger werden Beschwerden<br />

verschleppt und desto besser<br />

verhindert man chronische Schmerzen.<br />

Besser sitzen<br />

Abwechslung<br />

Schlecht ist auch die beste Sitzhaltung,<br />

wenn man sie seinem Körper zu<br />

lange aufzwingt.<br />

Kraft<br />

Unbeschadet sitzen kann man nur<br />

mit einer kräftigen Muskulatur. Muskelkraft<br />

erlangt man mit Bewegung,<br />

mit gezielter Gymnastik und Sport.<br />

Bewegung<br />

Wer unbeweglich sitzt, ermüdet rasch<br />

und leidet an Verspannungen und<br />

Fehlhaltungen: Auf dem Stuhl muss<br />

man sich bewegen können.<br />

Stehen<br />

Verstellbare Steh- und Sitzpulte sowie<br />

Pultaufsätze kommen dem Bewegungsdrang<br />

entgegen und erlauben<br />

das Arbeiten in möglichst vielen Positionen<br />

– sitzend und stehend.<br />

Alternativen<br />

Als Abwechslung zum Stuhl können<br />

Kniestühle, Sitzbälle, Stehhocker, Ballonkissen<br />

und anderes eingesetzt<br />

werden.<br />

Medizin & Rücken<br />

59<br />

Auto<br />

Der Autositz darf nicht einengen und<br />

muss im Falle eines Unfalles schützen. Die<br />

Kopfstütze reicht bis zur Scheitelhöhe.<br />

Hilfsmittel<br />

Fussstütze und -schemel, Handstützen<br />

und Manuskripthalter, Telefonkopfhörer<br />

und -mikrophon helfen,<br />

korrekt zu sitzen.


Sitzen in der Schule<br />

Schweizer Jugend testet!<br />

Für den Kassensturz-Bericht prüften Roman Gugger, Lea<br />

Aeschlimann und Pascal Dummermuth von der Wirtschaftsschule<br />

Thun je 10 Stühle an 13 Wirtschafts- und Handelsschulen<br />

in der gesamten Schweiz. 86 Schulen wurden angefragt.<br />

Die KV-Lernenden im 2. Lehrjahr testeten die Kriterien:<br />

1. Design, 2. Komfort, 3. mögliche Beschwerden (Rücken).<br />

Text und Fotos: Fruitcake.ch<br />

60<br />

Trends & Wissen<br />

gesundsitzen hat sich mit den drei innovativen<br />

TesterInnen hoch über dem Thunersee<br />

getroffen und sie zu folgenden<br />

Themen befragt;<br />

gesundsitzen: Wie seid ihr auf Kassensturz<br />

bzw. Schweizer Jugend testet<br />

gestossen? Warum habt ihr da mitgemacht?<br />

Was war der Auslöser?<br />

Im Rahmen der AusbildungsEinheit 2<br />

bekamen wir von unserem Lehrer die<br />

Projektaufgabe, an diesem Wettbewerb<br />

teilzunehmen. Wir konnten das Projekt<br />

resp. die damit verbundenen Arbeiten<br />

zu fast 90% während der Schulstunden<br />

bewältigen.<br />

gesundsitzen: Wie seid ihr auf die Idee<br />

mit den Stühlen gekommen?<br />

Durch Zufall – eigentlich wussten wir anfangs<br />

gar nicht so recht, in welche Richtung<br />

wir gehen wollten – hatten keinen<br />

spontanen Einfall. Als wir uns dann auf<br />

unseren Stühlen hin- und herfläzten, kam<br />

die Idee mit den Stühlen.<br />

gesundsitzen: Wie habt ihr die Anfrage<br />

für das Projekt gestartet – wie wurden<br />

die 86 Schulen angefragt?<br />

Die Bearbeitung des Prozesses begann<br />

mit dem Kreieren des Bewertungsbogens.<br />

Wir machten uns im Internet schlau<br />

über gesundes Sitzen, Eigenschaften der<br />

Stühle und Notwendigkeiten. Laufend<br />

entstand so ein Bewertungsformular.<br />

Die erstellten Bögen übersetzten wir in<br />

die Sprachen Englisch und Französisch,<br />

damit auch Schüler aus der Westschweiz<br />

und dem Tessin an der Umfrage mitmachen<br />

konnten und das Testresultat nicht<br />

aufgrund sprachlicher Differenzen verfälscht<br />

wurde. Zeitgleich machten wir<br />

die Adressen aller Wirtschafts- und Handelsschulen<br />

in der Schweiz ausfindig.<br />

Die Testanfragen verschickten wir dann<br />

direkt per Mail.<br />

gesundsitzen: Wie war das Feedback<br />

der Schulen? Positiv, speditiv, kooperativ<br />

?<br />

Das Feedback war sehr unterschiedlich –<br />

zum Teil kam – trotz «Znüni-Lockvogel»<br />

für die ersten Einsendungen – gar keine<br />

Reaktion. Die meisten Schulen haben aber<br />

schnell geantwortet und die Aktion wurde<br />

an ein bis zwei Schulen sogar als Anstoss<br />

gewertet, um eine mögliche Neuanschaffung<br />

der Schulstühle ins Auge zu fassen.<br />

gesundsitzen: Wie war die<br />

Zusammenarbeit mit dem Fernsehen,<br />

Ueli Schmezer und Team SF?<br />

Ueli Schmezer haben wir gar nicht kennengelernt.<br />

Das SF-Produktionsteam kam<br />

in unserer Schule vorbei und hat die Aufnahmen<br />

gemacht. Ca. drei Stunden für<br />

zwei bis drei Minuten Bericht – aber es<br />

hat trotzdem Spass gemacht, das Team<br />

war nett!<br />

gesundsitzen: Was sind die wichtigsten<br />

Kriterien bei einem Stuhl?<br />

Sicherlich die Verstellbarkeit der Sitzhöhe.<br />

Aber auch die Rückenlehne muss<br />

in der Neigung und Höhe verstellbar und<br />

flexibel sein.<br />

gesundsitzen: Was hat sich nach dem<br />

Test in eurer oder in anderen Schulen<br />

verändert?<br />

(wurden evtl. neue Stühle bestellt ...)<br />

An unserer Schule hat sich nichts verändert<br />

– unser Stuhl hat ja im Test mit dem<br />

3. Rang abgeschnitten, wir sitzen also<br />

bereits auf einem sehr guten Stuhl. Aber<br />

bei ein bis zwei anderen Schulen hat dieser<br />

Test doch eine Reaktion resp. einen<br />

Anstoss ausgelöst.<br />

gesundsitzen: Habt ihr schon neue<br />

Ideen von Produkten, die ihr schon<br />

lange einmal testen wolltet?


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

Nein – (alle lachen) – daran haben wir<br />

noch gar nicht gedacht!<br />

gesundsitzen: Auch eure zukünftige<br />

berufliche Tätigkeit wird voraussichtlich<br />

vorwiegend in sitzender Position<br />

vollbracht. Seid ihr jetzt sensibilisierter,<br />

was das Sitzen resp. den Stuhl<br />

anbelangt?<br />

Anzeige<br />

Ja; wir achten nun sicher mehr auf die<br />

Qualität eines Stuhls ganz allgemein.<br />

gesundsitzen: Würdet ihr bei anhaltenden<br />

Rückenschmerzen beim Arbeitgeber<br />

intervenieren, um einen Stuhl,<br />

der euren Bedürfnissen entspricht, zu<br />

erhalten?<br />

(alle lachen) Ja, würden wir – momentan<br />

ist dies zwar nicht der Fall – unsere Sitzunterlagen<br />

sind alle top – aber wir würden<br />

uns sicherlich zu wehren wissen!<br />

Folgende Schulen haben mitgemacht<br />

• Kaufmännische Berufsschule<br />

Solothurn<br />

• Berufsschule der Landschaft Davos<br />

• Kaufmännische Berufsschule<br />

Schwyz<br />

• KBZ St. Gallen<br />

• Handelsschule Ursula<br />

• Wirtschaftsschule KV Winterthur<br />

• Bildungszentrum Zürichsee<br />

• Berufsbildungszentrum Olten<br />

• EPAC Bulle<br />

• Wirtschaftsschule Thun<br />

• KBS Glarus<br />

• Handelsschule KV Aarau<br />

• Berufsschule Bülach<br />

Trends & Wissen<br />

61


Fitness-Ratgeber<br />

Kraftmaschine versus Hantel<br />

Text: Urs Geiger, physioswiss GYM medico, Basel; Bilder: zvg<br />

Die Diskussion über den Nutzen bzw. das Gefahrenpotenzial<br />

von Trainingsgeräten und Freien Gewichten ist nicht grundsätzlich<br />

zu führen. Es geht vielmehr darum, Vor- und Nachteile<br />

den Anforderungen des Anwenders durch Modifikation einer<br />

Übung anzupassen.<br />

Belastungskurve<br />

eines Gewichtes<br />

62<br />

Trends & Wissen<br />

Am Beispiel der Grundbewegung «Armbeugen»<br />

wird erkennbar, welche Bedeutung<br />

das Wissen um die physiologische<br />

Kraftentwicklung hat. Die Kraft der Beugemuskeln<br />

(z.B. Bizepsmuskel) ist vom<br />

Beugegrad abhängig. In der Mittelstellung<br />

der gesamten Beugebewegung bei ca. 90°<br />

ist die willkürlich erzeugbare Muskelkraft<br />

am grössten (100%); mit zunehmender<br />

Beugung (>90°) und Streckung (


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

der Kniebeuge wird der vordere Oberschenkelmuskel<br />

über das Kniegelenk<br />

gedehnt, während durch die gleichzeitige<br />

Beugung im Hüftgelenk eine kompensatorische<br />

Annäherung stattfindet. Für die<br />

hintere Oberschenkelmuskulatur verhält<br />

es sich genau umgekehrt. Damit wird<br />

sichergestellt, dass der Muskel seine Ruhelänge<br />

weitgehend erhalten kann und<br />

damit auch seine Kraft.<br />

Durch die lineare Bewegung des Massenschwerpunktes<br />

wird, im Gegensatz zur<br />

angulären Bewegung, keine übermässige<br />

Zu- bzw. Abnahme der Drehmomente generiert.<br />

Als weiterer Aspekt kommt jener<br />

der Koordination und Stabilisation hinzu.<br />

Die gleichgewichtserhaltende Feinregulierung<br />

der Rohkraft und die stabilisierende<br />

Kraft der Rumpfmuskulatur zum<br />

aktiven Schutz der Lendenwirbelsäule<br />

sind wertvolle Zusatzeffekte. Auf der entsprechenden<br />

Kraftmaschine «Beinpresse»<br />

sind diese sensomotorischen Fähigkeiten<br />

nicht zu erwarten.<br />

Aus gesundheitlichen Gründen darf der<br />

Aspekt der Bewegungsgeschwindigkeit<br />

nicht unberücksichtigt bleiben. Grundsätzlich<br />

ist eine lineare Bewegungsgeschwindigkeit<br />

gefordert. Linear heisst in<br />

Abb. 4: Unphysiologische Belastung ohne Widerstandsadaptation<br />

durch Cam (exzentrische Umlenkrolle).<br />

Abb. 5: Tiefe Hantelkniebeuge (squat) zur funktionellen Kräftigung der Beinstreckmuskelkette.<br />

diesem Zusammenhang gleich bleibend<br />

oder konstant, was Beschleunigung und<br />

damit Kraftspitzen am Umkehrpunkt<br />

der Bewegung ausschliesst. Langsames<br />

Bewegungstempo bedeutet gleichmässige,<br />

höhere Muskelspannung und damit<br />

auch Verbesserung des aktiven Gelenkschutzes.<br />

In einer Studie von W. Westcott,<br />

1994, wurde der Trainingseffekt bei unterschiedlichen<br />

Bewegungsgeschwindigkeiten<br />

untersucht. Als gleich wirksam<br />

haben sich für 10 Wiederholungen Belastungszeiten<br />

(Sekunden) von 4 (2/2),<br />

6 (2/4) und 8 (4/4) Sekunden erwiesen.<br />

Die lokale Ermüdung muss dabei innerhalb<br />

einer Belastungsdauer von 40 und<br />

80 Sekunden erfolgen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

• Mit langsamer Bewegungsgeschwindigkeit<br />

– zum Beispiel 2 Sekunden<br />

Gewicht heben, 4 Sekunden Gewicht<br />

kontrolliert senken – ist eine signifikante<br />

Verbesserung der Kraft garantiert<br />

(Minimierung des Drehmomentes<br />

bei Maximierung der Muskelspannung).<br />

• Widerstandsgeräte erlauben bei allgemein<br />

einfacher Bedienung eine gute<br />

Dosierbarkeit der Belastung. Die passive<br />

Stabilisation des Körpers ist meist<br />

gegeben. Aufgrund der ausgesprochenen<br />

Selektivität können Einzelmuskeln<br />

lokal optimal ausgereizt werden.<br />

Voraussetzung ist aber eine adaptierte<br />

Kraftübertragungsmechanik. Die Trainingswirkung<br />

basiert primär auf Prozessen<br />

der lokalenergetischen Energiebereitstellung<br />

ohne Umsetzung auf<br />

der neuromuskulären Ebene.<br />

• Das Training mit Freien Gewichten bedingt<br />

eine gute Körperwahrnehmung<br />

(Bewegungs- und Kraftsinn) und die<br />

Fähigkeit zur willkürlichen Gelenk- und<br />

Wirbelsäulenstabilisation. Die grosse<br />

Übungsvariabilität erlaubt individuelle<br />

Anpassungen an die geforderte Alltagsoder<br />

Sportbelastung. Die bewegungskoordinative<br />

Komponente ist meist<br />

zwingend enthalten. Für Trainingsunerfahrene<br />

ist die Instruktion durch<br />

eine kompetente Fachperson aber<br />

unerlässlich.<br />

Trends & Wissen<br />

63


Die sanfte Trainingsmethode<br />

Pilates –<br />

Körper und Geist in Harmonie<br />

Text: Beatrice Eggimann, Pilates Bern; Bilder: zvg<br />

64<br />

Trends & Wissen<br />

Die Pilates Methode ist eine einzigartige Trainingsmethode,<br />

die mit Konzentration, gezielten Bewegungen und Atmung innere<br />

Kraft schenkt und dem Körper Ausdauer, Stärke und Geschmeidigkeit<br />

verleiht. Körper und Geist werden gleichzeitig<br />

beansprucht und das Wohlbefinden wird gefördert.<br />

Im Pilates geht es nicht um Quantität,<br />

sondern um Qualität: Ein wesentlicher<br />

Grundsatz des Trainings ist die kontrollierte<br />

Ausführung aller Übungen und Bewegungen.<br />

Durch die Kontrolle werden<br />

die Übungen sicher und die Effizienz wird<br />

gesteigert. Genaue Ausführungen helfen<br />

die gewünschte Wirkung zu erzielen. Alle<br />

Übungen werden in fliessenden Bewegungen<br />

ausgeführt, ohne längere Unterbrechungen.<br />

Mit der Kontinuität werden<br />

neue Bewegungsmuster erlernt und gespeichert.<br />

Ziel ist es, Pilates in den Alltag<br />

einfliessen lassen und ein neues Bewegungsgefühl<br />

zu erhalten. Mit Hilfe der<br />

Imagination und Visualisierung werden<br />

kleinste Aktivitäten ausgelöst, welche die<br />

Methode unterstützen.<br />

Was bewirkt Pilates?<br />

• Pilates verbessert die Haltung<br />

• Mobilisiert und stabilisiert die<br />

Wirbelsäule<br />

• Kräftigt den Rumpf<br />

• Schenkt mehr Kraft und Beweglichkeit<br />

• Schult die Körperwahrnehmung<br />

• Verhilft zu mehr Entspannung und<br />

Harmonie<br />

• Verbessert die Balance<br />

Pilates ist ein ganzheitliches Training,<br />

welches Körper und Geist gleichzeitig<br />

beansprucht. Bewegungsmuster werden<br />

analysiert und können verbessert<br />

werden, Verspannungen und Fehlhaltungen<br />

kann entgegengewirkt werden.<br />

Die Pilates Methode arbeitet mit Prinzipien,<br />

welche sich optimal ergänzen:<br />

Die 7 Prinzipien von Pilates<br />

(nach der PILATES Bodymotion<br />

Methode)<br />

• Zentrierung<br />

• Atmung<br />

• Bewegungslänge und -weite<br />

• Gewichtsverlagerung und Alignement<br />

• Lockerheit und Entspannung<br />

• Schultergürtelorganisation<br />

• Gelenkartikulation<br />

Das Pilates kann in den verschiedensten<br />

Formen ausgeführt<br />

werden<br />

Für gesunde Personen verschiedenster<br />

Altersklassen und Fitness ist das generelle<br />

Pilates Training auf der Matte in der<br />

Gruppe geeignet. Gruppen können jedoch<br />

auch spezifisch auf ein Thema wie beispielsweise<br />

Schwangerschaft und Rückbildung,<br />

Seniorentraining, Rückenbeschwerden,<br />

Osteoporose, sportspezifisch<br />

etc. ausgelegt und das Pilates Training angepasst<br />

werden. Optimal berücksichtigt<br />

Joseph Pilates<br />

(1880–1967)<br />

Pilates wurde von<br />

Joseph Hubertus<br />

Pilates entwickelt.<br />

Schon im Kindesalter litt er an Rachitis,<br />

Asthma und rheumatischem<br />

Fieber. Pilates war fest entschlossen,<br />

diese gesundheitlichen Probleme zu<br />

überwinden, und so widmete er sich<br />

dem körperlichen Training. 1912 verliess<br />

Joseph Pilates seine Heimat in<br />

der Nähe von Düsseldorf, um nach<br />

England zu gehen. Während des Ersten<br />

Weltkrieges war er Gefangener<br />

in einem Lager und kümmerte sich<br />

um die Kriegsverletzten. Gerade unter<br />

diesen Umständen entwickelte er<br />

seine Trainingsmethode weiter. Sein<br />

Ziel war es, eine Art Rehabilitationstraining<br />

zu entwickeln. Bettlägerige<br />

Patienten sollten die Übungen ausführen<br />

können, um so Kraft und Flexibilität<br />

zu entwickeln. So entstanden die<br />

ersten Geräte mit Federnwiderstand.<br />

Nach dem Krieg zog es Joseph Pilates<br />

nach Amerika, in New York eröffnete<br />

er 1923 sein erstes Studio. Er starb im<br />

Jahre 1967.<br />

werden die Ziele und Schwachstellen<br />

eines Klienten beim Pilates Personal Training.<br />

Pilates kann von Kindern bis hin<br />

zu Senioren praktiziert werden und wird<br />

ebenfalls in der Rehabilitation und Physiotherapie<br />

angewendet.


05/<strong>2008</strong>/09 · gesundsitzen<br />

Gesunderhaltung mit Pilates<br />

Pilates soll in erster Linie der Gesunderhaltung<br />

und dem individuellen Fitnessmanagement<br />

dienen. Besonders im<br />

Pilates Personaltraining werden durch<br />

eine ausführliche Haltungsanalyse die<br />

Schwachstellen aufgedeckt. Ein individueller<br />

Trainingsplan wird unter der<br />

Berücksichtigung von Krankheits- und<br />

Beschwerdebildern erstellt und falsche<br />

Haltungs- und Bewegungsmuster können<br />

korrigiert werden.<br />

Pilates für Senioren<br />

Mit zunehmendem Alter reduziert sich<br />

Beweglichkeit, Muskelspannung und<br />

Muskelkraft jedes Menschen. Diese Reduzierungen<br />

vermindern die allgemeine<br />

Aktivität ebenso wie die Konzentrationsfähigkeit<br />

und Motivation. Diesem Leistungsverlust<br />

kann jedoch durch Training<br />

wie Pilates entgegengewirkt werden.<br />

Pilates für Kinder<br />

Viele Einflüsse der modernen Zivilisation<br />

beeinträchtigen das gesunde Bewegungsverhalten<br />

des Kindes. Langes<br />

Sitzen in der Schule, vor dem Fernseher<br />

oder dem Computer, intensive, zu einseitig<br />

belastende Sportarten oder Übergewicht<br />

führen zu Haltungsschwächen und<br />

muskulären Dysbalancen. Das Kinder<br />

Pilates unterstützt das Kind, sich besser<br />

wahrzunehmen, sich zu entspannen und<br />

Ruhe zu finden. Die Konzentration des<br />

Kindes wird gefördert und die Kreativität<br />

gesteigert. Mit einem spielerischen Pilates<br />

Training wird die Stabilität in der Tiefe,<br />

Balance, Aufrichtung erhöht und somit<br />

eine gesunde Haltung erzielt.<br />

Für welche Kinder ist Pilates<br />

geeignet?<br />

Grundsätzlich ist Pilates für alle Kinder<br />

im Schulalter geeignet.<br />

Insbesondere aber für Kinder mit:<br />

• Haltungsschwächen<br />

• Fehlhaltungen der Wirbelsäule oder<br />

Beinlängsachse<br />

• Körperwahrnehmungsschwierigkeiten<br />

• chronischen Atemwegserkrankungen<br />

Der beste Einstieg in die Pilates<br />

Methode<br />

Pilates anhand eines Buches oder einer<br />

DVD zu erlernen, ist enorm schwierig und<br />

kann ohne präzise Anleitung gesundheitliche<br />

Probleme mit sich bringen. Umso<br />

mehr empfiehlt es sich, bei einer ausgebildeten<br />

Fachperson die Einsteigertrainings<br />

zu besuchen. Ein professioneller<br />

Pilates Trainer fragt zuerst nach gesundheitlichen<br />

Beschwerden und kann so<br />

auf die körperlichen Schwachstellen des<br />

Kunden eingehen. Im Training werden die<br />

Übungen erlernt, und der Pilates Trainer<br />

überprüft die richtige Ausführung.<br />

Über Pilates Bern<br />

Pilates Bern wurde von Beatrice Eggimann<br />

im September 2004 gegründet<br />

und entwickelt sich seither stetig weiter.<br />

Von einer med. Masseurin zur Physiotherapeutin,<br />

von Tänzern zu Bewegungspädagogen,<br />

einer Hebamme und Erwachsenenbildnerin<br />

bildet das Team von Pilates<br />

Bern eine wunderbare ergänzende Einheit<br />

von Pilates Trainern, deren Leidenschaft<br />

es ist, die Pilates Methode zu vermitteln<br />

und Erfahrungen weiterzugeben.<br />

Weitere Informationen:<br />

Pilates Bern<br />

Studio für Pilates und Personal Training<br />

Beatrice Eggimann, dipl. Pilates Trainerin<br />

E-Mail: info@pilates-bern.ch<br />

Web: www.pilates-bern.ch<br />

Mobile: + 41 79 600 22 09<br />

Partner für Ausbildungen<br />

Pilates Bodymotion<br />

www.pilates-bodymotion.ch<br />

Trends & Wissen<br />

65<br />

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Medienmitteilung physioswiss<br />

Physiotherapie verboten?<br />

Die letzte Januarausgabe des «Beobachters» hat es auf den Punkt gebracht: Die Wirtschaftlichkeitsverfahren<br />

von santésuisse nehmen derzeit ungewöhnliche Formen an, die gravierende<br />

Auswirkungen auf die Physiotherapie haben. Die Ärzte sehen sich gezwungen, die durch<br />

sie veranlassten Kosten drastisch zu reduzieren und so keine oder deutlich weniger Physiotherapie<br />

zu verordnen. Im Kanton Tessin beispielsweise hat das Volumen neu verordneter Physiotherapie<br />

gemäss einer aktuellen Erhebung von physioswiss um mehr als 30 % abgenommen.<br />

Dies mit gravierenden Folgen für Patient und Physiotherapiepraxis.<br />

68<br />

Trends & Wissen<br />

Die Krankenversicherer haben gemäss<br />

KVG den gesetzlichen Auftrag, die Wirtschaftlichkeit<br />

der Leistungserbringer zu<br />

kontrollieren. santésuisse verpflichtet die<br />

in ihrer Kostenstruktur auffälligen Ärzte<br />

(in der Regel jene, die signifikant über den<br />

durchschnittlichen Kosten liegen) zur<br />

Rechenschaft und Begründung der Kosten.<br />

Im Positionspapier von santésuisse<br />

vom 25.10.2007 zu den Wirtschaftlichkeitsverfahren<br />

steht: «Damit (gemeint<br />

sind die Wirtschaftlichkeitsverfahren für<br />

die Ärzte) soll der Anreiz, Leistungen zu<br />

verschreiben statt sie selber auszuführen,<br />

verkleinert werden.» Indes berücksichtigt<br />

santésuisse bei der Messung<br />

der Kosten nur einen Teil der verordneten<br />

Leistungen (Eigenleistungen, Medikamente,<br />

Labor und Physiotherapie). Andere<br />

veranlasste Leistungen werden demgegenüber<br />

nicht berücksichtigt. Für die<br />

Physiotherapie, die in der Grundversicherung<br />

ausschliesslich auf ärztliche Verordnung<br />

erfolgt, hat dies gravierende Folgen.<br />

Der Arzt wird angehalten, auf die medizinisch<br />

indizierte Verordnung von Physiotherapie<br />

zu verzichten, oder er weicht auf<br />

eine andere paramedizinische Leistung<br />

aus, obwohl Physiotherapie im jeweiligen<br />

Fall wirksamer, zweckmässiger und wirtschaftlicher<br />

wäre. physioswiss verurteilt<br />

ein solches Vorgehen in aller Form und<br />

spricht sich gegen eine verdeckte Leistungsbeschränkung<br />

aus.<br />

Die Umsetzung der Wirtschaftlichkeitskontrolle<br />

zeigt regionale Unterschiede.<br />

Der Kanton Tessin ist gegenwärtig sehr<br />

stark betroffen. Bereits sind Physiotherapiepraxen<br />

gezwungen, Angestellte zu<br />

entlassen oder deren Arbeitspensum zu<br />

reduzieren, weil die Zahl der Patienten<br />

innert kürzester Zeit drastisch abgenommen<br />

hat.<br />

Die Physiotherapie hilft erwiesenermassen<br />

Kosten zu sparen. Seit zehn Jahren<br />

werden PhysiotherapeutInnen für ihre<br />

Leistungen mit dem gleichen Preis entschädigt<br />

und mussten in der Folge einen<br />

Physioswiss<br />

Die Physiotherapie ist mit den Ärzten<br />

und den Pflegenden eine der grossen<br />

Berufsgruppen im Gesundheitswesen.<br />

physioswiss – der Schweizer Physiotherapie<br />

Verband – vertritt die Interessen<br />

von über 7’500 selbstständig<br />

erwerbenden und angestellten PhysiotherapeutInnen.<br />

Kaufkraftverlust ihres Einkommens von<br />

über 10 % hinnehmen. Es ist nicht akzeptabel,<br />

dass sie nun auch noch unter einer<br />

in dieser Form unsinnigen Wirtschaftlichkeitskontrolle<br />

zu leiden haben.<br />

Auskunft erteilt Ihnen gerne die Geschäftsstelle<br />

von physioswiss, Tel. 041<br />

926 07 80 oder info@physioswiss.ch.<br />

Für ein Praxisbeispiel zum geschilderten<br />

Problem wende man sich an: Physiotherapie<br />

M. Schuurmans Stekhoven, Zürich,<br />

Tel. 044 383 12 11 oder<br />

info@physiotherapie-zuerich.ch<br />

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Möbel<br />

Checkliste Stuhl<br />

Text: ChiroSuisse<br />

70<br />

Trends & Wissen<br />

Mit dieser Checkliste können Sie prüfen, ob Ihre Stühle gut<br />

genug sind und worauf Sie bei einem Kauf achten sollten.<br />

Stühle können sehr unterschiedlichen<br />

Zwecken dienen und werden auf sehr<br />

unterschiedliche Art genutzt. Dementsprechend<br />

sind auch die Anforderungen<br />

sehr vielfältig. Grundsätzlich gilt: Je mehr<br />

Zeit man auf einem Stuhl verbringt, desto<br />

wichtiger ist es, dass er die Anforderungen<br />

an die Ergonomie erfüllt: Richtige<br />

Sitzhöhe, richtige Länge, Neigung und<br />

Beschaffenheit der Sitzfläche, Arm- und<br />

Rückenlehnen, Stütze des Rückens an<br />

der richtigen Stelle, insbesondere beim<br />

dynamischen Sitzen.<br />

Die vollständige Checkliste ist in erster<br />

Linie für Bürostühle gedacht, bei denen<br />

sämtliche Punkte erfüllt sein müssen.<br />

Bei jenen Stühlen, auf die man sich in<br />

der Regel nur kurze Zeit setzt und die für<br />

alle passen sollten, kann man die Punkte<br />

überspringen, die sich auf individuelle<br />

Abstimmung beziehen.<br />

Zweck des Stuhls<br />

• Stellt höchste Anforderungen an die<br />

Ergonomie.<br />

• Gemischte Büroarbeiten: Stellen hohe<br />

Anforderungen an die Ergonomie.<br />

• Gespräche, Konferenzen, Symposien:<br />

Bequem, rückenschonend, ergonomisch.<br />

• Essen und Trinken: Bequem, praktisch,<br />

stabil, gut zu reinigen.<br />

• Ausruhen: Gute, atmungsaktive, nicht<br />

zu weiche Polsterung.<br />

Nutzungsart des Stuhls<br />

• Dauer des Sitzens kurz oder lang.<br />

• Abwechslung zwischen Stehen und Sitzen<br />

oder dauerndes Sitzen.<br />

• Arbeit oder Entspannung und Erholung.<br />

Richtige Sitzhöhe<br />

• Die Füsse stehen flach auf dem Boden,<br />

ohne dass die Sitzfläche Druck auf die<br />

Oberschenkel ausübt.<br />

• Die Oberschenkel sind annähernd<br />

waagrecht, leicht nach vorne abfallend.<br />

• Bei einem Bürostuhl ist die Sitzhöhe<br />

stufenlos verstellbar.<br />

Richtige Länge der Sitzfläche<br />

• Bei aufrechter Haltung des Rückens<br />

wird dieser von der Rückenlehne gestützt,<br />

ohne dass die vordere Kante der<br />

Sitzfläche in den Kniekehlen spürbar ist.<br />

• Zwischen vorderer Kante der Sitzfläche<br />

und den Kniekehlen bleibt nicht wesentlich<br />

mehr Raum frei als eine Handbreite.<br />

Richtige Neigung der Sitzfläche<br />

• Die Sitzfläche ist leicht nach vorne geneigt.<br />

• Bei einem Bürostuhl ist die Neigung<br />

der Sitzfläche stufenlos verstellbar.<br />

Beschaffenheit der Sitzfläche<br />

• Es sind keine harten Kanten spürbar.<br />

• Bei einem Bürostuhl ist die Sitzfläche<br />

so hart gepolstert, dass sie guten Halt<br />

gibt, und so weich, dass keine Druckstellen<br />

zu spüren sind.<br />

• Bei einem Polstermöbel ist die Sitzfläche<br />

so weich gepolstert, dass sie bequem<br />

ist, aber so hart, dass man nicht<br />

einsinkt. Sie ist mit einem atmungsaktiven<br />

Material überzogen.<br />

Armlehnen<br />

• Erlauben Abstützen der Unterarme oder<br />

Ellbogen bei normaler Sitzposition.<br />

• Geben stabilen Halt auch bei stärkerem<br />

Aufstützen.<br />

• Erlauben beim Bürostuhl dynamisches<br />

Sitzen.<br />

Richtige Höhe der Rückenlehne<br />

• ca. 50 cm, gemessen von der Sitzfläche.<br />

Richtige Stütze des Rückens<br />

• Bürostuhl: Die Rückenlehne stützt<br />

den Rücken deutlich oberhalb der Beckenkante<br />

und deutlich unterhalb der<br />

Schulterblätter, an der Stelle des «hohlen<br />

Kreuzes» (Lordose).<br />

• Bürostuhl: Die Rückenlehne folgt dem<br />

Rücken bei der Bewegung nach vorne,<br />

nach hinten und zur Seite mit einem<br />

möglichst konstanten Druck (dynamisches<br />

Sitzen).<br />

• Essstuhl: Die Rückenlehne gibt dem<br />

Rücken bei Bedarf festen Halt und<br />

stützt optimal zwischen Beckenkante<br />

und Schulterblättern.<br />

• Polsterstuhl: Die Rückenlehne ist weich,<br />

aber doch fest gepolstert und mit einem<br />

atmungsaktiven Material überzogen.<br />

Dynamisches Sitzen<br />

• Wechsel zwischen aufrechter Position<br />

der Wirbelsäule und Neigung bis etwa<br />

45 Grad nach hinten, bei steter Stütze<br />

des Rückens.<br />

• Wechsel zwischen aufrechter Position<br />

und Neigung nach links oder rechts,<br />

bei steter Stütze des Rückens.<br />

• Wechsel zwischen freier aufrechter Sitzposition<br />

und Stütze im Kreuz, zwischen<br />

Beckenkante und Schulterblättern.<br />

• Aufstützen auf der Armlehne, links<br />

und/oder rechts.<br />

• Rotieren des Rumpfs nach links oder<br />

nach rechts, mit oder ohne Stütze im<br />

Rücken.

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