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ANGESAGT - Gemeindebrief Nr. 196

ANGESAGT - Gemeindebrief Nr. 196 für August, September und Oktober 2022

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Zum Thema: Begegnung<br />

<strong>Gemeindebrief</strong> liest, dann kann ich nur sagen:<br />

Gott saß die ganze Zeit dabei auf meinem blauen<br />

Sofa und ließ die Beine baumeln. Und ich<br />

hatte Gelegenheit, beim Sortieren und Ausmisten<br />

immer wieder in seine Richtung zu gucken<br />

und „unnötig, lieber Gott, richtig unnötig!“ zu<br />

sagen. Aber Gott lächelte nur und ließ mich<br />

meine Erfahrung machen, wie schön so ein Aufräumprozess<br />

gegen Ende sein kann, was einem<br />

da so alles begegnen kann, worüber man sich so<br />

Gedanken machen kann, wenn man einmal<br />

richtig Zeit dafür hat!<br />

Zum Thema – Begegnung<br />

Sich begegnen im Altersheim: Frühstück – Mittag – Abendbrot.<br />

Es treffen sich immer wieder dieselben<br />

Gesichter. Manchmal haben<br />

sich diese Gesichter beim Essen<br />

etwas zu sagen, oft nicht. Man<br />

kennt sich und dann auch wieder<br />

nicht. Und dann sind es<br />

immer wieder dieselben Geschichten:<br />

von der früheren<br />

schönen Wohnung, der Zeit, als<br />

man noch Fußballtrainer war.<br />

Man kann zwar kaum laufen, aber<br />

man will es nochmal versuchen. Viele träumen<br />

davon, wieder aus dem Heim auszuziehen.<br />

Der Betreuer wird gerufen, doch das Gericht<br />

hatte anders entschieden. Da kann der Betreuer<br />

gar nichts machen, kennt die Betreuten nur unzureichend;<br />

Manche Betreuer kommen nur selten,<br />

und manche kommen gar nicht.<br />

Manche Gesichter sind schon sehr alt. Man würde<br />

zu gerne wissen, welche Lebensgeschichte<br />

sich in ihre Falten eingekerbt hat. Stumme Gesichter,<br />

die einen fragend anschauen. Manchmal<br />

ein Schrei, dann wieder ein Ruf, ein Satz, bestehend<br />

aus fünf Worten, die man nicht versteht.<br />

Andererseits ein meist stummer älterer Herr,<br />

der sich eine Tageszeitung abonniert hat und<br />

Sigrid Witte<br />

täglich liest. Jüngere Gesichter haben<br />

noch mehr Leben in sich, spielen<br />

mit dem Handy, andere rauchen<br />

oder schlafen. Die Beschäftigungstherapie<br />

fällt z.Zt. aus.<br />

Positiv an einer solchen<br />

Wohnsituation ist, dass man<br />

nicht allein ist. Man ist vielleicht<br />

einsam, aber man ist nicht<br />

allein.<br />

Das Essen wird regelmäßig gebracht,<br />

man wird satt und meistens schmeckt es<br />

sogar.<br />

Den Patienten wird viel aus der Hand genommen;<br />

diejenigen, die noch rüstig sind, werden<br />

nicht gefordert. Es sind immer dieselben, die<br />

malen oder „Mensch ärgere Dich nicht“ spielen,<br />

für andere ist das Kinderkram. Sie kommen erst<br />

gar nicht. Es besteht die Möglichkeit zu Kochen<br />

oder zu Backen, aber die Zutaten müssen selbst<br />

gekauft werden: das überfordert so manches<br />

Portomonnaie.<br />

Einmal pro Woche fährt die Ergotherapeutin<br />

zum Einkauf; das ist für uns das Highlight der<br />

Woche, weil 2 – 3 Bewohner mitfahren können.<br />

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