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Programmheft, niedrige Auflösung - Humboldt-Forum Wirtschaft e.V.

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CHANCE RISIKO<br />

<strong>Programmheft</strong><br />

0 L R<br />

BESSER ÄNDERN!<br />

Der Einfluss von Macht und Wissen<br />

auf Veränderungsprozesse<br />

zum ökonomischen Symposium am 13./14. Mai 2004<br />

in der <strong>Humboldt</strong>-Universität zu Berlin<br />

unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Clement,<br />

Bundesminister für <strong>Wirtschaft</strong> und Arbeit


Donnerstag, 13. Mai 2004<br />

17.00 Eröffnungsrede<br />

Dr. Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft<br />

Freitag, 14. Mai 2004<br />

9.30 Einführungsvortrag<br />

Caio K. Koch-Weser, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen<br />

11.15<br />

bis<br />

13.15<br />

14.45<br />

bis<br />

16.45<br />

Säule 1<br />

Die Zukunft des Wissens<br />

– Veränderungsprozesse in<br />

Bildung und Information<br />

Podium 1.1<br />

Zwischen Anspruch und Markt<br />

– Strategien und Perspektiven<br />

in der Zeitungsbranche<br />

Moderation: Michael Hanfeld,<br />

Redakteur Feuilleton, »Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung«<br />

Prof. Dr. Michael Haller<br />

Abteilung Journalistik, Universität<br />

Leipzig<br />

Michael Rzesnitzek<br />

Geschäftsführer der »Financial<br />

Times Deutschland«<br />

Dr. Volker Schulze<br />

Hauptgeschäftsführer des BDZV<br />

Wolfgang Storz<br />

Chefredakteur, »Frankfurter<br />

Rundschau«<br />

Podium 1.2<br />

Zwischen curiositas und Relevanz<br />

– Reformen in der deutschen<br />

Hochschullandschaft<br />

Moderation: Kate Maleike,<br />

Redaktion »Campus & Karriere«,<br />

Deutschlandfunk<br />

Dr. Norbert Bensel<br />

Personalvorstand, Deutsche<br />

Bahn AG<br />

Grietje Bettin, MdB<br />

Bildungspolitische Sprecherin,<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

Prof. Dr. Jürgen Mlynek<br />

Präsident der HU Berlin<br />

Prof. Dr. Detlef Müller-Böling<br />

Leiter des CHE – Centrum für<br />

Hochschulentwicklung<br />

Säule 2<br />

Governance – Veränderungsprozesse<br />

im Interessenspiel<br />

der globalisierten <strong>Wirtschaft</strong><br />

Podium 2.1<br />

Motivation und Möglichkeit<br />

– Einfluss von Unternehmen<br />

auf ihr <strong>Wirtschaft</strong>sumfeld<br />

Moderation: Prof. Dr. Dr. Christian<br />

Kirchner, LL. M., Institutionenökonom,<br />

HU Berlin<br />

Dr. Tatjana Chahoud<br />

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik<br />

Jens Martens<br />

Vorstandsmitglied, WEED e. V.<br />

Dr. Lothar Meinzer<br />

Leiter des Sustainability<br />

Centers, BASF AG<br />

Jan Zilius<br />

Vorstand Personal und Recht,<br />

RWE AG<br />

Podium 2.2<br />

Global Governance –<br />

Spielregeln des globalen<br />

Wettbewerbs<br />

Moderation: Dr. Ursula Weidenfeld,<br />

leitende Redakteurin<br />

<strong>Wirtschaft</strong>, »Der Tagesspiegel«<br />

Dr. Rudolf Adlung<br />

Senior Economist, WTO<br />

Karl Falkenberg<br />

Handelsdirektor der EU-Kommission<br />

Dr. Sabine Schlemmer-Schulte<br />

MPI für ausländisches ö≠entliches<br />

Recht und Völkerrecht<br />

Dr. Claudia Wörmann<br />

Referentin für Außenwirtschaftspolitik,<br />

BDI<br />

Säule 3<br />

Weiter denken – Veränderungsprozesse<br />

in der Ökonomik<br />

Podium 3.1<br />

Vom Rat zur Tat? – Ökonomie<br />

und Politik in Reformprozessen<br />

Moderation: Dr. Sebastian Dullien,<br />

Redakteur Weltwirtschaft,<br />

»Financial Times Deutschland«<br />

Wolf Lotter<br />

Leiter Schwerpunkte, <strong>Wirtschaft</strong>smagazin<br />

»brand eins«<br />

Oswald Metzger<br />

Politikberater und freier Publizist<br />

Dr. Werner Rügemer<br />

Publizist und Lehrbeauftragter,<br />

Uni Köln<br />

Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann<br />

Präsident des DIW Berlin<br />

Podium 3.2<br />

Ökonomisches Neuland –<br />

der Wert von Werten für wirtschaftliche<br />

Akteure<br />

Moderation: Thomas Fricke,<br />

Chefökonom der »Financial<br />

Times Deutschland«<br />

Prof. Dr. Armin Falk<br />

Forschungsdirektor des IZA<br />

und Uni Bonn<br />

Dr. Jörg Rieskamp<br />

Psychologe am Max-Planck-<br />

Institut für Bildungsforschung<br />

Prof. Dr. Viktor J. Vanberg<br />

Walter Eucken Institut, Uni Freiburg<br />

17.00 Preisverleihung des Essay- und Rhetorikwettbewerbs, anschließend Schlusswort und geselliger Ausklang<br />

21.00 Party<br />

Das Symposium im Überblick


Herzlich willkommen!<br />

Wir freuen uns, Sie zu unserem Symposium<br />

»Besser ändern!« begrüßen zu dürfen<br />

Das <strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (HUFW) begrüßt<br />

Sie zu seinem diesjährigen Symposium –<br />

dem inzwischen vierten seit der Gründung des<br />

HUFW im Jahr 2000. Wir freuen uns, dass Sie<br />

unserer Einladung an die <strong>Humboldt</strong>-Universität<br />

gefolgt sind, um mit den anderen Gästen das<br />

diesjährige Thema zu diskutieren: »Besser ändern!<br />

Der Einfluss von Macht und Wissen auf<br />

Veränderungsprozesse«.<br />

Wir sind stolz, eine Veranstaltung wie dieses<br />

Symposium entgegen allen Schwierigkeiten organisiert<br />

zu haben. Streichungen und Umstrukturierungen<br />

an den Universitäten, besonders<br />

hier in Berlin, sind nicht nur in den Podiumsdiskussionen<br />

ein Thema für uns. Die Notwendigkeit<br />

zu ändern ist augenscheinlich – ob aber<br />

stets die bessere Wahl getro≠en wird, ist nicht<br />

allein eine Frage des Wissens. Machtstrukturen<br />

und Eigeninteressen der Beteiligten spielen, um<br />

es vorsichtig zu sagen, eine nicht minder große<br />

Rolle.<br />

Von der thematischen Ausarbeitung bis zur Finanzierung,<br />

von der Recherche bis zur konkreten<br />

Umsetzung am heutigen Tage wurde diese<br />

Veranstaltung von Berliner Studentinnen und<br />

Studenten in ihrer Freizeit neben dem Studium<br />

– und häufig auch neben der Finanzierung desselben<br />

– auf die Beine gestellt. Lassen Sie sich<br />

wie schon unsere Sponsoren und Medienpartner<br />

davon überzeugen, dass die Verwirklichung<br />

eines solchen Projekts mit Engagement und Eigeninitiative<br />

lohnt.<br />

Auch dieses Jahr konnten wir wieder hochkarätige<br />

Redner und Podiumsgäste aus Politik, <strong>Wirtschaft</strong><br />

und Wissenschaft gewinnen. Das Spektrum<br />

reicht von Dr. Arend Oetker, Präsident des<br />

Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft,<br />

und Jan Zilius, Vorstand Personal und Recht<br />

der RWE AG, über Caio Koch-Weser, Staatssekretär<br />

im Bundesministerium der Finanzen, bis<br />

hin zu Oswald Metzger; von Dr. Rudolf Adlung,<br />

Senior Economist bei der WTO, und Prof. Dr.<br />

Klaus F. Zimmermann, Präsident des DIW Berlin,<br />

über Grietje Bettin, Bildungspolitische Sprecherin<br />

der Grünen, und Dr. Tatjana Chahoud,<br />

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, bis<br />

hin zu Jens Martens, Mitglied des Vorstands von<br />

WEED e. V. – um nur einige Namen zu nennen.<br />

Wir sind zuversichtlich, dass es uns auch dieses<br />

Jahr wieder gelungen ist, unserem Gründungsgedanken<br />

gerecht zu werden, indem wir ökonomische<br />

Fragestellungen und ihre gesellschaftliche<br />

Relevanz interdisziplinär diskutieren.<br />

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und uns<br />

viel Vergnügen, Anregung, anspruchsvolle Diskussionen<br />

und neue Erkenntnisse.<br />

Ihr <strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

03


Faktor, um den sich die Speicherkapazität einer Festplatte zwischen<br />

1983 und 2004 erhöht hat: 4 Millionen<br />

Weitaus mehr als nur Zahlen.<br />

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MeiréundMeiré


Inhalt<br />

2 Das Symposium im Überblick<br />

Zeitlicher Ablauf und Übersicht aller Redner und Podiumsgäste<br />

3 Herzlich willkommen!<br />

Wir freuen uns, Sie zu unserem Symposium »Besser ändern!« begrüßen zu dürfen<br />

5 Inhalt<br />

6 Gutes Gelingen<br />

wünschen Schirmherr Wolfgang Clement und Universitätspräsident Professor Mlynek<br />

9 Essaywettbewerb<br />

in Kooperation mit der »Financial Times Deutschland« und dem Zienterra Institut<br />

für Rhetorik und Kommunikation<br />

10 Besser ändern!<br />

Der Einfluss von Macht und Wissen auf Veränderungsprozesse<br />

11 Eröffnungsrede und Einführungsvortrag<br />

Dr. Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft,<br />

und Caio K. Koch-Weser, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen<br />

13 Säule 1<br />

Die Zukunft des Wissens – Veränderungsprozesse in Bildung und Information<br />

14 Podium 1.1<br />

Zwischen Anspruch und Markt – Strategien und Perspektiven in der Zeitungsbranche<br />

19 Podium 1.2<br />

Zwischen curiositas und Relevanz – Reformen in der deutschen Hochschullandschaft<br />

22 Säule 2<br />

Governance – Veränderungsprozesse im Interessenspiel der globalisierten <strong>Wirtschaft</strong><br />

25 Podium 2.1<br />

Motivation und Möglichkeit – Einfluss von Unternehmen auf ihr <strong>Wirtschaft</strong>sumfeld<br />

29 Podium 2.2<br />

Global Governance – Spielregeln des globalen Wettbewerbs<br />

32 Säule 3<br />

Weiter denken – Veränderungsprozesse in der Ökonomik<br />

34 Podium 3.1<br />

Vom Rat zur Tat? – Ökonomie und Politik in Reformprozessen<br />

38 Podium 3.2<br />

Ökonomisches Neuland – Der Wert von Werten für wirtschaftliche Akteure<br />

43 Veränderungen beim HUFW<br />

Ein Blick nach vorn, zurück und hinter die Kulissen<br />

44 Das Kuratorium des HUFW<br />

45 Das HUFW-Team 2004<br />

46 Impressum<br />

47 Dank


06<br />

Gutes Gelingen<br />

wünschen Schirmherr Wolfgang Clement<br />

und Universitätspräsident Professor Mlynek<br />

Das <strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong> <strong>Wirtschaft</strong> freut sich, in<br />

diesem Jahr den Bundesminister für <strong>Wirtschaft</strong><br />

und Arbeit Wolfgang Clement als Schirmherrn<br />

des Symposiums gewonnen zu haben.<br />

Das diesjährige Symposium setzt sich mit<br />

den Möglichkeiten der Veränderung auseinander.<br />

Unter dem Titel »Besser ändern! Der Einfluss<br />

von Macht und Wissen auf Veränderungsprozesse«<br />

werden verschiedene Aspekte und<br />

Probleme der Ökonomie und ihre gesellschaftlichen<br />

Folgen diskutiert. Während seiner Amtszeit<br />

als Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens<br />

und nun als »Superminister« für <strong>Wirtschaft</strong><br />

und Arbeit sah und sieht sich Wolfgang Clement<br />

tagtäglich mit diesen politischen Problemen<br />

konfrontiert. Wir schätzen es sehr, unser Symposium<br />

unter die Schirmherrschaft eines mit<br />

der Thematik eng vertrauten Politikers stellen<br />

zu können.<br />

Sehr geehrte Gäste<br />

des <strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

als Präsident der <strong>Humboldt</strong>-Universität zu Berlin<br />

heiße ich Sie herzlich zum Symposium 2004<br />

willkommen!<br />

Mit dem Thema »Besser ändern! Der Einfluss<br />

von Macht und Wissen auf Veränderungsprozesse«<br />

beschäftigen Sie sich mit zentralen<br />

Fragen unserer Zeit: Wie kann und soll unsere<br />

wirtschaftliche und soziale Umwelt gestaltet<br />

werden?<br />

Die <strong>Humboldt</strong>-Universität entstand vor rund<br />

200 Jahren als Reformuniversität in einer krisenhaften<br />

Situation. Heute steht sie selbst Herausforderungen<br />

gegenüber, zu deren Bewältigung<br />

die Diskussion verschiedener Strategien entscheidend<br />

beitragen kann. Denn es entspricht<br />

dem Charakter unserer Universität, gesellschaftliche<br />

Entwicklung durch kritische Auseinandersetzung<br />

zu fördern. Gerade in Zeiten, in denen<br />

Wolfgang Clement, Jahrgang 1940, studierte<br />

Rechtswissenschaft in Münster.<br />

Nach dem Studium ging er zunächst als politischer<br />

Redakteur zur »Westfälischen Rundschau«;<br />

später wurde er Chefredakteur der<br />

»Hamburger Morgenpost«.<br />

Clement ist seit 1970 Mitglied der SPD und<br />

wurde 1981 Sprecher des SPD-Bundesvorstandes.<br />

Er hatte verschiedene politische Ämter in Nordrhein-Westfalen<br />

inne, im Frühsommer 1998<br />

wurde er dann zum Ministerpräsidenten von<br />

Nordrhein-Westfalen gewählt. Seit 1997 ist Clement<br />

im Bundesvorstand der SPD und ab 1999<br />

stellvertretender Bundesvorsitzender. 2002 berief<br />

ihn Bundeskanzler Gerhard Schröder zum<br />

Bundesminister für <strong>Wirtschaft</strong> und Arbeit.<br />

Heute gilt Wolfgang Clement als eine der<br />

treibenden Kräfte hinter den von der Bundesregierung<br />

angestoßenen Reformen.<br />

der Reformdruck wächst, halte ich den Austausch<br />

von Wissenschaft, <strong>Wirtschaft</strong> und Politik<br />

für wichtiger denn je.<br />

Besonders freut mich, dass das <strong>Humboldt</strong>-<br />

<strong>Forum</strong> <strong>Wirtschaft</strong> eigenverantwortlich von Studentinnen<br />

und Studenten verschiedenster Fachrichtungen<br />

und Hochschulen organisiert wird.<br />

Sie stellen damit nicht nur die eigene Leistungsbereitschaft<br />

unter Beweis, sondern fördern auch<br />

den interdisziplinären Dialog innerhalb und außerhalb<br />

der Universität.<br />

Dieses Engagement halte ich in besonderem<br />

Maße für unterstützenswert und danke deshalb<br />

auch den vielen Sponsoren, die durch ihren Beitrag<br />

die Durchführung des Symposiums ermöglichen.<br />

Ich wünsche Ihnen allen eine interessante<br />

Zeit und anregende Diskussionen.<br />

Prof. Dr. Jürgen Mlynek<br />

Präsident der <strong>Humboldt</strong>-Universität zu Berlin


zielstrebigkeit<br />

oder kurzfristiges denken?<br />

Langfristig interessieren uns kurzfristige<br />

Erfolge nicht. Unsere Strategie ist es, kontinuierliches<br />

Wachstum zu sichern. Z. B.<br />

durch die Fokussierung auf Nischenmärkte<br />

im Bereich Spezialchemie, innovative Produkte<br />

in der Pharma-Forschungspipeline,<br />

durch ein neues Genom-Forschungszentrum<br />

bei Boston und die Verstärkung der Marktpräsenz<br />

im weltweit größten Pharmamarkt<br />

USA. Mit diesen spielentscheidenden Zügen<br />

sichern wir auch in Zukunft unseren nachhaltigen<br />

Erfolg.<br />

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Essaywettbewerbes beim 4. Symposium<br />

des <strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong>s <strong>Wirtschaft</strong> 2004<br />

Studio und Trainigspark Bornheim/Bonn


Essaywettbewerb<br />

in Kooperation mit der »Financial Times Deutsch-<br />

land« und dem Zienterra Institut für Rhetorik<br />

Das <strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong> <strong>Wirtschaft</strong> veranstaltete<br />

in Kooperation mit der »Financial Times<br />

Deutschland« und dem Zienterra Institut für<br />

Rhetorik und Kommunikation in diesem Jahr<br />

zum ersten Mal einen Essaywettbewerb.<br />

Die Idee<br />

Der Essaywettbewerb soll auch in den kommenden<br />

Jahren als fester Bestandteil jedes Symposiums<br />

stattfinden. Dem Publikum wird damit neben<br />

der Beteiligung an den Podiumsdiskussionen<br />

eine weitere Möglichkeit geboten, sich mit<br />

der Thematik der Veranstaltung zu befassen.<br />

Der diesjährige Wettbewerb<br />

Die Autorinnen und Autoren waren in diesem<br />

Jahr aufgerufen, zum Thema »Gesellschaft, Politik<br />

und <strong>Wirtschaft</strong> – was muss und kann sich<br />

deiner Ansicht nach ändern?« einen Essay von<br />

1 000 bis 1 500 Wörtern zu verfassen. Es galt,<br />

nötige und mögliche Änderungen argumentativ<br />

darzulegen.<br />

Besonderen Wert legten wir in diesem Zusammenhang<br />

darauf, dass nicht kleinteilige Lösungen<br />

für spezialisierte Probleme präsentiert<br />

wurden, sondern dass das »große Ganze« im<br />

Blickfeld blieb und undogmatische Antworten<br />

auf allgemeine Fragen gefunden wurden.<br />

Da die Fragestellung nicht nur ökonomische,<br />

sondern jegliche Betrachtungsweisen zu-<br />

ließ, blieben wir unserem Ziel treu, ökonomische<br />

Themen in einen interdisziplinären und<br />

gesamtgesellschaftlichen Kontext einzubetten.<br />

Der »Alfred Rademacher Rhetorik Preis«<br />

zur Förderung der Redekultur<br />

Über den reinen Essaywettbewerb und dessen<br />

Prämierungen hinaus gehend wird in diesem<br />

Jahr unter den Einsendern zusätzlich der »Alfred<br />

Rademacher Rhetorik Preis« verliehen.<br />

Die Verfasserinnen und Verfasser der zwanzig<br />

besten Essays nehmen am Donnerstag, dem<br />

13. Mai 2004, an einem Rhetorikworkshop des<br />

Zienterra Instituts für Rhetorik und Kommunikation<br />

teil. Der beste siebenminütige Vortrag<br />

über das Thema des eigenen Essays wird mit<br />

dem »Alfred Rademacher Rhetorik Preis« durch<br />

das Institut für Rhetorik und Kommunikation<br />

prämiert.<br />

Die Preisverleihungen und Preise<br />

Sowohl die Preise für die besten Essays als auch<br />

der »Alfred Rademacher Rhetorik Preis« werden<br />

im Rahmen des Symposiums vor dem Schlusswort<br />

um 17 Uhr am Freitag, dem 14. Mai 2004,<br />

verliehen. Für die besten Essays werden Sachpreise<br />

im Wert von 4 000 € vergeben. Der »Alfred<br />

Rademacher Rhetorik Preis« ist mit einem<br />

Rhetorikseminar inklusive Anreise und Unterkunft<br />

dotiert.<br />

09


10<br />

Besser ändern!<br />

Der Einfluss von Macht und Wissen<br />

auf Veränderungsprozesse<br />

Ein komplizierter Titel schmückt das diesjährige<br />

Symposium des <strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

»Ändern«, »Macht« und »Wissen« berühren<br />

sich auf engstem Raum und erö≠nen<br />

mannigfaltige Assoziationsmöglichkeiten.<br />

Worum geht es?<br />

Denkt man – im Kantjahr sei’s verziehen – über<br />

die Bedingungen der Möglichkeit der Veränderung<br />

nach, dann sieht man schnell, dass man<br />

schnell nicht weiter kommt. In einer ersten Annäherung<br />

an den Begri≠ »Veränderung« ist zu<br />

erkennen, dass der Begri≠ »Wissen« ebenso benötigt<br />

wird wie »Macht«, um Veränderung zu<br />

konzeptionalisieren.<br />

Voraussetzungen für Veränderungen<br />

Wissen ist nötig, um auf eine Veränderung zu<br />

reagieren. Man kann eine »Veränderung« der –<br />

sei es inner- oder außergesellschaftlichen – Umwelt<br />

nur dann feststellen, wenn man über die<br />

Mittel verfügt, Kontinuitäten und Abweichungen<br />

über die Zeit zu begreifen. Ansonsten könnte<br />

eine Veränderung weder beobachtet noch beschrieben<br />

werden.<br />

Auch um aktiv zu ändern, benötigt man<br />

Wissen. Man muss wissen, welche Handlungsoptionen<br />

zur Verfügung stehen und wie man<br />

sie umsetzen kann. Wissen über die eigenen<br />

Möglichkeiten und Informationen über den zu<br />

ändernden Gegenstand sind die Grundlage jeder<br />

Entscheidung. Erst Wissen über sich und die<br />

Welt lässt Gegenstände und Möglichkeiten hervortreten.<br />

Schaffung und Beschränkung von Möglichkeiten<br />

Diese Möglichkeiten werden von Machtstrukturen<br />

determiniert. Um eine Änderung durchzuführen,<br />

muss man in der Lage sein, Maßnahmen<br />

zu ergreifen, Optionen zu selektieren.<br />

Machtstrukturen können diese Möglichkeiten<br />

ebenso hervorbringen wie einschränken. Veränderungen<br />

können ebenso verhindert wie in<br />

Gang gebracht werden.<br />

Der Kreis schließt sich: Macht wirkt auf Wissen<br />

Wissen und Unwissen sind ihrerseits wiederum<br />

Machtfaktoren. Wer über Informationen verfügt,<br />

verbessert seine Möglichkeiten, erhöht die<br />

Anzahl der zur Verfügung stehenden Optionen<br />

und kann so flexibler und e≠ektiver handeln<br />

oder reagieren. Das stärkt die Machtposition<br />

und weitet den Einfluss der eigenen Entscheidungen<br />

aus.<br />

Wer über Macht verfügt, kann Form und Verbreitung<br />

von Wissens bestimmen. Man muss<br />

nicht gleich an die Katholische Kirche denken,<br />

um zu sehen, wie eine Wissenspolitik zur Sicherung<br />

des Status quo, zum Machterhalt genutzt<br />

wurde – ein Blick in die Welt von Nordamerika<br />

bis Nordkorea sollte reichen, um zu erkennen,<br />

wie mit Information Machtpolitik betrieben<br />

wird.<br />

Aber nicht genug damit, dass Macht Wissen<br />

einschränkt: Macht konstituiert auch Wissen.<br />

Erst die diskursive Verfassung von Wissen, die<br />

Koordination der Praktiken und der Abbau von<br />

Kontingenz lassen Wissen als Wissen entstehen.<br />

(Da wir weder ein Foucault-Seminar noch einen<br />

Kongress über Wissenssoziologie veranstalten,<br />

sollte dieser Zusammenhang hiermit ausreichend<br />

behandelt sein.)<br />

Das Symposium<br />

Die drei Säulen des diesjährigen Symposiums<br />

werden sich mit verschiedenen Aspekten dieser<br />

Problematik beschäftigen.<br />

• Säule 1 diskutiert die Implikationen, die sich<br />

aus der Krise des Bildungssystems und der<br />

Printmedien ergeben.<br />

• Säule 2 hat Entscheidungsprozesse in Unternehmen<br />

und Handlungsmotivationen auf<br />

globaler Ebene zum Thema.<br />

• Säule 3 beschäftigt sich mit Veränderungen<br />

in der ökonomischen Theorie.<br />

Trotz der Verschiedenheit der einzelnen Fragestellungen<br />

wir die Einheit klar: Es geht um<br />

den Zusammenhang zwischen Veränderung,<br />

Wissen und Macht, wobei jeweils ein anderer<br />

Aspekt beleuchtet wird.


Eröffnungsrede<br />

Dr. Arend Oetker<br />

Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und<br />

Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI)<br />

Dr. Arend Oetker ist geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Dr. Arend Oetker Holding GmbH &<br />

Co., Berlin.<br />

Er ist unter anderem Präsident des Verwaltungsrats<br />

der Hero AG und Vorsitzender des Aufsichtsrats<br />

der Schwartauer Werke GmbH & Co.<br />

KGaA. Arend Oetker hält Mandate im Aufsichtsrat<br />

der Cognos AG und der Degussa AG; er ist<br />

Mitglied des Aufsichts- und Gesellschafterrates<br />

Einführungsvortrag<br />

Caio K. Koch-Weser<br />

Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen<br />

Caio K. Koch-Weser wurde 1944 in Rolandia<br />

(Brasilien) geboren. Nach seinem Abitur im Jahr<br />

1964 studierte er Volkswirtschaft, Soziologie<br />

und Geschichte an den Universitäten in Münster,<br />

Berlin und Bonn.<br />

Sein Studium schloss er 1973 als Diplom-<br />

Volkswirt ab und nahm anschließend eine Tätigkeit<br />

bei der Weltbank in Washington auf. Von<br />

1977 bis 1980 war Caio K. Koch-Weser Assistent<br />

des damaligen Weltbank-Präsidenten Robert<br />

McNamara.<br />

der Merck KGaA und Mitglied des Verwaltungsrates<br />

der Bâloise Holding AG.<br />

Darüber hinaus ist Oetker Präsident des Stifterverbandes<br />

für die Deutsche Wissenschaft<br />

und Vizepräsident des Bundesverbands der<br />

Deutschen Industrie e. V., Präsidiumsmitglied<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft und<br />

Vorsitzender des Vorstands der Atlantik-Brücke<br />

e. V.<br />

Im Jahr 1991 übernahm er das Amt des Vizepräsidenten<br />

der Weltbank und hielt dieses bis<br />

1996 inne.<br />

Zurück in Deutschland, arbeitete er im Bundesministerium<br />

der Finanzen erst als geschäftsführender<br />

Direktor und seit Mai 1999 als Staatssekretär.<br />

In dieser Position ist Caio K. Koch-<br />

Weser zuständig für die Geschäftsbereiche Geld<br />

und Kredit, Internationale Finanz- und Währungsbeziehungen<br />

sowie Europapolitik.<br />

Er ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />

11


H U T H + W E N Z E L<br />

Die erfolgreichsten<br />

Karrieren haben<br />

in Garagen angefangen.<br />

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größtem Change-Prozess gibt es viel Raum für alle, die zum Beispiel als Ingenieur oder <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftler ihre<br />

Karriere in Schwung bringen wollen. Nach dem Motto: Wo viel passiert, kann man viel werden. www.bahn.de/karriere


Säule 1<br />

Die Zukunft des Wissens – Veränderungs-<br />

prozesse in Bildung und Information<br />

Technologischer Fortschritt, gestiegener Wohlstand<br />

und die damit einhergehenden Veränderungen<br />

unseres Alltags haben in den letzten<br />

Jahrzehnten zu einem Strukturwandel in unserer<br />

Gesellschaft geführt. Dieser Wandel ist dabei<br />

vor allem von Wissen und Information geprägt:<br />

Deren Aufnahme, Verarbeitung und Verbreitung<br />

spielen bei den Veränderungen eine maßgebliche<br />

Rolle.<br />

Zur Beschreibung dieses Phänomens bedienen<br />

wir uns oft des Begri≠s der Wissensgesellschaft<br />

und meinen damit eine Gesellschaft,<br />

in der die traditionellen Produktivkräfte Arbeit<br />

und Kapital an Bedeutung verlieren, während<br />

Wissen zu einem immer wichtigeren Faktor<br />

wird.<br />

Wissen als Ware?<br />

Wissen kann eine Ware sein, mit der sich Gewinne<br />

erzielen lassen – vor allem, wenn ein Informationsvorsprung<br />

gegenüber anderen möglich<br />

ist. So kann Fachwissen, das durch Investition in<br />

Forschung und Entwicklung entsteht, zu Wettbewerbsvorteilen<br />

führen. Doch das Wissen dient<br />

nicht nur als interner Produktionsfaktor, sondern<br />

trägt auch außerhalb des einzelnen Unternehmens<br />

zu ökonomischem Fortschritt sowie<br />

zur kulturellen und geistigen Entwicklung der<br />

Gesellschaft bei.<br />

Auf einen anderen Bereich, in dem Information<br />

als Ware betrachtet werden kann, soll<br />

in der ersten Podiumsdiskussion eingegangen<br />

werden: Der Zeitungssektor ist ein Markt, auf<br />

dem Informationen als Gut gehandelt werden.<br />

Doch die Schöpfung und Verbreitung von Information<br />

und Wissen durch Journalisten ist<br />

zugleich essentiell für das Funktionieren einer<br />

Demokratie.<br />

Zentral wird die Frage sein, ob in der gegenwärtigen<br />

Situation – einerseits unter finanziellem<br />

Druck und andererseits unter dem Druck<br />

der immer stärker werdenden Info- und Entertainment-Industrie<br />

– die klassischen Tageszeitungen<br />

noch ihre gesellschaftspolitische<br />

Rolle einnehmen können, wollen und sollen.<br />

Wissen als Wert?<br />

Wie problematisch es sein kann, Wissen zu einer<br />

Ware zu reduzieren, zeigen die derzeitigen<br />

Veränderungen im Bereich der Hochschulen.<br />

Auch hier halten betriebswirtschaftliche Ansätze<br />

Einzug und führen zur Verhärtung der Fronten<br />

zwischen denen, die Wissenschaft als Selbstzweck<br />

betrachten, und denen, die sie nach ihrer<br />

– ökonomischen oder gesellschaftlichen – Relevanz<br />

bewerten.<br />

Universitäten kommt in der Wissensgesellschaft<br />

eine besondere Rolle zu. Sie generieren<br />

nicht nur beständig neues Wissen, sondern<br />

verwandeln es auch in Humankapital. Im Fall<br />

der Hochschulbildung lässt sich Anwendungswissen<br />

als Element der Wertschöpfungskette<br />

kaum von intellektueller Selbstbildung trennen.<br />

Doch in diesem Kontext wird schnell die Frage<br />

nach den ö≠entlichen und privaten Anteilen der<br />

Bildungsinvestitionen gestellt. So verändert sich<br />

der Charakter von Hochschulbildung und das<br />

Zusammenspiel zwischen Universitäten, Fachhochschulen<br />

und anderen gesellschaftlichen<br />

Akteuren durch die zentralere Bedeutung von<br />

Wissen für den Wohlstand.<br />

Anspruch und Wirklichkeit<br />

Die realen Entwicklungen in den beiden Bereichen<br />

Printmedien und Hochschulbildung<br />

sowie die sich daraus ergebenden Perspektiven<br />

und Ansatzpunkte zu aktiver Verbesserung sollen<br />

im Rahmen der beiden Podiumsdiskussionen<br />

dieser Säule näher beleuchtet werden. Beide<br />

Podien setzen sich mit der Kluft zwischen<br />

Anspruch und Wirklichkeit auseinander.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

13


14<br />

Podium 1.1<br />

Zwischen Anspruch und Markt – Strategien und Perspektiven<br />

in der Zeitungsbranche<br />

»Die erste Freiheit der Presse besteht darin,<br />

kein Gewerbe zu sein.«<br />

— Karl Marx, Philosoph, Ökonom und Journalist<br />

»Die erste Freiheit der Presse war, ein Gewerbe<br />

zu werden.«<br />

— James Hamilton, Ökonom und Politikwissen-<br />

schaftler, Duke University, USA<br />

Die Presse zwischen demokratischem Auftrag<br />

und ökonomischen Zwängen<br />

Seit der Aufklärung kennen wir die Idee der kritischen<br />

Ö≠entlichkeit, welche mit dem Entstehen<br />

der freien Presse eine zusätzliche Dimension<br />

erhielt. Die Presse emanzipierte sich als unabhängiger<br />

politischer Faktor zunächst in den<br />

frühen Demokratien Englands, Amerikas und<br />

Frankreichs und wurde zum Vorbild für die junge<br />

Bundesrepublik. In dieser Funktion ist sie<br />

heute Grundlage für die freie Meinungsbildung<br />

und somit unabdingbare Voraussetzung<br />

für eine moderne Demokratie. Verankert in Artikel<br />

5 des Grundgesetzes besetzen die Bericht<br />

erstattenden Medien, zumindest theoretisch,<br />

neben Legislative, Exekutive und Judikative die<br />

so genannte vierte – die unabhängige, kontrollierende<br />

– Gewalt.<br />

Als wichtiges Medium einer kritischen Öffentlichkeit<br />

ist die Presse also eine Hauptvoraussetzung<br />

für eine gesunde Demokratie.<br />

In der Praxis aber sehen sich Zeitungen und<br />

andere Medien – trotz ihres hohen demokratischen<br />

Anspruchs – ebenfalls den Gesetzen des<br />

Marktes gegenüber. So wie alle anderen Unternehmen<br />

sind sie darauf angewiesen, ihr Produkt<br />

zu verkaufen. Ihre Kunden sind dabei nicht nur<br />

informationsbedürftige Leser, sondern auch<br />

Werbe- und Anzeigekunden. Stephan Ruß-Mohl,<br />

Professor für Journalistik, beispielsweise sieht<br />

den Journalismus durchaus provokant als reine<br />

Dienstleistung an. Dabei seien Nachrichten<br />

Waren, deren Bescha≠ung, Sichtung, Überprüfung<br />

und Weiterverbreitung Geld kostet und<br />

die obendrein leicht verderblich sind. Der Kommunikationshistoriker<br />

Michael Schmolke sieht<br />

Medien immer nur dort entstehen, wo es gesellschaftlichen<br />

Bedarf gibt.<br />

Im Zuge der schweren Krise im Medienbereich<br />

geraten demokratischer Anspruch und<br />

Marktabhängigkeit aneinander. Einerseits wird<br />

die herausragende Bedeutung und Notwendigkeit<br />

der vielfältigen Presselandschaft hervorgehoben,<br />

demgegenüber stehen auf der anderen<br />

Seite ein ökonomisches Kalkül und Machtbestrebungen<br />

verschiedener Akteure.<br />

Konzentration und Konsolidierung<br />

Der Glaube, dass Zeitungen als ö≠entliches Gut<br />

und Garant für Meinungsvielfalt in der Gesellschaft<br />

fest verankert und daher frei von ökonomischen<br />

Zwängen seien, ist bei Betrachtung<br />

der gegenwärtigen Entwicklung – vor allem auf<br />

dem Markt für Tageszeitungen – nicht mehr<br />

haltbar. Mit der andauernden Krise vor allem<br />

im Werbe- und Anzeigenbereich sehen sich Verleger<br />

zunehmend veranlasst, harte Konsolidierungsmaßnahmen<br />

zu unternehmen. Das Spektrum<br />

reicht von Stellenstreichungen, Schließungen<br />

von Außenstellen, Zusammenlegung<br />

von Ressorts bis hin zur kompletten Streichung<br />

von Beilagen, wie es zum Beispiel dem Magazin<br />

»jetzt« der »Süddeutschen Zeitung« oder den<br />

»Berliner Seiten« der »Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung« widerfahren ist. Es ist zu fragen, welche<br />

langfristigen Trends damit gesetzt werden.<br />

Sparen und kürzen sich die Zeitungen womöglich<br />

selbst in die Bedeutungslosigkeit? Und welche<br />

zusätzlichen Spielräume gibt es auf der Einnahmeseite?<br />

Um weitere Kosten zu senken, wird daneben<br />

laut über Zusammenschlüsse und Übernahmen<br />

anderer Blätter und Verlage nachgedacht, wie<br />

es die Diskussion um die Übernahme der »Berliner<br />

Zeitung« durch den Holtzbrinck-Verlag<br />

zeigt. Über die Zukunft des Mediums Zeitung<br />

herrscht Unsicherheit, auch innerhalb der Verlage<br />

und einzelnen Zeitungshäusern.


Gefahr für die Demokratie?<br />

Die Gefahren, die sich aus solchen Veränderungen<br />

ergeben, sind nicht zu unterschätzen. Eine<br />

Machtkonzentration innerhalb dieses empfindlichen<br />

Sektors könnte zum Missbrauch durch<br />

die Eigentümer führen, die ihre eigenen politischen<br />

und wirtschaftlichen Interessen auf diesem<br />

Wege durchsetzen bzw. den Leser direkt beeinflussen<br />

könnten. Mit Italien und dem dort<br />

stattfindenden Machtmissbrauch in der Medienlandschaft<br />

durch Silvio Berlusconi zeigt<br />

sich ein beängstigendes Beispiel.<br />

Inwiefern lassen sich solche Tendenzen auch<br />

in der deutschen Presselandschaft finden? In<br />

diesem Zusammenhang scheint es wichtig, dass<br />

momentane Pressekartellrecht und seine mögliche<br />

Novellierung genauer unter die Lupe zu<br />

nehmen. Ist es möglicherweise in seiner jetzigen<br />

Form kontraproduktiv? Inwiefern sind Vielfalt<br />

und Unabhängigkeit juristisch und politisch<br />

abzusichern?<br />

Rolle der Qualität<br />

Welche Rolle spielt die Bewahrung der Qualität<br />

einer Zeitung? Heribert Prantl von der »Süddeutschen<br />

Zeitung« zum Beispiel sieht eine<br />

gute Zeitung als Kulturgut, die es ähnlich einer<br />

ö≠entlich-rechtlichen Einrichtung zu schützen<br />

gilt. Im Gegensatz zu diesen finanziert sich der<br />

Printmedienbereich traditionell zu einem Drittel<br />

aus dem Vertrieb und zu zwei Dritteln aus<br />

Anzeigen. Die Entwicklung auf dem Anzeigenmarkt<br />

scheint jedoch eine paritätische Aufteilung<br />

dieser beiden Einnahmequellen zu forcieren,<br />

was bedeuten würde, dass sich der Leser<br />

mehr als bisher an den Kosten für die Qualität<br />

und ihrer Erhaltung beteiligen müsste – entsprechend<br />

der Idee »Was gut ist, muss auch teuer<br />

sein, und was teuer ist, muss auch gut sein«.<br />

Doch angesichts einer inflationären Medienlandschaft,<br />

kostengünstigeren Alternativen wie<br />

zum Bespiel den Online-Medien und der Tendenz,<br />

mit immer bunteren, schnelleren und<br />

boulevardorientierten Themen größere Lesergruppen<br />

zu erschließen, scheinen solche Gegenströmungen<br />

wenig Erfolg versprechend. Auch<br />

scheint es fraglich, das Angebot einer gewissen<br />

Qualität an Information und Wissen lediglich<br />

einer kleinen, finanziell besser ausgestatteten<br />

Elite bereitzustellen. Hier zeigen sich große Herausforderungen<br />

nicht nur an die Zeitungshäuser<br />

selbst, sondern insbesondere auch an die Politik,<br />

die ebenfalls ein Interesse haben könnte,<br />

einer allgemeinen Verflachung vorzubeugen.<br />

Staat oder Markt?<br />

Bei einer staatlichen Lösung besteht allerdings<br />

immer gleichzeitig die Gefahr einer politischen<br />

Einflussnahme. Inwieweit ist diese also<br />

vertretbar? Gleichzeitig scheinen die Möglichkeiten,<br />

Medienvielfalt und Qualität allein dem<br />

freien Markt zu überlassen, begrenzt zu sein.<br />

Denn er könnte den schnellen Tod für ein Gros<br />

der Zeitungen bedeuten, was aus rein ökonomischer<br />

Perspektive jedoch durchaus auch positiv<br />

gesehen werden könnte. Ökonomisch betrachtet<br />

steht derjenige am besten da, der die<br />

e≤zientesten Kosten- und Erlösstrukturen aufweist.<br />

Doch was sagt diese Theorie zur Güte und<br />

Notwendigkeit einer vielfältigen Zeitungslandschaft<br />

und der journalistischen Arbeit aus?<br />

Diese und andere Fragen zur Bedeutung der<br />

Tageszeitungen – stellvertretend für die Informationsmedien<br />

–, die Gefahren in der Gegenwart<br />

und die Möglichkeiten in der Zukunft sollen<br />

auf dem Podium kontrovers diskutiert werden.<br />

Dabei sollen sowohl die demokratischen<br />

Ideale als auch die wirtschaftliche Realität zur<br />

Sprache gebracht werden.<br />

15


16<br />

Podium 1.1:<br />

Zwischen Anspruch und Markt – Strategien und Perspektiven<br />

in der Zeitungsbranche<br />

Podiumsgäste<br />

Prof. Dr. Michael Haller<br />

Professor für Allgemeine und Spezielle Journalistik an der Universität Leipzig<br />

und Leiter der Abteilung Journalistik<br />

Michael Haller studierte Philosophie sowie Sozial-<br />

und Politikwissenschaften in Freiburg und<br />

Basel. Nach seiner politiktheoretischen Promotion<br />

und anschließendem Praktikum bei der<br />

»Badischen Zeitung« begann Haller, als Journalist<br />

zu arbeiten.<br />

Er war sowohl leitender Redakteur der »Basler<br />

Zeitung« als auch Autor der »Weltwoche« in<br />

Zürich. Haller arbeitete dann 13 Jahre als Redakteur<br />

und Reporter beim »Spiegel« und war zuletzt<br />

Leiter des Ressorts »Dossier« der »Zeit«.<br />

Michael Rzesnitzek<br />

Geschäftsführer der Financial Times Deutschland GmbH & Co. KG<br />

Michael Rzesnitzek wurde 1966 in Dernbach geboren.<br />

Schon vor dem Beginn seines Studiums<br />

war er in der Presse- und Ö≠entlichkeitsarbeit<br />

tätig. Er studierte Betriebswirtschaft an der Wissenschaftlichen<br />

Hochschule für Unternehmensführung<br />

(WHU) in Koblenz, mit Auslandsaufenthalten<br />

in Lyon und Manchester.<br />

Nach seinem Abschluss arbeitete Michael<br />

Rzesnitzek neun Jahre lang auf verschiedenen<br />

Positionen in der Geschäftsführung von Gru-<br />

Seit 1993 ist Michael Haller Professor für Allgemeine<br />

und Spezielle Journalistik an der Universität<br />

Leipzig. Des weiteren leitet er das Institut<br />

für praktische Journalismusforschung in<br />

Leipzig.<br />

Im Mittelpunkt von Hallers Lehre und Forschung<br />

stehen der Printjournalismus sowie<br />

die Beschäftigung mit dem Normensystem der<br />

Medienethik. Den dritten Kernbereich bildet die<br />

Entwicklung von praxisrelevanten Konzepten<br />

zum Qualitätsmanagement im Journalismus.<br />

ner + Jahr. Als Leiter »New Business Development«<br />

im Bereich Zeitungen übernahm er 1999<br />

die Verantwortung für alle Verlagsbereiche der<br />

neu gegründeten »Financial Times Deutschland«.<br />

Seit 2001 ist Michael Rzesnitzek alleiniger<br />

Geschäftsführer der »Financial Times Deutschland«<br />

– der einzigen erfolgreichen neu gegründeten<br />

überregionalen Tageszeitung seit Jahrzehnten.<br />

Dr. Volker Schulze<br />

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger e. V. (BDZV), freier Publizist<br />

Volker Schulze studierte Geschichte, Publizistik,<br />

Germanistik und ö≠entliches Recht in Frankfurt,<br />

Münster und Dortmund. Im Anschluss<br />

an seine Promotion arbeitete er als Redakteur<br />

bei verschiedenen westfälischen Regionalzeitungen.<br />

Zwischen 1965 und 1967 war Volker Schulze<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut<br />

für Publizistik in Münster sowie Korrespondent<br />

mehrerer regionaler Tageszeitungen. Er leitete<br />

bis 1976 die Abteilung Information und Ö≠entlichkeitsarbeit<br />

des Bundesverbandes Deutscher<br />

Zeitungsverleger (BDZV) und übernahm dann<br />

die Geschäftsführung des Verbandes Rheinisch-<br />

Westfälischer Zeitungsverleger in Düsseldorf.<br />

1980 wurde Dr. Schulze Geschäftsführer des<br />

BDZV, seit 1996 ist er Hauptgeschäftsführer.<br />

1991 übernahm er zugleich die Leitung der ZV<br />

Zeitungs-Verlag Service GmbH.<br />

Volker Schulze, der seit 1979 Lehraufträge<br />

an den Universitäten Göttingen, Dortmund, Bochum<br />

und Düsseldorf wahrnimmt, ist Verfasser<br />

zahlreicher medienwissenschaftlicher Bücher,<br />

u. a. von »Macht und Meinung«.


Wolfgang Storz<br />

Chefredakteur der »Frankfurter Rundschau«<br />

Wolfgang Storz wurde 1954 im württembergischen<br />

Tuttlingen geboren und begann seine<br />

Laufbahn bei der »Badischen Zeitung« in Freiburg,<br />

wo er nach einem verwaltungswissenschaftlichen<br />

Studium volontierte. Stationen<br />

beim Südwestfunk und bei der »Zeit« folgten.<br />

1984 ging Storz als Korrespondent für die<br />

»Badische Zeitung« nach Bonn, war dort in den<br />

folgenden Jahren als Berichterstatter und Kommentator<br />

tätig und baute die Hauptstadtredaktionsvertretung<br />

der »Freiburger Zeitung« auf.<br />

Parallel dazu schrieb er als Autor und Korres-<br />

Michael Hanfeld (Moderation)<br />

Leiter des Ressorts »Medien« der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«<br />

Michael Hanfeld wurde 1966 geboren. Er studierte<br />

Politik, Geschichte und Jura an der Universität<br />

Bonn.<br />

Seine journalistische Karriere begann Hanfeld<br />

als freier Mitarbeiter bei der »Bonner Rundschau«.<br />

Vor seinem Einstieg ins Feuilleton der<br />

»Frankfurter Allgemeinen Zeitung« arbeitete<br />

Michael Hanfeld als leitender Redakteur für das<br />

hauseigene F.A.Z.-Institut für Kommunikation<br />

und Medienentwicklung.<br />

Seit August 1995 ist Michael Hanfeld Redaktionsmitglied<br />

der »F. A. Z.«. Er leitet das Ressort<br />

»Medien« und verantwortet somit die Fernseh-<br />

pondent für das »Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt«,<br />

bei dem er Mitte der neunziger Jahre<br />

die Leitung der Politik- und Nachrichtenredaktion<br />

übernahm.<br />

Anschließend arbeitete Storz bei der IG Metall<br />

als Chefredakteur des Mitgliederorgans<br />

»metall« und entwickelte eine umfassende Neukonzeption<br />

der Gewerkschaftsmedien.<br />

Wolfgang Storz ist seit Oktober 2002 Chefredakteur<br />

der »Frankfurter Rundschau«. Zuvor<br />

arbeitete er zwei Jahre lang als stellvertretender<br />

Chefredakteur und Leiter des Ressorts »Seite 3«.<br />

und Radiokritik sowie die Berichterstattung in<br />

Medienangelegenheiten.<br />

Michael Hanfeld arbeitete bei der Entstehung<br />

der Radioseite der »F. A. Z.« mit, die 1999<br />

mit dem Hans-Bausch-Mediapreis ausgezeichnet<br />

wurde. Vor vier Jahren wurde Michael Hanfeld<br />

für seine journalistische Arbeit vom Grimme-Institut<br />

mit dem Bert-Donnepp-Preis für<br />

Medienpublizistik ausgezeichnet. Dieser Preis<br />

zeichnet eine kritische Auseinandersetzung mit<br />

der Rolle der Medien in der Gesellschaft aus<br />

und betont die Bedeutung der freien Presse in<br />

der Demokratie.<br />

17


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Podium 1.2<br />

Zwischen curiositas und Relevanz – Reformen in der deutschen<br />

Hochschullandschaft<br />

<strong>Humboldt</strong>s Idee der Vereinigung von Forschung<br />

und Lehre machte Deutschland im 19. Jahrhundert<br />

zur führenden Wissenschaftsnation. Doch<br />

Untersuchungen wie die OECD-Studie »Education<br />

at a Glance« zeigen, dass die deutschen<br />

Hochschulen ihren internationalen Führungsanspruch<br />

verloren haben. So hat der Übergang<br />

von der Eliten- zur Massenbildung den Charakter<br />

der Universitäten verändert. Hochschulbildung<br />

wird mittlerweile als Schlüssel zur »Wissensgesellschaft«<br />

begri≠en und gewinnt als Zukunftsinvestition<br />

an Bedeutung. Besonderes<br />

Augenmerk gilt den Beschäftigungschancen der<br />

Absolventen und der Neuausrichtung der Forschung<br />

als Innovationsgarantie zur Sicherung<br />

des <strong>Wirtschaft</strong>sstandorts Deutschland.<br />

Rütteln an universitären Grundpfeilern<br />

Die sichtbarsten Veränderungen an den deutschen<br />

Hochschulen finden derzeit in der Neuordnung<br />

der Studienmodelle statt. Im Zuge des<br />

Bologna-Prozesses, in dem sich über dreißig europäische<br />

Länder zur Scha≠ung eines gemeinsamen<br />

Hochschulraums verpflichteten, sollen<br />

an den Universitäten und berufsorientierten<br />

Hochschulen Europas die herkömmlichen Studienstrukturen<br />

durch die Einführung von Bachelor-<br />

und Masterstudiengänge einheitlich<br />

gestaltet werden. Die Auswirkungen dieser Reform<br />

reichen gerade in Deutschland aber über<br />

die engen Grenzen der Studiengangsgestaltung<br />

hinaus und rütteln an den Grundpfeilern des<br />

deutschen Hochschulwesens:<br />

• Was qualifiziert wen zum Studium und wer<br />

kann über den individuellen Zugang zu einer<br />

Hochschule in Zukunft entscheiden?<br />

• Welche grundsätzlichen Bildungsziele verbinden<br />

sich mit dem Bachelor- beziehungsweise<br />

Masterstudium?<br />

• Wie können im Spannungsfeld zwischen akademischer<br />

Freiheit und notwendiger kurrikularer<br />

Führung Studiengänge so gestaltet werden,<br />

dass Beliebigkeit, aber auch Verschulung<br />

verhindert werden? Welche Chancen und Risiken<br />

verbinden sich dabei mit der Modularisierung<br />

der neuen Studiengänge?<br />

• Mit welchen kurrikularen Maßnahmen können<br />

schließlich Wissenschaftlichkeit und die<br />

neuen Anforderungen der Arbeitsmärkte an<br />

die Hochschulbildung sinnvoll miteinander<br />

verknüpft werden und welche Rolle sollen<br />

externe Akteure bei der Entwicklung der Studieninhalte<br />

spielen?<br />

Die Reformdiskussion bleibt aber nicht bei<br />

inhaltlichen Fragen stehen. Die Europäisierung<br />

der deutschen Hochschulen und der zunehmende<br />

internationale Wettbewerb um Studierende,<br />

Forscher und Ressourcen erfordern auch<br />

Einschnitte in die Makrostrukturen des Hochschulsystems,<br />

mit denen sich neue Fragen verbinden:<br />

• Ist die Zweiteilung des Hochschulsystems in<br />

forschungsorientierte Universitäten und anwendungsorientierte<br />

Fachhochschulen sinnvoll<br />

und welche Alternativen stehen zur Verfügung?<br />

• Wie können sich die Hochschulen durch Profilbildung<br />

zueinander in Stellung bringen?<br />

• Wie können Hochschulen ihre internen Verwaltungsabläufe<br />

so gestalten, dass mehr Mittel<br />

für Forschung, Lehre und Betreuung der<br />

Studierenden zugeleitet werden?<br />

• Wie soll die Aufgabenverteilung zwischen<br />

Bund und Ländern sowie den einzelnen<br />

ö≠entlichen Hochschulen in Zukunft aussehen<br />

und welche Deregulierungsmaßnahmen<br />

sind nötig, um bei den anstehenden Reformen<br />

den Hochschulen genügend Gestaltungsfreiheit<br />

einzuräumen?<br />

Auf der Grundlage dieser Fragen soll das Podium<br />

den Stand und die zukünftige Richtung<br />

der aktuellen Hochschulreformen diskutieren.<br />

Dabei ist es einerseits von Interesse, inwiefern<br />

die zukünftigen Reformen und ihre Instrumente<br />

den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht<br />

werden, und andererseits, ob es sich dabei<br />

um Stückwerk oder um eine durchdachte strategische<br />

Neuausrichtung der Hochschullandschaft<br />

handelt. Schließlich bleibt zu klären, wie<br />

sich die Gewichtung der beiden Legitimationsprinzipien<br />

von Wissenschaft, nämlich curiositas<br />

als traditionellem Selbstzweck, und gesellschaftliche<br />

Relevanz verschoben haben.<br />

19


20<br />

Podium 1.2:<br />

Zwischen curiositas und Relevanz – Reformen in der deutschen<br />

Hochschullandschaft<br />

Podiumsgäste<br />

Dr. Norbert Bensel<br />

Mitglied des Vorstands der Deutschen Bahn AG, verantwortlich für Personal<br />

Norbert Bensel wurde 1947 geboren und studierte<br />

Chemie in Berlin. Nach seiner Promotion 1977<br />

arbeitete er zehn Jahre lang für die Schering AG,<br />

wo er zuletzt Leiter der zentralen Aus- und Weiterbildung<br />

sowie Personalentwicklung war. Von<br />

1987 an leitete er das Personal- und Sozialwesen<br />

der R+V Versicherung in Wiesbaden.<br />

Bei seinem Wechsel zur Daimler-Benz Aerospace<br />

AG 1992 übernahm er die Verantwortung<br />

für den Direktionsbereich Personalentwicklung/Führungskräftebetreuung<br />

in München.<br />

Im Jahr 1996 wurde Dr. Bensel Mitglied des<br />

Vorstands der Daimler-Benz InterServices AG<br />

(debis), bei der er für das Personalwesen, das<br />

Immobilienmanagement und die Geschäftsführung<br />

der debis Systemhaus GmbH verantwortlich<br />

war.<br />

Grietje Bettin, MdB<br />

Seit 2002 ist er als Mitglied des Vorstands<br />

der Deutschen Bahn AG verantwortlich für den<br />

Bereich Personal des größten deutschen Arbeitgebers.<br />

Als engagierter Personalverantwortlicher<br />

nimmt er zahlreiche Mitgliedschaften in Kuratorien<br />

im Bildungsbereich war. Er leitet unter<br />

anderem den Arbeitskreis Hochschule und<br />

<strong>Wirtschaft</strong> der Bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände (BDA), war Mitglied<br />

der sächsischen Hochschulkommission und<br />

verö≠entlichte diverse Beiträge zu verantwortungsbewusster<br />

Personal-, Bildungs- und Hochschularbeit.<br />

Im Jahr 2002 wurde er von Bundeskanzler<br />

Schröder in die Hartz-Kommission<br />

»Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt«<br />

berufen.<br />

Bildungs- und medienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen<br />

Grietje Bettin, Jahrgang 1975, studierte von<br />

1995 bis 2000 Pädagogik mit dem Schwerpunkt<br />

Erwachsenenbildung an der Universität Flensburg.<br />

Sie war im Jahr 1994 Mitbegründerin der<br />

Grün-Alternativen Jugend (GAJ) in Ostholstein<br />

und übernahm anschließend Positionen in der<br />

Geschäftsführung und im Landesvorstand der<br />

grünen Jungendorganisation sowie später im<br />

Landesvorstand der Mutterpartei Bündnis 90/<br />

Die Grünen Schleswig-Holstein.<br />

Bevor sie 2000 Mitglied des Bundestags<br />

wurde, war Grietje Bettin Mitglied der Ratsversammlung<br />

Flensburg.<br />

Hochschulpolitisch engagierte sie sich bereits<br />

1995–1998 im AStA der Universität Flensburg.<br />

Heute ist sie Mitglied im Ausschuss für<br />

Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />

des Deutschen Bundestags und nimmt die<br />

Position der bildungs- und medienpolitischen<br />

Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/<br />

Die Grünen wahr.


Prof. Dr. Jürgen Mlynek<br />

Präsident der <strong>Humboldt</strong>-Universität zu Berlin<br />

Der 1951 geborene Jürgen Mlynek studierte Physik<br />

an der Technischen Universität Hannover<br />

und an der École Polytechnique in Paris, promovierte<br />

1979 in Hannover zum Dr. rer. nat. und<br />

wurde dort 1984 habilitiert.<br />

Bevor er 1986 die Assistenzprofessur an der<br />

Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH)<br />

Zürich antrat, forschte er am Institut für angewandte<br />

Physik in Hannover und im IBM Research<br />

Laboratory, San José (USA). Von 1990 bis<br />

2000 war er Ordinarius für Experimentalphysik<br />

Prof. Dr. Detlef Müller-Böling<br />

Leiter des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE)<br />

Detlef Müller-Böling, Jahrgang 1948, studierte<br />

Betriebswirtschaft an der RHTW Aachen und<br />

an der Universität zu Köln, wo er 1977 promovierte.<br />

Nach einer Assistenz an der Universität<br />

zu Köln wurde er 1981 Professor an der <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />

und Sozialwissenschaftlichen Fakultät<br />

der Universität Dortmund mit dem Fachgebiet<br />

Empirische <strong>Wirtschaft</strong>s- und Sozialforschung.<br />

Seit 1985 ist er zudem Direktor des bifego – Betriebswirtschaftlichen<br />

Instituts für empirische<br />

Gründungs- und Organisationsforschung e. V.<br />

Für seine Leistungen in den Forschungsbereichen<br />

Unternehmensgründung und Informati-<br />

Kate Maleike (Moderation)<br />

Verantwortliche Redakteurin »Campus & Karriere«, Deutschlandfunk<br />

Bevor sich die 1965 geborene Kate Maleike dem<br />

Journalismus zuwandte, absolvierte sie eine<br />

Sprachenausbildung. Nach einem Volontariat<br />

und Tätigkeit als Redakteurin beim privaten<br />

Nachrichtenkanal Radioropa-Info, arbeitete sie<br />

als freie Autorin und Moderatorin für verschiedene<br />

ö≠entlich-rechtliche Radiosender.<br />

1989 begann sie als freie Mitarbeiterin<br />

der Abteilung Wissenschaft und Bildung im<br />

an der Universität Konstanz. Für seine Arbeit in<br />

den Forschungsgebieten experimentelle Quantenoptik,<br />

Atom- und Oberflächenphysik erhielt<br />

er viele internationale Auszeichnungen.<br />

Unter den zahlreichen Mitgliedschaften in<br />

wissenschaftlichen Institutionen, Gremien und<br />

Beratungsausschüssen ist seine Tätigkeit als Vizepräsident<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(1996–2001) hervorzuheben. Seit dem<br />

Jahr 2000 ist Professor Mlynek Präsident der<br />

<strong>Humboldt</strong>-Universität zu Berlin.<br />

onsmanagement wurde er mit mehreren Preisen<br />

ausgezeichnet.<br />

Als Rektor der Universität Dortmund (1990<br />

bis 1994) bildete sich schließlich sein dritter<br />

Schwerpunkt heraus: das Hochschulmanagement.<br />

Auf ein Angebot der Bertelsmann Stiftung<br />

und der Hochschulrektorenkonferenz hin<br />

übernahm er 1994 die Leitung des neu eingerichteten<br />

Centrums für Hochschulentwicklung<br />

(CHE).<br />

Mittlerweile gilt das CHE als wichtiger Akteur<br />

in der deutschen Hochschulpolitik, dessen Mission<br />

die »Entfesselung der Hochschule« ist.<br />

Deutschlandfunk und ist seitdem dem Wissenschaftsjournalismus<br />

verbunden.<br />

Als der Deutschlandfunk 1997 ein neues Magazin<br />

unter dem Titel »Campus & Karriere« einrichtete,<br />

wurde Kate Maleike als verantwortliche<br />

Redakteurin zur Stimme des deutschen Hochschuljournalismus.<br />

Die Sendung beschäftigt<br />

sich erfolgreich mit relevanten Aspekten rund<br />

um Hochschule, Studium und Beruf.<br />

21


22<br />

Säule 2<br />

Governance – Veränderungsprozesse im Interessenspiel<br />

der globalisierten <strong>Wirtschaft</strong><br />

Die <strong>Wirtschaft</strong>s- und Lebensweise der Industriegesellschaften<br />

führt zu schweren Belastungen<br />

von Umwelt und Klima. Sie führt außerdem<br />

nicht nur zu sozialen Spannungen zwischen<br />

Nord und Süd, sondern zunehmend auch zu<br />

einer Kluft zwischen Arm und Reich innerhalb<br />

der entwickelten Volkswirtschaften. Der durch<br />

die Globalisierung wachsende Wettbewerbsdruck<br />

verschärft diese Probleme und stellt unsere<br />

Generation vor neue Herausforderungen.<br />

Die notwendigen Veränderungen auf dem Weg<br />

zu einem »nachhaltigen <strong>Wirtschaft</strong>en« erfordern<br />

internationale Lösungen unter Einbeziehung<br />

aller Akteure. Auf einem globalen Markt<br />

sind nationale oder kontinentale Lösungen wenig<br />

aussichtsreich.<br />

Governance beschreibt einen Ansatz, der seit<br />

einigen Jahren in gesellschafts- und wirtschaftspolitischen<br />

Diskussionen hohe Konjunktur hat.<br />

Als mögliche Antwort auf die Herausforderungen<br />

des weltweiten wirtschaftlichen Zusammenwachsens<br />

verknüpfen sich damit große<br />

Ho≠nungen, neue Wege zur Gestaltung der Globalisierung<br />

aufzeigen zu können.<br />

Der Begri≠ Governance kommt ursprünglich<br />

aus dem Griechischen. Das Wort κυβερνάϖ<br />

(kybernáo) bezeichnete die Steuerung eines Wagens<br />

oder Schi≠es und entwickelte sich über<br />

das lateinische gubernare und das französische<br />

gouvernance (13. Jh.) zum heutigen governance.<br />

Zuerst wurde dieser Begri≠ in Kreisen der UN<br />

und der Weltbank verwendet und steht seitdem<br />

für Steuerung im Sinne von Einflussnahme.<br />

Global und Corporate Governance<br />

Bei der Diskussion um Governance sind zwei Betrachtungsweisen<br />

hervorzuheben:<br />

1. Global Governance beschäftigt sich mit der<br />

Beschreibung von Beziehungen zwischen den<br />

globalen Akteuren, den Regierungen der Nationalstaaten,<br />

den Vereinten Nationen sowie weltweit<br />

agierenden Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen<br />

(NGOs). Global Governance<br />

entwickelt damit ein neues Steuerungsverständnis,<br />

das sich von dem des traditionellen<br />

Nationalstaates absetzt.<br />

2. Corporate Governance hingegen beschreibt<br />

die Perspektive von Unternehmen. Der Begri≠<br />

wird häufig in Debatten um firmeninterne Verwaltungsstrukturen<br />

und Vorstandsvergütung<br />

verwendet. Der eigentliche Fokus von Corporate<br />

Governance ist jedoch, wie Unternehmen auf<br />

ihr wirtschaftliches und gesellschaftliches Umfeld<br />

einwirken.<br />

Akteure und Handlungsebenen<br />

Um den Herausforderungen der Globalisierung<br />

begegnen zu können, müssen verschiedene Akteure<br />

und Handlungsebenen betrachtet werden:<br />

Täglich erreichen uns Schlagzeilen über Lohnkürzungen<br />

und die Verlagerung von Produktionsstätten<br />

ins Ausland. Können Unternehmen<br />

nur passiv auf Veränderungen des Marktes reagieren<br />

oder trotz Wettbewerbsdrucks ihr Umfeld<br />

aktiv mitgestalten?<br />

Die höhere Konkurrenz und der enorme Kostendruck<br />

in einer globalisierten <strong>Wirtschaft</strong> haben<br />

den Gestaltungsspielraum für Großunternehmen,<br />

Umwelt- und Sozialstandards<br />

zu implementieren, verringert. Gesetzliche<br />

Mindeststandards und Auflagen werden als<br />

Standortnachteil empfunden. In einigen Branchen<br />

kommt es im Zuge der Produktionsverlagerung<br />

in Schwellen- und Entwicklungsländer<br />

sogar zu eklatanten Menschenrechtsverletzungen.<br />

Dass hier Handlungsbedarf besteht, zeigen<br />

nicht nur die jährlichen Debatten auf dem Weltwirtschaftsforum<br />

in Davos. Die Lösungsansätze<br />

variieren dabei zwischen liberalen Positionen<br />

einer Minimierung der gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

und Ideen einer freien Marktwirtschaft<br />

innerhalb politisch gesetzter Grenzen.<br />

Ansätze in der Praxis<br />

In der Praxis haben mittlerweile unternehmensgeführte<br />

Systeme der Corporate Social Responsibility<br />

(CSR) an Bedeutung gewonnen. CSR<br />

bezeichnet Unternehmensleitbilder, in denen<br />

Ansprüche an die Sozial- und Umweltverträglichkeit<br />

formuliert werden.


1<br />

2<br />

3<br />

Der Global Compact ist ein weiteres Beispiel<br />

praktizierter Governance-Formen. International<br />

agierende Unternehmen verpflichten sich<br />

in dieser Initiative der UN, Menschen- und Arbeitsrechte<br />

einzuhalten und den Umweltschutz<br />

zu fördern. Im Dialog will die UN die Beteiligten<br />

zum Nachdenken über ihr Verhalten anregen.<br />

Auch die Nationalstaaten werden durch die<br />

Globalisierung der <strong>Wirtschaft</strong> vor Herausforderungen<br />

gestellt, die sie auf nationaler Ebene<br />

kaum bewältigen können. Bleibt den Regierungen<br />

nur die Rolle des hilflosen Zuschauers oder<br />

gibt es Möglichkeiten der Einflussnahme auf<br />

die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen?<br />

Bis jetzt haben es die Regierungen nicht vermocht,<br />

langfristige Konzepte zu entwickeln. Die<br />

Notwendigkeit für einheitliche »Wettbewerbsregeln«<br />

zwingt die Regierungen im Streben<br />

nach international verbindlichen Rahmen und<br />

Standards an den Verhandlungstisch.<br />

Notwendigkeit internationaler Institutionen<br />

Doch bislang fehlen internationale Institutionen,<br />

die diese Herausforderungen bewältigen<br />

könnten. Die G8 umfasst lediglich die reichen<br />

Länder, die Vereinten Nationen bleiben schwach.<br />

Die Welthandelsorganisation (WTO) bietet mittels<br />

durchsetzbarer Verträge zwischen ihren<br />

Mitgliedern einen Ansatz, Wettbewerbsregeln<br />

zu formulieren. Doch spätestens seit dem Scheitern<br />

der Verhandlungen von Cancun 2003 sind<br />

die Grenzen der WTO deutlich geworden. Dass<br />

kurzfristige nationale Interessen ausschlaggebend<br />

sein können, zeigt trotz zunehmender Brisanz<br />

des Klimawandels auch das Ringen um die<br />

Inkraftsetzung des Kyoto-Protokolls.<br />

Hier wird deutlich, dass den globalen Herausforderungen<br />

auch abseits der traditionellen<br />

politischen Ebene begegnet werden muss. Die<br />

Akteure der so genannten Zivilgesellschaft spielen<br />

bei der Entwicklung von wirtschaftlichen,<br />

sozialen und ökologischen Praktiken eine immer<br />

wichtigere Rolle. Teile der sich entwickelnden<br />

globalen Informationsgesellschaft versuchen,<br />

über eine Vielzahl von nichtstaatlichen<br />

Organisationen an den Gestaltungsprozessen<br />

zu partizipieren – bisher mit wechselhaftem Erfolg.<br />

Ihr Einfluss ist vielmehr im Bereich marktwirtschaftlicher<br />

Instrumente zu finden: Durch<br />

das Internet werden Informationen über fragwürdige<br />

Aktivitäten der Unternehmen verbreitet<br />

und damit der Konsum gesteuert – wie es<br />

beispielsweise in der Kampagne gegen Shell<br />

Mitte der 90er Jahre gelang.<br />

Neben dem Konsumboykott gibt es auch Beispiele<br />

für die Zusammenarbeit von Unternehmen<br />

und gesellschaftlichen Gruppen wie etwa<br />

die Scha≠ung von Gütesiegeln. Dies hat in Teilen<br />

der Industrie einen positiven Wettbewerb<br />

um ein »sauberes« Image in Gang gesetzt. So<br />

steht mittlerweile bei Shell die Rücksichtnahme<br />

auf soziale und ökologische Belange hoch auf<br />

der Agenda. Auch auf den Finanzmärkten wachsen<br />

die Volumina von Investitionen in »nachhaltig<br />

wirtschaftende« Unternehmen, die sich<br />

in Fonds oder Indizes, wie etwa dem »Dow Jones<br />

Sustainability Index«, finden lassen.<br />

Die tatsächliche Umsetzung von »Corporate<br />

Social Responsibility« und ökologisch ausgerichtetem<br />

Management ist allerdings noch<br />

nicht ausgereift. Von Unternehmen bezahlte Rating-Agenturen<br />

bergen die Gefahr der Unglaubwürdigkeit<br />

genauso wie »Vorzeigeprojekte«,<br />

hinter denen Verletzungen von Umwelt- und<br />

Sozialstandards kaschiert werden. Nötig sind<br />

Transparenz und Monitoring-Systeme, die von<br />

Unternehmen unterstützt und von Gesellschaft<br />

und Staat eingefordert werden.<br />

Unüberbrückbare Interessensgegensätze<br />

Die Möglichkeiten zur Gestaltung des Wettbewerbes<br />

in der heutigen hoch komplexen und<br />

heterogenen Welt sind vielfältig. Die einzelnen<br />

Akteure stehen sich dabei anscheinend mit unvereinbaren<br />

Interessen gegenüber – seien es nationale<br />

Machtinteressen, wirtschaftliche Ziele<br />

oder gesellschaftliche Vorstellungen. Wie groß<br />

sind die Chancen, tatsächliche Veränderungen<br />

herbeizuführen? Lassen die nationalstaatlichen<br />

Machtstrukturen und ökonomischen Interessen<br />

der Unternehmen dies zu? Wie können die dargestellten<br />

Ansätze umgesetzt werden?<br />

23


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Podium 2.1<br />

Motivation und Möglichkeit – Einfluss von Unternehmen<br />

auf ihr <strong>Wirtschaft</strong>sumfeld<br />

»Es gibt Leute, die halten den Unternehmer<br />

für einen räudigen Wolf, den man totschlagen<br />

müsse. Andere meinen, der Unternehmer<br />

sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken<br />

könne. Nur wenige sehen in ihm das Pferd,<br />

das den Karren zieht.«<br />

— Sir Winston Churchill<br />

Die unaufhaltsame »Degradation der Unternehmen<br />

zu Profitmaschinen« – ein Imperativ des<br />

globalen Wettbewerbes? Arbeiten Unternehmen<br />

nur für ihre Aktionäre oder gibt es eine profundes<br />

Interesse an gesamtwirtschaftlicher Entwicklung?<br />

Sind die neuartigen Selbstverpflichtungserklärungen<br />

nur schönfärbende Imagemaßnahmen<br />

oder handelt es sich um langfristige<br />

Strategien, die betriebswirtschaftlich wie<br />

politisch sinnvoll sind? Wie sollen und können<br />

Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung<br />

übernehmen und sich somit aktiv einem, durch<br />

harten globalen Wettbewerb verursachten, race<br />

to the bottom entgegenstellen? – Heikle Fragen,<br />

denen hier Vertreter aus <strong>Wirtschaft</strong>, Wissenschaft<br />

und Nichtregierungsorganisationen<br />

nachgehen werden.<br />

Wie groß ist der Spielraum<br />

von Unternehmen?<br />

Aufgrund der sinkenden staatlichen Regulierungskraft<br />

sind zunehmend die Unternehmen<br />

gefragt, Wege zur Gestaltung des <strong>Wirtschaft</strong>sumfeldes<br />

zu suchen. Die Einflussmöglichkeiten<br />

der einzelnen Unternehmen hängen von verschiedenen<br />

Faktoren ab. Hierzu zählen Eigentumsverhältnisse,<br />

Konkurrenzsituation und die<br />

Macht der Verbraucher in der jeweiligen Branche.<br />

Auf dem Podium sollen die unterschiedlichen<br />

Machtstellungen zweier Unternehmen<br />

im Chemie- und Energiesektor analysiert und<br />

mögliche Vor- und Nachteile für die Unternehmen,<br />

gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen,<br />

erörtert werden. Welchen Einfluss ha-<br />

ben Unternehmen auf die Gestaltung von rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen? Was sind die Motive<br />

für eine freiwillige Selbstverpflichtung,<br />

Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten?<br />

Sehen Unternehmen einen Zusammenhang<br />

zwischen »sauberer Weste« und dem Shareholder<br />

Value?<br />

Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards<br />

schwierig zu kontrollieren<br />

Doch wie sollen Umwelt- und Sozialstandards<br />

aussehen, wer soll diese festlegen und wie werden<br />

diese kontrolliert? Die Rolle von Nichtregierungsorganisationen<br />

und Rating-Agenturen<br />

ist dabei häufig unklar. Von den verschiedenen<br />

Selbstverpflichtungserklärungen haben<br />

vor allem die »OECD-Leitsätze für multinationale<br />

Unternehmen« oder der »Global Compact«<br />

der Vereinten Nationen hohen Bekanntheitsgrad,<br />

sind aber in ihrer E≠ektivität und E≤zienz<br />

nicht unumstritten.<br />

Ein weiterer Fokus der Diskussion liegt auf<br />

den Konzept der »Corporate Social Responsibility«<br />

(CSR) oder auch dem Leitbild des »Sustainable<br />

Development«. Diese implizieren wirtschaftliches<br />

Handeln, welches sich an einer<br />

nachhaltig zukunftsverträglichen Entwicklung<br />

ausrichtet und »wirtschaftlichen Belangen keinen<br />

Vorrang gegenüber Sicherheit, Gesundheits-<br />

und Umweltschutz« (aus den Grundwerten der<br />

BASF) gewährt.<br />

Doch bei international tätigen Unternehmen<br />

variieren ökonomische, umweltpolitische Bedingungen<br />

sehr stark, sodass dafür spezifische<br />

Managementsysteme, Instrumente sowie in-<br />

und externe Überwachungsmechanismen notwendig<br />

werden. Einige Erfahrungen mit der Implementierung<br />

von „CSR“- und Nachhaltigkeitsstrategien<br />

sollen auf dem Podium vorgestellt<br />

werden. Damit werden mögliche Chancen aufgezeigt,<br />

wie Unternehmen und Gesellschaft sozialen<br />

und ökologischen Problemen begegnen<br />

können.<br />

25


26<br />

Podium 2.1:<br />

Motivation und Möglichkeit – Einfluss von Unternehmen<br />

auf ihr <strong>Wirtschaft</strong>sumfeld<br />

Podiumsgäste<br />

Dr. Tatjana Chahoud<br />

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik<br />

Tatjana Chahoud studierte ab 1975 an der Freien<br />

Universität Berlin Politikwissenschaften. Sie<br />

promovierte 1982 zum Thema »Entwicklungsstrategien<br />

der Weltbank – ein Beitrag zur Armutsbekämpfung«.<br />

Bis 1995 forschte und lehrte sie an der Freien<br />

Universität Berlin. Anschließend war sie zwei<br />

Jahre lang im Bundesumweltministerium als<br />

Leiterin der Arbeitsgruppe »Bergbau und Umwelt«<br />

tätig.<br />

Seit 1997 arbeitet Dr. Chahoud als Forschungsleiterin<br />

am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik<br />

(DIE). Das Forschungsinstitut<br />

berät auf Grundlage unabhängiger wissenschaftlicher<br />

Forschung ö≠entliche Institutionen<br />

Jens Martens<br />

Vorstandsmitglied von WEED – Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung e. V.<br />

Jens Martens studierte Volkswirtschaftslehre<br />

an der Universität Erlangen-Nürnberg und an<br />

der Freien Universität Berlin, wo er als Diplom-<br />

Volkswirt abschloss. Er ist Vorstandsmitglied der<br />

1990 gegründeten Nichtregierungsorganisation<br />

WEED – Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung<br />

e. V. und beschäftigt sich mit den Auswirkungen<br />

der Globalisierung auf die Finanz-, <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />

und Umweltpolitik.<br />

Jens Martens ist Leiter des Programms für internationale<br />

Umwelt und Entwicklungspolitik.<br />

Zudem koordiniert er die Aktivitäten von WEED<br />

im Bereich der Corporate Accountability. Dabei<br />

im In- und Ausland zu aktuellen Fragen der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Als Ostasienspezialistin beschäftigt sich<br />

Dr. Chahoud mit Auslandsdirektinvestitionen,<br />

Geldpolitik und Entwicklungsfinanzierung. Zu<br />

ihren Projekten zählen der Global Compact und<br />

die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen<br />

als globale Instrumente der Corporate<br />

Social Responsibility (CSR).<br />

Zudem ist sie seit 1997 als Beraterin für das<br />

Development Assistance Committee der Organisation<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD) tätig. Dr. Chahoud leitete<br />

2002/2003 den Aufbaustudiengang Entwicklungszusammenarbeit<br />

des DIE.<br />

werden Unternehmen auf die Einhaltung von<br />

Sozial- und Umweltstandards überprüft.<br />

Als Repräsentant von WEED bei den Vereinten<br />

Nationen nahm er in den letzten Jahren an<br />

allen wichtigen UN-Konferenzen zu entwicklungspolitischen<br />

Themen teil. In seinen Veröffentlichungen<br />

beschäftigt er sich mit Entwicklungsfinanzierung,<br />

internationaler Umweltpolitik,<br />

Corporate Accountability und Global<br />

Governance.<br />

Vor kurzem wurde Jens Martens zum Mitglied<br />

des Koordinationskomitees des internationalen<br />

»Social Watch«-Netzwerks ernannt.


Jan Zilius<br />

Vorstandsmitglied der RWE AG, Ressort Personal und Recht<br />

Jan Zilius wurde am 20. April 1946 in Marburg<br />

geboren. Nach seinem Abitur 1966 in Lebach/<br />

Saar studierte er bis zum ersten Staatsexamen<br />

Rechtswissenschaften in Saarbrücken und Freiburg.<br />

Dem Referendariat am Landgericht Bochum<br />

folgten 1976 sein zweites Staatsexamen<br />

und eine Niederlassung als Anwalt.<br />

Im Jahr 1978 wurde er Mitarbeiter der Forschungsgruppe<br />

für Arbeit und Gesundheit in<br />

Dortmund. Ein Jahr später trat er in die Rechtsabteilung<br />

der Industriegewerkschaft Bergbau<br />

Dr. Lothar Meinzer<br />

und Energie ein und übernahm schon bald deren<br />

Leitung.<br />

Seit 1981 ist Jan Zilius Lehrbeauftragter der<br />

Sozialakademie Dortmund und ehrenamtlicher<br />

Richter am Bundesarbeitsgericht in Kassel.<br />

Nach achtjähriger Tätigkeit als Arbeitsdirektor<br />

und Mitglied des Vorstands der Rheinbraun<br />

AG wechselte er im April 1998 in den Vorstand<br />

der RWE AG und übernahm das Ressort Personal.<br />

Seit 1999 leitet er das Ressort Personal und<br />

Recht im Vorstand der RWE AG.<br />

Leiter des Sustainability Centers der BASF AG, Zentralabteilung Unternehmenskommunikation<br />

Lothar Meinzer wurde 1953 in Karlsruhe geboren.<br />

Nach dem Abitur studierte er von 1972 bis<br />

1978 in Mannheim und legte dort sein Examen<br />

in Englisch und Geschichte ab.<br />

Danach arbeitete er bis 1985 als wissenschaftlicher<br />

Assistent am Europa-Institut der<br />

Universität Mannheim, wo er 1983 in Neuerer<br />

Geschichte promovierte.<br />

Lothar Meinzer trat 1985 als Leiter des Unternehmensarchivs<br />

in die BASF ein. In dieser<br />

Zeit publizierte er verschiedene Aufsätze und<br />

Bücher über Industriegeschichte und die Geschichte<br />

der BASF.<br />

Prof. Dr. Dr. Christian Kirchner, LL. M. (Moderation)<br />

Später übernahm Dr. Meinzer die Leitung<br />

der Einheit Umfeldkommunikation in der Zentralabteilung<br />

Ö≠entlichkeitsarbeit und Marktkommunikation.<br />

Im Mai 2001 wurde er zum<br />

Leiter der neu gegründeten Einheit Sustainability<br />

Center ernannt.<br />

Die Aufgaben des Sustainability Centers liegen<br />

in der Koordination der Strategie für Sustainable<br />

Development mit den jeweiligen Projektteams,<br />

des Corporate Issue Management und<br />

der Kommunikation im Bereich Sustainability.<br />

Dr. Meinzer ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />

Inhaber des Lehrstuhls für deutsches, europäisches und internationales Zivil- und <strong>Wirtschaft</strong>srecht<br />

und Institutionenökonomik an der <strong>Humboldt</strong>-Universität zu Berlin<br />

Christian Kirchner wurde 1944 in Potsdam-Babelsberg<br />

geboren. Nach einer Lehre bei der<br />

Dresdner Bank folgte das Studium der Rechtswissenschaft,<br />

der Volkswirtschaftslehre und der<br />

Japanologie in Tübingen und Frankfurt sowie<br />

am M. I. T. und an der Harvard Law School. Dort<br />

erlangte er 1972 den Master of Laws (LL. M.).<br />

Prof. Kirchner promovierte 1974 in Jura und<br />

1977 in VWL an der Universität Frankfurt a. M.<br />

Von 1984 bis 1993 war er als Professor für Bürgerliches<br />

Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht<br />

an der Universität Hannover tätig. 1993<br />

übernahm Prof. Kirchner die Professur für Bürgerliches<br />

Recht, europäisches und internationales<br />

<strong>Wirtschaft</strong>srecht und Institutionenökonomik<br />

an der <strong>Humboldt</strong>-Universität zu Berlin.<br />

Darüber hinaus berät Prof. Kirchner verschiedene<br />

Länder Mittel- und Osteuropas.<br />

27


Wie man das nennt, wenn<br />

über alle Grenzen hinweg<br />

alles möglich ist?<br />

Go. Spin the globe.<br />

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Global network of innovation<br />

Ganz einfach: Siemens.


Podium 2.2<br />

Global Governance –<br />

Spielregeln des globalen Wettbewerbs<br />

Globale Beziehungen sind dynamisch und heterogen.<br />

In unserer globalisierten Welt wird Handeln<br />

vernetzt, neue global agierende Organisationen<br />

gegründet und durch Fusionen weltweite<br />

Großunternehmen gescha≠en. Die einzelnen<br />

globalen Akteure beeinflussen sich gegenseitig.<br />

Sie formen somit ein komplexes Beziehungsgeflecht,<br />

das sich ständig verändert.<br />

Global Governance – neuer Blickwinkel<br />

auf Steuerungsmöglichkeiten<br />

Wie aber können globale Strukturen dann überhaupt<br />

gesteuert werden? Das Konzept der Global<br />

Governance setzt an diesem Punkt an: Es<br />

dient dazu, die Beziehungen zwischen den globalen<br />

Akteuren, d. h. den Regierungen der Nationalstaaten,<br />

der Vereinten Nationen sowie weltweit<br />

agierenden Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen<br />

(NGOs), und die daraus<br />

entstehenden Strukturen zu beschreiben. Dabei<br />

wird danach gefragt, ob, und wenn ja, welche<br />

Steuerungsmechanismen sich aus der wechselseitigen<br />

Beeinflussung der jeweiligen Akteure<br />

und ihres Handelns ergeben können. Global Governance<br />

beschreibt ein neues Steuerungsverständnis,<br />

das sich von dem traditionellen Fokus<br />

auf den Nationalstaat absetzt und betont, dass<br />

globale Strukturen nicht einheitlich gesteuert<br />

werden können.<br />

Spielregeln für den globalen Wettbewerb<br />

Auf Podium 2.2. soll das Konzept der Global Governance<br />

in Bezug auf die Strukturen der globalisierten<br />

<strong>Wirtschaft</strong> angewandt werden. Gegenwärtig<br />

sehen sich alle wirtschaftlichen Akteure<br />

einem immer stärker werdenden internatio-<br />

nalen Wettbewerb ausgesetzt. Dieser teilweise<br />

ungleiche Konkurrenzkampf hat enorme Auswirkungen<br />

auf den sozialen und ökologischen<br />

Zustand ganzer Gesellschaften. Die Gestaltung<br />

und Kontrolle des Wettbewerbs in einer globalen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sordnung stellen die fundamentale<br />

Herausforderung der Gegenwart dar.<br />

Welche Möglichkeiten gibt es dabei, mit multinationalen<br />

Regelungen und Übereinkommen<br />

Einfluss auf die Steuerung der globalen <strong>Wirtschaft</strong><br />

zu nehmen? Oder gleicht diese einem<br />

Schi≠ ohne Steuermann?<br />

Fokus auf Entscheidungsprozesse<br />

und die beteiligten Akteure<br />

In der Diskussion werden Fragen nach dem<br />

Verhalten der politischen und wirtschaftlichen<br />

Akteure bei Entscheidungsprozessen auf globaler<br />

Ebene aufgeworfen. Anhand der WTO und<br />

anderer internationaler Organisationen, die<br />

eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen einnehmen,<br />

werden Machtstrukturen und Entscheidungsprozesse<br />

sowie mögliche Alternativen zu deren<br />

Gestaltung diskutiert. Welchen Handlungsspielraum<br />

bietet die WTO und inwiefern kann sie<br />

eine sozial- und umweltverträgliche Form des<br />

Handels fördern? Welche Position sollte die EU<br />

in der Zukunft bei der Verhandlung internationaler<br />

Wettbewerbsregeln einnehmen?<br />

Aber auch die Unternehmen beeinflussen<br />

maßgeblich die Gestaltung der globalen <strong>Wirtschaft</strong><br />

durch die indirekte Einflussnahme auf<br />

nationale Interessen. Ein Aspekt der Diskussion<br />

ist damit ebenfalls das Zusammenspiel von<br />

Staaten und Unternehmen bei der Gestaltung<br />

der globalen <strong>Wirtschaft</strong>sordnung.<br />

29


30<br />

Podium 2.2:<br />

Global Governance – Spielregeln des globalen<br />

Wettbewerbs<br />

Podiumsgäste<br />

Dr. Rudolf Adlung<br />

Senior Economist bei der »Trade in Services Division« der World Trade Organization (WTO)<br />

Rudolf Adlung studierte von 1971 bis 1975 Volkswirtschaftslehre<br />

an den Universitäten in Mannheim<br />

und Basel und schloss 1982 seine Promotion<br />

ab. Am Institut für Weltwirtschaft in Kiel<br />

war er zwischen 1976 und 1981 als Assistent im<br />

Präsidium mit Forschungsschwerpunkt auf regionalem<br />

und sektoralem Strukturwandel tätig.<br />

Danach arbeitete er acht Jahre lang in der<br />

Grundsatz- und Handelsabteilung im Bundesministerium<br />

für <strong>Wirtschaft</strong>. Zum Sekretariat der<br />

Welthandelsorganisation (WTO) kam Dr. Adlung<br />

Karl-Friedrich Falkenberg<br />

Direktor der Generaldirektion für Handel der Europäischen Kommission<br />

Karl-Friedrich Falkenberg wurde 1952 geboren<br />

und studierte <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaften und<br />

Journalistik. Bei der Europäischen Kommission<br />

ist er seit 1977 tätig und für Verhandlungen zu<br />

Handelsfragen im Textil- und Fischereibereich<br />

zuständig.<br />

Von 1986 bis 1993 arbeitete er für die Ständige<br />

Vertretung der Europäischen Kommission<br />

bei der WTO. Im Jahre 1990 war er Mitglied<br />

des Kabinetts von Kommissionspräsident Jacques<br />

Delors. An den Verhandlungen zur Liberalisierung<br />

von Dienstleistungen nahm Falkenberg<br />

zwischen 1993 und 1997 teil. Anschließend<br />

im Jahr 1990, wo er bis 1996 in der »Trade Policies<br />

Review Division« arbeitete. Anschließend<br />

war er als Senior Economist in der Abteilung für<br />

Handel und Umwelt tätig, ein Jahr später wechselte<br />

er in die »Trade in Services Division«.<br />

Zu seinen Beschäftigungsfeldern zählen<br />

Wachstum und Strukturwandel im Dienstleistungshandel,<br />

Auswirkungen des »General<br />

Agreement on Trade in Services« (GATS) auf soziale<br />

Dienste sowie die Dienstleistungsverhandlungen<br />

mit den WTO-Beitrittsländern.<br />

war er in der Generaldirektion TRADE drei Jahre<br />

lang als Leiter der Abteilung WTO/OECD tätig.<br />

Danach leitete er als Direktor die Generaldirektion<br />

TRADE E, die sich mit dem Zugang<br />

zu Märkten und dem Handel mit afrikanischen,<br />

karibischen und pazifischen Staaten (AKP-Staaten)<br />

befasst.<br />

Seit 2002 ist Karl-Friedrich Falkenberg Direktor<br />

der Generaldirektion TRADE C. Diese ist verantwortlich<br />

für Freihandelsabkommen, Handelsaspekte<br />

der Landwirtschaft, Abkommen mit<br />

den AKP-Staaten und bilaterale Handelsbeziehungen.


Dr. Sabine Schlemmer-Schulte<br />

Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht<br />

Sabine Schlemmer-Schulte studierte Jura in<br />

Deutschland. Nach einem Master in allgemeinem<br />

Europarecht und einem weiteren in europäischem<br />

Bankrecht promovierte sie 1995 an<br />

der Universität Saarbrücken.<br />

Von 1994 bis 2002 arbeitete sie als Senior<br />

Counsel in der Rechtsabteilung der Weltbank in<br />

Washington, D. C. Sie begann ihre Tätigkeit im<br />

International Centre for Settlement of Investement<br />

Disputes (ICSID) und wurde dann Senior<br />

Counsel und persönliche Referentin des Senior<br />

Vice President der Weltbank.<br />

Dr. Claudia Wörmann<br />

Leiterin der Abteilung Außenwirtschaftspolitik des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI)<br />

Claudia Wörmann studierte Politologie, Geschichte<br />

und Volkswirtschaftslehre in Tübingen<br />

und Berlin. 1981 promovierte sie mit einer Arbeit<br />

zum deutschen Osthandel. Später arbeitete<br />

sie als wissenschaftliche Assistentin an verschiedenen<br />

Instituten.<br />

Anschließend war sie als Assistenzprofessorin<br />

mit dem Schwerpunkt Internationale <strong>Wirtschaft</strong>spolitik<br />

an der Freien Universität Berlin<br />

tätig und publizierte zur deutschen Außen- und<br />

Außenwirtschaftspolitik. In dieser Zeit besuchte<br />

Claudia Wörmann als Fellow das Woodrow Wilson<br />

Center for International Scholars in Was-<br />

Dr. Ursula Weidenfeld (Moderation)<br />

Leitende <strong>Wirtschaft</strong>sredakteurin beim »Tagesspiegel« und<br />

Ressortleiterin <strong>Wirtschaft</strong> bei der »Financial Times Deutschland«<br />

Dr. Ursula Weidenfeld wurde 1962 in Mechernich<br />

geboren. Sie studierte <strong>Wirtschaft</strong>sgeschichte,<br />

Germanistik und Volkswirtschaft und promovierte<br />

am Lehrstuhl für Verfassungs-, <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />

und Sozialgeschichte in Bonn.<br />

Nach einem Volontariat an der Georg-von-<br />

Holtzbrinck-Schule in Düsseldorf war sie Berlin-<br />

Korrespondentin und stellvertretende Ressort-<br />

Zurzeit ist Dr. Schlemmer-Schulte Gastwissenschaftlerin<br />

am Max-Planck-Institut für ausländisches<br />

ö≠entliches Recht und Völkerrecht<br />

in Heidelberg. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung<br />

liegt auf der Reform der internationalen Rechtsordnung<br />

für Finanzen, Handel und Entwicklung.<br />

Sie arbeitet als Expert Consultant des Instituts<br />

für Training und Forschung der Vereinten<br />

Nationen (UNITAR) und als Consultant bei der<br />

Weltbank. Seit diesem Jahr ist Frau Schlemmer-<br />

Schulte Lehrbeauftragte an der Johann Wolfgang<br />

Goethe-Universität in Frankfurt.<br />

hington, D. C. und wirkte als Programmdirektorin<br />

an dem von der VW-Stiftung geförderten<br />

»Berlin Program for Advanced German and European<br />

Studies« mit.<br />

Dem Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

gehört Claudia Wörmann seit 1989 an. Von<br />

1995 bis 2000 leitete sie das Büro des Präsidenten<br />

und der Hauptgeschäftsführung.<br />

Heute ist Claudia Wörmann Leiterin der Abteilung<br />

Außenwirtschaftspolitik des BDI, wo<br />

sie für Grundsatzfragen der Außenwirtschafts-,<br />

Handels- und Entwicklungspolitik verantwortlich<br />

zeichnet.<br />

leiterin bei der »<strong>Wirtschaft</strong>swoche«, bevor sie<br />

zum »Tagesspiegel« wechselte. Anschließend<br />

nahm sie ihre Tätigkeit als Ressortleiterin bei<br />

der »Financial Times Deutschland« auf.<br />

Seit Oktober 2001 ist sie Leiterin des Ressorts<br />

<strong>Wirtschaft</strong> der »Financial Times Deutschland«<br />

und gleichzeitig leitende Redakteurin<br />

beim »Tagesspiegel«.<br />

31


32<br />

Säule 3<br />

Weiter denken – Veränderungsprozesse<br />

in der Ökonomik<br />

»Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird,<br />

wenn es anders wird. Aber so viel kann ich sagen,<br />

es muss anders werden, wenn es gut werden<br />

soll.«<br />

— Georg Christoph Lichtenberg, Physiker<br />

Veränderungsprozesse sind schwer planbar<br />

und fast unmöglich zu steuern. Trotzdem setzen<br />

sich bestimmte Reformen durch, während<br />

andere Neuerungen nicht angenommen werden<br />

und schnell wieder in der Versenkung verschwinden.<br />

Wer also kann einen Anstoß zu erfolgreichen<br />

Veränderungsprozessen geben und<br />

wodurch wird andererseits die Verbreitung bestimmter<br />

guter und wichtiger Ansätze verhindert?<br />

Anstöße zu Veränderungsprozessen gibt es<br />

in allen sozialen Schichten, in sämtlichen Kulturen<br />

und in jeder noch so kleinen sozialen Einheit.<br />

Sie können verpu≠en, versickern, sich als<br />

unnötig erweisen und schnell uninteressant<br />

werden. Oder sie können Fuß fassen, sich verbreiten,<br />

genährt werden, leidenschaftliche Züge<br />

annehmen und nach und nach immer mehr<br />

Menschen begeistern und mitreißen.<br />

Ökonomie und Politik in Reformprozessen<br />

Glaubt man Francis Bacons zum Mythos gewordener<br />

Aussage »Wissen ist Macht«, sollte<br />

man vermuten können, dass sich die Verhältnisse<br />

durch Wissen ändern lassen. Betrachtet man<br />

die Schnittstelle von Wissenschaft und Politik,<br />

stellt man fest, dass trotz der täglich neuen Vorschläge<br />

von Ökonomen kaum eine Reform in<br />

Angri≠ genommen wird. Warum findet das Wissen<br />

der Ökonomen so selten den Weg in die Zentren<br />

der Macht?<br />

Erkenntnis- oder Umsetzungsproblematik?<br />

Dafür könnten die Ökonomen selbst verantwortlich<br />

sein, findet man doch für fast jedes<br />

Problem eine Vielzahl von sich widersprechenden<br />

Lösungen. Das Scheitern von Reformprozessen<br />

würde in diesem Fall durch ein Erkenntnisproblem<br />

der Wissenschaftler hervorgerufen.<br />

Auf der anderen Seite könnte eine Umsetzungsproblematik<br />

dazu führen, dass Veränderungsprozesse<br />

unterbrochen werden. Politiker<br />

sind darauf angewiesen, dass sich kurzfristige<br />

Folgen von Reformen nicht negativ auf die Wählergunst<br />

auswirken. Dies verhindert oft die Umsetzung<br />

langfristig sinnvoller Überlegungen,<br />

durch die einzelne Wählergruppen oder sogar<br />

große Teile der Gesellschaft kurzfristig schlechter<br />

gestellt würden.<br />

Doch nicht nur in der Praxis, sondern auch<br />

in der ökonomischen Theorie setzen sich nicht<br />

ohne weiteres sinnvolle Neuerungen durch.<br />

Hier stellt sich ebenso die Frage, wann sich neue<br />

Ansätze behaupten und woran es liegt, wenn sie<br />

nicht angenommen werden.<br />

Der Wert von Werten für wirtschaftliche Akteure<br />

Die Vielzahl an Denkschulen in der ökonomischen<br />

Theorie zeigt die ständige Weiterentwicklung<br />

und Notwendigkeit von Veränderungsprozessen<br />

in diesem Bereich. Ökonomische Modelle<br />

sind keineswegs unabhängig von den gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Bedingungen,<br />

sondern durchlaufen über Jahrzehnte tief greifende<br />

Veränderungen.<br />

Die Neoklassik als momentan dominierende<br />

Denkschule in der ökonomischen Theorie<br />

beschreibt den »Homo oeconomicus« als eine<br />

ihrer wichtigsten Voraussetzungen – eine Annahme,<br />

nach welcher dem Individuum die Maximierung<br />

des eigenen Nutzens sowie rationales<br />

Verhalten unterstellt wird. Doch zahlreiche<br />

Ergebnisse der ökonomischen Forschung der<br />

letzten Jahre stellen dieses Menschenbild in Frage<br />

und zeigen, dass menschliches Verhalten<br />

durch beschränkte Rationalität, kulturelle Einflüsse<br />

und soziale Normen geprägt ist.<br />

Experimentalökonomik, Psychologie<br />

und Evolutionsökonomik<br />

Halten also Modelle unbeschränkt rationalen<br />

Verhaltens der beobachtbaren Wirklichkeit<br />

stand? Die Forschungen zu sozialen Normen, Institutionen<br />

und der Verhaltenspsychologie for-


1<br />

2<br />

3<br />

dern die neoklassische Theorie in der Beschreibung<br />

von Handlungsmustern ökonomischer<br />

Akteure heraus. Allerdings sind ökonomische<br />

Modelle berechtigterweise eine Vereinfachung<br />

der Wirklichkeit und werden komplexer, je<br />

mehr Variablen berücksichtigt werden müssen.<br />

Wo liegen also die Grenzen der Modellierbarkeit<br />

menschlichen Handelns in der Ökonomik?<br />

Und bis zu welchem Grad ist die Abbildung in-<br />

dividuellen Verhaltens in ökonomischen Modellen<br />

überhaupt sinnvoll?<br />

Vieles muss sich ändern …<br />

Vieles muss also anders werden, wenn es gut<br />

werden soll. Aber ob es wirklich besser wird?<br />

Vielleicht sind wir der Antwort auf diese Frage<br />

nach den Podien einen Schritt näher.<br />

koffeinhaltig; Coca-Cola und die Konturflasche sind eingetragene Schutzmarken der The Coca-Cola Company


34<br />

Podium 3.1<br />

Vom Rat zur Tat? – Ökonomie und Politik<br />

in Reformprozessen<br />

Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, Ich-AG,<br />

Globalisierung, mobiles Kapital und Export von<br />

Arbeitsplätzen sind einige der Schlagworte, die<br />

uns täglich durch die Presse erreichen. Politiker,<br />

Ökonomen und selbsternannte Experten versuchen<br />

in Talkshows, Debatten und Vorträgen der<br />

Ö≠entlichkeit ihre Versionen der Probleme unserer<br />

Gesellschaft näher zu bringen.<br />

Diese ist einem ständigem Wandel unterworfen.<br />

Fortschritte in Wissenschaft und Technik<br />

verändern die Werte und Bedürfnisse der<br />

Menschen sowie die Bedingungen, die unsere<br />

Umwelt bestimmen. Zunehmende Lebenserwartung<br />

bei gleichzeitigem Rückgang der Geburtenrate<br />

und die mächtige Kraft der Globalisierung<br />

sind signifikante Ausprägungen dieser<br />

Entwicklung, die durchgreifende Reformen notwendig<br />

macht. Die existierenden Institutionen<br />

und Strukturen, wie z. B. unser Sozialversicherungssystem<br />

oder das der Arbeitsvermittlung,<br />

können sich diesem raschen Wandel nur langsam<br />

anpassen.<br />

»Sozial ist, was Arbeit schafft«?<br />

Welche Veränderungen müssen vollzogen, welche<br />

bestehenden Elemente beseitigt werden,<br />

um den neuen Herausforderungen zu entsprechen?<br />

An welchen Hebeln darf gezogen, welche<br />

Schrauben müssen gedreht werden, um den<br />

Wohlstand zu sichern und das <strong>Wirtschaft</strong>swachstum<br />

zu stärken? Die Entscheidung darüber<br />

tri≠t zumeist die Politik. Ihre Aufgabe ist<br />

es unter anderem, in weiser Voraussicht Rahmenbedingungen<br />

für ein funktionierendes Miteinander<br />

zu scha≠en sowie den Rahmen den<br />

sich wandelnden Lebensverhältnissen anzupassen<br />

und auch ethische und moralische Grundsätze<br />

aufrecht zu erhalten.<br />

Gilt wirklich: »Sozial ist, was Arbeit scha≠t«?<br />

Ist einzig das Resultat eines Reformprozesses<br />

von Bedeutung oder sollte der Prozess selbst auf<br />

seine Ausgewogenheit hin überprüft werden?<br />

Dies wirft die Frage nach den eigentlichen Zielen<br />

sowie nach e≠ektiven und zugleich vertretbaren<br />

Mitteln zu deren Umsetzung auf.<br />

Im Wirrwarr der ineinander verketteten Gesellschaftsinteressen<br />

die richtige Entscheidung<br />

zu tre≠en, das passende Maß an Veränderung<br />

und adäquate Mittel zu wählen, erfordert oft<br />

den Rat Sachkundiger. Deren Expertisen sollen<br />

der Politik helfen, im Gestrüpp der einander widersprechenden<br />

politischen Auffassungen geeignete<br />

Lösungen zu finden. Das erforderliche<br />

Fachwissen zu wirtschaftlichen Fragen liefern<br />

Ökonomen an Hochschulen und <strong>Wirtschaft</strong>sforschungsinstituten.<br />

Politiker müssen bei jeder<br />

zu tre≠enden Entscheidung ihre Wiederwahl<br />

bedenken, hingegen ermöglicht die relative Unabhängigkeit<br />

von Wissenschaftlern auch unpopuläre<br />

Vorschläge.<br />

Sowohl Erkenntnis- als auch Umsetzungsproblem<br />

Es wäre allerdings ein Irrtum, anzunehmen, die<br />

<strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftler seien sich in ihren<br />

Ratschlägen einig. Hierzu tragen hauptsächlich<br />

die Di≠erenzen zwischen Vertretern der<br />

zwei dominierenden Theorien, der Neoklassik<br />

und des Keynesianismus, bei. Erstere plädiert<br />

für eine Politik, welche die Angebotsseite der<br />

<strong>Wirtschaft</strong> fördert; letzterer erwartet in Krisensituationen<br />

von der Nachfrageseite und staatlicher<br />

Einflussnahme die wesentlichen Impulse<br />

für die <strong>Wirtschaft</strong>. Hatte noch bis in die 70er<br />

Jahre hinein fast jede Regierung Westeuropas<br />

unter anderem durch Subventionen und Unterhaltung<br />

von Staatsbetrieben die Ideen von<br />

John Maynard Keynes verfolgt, ist spätestens<br />

seit dem Amtsantritt der »eisernen Lady« Margarete<br />

Thatcher der zunehmende neoklassische<br />

Einfluss auf die <strong>Wirtschaft</strong>spolitik deutlich<br />

geworden. Nicht zuletzt belegen auch die<br />

Reformbemühungen der Bundesregierung diesen<br />

Trend.<br />

Konfrontiert mit streitenden <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftlern<br />

und einem wankelmütigen<br />

Wahlvolk stellt sich der Politik die nun praktische<br />

Frage, welche der unterschiedlichen Vorschläge<br />

sie in ihre Konzepte einarbeiten sollte.<br />

Natürlich spielen bei der Auswahl dieser die Interessen<br />

der Entscheidungsträger und die Ver-


undenheit ihrer Parteien zu gesellschaftlichen<br />

Gruppen eine entscheidende Rolle.<br />

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt und dem<br />

Verdacht erliegt, dass nicht der vernünftigste<br />

Vorschlag angenommen wird, sondern jener,<br />

der den Interessen der Politik am ehesten entspricht<br />

und der Ö≠entlichkeit durch wissenschaftliche<br />

Legitimation am glaubwürdigsten<br />

erscheint.<br />

Beratung nur Pseudolegitimierung<br />

interessengeleiteter Politik?<br />

Nutzen die Politiker die Ökonomie am Ende nur<br />

als Zuspruch und Argumentationshilfe für ihre<br />

ö≠entlichen Auftritte? Lediglich der Legitimation<br />

politischer Programme zu dienen oder nur<br />

einen Teil der eigenen Vorschläge umgesetzt zu<br />

sehen, ist wenig reizvoll und erklärt möglicherweise<br />

die mangelnde Bereitschaft mancher<br />

<strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftler, sich der Politikberatung<br />

zu widmen.<br />

Aber rechtfertigen diese Argumente, sich<br />

ausschließlich auf theoretische Forschung und<br />

Lehre zu konzentrieren, sich sozusagen in den<br />

Elfenbeinturm der Akademien zurück zu zie-<br />

hen, oder kommt den Gelehrten nicht gerade<br />

eine besondere gesellschaftliche Verantwortung<br />

zu, die eine nachhaltige Einmischung notwendig<br />

macht? Müssen sie sich nicht den Widrigkeiten<br />

des Politikalltags zum Trotz für die verstärkte<br />

Einbeziehung ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

in Reformvorhaben engagieren?<br />

Ernüchterung der Experten<br />

Das Engagement derer, die sich dennoch zu<br />

wirtschaftspolitischen Fragen äußern und in<br />

zahlreichen Beratungsgremien aktiv werden,<br />

führt nicht immer zum gewünschten Erfolg.<br />

Viele Wissenschaftler müssen feststellen, dass<br />

von ihren einstigen Vorschlägen nicht viel<br />

mehr als eine Hülle übrig geblieben ist und<br />

dass sich die Umsetzung als langwieriger Prozess<br />

gestaltet.<br />

Reformvorhaben, mit hohen Erwartungen<br />

belegt, enttäuschen mitunter die Ö≠entlichkeit.<br />

Nicht selten weicht die Ho≠nung auf<br />

eine schnelle Besserung, dem Empfinden, mit<br />

zu heftigen Einschnitten konfrontiert zu werden.<br />

Damit wird neues Potenzial für kurzfristiges<br />

Denken in der Politik gescha≠en.<br />

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Podium 3.1:<br />

Vom Rat zur Tat? – Ökonomie und Politik<br />

in Reformprozessen<br />

Podiumsgäste<br />

Wolf Lotter<br />

Leiter »Schwerpunkte und Entwicklung« der »brand eins«<br />

Der 1962 in Österreich geborene Wolf Lotter absolvierte<br />

eine Buchhändlerlehre, bevor er in<br />

Wien Geschichte und Kommunikationswissenschaften<br />

studierte. Nach dem Studium machte<br />

er eine Ausbildung zum Kulturmanager und<br />

arbeitete als freier Autor. Seit 1985 fühlt er sich<br />

dem <strong>Wirtschaft</strong>sjournalismus verbunden.<br />

Wolf Lotter war viele Jahre lang Redakteur<br />

des Nachrichtenmagazins »Profil« in Österreich<br />

sowie von 1998 bis 1999 Redaktionsmitglied<br />

von »Econy«, dem Vorläufer der »brand eins«.<br />

Oswald Metzger<br />

Freier Publizist und Politikberater<br />

Oswald Metzger ist 1954 im schweizerischen<br />

Kanton St. Gallen geboren und in Schwaben aufgewachsen.<br />

Er studierte Rechtswissenschaften<br />

an der Universität Tübingen und war fünf Jahre<br />

Mitglied der SPD. Jedoch zog es ihn bald zu den<br />

Grünen, deren Mitglied er seit 1987 ist.<br />

Von 1994 bis 2002 war Oswald Metzger für<br />

Bündnis 90/Die Grünen Mitglied des Bundestages<br />

und deren haushaltspolitischer Sprecher<br />

sowie Obmann im Finanzausschuss. Mit der<br />

Wahl 2002 legte er sein Bundestagsmandat nie-<br />

Dr. Werner Rügemer<br />

Freier Publizist, Berater und Lehrbeauftragter an der Universität Köln<br />

Werner Rügemer, Jahrgang 1941, promovierte in<br />

philosophischer Anthropologie und ist heute<br />

als Freier Publizist, Berater und Lehrbeauftragter<br />

an der Universität Köln tätig.<br />

Darüber hinaus ist er Vorstandsmitglied<br />

bei Business Crime Control sowie Mitglied bei<br />

Transparency International, der International<br />

Gramsci Society und dem Verband deutscher<br />

Schriftsteller. Seine Expertise im Bereich Parteienklüngel,<br />

<strong>Wirtschaft</strong>skriminalität und Politikberatung<br />

belegen zahlreiche Publikationen und<br />

Als Gründungsmitglied von »brand eins«<br />

zeichnet er seit 1999 für den Bereich »Schwerpunkte<br />

und Entwicklung« verantwortlich.<br />

In Leitartikeln beschäftigt sich Wolf Lotter<br />

unter anderem mit den Themen sozialer Kapitalismus,<br />

Wandel der Ökonomie, Elitenbildung<br />

sowie Werte und Konflikte im Übergang von der<br />

Industrie- zur Wissensgesellschaft.<br />

Wolf Lotter ist Herausgeber des Buches<br />

»Neue <strong>Wirtschaft</strong>« sowie Co-Autor von »Patient<br />

Deutschland«.<br />

der, ohne sich gänzlich aus der Politik zurückzuziehen.<br />

Zurzeit arbeitet er als freier Publizist und Politikberater.<br />

Mit seinem Buch »Einspruch! Wider<br />

den organisierten Staatsbankrott« möchte<br />

er einen größeren und heterogeneren Kreis von<br />

Menschen ansprechen, als es ihm als MdB möglich<br />

gewesen wäre. Metzger setzt auf die Eigenverantwortung<br />

und den Mut der Menschen in<br />

Deutschland, das Positive der anstehenden Veränderungen<br />

zu sehen.<br />

die Auszeichnung mit dem Journalistenpreis<br />

2002 durch den Bund der Steuerzahler NRW.<br />

Werner Rügemer befasst sich mit Klüngel<br />

und Korruption in seinem Wohnort Köln,<br />

in deutschen Kommunen und in der Weltwirtschaft.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der<br />

Privatisierung kommunaler und staatlicher<br />

Dienstleistungen.<br />

Er verö≠entlicht vorwiegend in: »Frankfurter<br />

Rundschau«, »tageszeitung«, WDR, Deutschlandfunk<br />

und DeutschlandRadio.


Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann<br />

Präsident des Deutschen Instituts für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung (DIW) Berlin<br />

und Direktor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA)<br />

Der 1952 geborene Klaus Zimmermann studierte<br />

Volkswirtschaftslehre und Statistik in Mannheim,<br />

wo er sich auch habilitierte. Er war Ordinarius<br />

für <strong>Wirtschaft</strong>stheorie und Direktor des<br />

SELAPO Center for Human Resources an der<br />

Universität München.<br />

Als Professor für <strong>Wirtschaft</strong>liche Staatswissenschaften<br />

in Bonn und Direktor des Forschungsinstituts<br />

zur Zukunft der Arbeit (IZA) ist<br />

er seit 1998 tätig.<br />

Gleichzeitig leitet Professor Zimmermann<br />

das Deutsche Institut für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung<br />

Dr. Sebastian Dullien (Moderation)<br />

Redakteur für Weltwirtschaft bei der »Financial Times Deutschland«<br />

Sebastian Dullien, Jahrgang 1975, ist seit Mitte<br />

2002 Redakteur für Weltwirtschaft bei der »Financial<br />

Times Deutschland«, wo er sämtliche<br />

Fragen der Konjunkturentwicklung und der<br />

nationalen und internationalen Finanz-, Geld-<br />

und Währungspolitik sowie der akademischen<br />

Volkswirtschaftslehre verfolgt. Dabei liegt ein<br />

besonderer Fokus auf den wirtschaftspolitischen<br />

Beratungsinstanzen in Deutschland<br />

wie den Forschungsinstituten und dem Sachverständigenrat.<br />

Sebastian Dullien ist studierter Volkswirt.<br />

Nach seinem Studium in Bochum, Paris und<br />

(DIW Berlin) und ist Honorarprofessor an der<br />

Freien Universität Berlin.<br />

Klaus Zimmermann ist Mitglied der Expertengruppe<br />

»Group of Economic Analysis« (GEA)<br />

des Präsidenten der EU-Kommission sowie des<br />

Beratungsgremiums »Core Team of the Working<br />

Group on Labor Strategy« der Weltbank. Er<br />

gründete die European Society of Population<br />

Economics (ESPE) sowie das »Journal of Population<br />

Economics«. 1998 erhielt Professor Zimmermann<br />

den Distinguished John G. Diefenbaker<br />

Award des Canada Council for the Arts.<br />

Berlin arbeitete er zunächst an einem Gutachten<br />

des Deutschen Instituts für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung<br />

(DIW) zu den Folgen der Europäischen<br />

Währungsunion. Seine Promotion schrieb<br />

er zum Zusammenspiel von Geldpolitik und<br />

Lohnverhandlungen in der Europäischen Währungsunion.<br />

Kurz nach dem erstmaligen Erscheinen der<br />

»FTD« stieß er Anfang 2000 zu der Zeitung,<br />

wo er von 2000 bis 2002 als Redakteur für Leitartikel<br />

und die Betreuung von Gastautoren zuständig<br />

war. 2002 wechselte er dann auf seine<br />

heutige Stelle im Politikressort.<br />

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38<br />

Podium 3.2<br />

Ökonomisches Neuland – der Wert von Werten<br />

für wirtschaftliche Akteure<br />

Kein Zweifel – die Ökonomik ist für viele eine<br />

ungeliebte Wissenschaft. Obwohl sie rein wissenschaftliche<br />

Ansprüche verfolgt, wird kaum<br />

ein Forschungsergebnis ohne weiteres von der<br />

Ö≠entlichkeit akzeptiert. Als Gegenentwurf<br />

zu Wettbewerb und individueller Nutzen- und<br />

Profitmaximierung werden je nach Zielrichtung<br />

stärkere Solidarität, Abkehr vom Materialismus<br />

oder – wie in der Diskussion um die Verlagerung<br />

von Arbeitsplätzen deutscher Unternehmen<br />

ins Ausland – »Patriotismus« gefordert.<br />

Werturteile in der Wissenschaft?<br />

Solcherlei Begri≠e sind den <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaften<br />

jedoch spätestens seit dem »Werturteilsstreit«<br />

fremd: Gegen die Konzeption Gustav<br />

Schmollers einer normativen <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaft<br />

setzte sich damals die Auffassung<br />

Max Webers durch, dass Werturteile aus der wissenschaftlichen<br />

Analyse weichen sollten. Die<br />

Ökonomik wollte sich aus einer neutralen Distanz<br />

auf die positive Analyse beschränken und<br />

der Politik wie den wirtschaftlichen Akteuren<br />

die Grundlage dafür bieten, die Folgen ihrer<br />

Entscheidungen abzuschätzen. Lassen sich aber<br />

gesellschaftliche Werte, die so stark vertreten<br />

werden, ganz aus der Analyse ausschließen? Stehen<br />

sie in Konkurrenz zu »Werten« wie Wettbewerb<br />

und Leistung? Wonach richten sich die tatsächlichen<br />

Entscheidungen? Die Annahme des<br />

streng rationalen Homo oeconomicus scheint<br />

angreifbar.<br />

Experimentelle <strong>Wirtschaft</strong>sforschung<br />

Das beobachtete Verhalten wirtschaftlicher Akteure<br />

in Experimenten, die monetäre Auszahlungen<br />

als Anreize einsetzen, weicht in vielen<br />

Fällen von der Prognose herkömmlicher ökonomischer<br />

Modelle ab. Ein Grund dafür ist, dass<br />

bereits in einfachsten Versuchsanordnungen<br />

die Probanden oft nur beschränkt rational handeln,<br />

indem sie Werte wie Gerechtigkeit, Altruismus<br />

und Reziprozität zugrunde legen.<br />

Als einfaches Beispiel sei hier das »Ultimatumspiel«<br />

genannt, in dem der erste Spieler die<br />

Aufteilung eines festen Geldbetrages vorschlägt,<br />

während der zweite Spieler nur die Möglichkeiten<br />

hat, diesen Betrag anzunehmen oder nicht.<br />

Nimmt der zweite Spieler die Verteilung an,<br />

wird sie ausgezahlt, lehnt er sie ab, bekommen<br />

beide Spieler nichts. In Experimenten wird nun<br />

beobachtet, dass der zweite Spieler die Aufteilung<br />

des Geldbetrages meist ablehnt, wenn sie<br />

ihm als unfair erscheint – beispielsweise sein eigener<br />

Anteil zu niedrig ist. Bei einem vollkommen<br />

rational handelnden Akteur wäre davon<br />

auszugehen, dass er jede Aufteilung – und sei<br />

sie noch so klein – annimmt, da sie ihn finanziell<br />

besser stellt als eine Ablehnung, die beide<br />

Spieler leer ausgehen lässt. Genauso ist zu beobachten,<br />

dass der erste Spieler seine Machtposition<br />

nur selten ausnutzt.<br />

Auch Experimente, die soziale Dilemmasituationen<br />

untersuchen, widerlegen die Eigennutzhypothese,<br />

die dem Homo oeconomicus<br />

zugrunde liegt: Die meisten Akteure verhalten<br />

sich – obwohl es ihren individuellen Nutzen<br />

nicht erhöht – bedingt kooperativ. Sie handeln<br />

also zugunsten des Gemeinwohls, wenn auch<br />

andere dies tun.<br />

Zudem scheinen Annahmen reiner Gewinnmaximierung<br />

auch in Arbeitsverhältnissen<br />

nicht immer zu greifen. Ohne Zweifel agieren<br />

Arbeitnehmer häufig, weil sie dafür in der einen<br />

oder anderen Form belohnt werden. Bestimmte<br />

Dinge hingegen tun sie einfach aus sich heraus.<br />

Inwieweit muss sich die Ökonomie mit dieser<br />

»intrinsischen Motivation« vermehrt befassen,<br />

wenn sie realitätsnäher werden will?<br />

Psychologie<br />

»<strong>Wirtschaft</strong> ist zu 50 Prozent Psychologie«<br />

(Ludwig Erhard). Ein Schlagwort, aber stimmt<br />

es auch? Die Frage, wie rational Menschen sein<br />

können oder wollen, ist im Kern eine psychologische.<br />

<strong>Wirtschaft</strong>liches Handeln beruht auf<br />

menschlichem Handeln und es erscheint deshalb<br />

nur sinnvoll, psychologische Erkenntnisse<br />

anzuwenden.<br />

Wo aber die <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaften nur<br />

Rationalität voraussetzen, also ein von Vernunft


estimmtes Wesen, fragt die Psychologie weitergehend<br />

nach dem zugrunde liegenden kognitiven<br />

Prozess. Ist es zumindest im Beruf möglich,<br />

Entscheidungen auf reine Berechnung beruhen<br />

zu lassen? Handeln Banker rationaler als Künstler?<br />

Sind sie dabei erfolgreicher?<br />

Ähnlich wie die Experimentalökonomik fordert<br />

auch die Verhaltenspsychologie die bisherigen<br />

spieltheoretischen Analysen heraus:<br />

Können finanzielle Anreize allein das Verhalten<br />

wirtschaftlicher Akteure verändern? Experimente<br />

haben gezeigt, dass sich Menschen bei<br />

höheren finanziellen Anreizen zunehmend risikoavers<br />

verhalten, während sie vorher noch<br />

mehr Risikofreude gezeigt haben. Soweit so gut.<br />

Aber wie verändert sich das Verhalten, wenn<br />

mehr als ein Spieler das Geschehen bestimmt?<br />

Das bekannte Gefangenendilemma zeigt uns,<br />

dass den Handelnden häufig nur eine Kooperation<br />

den höchsten Nutzen bringt. Dafür müssen<br />

aber beide Akteure Annahmen über das Verhalten<br />

des jeweils anderen machen.<br />

Um Vorhersagen über das Verhalten zu treffen,<br />

beziehen Psychologen, anders als in der<br />

Spieltheorie, die zugrunde liegenden Mechanismen<br />

wie Vertrauen, Reziprozität und Fairness<br />

in ihre Überlegungen ein. Aber auch die bereits<br />

gesammelten Erfahrungen der Spieler werden<br />

nicht außer Acht gelassen. Sie sind es, die Entscheidungen<br />

wesentlich verändern können.<br />

Ein weiteres Forschungsgebiet befasst sich<br />

deshalb mit der Frage, ob Entscheidungsstrategien<br />

existieren, die zu Kooperationen im asymmetrisch<br />

wechselseitigen Verhalten führen.<br />

Denn warum sollte ein Arbeiter mehr arbeiten<br />

als notwendig? Doch nur, wenn er sich dadurch<br />

einen höheren Lohn von seinem Arbeitgeber<br />

verspricht. Erhält er diesen nicht, so wird<br />

er es sich beim nächsten Arbeitsantritt zweimal<br />

überlegen, ob er wieder mehr leistet als vereinbart.<br />

So sieht sich die Ökonomik herausgefordert,<br />

den interdisziplinären Dialog aufzunehmen<br />

und ihre Annahmen über Handlungsmotive<br />

und -möglichkeiten zu überprüfen. Die Psychologie<br />

tri≠t dagegen mit der <strong>Wirtschaft</strong> auf<br />

ein interessantes Forschungsfeld, das die Zu-<br />

sammenhänge von Denken und Handeln in<br />

den Mittelpunkt stellt, und das formale Modelle<br />

menschlichen Handelns anbietet.<br />

Evolutionsökonomik<br />

Werte entwickeln sich. Der Mensch hat in Jahrmillionen<br />

nicht nur den aufrechten Gang entwickelt,<br />

sondern auch eine Moral. Wenn aber über<br />

Werte gesprochen wird, werden diese meist als<br />

gegeben vorausgesetzt; zumindest beruhen sie<br />

auf als ewig angenommenen Grundsätzen. Im<br />

konkreten Fall sind sie jedoch, gerade wenn sie<br />

die <strong>Wirtschaft</strong> betre≠en, heiß diskutiert. Woher<br />

weiß der Mensch, welche Werte gelten? Wann<br />

hält er sich an sie, wann nicht?<br />

Ökonomisch sind Werte als Regeln, als Institutionen<br />

interpretierbar, ob als Gesetze kodifiziert<br />

oder als Sitten und Gebräuche tradiert.<br />

Dies kann das Verbot der Untreue betreffen<br />

oder die Bereitschaft zu Überstunden. Auch<br />

Höflichkeit und Etikette spielen für wirtschaftliche<br />

Akteure eine wichtige Rolle.<br />

Sie können also auch als Institutionen verstanden<br />

werden, die sich in einem Evolutionsprozess<br />

durchgesetzt oder sich zumindest<br />

behauptet haben. Wäre ein rational maximierender<br />

Akteur in diesem Prozess gar benach-<br />

teiligt? Liegt den hehren Grundsätzen in Wirk-<br />

lichkeit nur ein »Survival of the fittest« zugrunde?<br />

Was ist also der Wert der Werte für ökonomische<br />

Akteure? Ist er materiell oder ideell?<br />

Für die Wissenschaft stellt sich die Frage: Haben<br />

Werte einen Wert für ökonomische Analysen?<br />

Verkomplizieren sie nur die Modelle, um<br />

am Ende dieselben Ergebnisse hervorzubringen?<br />

Oder werden bestehende Modelle widerlegt,<br />

müssen neue Modelle entwickelt werden?<br />

Sind Werte überhaupt modellierbar?<br />

Drei Vorträge von jeweils zirka zwanzig Minuten<br />

sollen die verschiedenen Ansätze vorstellen<br />

und erste Antworten auf diese Fragen geben.<br />

Danach werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />

der unterschiedlichen Ansätze sowie<br />

deren Fruchtbarkeit für Forschung und Praxis<br />

diskutiert.<br />

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40<br />

Podium 3.2:<br />

Ökonomisches Neuland – der Wert von Werten<br />

für wirtschaftliche Akteure<br />

Podiumsgäste<br />

Prof. Dr. Armin Falk<br />

Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität Bonn,<br />

Forschungsdirektor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA),<br />

Direktor des Laboratoriums für Experimentelle <strong>Wirtschaft</strong>sforschung der Universität Bonn<br />

Armin Falk wurde 1968 geboren. Er studierte<br />

Volkswirtschaftslehre sowie Philosophie und<br />

Geschichte in Köln.<br />

1998 erlangte er seinen Doktortitel in Ökonomie<br />

an der Universität Zürich mit einer Arbeit<br />

zum Thema »Reciprocity and Wage Formation«.<br />

Anschließend war er dort Assistenzprofessor<br />

am Institut für Empirische <strong>Wirtschaft</strong>sforschung<br />

und übernahm zwei Jahre lang die Lehrstuhlvertretung<br />

für Ernst Fehr.<br />

Seit Oktober 2003 ist Armin Falk Professor<br />

für wirtschaftliche Staatswissenschaften an der<br />

Universität Bonn, Forschungsdirektor des For-<br />

schungsinstituts für die Zukunft der Arbeit<br />

(IZA) sowie Direktor des Laboratoriums für Experimentelle<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sforschung in Bonn.<br />

Professor Falk beschäftigt sich in seiner Forschung<br />

mit der Rolle von Reziprozität und Fairness<br />

im Verhalten wirtschaftlicher Akteure, mit<br />

Lohnrigiditäten und intrinsischer Motivation.<br />

Er ist Research A≤liate des Centre for Economic<br />

Policy Research (CEPR), Fellow am Institute<br />

for Economic Research (CESifo) sowie Dozent an<br />

der Central European University Budapest.<br />

Professor Falk ist verheiratet und hat drei<br />

Kinder.<br />

Dr. Jörg Rieskamp<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Adaptives Verhalten und Kognition<br />

des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin<br />

Jörg Rieskamp wurde 1971 geboren. Nach dem<br />

Studium der Psychologie in Landau, London<br />

und Berlin promovierte er im Jahre 2001 an der<br />

Freien Universität Berlin. In seiner Promotion<br />

setzte er sich mit Modellen zur Erklärung von<br />

Vertrauen und Fairness auseinander.<br />

Nach einem Forschungsaufenthalt an der Indiana<br />

University (USA) ist er seit 2002 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Zentrum für Adaptives<br />

Verhalten und Kognition am Max-Planck-<br />

Institut für Bildungsforschung in Berlin.<br />

Jörg Rieskamps Forschungsinteressen umfassen<br />

unter anderem die kognitive Modellierung<br />

von Urteils- und Entscheidungsprozessen und<br />

die Rolle von Lernprozesse bei Entscheidungen.<br />

Des weiteren untersucht er experimentell und<br />

in evolutionären Simulationen einfache Strategien<br />

für soziale Interaktionen.<br />

Dabei zeigt Rieskamp, dass einfache Lernmodelle<br />

oft gut zur Verhaltensvorhersage geeignet<br />

sind. Er verö≠entlichte unter anderem<br />

im »Journal of Experimental Psychology«.


Prof. Dr. Viktor J. Vanberg<br />

Professor für <strong>Wirtschaft</strong>spolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

und Leiter des Walter Eucken Instituts<br />

Viktor Vanberg wurde 1943 in Aachen geboren.<br />

Nach seinem Abitur studierte er an der Universität<br />

Münster Soziologie und promovierte 1974<br />

an der Technischen Universität Berlin.<br />

Seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in Münster<br />

und einer Lehrstuhlvertretung in Hamburg<br />

folgte 1981 die Habilitation an der Universität<br />

Mannheim, wo er zunächst als Privatdozent<br />

und Lehrstuhlvertreter wirkte. Beginnend mit<br />

einem Forschungsaufenthalt 1983 war Prof. Vanberg<br />

an der George Mason University in Fairfax,<br />

Virginia, tätig. Dort wurde er 1988 Professor für<br />

Volkswirtschaft und Editorial Director des Center<br />

for Study of Public Choice.<br />

Thomas Fricke (Moderation)<br />

Chefökonom der »Financial Times Deutschland«<br />

In seiner Geburtsstadt Aachen studierte Thomas<br />

Fricke Volkswirtschaftslehre und Politik.<br />

1987 wechselte er nach Paris, wo er sein Studium<br />

am Institut d’Études Politiques und an der<br />

Sorbonne fortsetzte. Anschließend arbeitete der<br />

Volkswirt am OFCE, einem der einflussreichsten<br />

französischen Konjunkturforschungsinstitute.<br />

Währenddessen beschäftigte er sich besonders<br />

mit den ökonomischen Folgen der deutschen<br />

Einheit für Deutschland und Osteuropa.<br />

Nach fünf Jahren in Paris zog Thomas Fricke<br />

ins Nachwende-Berlin, wo er beim »Tagesspie-<br />

Viktor Vanberg wechselte 1995 als Professor<br />

für <strong>Wirtschaft</strong>spolitik an die Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg, wo er seit 2001 auch das<br />

Walter Eucken Institut leitet.<br />

Seine Forschungsschwerpunkte umfassen<br />

Ordnungsökonomik, Neue Institutionenökonomik<br />

sowie evolutorische Institutionentheorie<br />

und verhaltenstheoretische Grundlagen der Sozialwissenschaften.<br />

Er verö≠entlichte zahlreiche<br />

Bücher, darunter »Rules and Choice in Economics«<br />

sowie »The Constitution of Markets – Essays<br />

in political economy«.<br />

Viktor Vanberg ist verheiratet und hat drei<br />

Kinder.<br />

gel« volontierte. Danach arbeitete er zuerst bei<br />

der »<strong>Wirtschaft</strong>swoche« und anschließend vier<br />

Jahre lang als Redakteur und Kolumnist beim<br />

»Manager Magazin«. Bei der »Financial Times<br />

Deutschland« begann er im Oktober 1999 und<br />

ist dort seit 2002 Chefökonom.<br />

Für eine Analyse der deutschen Klischees zu<br />

Frankreichs <strong>Wirtschaft</strong>spolitik erhielt Thomas<br />

Fricke 1998 den Deutsch-Französischen Journalistenpreis.<br />

Außerdem war er Mitinitiator des<br />

Appells von 59 deutschen Ökonomen für die<br />

Einführung des Euro.<br />

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Veränderungen beim HUFW 03<br />

02<br />

04<br />

05<br />

06<br />

01 07<br />

Ein Blick nach vorn, zurück und<br />

hinter die Kulissen<br />

»Veränderungsprozesse« nimmt das vierte Symposium<br />

des <strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong>s <strong>Wirtschaft</strong> unter<br />

die Lupe. Wieder wird mit renommierten Referenten<br />

aus <strong>Wirtschaft</strong>, Wissenschaft und Politik<br />

und einer jedes Jahr wachsenden Zahl von<br />

Teilnehmern der Blick auf ein Thema gelenkt,<br />

das die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen<br />

wirtschaftlichen Handelns reflektiert.<br />

Veränderungsprozesse in Theorie und Praxis<br />

Wenn aber in diesem Jahr Veränderungsprozesse<br />

in Bildung und Medien, Unternehmen<br />

und Regulierung sowie der ökonomischen Theorie<br />

diskutiert werden, hat das HUFW-Team dieses<br />

Thema nicht »nur« theoretisch aufgearbeitet,<br />

sondern auch ganz praktisch gelebt: Die studentische<br />

Initiative hat in ihrem vierten Jahr<br />

selbst einige Veränderungen erlebt und gestaltet.<br />

Keiner der einstigen Gründer ist mittlerweile<br />

noch aktiv dabei – die Erfahrensten im Team<br />

waren beim Auftakt-Symposium »Mahatma<br />

Gates« zu <strong>Wirtschaft</strong> und Ethik selbst nur Gast<br />

– und zugleich hat sich das interdisziplinäre<br />

Team neuen Herausforderungen gestellt. Die<br />

angehenden Betriebswirte im Team würden<br />

wohl von »Diversifikation« sprechen. Neben<br />

dem schon fast »traditionellen« Symposium<br />

wurden im letzten HUFW-Jahr gleich zwei weitere<br />

Veranstaltungen organisiert, man brachte<br />

die geplante Internationalisierung einen großen<br />

Schritt voran und richtete zudem erstmals<br />

einen Essaywettbewerb aus.<br />

Workshop zu »Perspektive Deutschland«<br />

Nur wenige Tage nach dem dritten Symposium<br />

Ȇber morgen. Zeithorizonte in Unternehmen,<br />

Politik und ökonomischer Theorie« im<br />

Mai 2003 wurden bereits die nächsten Einladungen<br />

verschickt: Etwa sechs Wochen später<br />

fand sich ein Kreis von interessierten Studenten<br />

zu einem Workshop ein, um mit den Verantwortlichen<br />

von McKinsey & Company die Ergebnisse<br />

der Studie »Perspektive Deutschland«<br />

intensiv zu diskutieren.<br />

Diskussion »Die Zukunft ist anderswo« am<br />

26. Januar 2004 in Kooperation mit der »Zeit«<br />

Und schon drängte der nächste Kooperationspartner<br />

auf eine gemeinsame Veranstaltung.<br />

Während die Vorbereitungen für das aktuelle<br />

Symposium auf Hochtouren liefen, stand im<br />

Januar eine zusätzliche Podiumsdiskussion auf<br />

dem Plan. Gemeinsam mit der Wochenzeitung<br />

»Die Zeit« sollte die »Brain Drain«-Problematik<br />

beleuchtet werden. Die Bundesregierung<br />

ließ das Thema mit der Debatte um die »Elite-<br />

Uni« auf der ö≠entlichen Agenda einige Stufen<br />

nach oben klimmen, und so erlebten mehr als<br />

180 Gäste eine spannende und höchst aktuelle<br />

Diskussion – ein voller Erfolg für alle Beteiligten.<br />

Erstmals Essaywettbewerb<br />

Mit voller Konzentration ging es nun auf die<br />

Zielgerade für das Symposium im Mai. Gedanken<br />

im Vorfeld sollte sich in diesem Jahr aber<br />

nicht nur das Team machen. Und so wurde<br />

erstmals ein Essaywettbewerb ausgeschrieben.<br />

»Was muss und kann in unserer heutigen Gesellschaft,<br />

Politik und <strong>Wirtschaft</strong> geändert werden?«<br />

lautete die Leitfrage. Diese beschäftigte<br />

allem Anschein nach tatsächlich nicht nur<br />

das Team – schon jetzt kann ein erfolgreicher<br />

Auftakt für diese Neuerungen beim <strong>Humboldt</strong>-<br />

<strong>Forum</strong> <strong>Wirtschaft</strong> bilanziert werden.<br />

Öffnung gen Osten<br />

Und die guten Nachrichten aus den Arbeitsgruppen<br />

mehrten sich. Besonders motivierte<br />

der Erfolg in puncto Internationalisierung:<br />

Mit der EU ö≠net sich in diesem Jahr auch das<br />

HUFW gen Osten. Erstmals diskutieren vierzig<br />

polnische Studenten der Warsaw School of<br />

Economics diskutieren mit. Ermöglicht wurde<br />

ihnen die Teilnahme mit Reisestipendien und<br />

der Finanzierung eines dreitägigen Aufenthalts<br />

in Berlin. Doch das ist erst der Anfang: In Zukunft<br />

soll neben dem interdisziplinären immer<br />

stärker auch der interkulturelle Austausch Merkmal<br />

des <strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong>s <strong>Wirtschaft</strong> sein.<br />

43


44<br />

Das Kuratorium des HUFW<br />

Das Kuratorium steht den Teams der jährlich stattfindenden<br />

Symposien mit Rat und Tat zur Seite<br />

Dr. Hans D. Barbier<br />

Dr. Barbier ist Vorsitzender der Ludwig-Erhard-<br />

Stiftung.<br />

Dr. Norbert Bensel<br />

Dr. Bensel ist Personalvorstand der Deutschen<br />

Bahn AG. Er ist außerdem Mitglied des Kuratoriums<br />

der <strong>Humboldt</strong>-Universität zu Berlin.<br />

Prof. Dr. Charles B. Blankart<br />

Professor Blankart leitet das Institut für ö≠entliche<br />

Finanzen an der <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftlichen<br />

Fakultät der <strong>Humboldt</strong>-Universität zu<br />

Berlin.<br />

Gerd von Brandenstein<br />

Gerd von Brandenstein ist Leiter des Verbindungsbüros<br />

Berlin-Bonn und des Berliner Büros<br />

der Leitung der Siemens AG. Zudem ist er Präsident<br />

der Vereinigung der Unternehmensverbände<br />

in Berlin und Brandenburg.<br />

Birgit Breuel<br />

Birgit Breuel war Präsidentin der Treuhandanstalt<br />

und Generalkommissarin der Weltausstellung<br />

expo 2000 Hannover.<br />

Prof. Michael C. Burda, Ph. D.<br />

Prof. Burda leitet das Institut für <strong>Wirtschaft</strong>stheorie<br />

II an der <strong>Humboldt</strong>-Universität zu<br />

Berlin.<br />

Christoph Keese<br />

Christoph Keese ist Chefredakteur der »Financial<br />

Times Deutschland«. Im Mai 2004 wird er<br />

neuer Chefredakteur der »Welt am Sonntag«.<br />

Prof. Dr. Dr. Christian Kirchner, LL. M.<br />

Professor Kirchner ist Inhaber des Lehrstuhls<br />

für deutsches, europäisches und internationales<br />

Zivil- und <strong>Wirtschaft</strong>srecht und Institutionenökonomik<br />

an der <strong>Humboldt</strong>-Universität<br />

zu Berlin.<br />

Prof. Dr. Ernst-Moritz Lipp<br />

Professor Lipp, ehemaliger Chefvolkswirt und<br />

Vorstand der Dresdner Bank AG, ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Odewald & Compagnie<br />

GmbH.<br />

Michael Rzesnitzek<br />

Michael Rzesnitzek ist Geschäftsführer der Financial<br />

Times Deutschland GmbH & Co. KG.<br />

Prof. Dr. Joachim Schwalbach<br />

Professor Schwalbach ist Dekan der <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftlichen<br />

Fakultät der <strong>Humboldt</strong>-Universität<br />

zu Berlin und leitet das Institut für Management.<br />

Roger de Weck<br />

Roger de Weck, ehemaliger Chefredakteur der<br />

Hamburger Wochenzeitung »Die Zeit«, arbeitet<br />

als freier Journalist in Berlin und Zürich.


Das HUFW-Team 2004<br />

Das Symposium »Besser ändern! Der Einfluss von Macht und<br />

Wissen auf Veränderungsprozesse« wurde organisiert von:<br />

Beate Aulfes<br />

22 Jahre, BWL, 6. Semester<br />

Sponsoring<br />

beate_aulfes@hufw.de<br />

Friedrich Bardt<br />

23 Jahre, BWL, 7. Semester<br />

Eventorganisation<br />

friedrich_bardt@hufw.de<br />

Jens Beck<br />

23 Jahre, VWL, 4. Semester<br />

Themenausarbeitung,<br />

Sponsoring, IT<br />

jens_beck@hufw.de<br />

Juliane Begenau<br />

21 Jahre, VWL, 4. Semester<br />

Themenausarbeitung<br />

juliane_begenau@hufw.de<br />

Uta Bielfeldt<br />

25 Jahre, Verwaltungswissenschaft,<br />

Promotionsstudentin<br />

Themenausarbeitung<br />

uta_bielfeldt@hufw.de<br />

Jörn Block<br />

25 Jahre, BWL, 10. Semester<br />

Internationalisierung<br />

joern_block@hufw.de<br />

Antje Cordes<br />

22 Jahre, <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />

pädagogik, 4. Semester<br />

Sponsoring<br />

antje_cordes@hufw.de<br />

Johannes von Einem<br />

26 Jahre, VWL, 9. Semester<br />

Themenausarbeitung<br />

johannes_voneinem@hufw.de<br />

Franziska Exeler<br />

24 Jahre, Geschichte, Politik<br />

und VWL, 9. Semester<br />

Themenausarbeitung, Ö≠entlichkeitsarbeit,<br />

Webmasterin<br />

franziska_exeler@hufw.de<br />

Alexander von Fritsch<br />

21 Jahre, BWL, 6. Semester<br />

Sponsoring, Finanzen,<br />

Internationalisierung<br />

alexander_fritsch@hufw.de<br />

Dorian Fritsche<br />

27 Jahre, Geschichte und VWL,<br />

10. Semester<br />

Themenausarbeitung,<br />

Ö≠entlichkeitsarbeit, Essaywettbewerb<br />

dorian_fritsche@hufw.de<br />

Holger Gerhardt<br />

26 Jahre, VWL, 10. Semester<br />

Themenausarbeitung,<br />

Grafikdesign<br />

holger_gerhardt@hufw.de<br />

Dominik Gerstorfer<br />

26 Jahre, Soziologie, 4. Semester<br />

Themenausarbeitung, Essaywettbewerb<br />

dominik_gerstorfer@hufw.de<br />

David Höckel<br />

24 Jahre, Physik, 6. Semester<br />

Sponsoring, IT<br />

david_hoeckel@hufw.de<br />

Nils Horch<br />

24 Jahre, <strong>Wirtschaft</strong>singenieurwesen,<br />

8. Semester<br />

Sponsoring<br />

nils_horch@hufw.de<br />

Laura Horstmann<br />

21 Jahre, BWL, 4. Semester<br />

Eventorganisation<br />

laura_horstmann@hufw.de<br />

Katharina Jenderny<br />

23 Jahre, Geschichte und VWL,<br />

5. Semester<br />

Themenausarbeitung<br />

katharina_jenderny@hufw.de<br />

Jan-Frederik Jerratsch<br />

23 Jahre, Physik, 6. Semester<br />

Essaywettbewerb<br />

jan-frederik_jerratsch@hufw.de<br />

Simon Margraf<br />

23 Jahre, VWL, 5. Semester<br />

Themenausarbeitung,<br />

Internationalisierung<br />

simon_margraf@hufw.de<br />

Julian Matthes<br />

22 Jahre, VWL, 4. Semester<br />

Themenausarbeitung,<br />

Ö≠entlichkeitsarbeit<br />

julian_matthes@hufw.de<br />

Paul Melzow<br />

23 Jahre, VWL, 6. Semester<br />

Themenausarbeitung<br />

paul_melzow@hufw.de<br />

Rolf Moormann<br />

24 Jahre, Geschichte,<br />

VWL und Jura, 8. Semester<br />

Themenausarbeitung<br />

rolf_moormann@hufw.de<br />

Karsten Müller<br />

23 Jahre, BWL, 7. Semester<br />

Themenausarbeitung<br />

karsten_mueller@hufw.de<br />

Fabian Piechowski<br />

24 Jahre, BWL, 8. Semester<br />

Eventorganisation<br />

fabian_piechowski@hufw.de<br />

Christoph Priesmeier<br />

22 Jahre, VWL, 4. Semester<br />

Themenausarbeitung<br />

christoph_priesmeier@hufw.de<br />

Friedrich von Rechteren<br />

24 Jahre, BWL, 9. Semester<br />

Sponsoring<br />

friedrich_rechteren@hufw.de<br />

45


46<br />

C. Philipp Riedel<br />

24 Jahre, Agrarökonomik,<br />

8. Semester<br />

Themenausarbeitung<br />

philipp_riedel@hufw.de<br />

Lena Ruckh<br />

23 Jahre, VWL, 4. Semester<br />

Themenausarbeitung,<br />

Koordination<br />

lena_ruckh@hufw.de<br />

Judith Siefers<br />

25 Jahre, VWL, 10. Semester<br />

Themenausarbeitung<br />

judith_siefers@hufw.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Humboldt</strong>-<strong>Forum</strong> <strong>Wirtschaft</strong> e. V.<br />

<strong>Humboldt</strong>-Universität zu Berlin<br />

<strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftliche Fakultät<br />

Spandauer Straße 1<br />

d-10178 Berlin<br />

Telefon +49 30 44045678<br />

Telefax +49 30 44045679<br />

www.hufw.de<br />

info@hufw.de<br />

Fanny Stengel<br />

25 Jahre, Englisch, Französisch<br />

und BWL, 6. Semester<br />

Internationalisierung<br />

fanny_stengel@hufw.de<br />

Ray Tobler<br />

25 Jahre, Gesellschafts- und<br />

<strong>Wirtschaft</strong>skommunikation,<br />

11. Semester<br />

Ö≠entlichkeitsarbeit<br />

ray_tobler@hufw.de<br />

Christian Veer<br />

25 Jahre, Publizistik, Psychologie<br />

und BWL, 10. Semester<br />

Ö≠entlichkeitsarbeit, Themenausarbeitung<br />

christian_veer@hufw.de<br />

Alexander Wendland<br />

25 Jahre, VWL, 4. Semester<br />

Sponsoring<br />

alexander_wendland@hufw.de<br />

Redaktion und Gestaltung<br />

Jens Beck, Juliane Begenau, Holger Gerhardt,<br />

Dominik Gerstorfer, Katharina Jenderny,<br />

Lena Ruckh, Christian Veer<br />

Texte<br />

HUFW-Thementeam<br />

Coverillustration<br />

Jens Beck (Realisierung), Ray Tobler (Idee)<br />

Satz<br />

Holger Gerhardt<br />

Verwendete Schriften<br />

Titel »besser ändern!«: Myriad von Adobe<br />

Überschriften: Sun von LucasFonts<br />

Fließtext: TheAntiquaB von LucasFonts


Dank<br />

an unsere vielen wichtigen Förderer und Freunde,<br />

die das Symposium erst ermöglichten<br />

Zuallererst danken wir unseren zahlreichen<br />

Rednern und Podiumsgästen für ihre anregenden<br />

und engagierten Beiträge.<br />

Ein besonderer Dank gilt unserem Kuratorium,<br />

das uns jedes Jahr aufs Neue mit wertvollem<br />

Rat und viel Einsatz zur Seite steht.<br />

Den diesjährigen Sponsoren danken wir für<br />

die großzügige finanzielle Unterstützung sowie<br />

unseren Partnern für die hervorragende<br />

Zusammenarbeit. Außerdem danken wir der<br />

Hans-Böckler-Stiftung für ihre Spende zur Finanzierung<br />

dieses <strong>Programmheft</strong>s.<br />

Darüber hinaus sind wir vielen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern der <strong>Humboldt</strong>-<br />

Universität sehr verbunden: dem Präsidenten<br />

Prof. Dr. Mlynek und der Vizepräsidentin<br />

Prof. Dr. Ischinger für ihre aktive Unterstützung;<br />

der HU-Pressestelle für die enge Zusammenarbeit;<br />

der Verwaltungsleiterin<br />

der <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftlichen Fakultät,<br />

Frau Wöß, für die organisatorische Hilfe; und<br />

nicht zuletzt den Pförtnern der <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftlichen<br />

Fakultät, deren Dienste wir<br />

immer wieder in Anspruch genommen haben.<br />

Ein sehr persönlicher Dank geht an all unsere<br />

Freundinnen und Freunde, die mit ihrer<br />

Hilfe am 13. und 14. Mai die Durchführung des<br />

Symposiums erst möglich gemacht haben.


Statt Vorlesung<br />

Wissen, was wichtig wird.<br />

W W W. FT D. D E<br />

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