02.09.2022 Aufrufe

Wilfried Härle: Vertrauenssache (Leseprobe)

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen. Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen.
Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 4: Gewissheit und Zweifel im Blick auf den Glauben<br />

nition von „Glauben“, in der vom (Nicht-)Zweifeln die<br />

Rede ist. Sie findet sich in Hebr 11,1. Ich stelle den griechischen<br />

Urtext dieses Verses (in deutscher Umschrift) voran<br />

und lasse ihm dann mehrere um Genauigkeit und Verständlichkeit<br />

bemühte Übersetzungen folgen: „Estin de<br />

pistis elpizomenõn hypostatis, pragmatõn elenchos ou blepomenõn.“<br />

Nun einige Übersetzungen in der chronologischen<br />

Reihenfolge ihres Entstehens:<br />

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft,<br />

und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ (Luther,<br />

[1522] 2017) 128<br />

„Der Glaube aber ist die Grundlage dessen, was man erhofft, der<br />

Beweis für Dinge, die man nicht sieht.“ (Zürcher Bibel, [1531] 2007)<br />

„Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten<br />

von Tatsachen, die man nicht sieht.“ (Katholische Einheitsübersetzung,<br />

[1978] 2016)<br />

„Der Glaube aber ist eine Wirklichkeit dessen, was man hofft, ein<br />

Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht.“ (Elberfelder<br />

Bibel, [1985] 2013)<br />

„Der Glaube ist ein Festhalten an dem, worauf man hofft – ein<br />

Überzeugtsein von Dingen, die nicht sichtbar sind.“ (BasisBibel,<br />

[2012] 2021)<br />

Was man an dieser Zusammenstellung – abgesehen von ihrer<br />

Vielfalt – leicht erkennen kann, ist die Tatsache, dass<br />

128) In der Revision der Lutherbibel von 2017 ist dem Wort „Zuversicht“ eine<br />

Fußnote mit der anderen Übersetzungsmöglichkeit „Grundlage“ beigegeben<br />

und den Worten „Nichtzweifeln an dem“ eine Fußnote mit der<br />

Übersetzungsmöglichkeit: „Beweis dessen“. Diese Alternativmöglichkeiten<br />

sind also mit zu berücksichtigen.<br />

96

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!