02.09.2022 Aufrufe

Wilfried Härle: Vertrauenssache (Leseprobe)

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen. Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen.
Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 4: Gewissheit und Zweifel im Blick auf den Glauben<br />

gefährliche, teuflische Verführung sei. 119 Andererseits gilt<br />

für ihn: Wenn die Beziehung des Menschen zu Gott nicht<br />

durch Gewissheit, und zwar Glaubensgewissheit, geprägt<br />

ist, fehlt ihr die Verankerung im Herzen, auf die es ankommt.<br />

120 Von daher scheint es so, als verhielten sich im<br />

Hinblick auf das menschliche Gottesverhältnis für Luther<br />

Gewissheit und Sicherheit wie Feuer und Wasser zueinander.<br />

Aber an anderen Stellen kann Luther „sicher“ auch im<br />

Blick auf die Gottesbeziehung in einem positiven Sinn verwenden,<br />

so z.B. in dem Satz: „So lebt der Christ sicher [secure<br />

] im Glauben unter Christus.“ 121 Und an mehreren<br />

anderen Stellen kann Luther „gewiss“ und „sicher“ so nebeneinanderstellen,<br />

als seien sie gleichbedeutend. 122 Dieser<br />

Befund wirkt und ist verwirrend. Er erklärt sich daraus,<br />

dass das Wort „sicher“ auch bei Luther teilweise dasselbe<br />

bedeuten kann wie „gewiss“, teilweise aber auch dasselbe<br />

wie „selbstsicher“ und dann mit dem Glauben nicht vereinbar<br />

ist.<br />

119) So z. B. WA 45,368,4–8: „... die Sicherheit, die jetzt in der Welt ist, ist viel<br />

schädlicher als alle Ketzerei. Denn früher … taten wir viel mit großer<br />

Furcht in des Teufels Namen. In Gottes Namen wollen wir jetzt gar<br />

nichts tun. Der Teufel steht jetzt zur Rechten mit dieser Anfechtung und<br />

will uns sicher machen.“<br />

120) WA 38,126,11 f.: „Ein Christ soll seines Sinnes und Glaubens gewiss sein<br />

oder jedenfalls danach streben, dass er gewiss werde.“ Aber Luther kann<br />

auch einem verzagten Christen raten, vor Gott ehrlich zu bekennen: „Ich<br />

habe nicht einen festen, starken Glauben, ich zweifle zeitweise und kann<br />

Gott nicht gänzlich vertrauen“ (WA 10/1/2,438,20).<br />

121) WA 41,678,4.<br />

122) So z. B. LDStA 1,650,20 f./651,28: „Da sind wir auch gewiss und sicher<br />

[certi et securi], Gott zu gefallen“.<br />

88

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!