02.09.2022 Aufrufe

Wilfried Härle: Vertrauenssache (Leseprobe)

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen. Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen.
Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2.1 Glaube als Vertrauen<br />

keit“ bezeichnet wird. Wer glaubt, ist innerlich unterwegs<br />

und sucht, und zwar nicht irgendetwas, sondern erfülltes<br />

Leben, das nicht flüchtig ist und schnell wieder vergeht.<br />

Das kann letztlich nicht bei endlichen Instanzen oder in<br />

vergänglichen Gütern gefunden werden, die selbst begrenzt<br />

sind und darum keine unvergängliche Erfüllung geben<br />

können. Dieses höchste Gut kann nur im Vollkommenen<br />

und Ewigen gefunden werden. Deshalb gilt: Ein glaubender<br />

Mensch ist auf Gott hin unterwegs. 26 Der oft zu hörende<br />

Satz: „Ich möchte oder würde gerne an Gott glauben<br />

können“ bringt eine hoffende Ausrichtung auf Erfüllung<br />

zum Ausdruck, die selbst ein Merkmal des Glaubens ist.<br />

Wer das von sich sagen kann, ist – mit Jesus gesprochen –<br />

„nicht fern vom Reich Gottes“ (Mk 12,34).<br />

– Diese Ausrichtung auf noch Ausstehendes gehört<br />

nicht nur zum Wesen des Glaubens, sondern auch zur Verfassung<br />

des Menschen (zur conditio humana). Die Bibel belegt<br />

das mit der Aussage: Gott „hat alles schön gemacht zu<br />

seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr [der Menschen]<br />

Herz gelegt“ (Pred 3,11). Der Kirchenvater Augustin (354–<br />

430) hat das am Beginn seiner autobiographischen „Bekenntnisse“<br />

durch einen Satz zum Ausdruck gebracht,<br />

dem viele Menschen zustimmen können: „Unruhig ist un-<br />

26) Luther bringt das folgendermaßen zum Ausdruck: „Das christliche<br />

Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden, nicht ein<br />

Gesundsein, sondern ein Gesundwerden, nicht ein Sein, sondern ein<br />

Werden, nicht eine Ruhe, sondern eine Übung. Wir sinds noch nicht, wir<br />

werdens aber. Es ist noch nicht getan und geschehen, es ist aber im Gang<br />

und Schwang.“ (WA 7,336,31–34)<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!