Wiedereinstieg bei der Spitex – ein Glücksfall - ZAG
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<strong>Spitex</strong><br />
Beatrice Ungricht, <strong>Spitex</strong><br />
<strong>Wie<strong>der</strong><strong>ein</strong>stieg</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Spitex</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>ein</strong> <strong>Glücksfall</strong><br />
Nach 18 Jahren als Hausfrau und Mutter wagte Beatrice Ungricht den<br />
<strong>Wie<strong>der</strong><strong>ein</strong>stieg</strong> in den Pflegeberuf. Bei <strong>der</strong> <strong>Spitex</strong> hat sie die Ar<strong>bei</strong>t<br />
gefunden, die sie glücklich macht. Sie ist viel unterwegs, trifft interessante<br />
Menschen und kann manchmal so richtig herzhaft lachen.<br />
«Da es för<strong>der</strong>lich für die Gesundheit<br />
ist, habe ich beschlossen, glücklich<br />
zu s<strong>ein</strong>.» Dieser schöne Satz von<br />
Voltaire empfängt mich an <strong>der</strong> Türe<br />
zur <strong>Spitex</strong> Seuzach-Hettlingen-Dägerlen.<br />
Beatrice Ungricht ist gerade da<strong>bei</strong>,<br />
Medikamente für <strong>ein</strong>en Klienten<br />
zu bestellen. Eine <strong>der</strong> vielen Aufgaben,<br />
die sie als Pfl egefachperson <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Spitex</strong> hat. Bereits morgens um<br />
7 Uhr ist sie im Büro, bereitet sich<br />
vor, studiert ihre Tagestour, liest<br />
die Akten <strong>der</strong> Klienten und richtet<br />
das Material. Es ist <strong>ein</strong>er <strong>der</strong> wenigen<br />
Momente, während denen sie<br />
sich mit dem Team austauschen<br />
und <strong>bei</strong> Unsicherheiten rückfragen<br />
kann. «Für mich als Wie<strong>der</strong><strong>ein</strong>steigerin<br />
sind diese Rückfragen sehr<br />
wichtig. Mir fehlt im Vergleich zu<br />
den an<strong>der</strong>en noch die Routine», sagt<br />
sie selbst.<br />
Von <strong>der</strong> Mutter zur Pfl egerin<br />
Seit September 2009 ist Beatrice<br />
Ungricht für die <strong>Spitex</strong> im Einsatz.<br />
Als gelernte Kin<strong>der</strong>krankenschwester<br />
hat sie früher im Kin<strong>der</strong>spital Zürich<br />
gear<strong>bei</strong>tet. Als sie Mutter wurde, widmete<br />
sie sich jahrelang <strong>der</strong> Familie<br />
und etlichen ehrenamtlichen Tätigkeiten.<br />
«Ich war gerne Hausfrau und<br />
Mutter. Mittlerweile sind m<strong>ein</strong>e Kin<strong>der</strong><br />
13, 16 und 18 Jahre alt und selb-
ständig. Da kam die Lust, wie<strong>der</strong> zu<br />
ar<strong>bei</strong>ten», erzählt sie. Ein <strong>Wie<strong>der</strong><strong>ein</strong>stieg</strong>skurs<br />
in die Langzeitpflege gab<br />
ihr den nötigen Mut, diesen Schritt<br />
zu wagen. Mit <strong>der</strong> <strong>Spitex</strong> fand sie den<br />
perfekten Ar<strong>bei</strong>tgeber. «Jetzt, wo ich<br />
selber Kin<strong>der</strong> habe, könnte ich nicht<br />
mehr zurück ins Kin<strong>der</strong>spital. Die Not<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> bekommt man dort täglich<br />
mit. Das würde ich heute nicht mehr<br />
verkraften», begründet Beatrice Ungricht<br />
ihre Wahl.<br />
Einziger Kontakt zur Aussenwelt<br />
Die erste Klientin auf ihrer heutigen<br />
Tour ist Frau L. Wegen Durchblutungsstörungen<br />
in den B<strong>ein</strong>en hat sie offene<br />
Wunden an den Füssen. Bereits an <strong>der</strong><br />
Tür werden wir herzlich begrüsst. Das<br />
Strahlen auf Frau L.s Gesicht und die<br />
freudige Begrüssung machen die enge<br />
Bindung deutlich. «Bei vielen Patienten<br />
sind wir die <strong>ein</strong>zigen Personen,<br />
die sie besuchen. Quasi ihr Kontakt zur<br />
Aussenwelt. Da ist die Dankbarkeit<br />
sehr gross», erzählt Beatrice Ungricht<br />
während sie mit ihrer Ar<strong>bei</strong>t beginnt.<br />
Sie nimmt den Wundverband ab,<br />
pflegt die Wunde und verbindet die<br />
Füsse mit <strong>ein</strong>em frischen Verband.<br />
Manchmal macht sie auch Fotos, um<br />
den Wundverlauf zu dokumentieren.<br />
Für Frau L. ist die <strong>Spitex</strong> wichtig. «Für<br />
mich ist es <strong>ein</strong>e Erleichterung. Sonst<br />
müsste ich viel öfter ins Spital o<strong>der</strong><br />
zum Hausarzt. Die <strong>Spitex</strong> kommt zu<br />
mir nach Hause, und ich bin froh,<br />
dass man mir hilft. All<strong>ein</strong>e könnte<br />
ich das nicht», erzählt sie.<br />
Momente zum Lachen<br />
Der Wundverband <strong>bei</strong> Frau L. ist kompliziert.<br />
Immer wie<strong>der</strong> schaut Beatrice<br />
Ungricht auf den Zettel, auf welchem<br />
sie sich den Ablauf notiert hat. Sorgfältig<br />
tupft sie die Wunde ab und<br />
fragt nach den Schmerzen. Bei solch<br />
langen Behandlungen bleibt Zeit, um<br />
sich mit den Klienten zu unterhalten.<br />
«Wir sprechen viel über die Kin<strong>der</strong>. Das<br />
Verhältnis ist herzlich, fast kameradschaftlich»,<br />
beschreibt Frau L. Beatrice<br />
Ungricht schätzt es, mit den Menschen<br />
Zeit zu verbringen. Da<strong>bei</strong> erlebt sie<br />
immer wie<strong>der</strong> lustige Momente. «Eine<br />
neue Klientin hat mich <strong>ein</strong>mal Un -<br />
dicht statt Ungricht genannt. Da<br />
mussten wir <strong>bei</strong>de laut lachen»,<br />
erzählt sie. «In solchen Situationen<br />
empfinde ich viel Freude und Leidenschaft<br />
für m<strong>ein</strong>en Beruf.»<br />
Hin<strong>ein</strong> und hinaus hüpfen<br />
Nach etwa <strong>ein</strong>er Stunde ist <strong>der</strong> neue<br />
Verband fertig. Beatrice Ungricht verabschiedet<br />
sich und fährt zurück zur<br />
<strong>Spitex</strong>, wo sie sich auf den nächsten<br />
Termin vorbereitet. Der Kontakt zu den<br />
vielen verschiedenen Menschen ist das,<br />
was ihr an ihrem Beruf am besten gefällt.<br />
«Ich brauche diese Abwechslung.<br />
Ich hüpfe in <strong>ein</strong> fremdes Haus hin<strong>ein</strong>,<br />
verrichte m<strong>ein</strong>e Ar<strong>bei</strong>t, hüpfe wie<strong>der</strong><br />
hinaus und hin<strong>ein</strong> in das nächste<br />
Haus. Diese Vielseitigkeit und die Beziehungen,<br />
die während den regelmässigen<br />
Besuchen entstehen, ent-<br />
sprechen mir», erzählt sie mit <strong>ein</strong>em<br />
Strahlen auf dem Gesicht. «Wenn ich<br />
am Abend jeweils mit m<strong>ein</strong>em Töffli<br />
zurück nach Winterthur fahre und<br />
sagen kann ‚Das war <strong>ein</strong> gelungener<br />
Tag. Ich bin stolz, dass ich alles geschafft<br />
habe‘, dann bin ich glücklich.»<br />
Text: Caroline Müller<br />
Fotografie: Martin Vogel<br />
Beatrice Ungricht schätzt es, mit Men-<br />
sschen<br />
Zeit zu verbringen.<br />
«Wer aufhört zu lernen, ist alt,<br />
mag er zwanzig o<strong>der</strong> achtzig<br />
s<strong>ein</strong> … Wer immer weiterlernt,<br />
bleibt jung, mag er zwanzig o<strong>der</strong><br />
achtzig s<strong>ein</strong> …» Henry Ford I.<br />
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<strong>ZAG</strong> Magazin N°1 5