Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz
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Forschungsbericht<br />
mehrere Schichten <strong>in</strong> verschiedenen Techniken übere<strong>in</strong>ander. Die Analyse arbeitet heraus, wie Peruzzi<br />
teils von der bestehenden Substanz des Duomo Vecchio und des im 14. Jahrhundert begonnenen<br />
Duomo Nuovo ausgeht, <strong>in</strong> der Mehrzahl der Fälle jedoch e<strong>in</strong>en radikalen Neubau vorschlägt;<br />
dom<strong>in</strong>ant ist dabei immer die Idee e<strong>in</strong>es neuen, gewaltigen Kuppelraums, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Oval ankl<strong>in</strong>gt.<br />
Es kann gezeigt werden, daß Peruzzi das Konzept se<strong>in</strong>es großen Kuppelprojekts für die Vollendung<br />
von S. Petronio <strong>in</strong> Bologna auf die Sieneser Situation überträgt: Im Bologneser Kuppelprojekt<br />
war es ihm gelungen, römisch-antikische Lösungen mit dem gotischen Bestand von S. Petronio zu<br />
verb<strong>in</strong>den.<br />
Der Entwurf des möglicherweise ersten ovalen Kuppelraums der Sakralarchitektur resultiert zunächst<br />
aus dem Bestreben Peruzzis, die bestehende Substanz des Duomo Vecchio und des Duomo<br />
Nuovo e<strong>in</strong>erseits zu respektieren, ihren überkuppelten Vierungsraum andererseits jedoch<br />
vollkommen neu zu gestalten. Die unterschiedliche Breite der sich hier kreuzenden Schiffe führt<br />
zwangsläufig zu e<strong>in</strong>er ovalen Kuppel. Daran hält Peruzzi aber auch dann fest, wenn er e<strong>in</strong>en<br />
radikalen Neubau vorschlägt. Er läßt damit die idealen Zentralbauvorstellungen der Hochrenaissance<br />
h<strong>in</strong>ter sich und weist <strong>in</strong> die Richtung barocker Raumlösungen.<br />
Während der Kuppelraum <strong>in</strong> Fortsetzung des bestehenden Dom<strong>in</strong>neren trecenteske<br />
Gliederungselemente vorsieht, sollte der Außenbau wohl <strong>in</strong> antikischer Gewandung mit<br />
Pantheonartiger Kuppel ersche<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong>e solche synthetische Planung – e<strong>in</strong> bislang kaum<br />
untersuchtes Phänomen – entspricht e<strong>in</strong>em seit den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts<br />
auch im Sieneser Profanbau zu beobachtenden Vorgehen, das unterschiedliche gesellschaftspolitische<br />
Vorstellungen im Verhältnis zu Tradition und Neuerung widerspiegelt.<br />
Der politische Umbruch der späten 1480er Jahre, der e<strong>in</strong>e antirepublikanische, von der Familie der<br />
Petrucci dom<strong>in</strong>ierte Gruppierung an die Macht br<strong>in</strong>gt, bedeutet für wenige Jahrzehnte die<br />
Favorisierung antikisierender Formvorstellungen bei der Umgestaltung des Stadtbildes.<br />
Künstlerpersönlichkeiten wie Francesco di Giorgio Mart<strong>in</strong>i (1439–1501) und se<strong>in</strong> Schüler Baldassarre<br />
Peruzzi bee<strong>in</strong>flussen die nunmehr antikische Gestaltung der Palastfassaden, die bislang vorzugsweise<br />
e<strong>in</strong>e im Trecento standardisierte Sieneser Formensprache tradierten. Peruzzi ist beteiligt an<br />
Überlegungen zur Neufassung der zentralen Piazza del Campo, deren Fassaden e<strong>in</strong>schließlich der<br />
des um 1300 erbauten Palazzo Pubblico h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Portikusarchitektur verschw<strong>in</strong>den<br />
sollten. E<strong>in</strong>e die Stadtsilhouette beherrschende Pantheonartige Domkuppel hätte das gewandelte<br />
politische Klima weith<strong>in</strong> sichtbar gemacht.<br />
Die Um- und Neugestaltung des Domes im 17. Jahrhundert<br />
Klaus Güthle<strong>in</strong><br />
Ausgangspunkt der Arbeiten im Zeitalter Papst Alexanders VII. (1655–1667) war der 1658 wegen<br />
Baufälligkeit und Verwahrlosung erfolgte Abbruch des Bischofspalastes auf der Südseite des Doms.<br />
Dabei stellte sich heraus, daß diese Domflanke großenteils nicht mit schwarz-weißem Marmor<br />
verkleidet war, wie die übrigen Außenfassaden, sondern rohe Backste<strong>in</strong>wände aufwies. Die Sieneser<br />
Domopera und ihr Vorsteher, Lodovico De Vecchi, entwickelten <strong>in</strong> der Folge e<strong>in</strong> umfassendes<br />
Projekt, das nicht nur diesen Mangel beheben sollte, sondern auch e<strong>in</strong>e Neugestaltung der Platzanlage<br />
<strong>in</strong>s Auge faßte, die e<strong>in</strong>er barocken Inszenierung des gotischen Kathedralkomplexes gleichkommt.<br />
Da man für dieses Vorhaben die Erlaubnis des aus Siena stammenden Papstes, Alexander VII.<br />
Chigi, benötigte, kam <strong>in</strong> der Folge dieser bedeutende barocke Architektur- und Kunstmäzen <strong>in</strong>s<br />
Spiel. Se<strong>in</strong>e Leidenschaft für architektonische Projekte führte schließlich dazu, daß die künstlerischen<br />
Entscheidungen über die Sieneser Arbeiten von 1660 an überwiegend <strong>in</strong> Rom fielen, wobei der<br />
Papst auch se<strong>in</strong>e Künstler, wie zum Beispiel Gian Lorenzo Bern<strong>in</strong>i, <strong>in</strong>s Spiel brachte. In Siena<br />
verstand man es, das Interesse des Papstes und se<strong>in</strong>er Familie zu nutzen, um die Apostolische<br />
Kammer zur F<strong>in</strong>anzierung der Bauvorhaben heranzuziehen. »Lockvogel“ war <strong>in</strong> gewisser Weise<br />
das Angebot zum Bau e<strong>in</strong>er päpstlichen Familienkapelle, mit der man zugleich Grundriß-<br />
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