Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz
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machen. Dabei zeigt sich, daß hier das E<strong>in</strong>e das Andere bewirkt hat und umgekehrt: Kann man die<br />
Gestaltung des Platzes vor der Westfassade nach 1357 im wesentlichen als Folge des Scheiterns der<br />
Arbeiten an der Domerweiterung sehen, so geht der Impuls für die neogotische Verkleidung der<br />
Südflanke der Kathedrale im 17. Jahrhundert von der Anlage e<strong>in</strong>es neuen Platzes davor aus.<br />
Analysiert wurden die Faktoren, die zu den städtebaulichen Veränderungen geführt haben. Dabei<br />
zeigt sich, daß die Bedeutung und Funktion der Nachbargebäude des Doms <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em erheblichen<br />
Maße e<strong>in</strong>e Rolle spielten. So war zum Beispiel der Gouverneur, der mit dieser Maßnahme primär<br />
se<strong>in</strong>e eigene Residenz ästhetisch aufwerten wollte, die treibende Kraft bei der auch von Papst<br />
geförderten Anlage e<strong>in</strong>es neuen Platzes vor der Südflanke im Barock. Auch die Vergrößerung des<br />
Domplatzes durch den Abriß der Bischofsloggia im 14. Jahrhundert geschah weniger, um Raum<br />
für die Besucher der Kathedrale zu schaffen, als vielmehr für jene, die der jährlichen Aussetzung<br />
neu erworbener Reliquien vom dafür eigens gebauten Balkon des gegenüberliegenden Hospitals<br />
beiwohnen wollten.<br />
Die Funktion der Plätze bildete e<strong>in</strong>en weiteren Schwerpunkt der Untersuchung. Zusammen mit<br />
dem im Mittelalter weit über die Grenzen Sienas h<strong>in</strong>aus berühmten Hospital, das als Krankenhaus,<br />
Pilgerherberge, Waisen-, Pflege- und Altenheim fungierte, bildete der Dom das spirituelle und<br />
soziale Zentrum der Stadt. Dem war e<strong>in</strong> politisches entgegengesetzt, welches das von der<br />
Bischofsherrschaft emanzipierte Bürgertum mit dem Bau des Kommunalpalastes und der Anlage<br />
des zugehörigen Platzes zu Beg<strong>in</strong>n des 14. Jahrhunderts geschaffen hatte: zwei Zentren, die<br />
mite<strong>in</strong>ander kommunizierten. Prozessionen verbanden sie. Als sichtbares Zeichen der politischen<br />
Bedeutung des Platzes und der Kathedrale ließ man im 14. Jahrhundert zwei Säulen, die das<br />
Wappentier der Kommune, die Kapitol<strong>in</strong>ische Wölf<strong>in</strong>, tragen, vor der Haupte<strong>in</strong>gangsseite zum<br />
Dom aufrichten und die Ostfassade an prom<strong>in</strong>enter Stelle über dem Mittelportal mit e<strong>in</strong>er Figur<br />
schmücken, die die Fahne Sienas hält.<br />
Die Untersuchung zeigt, daß die Veränderungen der politischen Verhältnisse während der<br />
Renaissance zu e<strong>in</strong>er Aufwertung der Umgebung des Doms geführt und sich dies auch städtebaulich<br />
ausgewirkt hat. Um 1500 ließ der zum Alle<strong>in</strong>herrscher emporgestiegene Pandolfo Petrucci se<strong>in</strong>en<br />
Palazzo del Magnifico an der Piazza di San Giovanni zur Residenz ausbauen, und nach der E<strong>in</strong>verleibung<br />
Sienas durch <strong>Florenz</strong> wurden die Gebäude an der Piazza del Duomo gegenüber der Südflanke der<br />
Kathedrale zum Sitz für den Statthalter des Großherzogs umgebaut. Noch heute residiert dort der<br />
Präfekt der Prov<strong>in</strong>z Siena.<br />
E<strong>in</strong> nicht unwichtiger Teil der Untersuchung ist schließlich die Darstellung und Analyse der<br />
ästhetischen Konzepte von der Gotik bis zum Faschismus sowohl der realisierten als auch<br />
projektierten städtebaulichen E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> der Umgebung des Doms. Deutlich wird, daß man sich<br />
stets der besonderen Bedeutung dieses Areals bewußt war. Namentlich die Piazza del Duomo wurde<br />
immer auch als Ort verstanden, an dem sich die Stadt dem Fremden und sich selbst präsentiert.<br />
Kapellenbauten des 15. Jahrhunderts: Jakobs- und Marienkapelle<br />
Monika Butzek<br />
Nach Abschluß des mittelalterlichen Dombaus um das Jahr 1370 kam es erst wieder im<br />
15.Jahrhundert zu nennenswerten Bauaktivitäten. 1412 erhielt die Familie Pecci die Erlaubnis, im<br />
W<strong>in</strong>kel zwischen nördlichem Langhaus und Querhaus e<strong>in</strong>e Kapelle zu Ehren des hl. Jakobus zu<br />
errichten. 1447 war es h<strong>in</strong>gegen die Kommune, die für e<strong>in</strong>en von ihr besonders verehrten Marienaltar<br />
im südlichen Langhaus e<strong>in</strong>en Kapellenanbau veranlaßte. Während die Jakobskapelle bereits 1453<br />
wieder abgerissen wurde, fiel die Madonnenkapelle 1659 den Umbaumaßnahmen im Pontifikat<br />
Alexanders VII. zum Opfer. Beide Kapellen lassen sich also nur noch dokumentarisch<br />
rekonstruieren, was erstmals unternommen werden konnte.<br />
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Die Kirchen von Siena