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Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

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Grundrissentwürfen dargestellt wurde, technisch unmöglich. Dies wirft e<strong>in</strong> bezeichnendes Licht<br />

auf die Inkonsequenzen im Planungsverfahren.<br />

Auch wenn <strong>in</strong> Zusammenhang mit den neuen Ausgrabungen unter dem Chor e<strong>in</strong>ige Fragen<br />

wegen der e<strong>in</strong>geschränkten Untersuchungsmöglichkeiten nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden<br />

konnten, was auch für die Verb<strong>in</strong>dung von archäologischem Befund und schriftlicher Überlieferung<br />

für diese Frühphase der Baugeschichte gilt, so ist es doch <strong>in</strong>sgesamt gelungen, e<strong>in</strong> lückenloses Bild<br />

der Abläufe von Planung und Ausführung zu zeichnen, das die Baugeschichte des Domes von<br />

Siena erstmals auf e<strong>in</strong>e zuverlässige und nachprüfbare Grundlage stellt.<br />

Die Chronologie des Dombaues<br />

Monika Butzek<br />

Die Chronologie umfaßt – <strong>in</strong> Kurzform, jedoch größtmöglicher Vollständigkeit – die überlieferten<br />

Dokumente zur Geschichte des Doms, angefangen im Jahr 465 mit der ersten sicheren Nennung<br />

e<strong>in</strong>es Bischofs von Siena bis <strong>in</strong> die neueste Zeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den<br />

Nachrichten zur eigentlichen Baugeschichte, die 1227 e<strong>in</strong>setzen, sowie auf den Dokumenten zur<br />

Ausstattung der Kirche, die – zunächst sehr lückenhaft – seit 1257 zur Verfügung stehen. Die<br />

Chronologie bietet also e<strong>in</strong>en systematischen Überblick über die dokumentarischen Grundlagen<br />

für das Studium von Bau und Ausstattung, dies gilt nicht nur für den Architekturband, sondern<br />

auch für den <strong>in</strong> Angriff genommenen Ausstattungsband. Neben den bereits edierten Dokumenten,<br />

die an den Orig<strong>in</strong>alen verifiziert wurden, ist <strong>in</strong> großem Umfang neues, <strong>in</strong> den verschiedensten<br />

Archiven <strong>in</strong> Siena, <strong>Florenz</strong> und Rom gehobenes Material <strong>in</strong> die Chronologie e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Was E<strong>in</strong>zeldokumente wie Verträge, Sitzungsprotokolle, Testamente, Schenkungsurkunden und<br />

ähnliches betrifft, wird der Inhalt <strong>in</strong> Regestenform dargeboten. Was h<strong>in</strong>gegen die Rechnungsbücher<br />

der Dombauhütte angeht, die sich von 1320 an weitgehend erhalten haben, so schlägt die<br />

Chronologie für die entscheidenden Baujahre bis etwa 1370 neue Wege e<strong>in</strong>: Jedes Rechnungsbuch,<br />

das zunächst jeweils e<strong>in</strong> Halbjahr, später e<strong>in</strong> volles Rechnungsjahr umfaßt, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen<br />

E<strong>in</strong>trag umfassend resümiert. Dabei kommt über die Jahre e<strong>in</strong>e Menge statistisches Material etwa<br />

zur Zahl der beschäftigten Meister und Hilfsarbeiter, zur Entwicklung der Lohnkosten und der<br />

Menge der Materialtransporte zusammen, woraus sich die jeweilige ‚Intensität’ und Dynamik der<br />

Bauarbeiten erschließen läßt. Die Tatsache, daß e<strong>in</strong> Teil der Meister nach Stücklohn vergütet wurde<br />

(der andere erhielt Tagelohn), erlaubt jedoch noch darüber h<strong>in</strong>ausgehende E<strong>in</strong>sichten: Die Auflistung<br />

der abgerechneten Werkstücke macht es <strong>in</strong> vielen Fällen möglich, den genauen Ort zu bestimmen,<br />

an dem aktuell gearbeitet wurde. In diesem Zusammenhang traten sprachliche Probleme auf.<br />

Solche Werkstücke, für die es ke<strong>in</strong>e seit der Antike tradierte Bezeichnung gab (wie für Säule, Pilaster,<br />

Kapitell), sondern die gotischen Architekturglieder bezeichnen (etwa Wimperg, Fiale, Maßwerk,<br />

Krabbe) wurden auf der Sieneser Baustelle mit Ausdrücken belegt, die nicht <strong>in</strong> neuzeitliche<br />

Wörterbücher e<strong>in</strong>gegangen s<strong>in</strong>d sondern als offenbar lokal begrenzter Jargon mit Abschluß der<br />

Bauarbeiten unterg<strong>in</strong>gen. In allen diesen – zum Teil bereits <strong>in</strong> der Literatur kontrovers diskutierten<br />

– Fällen wurde versucht, die Wortbedeutungen zu ermitteln und Interpretationshilfen anzubieten.<br />

Auch <strong>in</strong> anderen Fällen bedarf dies überaus reiche Material des Kommentars. So fällt z.B. auf, daß<br />

es unter den durchweg namentlich bekannten Meistern der Sieneser Baustelle zu so gut wie ke<strong>in</strong>er<br />

Spezialisierung kam. Es gab nicht etwa Meister, die nur Marmorquader oder Teilstücke für<br />

Rundstützen anfertigten und solche, die anspruchsvollere Arbeiten wie Kapitelle oder die<br />

verschieden dekorierten Friese meißelten: Alle Meister arbeiteten immer gleichzeitig an den<br />

Werkstücktypen, die gerade benötigt wurden. E<strong>in</strong>e Ausnahme wurde nur bei den Statuen gemacht,<br />

die man mit dem Höherwachsen des Baus mitversetzte. Zu ihrer Anfertigung wurden aus der<br />

Gesamtzahl von zwanzig oder dreißig Meistern tatsächlich nur sechs herangezogen. Diese sehen<br />

wir im nächsten Monat jedoch wie die anderen erneut e<strong>in</strong>fache Quadern zurichten.<br />

Es s<strong>in</strong>d dies nur zwei Beispiele für die Kommentare, die das umfangreiche Quellenmaterial<br />

aufbereiten und Vergleiche mit den Gepflogenheiten anderer italienischer oder nordalp<strong>in</strong>er Bauhütten<br />

ermöglichen.<br />

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Die Kirchen von Siena

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