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Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

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Forschungsbericht<br />

Den Deckenfresken der fünf Planetenzimmer<br />

ist e<strong>in</strong> astrologisches Schema<br />

(Ptolomaeus) unterlegt, nach dem die<br />

Altersstufen des menschlichen Lebens unter<br />

der E<strong>in</strong>wirkung der sieben alten Planetengötter<br />

stehen. Protagonist ist e<strong>in</strong> nackter<br />

Heros, der <strong>in</strong> der Nachfolge des, das<br />

höchste Tugendideal verkörpernden<br />

Herkules die sittliche Reifung des Fürsten<br />

vorzeichnet.<br />

E<strong>in</strong>e Dichtung von Papst Urban VIII. für<br />

se<strong>in</strong>en Neffen Francesco Barber<strong>in</strong>i ließ sich<br />

als nächste literarische Parallele zu dieser Mahnung zur Tugend (Exhortatio ad virtutem)<br />

im mythologischen Gewand nachweisen, mit der Pietro da Cortona den ausgetretenen<br />

Pfad der retrospektiven Verherrlichungen der mediceischen Dynastie verläßt.<br />

Dabei gelang dem Künstler e<strong>in</strong>e, die fünf Räume mit erstaunlicher Kohärenz verb<strong>in</strong>dende<br />

Bilderzählung, deren Lesung allerd<strong>in</strong>gs das Verständnis se<strong>in</strong>er Bildsprache voraussetzt,<br />

die es hier aus ihren Quellen wiederzubeleben galt. Das persönliche Repertoire des<br />

Malers ist wesentlich durch den Rückgriff auf die Denkmäler der römischen Staatskunst<br />

bestimmt, die sich Pietro <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en ersten römischen Jahren durch <strong>in</strong>tensive Studien zu<br />

eigen gemacht hat. Das damalige Verständnis der Denkmäler zumal der numismatischen<br />

hat <strong>in</strong> den gelehrten Werken der zeitgenössischen Antiquare se<strong>in</strong>en Niederschlag gefunden,<br />

die hier heranzuziehen waren.<br />

Die Deutung e<strong>in</strong>er schon im späten 17. Jh. nicht mehr verstandenen Nebenszene<br />

(Theodosius und se<strong>in</strong>e Söhne mit ihrem Lehrer Arsenius) nach Auff<strong>in</strong>dung der<br />

literarischen Quelle, ist e<strong>in</strong> weiteres Ergebnis dieser Forschung.<br />

Durch e<strong>in</strong>en glücklichen Umstand konnte das Kunsthistorische <strong>Institut</strong> 2003 e<strong>in</strong> noch<br />

be<strong>in</strong>ahe zeitgenössisches Album mit Kupferstichen nach den von Pietro da Cortona<br />

selbst vollendeten Fresken für se<strong>in</strong>e Bibliothek erwerben und für die erwähnte Ausstellung<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Die Bildhauerfamilie Mazzuoli<br />

Monika Butzek<br />

Seit ich <strong>in</strong> den späten 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zu dem damals <strong>in</strong>iziierten Siena-<br />

Projekt e<strong>in</strong>geladen wurde, beschäftige ich mich mit der Bildhauerfamilie Mazzuoli, die<br />

für rund e<strong>in</strong> Jahrhundert, von ca. 1650 bis 1750, <strong>in</strong> der Stadt Siena und ihrem Contado<br />

auf dem Gebiet der Bildhauerei <strong>in</strong> Marmor sowie dem der Stuckplastik e<strong>in</strong>e führende<br />

Rolle e<strong>in</strong>genommen hat. Denn schon bald sollte sich herausstellen, daß die barocke<br />

Skulptur <strong>in</strong> Siena e<strong>in</strong> so gut wie völlig unbearbeitetes Gebiet war, es weder ausreichende<br />

Biographien zu den entsprechenden Künstlern noch Werkverzeichnisse oder E<strong>in</strong>zelstudien<br />

gab. Die Kunstwissenschaft hatte sich bis dah<strong>in</strong> – entsprechend der mittelalterlichen<br />

Prägung der Stadt, die ihre Blüte im Zeitalter Dantes erlebt hatte – vornehmlich den<br />

künstlerischen Hervorbr<strong>in</strong>gungen des Mittelalters und der Renaissance bis zum Fall der<br />

Republik Siena im Jahr 1555 zugewandt. Was die barocke Malerei ang<strong>in</strong>g, so unternahm<br />

sie damals gerade erste Schritte e<strong>in</strong>er Aufarbeitung; die barocke Skulptur war h<strong>in</strong>gegen<br />

noch gar nicht <strong>in</strong>s Blickfeld geraten. Da aber die Kirchen, die <strong>in</strong> unserem ersten Band<br />

der Reihe „Die Kirchen von Siena“ Aufnahme f<strong>in</strong>den sollten, sich sogleich mit<br />

Hauptwerken barocker Skulptur und Plastik präsentierten, sah ich mich vor die<br />

Notwendigkeit gestellt, hier grundlegende Untersuchungen e<strong>in</strong>zuleiten. Daraus hat sich<br />

e<strong>in</strong> langjähriges Projekt entwickelt, das bisher <strong>in</strong> etlichen Aufsätzen se<strong>in</strong>en Niederschlag<br />

64<br />

Kupferstich nach:<br />

Pietro da Cortona,<br />

M<strong>in</strong>erva entreißt den<br />

jungen Helden den<br />

Armen der Venus,<br />

1637-1665.<br />

<strong>Florenz</strong>, Palazzo<br />

Pitti

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