Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz
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Forschungsbericht<br />
Norm der Tugend (Herakles/Hercules = virtus) verbunden. Es ist deshalb nicht<br />
verwunderlich, wenn dieses Bild sogleich ‚rekonstruiert‘ wurde und zwar nördlich und<br />
südlich der Alpen, wobei – und dies rechtfertigt e<strong>in</strong>e ausgreifende Spezialuntersuchung<br />
– die bedeutendsten Künstler tätig wurden: Dürer, Baldung Grien und der jüngere<br />
Holbe<strong>in</strong> auf der e<strong>in</strong>en, Raffael, Giulio Romano und Polidoro da Caravaggio auf der<br />
anderen Seite.<br />
Dabei galt es zunächst, Klarheit zu gew<strong>in</strong>nen über dieses angeblich gallische Bild, an<br />
dem die Keltistik bis heute festhält, ohne die literarische Qualität der ‚Quelle‘ je <strong>in</strong> Betracht<br />
gezogen zu haben. Denn gegen die Annahme e<strong>in</strong>es keltischen Götterbildes spricht nicht<br />
nur der fiktive Charakter der rhetorischen Gattung, der der Text angehört, sondern<br />
überhaupt die zentrale Vorstellung vom goldenen Wort und der fesselnden Rede, die<br />
zweifellos literarischer Bildlichkeit entspr<strong>in</strong>gt und sich auch sonst im Werk Lukians<br />
nachweisen läßt.<br />
Bei der Bewältigung der neuen Aufgabe s<strong>in</strong>d die Künstler verschieden vorgegangen.<br />
Während im Norden die Bildkonzeption aus dem Kettenmotiv entwickelt wird (so<br />
erklärt sich die Nähe zu Darstellungen des Jüngsten Gerichts <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall), greift der<br />
Süden auf die Ikonographie der akademischen Lehre und der altrömischen Militärrede<br />
bzw. auf den im zeitgenössischen Altarbild vorherrschenden Typus der sacra conversazione<br />
zurück. Dabei werden die goldenen Ketten zum Nebenmotiv und <strong>in</strong> der letztgenannten<br />
Darstellung, deren Thema erst vom Unterzeichneten erkannt wurde, hat der unbekannte<br />
Florent<strong>in</strong>er Maler auf die Ketten ganz verzichtet – offenbar aus der Erkenntnis, daß es<br />
sich hierbei um e<strong>in</strong>e literarische Figur handelt, die se<strong>in</strong>en Bildgedanken nicht unterstützt,<br />
sondern nur verunklärt hätte.<br />
Während <strong>in</strong> dem veröffentlichten<br />
Teil der Forschung das<br />
Verhältnis von Text und Bild und<br />
das Problem der Bildproduktion<br />
im Dienst der Gelehrsamkeit<br />
(Alciati- und Cartari-<br />
Illustration) im Vordergrund<br />
stand, wird sich e<strong>in</strong> zweiter Teil<br />
mehr mit der politischen<br />
Indienststellung des gallischen<br />
Herkules beschäftigen.<br />
Dichtergrabmäler <strong>in</strong> Italien:<br />
Untersuchungen zu Bildsprache und Grabmalstypologie<br />
Birgit Laschke<br />
Die Erforschung neuzeitlicher Grabmäler aus sowohl kunsthistorischer wie<br />
fachübergreifender Perspektive erfreut sich seit e<strong>in</strong>igen Jahren wieder besonderer<br />
Aufmerksamkeit. Gegenwärtig befassen sich z.B. verschiedene Forschungsprojekte <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>, Fribourg und Aachen mit Papst- und Kard<strong>in</strong>alsgrabmälern. 1997 fand <strong>in</strong> Trier<br />
e<strong>in</strong>e Tagung mit dem Titel „Tendenzen der Grabmalsforschung“ statt, bei der versucht<br />
wurde, die aktuellen Forschungstendenzen und deren Hauptl<strong>in</strong>ien auch <strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung zur Diskussion zu stellen (2000 publiziert, hrsg. von Michael Schwarz).<br />
Das Forschungsvorhaben befaßt sich mit den Grabmonumenten e<strong>in</strong>er anderen, bislang<br />
unberücksichtigt gebliebenen Personengruppe, nämlich von Dichtern und Literaten des<br />
16. Jahrhunderts <strong>in</strong> Italien. Neben Fragen nach dem Aufstellungsort, dem Auftraggeber<br />
und dem Autor der Inschriften und Bildprogramme sowie nach den Kriterien für die<br />
Künstlerwahl steht besonders die spezifische, formale und <strong>in</strong>haltliche Ausprägung dieser<br />
Denkmälergruppe sowie die Frage, ob der <strong>in</strong> diesen Monumenten häufig fast<br />
62<br />
Kupferstich des<br />
19. Jh.nach:<br />
Der Gallische<br />
Herkules, frühes<br />
16. Jh.<br />
<strong>Florenz</strong>, Palazzo<br />
Davanzati.