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Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

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Jean Siméon<br />

Chard<strong>in</strong>,<br />

Selbstporträt, 1775.<br />

Paris, Musée du<br />

Louvre.<br />

Strategien der Etablierung. Mäzenatentum des ‚Neuen Adels‘ <strong>in</strong> Venedig<br />

Mart<strong>in</strong> Gaier<br />

Das Projekt analysiert die Malerei, Skulptur und Architektur e<strong>in</strong>schließenden Kunstaufträge<br />

der seit Mitte des 17. Jahrhunderts <strong>in</strong> das Patriziat Venedigs aufgenommenen hom<strong>in</strong>es<br />

novi. Seit 350 Jahren e<strong>in</strong>e geschlossene Patrizier-Kaste, bedurfte die Republik dr<strong>in</strong>gend<br />

der Kriegsanleihen, um den 1645 ausgebrochenen Krieg um Kreta f<strong>in</strong>anzieren zu können.<br />

Die Konsequenz war der E<strong>in</strong>kauf von <strong>in</strong>sgesamt über 100 Familien unterschiedlichster<br />

sozialer Herkunft: über Adlige der Terraferma, Staatsschreiber und Juristen bis zu<br />

Eisenwaren- und Ölhändlern.<br />

Während die politischen Strategien der Etablierung <strong>in</strong> den Reihen des Adels (Ämterkauf,<br />

Heiratspolitik) von historischer Seite gut untersucht s<strong>in</strong>d, versucht die Studie, die komplexe<br />

Beziehung zwischen sozialem Aufstieg und Repräsentations- und Geschmacksverhalten<br />

im weitesten S<strong>in</strong>ne zu analysieren. Deutlich wird, daß die Anpassung an den neuen<br />

Status ke<strong>in</strong>eswegs mit Anpassung an den alten Adel gleichzusetzen ist, wie bisher geurteilt<br />

wurde. Es gibt, wie zu erwarten, Familien mit unterschiedlichen Ambitionen, doch<br />

geme<strong>in</strong>sam ist ihnen <strong>in</strong> der Bau-, und Sammlungstätigkeit sowie bei allgeme<strong>in</strong>en<br />

Kunstaufträgen, wie z.B. der Ausstattung von Familienkapellen, e<strong>in</strong>e weitaus größere<br />

Offenheit gegenüber neuen Strömungen <strong>in</strong> der Kunst.<br />

Auf umfangreiche prosopographische Vorarbeiten gestützt, wurde die Analyse<br />

notwendigerweise auf die <strong>in</strong> den ersten Jahren (seit 1646) aggregierten Familien<br />

beschränkt, die sich vorwiegend aus Kaufleuten und Staatsdienern zusammensetzen.<br />

Läßt sich e<strong>in</strong> Trend zur „<strong>in</strong>vention of tradition“ durch den verstärkten Kauf oder die<br />

Anmietung von Palästen am Canal Grande sowie im heraldischen und druckgraphischen<br />

Bereich feststellen, ist für e<strong>in</strong>e generelle E<strong>in</strong>schätzung das kulturelle Verhalten von Cittad<strong>in</strong>i<br />

und Popolani vor der Aggregation bislang zu wenig untersucht. An E<strong>in</strong>zelbeispielen kann<br />

aber gezeigt werden, daß der Zusammenbruch des Wertekanons, der bislang mit nobilitas<br />

verbunden wurde, orig<strong>in</strong>elle, sich über Traditionen h<strong>in</strong>wegsetzende Neuschöpfungen<br />

gebiert.<br />

Zwischen Intimität und Verletzbarkeit. Studien zu e<strong>in</strong>er Ästhetik des Materials<br />

(Chard<strong>in</strong>s Selbstbildnis von 1775 <strong>in</strong> Pastell)<br />

Hannah Baader<br />

Ausgelöst durch e<strong>in</strong>e allergische Reaktion se<strong>in</strong>er<br />

geschwächten Augen auf die für den Gebrauch von<br />

Ölfarben notwendigen Lösungsmittel, griff der zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits siebzigjährige Jean Siméon Chard<strong>in</strong> auf<br />

e<strong>in</strong> neue künstlerische Technik zurück. In den Jahren nach<br />

1771 entstanden e<strong>in</strong> Reihe von kle<strong>in</strong>formatigen Bildern,<br />

die <strong>in</strong> Pastellkreide ausgeführt s<strong>in</strong>d. Zugleich mit dem<br />

Wechsel des Mediums vollzog der Maler auch e<strong>in</strong>en<br />

Wechsel se<strong>in</strong>er Sujets: Intensiv beschäftigt er sich jetzt mit<br />

dem Studium von Gesichtern.<br />

Unter den Pastellen f<strong>in</strong>den sich auch drei Selbstbildnisse,<br />

die der Künstler erst am Ende se<strong>in</strong>es Lebens angefertigt<br />

hat. Sie s<strong>in</strong>d wie die meisten Arbeiten Chard<strong>in</strong>s signiert<br />

und lassen sich auf die Jahre 1771, 1775 sowie vermutlich<br />

1779 datieren. Alle drei zeigen ihn <strong>in</strong> zurückhaltender,<br />

weniger repräsentativer Kleidung mit e<strong>in</strong>em die Haare verbergenden Tuch, das durch<br />

e<strong>in</strong> Band mit e<strong>in</strong>er großen Schleife an den Kopf gebunden ist. Schon dieser mit der<br />

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Forschungen des wissenschaftlichen Nachwuchses

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