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Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

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Mattia Preti,<br />

Johannes der Täufer<br />

mit Selbstporträt,<br />

Detail, 1687.<br />

Taverna, S.<br />

Domenico.<br />

„Bravura“. Zur Thematisierung von Virtuosität <strong>in</strong> Malerei und Kunsttheorie<br />

Nicola Suthor<br />

Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der historischen Kontextualisierung e<strong>in</strong>es<br />

kunsttheoretischen Term<strong>in</strong>us. Die Kategorie „bravourös“ wird <strong>in</strong> der Kunstgeschichte<br />

als verkürzte Beschreibung für Gemälde, <strong>in</strong> der die malerische Setzung forciert thematisiert<br />

ist, häufig gebraucht. Die Selbstverständlichkeit ihrer Anwendung sche<strong>in</strong>t jedoch eher<br />

auf ihren alltagssprachlichen Gebrauch zurückzugehen, der vor allem durch die Idee<br />

des Bravourstücks bestimmt ist – e<strong>in</strong>e Musikgattung, die sich im Laufe des 18. Jahrhundert<br />

ausdef<strong>in</strong>iert („Bravourarien“ etc.). „Bravour“ bzw. „Bravura“ be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e demonstrativ<br />

vorgeführte Virtuosität der Technik <strong>in</strong> der souveränen Beherrschung des Instrumentes.<br />

Das Bravourstück ist e<strong>in</strong>e Komposition, welche durch das Ausspielen auffallender<br />

Schwierigkeiten, die <strong>in</strong> der Aufführung zu meistern s<strong>in</strong>d, auf Applaus als Anerkenntnis<br />

der Virtuosität abzielt. Das Forschungsprojekt wird u.a. danach fragen, ob sich <strong>in</strong> der<br />

Malerei e<strong>in</strong> spezifisches Genre für die demonstrative Vorführung von Virtuosität<br />

ausbildete, bzw. welche Gattung sich durch welche bildnerischen Strategien für diesen<br />

Kunstdiskurs offen zeigte.<br />

Der Begriff „Bravura“ hat jedoch <strong>in</strong> der Malereitheorie e<strong>in</strong>e weit ältere Geschichte,<br />

welche aufgezeigt werden soll. „Bravura“ wurde erstmals im 17. Jahrhundert als Begriff<br />

für e<strong>in</strong>e spezifisch kühne, d.h. mit den Malmitteln mutwillig operierende Malerei benutzt.<br />

Als derjenige Autor, der erstmals dem Begriff e<strong>in</strong>e kunsttheoretische Tragfähigkeit<br />

beigemessen hat, gilt Marco Bosch<strong>in</strong>i (vgl. Pepe-Grassi, E<strong>in</strong>trag „bravura“). Wenn<br />

Bosch<strong>in</strong>i <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em mehr als 600 Seiten umfassenden Lobgedicht auf die venezianische<br />

Malerei „La carta del navegar pitoresco“ (1660) die<br />

Maler als „Bravi“ aufruft, und wenn er den P<strong>in</strong>sel als<br />

Schwert (spada) bezeichnet, mit dem „kühne Taten“<br />

verübt werden, dann heroisiert er die eigene<br />

Malereitradition mittels dieser metaphorischen<br />

Annäherung an die Kriegskunst.<br />

Die Bravura (dt., Tapferkeit, Kühnheit) des Bravo<br />

(Degenheld) ist auch die tragende Idee der<br />

Selbstdarstellung <strong>in</strong> vielen Künstlerselbstporträts im 17.<br />

Jahrhundert, <strong>in</strong> welchen die Utensilien des Malers gegen<br />

diejenigen des Degenhelden e<strong>in</strong>getauscht wurden.<br />

Hybridformen, d.h. Selbstporträts, <strong>in</strong> denen der Künstler<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rechten gleichzeitig Degen und Palette, Schwert<br />

und P<strong>in</strong>sel vorführt, werden <strong>in</strong> der Untersuchung wegen<br />

ihrer illustrativen Aussagekraft besondere<br />

Berücksichtigung f<strong>in</strong>den. Diese Selbstporträts haben <strong>in</strong><br />

der Kunstgeschichte wegen ihrer Unkonventionalität<br />

bisher kaum Beachtung gefunden. Auch s<strong>in</strong>d die meisten<br />

Selbstporträts trotz der frappierenden physiognomischen<br />

Gleichheit mit den autorisierten<br />

Selbstbildnissen durchgängig schlicht als „Porträt e<strong>in</strong>es<br />

Soldaten“ betitelt worden.<br />

Inwieweit diese Maskerade des Künstlers, die den Aspekt von männlicher Virilität<br />

herausstreicht, – im S<strong>in</strong>ne der Idealvorstellung des bravourösen Künstlers – auf die<br />

Lebenspraxis übergreift, können e<strong>in</strong>ige Vitenbeschreibungen bezeugen. Erstaunlicherweise<br />

läßt sich für e<strong>in</strong>ige dieser Maler nachweisen, daß sie sowohl e<strong>in</strong>e Malereiausbildung als<br />

47<br />

Forschungen des wissenschaftlichen Nachwuchses

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