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Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

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Forschungsbericht<br />

etwa an der Wiederaufnahme der Darstellungen <strong>in</strong> die im Laufe des 16. Jahrhunderts<br />

entstehenden Enzyklopädien, Universalgeschichten und die für die künstlerische Praxis<br />

gedruckten Muster- und Vorlagenbücher [wie z.B. Melchior Lorcks Wolgerissene und<br />

Geschnittene Figuren (1575) oder Jost Ammans Kunst- und Lehrbüchle<strong>in</strong> (1578)]. Im Laufe<br />

des 18. Jahrhunderts verloren die Navigations et peregr<strong>in</strong>ations als „Quelle“ für andere<br />

bildkünstlerische Darstellungen zwar an Bedeutung zugunsten von jüngeren<br />

Veröffentlichungen wie zum Beispiel den Moeurs et usages des Turcs: Leur religion leur<br />

gouvernement civil, militaire et politique von Jean-Anto<strong>in</strong>e Guer (Paris 1746/47). Letztendlich<br />

bedienten sich jedoch selbst noch die Maler des Orientalismus im 19. Jahrhunderts des<br />

bei de Nicolay ausgebreiteten Motivrepertoires.<br />

Das besondere Augenmerk der Untersuchung gilt dabei nicht nur der Überlieferung<br />

des Materials an sich, sondern auch dessen Bee<strong>in</strong>flussung und Veränderung durch den<br />

Prozeß der Verbreitung <strong>in</strong> Form graphischer Reproduktion. Hierzu gehört zum Beispiel<br />

die Frage nach der Art und Weise des Kopierens beziehungsweise der Montage <strong>in</strong> neue<br />

Kontextbezüge. Außerdem geht es darum zu ermitteln, <strong>in</strong> welche Richtung die<br />

Veränderungen <strong>in</strong>nerhalb dieses „Kopierprozesses“ führen und <strong>in</strong>wiefern sie durch<br />

bestimmte ästhetische Zielsetzungen oder <strong>in</strong>haltliche Aussageabsichten motiviert s<strong>in</strong>d.<br />

König<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Republik. Projekte für e<strong>in</strong> Grabmonument der<br />

Cater<strong>in</strong>a Corner <strong>in</strong> Venedig<br />

Mart<strong>in</strong> Gaier<br />

Die Studie handelt von den vergeblichen Versuchen, <strong>in</strong> Venedig e<strong>in</strong> Grabmal für die<br />

König<strong>in</strong> von Zypern Cater<strong>in</strong>a Corner (1454-1510) zu errichten. Sie geht von der These<br />

aus, daß e<strong>in</strong> schwerwiegender Grund für das Scheitern dieser Versuche dar<strong>in</strong> lag, daß<br />

es <strong>in</strong> Venedig als Republik weder e<strong>in</strong> Staats<strong>in</strong>teresse noch Vorbilder für e<strong>in</strong>e dauerhafte<br />

öffentliche Ehrung e<strong>in</strong>er König<strong>in</strong> gab, die aus e<strong>in</strong>er venezianischen Familie stammte. Im<br />

Gegensatz zu der Glorifizierung ihres Lebens <strong>in</strong> Geschichtsschreibung, Literatur und<br />

Malerei steht ihr bescheidenes Grabmal, das nie vollendet wurde und <strong>in</strong> dem sie erst<br />

200 Jahre nach ihrem Tod bestattet werden konnte.<br />

An drei bislang unbekannten oder falsch gedeuteten Projekten kann gezeigt werden,<br />

daß anfangs von seiten der Familie die Absicht bestand, der König<strong>in</strong> e<strong>in</strong> angemessenes<br />

Grabmonument zu errichten: zunächst (1518) außen über dem Hauptportal der<br />

Dom<strong>in</strong>ikanerkirche SS. Giovanni e Paolo, später (1525) im Querhaus des noch unfertigen<br />

Neubaus von S. Salvador, wo Giovanni Maria Falconetto zwei Freigrabmäler der<br />

König<strong>in</strong> und ihres Neffen, des Kard<strong>in</strong>als Marco Corner, konzipierte. E<strong>in</strong>e Zeichnung<br />

Andrea Palladios schließlich, die bisher für e<strong>in</strong> Grabmalprojekt der Familie Grimani<br />

gehalten wurde, kann sowohl ikonographisch als Kommemoration Cater<strong>in</strong>as und der<br />

beiden Kard<strong>in</strong>äle Marco und Francesco Corner identifiziert, als auch räumlich im<br />

Querhaus von S. Salvador lokalisiert werden. Das Bildprogramm versucht anstelle e<strong>in</strong>er<br />

Protraitdarstellung, Cater<strong>in</strong>a als ‚neue’ Reg<strong>in</strong>a Cypri, Vorbild der Keuschheit, zu<br />

allegorisieren.<br />

Die beiden Zwill<strong>in</strong>gsmonumente, die schließlich errichtet wurden (1570-80), zeugen<br />

vom Interessenwandel <strong>in</strong>nerhalb der Familie Corner: Es geht um die Glorifizierung der<br />

Dynastie von vier Kard<strong>in</strong>älen des Hauses, während die Figur der König<strong>in</strong> <strong>in</strong> den<br />

H<strong>in</strong>tergrund tritt.<br />

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