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Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

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Türkischer<br />

Wasserträger, <strong>in</strong> der<br />

italienischen<br />

Ausgabe von<br />

Nicolas de Nicolays<br />

Navigations et<br />

pérégr<strong>in</strong>ations,<br />

Venedig 1580.<br />

E<strong>in</strong> bis heute nicht sicher identifizierter Autor beschreibt <strong>in</strong> dem Text unter anderem die<br />

Herstellung zweier Puppen, die e<strong>in</strong>em Zauber dienen, dessen ganzes Ziel e<strong>in</strong>e Art<br />

„Ansteckung“ durch Bilder ist. Der Zauber besteht dar<strong>in</strong>:<br />

„[...], daß Du unverbrauchtes Wachs nimmst und daraus e<strong>in</strong> ausgehöhltes Bild [„imago“]<br />

mit dem Namen des Königs machst, den Du me<strong>in</strong>st, und e<strong>in</strong> zweites, mit dem Namen<br />

der Frau, der du se<strong>in</strong> Wohlwollen gew<strong>in</strong>nen willst. Du nimmst das Bild des Königs,<br />

legst es auf De<strong>in</strong>e Hand, und bohrst e<strong>in</strong> Loch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Kopf. Dann nimmst Du 1<br />

Mitqual zerlassenen Schafschwanz, 1 Mitqual Kampfer [...] Wenn es dann geschmolzen<br />

ist, bohrst Du e<strong>in</strong> Loch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Kopf nach der Brust zu, gießt es h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, läßt es kalt<br />

werden, und klebst e<strong>in</strong> Stück Wachs darauf.“<br />

In dem geplanten Forschungsprojekt soll der Frage nachgegangen werden, <strong>in</strong>wieweit<br />

magische Verzauberung und jene ästhetischen Wirkungen, wie sie von Bildern ausgehen,<br />

sich e<strong>in</strong>erseits unterscheiden, andererseits aber ähneln. Der Schlüsselbegriff, der e<strong>in</strong><br />

B<strong>in</strong>deglied zwischen den Frühformen e<strong>in</strong>er ästhetischen Theorie und der Magie darstellen<br />

könnte, ist dabei – wie hier als Arbeitshypothese formuliert sei – der der Imag<strong>in</strong>ation.<br />

Denn gerade <strong>in</strong> der Zeit um 1500 sche<strong>in</strong>t die <strong>in</strong>tensive Suche nach e<strong>in</strong>er natürlichen<br />

Magie zu e<strong>in</strong>em ebenso <strong>in</strong>tensivierten Nachdenken über die Kraft der Imag<strong>in</strong>ation geführt<br />

zu haben. Das Vermögen der Imag<strong>in</strong>ation erfährt <strong>in</strong> der Zeit um 1500 e<strong>in</strong>e neue<br />

Bewertung, <strong>in</strong>dem dieses zwar als gefährlich, zugleich aber als grundlegend für den<br />

kognitiven Prozeß angesehen wird. Se<strong>in</strong>er sich verändernden Bedeutung für die<br />

Beurteilung und Produktion von Bildern nachzugehen, ist das Ziel des Projektes.<br />

Der illustrierte Reisebericht des französischen Geographen Nicolas de Nicolay<br />

(Lyon 1567) als Grundlegung des europäischen Orientbildes<br />

Ulrike Ilg<br />

Im Mittelpunkt des Projekts steht e<strong>in</strong>e Publikation von Nicolas<br />

de Nicolay, des Geographen König He<strong>in</strong>richs II. von<br />

Frankreich, der die E<strong>in</strong>drücke von se<strong>in</strong>er Reise <strong>in</strong>s osmanische<br />

Reich unter dem Titel Les quatre premiers livres des navigations et<br />

peregr<strong>in</strong>ations orientales de Nicolas de Nicolay 1567 erstmals <strong>in</strong> Lyon<br />

veröffentlichte. Die kunsthistorische Bedeutsamkeit des Werks<br />

liegt <strong>in</strong> den 62 ihm beigegebenen Kupferstichtafeln. Gestochen<br />

von dem der Schule von Fonta<strong>in</strong>ebleau zugehörigen Léon<br />

Davent, zeigen diese Stiche e<strong>in</strong>zelne Vertreter orientalischer<br />

Völkerschaften und wurden angeblich „extraictes & tirees par<br />

ledict de Nicolay, du naturel sur les lieux“. Sie markieren hiermit<br />

e<strong>in</strong>en klaren Übergang vom Pr<strong>in</strong>zip chiffreartiger und häufig<br />

ideologisch gefärbter Bilder orientalischer Menschen zu e<strong>in</strong>er<br />

Überlieferungstradition, die Wert auf authentische,<br />

„protowissenschaftliche“ Bilder der Menschen aus den Ländern<br />

des Orients (Nordafrika, Persien, Türkei, Griechenland) legt.<br />

Dies wird anhand e<strong>in</strong>er genauen Analyse der orig<strong>in</strong>alen<br />

Kupferstichdarstellungen wie auch der bislang nur unzureichend erforschten, bis <strong>in</strong>s 19.<br />

Jahrhundert reichenden Rezeptionsgeschichte des Werks nachgewiesen. So kann<br />

nachgezeichnet werden, wie das Bildmaterial der Navigations et peregr<strong>in</strong>ations orientales durch<br />

die Tatsache der Augenzeugenschaft de Nicolays immer wieder besonderen Wert erhielt<br />

und – vom ursprünglichen Text getrennt – <strong>in</strong> den Illustrationen historischer,<br />

geographischer und ethnographischer Werke weite Verbreitung fand. Auf diese Weise<br />

bestimmte diese Publikation de Nicolays noch weit bis <strong>in</strong>s 19. Jahrhundert das europäische<br />

Bild vom Orient und se<strong>in</strong>en Bewohnern. Ihre besondere Bedeutung läßt sich ermessen<br />

43<br />

Forschungen des wissenschaftlichen Nachwuchses

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