Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz
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Forschungsbericht<br />
Morti vivi. Studien zu italienischen Büsten des 14. und 15. Jahrhunderts<br />
Jeanette Kohl<br />
Das Projekt e<strong>in</strong>er systematischen Untersuchung der italienschen<br />
Büsten des 14. und 15. Jahrhunderts g<strong>in</strong>g aus Arbeiten zu Andrea<br />
del Verrocchios weiblichen Porträtbüsten hervor. Bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
sehr frühen Stadium hat es sich als s<strong>in</strong>nvoll erwiesen, die<br />
Forschungstätigkeit auf zwei verschiedenen Ebenen anzusiedeln:<br />
Zunächst bot die Photothek des KHI e<strong>in</strong>en idealen Rahmen, um<br />
e<strong>in</strong>en differenzierten Überblick über das reichhaltige Bildmaterial<br />
(auch zu zahlreichen von der Forschung noch unbearbeiteten<br />
Objekten) zu erhalten. Dies wurde zum Anlaß genommen,<br />
Vorarbeiten zur Erstellung e<strong>in</strong>er Datenbank mit italienischen<br />
Büstenbildnissen und -reliquiaren des 13. und 14. Jahrhunderts<br />
(bisher: Schwerpunkt Toskana) zu leisten. Dieser Katalog der<br />
italienischen Büsten, der zu ergänzen und zu systematisieren wäre,<br />
bildet das Fundament sowohl für neue typologische als auch daran anschließende<br />
gattungstheoretische Überlegungen.<br />
Darauf aufbauend werden unterschiedliche kunst- und kulturhistorische Aspekte der<br />
im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes vielgesichtigen Gattung <strong>in</strong> Form von E<strong>in</strong>zelfallstudien<br />
untersucht. Zentrale Kriterien der Untersuchung s<strong>in</strong>d der Betrachterbezug, historische<br />
Parameter der Bildwahrnehmung (als „Animation“ und „symbolische Handlung“,<br />
Belt<strong>in</strong>g), des Körperverständnisses, der Konstruktion von „gender“ sowie<br />
kunsttheoretische Aspekte der Bildproduktion und -rezeption.<br />
Der Charakter der Objekte selbst bestimmte die Methode und die Interessengewichtung<br />
des Forschungsprojekts: Büsten s<strong>in</strong>d Grenzgänger – zwischen Leben und Tod, Abdruck<br />
und Erf<strong>in</strong>dung, Animation und Verste<strong>in</strong>erung, Fragment und Allusion auf den totus<br />
homo. Dementsprechend s<strong>in</strong>d es die Schnittstellen, die von besonderem Interesse für<br />
e<strong>in</strong>e Analyse der Gattung s<strong>in</strong>d, Fragen nach Funktionen und Fiktionen, die sich mit den<br />
Objekten verb<strong>in</strong>den, nach der Überschneidung sakraler und profaner Bildkonzepte,<br />
magisch-animistischer und metaphorischer oder symbolischer Bildwahrnehmung, nach<br />
den Modi der Darstellung zwischen Techne und Psyche, Reproduktion und künstlerischer<br />
Innovationsleistung; aber auch weiterreichende Fragen nach dem Bezug von Text und<br />
Bild, Skulptur und Malerei, Material und Farbe und deren variantenreichen<br />
Thematisierungen im Medium der Büste. Geme<strong>in</strong>sam mit Rebecca Müller konnte e<strong>in</strong><br />
Studientag zum Thema „Integrität und Fragment. Kopf und Büste vom 13. bis zum<br />
18. Jahrhundert“ vorbereitet werden, der am 9./10. Dezember 2004 am<br />
Kunsthistorischen <strong>Institut</strong> stattf<strong>in</strong>den wird.<br />
Frühneuzeitliche Magie und die Kraft der Imag<strong>in</strong>ation<br />
Hannah Baader<br />
Im Jahr 1256 gab der spanische Herrscher Alfons von Kastilien die Übersetzung e<strong>in</strong>es<br />
arabischen Textes mit dem Titel „Das Ziel der Weisen von Pseudo-Magriti“ <strong>in</strong> Auftrag,<br />
der dann als Picatrix <strong>in</strong> ganz Europa bekannt wurde. Die breitere Rezeption der Schrift<br />
setzte e<strong>in</strong>, als der Text nicht nur <strong>in</strong>s Spanische, sondern <strong>in</strong>s Late<strong>in</strong>ische und später <strong>in</strong><br />
Teilen auch <strong>in</strong>s Italienische übertragen wurde. Die meisten der zahlreich erhaltenen<br />
Handschriften datieren vom Ende des 15. Jahrhunderts und bezeugen sowohl nördlich<br />
als auch südlich der Alpen e<strong>in</strong> reges Interesse an der Schrift. Den Höhepunkt se<strong>in</strong>er<br />
Rezeption und se<strong>in</strong>er kontroversen Beurteilung erlebte das Werk <strong>in</strong> den Jahren um<br />
1500.<br />
42<br />
Guido Mazzoni,<br />
Lachender Knabe,<br />
um 1498.<br />
W<strong>in</strong>dsor Castle,<br />
Royal Collection.