Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz
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Forschungsbericht<br />
wurde e<strong>in</strong> Artefakt aus Byzanz später verändert, und welche Motivationen gab es für<br />
Imitationen, Kopien oder gar Fälschungen? Gerade im H<strong>in</strong>blick auf die letztgenannten<br />
Aspekte ist bei vielen Werken e<strong>in</strong>e kritische Revision der von der Forschung bisher<br />
selbstverständlich vorausgesetzten byzant<strong>in</strong>ischen Provenienz vonnöten. Unter anderem<br />
zielen diese Fragen darauf, das jeweils orts- und zeitspezifische Byzanzbild <strong>in</strong> Italien zu<br />
rekonstruieren. Besondere Aufmerksamkeit erfährt dabei die Rolle Venedigs beim Erwerb<br />
und bei der Verbreitung (verme<strong>in</strong>tlich) byzant<strong>in</strong>ischer Artefakte und Modelle <strong>in</strong> Italien<br />
bis <strong>in</strong> die Neuzeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />
Das Programm der Mosaiken des frühen 13. Jahrhunderts im südwestlichen<br />
E<strong>in</strong>gangsbereich von San Marco <strong>in</strong> Venedig<br />
Kar<strong>in</strong> Krause<br />
Die bisherige Forschung hatte mit Recht e<strong>in</strong>e weitgehende Bee<strong>in</strong>flussung der<br />
Vorhallenmosaiken von San Marco durch byzant<strong>in</strong>ische Vorbilder konstatiert. In der<br />
neuen Studie geht es h<strong>in</strong>gegen vor allem darum nachzuweisen, auf welch <strong>in</strong>novative<br />
und konsequente Weise man sich <strong>in</strong> Venedig von byzant<strong>in</strong>ischen Vorgaben entfernt hat,<br />
wenn diese wenig geeignet waren, die konkreten Anliegen und Konzepte der eigenen<br />
Stadt zu visualisieren. Das Ausmaß, <strong>in</strong>wieweit man sich bei der Konzeption dieser<br />
Mosaiken an zeitgenössischen westlichen Strömungen orientiert hat, ist von der Forschung<br />
bisher nicht ausreichend gewürdigt worden.<br />
Die mittelalterliche Bildnisbüste<br />
Rebecca Müller<br />
Die Büste des Genueser Admirals Lamba Doria, die an der Familienkirche des Doriaclans<br />
<strong>in</strong> Genua Aufstellung fand und vermutlich bereits im Trecento entstanden ist, wurde<br />
zum Ausgangspunkt für e<strong>in</strong> Projekt, das anknüpfend an Überlegungen zu der<br />
mittelalterlichen Wiederaufnahme antiker Medien der Repräsentation die Frage nach<br />
der Funktion der mittelalterlichen Bildnisbüste <strong>in</strong> das Zentrum stellt. Der Schwerpunkt<br />
liegt hierbei auf Büsten unteritalienischer Herkunft, die <strong>in</strong> staufische oder anjouv<strong>in</strong>ische<br />
Zeit datiert werden. Angestoßen wurde die Fragestellung durch e<strong>in</strong>e aus Scala bei Ravello<br />
stammende, bis 1945 <strong>in</strong> den Berl<strong>in</strong>er Museen nachweisbare und vermutlich zerstörte<br />
weibliche Büste. Bislang war <strong>in</strong> der Forschung kaum beachtet worden, daß e<strong>in</strong>e Form<br />
<strong>in</strong> der Gipsformerei der SMPK vorhanden ist, die es erlaubt, die Büste durch e<strong>in</strong>en<br />
verhältnismäßig getreuen Abguß zu rekonstruieren. Da vom Orig<strong>in</strong>al nur zwei<br />
photographische Aufnahmen aus der Frontale und leichter Schrägansicht bekannt s<strong>in</strong>d,<br />
stellt der Gips e<strong>in</strong>e entscheidende Bereicherung für das Verständnis des Werkes dar. Vor<br />
jeder weiteren Beschäftigung mit der Büste ist der (erst rund zwei Jahrzehnte nach ihrer<br />
vermutlichen Zerstörung) geäußerte Fälschungsverdacht auszuräumen, der m.E. nicht<br />
nur aus formanalytischen, sondern vor allem aus historisch-dokumentarischen Gründen<br />
wohl nicht aufrechterhalten werden kann und auch <strong>in</strong> der jüngeren Literatur zu dem<br />
Werk nicht mehr aufgenommen wurde.<br />
Unter stilistischen wie motivischen Gesichtspunkten als auch durch die Herkunft Süditalien<br />
ist die Berl<strong>in</strong>er Büste der bekannten weiblichen Büste aus Ravello an die Seite zu stellen,<br />
die e<strong>in</strong>e (sekundäre) Anbr<strong>in</strong>gung auf der Kanzel der dortigen Kathedrale gefunden hat,<br />
sowie e<strong>in</strong>em ebenfalls gekrönten weiblichen Kopf, der sich heute im Metropolitan<br />
Museum <strong>in</strong> New York bef<strong>in</strong>det. Der formale Vergleich der Büsten untere<strong>in</strong>ander, ihre<br />
Ableitung von antiken Vorbildern, die Interpretation der Gruppe im H<strong>in</strong>blick auf ihren<br />
möglichen Bildnischarakter sowie die architektonische und historische, damit funktionelle<br />
Kontextualisierung der Büsten sollen ihren Stellenwert im Rahmen der Gattung Büste<br />
beleuchten. Das Projekt zielt darauf ab, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geweiteten Blickw<strong>in</strong>kel die Frage nach<br />
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