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Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

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Relief mit der<br />

Darstellung von<br />

Reliquien aus<br />

Konstant<strong>in</strong>opel,<br />

spätes 13. oder<br />

frühes 14. Jh.<br />

Venedig, Tesoro di<br />

San Marco.<br />

Byzanz <strong>in</strong> Italien.<br />

Der Transfer byzant<strong>in</strong>ischer Artefakte und Modelle nach Italien und<br />

ihre dortige Rezeption <strong>in</strong> Mittelalter und früher Neuzeit<br />

Kar<strong>in</strong> Krause<br />

Die hohe Wertschätzung byzant<strong>in</strong>ischer Artefakte <strong>in</strong> Westeuropa ist <strong>in</strong> vielfacher Weise<br />

bezeugt. Byzant<strong>in</strong>ische Kunstwerke gelangten zu jeder Zeit und auf verschiedene Weise<br />

<strong>in</strong> den Westen, beispielsweise als Handelsware, als Beutestücke oder als diplomatische<br />

Geschenke. Der Transfer betraf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hohen Maße ‚Schatzkammerstücke’, also<br />

normalerweise eher kle<strong>in</strong> dimensionierte Objekte, darunter viele Reliquiare, von oft<br />

erheblichem materiellen und ideellem Wert. Aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst,<br />

wurden diese Stücke nicht selten ganz neuen und dabei spezifisch westlichen<br />

Nutzungsarten unterworfen. E<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> den Westen gelangt, s<strong>in</strong>d sie im Laufe der Zeit<br />

auf unterschiedliche Art verändert, rezipiert und imitiert worden. Das abendländische<br />

Kunstschaffen wurde durch den E<strong>in</strong>fluß byzant<strong>in</strong>ischer Importstücke erheblich geprägt,<br />

und viele Innovationen wären ohne den Beitrag von Byzanz undenkbar. War der für die<br />

Studie gewählte Zeitraum anfangs das Mittelalter (besonders das 13. und 14. Jahrhundert),<br />

so hat sich e<strong>in</strong>e Ausdehnung der Untersuchungen bis <strong>in</strong> die frühe Neuzeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> bald als<br />

s<strong>in</strong>nvoll erwiesen: Die Byzanz-Rezeption <strong>in</strong> Italien gerade <strong>in</strong> der Zeit der Renaissance<br />

und des Barock ist e<strong>in</strong> von kunsthistorischer Seite noch vergleichsweise wenig erforschtes<br />

Phänomen.<br />

Auch noch lange nachdem das byzant<strong>in</strong>ische Imperium im Jahre 1453 se<strong>in</strong> Ende gefunden<br />

hatte, überdauerte die Vorstellung von se<strong>in</strong>em alten Ruhm und Glanz im Westen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Italien. Dies bezeugen beispielsweise e<strong>in</strong>schlägige schriftliche Äußerungen<br />

wie auch der hohe Marktwert und das große Interesse an byzant<strong>in</strong>ischen Artefakten.<br />

E<strong>in</strong>erseits wurden diese noch Jahrhunderte nach ihrer Ankunft im Westen umgearbeitet<br />

– dies nicht nur, um sie auf diese Weise e<strong>in</strong>em veränderten Zeitgeschmack anzupassen,<br />

sondern vielfach auch, um sie angemessener zur Geltung zu br<strong>in</strong>gen. Andererseits schuf<br />

man <strong>in</strong> enger Orientierung an mittelalterlichen Vorbildern aus Byzanz bis weit <strong>in</strong> die<br />

Neuzeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlich neue Objekte ‚byzant<strong>in</strong>ischen’ Aussehens. Sie sehen orig<strong>in</strong>alen<br />

Werken aus Byzanz teils so täuschend ähnlich, daß die Zeitgenossen und häufig auch die<br />

moderne kunsthistorische Forschung sie als solche aufgefaßt haben. Orientiert an<br />

ausgewählten Artefakten und Textzeugnissen aus der Zeit zwischen etwa 1200 und<br />

dem frühen 17. Jahrhundert geht es vor allem um die folgenden Fragestellungen: Aus<br />

welchen Motivationen heraus war<br />

man am Besitz solcher Werke<br />

<strong>in</strong>teressiert, und welche Bedeutungen<br />

verband man mit ihnen? Mit<br />

welchen Absichten wurden von<br />

offizieller Seite neue, von der<br />

Vorgeschichte der Objekte <strong>in</strong><br />

Byzanz unabhängige Vorstellungen<br />

entwickelt und verbreitet? Welche<br />

e<strong>in</strong>stigen Nutzungsarten s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong><br />

Objekt im griechischen Osten<br />

bekannt oder wahrsche<strong>in</strong>lich, und<br />

wie unterscheiden sich diese<br />

gegebenenfalls von denjenigen an<br />

se<strong>in</strong>em neuen Aufbewahrungsort?<br />

Mit welchen Zielen und Ansprüchen<br />

37<br />

Forschungen des wissenschaftlichen Nachwuchses

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