25.12.2012 Aufrufe

Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Von der Kunst des sozialen Aufstiegs im 17. und 18. Jahrhundert – Die Familie<br />

Rezzonico zwischen Venedig und Rom<br />

Almut Goldhahn<br />

Der Familie Rezzonico, ursprünglich aus Como stammend und im Großhandel reich<br />

geworden, gelang die Aufnahme <strong>in</strong>s libro d’oro der venezianischen Aristokratie Mitte des<br />

17. Jahrhunderts – und damit e<strong>in</strong> bemerkenswerter Erfolg, denn bekanntlich war die<br />

Republik Venedig <strong>in</strong> der frühen Neuzeit durch e<strong>in</strong>e oligarchische Verfassung mit Elementen<br />

e<strong>in</strong>er Wahlmonarchie gekennzeichnet, die sozialen Aufsteigern durch konsequente<br />

Abgrenzung des Patriziats nur begrenzte politische E<strong>in</strong>flußmöglichkeiten gestattete.<br />

Lediglich <strong>in</strong> Krisenzeiten wurde die Aufnahme neuer Familienverbände zugelassen. E<strong>in</strong><br />

dauerhafter sozialer Aufstieg konnte <strong>in</strong> dieser Epoche freilich nur gel<strong>in</strong>gen, wenn er von<br />

Investitionen <strong>in</strong> kulturelles Kapital begleitet war. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund verspricht<br />

e<strong>in</strong>e Untersuchung der mäzenatischen Aktivitäten der Rezzonico grundlegende<br />

Aufschlüsse über die Zusammenhänge von politischen, gesellschaftlichen und kulturellen<br />

Ambitionen der Familie. Denn ihre Kunstpatronage kann ohne jede Übertreibung als<br />

exzeptionell bezeichnet werden: unter anderem entstand e<strong>in</strong>e an Qualität wie Quantität<br />

bedeutende Gemäldesammlung, und der Palazzo Rezzonico mit se<strong>in</strong>er Ausmalung durch<br />

Giovanni Battista Tiepolo stellt bis heute e<strong>in</strong>es der Glanzlichter unter den venezianischen<br />

Adelspalästen am Canal Grande dar.<br />

Mit der Wahl des Kard<strong>in</strong>al Carlo Rezzonico 1759 zum Papst Clemens XIII. verlagerten<br />

sich schließlich die strategischen Investitionen <strong>in</strong> das soziale Prestige der Familie von<br />

Venedig nach Rom. Sprechendstes Beispiel für e<strong>in</strong>e aufsehenerregende und künstlerisch<br />

herausragende Investition <strong>in</strong> die memoria der Familie ist das Grabmal für den Rezzonico-<br />

Papst selbst. Trotz se<strong>in</strong>er prom<strong>in</strong>enten Lage <strong>in</strong> Sankt Peter und se<strong>in</strong>er aufwendigen<br />

Inszenierung hat die Forschung es bisher nur marg<strong>in</strong>al und ausschließlich unter dem<br />

Gesichtspunkt der Autorschaft Canovas wahrgenommen. Diese stilimmanente<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Grabmal soll nun erweitert werden durch die Frage nach<br />

Ikonographie und vor allem den Auftraggeber<strong>in</strong>teressen. Auf diese Weise ist angestrebt,<br />

den funktionalen Aspekt des Grabmals <strong>in</strong>nerhalb familiärer Etablierungsstrategien <strong>in</strong><br />

den Mittelpunkt zu rücken.<br />

Insgesamt untersucht die Dissertation am Beispiel der Familie Rezzonico Grundstrukturen<br />

frühneuzeitlicher Kunstförderung und ihrer sozialen Funktion. Dabei wird die<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung dieser Familie <strong>in</strong> zwei unterschiedliche soziale und politische Systeme –<br />

zunächst Venedig, dann <strong>in</strong> wachsendem Maße Rom - e<strong>in</strong>e vergleichende Analyse<br />

ermöglichen. Die Arbeit entsteht <strong>in</strong> enger Anb<strong>in</strong>dung an das Forschungsprojekt Requiem<br />

– Die römischen Papst- und Kard<strong>in</strong>alsgrabmäler der frühen Neuzeit und wird von Prof. Dr.<br />

Horst Bredekamp (HU Berl<strong>in</strong> ) und Prof. Dr. Volker Re<strong>in</strong>hardt (Uni Fribourg/Schweiz)<br />

betreut.<br />

35<br />

Forschungen des wissenschaftlichen Nachwuchses

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!