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Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

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Forschungsbericht<br />

Anspruchsniveau, das <strong>in</strong> den Typologien baulich formuliert wurde, erklärt die<br />

Anziehungskraft der Kirche auf private Laienstifter, die zunehmend bei den<br />

M<strong>in</strong>derbrüdern um Bestattungen, Seelenmessen an Altären und privaten Kapellenräumen<br />

nachsuchten. Die Untersuchung verfolgt demnach das Ziel, die Entwicklung der<br />

Franziskanerordenskirche Paduas zum Kristallisationspunkt städtischer Stiftungstätigkeit<br />

nachzuzeichnen. Dabei ergeben sich drei Betrachtungsfelder:<br />

E<strong>in</strong> erster Abschnitt beschäftigt sich mit der <strong>in</strong> Teilen noch ungeklärten Baugeschichte,<br />

um die F<strong>in</strong>anzierung des Bauwerkes und die Interessen der jeweiligen Geldgeber und<br />

Entscheidungsträger transparent zu machen. Vorrangige Aufmerksamkeit wird dabei<br />

jenem Bauteil gewidmet, der die Bereitstellung von Kapellenraum erst gewährleistete,<br />

dem Chorumgang. Dieser ist bislang h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Entstehungsumstände noch nicht<br />

h<strong>in</strong>reichend untersucht worden. Aus der Frage se<strong>in</strong>er Typologie und Funktion ergibt<br />

sich e<strong>in</strong> zweiter Schwerpunkt der Untersuchung. Erstmals werden die Translationen der<br />

Antoniusreliquien mit den verschiedenen Bauphasen synchronisiert. Die wechselnden<br />

Standorte der Arca hierarchisierten neben dem Hauptaltar das räumliche Bezugssystem<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Kirche und s<strong>in</strong>d somit nicht nur für das Verständnis des Bauwerkes an<br />

sich von Bedeutung, sondern tragen dazu bei, den Spielraum zwischen der Exklusivität<br />

e<strong>in</strong>er Kapelle oder ihrer größeren Öffentlichkeit <strong>in</strong> der alltäglichen Betriebsamkeit<br />

nachzuvollziehen. Der dritte Abschnitt der Arbeit befaßt sich mit den hieraus<br />

resultierenden Folgen für die Entstehung und die Mechanismen von Patronaten: Die<br />

Arbeit entwickelt die These, daß die Arca zeitweilig <strong>in</strong> der Chorscheitelkapelle Aufstellung<br />

fand, so daß der Umgangschor für e<strong>in</strong>e gewisse Zeit im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Prozessionsweges<br />

am Schre<strong>in</strong> vorbei von Pilgern frequentiert wurde. Bei e<strong>in</strong>er erneuten Translation wurden<br />

die Reliquien jedoch wieder aus dem Umgang entfernt, und es gilt zu überprüfen, ob<br />

dies die Privatisierung der Umgangskapellen, die nun nicht mehr unmittelbar im Fokus<br />

des kultischen Interesses standen, überhaupt erst ermöglichte. Die Umstände der Vergabe<br />

an die mutmaßlichen Patrone, die liturgischen Handlungen <strong>in</strong> den Kapellen und ihre<br />

ursprüngliche künstlerische Ausstattung werden rekonstruiert und analysiert. Hier schließt<br />

sich die Untersuchung der ab der Mitte des 14. Jahrhunderts entstandenen Kapellen an.<br />

Der über die Radialkapellen h<strong>in</strong>ausgehende Bedarf wurde abgedeckt, <strong>in</strong>dem neuer<br />

Raum im Bereich der Querhäuser erschlossen wurde. Diese prächtigen Kapellen s<strong>in</strong>d<br />

ungleich besser erhalten und belegt als ihre Vorgänger am Chorhaupt. Obwohl es sich<br />

um Stiftungen e<strong>in</strong>er neuen, privilegierten Auftraggeberschicht handelt, die die E<strong>in</strong>führung<br />

neuer ikonographischer Themen und e<strong>in</strong>e selbstbewußte Repräsentation nicht scheute,<br />

weisen die Bildprogramme doch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> ausgeprägtes Bewußtse<strong>in</strong> für die dem<br />

Bauwerk eigene Tradition auf. Es wird daher auch verdeutlicht, mit welchen Strategien<br />

es gelang, die Vorstellungen der Laienstifter mit den Erfordernissen des Ortes und den<br />

Belangen der Brüder abzustimmen und die Gesamtheit der Vorgaben <strong>in</strong> den Dienst<br />

der familialen Jenseitsvorsorge zu stellen.<br />

Die Architektur <strong>in</strong> Giorgio Vasaris „Viten“ zwischen<br />

Professionalisierung und höfischer Literarisierung<br />

Matteo Burioni<br />

Das Dissertationsvorhaben widmet sich der Architekturdebatte im Umkreis von Giorgio<br />

Vasari als Zeugnis e<strong>in</strong>er Professionalisierung der Architektur. Zwischen der 1550<br />

erschienenen ersten Ausgabe der „Viten“ und der stark erweiterten zweiten Ausgaben<br />

von 1568 kann e<strong>in</strong> Wandel <strong>in</strong> der Architekturauffassung nachgezeichnet werden. Aus<br />

Anlaß der Gründung der ‚Accademia del Disegno’ im Januar 1563 fand <strong>in</strong> <strong>Florenz</strong> e<strong>in</strong>e<br />

bisher kaum gewürdigte Debatte um den Status der Architektur statt, die für die<br />

Professionalisierung des Architektenberufs und die Entstehung e<strong>in</strong>es neuzeitlichen<br />

Kunstverständnisses von entscheidender Bedeutung ist.<br />

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