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Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz

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Forschungsbericht<br />

Wichtige neue E<strong>in</strong>sichten ergab die kunsthistorische Analyse des paläologischen Rahmens:<br />

Die S<strong>in</strong>gularität se<strong>in</strong>er Komposition, der E<strong>in</strong>bettung der Szenen <strong>in</strong> das filigrane Ornament<br />

und die Narrationsstruktur wurde im Vergleich mit den Objekten der parallelen großen<br />

New Yorker Ausstellung zum Byzanz des 14./15. Jahrhunderts deutlich. Das Programm<br />

des Rahmens verb<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e politisch-religiöse Dimension (die sich über e<strong>in</strong>e<br />

Differenzierung der Rollen von Kirche und Kaiser artikuliert) mit e<strong>in</strong>er bildtheoretischen,<br />

<strong>in</strong> der das Werk von Menschenhand als parergon e<strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tliches acheiropoieton (e<strong>in</strong><br />

non-manufactum) umschließt, durch diese Inszenierung gleichsam hervorbr<strong>in</strong>gt und<br />

damit den Status menschlicher Bildproduktion thematisiert. Das Leitparadigma der<br />

Bilderzählungen der Reliefs ist die Reise (von Jerusalem über Edessa nach Konstant<strong>in</strong>opel)<br />

und das Wunder. Hiermit wird der „Rahmen“ e<strong>in</strong>er sakralen und politischen Geographie<br />

aufgespannt, dem die Ausstellung folgte, bzw. bis h<strong>in</strong> zu Genua selbst erweiterte. Die<br />

Ausstellung, die sich auf wenige Exponate (aus Italien, Russland und Ägypten)<br />

konzentrierte, verband so <strong>in</strong> exemplarischer Weise höchsten wissenschaftlichen Anspruch<br />

mit jenem der Vermittlung der Fragen und Ergebnisse. E<strong>in</strong> Höhepunkt war die<br />

Begegnung des Mandylion von Genua mit e<strong>in</strong>em Diptychon des 10. Jahrhunderts vom<br />

Kathar<strong>in</strong>enkloster am Fuße des Berg Horeb auf dem S<strong>in</strong>ai, die ältere Hypothesen der<br />

Rekonstruktion e<strong>in</strong>es Triptychons zu erproben bzw. zu revidieren erlaubte. E<strong>in</strong> letztes<br />

Kapitel bildet schließlich die neue Rolle des Mandylion <strong>in</strong> Genua als schützendes Palladium<br />

der Stadt ab dem 15. Jahrhundert, die sich auf der Basis neuer Quellen und neuer<br />

Objektfunde erschließen ließ. Das Projekt wurde realisiert und f<strong>in</strong>anziert im Rahmen<br />

der Veranstaltungen <strong>in</strong> Genua als Kulturhauptstadt Europas 2004. Es ist e<strong>in</strong> erster Schritt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiter gefaßten Ansatz, die Geschichte der „Zirkulation“ von Bildern und<br />

Bildkonzepten im Mittelmeerraum zwischen Ost und West, von den Objekten (und<br />

ihren Geschichten) her zu erforschen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Schritt soll dies z.B. für den<br />

Austausch zwischen islamischer und christlicher Sphäre bzw. ihren Kontaktzonen<br />

unternommen werden. Zugleich werden sich weitere Forschungen zum<br />

„präkolumbianischen“ Genua im Mittelmeerraum anschließen.<br />

JERUSALEM IN EUROPA<br />

(VON DER SPÄTANTIKE BIS IN DIE FRÜHE NEUZEIT)<br />

Gerhard Wolf und Bianca Kühnel <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Beate Fricke und Annette Hoffmann<br />

Das Forschungsprojekt wurde 2001 als Kooperation mit Bianca Kühnel von der Hebrew<br />

University, Jerusalem, mit Fördermitteln der GIF (German Israeli Foundation) begonnen<br />

und widmet sich auf verschiedenen Ebenen den Formen der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />

Jerusalem <strong>in</strong> jüdischen wie christlichen Kontexten.<br />

Gegenwärtig zielen die Analysen des Projektes auf e<strong>in</strong>e differenzierende Bestimmung<br />

der Rolle Jerusalems <strong>in</strong> der Ausbildung und Veränderung des Selbstverständnisses<br />

europäischer Städte <strong>in</strong> ihren jeweiligen Riten und Bildwelten. Mittel- und Oberitalien,<br />

mit Städten wie Pisa, Genua, Bologna, Padua und Venedig, bilden den derzeitigen<br />

Schwerpunkt der Untersuchung. Traditionelle Fragestellungen nach dem Transfer<br />

konnotierter E<strong>in</strong>zelformen und ‚heiliger’ Gegenstände oder nach der Verbildlichung<br />

bestimmter ‚jerusalemitischer’ Themen <strong>in</strong> ikonographischen Programmen stehen hierbei<br />

ebenso im Blickfeld wie die grundlegende Frage nach dem ‚Ort der Bilder’, nach der<br />

realen oder imag<strong>in</strong>ären Beziehung des Ortes, an dem sie sich ansiedeln, zu jenem, den<br />

sie imag<strong>in</strong>ieren. Gerade bei Städten wie Genua und Venedig überlagern sich religiöse,<br />

politische und merkantile Interessen im Heiligen Land auf e<strong>in</strong>e spezifische Weise, weshalb<br />

die Eroberung bzw. der Verlust der dortigen Stätten für das christliche Kreuzfahrerheer<br />

<strong>in</strong> positiver wie negativer Wendung zu e<strong>in</strong>em neuralgischen Punkt der eigenen Geschichte<br />

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