Statusbericht - Homepage - Kunsthistorisches Institut in Florenz
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Mandylion.<br />
Genua, San<br />
Bartolomeo<br />
degli Armeni.<br />
Bildkonzepte und Bildpraktiken <strong>in</strong> Italien und im Mittelmeerraum<br />
Anknüpfend an Aby Warburgs Konzept von Kunstgeschichte als „Laboratorium e<strong>in</strong>er kulturwissenschaftlichen<br />
Bildgeschichte“, untersuchen die Projekte dieser Abteilung Topographien der<br />
Bilder im Mittelmeerraum seit der Spätantike sowie Bildwelten und Umgang mit Bildern <strong>in</strong> den<br />
italienischen Stadtkulturen des Mittelalters und der Renaissance. E<strong>in</strong>e Leitfrage gilt den Zusammenhängen<br />
von Bildkonzepten und religiösen wie wissenschaftlichen Erkenntnismodellen von<br />
den Kreuzzügen bis zum Wandel des „Weltbildes“ mit der Entdeckung Amerikas. Als Projekte<br />
seien genannt:<br />
DIE ZIRKULATION VON ARTEFAKTEN IM MITTELMEERRAUM<br />
(VOM BILDERSTREIT BIS ZUM 15. JAHRHUNDERT)<br />
I: DAS MANDYLION VON GENUA UND SEIN PALÄOLOGISCHER RAHMEN<br />
Gerhard Wolf<br />
Das Mandylion von Genua ist e<strong>in</strong> komposites Artefakt,<br />
das im späten 14. Jahrhundert vom Hof <strong>in</strong><br />
Konstant<strong>in</strong>opel nach Genua gelangte, sei es als<br />
diplomatisches Geschenk oder als Unterpfand für die<br />
Kredite der Genoveser capitani an die byzant<strong>in</strong>ischen<br />
Kaiser. Seit etwa 1400 bef<strong>in</strong>det es sich im Konvent<br />
von San Bartolomeo degli Armeni. Es gibt der<br />
Forschung <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht schwer zu lösende Rätsel<br />
auf, im Kern handelt sich um e<strong>in</strong>e kaum zu datierende<br />
Kopie (Le<strong>in</strong>wand auf Holz) des der Legende nach<br />
nicht von Menschenhand geschaffenen Christusbildes<br />
„Mandylion“ (arab.: kle<strong>in</strong>es Stück Stoff), das sich von<br />
945 bis ca. 1240 im Kaiserpalast befand, ferner um<br />
e<strong>in</strong>en Stoff des 10. Jahrhunderts, auf die Rückseite<br />
der dünnen Tafel aufgeklebt, um spätere Textilien, die<br />
der Umhüllung dienten, um e<strong>in</strong>en Rahmen mit<br />
narrativen Szenen, der zu den kostbarsten und<br />
qualitätsvollsten Werken der paläologischen Goldschmiedekunst<br />
des 14. Jahrhunderts gehört sowie<br />
barocke, Genueser Rahmen. E<strong>in</strong> vom Projektleiter <strong>in</strong>itiiertes und geme<strong>in</strong>sam mit den<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen Colette Dufour Bozzo und Anna Rosa Calderoni Masetti von der Universität<br />
Genua realisiertes Ausstellungsprojekt <strong>in</strong> Kooperation mit dem Palazzo Ducale <strong>in</strong> Genua<br />
ergab die Möglichkeit zu technologischen und kunsthistorischen Untersuchungen<br />
vornämlich des Christusbildes und des byzant<strong>in</strong>ischen Rahmens. Als Mitarbeiter<strong>in</strong> war<br />
Francesca Dell’Acqua <strong>in</strong>sbesondere bei den Photokampagnen und der Untersuchung<br />
der künstlerischen Technik beteiligt (cf. E<strong>in</strong>zelforschung Postdoktorand<strong>in</strong>nen und<br />
Postdoktoranden). Wenn man den Ergebnissen der Radiokarbondatierung folgt, zeichnet<br />
sich <strong>in</strong>sgesamt das Bild e<strong>in</strong>er gezielten Fabrikation bzw. Rekonstruktion von „Faksimiles“<br />
im Konstant<strong>in</strong>opel des frühen 14. Jahrhunderts ab, wodurch die Verluste des<br />
Reliquienschatzes im Kaiserpalast im Laufe des 4. Kreuzzuges konterkariert werden<br />
sollte. Die These, daß es sich bei dem Mandylion von Genua um e<strong>in</strong>es der ältesten<br />
Christusbilder überhaupt handle, ist jedenfalls kaum mehr haltbar. Kar<strong>in</strong> Krause hat den<br />
kunst/historischen Kontext aufgearbeitet und den konkurrierenden Umgang von Genua<br />
und Venedig mit Reliquien und Reliquiaren bearbeitet, Rebekka Müller <strong>in</strong> ihrem<br />
Kongreßbeitrag (cf. Liste der Tagungen) den Kult der Gralsreliquie im Genueser Dom<br />
als e<strong>in</strong>en Parallelfall behandelt.<br />
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