29.08.2022 Aufrufe

Tobias Gruber: »Kirchlich oder normal?« (Leseprobe)

In Deutschland entscheidet vielerorts noch der Status der Kirchenmitgliedschaft, ob man christlich bestattet wird. In den östlichen Teilen des Landes, genauer in Mitteldeutschland, sieht dies zunehmend anders aus. In dieser Studie wird der Fokus auf Akteurinnen und Akteure (Pfarrerinnen und Pfarrer, ein evangelischer Diakon) aus dem kirchlichen Bereich gelegt, die eine christliche Bestattung ungetaufter Menschen durchführen. Ihre Perspektiven, Ziele und konkreten Beschreibungen der Abläufe eines solchen Rituals sowie die Gedanken und Reflexionen konfessionsloser Angehöriger, die eine solche Bestattung für Verstorbene erlebt haben, werden in diesem Buch dargestellt und auf Kommunikations- und Lernprozesse sowie Diskussions- und Konfliktpunkte hin untersucht.

In Deutschland entscheidet vielerorts noch der Status der Kirchenmitgliedschaft, ob man christlich bestattet wird. In den östlichen Teilen des Landes, genauer in Mitteldeutschland, sieht dies zunehmend anders aus. In dieser Studie wird der Fokus auf Akteurinnen und Akteure (Pfarrerinnen und Pfarrer, ein evangelischer Diakon) aus dem kirchlichen Bereich gelegt, die eine christliche Bestattung ungetaufter Menschen durchführen. Ihre Perspektiven, Ziele und konkreten Beschreibungen der Abläufe eines solchen Rituals sowie die Gedanken und Reflexionen konfessionsloser Angehöriger, die eine solche Bestattung für Verstorbene erlebt haben, werden in diesem Buch dargestellt und auf Kommunikations- und Lernprozesse sowie Diskussions- und Konfliktpunkte hin untersucht.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Tobias</strong> <strong>Gruber</strong><br />

<strong>»Kirchlich</strong> <strong>oder</strong> <strong>normal</strong>?<strong>«</strong><br />

Eine theologisch-empirische Studie zu<br />

Kommunikationsprozessen im Rahmen<br />

der christlich motivierten Bestattung<br />

Konfessionsloser<br />

Arbeiten zur Praktischen Theologie


Vorwort<br />

In den Zukunftsprozessen der Kirchen in Deutschland wird den Kasualien eine<br />

beachtliche Rolle zugeschrieben. Das ist nicht verwunderlich, da der unmittelbare<br />

Kontakt zu Menschen und die Unterstützung in verschiedenenLebenslagen,<br />

sei es in Trauer <strong>oder</strong> Freude, gegeben ist. Inwiefern Konfessionslose hier auch im<br />

Blick sind, ist ebenfalls eine Frage, dieimmer stärker in der Diskussion eineRolle<br />

spielt. Die vorliegende Studie wird darauf, aber auch und im Besonderen auf das<br />

schon praktizierte Handeln mit und an Konfessionslosen, ein Licht werfen. Bevor<br />

dies geschieht, sind mir aber einige Worte des Dankes sehr wichtig.<br />

Auf dieser Arbeit steht nur mein Name, aber esbleibt ein Gemeinschaftswerk,daich,ohne<br />

die Unterstützungvieler Menschen und Institutionen, nicht<br />

in der Lage gewesen wäre, diese Studie zu erarbeiten. An erster Stelle möchte<br />

ich Prof. Dr. Michael Domsgen danken, der mir als Doktorvater fachlich und<br />

freundschaftlich immer wieder zur Seite stand und mich sicher durch den<br />

gesamten Prozess der Erstellung dieser Arbeit geführt hat, besonders inden<br />

Zeiten, wodas ganze Projekt zu scheitern drohte. Manchmal reichte schon ein<br />

Kaffee in Wernigerode für den nächsten Schritt. Für das Zweitgutachten und<br />

mehr noch für die schon während meines Studiums immer wieder nahegebrachte<br />

Perspektive hinter und über die vermeintliche kirchliche Konvention<br />

dankeich Frau Prof.Dr. Anne Steinmeier. Prof.Dr. Jan Hermelinkdanke ichfür<br />

das weiterführende Interesse an dieser Studie, das über das Drittgutachten<br />

hinausging. DenHerausgeberinnen und Herausgebern derAPrTh danke ich für<br />

die Aufnahme indiese Reihe.<br />

Daneben und darüber hinaus halfen mir besonders meine Kolleginnen und<br />

Kollegen und Freunde an der Forschungsstelle fürreligiöse Kommunikation und<br />

Lernprozesse der Theologischen Fakultät in Halle, Dr. Georg Bucher, Dr. Teresa<br />

Tenbergen, Dr. Ulrike Witten, Dr. Eva Finkenstein, Dr. <strong>Tobias</strong> Foß, Dr. Hagen<br />

Findeis, Dr. Ariane Schneider, Helene Utpatel, Ernst-Ulrich Feilcke und Dr.<br />

Conrad Krannich, mit denen ich mich immer wieder in die Untiefen des Datenmaterials<br />

hineingeworfenhabe und die besonders auch auf den letzten Metern<br />

sehr hilfreich korrigiert haben. Ich danke besonders der Bibliothek des Medienzentrums<br />

der EKM im Kloster Drübeck in Person von Hendrik Finger, der mir<br />

sowohl den Zugang als auch einen ruhigen Arbeitsplatz auch zu Unzeiten sicherstellte.<br />

Ebensodanke ich dem PTI der EKMinKloster Drübeck für die guten<br />

Unterhaltungen auf dem Flur und die Versorgung mit Kaffee. Der Landeskirche<br />

Anhalts dankeich für vier Jahre Begleitung während meines Pfarrdiensts an der<br />

Forschungsstelle und auch in den Gemeinden des Kirchenkreises Bernburg. Die<br />

Kolleginnen und Kollegen und auch die Menschen in den Gemeinden und<br />

Schulen waren eine willkommene Abwechslung vom universitären Alltag. Dar-


6 Vorwort<br />

über hinaus gilt auch an dieser Stelle schon der Dank für die Unterstützung der<br />

Landeskirche Anhalts bei der Finanzierung der Druckkosten. Der Evangelischen<br />

Kirche in Mitteldeutschland, der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Union<br />

evangelischer Kirchen in der EKD, der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen<br />

Kirche in Deutschland und dem Freundeskreis der Theologischen Fakultät Halle<br />

danke ich ebenfalls sehr für die finanzielle Unterstützung beim Druck dieser<br />

Arbeit. Ein weiterer Dank gilt Herrn Tilman Meckel für die sehr gute und hilfreiche<br />

redaktionelle Arbeit.<br />

Ich danke auch den Probandinnen und Probanden, die sich für diese Studie<br />

zu einem Interview bereiterklärt, aber mehr noch ihr Pfarrhaus <strong>oder</strong> ihre Wohnung<br />

geöffnet und sich Zeit genommen haben, um über etwas zu sprechen, was<br />

manchmalauch schwere Gefühle hat hochkommen lassen. Diese Arbeit würde es<br />

ohne sie alle nicht geben.<br />

Diese Studie ist ein Gemeinschaftswerk, auch über den Kreis der Kolleginnen<br />

und Kollegen hinaus. Ohne meine Familie wäre diese Arbeit vielleicht früher<br />

fertig geworden, aber weder hätte sie die Qualität noch würde ich mich im Ansatz<br />

so gesegnet fühlen, wie jetzt. Meine Schwester Daniela <strong>Gruber</strong> und meine<br />

Schwiegermutter PetraJunge haben sowohl inhaltlich als auch formal einen sehr<br />

guten Blick auf die Studie geworfenund so manchen blinden Fleck, der sich mit<br />

der Zeit eingestellt hat, gutausgeleuchtet. Dafür bin ich sehr dankbar! Ich danke<br />

meinen Eltern Anita und Ulrich <strong>Gruber</strong> dafür, dass sie mir immer Mut gemacht<br />

haben und keinenZweifel daran ließen, dass dieses Projektein gutes Ende findet.<br />

Ich danke meinen Kindern, die mir gezeigt haben, dass es manchmal viel<br />

wichtigere Dinge im Leben gibt als den Schreibtisch undganz besonders und zu<br />

guter Letzt danke ich meiner Frau, Franziska Junge. Sie ist der Mensch, der mich<br />

seelisch gestützt hat in diesen Jahren der Entstehung dieser Arbeit und darüber<br />

hinaus. Sie hat mir Freiraum, gerade auf den letzten Metern, ermöglicht und es<br />

ausgehalten, wenn der Frustmich manchmal übermannte. Unzählige Gespräche<br />

in den Abendstunden am Küchentisch sind auch ein wichtiger Baustein in dieser<br />

Arbeit. Ihr ist dieses Buch gewidmet.<br />

Quedlinburg und Halle im April 2022<br />

<strong>Tobias</strong> <strong>Gruber</strong>


Inhalt<br />

I Einleitung ............................................. 11<br />

II Prolegomena ........................................... 17<br />

1 Empirie in der Praktischen Theologie und empirischer Zugang<br />

der Studie ......................................... 17<br />

2 Konfessionslosigkeit als Kontext der Studie ................ 22<br />

3 Die kirchenjuristische Ermöglichung der Kasualie ........... 27<br />

4 Forschungsstand und Forschungsfragen .................. 31<br />

5 Design der Studie .................................... 36<br />

5.1 Methodologische Grundlagen ........................ 37<br />

5.2 Sampling ....................................... 41<br />

5.2.1 Kurzdarstellungen der Akteur*innen ............. 42<br />

5.2.2 Die Angehörigen ............................ 46<br />

5.3 Interviewleitfäden ................................ 47<br />

5.4 Transkription ................................... 54<br />

III Analyse ............................................... 57<br />

1 Erläuterung der Analysekategorien ...................... 57<br />

2 Die ritual-defizitäre Perspektive und ihr ritual-werbendes Ziel<br />

(Pfarrerin Dienstag, Pfarrerin Mittwoch und Pfarrerin Ohse) ..... 60<br />

2.1 Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds ............... 75<br />

2.2 Implementierung ................................. 84<br />

2.3 Zuordnung: das diakonisch-prophetische Ziel (Pfarrerin<br />

Albe) .......................................... 88<br />

2.3.1 Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds .......... 95<br />

2.3.2 Implementierung ............................ 99<br />

2.4 Hinweise auf Kommunikations- und Lernprozesse ....... 105<br />

3 Die katechumenal-kairologische Perspektive und ihr<br />

institutionell-werbendes Ziel (Pfarrerin Zaun, Pfarrer Jahn und<br />

Pfarrer West) ........................................ 105<br />

3.1 Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds ............... 118<br />

3.2 Implementierung ................................. 126<br />

3.3 Hinweise auf Kommunikations- und Lernprozesse ....... 129<br />

4 Die charismatisch-professionsbezogene Perspektive und ihr<br />

stabilisierendes Ziel (Pfarrer Ohnsorg) .................... 129<br />

4.1 Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds ............... 140<br />

4.2 Implementierung ................................. 149<br />

4.3 Hinweise auf Kommunikations- und Lernprozesse ....... 155


8 Inhalt<br />

5 Die liberal-konditionslose Perspektive und ihr<br />

institutionskritisches Ziel (Pfarrer Laas und Pfarrer Schmidt) ... 155<br />

5.1 Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds ............... 165<br />

5.2 Implementierung ................................. 166<br />

5.3 Hinweise auf Kommunikations- und Lernprozesse bei allen<br />

beiden Akteuren ................................. 168<br />

6 Die poimenische Perspektive und ihr<br />

poimenisch-confessorisches Ziel (Pfarrer Heyer und der Redner<br />

Diakon Bachmann) ................................... 169<br />

6.1 Pfarrer Heyer ................................... 169<br />

6.1.1 Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds .......... 177<br />

6.1.2 Implementierung ............................ 182<br />

6.2 Diakon Bachmann ................................ 183<br />

6.2.1 Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds .......... 189<br />

6.2.2 Implementierung ............................ 192<br />

6.3 Zuordnung: die poimenisch-sympathische Perspektive und<br />

das Ziel der Gerechtigkeit (Pfarrer Funke) .............. 206<br />

6.4 Zuordnung: die poimenische Perspektive und die<br />

Vermeidung von Vereinnahmung (Pfarrerin Zelt) ......... 210<br />

6.4.1 Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds .......... 212<br />

6.5 Hinweise auf Kommunikations- und Lernprozesse aller vier<br />

Akteur*innen ................................... 213<br />

7 Die amikale Perspektive in institutionswerbender und<br />

professionsunterstützender Zielvorstellung (Pfarrerin Buendig<br />

und Pfarrer Gruenbaum) ............................... 214<br />

7.1 Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds ............... 220<br />

7.2 Implementierung ................................. 223<br />

7.3 Hinweise auf Kommunikations- und Lernprozesse ....... 228<br />

8 Analyse der Interviews mit den Angehörigen ............... 229<br />

8.1 Bedingungen einer ›gelungenen‹ Bestattung – Angehörige<br />

im Kontakt mit Diakon Bachmann .................... 230<br />

8.1.1 »Er hat es mir ja sehr leicht gemacht<strong>«</strong> – Deeskalation<br />

und Seelsorge bei Frau Habicher ................ 233<br />

8.1.2 Aktive Teilnahme bei der Bestattung durch Frau<br />

Pecht ..................................... 235<br />

8.1.3 »Das hat nicht gestört<strong>«</strong> – Reaktionen auf die<br />

christlichen Elemente in der Trauerfeier .......... 236<br />

8.2 Intensive Begleitung und deren Folgen – Angehörige im<br />

Kontakt mit Pfarrer Heyer .......................... 245<br />

8.2.1 Herr und Frau Abendroth – wider alle Erwartungen 245<br />

8.2.2 Frau Ferenbach – Ehrenamtliches Engagement aus<br />

Dankbarkeit ................................ 253


Inhalt 9<br />

8.2.3 Frau Morgental – die Überwindung der Fremdheit ... 257<br />

8.2.4 Zusammenfassung ........................... 263<br />

8.3 Vergleich Analyse der Angehörigen mit der Analyse der<br />

zugehörigen Akteure .............................. 264<br />

9 Fazit der Analyse – Methode und Inhalt ................... 265<br />

IV Die christlich motivierte Bestattung Konfessionsloser als<br />

Kommunikationsprozess .................................. 267<br />

1 Die christlich motivierte Bestattung Konfessionsloser als explizit<br />

christlicher Kommunikations- und Lernprozess ............. 267<br />

1.1 Die christlich motivierte Bestattung als »Helfen zum Leben<strong>«</strong><br />

und »Befähigung und Bevollmächtigung<strong>«</strong> .............. 273<br />

1.2 Dialogische Fremdbegegnung als steuerfähiger Impuls für<br />

Lernprozesse inder explizit christlichen<br />

Kommunikationspraxis ............................ 277<br />

1.3 Resonanzphänomene im Rahmen der christlich motivierten<br />

Bestattung als unverfügbare Impulse der explizit<br />

christlichen Kommunikationspraxis .................. 282<br />

1.4 Zusammenfassung: Resonanz und Fremdbegegnung als<br />

Gelingensbedingungen ............................ 287<br />

2 Die christlich motivierte Bestattung Konfessionsloser als<br />

diskussionsbehaftetes Kommunikationsgeschehen ........... 287<br />

V Ausblick .............................................. 297<br />

Literaturverzeichnis ......................................... 309<br />

Hinweise zum Anhang ....................................... 317


I Einleitung<br />

»… und siehe, schon begräbt er wieder die Toten.<strong>«</strong><br />

(Buch <strong>Tobias</strong> 2,8) 1<br />

Als <strong>Tobias</strong> und seine Familie in der Darstellung des <strong>Tobias</strong>-Buchs in die Gefangenschaft<br />

des Königs der Assyrer Salmanasser geraten, ist er es, der sich im<br />

fremden Ninive um die Israelitenkümmert – bis hin zur politisch nicht erlaubten<br />

Bestattung der Toten und Erschlagenen. Durch sein Handeln gerät <strong>Tobias</strong> in<br />

Bedrängnis. Diese biblische Erzählung ist nicht Leitbild der vorliegenden Untersuchung,<br />

sondern eine Analogie dahingehend, dass Tobit sich für einewürdige<br />

Bestattung seiner Landsleute einsetzt, dieihnen unter den damaligen Umständen<br />

nicht hätte zuteilwerden können. In Aufnahme dessen entstand 2009 in Göttingen<br />

auf Initiative der evangelisch-lutherischen Innenstadtkirchen die <strong>Tobias</strong>bruderschaft,<br />

eine Gemeinschaft, die »sich nicht nur für die Beisetzung evangelischer<br />

Verstorbener zuständig [weiß]. Woimmer sie gebeten wird, sich eines<br />

Verstorbenen in ihren Abschiedsgottesdiensten anzunehmen, wird sie dieser<br />

Bitte entsprechen. Sie sieht die Verabschiedung und Beisetzung von Verstorbenen<br />

ohne verantwortlicheAngehörige als diakonische Aufgabe und fragt deshalb<br />

nicht nach der Konfession, sondern nach der Not.<strong>«</strong> 2 Die Bruderschaft, die ihren<br />

Gründungsimpuls in der Suche nach einer Form der Zuwendung für Menschen<br />

hat, die keine weiteren sozialen Netze haben und denen schließlich, nach deren<br />

Tod, eine sogenannte »Sozialbestattung<strong>«</strong> durch den Staat zuteil wird, feiert alle<br />

drei Monate Gedenkgottesdienste. 3 In diesen wird den Verstorbenen gedacht und<br />

1<br />

Einen herzlichen Dank an Pfarrer Laas für den Hinweis (siehe: Pfarrer Laas,Pos. 68) auf<br />

die der Thematik dieser Arbeit ähnelnden Geschehnisse im Buch Tobit.<br />

2<br />

https://tobiasbruderschaft.wir-e.de/tobiasbruderschaft (zuletzt abgerufen am 25.03.<br />

2022).<br />

3<br />

Eine Darstellung der Segensliturgie ist zu finden bei: Friedrichs, Bestattung, 52–55.


12 IEinleitung<br />

deren Namen verlesen. Dazu wird per Zeitungsanzeige eingeladen, so dass auch<br />

ehemalige Freunde, Bekannte und Nachbarn Abschied nehmen können. 4<br />

Die Erzählung des Buches Tobit und der daran anknüpfenden <strong>Tobias</strong>-Bruderschaft<br />

ist nur eine Möglichkeit, sich der Thematik der christlich motivierten<br />

Bestattung Konfessionsloserzunähern. Kirchenhistorisch finden sich Bezüge zur<br />

Thematik im Feld des Diakonats. Hier wird auf sehr alte Traditionen verwiesen,<br />

die aufschlussreich sind für die heutigen Aufgaben des ständigen Diakonats. 5 Die<br />

»in der Diakonatsforschung bevorzugt zitiert[e]<strong>«</strong> 6 syrische Kirchenordnung<br />

»Testamentum Domini nostri Jesu Christi<strong>«</strong> aus dem 5. Jahrhundert beschreibt –<br />

neben den Aufgaben wie Ratgeber des Klerus, Krankenpflege und liturgische<br />

Beteiligung – die Bestattung Schiffbrüchiger folgendermaßen:»Wenn der Diakon<br />

in einer Stadt tätig ist, die am Meer liegt, soll er sorgsam das Ufer absuchen, ob<br />

nicht die Leiche eines Schiffbrüchigen angeschwemmt worden ist. Er soll sie<br />

bekleiden und bestatten<strong>«</strong> 7 .Als Werk der Barmherzigkeit wird somit die Bestattung<br />

an keine Bedingungen geknüpft.<br />

In einer komparativen Herangehensweise wäre ein Blick auf diese Kasualie<br />

außerhalb Deutschlands sicherlich ertragreich. In den kirchlichen Verlautbarungen<br />

der Church of Scotland findet sich beispielsweise eine sehr deutliche<br />

Antwort auf die Frage, wer die Hilfe der Kirche imFalle einer Bestattung in<br />

Anspruch nehmen kann: »The short answer to this is – anyone. Because the<br />

Church of Scotland is anational church, anyone may call on the services of the<br />

minister. This may be during along illness, when life is ending, or in the immediate<br />

aftermath.<strong>«</strong> 8 Freilich wäre dann zu fragen, ob die in Deutschland getroffene<br />

Unterscheidung zwischen Konfessionslosigkeit und Zugehörigkeit zu<br />

einer Religionsgemeinschaft das trifft, was in Großbritannien als »churchgoer<strong>«</strong><br />

und »non-believer<strong>«</strong> gegenübergestellt wird. Zu vergleichen wären dann auch die<br />

Einflüsse der Rahmenbedingungen und deren Veränderung. Eine ehemalige<br />

Staatskirche wie die Ev.-luth. Kirche Schwedens argumentiert vielleicht anders<br />

4<br />

Vgl. Hollenbach, Wenn niemand trauert.<br />

5<br />

Eidt/Noller, Diakonat und Kirchenreform, 240.<br />

6<br />

Ebd.<br />

7<br />

Rahmani,Testamentum domini nostri Jesu Christi, 83: »Si diaconus in urbe littoris maris<br />

est, circumlustret celeriter loca littoralia, si forte sit ibi, qui naufragio mortuus est, eumque<br />

vestiat sepeliatque.<strong>«</strong><br />

8<br />

Church of Scotland, http://www.churchofscotland.org.uk/__data/assets/pdf_file/<br />

0005/47318/funeral.pdf (zuletzt abgerufen am 25. 03.2022). Ebenso die Church of England:<br />

https://churchofenglandfunerals.org/can-anyone-have-a-church-of-england-funeral/<br />

(zuletzt abgerufen am 25. 03.2022), »Anyone is able to ask aChurch of England minister to<br />

take afuneral for someone they knew and loved. Neither the person who has died nor the<br />

person asking has to be aregular churchgoer. Church of England ministers will take the<br />

funeral service for anyone who lives in their parish.<strong>«</strong>


IEinleitung 13<br />

als die Church of England <strong>oder</strong> die Church of Scotland, was wiederum auch ekklesiologische<br />

Implikationen mit sich bringt, bedenkt man Taufe, Mitgliedschaft<br />

und Zuständigkeit der Ordinierten.<br />

Die vorliegende theologische Studie wählt für die Erschließung der Thematik<br />

der christlich motivierten Bestattung 9 Konfessionsloser einen empirischen Zugang.<br />

Für Pfarrer*innen in Deutschland, konkreter des Bundeslandes Sachsen-<br />

Anhalt, des Untersuchungsraums dieser Studie, gibt die statistische Erfassung<br />

der EKD für das Jahr 2018 insgesamt 268.589 Bestattungen an. Davon werden<br />

8.229 als »weitere Verstorbene<strong>«</strong> gerechnet, 10 also Menschen, die aus der Kirche<br />

ausgetreten sind <strong>oder</strong> nichtgetauftwaren.Für die EKD-Gliedkirchen, die sich auf<br />

dem Bundesgebiet von Sachsen-Anhalt befinden, also die Landeskirche Anhalts<br />

(LK Anhalts) und die Evangelische KircheinMitteldeutschland (EKM) werden als<br />

»Sonstige<strong>«</strong> 617 (EKM) bzw. 72 (LK Anhalts) aufgeführt. 11 Auf Nachfrage im Referat<br />

»Betriebswirtschaft, IT und Statistik<strong>«</strong> der EKD in Hannover wurde mir bestätigt,<br />

dass darin sowohl ungetaufte als auch getaufte ausgetretene Personen<br />

eingerechnet werden. Es ist also schwierig, konkrete statistische Daten für die<br />

Bestattung ungetaufter Menschen, die für diese Untersuchung im Fokus stehen<br />

(siehe dazu Kapitel II dieser Arbeit), zu gewinnen. Rechnet man aus der Kirche<br />

ausgetretene Menschen mit zu den Konfessionslosen, ergibt sich für die Jahre<br />

1999 und dann die Jahre 2010–2018 dennoch eine klare Tendenz. 12 Die Zahlen<br />

gehen, vielleicht nicht steil, aber kontinuierlich in eine Richtung: nach oben.<br />

9<br />

Zur Erläuterung des »christlich motivierten<strong>«</strong> siehe: Kapitel II.1.<br />

10<br />

Vgl. EKD, Äußerungen des kirchlichen Lebens, 9.<br />

11<br />

A.a. O., 19.<br />

12<br />

Für die Jahre 1999 bis 2007 wurden die statistischen Werte für die Kirchenprovinz<br />

Sachsen und die Thüringer Landeskirche als Vorgängerkirchen der EKM addiert.


14 IEinleitung<br />

Diese Entwicklung wird noch einmal interessanter, stellt man ihr die Zahlen der<br />

evangelischen Bestattungen der Jahre 1999–2018 gegenüber, die sich für beide<br />

Landeskirchen folgendermaßen darstellen:<br />

Waren es im Jahr 1999 noch 1.034 (LkAnhalts) respektive 15.545 13 (EKM)<br />

evangelische Bestattungen, unterstreichen die Daten von 2018 – 483 (LK Anhalts)<br />

respektive 8.672 (EKM) evangelische Bestattungen – einen deutlichen<br />

Trend nach unten. Beide Landeskirchen weisen nahezu 50 %Rückgang in der<br />

Anzahl der evangelischen Bestattungen auf, demgegenüber aber mehr als 50 %<br />

(LKAnhalts) bzw. 25 %(EKM) Steigerung der Zahl der »sonstigen Bestattungen<strong>«</strong>.<br />

Die EKD-Statistik zeigt auch, dass dies kein ›Ost-West‹-Phänomen ist. Auch im<br />

Ganzen ist dieser Trend zu erkennen. Waren es EKD-weit 1999 insgesamt<br />

369.358 ev. Bestattungen und 6.966 »sonstige<strong>«</strong> Bestattungen, gibt die Statistik<br />

für 2019 insgesamt 254.466 evangelische Bestattungen und 8.229 »sonstige<strong>«</strong> an.<br />

Der Trend der beiden Landeskirchen gleicht dem der EKD bezogen auf die Abnahme<br />

evangelischer Bestattungen und die Zunahme der »sonstigen<strong>«</strong> Bestattungen.<br />

Dass Amtshandlungen an Nichtkirchenmitgliedern einen nicht mehr wegzudenkenden<br />

Anteil am pfarramtlichen Arbeitsalltag aufweisen, zeigt nicht zuletzt<br />

auch die Tatsache, dass in der EKD 159 14 Paare, bei denen beide Partner<br />

nicht »evangelisch-landeskirchlich<strong>«</strong> waren, imJahr 2018 eine Trauung in Anspruch<br />

genommen haben, obwohl dies »nach landeskirchlichem Recht nicht<br />

vorgesehen<strong>«</strong> 15 ist. Damit und darüber hinaus wird hinsichtlich der Kasualien<br />

diskutiert, inwiefern hier der Zuständigkeitsbereich überschritten <strong>oder</strong> genau<br />

richtig fokussiert ist, denn: »[…] war die allgemeine Partizipation der Menschen<br />

an den Kasualien […] eng mit der Volkskirchlichkeit verbunden, die noch Jahr-<br />

13<br />

14<br />

15<br />

Siehe Anm. 11.<br />

EKD, Äußerungen des kirchlichen Lebens, 16.<br />

Ebd., Anm. 6.


IEinleitung 15<br />

zehnte nach dem Wegfallstaatlich exekutierten Zwangs sozial abgestütztwar […]<br />

hat sich [dies] im Zuge der allgemeinen Entwicklung zur Optionsgesellschaft 16<br />

grundsätzlich geändert<strong>«</strong> 17 .Sollen also Pfarrer*innen für diese, auch über die<br />

Kirchenmitglieder hinausreichende ›Optionsgesellschaft‹ individuelle Kasualien<br />

konzipieren, <strong>oder</strong> sich dieser Dynamik bewusst entziehen mit Bezug auf die<br />

Orientierung am ›eigenen Klientel‹?Ersteres bewirkt, dass Kirche und kirchliche<br />

Akteur*innen sich grundsätzlich auf einem, betriebswirtschaftlich gesprochenen,<br />

»Markt<strong>«</strong> wiederfinden, welcher natürlicherweise die »traditionelle kirchliche<br />

Trauerfeier in [ein] Konkurrenzverhältnis mit nicht-kirchlichen Anbietern<strong>«</strong> 18<br />

bringt, wobei Letzteres nicht nur die Bestattungsinstitute mit freien Redner*innen<br />

einschließt, sondern Menschen sich immer mehr freien Ritualanbieter*innen<br />

an Lebensübergängen zuwenden. 19 Die Vertreter*innen der Institution<br />

sehen sich dabei einerseits mit der Frage konfrontiert, inwiefern sie »nur<strong>«</strong> für<br />

eine »Dienstleistung<strong>«</strong> 20 gebraucht werden, wobei unklar ist, wie dieses »nur<strong>«</strong> im<br />

Gegenüber zum Dienst an den Mitgliedern gefüllt ist. Andererseits stehen gerade<br />

die Akteur*innen in der Parochie Gemeindemitgliedern gegenüber, die einer<br />

Praxis der Amtshandlungen für Konfessionslose mit Unverständnis begegnen,<br />

aus vielerlei Gründen. 21<br />

Die nun hier vorliegende Studie will ein Licht in das Feld der Kasualien für<br />

Konfessionslose werfen, konkret im Bereichder christlich motivierten Bestattung<br />

Konfessionsloser. Hierbei sollen Akteur*innen zuWort kommen, die solche Rituale<br />

durchgeführt haben. Ihre Erfahrungen, ihre Sichtweisen auf Konfessions-<br />

16<br />

»Auch theologisch kann diese Wahlfreiheit der Einzelnen als Handlungsorientierung in<br />

Anspruch genommen werden, weil die Rechtfertigung ›sola gratia‹ ein Subjekt konstituiert,<br />

das nicht ›gesetzlich‹ an religiöse <strong>oder</strong> soziale Konventionen gebunden ist, sondern sein<br />

Leben selbstverantwortlich gestaltet.<strong>«</strong> (Hermelink, Kasualpraxis in Ostdeutschland, 80)<br />

17<br />

Grethlein, Kasualien auf dem freien Markt, 200. Oder auch Ders., Kirchliches Bestattungshandeln,<br />

189: »Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es das diskutierte<br />

Problem nicht, weil – abgesehen von den Juden – für die Menschen Taufzwang bestand und es<br />

keine Möglichkeit zum Kirchenaustritt gab. Erst seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts<br />

eröffnen neue staatliche Bestimmungen diese Option, die freilich erst Jahrzehnte später<br />

und dann vor allem ab dem Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts tatsächlich in<br />

Anspruch genommen wird. Der Kasus ist also auch Resultat aus m<strong>oder</strong>nen individuellen<br />

Freiheitsgewinnen und dem Wegfall obrigkeitlicher Strukturen, der für die Kirche einen –<br />

dem Grundimpuls des Evangeliums entsprechenden – Verlust von Macht bedeutet.<strong>«</strong><br />

18<br />

Klie/Kühn, Obliegenheiten, 9.<br />

19<br />

Vgl. dazu: Teresa Schweighofer,Von der Sehnsucht nach dem ganz eigenen Ritual. Wer<br />

sind die Kund*innen Freier Ritualanbieter*innen?, in: PT 4(2020), 212–217.<br />

20<br />

Vgl. dazu die Fachbeiträge in Thomas Klie/Jakob Kühn (Hrsg.), Bestattung als Dienstleistung.<br />

Ökonomie des Abschieds, Stuttgart 2019.<br />

21<br />

Leider meistens gebrochen aus der Sicht der Pfarrpersonen, bspw. zitiert bei Grethlein,<br />

Kirchliches Bestattungshandeln, 188.


16 IEinleitung<br />

lose und Konfessionslosigkeit, ihre Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds und<br />

ihre Implementierungen, die in gewisser Weise auch als Inspiration für praktische<br />

Impulse gelesen werden können, stellen den Hauptteil dieser Arbeit dar. Sie<br />

beziehen sich auf Interviews mit Pfarrer*innen und einem als Redner arbeitenden<br />

evangelischen Diakon. Nach der Darstellung des empirischen Zugangs,<br />

einer Beschreibung des Kontextes der Studie undmethodologischen Grundlagen<br />

zur Erhebung der Daten, erfolgt eine Typologieeinzelner Perspektiven, Ziele und<br />

Implementierungen in der Beschreibung der Trauerfeiern bzw. auch konkret<br />

vorliegender Abläufe. Damit soll grundsätzlich erst einmal eine Strukturierung<br />

davon erreicht werden, welche Argumentationsmuster bei Akteur*innen vorliegen,<br />

die eine solche Bestattung durchgeführt haben, inwiefern Muster von<br />

Konflikten eine Rolle spielen und wie sich Perspektiven und Ziele in der Konzeption<br />

und imAblauf von Trauerfeiern implementieren. In einem vergleichenden<br />

Kapitel werden Einordnungen und Impulse gegeben, welche die gewonnenen<br />

Erkenntnisse aus dem Material hinsichtlich praktisch-theologischer<br />

Fragestellungen interpretieren und inwiefern Musterübereinstimmungen zu<br />

interreligiösen und soziologischen Theorien aufgedeckt werden können. Diese<br />

Studie geht in einem Teil über die pastoraltheologischeEinordnung hinaus, wenn<br />

Interviews mit konfessionslosen Angehörigen analysiert werden, dieimKontakt<br />

mit zwei Akteuren dieser Studie standen. Dies betriffteinmal Menschen, die bei<br />

ihren Trauerfällen durch den Krankenhausseelsorger Herrn Heyer begleitet<br />

wurden und solche, welche die Dienste von Diakon Bachmann als Redner in<br />

Anspruch genommen haben.


II Prolegomena<br />

1Empirie inder Praktischen Theologie und<br />

empirischer Zugang der Studie<br />

Die vorliegende Studie versteht sich als eine empirische im theologischen Interesse,<br />

d. h. sie arbeitet bei der Erfassung und Analyse der zugrundeliegenden<br />

Daten mit Methoden der qualitativen Sozialforschung und zieht daraus theologische<br />

Schlussfolgerungen. Der qualitative Zugang verdeutlicht, dass Einzelfallanalysen<br />

im Vordergrund stehen, im Gegensatz zu »quantifizierend-messenden<br />

Ansätzen<strong>«</strong> 1 . Um mittels eines interpretierenden Verfahrens ein<br />

»deutendes Verstehen von Sinnstrukturen<strong>«</strong> 2 ,ein »Fremdverstehen<strong>«</strong> 3 zu erlangen.<br />

Dem liegt die konstruktivistische Annahme zugrunde, dass wir Menschen »die<br />

Welt in unserem Alltag wahrnehmen, ordnen und begreifen: Wir deuten, indem<br />

wir abstrahieren und kategorisieren, also Erscheinungen um uns herum Typen<br />

zuordnen.<strong>«</strong> 4 Diese Konstruktion – in der Soziologie wird sie die Konstruktion<br />

ersten Grades 5 genannt – wird in verschiedenen methodologischen Zugängen<br />

rekonstruiert, »d. h. sie deckt gewöhnlich implizit bleibende Sinnbezüge hinter<br />

beobachtbaren Handlungen auf und überführt sie in explizite und treffende<br />

Begriffe, die Konstruktionen zweiten Grades<strong>«</strong> 6 .<br />

Empirische Sozialforschung als Zugang der (Praktischen) Theologie zur<br />

Lebenswelt ist mittlerweile kein Novummehr. Als Wilhelm Bornemann 1898 in<br />

Basel seine Antrittsvorlesung hält, bringt diese »mit Nachdruck das ›Leben‹,<br />

zumal das ›Alltagsleben‹ in seiner Vielfalt als die entscheidende Zielperspektive<br />

1<br />

Wichmann, Quantitative und Qualitative Forschung, 2.<br />

2<br />

Kleemann, Interpretative Sozialforschung, 14.<br />

3<br />

Helferich, Qualität, 84.<br />

4<br />

Pickel/Sammet, Einführung, 32.<br />

5<br />

Ebd.<br />

6<br />

Ebd. (Hervorhebung i. O.). Gedanken und Erwiderungen zur Kritik an diesem Ansatz<br />

sind zu finden bei: Heinze, Qualitative Sozialforschung, 16–20.


18 II Prolegomena<br />

für Theologie und Kirche zur Geltung<strong>«</strong> 7 .Seit den sich in den 1960er Jahren<br />

einstellenden interdisziplinären Aufbrüchen 8 sind empirische Zugänge zu bestimmten<br />

Themen nicht mehr wegzudenken. Nach einer Flaute der Religionssoziologie<br />

als Teildisziplin der Soziologie Ende der 1950er Jahre, finden empirische<br />

Methoden zwischen 1960 und 1980 in der Theologie einen regen<br />

Zuspruch, 9 deren Bedeutung bis zum heutigen Tag immer größer geworden ist,<br />

nicht zuletzt auch durch die Beachtung in der außerkirchlichen Öffentlichkeit, die<br />

kirchensoziologische Untersuchungen einnehmen. 10 Man spricht von der »empirischen<br />

Wende<strong>«</strong>, initiiert durch Klaus Wegenast für die Religionspädagogik und<br />

impulsgebend für die gesamte Praktische Theologie, die bis heute unter »Empirie<strong>«</strong><br />

sehr verschiedene Methoden einsetzt, bis hin zu einer Forderung nach<br />

»empirischer Theologie<strong>«</strong> 11 .Ein detaillierter Entwurf der Bedeutung empirischer<br />

Zugänge in der Praktischen Theologie und der Religionspädagogik im Besonderen<br />

ist für diese Arbeit nicht zielführend, 12 es gilt aber, mit Wilhelm Gräb<br />

festzuhalten:<br />

7<br />

Meyer-Blanck/Weyel, Studien- und Arbeitsbuch, 49.<br />

8<br />

Vgl. Grethlein, Praktische Theologie, 59.<br />

9<br />

Meyer-Blanck/Weyel, Studien- und Arbeitsbuch, 54.<br />

10<br />

Hierbei ist an die seit 1972 laufende, im Rhythmus von zehn Jahren durchgeführte<br />

Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) zu denken, aber auch an das aktuelle außerkirchliche<br />

mediale Echo, welches die Studie »Projektion 2060<strong>«</strong> zum Kirchensteueraufkommen<br />

gefunden hat. Vgl. bspw. Die ZEIT vom 2. Mai 2019, https://www.zeit.de/gesellschaft/<br />

zeitgeschehen/2019 -05/christentum-kirche-mitglieder-verlust-kirchenaustritt-taufe (zuletzt<br />

abgerufen am 25. 03.2022).<br />

11<br />

Siehe Grethlein, Praktische Theologie, 88.<br />

12<br />

Dazu sei verwiesen auf: Nord, Ilona, Empirische Forschung in der Praktischen Theologie.<br />

Rekonstruktionen zu ihrer bisherigen Bedeutung und zukünftige Entwicklungen, in: Thomas<br />

Schlag/Bernd Schröder (Hrsg.), Praktische Theologie und Religionspädagogik. Systematische,<br />

empirische und thematische Verhältnisbestimmungen, Leipzig 2020, 321–342 und<br />

bezüglich der Religionspädagogik: Domsgen, Michael, Empirische Forschung in der Religionspädagogik.<br />

Ein kurzer Überblick über grundlegende Entwicklungen in den letzten 30<br />

Jahren, in: Thomas Schlag/Bernd Schröder (Hrsg.), Praktische Theologie und Religionspädagogik.<br />

Systematische, empirische und thematische Verhältnisbestimmungen, Leipzig<br />

2020, 343–358. Oder: Weyel, Birgit/Gräb, Wilhelm, Praktische Theologie und empirische<br />

Religionsforschung, Leipzig 2013. Oder: Schulz, Claudia, Empirische Forschung als Praktische<br />

Theologie. Theoretische Grundlagen und sachgerechte Anwendung, Bonn 2013. Oder:<br />

Dinter, Astrid/Heimbrock, Hans–Günter/Söderblom, Kerstin (Hrsg.), Einführung in die<br />

Empirische Theologie. Gelebte Religion erforschen, Göttingen 2007.


1Empirie und empirischer Zugang 19<br />

»[…]Die empirische Religionsforschung kann der kirchlichen Kommunikationspraxis<br />

zu einer Verkündigung der christlichen Botschaft verhelfen, die die heutigen Menschen,<br />

seien sie kirchlich gebunden <strong>oder</strong> nicht, möglicherweise eine Antwort auf ihre<br />

religiösen Fragen finden <strong>oder</strong> auch diese Fragen noch einmal neu und anders stellen<br />

lässt.<strong>«</strong> 13<br />

Insofern kann für die Näherbestimmung des theologischen Interesses dieser<br />

Arbeit die Herausarbeitung dieser Kommunikationspraxis mit Blick auf die – im<br />

Duktus der kirchenrechtlichen Bestimmungen –›Ausnahmekasualie‹ mittels<br />

empirischerMethodik festgehalten werden. Das praktisch-theologische Interesse<br />

liegt dabei in derFrage nacheiner kirchlichen Kasualkultur für Konfessionslose 14<br />

und bewegt sich damit im Bereich pastoraltheologischer Überlegungen. In<br />

praktisch-theologischer Hinsicht spezifiziert sie sich dahingehend, inwiefern die<br />

hier vorliegende Kommunikationspraxisals »Kommunikation des Evangeliums<strong>«</strong><br />

ausgewiesen werden kann (siehe Abschnitt IV.1).<br />

Die hier vorliegende Studie versuchtnun ein Doppeltes. Zum einen nimmt sie<br />

Reflexionen über das Handeln von kirchlichen Akteur*innen 15 in den Blick, die<br />

Bestattungen 16 konfessionsloser Menschen durchführen. Diese empirisch-pastoraltheologischen<br />

Befunde werden zum anderen durch Erfahrungen und Einsichten,<br />

die Menschen geäußert haben, die eine solche Kasualie für einen verstorbenen<br />

Angehörigen/eine verstorbene Angehörige in Anspruch genommen<br />

haben, ergänzt, teilweise auch in einen Zusammenhang gebracht. Im Raum steht<br />

dabei natürlich die Frage, was hier unter christlich verstanden wird, wenn es um<br />

christlich motivierte Bestattungen Konfessionsloser geht. Und ebenfalls muss<br />

geklärt werden,was unter Akteur*innen verstanden wird. Die Darstellung dieser<br />

Begriffsbestimmung, wie auch die Darstellung des Phänomens der Konfessi-<br />

13<br />

Gräb, Empirische Forschung und Praktische Theologie, 52.<br />

14<br />

Vgl. Handke, Emilia, Kasualien für Konfessionslose? Einige Überlegungen zu einer<br />

herausfordernden Entwicklung, in: Klie, On demand, 153–168.<br />

15<br />

Zu diesem Begriff siehe: 9.<br />

16<br />

Hinsichtlich der in dieser Studie mehrfach verwendeten Begriffe Bestattung/Beerdigung/Trauerfeier<br />

ist zu erklären, dass diese wechselseitig benutzt werden, also nicht, wenn<br />

bspw. von einer Beerdigung die Rede ist, unbedingt damit auch eine Sargbestattung intendiert<br />

ist. Grundsätzlich orientiere ich mich aber an der Titulierung der Agenden der UEK und<br />

VELKD, die von »Bestattung<strong>«</strong> sprechen und damit die Beisetzung bzw. Beerdigung einschließen.<br />

Wie der Name bereits sagt, bezieht sich die Verwendung der Bezeichnung<br />

»Trauerfeier<strong>«</strong> auf das rituelle Geschehen vor der Beisetzung bzw. Beerdigung. Vgl. Kirchenkanzlei<br />

der UEK,Bestattung. Agende für die Union Evangelischer Kirchen in der EKD,<br />

Band 5, Bielefeld 2004 und Kirchenleitung d. Vereinigten Evang.-Lutherischen Kirchen,<br />

Agende für evangelisch-lutherische Kirchen und Gemeinden, Bd. 3: Die Amtshandlungen,<br />

Teil 5: Die Bestattung, Hannover/Leipzig 1996.


20 II Prolegomena<br />

onslosigkeit imnachfolgenden Kontextkapitel, tragen den Charakter von Arbeitsdefinitionen.<br />

Zunächst soll aber eine eigene Positionsbestimmung vorangestellt<br />

werden.<br />

Für empirische Forschung haben sich Qualitätsstandards etabliert. Ausgehend<br />

vom Prinzip der Transparenz, bei dem Forschende ihre Methoden, Zugänge,<br />

ihr Vorwissen, aber auch eventuelle persönliche Bezüge deutlich machen, unterliegen<br />

die Analysen den drei Gütekriterien Validität, Reliabilität und Objektivität.<br />

17 Für die hier vorliegende Arbeit zeigen sich Aussagen zur Validität im<br />

nachfolgenden Abschnitt über das Design der Studie. Reliabilität und Objektivität<br />

sind insofern gewährleistet, da erstens die gewählte Methode und deren Arbeitsschritte<br />

transparent gemacht werden und die Ergebnisse der Studie immer<br />

wieder in Analysegruppen und Forschungskolloquien vorgestellt, diskutiert und<br />

angepasst wurden. Bezüglich der Objektivität ist aber noch weiter auszuführen,<br />

dass die Frage gestellt werden muss, inwiefern der Beruf des Forschenden<br />

(Pfarrer) einen Einfluss auf die befragten Akteur*innen hatte. Hinsichtlich der<br />

Angehörigen wurde der eigene Beruf zwar nicht artikuliert, jedoch könnte er eine<br />

Rolle im Analyseprozess spielen. Bei den Akteur*innen wurde bewusst eine<br />

Transparenz hergestellt, um dem Setting einen Charakter des kollegialen Austauschs<br />

zu geben. Ziel war hier eine Öffnung der Proband*innen, auch durch das<br />

Herausstellen der unbedingten Anonymisierung der Gesprächsaufzeichnung.<br />

Insofern ist aber dennoch nicht auszuschließen, dass die Übereinstimmung der<br />

Berufe zwischen Forschendem und Befragten eine Beeinflussung des Materials<br />

mit sich gezogen hat. Durch die Besprechung in den Kolloquien und Analysegruppen<br />

sollte dem aber Abhilfe geschaffenworden sein. Gleichzeitig ist aber für<br />

den Maßstab der Objektivität zusagen, dass diese an sich gar nicht in Gänze zu<br />

gewährleisten ist, denn: »Die Unmöglichkeit von Objektivität ist ja nicht ein<br />

Mangel, sondern Ausgangspunkt qualitativer Forschung, daher kann es nicht um<br />

anzustrebende Objektivität gehen, sondern um einen anzustrebenden angemessenen<br />

Umgang mit Subjektivität.<strong>«</strong> 18<br />

Nach dieser Einordnung soll nun die Frage betrachtet werden: was macht<br />

eine Bestattung zu einer »christlich motivierten<strong>«</strong> Bestattung? Diese stellt sich<br />

nicht nur in den theoretischen Vorüberlegungen, sondern auch aus dem gewonnenen<br />

Material heraus. Kann man beispielsweise bei der Bestattung durch<br />

eine Pfarrerin, die im schwarzenAnzugauftritt, an keiner Stelle von »Gott<strong>«</strong> redet,<br />

»bittet<strong>«</strong>, anstatt zu beten und keinen Segen spricht, von einer christlichen Bestattung<br />

reden, wie Pfarrerin Buendig 19 ausführt?Macht allein der Fakt, dass sie<br />

eine Amtsträgerin ist, diese Bestattung zu einer christlichen? Oder ist es dann<br />

christlich, wenn wenigstens das Vaterunser, <strong>oder</strong> ein Segen, <strong>oder</strong> ein Bibelwort<br />

17<br />

18<br />

19<br />

Vgl. Przyborski/Wohlrab-Sahr, Qualitative Sozialforschung, 21–28.<br />

Helfferich, Qualität qualitativer Daten, 155.<br />

Siehe: III.7.


1Empirie und empirischer Zugang 21<br />

gesprochen wird? Müssen überhaupt und, wenn ja, welche, Kennzeichen vorhanden<br />

sein?<br />

Diese Fragen sind nicht nur aufgrund dieser Untersuchung aufgekommen,<br />

sondern sie bewegen auch die Akteur*innen und Akteure. Sie müssen für sich<br />

klären, welche Kriterien sie ansetzen, sowohl in der Kommunikation mit den<br />

Angehörigen, in der Diskussion mit dem Umfeld (Gemeindekirchenräte, Gemeindeglieder,<br />

Kolleginnen und Kollegen, etc.) als auch in der eigenen Vorbereitung<br />

der Trauerfeier. Die Ergebnissedieser Diskussionsprozesse, das zeigt die<br />

Untersuchung, fallen dabei sehr unterschiedlich aus. Auch in dieser Untersuchung<br />

ist es notwendig, sich diese Fragen zu stellen. Ich bin mir dabei sehr wohl<br />

der Fragmentarität und Unzulänglichkeiten bewusst, die eine solche Bestimmung<br />

mit sich bringen. Um jedoch nicht Gefahr zu laufen, sich in diesen Diskussionen<br />

zu verlieren, muss eine Arbeitsdefinition für die hier vorgenommene<br />

Untersuchung erstellt werden, die sich aus der Analyse des Interviewmaterials<br />

ergibt. Um die hier untersuchten Phänomene zu fassen, ist es ertragreich, das<br />

Element des »christlich Motivierten<strong>«</strong> nicht ausgehend von der faktischen Konfession<br />

und der beruflichen Profession des Akteurs/der Akteurin, <strong>oder</strong> von<br />

konkreten inhaltlichen Elementen zu beschreiben, sondern das Moment des<br />

Perspektivrahmens der Akteur*innen zu betrachten. Ein weltlicher Bestatter<br />

kann sicher vom »Ewigen<strong>«</strong> <strong>oder</strong> der »Liebe<strong>«</strong> sprechen, fokussiert sich aber auf das<br />

immanente Leben des/der Verstorbenen und der Angehörigen und versucht auch<br />

immanenten Trost zu vermitteln. 20 Ein christlicher Perspektivrahmen hingegen<br />

artikuliert die eigene Glaubensüberzeugung im christlichen Horizont des neuen<br />

Lebens nach dem Toddurch die Auferstehung Jesu Christi. Anders ausgedrückt:<br />

eine weltliche Bestattung hat nur eine Perspektive: das Leben des Toten. Eine<br />

christliche Bestattung ist mehrperspektivisch. Sie nimmt die individuelle Biografie<br />

ernst, verknüpft sie aber mit transzendenten christlichen Gedanken der<br />

Gottesnähe im Leben und über den Todhinaus, bis hin zur Auferstehungshoffnung.<br />

Es ist ein Blick zurück und voraus. 21 In welchem Modus dies zur Sprache<br />

kommt, kann unterschiedlich sein, bis dahin, dass Pfarrerin Buendig, um beim<br />

eingangs genannten Beispielzubleiben, will, dass »versteckt<strong>«</strong> klarwird, was sie<br />

20<br />

Vgl. dazu: Battermann, Weltliche Trauerrede, 82.<br />

21<br />

Die kritischen Punkte an dieser Definition sind sehr wohl klar. Hat nicht das »Ewige<strong>«</strong><br />

<strong>oder</strong> das »Bleiben in der Erinnerung<strong>«</strong> ebenfalls transzendente Charakteristika? Kann dies<br />

nicht auch als ein Blick auf das »Voraus<strong>«</strong> des Toten/der Toten gewertet werden? Dies kann<br />

insofern bejaht werden, hat doch die weltliche Trauerfeier ihre Wurzeln und heute noch viele<br />

Anleihen aus der protestantischen Tradition. Vgl. dazu: Hermelink, Gegenwärtige Bestattungsfeiern,<br />

207:»In der ›weltlichen Bestattung‹ begegnet die Kirche also nicht zuletzt ihrer<br />

eigenen, im wahrsten Sinne ›säkularisierten‹ Tradition.<strong>«</strong>


22 II Prolegomena<br />

eigentlich sagen möchte, 22 also von ihrem christlichenGlaubenreden. Sie bleibt<br />

aber damit im Perspektivrahmen des Christlichen, der es ermöglicht, unterschiedliche<br />

konkrete Perspektiven auf die Bestattung einzunehmen. Sie konstruiert<br />

damit eine christlich motivierte Bestattung.<br />

Abschließend stellt sich noch die Frage: Was meine ich, wenn ich von Akteur*innenspreche?<br />

»Mit ›Akteur‹ [werden] im Folgenden die mehr <strong>oder</strong> weniger<br />

dauerhaften, ›leiblich-geistigen Einstellungen‹ eines Menschen, die für bestimmte<br />

typische Weisen des sozialen Handelns prädisponieren und in diesem<br />

Handeln aktiv werden [verstanden].<strong>«</strong> 23 Freilich sind in dieser eher schlichten<br />

Definition die Angehörigen auch Akteur*innen, denn letztlich sind sie es, die den<br />

gesamten Prozess durch ihre Anfrage initiieren. Auch darüber hinaus sind sie<br />

Akteur*innen, also handelnde Personen,invielen Bereichen der Bestattung ihres<br />

verstorbenen Menschen, von der Kontaktaufnahme mit dem Bestattungsinstitut<br />

bis zur Abarbeitung behördlicher Vorgaben. Und letztlichzeigen auch sie in den<br />

Interviews einen Eindruck ihrer ›leiblich-geistigen Einstellungen‹. Ich unterscheide<br />

aber in dieser Studie dieses Handeln der Angehörigen vom Handeln<br />

derjenigen, die sich um die Konzeption und Durchführung des Rituals der Beerdigung<br />

kümmern. Spreche ich also von Akteur*innen, geschieht dies in ganz<br />

pragmatischer Weise bezogen auf die Leitungsperson der rituellen Handlung.<br />

Akteur*innen umfassen dabei also sowohl die Pfarrer*innen, als auch den<br />

evangelischen Diakon, der als Redner eines Bestattungsinstitutes arbeitet.<br />

2Konfessionslosigkeit als Kontext der Studie<br />

Auf zwei Ebenenspielt Konfessionslosigkeit für diese Studie eineRolle. Einerseits<br />

hat bereits Georg Bucher schon pointiert dafür geworben, in Aufnahme des Votums<br />

von Daniel Cyranka über die Kontextualität als grundlegend erst einmal<br />

vorzunehmende Einbeziehung des eigenenUmfeldsdes Forschenden,»ernst[zu]<br />

nehmen, w<strong>oder</strong> Schreibtisch steht<strong>«</strong> 24 .Dies gilt auch für die vorliegende Untersuchung.<br />

Im Fokus steht hier das Bundesland Sachsen-Anhalt, indem das Material<br />

erhoben und ausgewertet wurde und das statistische Signifikanz hinsichtlichKonfessionslosigkeit<br />

aufweist. 25 Andererseits stellt Konfessionslosigkeiteine<br />

22<br />

Vgl. Buendig, Pos. 25: »B: (…) Naja, dass das versteckt, das versteck – das rauskommt,<br />

was ich eigentlich doch sagen will. Also nicht direkt eben dreimal dreimal der liebe Herr<br />

Jesus, sondern sondern so so im Hintergrund so äh, dass das doch durchschimmert, sag ich<br />

jetzt mal so<strong>«</strong>.<br />

23<br />

Martens, Akteur, 172.<br />

24<br />

Bucher, Befähigung und Bevollmächtigung, 77.<br />

25<br />

Eine Übersicht statistischer Entwicklung bezogen auf Deutschland ist zu finden bei:<br />

Grethlein, Kirchentheorie, 129–150.


2Konfessionslosigkeit als Kontext der Studie 23<br />

Zukunftsaufgabe von Theologie und Kirche dar, wie einleitend schon von mir<br />

bemerkt wurde. Herauszuarbeiten ist nun, was genau unter dem Begriff Konfessionslosigkeit<br />

– unddas seivornweg gesagt »inErmangelung einesbesseren<strong>«</strong> 26<br />

– zu verstehen ist.<br />

Zunächst ist, statistisch gesehen, Konfessionslosigkeit das »Ergebnis einer<br />

Subtraktionsrechnung<strong>«</strong> 27 .Alle Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft<strong>oder</strong><br />

einer religiösen Minderheit angehören, werden aus der Perspektive des Statistischen<br />

Bundesamtes unter »sonstige, keine, ohne Angabe<strong>«</strong> subsumiert, was, mit<br />

Blick auf den Kontext dieser Studie, also das Bundesland Sachsen-Anhalt,<br />

»vierfünftel<strong>«</strong> 28 der Landesbevölkerung betrifft. Konkret kann man für Deutschland<br />

von etwa »30 Millionen Personen [, also] umgerechnet ca. 36 %der Bevölkerung<strong>«</strong><br />

29 sprechen. Im letzten Zensus von 2011 30 für Sachsen-Anhalt wurden<br />

83 %(1.898.656) der Einwohner*innen mit »sonstige, keine, ohne Angabe<strong>«</strong> verzeichnet<br />

imGegensatz zu 17 %(388.384) der damals insgesamt 2.287.040 Einwohner*innen,<br />

die der römisch-katholischen <strong>oder</strong> evangelischen Kirche zugehörig<br />

sind. 31 In dieser Perspektive ist Konfessionslosigkeit also eine formale<br />

Bestimmung und trägt in sich die Gefahr eines defizitären Verständnisses, was<br />

dazu noch einzig und allein auf die Validität der statistischenDaten angewiesen<br />

ist. Man könnte also rein statistisch Konfessionslosigkeit als das Nichtvorhandensein<br />

einer wie auch immer beschaffenen Religionszugehörigkeit beschreiben,<br />

was aber kritisch betrachtet werden muss, dasoeine Eigenperspektive, also<br />

darauf, was die »Eigenlogik der Konfessionslosen<strong>«</strong> 32 charakterisiert, verhindert<br />

wird. Vielmehr hat sich gezeigt, dass »auch Konfessionslose über ›Bekenntnisse‹<br />

verfügen,andenen sie sich orientieren. Voneiner tabula rasa in rebus religionis<br />

ist nicht auszugehen.<strong>«</strong> 33<br />

Wesentliche Impulse für eine differenziertere Betrachtung von Konfessionslosigkeit,<br />

die über die reine Negation hinausgeht und die oben genannte<br />

»Eigenlogik<strong>«</strong> bezüglich religiöser Vorstellungen ernst nimmt, liefert auch eine<br />

soziologische Bestimmung des Religionsbegriffs. Hier wird zwischen einem<br />

strukturellen, formalenund funktionalen Religionsbegriff unterschieden. Bewegt<br />

man sich analytisch »in einem Feld,indem selbst von Religion<strong>oder</strong> Spiritualität<br />

26<br />

Domsgen, Konfessionslosigkeit, 11.<br />

27<br />

EKD, Religiöse Bildung, 24.<br />

28<br />

A.a. O., 29.<br />

29<br />

A.a. O., 26.<br />

30<br />

Der Zensus 2020 wurde aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Die EKD gibt für<br />

den 31.12.2019 für das Bundesland Sachsen-Anhalt 256.998 ev. Kirchenmitglieder an und<br />

damit einen Bevölkerungsanteil von 11,7 %. Siehe: EKD, Kirchenmitgliederzahlen, 7.<br />

31<br />

Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Zensus 2011, 16.<br />

32<br />

Domsgen, Konfessionslosigkeit, 14.<br />

33<br />

A.a. O., 25 (Hervorhebung i. O.).


24 II Prolegomena<br />

gesprochen wird,indem die vollzogenen Praktiken als religiöse<strong>oder</strong> spirituelle<br />

verstandenwerden und in dem auch die beteiligten Personen ein entsprechendes<br />

Selbstverständnis haben<strong>«</strong> 34 ,wird von einem strukturellen Religionsbegriff gesprochen.<br />

Die funktionale Begriffsbestimmung kann verwendet werden, wenn<br />

man »nicht primär nach Gegenstandsbereichen such[t],indenen mit dem Begriff<br />

der Religion objektsprachlich operiert wird, sondern eher (<strong>oder</strong> auch) nach Bereichen,<br />

in denen man eine zur substantiellen Religion äquivalente Funktion<br />

vermutet<strong>«</strong> 35 .Vom formalen Religionsbegriff spricht man, »wenn man daran interessiert<br />

ist, ob auch in Kontexten, die auf den ersten Blick nicht als religiöse<br />

ausgewiesen sind, mit Formen der Unterscheidung gearbeitet wird, die einem aus<br />

dem religiösen Kontext vertraut sind. So zum Beispiel indem Vergängliches von<br />

Unvergänglichem, Verfügbares von Unverfügbarem, Begreifbares von nicht Begreifbarem<br />

<strong>oder</strong> Kommunizierbares von Inkommunikablem abgegrenzt wird,<br />

und damit das, was auf der einen Seite der Unterscheidung zu stehen kommt, in<br />

die Nähe des Religiösen rückt<strong>«</strong> 36 ,was folglich für die Konfessionslosen von Belang<br />

wäre.<br />

Gert Pickel hat Konfessionslosigkeit mit einem kulturellen Interpretationsmuster<br />

untersucht und für Ostdeutschland von einer »Kultur der Konfessionslosigkeit<strong>«</strong><br />

37 im Gegenüber zur »Kultur der Konfessionszugehörigkeit<strong>«</strong> 38 in<br />

Westdeutschland gesprochen und damit die Beobachtung eingefangen, »dass der<br />

Verlust bzw. das Nichtergreifender Kirchenmitgliedschaftinaller Regel nicht mit<br />

einem Engagement inanderen religiösen Gruppierungen einhergeht<strong>«</strong> 39 .Jedoch<br />

soll auch in dieser Untersuchung noch einmal unterstrichen werden, dass<br />

Konfessionslosigkeit kein spezifisch ostdeutsches Phänomen ist und wir damit<br />

den Osten »als irgendwie uneigentlich ansehen und damit andere Gegenden<br />

dadurch als irgendwie eigentlich sichern<strong>«</strong> 40 .Liegt zwar im ›Osten‹ die rein statistische<br />

Konfessionslosigkeit höher, jedoch ist dabei noch lang nicht gesagt, dass<br />

keine Phänomenüberschneidungen mit dem ›Westen‹ gegebensind. Dennoch ist<br />

Konfessionslosigkeit auf dem Gebiet der ehemaligen DDR auch historischen<br />

34<br />

Wohlrab-Sahr, Qualitative Methoden, 235.<br />

35<br />

Ebd.<br />

36<br />

A.a. O., 236.<br />

37<br />

Pickel, Konfessionslose, 15. Gert Pickel hat bereits 2011 eine Typologisierung durchgeführt,<br />

die sieben unterschiedliche Typen (der ›durchschnittliche, volldistanzierte, nichtgläubige<br />

rechte, herkunftschristliche, individualistische, traditionalistische und gläubige<br />

Konfessionslose‹)identifiziert und damit unterstrichen, wie different das Phänomen ist. Vgl.<br />

Pickel, Pfade der Konfessionslosigkeit, 39–72.<br />

38<br />

Ebd.<br />

39<br />

Domsgen, Konfessionslosigkeit, 12.<br />

40<br />

Cyranka, Typisch ostdeutsch?, 174 (Hervorhebung i. O.).


2Konfessionslosigkeit als Kontext der Studie 25<br />

Bedingungen entwachsen, die als »innere Säkularisierung<strong>«</strong> 41 bereits im<br />

19. Jahrhundert und als politisch motivierte »forcierte Säkularität<strong>«</strong> 42 zwischen<br />

1949 bis 1990 beschrieben werden können. Letzteres führte damit dazu, dass<br />

»aus der obrigkeitlichen Religionspolitik ein säkularer Habitus – eine Form der<br />

Säkularität – hervorgegangen ist, der die ›ausgetriebene‹ Religion nicht mehr<br />

fehlt.<strong>«</strong> 43<br />

Religion wird als etwas Irrelevantes <strong>oder</strong> Indifferentes wahrgenommen und<br />

ob nun Konfessionslosigkeit als »religiöse Unbestimmtheit<strong>«</strong> <strong>oder</strong> als »multiple<br />

Säkularität<strong>«</strong> bezeichnet wird, ändert nichts daran, dass es sich hier um ein indifferentes<br />

»vielschichtiges, hoch komplexes Phänomen<strong>«</strong> 44 handelt. Manmüsste<br />

also immer mitbedenken: »Im konfessionslosen Bereich erstreckt sich diese Indifferenz<br />

von distanzierter Fremdheit, Gleichgültigkeit und Desinteresse bis zum<br />

Verzicht auf eineeigene religiöse Positionierung. Weltanschauliche und religiöse<br />

Einstellungen ›der‹ Konfessionslosen können somit kaum vereinheitlicht werden.<strong>«</strong><br />

45 Ausgehend von diesen Erkenntnissen, versucht auch diese Studie zu<br />

einem Teil, die Lebenswelt der Menschen zu untersuchen, für die Konfessionslosigkeit<br />

sich als eine »eingelebte und sozialisierte Alltagswirklichkeit<strong>«</strong> 46 darstellt<br />

und zwar am Beispiel der Erfahrung der Bestattung eines verstorbenen<br />

Menschen durch dezidiert christliche Personen.<br />

Wichtig ist aber, dass im Gegenüber zu den Akteur*innen der vorliegenden<br />

Studie eine Näherbestimmung von »Konfessionslosigkeit<strong>«</strong> vorgenommen wurde,<br />

die zwar auch eine Negation in sich trägt, aber noch eine Entscheidung hinsichtlich<br />

der Taufe beinhaltet. Es wurde nämlich – im Sinne des theologisch<br />

interessierten empirischen Zugangs – nach Bestattung konfessionsloser Menschen<br />

gefragt, die auch wirklich als nicht getauft bekannt waren und nicht als<br />

»Ausgetretene<strong>«</strong> 47 charakterisiert werden konnten. Mehrmals musste vor und<br />

auch in den Interviews mit den Akteur*innen darauf hingewiesen werden,dass<br />

hier unter Konfessionslosigkeit ein Nichtgetauftsein verstanden wird, und zwar<br />

aus folgendem Grund: Wiedie Kammer für Theologie der EKD zu Recht festhält,<br />

geht mit dem Austritt ein Verlust der kirchlichen Rechte einher, nicht aber eine<br />

Negation der Taufe.<br />

41<br />

Pollack, Säkularisierung, 81.<br />

42<br />

Wohlrab-Sahr, Forcierte Säkularität, 17.<br />

43<br />

Ebd.<br />

44<br />

A.a. O., 27.<br />

45<br />

Demmrich, Rituale, 5.<br />

46<br />

Pickel, Pfade der Konfessionslosigkeit, 44.<br />

47<br />

Exemplarisch zum Thema Kirchenaustritt, siehe: Hermelink, Praktische Theologie der<br />

Kirchenmitgliedschaft, 287–304, der den Austritt als »paradigmatische[n] Grenzfall der<br />

Mitgliedschaft<strong>«</strong> darstellt (vgl. 301–304).


III Analyse<br />

1Erl>uterung der Analysekategorien<br />

Perspektive und Ziel<br />

Im hier nun sich weiter ausdifferenzierenden analytischen Hauptteil werden<br />

Perspektiven und Ziele der Akteur*innen typologieähnlich dargestellt. Diese<br />

Perspektiven und Ziele stellen induktiv gewonnene Kategorien dar. Dabei stellt<br />

sich erst einmal die Frage, was unter Perspektive,was unter Ziel und was unter<br />

Implementierung zu verstehen ist. Hierzu wird ein Bezug zur Psychologie vorgenommen.<br />

Diese Arbeit ist aber keine Abhandlung über den Perspektivismus.<br />

Gleichwohl bieten philosophische und psychologische Theoreme eine Möglichkeit<br />

der Anleihe, umdas Phänomen zuverstehen, welches sich mittels qualitativer<br />

Inhaltsanalyse aus der Untersuchung der Interviews ergeben hat, also induktiv<br />

ermittelt wurde. Die hier ausgeführten Gedanken stellen keine Eins-zueins-Übertragung<br />

psychologischer Theoreme auf das Material dar, sondern diese<br />

dienen einer Näherbestimmung (und letztlich auch Benennung) der Analysekategorien.<br />

Vorgefunden wurde hierbei eine spezifische Perspektive der Akteur*innen<br />

auf Konfessionslose und Konfessionslosigkeit im Allgemeinen und im Zusammenhang<br />

mit der Kasualie im Speziellen bei dem Versuch der Kategorisierung<br />

des Materials mittels der deduktiven Kategorien. Perspektive soll hier also einen<br />

Blick, eine Einstellung auf etwas <strong>oder</strong> jemanden beschreiben. Psychologisch<br />

kann man mit Carl FriedrichGraumann auf die Hinsichtlichkeit der Perspektive<br />

verweisen, dieaufzeigt,»daß alles, auf das wir uns gerichtet findenbzw. zu dem<br />

wir uns überhaupt verhalten, damit auch in einem mehr <strong>oder</strong> minder expliziten<br />

Horizont der Verständlichkeit steht, dessen Eröffnetheit [sic] schlechthin die<br />

prinzipielle Sinnhaftigkeit unseres Verhaltens ausmacht.<strong>«</strong> 1 Für die Analyse bedeutet<br />

dies, dass wenn von Perspektive die Rede ist, damit immer auch Aussagen<br />

1<br />

Graumann, Grundlagen, 141. Wobei er eine Verhältnisbestimmung zur Phänomenologie<br />

derWahrnehmung nurperspektivischandeutetund alsAufgabebestehenlässt (a.a.O., 72–74).


58 III Analyse<br />

gemeint sind, die eine Sinnstruktur mit enthalten, die Graumann als »Horizontalität<strong>«</strong><br />

bezeichnet. Oder auch anders formuliert: »Perspectivity […] isthe necessary<br />

result of asubject’s positioning. We cannot help to see things from a<br />

certain standpoint and in relation to agiven horizon.<strong>«</strong> 2 Stelle ich also eine bestimmte<br />

Perspektive dar, so bedeutet diese eine Ausführung einer deduktiv aus<br />

dem Material gewonnenen Sicht auf konfessionelle Menschen im engen <strong>oder</strong><br />

weiten Zusammenhang der Kasualie Bestattung mit Verweisauf darüber hinaus<br />

gültige Standpunkte der Person. Diese wiederum tragen in sich aber auch einen<br />

Zusammenhang zum Komplex der »Motivation<strong>«</strong>, welcher hier noch einmal in<br />

aller Kürze und in Abgrenzung zum Ziel-Begriff dargestellt werden muss. Für<br />

Grundmann ist ein Motiv grundsätzlich mehr als ein simpler physiologischer<br />

Reiz, sondern durch einen »intentionalen Charakter<strong>«</strong> 3 gekennzeichnet. »Sofern<br />

wir naturale Organismen sind, […] unterliegen wir den nach kausalen Gesetzen<br />

wirkenden Reizen, für die wir spezifische Sinnesorgane wie eine allgemeine<br />

Rezeptivität haben; in dem Maße aber, wie wir als personale Wesen in intentionalen<br />

Beziehungen zu den unserem Verhalten korrelativen Sinngestalten und<br />

den sie übergreifenden Sinnganzen stehen, werden wir motiviert.<strong>«</strong> 4 Wichtig ist<br />

aber dabei, dass Motive durch eine Situationsbezogenheit gekennzeichnet sind,<br />

im Gegenüber zu Bedürfnis- <strong>oder</strong> Triebzuständen, die »durch körperliche Defizitzustände<br />

hervorgebracht werden und zur Beseitigung dieser Defizite auch<br />

ohne äußere situative Anregung aus sich heraus Verhaltenenergetisieren<strong>«</strong> 5 .Für<br />

die hier vorliegende Untersuchung wäre dies die Situation der Bestattung konfessionsloser<br />

Menschen. 6 An dieser Kasualie könnten sich dann aus einer Perspektive<br />

und verschiedenen Motiven eine Motivation ergeben. »Motive werden<br />

als in der Person liegende Strukturenaufgefasst, die durch thematisch passende<br />

Anreize, die eine Situation bietet, angeregt werden. Erst durch das Zusammenwirken<br />

der Person- und Situationsfaktoren entsteht ein Zustandder Motivation.<strong>«</strong> 7<br />

Motive und Motivationen tragen aber einen ganzheitlichen Ansatz mit sich: sie<br />

sind emotionale, kognitive und handlungsleitende »Einflussfaktoren<strong>«</strong> 8 ,die sich<br />

einer direkten Beobachtung entziehen. 9 Aus diesen Gründen ist es hilfreicher,<br />

den Ziel-Begriff für diese Untersuchung heranzuziehen, der in einer solchen<br />

Untersuchung analysiert werden kann, denn »[w]ill man das Verhalten einer<br />

2<br />

Foppa, Knowledge and perspective setting, 17 (Hervorhebung i. O.).<br />

3<br />

Graumann, Grundlagen, 143.<br />

4<br />

Ebd.<br />

5<br />

Rothermund/Eder, Motivation und Emotion, 92.<br />

6<br />

Ebd.: »Diese Motiväußerungen zeigen sich jedoch nicht immer, sondern erst dann, wenn<br />

das jeweilige Motiv durch eine motivthematisch passende Situation angeregt wird.<strong>«</strong><br />

7<br />

Ebd.<br />

8<br />

A.a. O., 128.<br />

9<br />

Ebd.


Person verstehen […], so stellt die Frage nach ihren Zielen und Absichten den<br />

Königsweg dar […]<strong>«</strong> 10 .Ein Ziel ist demnach »messbar<strong>«</strong> und kann also als solches<br />

Auskunft darüber geben, welche Folgen Menschen durch ein bestimmtes Verhalten<br />

realisieren <strong>oder</strong> auch verhindern möchten. Aus Zielen lässt sich ein Kriterienkatalog<br />

für konkrete Situationen und das in diesen gezeigte Verhalten<br />

gewinnen, womit sie den Aufbau von Strategien ermöglichen. 11<br />

Festzuhalten ist also: Als Perspektiven werden Analysemuster gekennzeichnet,<br />

die einen Umgang mit konfessionslosen Menschen im Rahmen der<br />

Bestattung deutlich machen, der auf grundsätzlichere Sinnkonstruktionen verweist.<br />

Dabei spielen Motive eine Rolle, die aber in ihrer Abstraktheitals »distale<br />

Faktoren der Verhaltenssteuerung<strong>«</strong> 12 für diese Untersuchung nicht darstellbar<br />

sind. Daneben können Ziele eruiert werden, die in aktuellen psychologischen<br />

Theorien der Handlungsregulation als »proximale Determinanten menschlichen<br />

Handelns<strong>«</strong> 13 identifiziert werden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden die<br />

verschiedenen Perspektiven und Ziele der Vertreter*innen der Institution in der<br />

Parochie und am öffentlichen Ort hier noch einmal in Tabellenform dargestellt.<br />

Detaillierte Erläuterungen werden in den jeweiligen Abschnitten gegeben. Für<br />

den Redner, als einen in der Institution beheimateten Akteur, findet eine Perspektiv-<br />

und Zielkategorisierung separat unter III.4.1.3 statt.<br />

Perspektive Ziel Akteur*innen<br />

ritual-defizitär ritual-werbend Pfarrerin Dienstag, Pfarrerin<br />

Mittwoch, Pfarrerin Ohse<br />

diakonisch-prophetisch<br />

institutionell-werbend<br />

stabilisierend<br />

Pfarrerin Albe<br />

Pfarrerin Zaun, Pfarrer Jahn,<br />

Pfarrer West<br />

Pfarrer Ohnsorg<br />

liberal institutionskritisch Pfarrer Laas, Pfarrer Schmidt<br />

poimenisch poimenisch-confessorisch Pfarrer Heyer<br />

katechumenal-kairologisch<br />

charismatisch-professionsbezogen<br />

poimenisch-sympathisch<br />

poimenisch-liberal<br />

amikal<br />

Gerechtigkeit<br />

institutionswerbend und professionsunterstützend<br />

1Erl3uterung der Analysekategorien 59<br />

Pfarrer Funke<br />

Pfarrerin Zelt<br />

Pfarrerin Buendig, Pfarrer<br />

Gruenbaum<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

A.a. O., 129.<br />

Ebd.<br />

A.a. O., 128.<br />

A.a. O., 155.


60 III Analyse<br />

Ich möchte an dieser Stelle noch darauf hinweisen, dass die Verwendung des<br />

Begriffs »Mission<strong>«</strong>immer in Bezug auf die Aussage der jeweiligen Akteur*innen<br />

geschieht. Wird also »Mission<strong>«</strong>, <strong>oder</strong> »missionarisch<strong>«</strong> verwendet, geschieht dies,<br />

weil die Interviewten selbst von »Mission<strong>«</strong> <strong>oder</strong> »missionarisch<strong>«</strong> gesprochen<br />

haben, nicht, weil ich ein bestimmtes Konzept davon auf die Aussagen als Interpretament<br />

anwende.<br />

Reaktionen des Umfelds und Implementierung<br />

Die Kategorie der Reaktionen des Umfelds bezieht sich auf die Annahme, dass die<br />

Durchführung der Kasualie im Umfeld der Akteur*innen wahrgenommenwurde,<br />

mindestens aber durch die Kirchengemeinde und/<strong>oder</strong> das kirchengemeindeleitende<br />

Gremium, da die kirchenrechtlichen Rahmenbedingungen das Bekanntmachen<br />

der Amtshandlung im Gemeindekirchenrat voraussetzen und die<br />

Entscheidung vor der Gemeinde verantwortet werden muss. Die Reaktionen des<br />

Umfelds stellen eine deduktive Kategorie dar. Sind Reaktionen grundlegend für<br />

die Darstellung von Perspektive und Ziel, werden sie auch dort mit verhandelt.<br />

Unter Implementierung wird nunabschließend die Umsetzung verschiedener<br />

Perspektiven und Zielvorstellungen in konkrete Abläufe von Trauerfeiern verstanden.<br />

In Anlehnung an das verwaltungswissenschaftliche Verständnis steht<br />

die Implementierung für die »Umsetzung von politischen Projekten und Gesetzen<strong>«</strong><br />

14 .Dies ist insofern für den hier zu besprechenden Zusammenhang gewinnbringend,<br />

da damit eine weitere Charakterisierung der Perspektiven und<br />

Ziele dargestelltwerden kann. Diese zeigen Analogien zu Gesetzen, da sie, wie die<br />

kirchenrechtliche Ermöglichung weiter oben bereits ausgeführt hat, zu einem<br />

Bekenntnis hinsichtlich des Umgangs mit konfessionslosen Menschen anregen.<br />

2Die ritual-defizit>re Perspektive und ihr<br />

ritual-werbendes Ziel<br />

(Pfarrerin Dienstag, Pfarrerin Mittwoch und<br />

Pfarrerin Ohse)<br />

In diesem Kapitel werden Interviews mit Akteur*innen untersucht, welche als<br />

zentrales Thema das Ritual der Bestattung an sich aufweisen. Hierbei werden<br />

Defizite attestiert und eigene Qualitäten herausgestellt. Mit ähnlicher Perspektive,<br />

aber einem anderen Ziel, dem diakonisch-prophetischen, wird das Interview<br />

mit Pfarrerin Albe als Zuordnung zu dieser Analyse eingebracht.<br />

14<br />

Lenz/Ruchlak, Politiklexikon, 94.


2Die ritual-defizit3re Perspektive und ihr ritual-werbendes Ziel 61<br />

Grundlegende Einstellungen von Pfarrerin Mittwoch<br />

Pfarrerin Mittwoch befindet sich in den ersten Dienstjahren nach dem Vorbereitungsdienst.<br />

Sie steht damit noch am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn und<br />

doch kann sie, im Blick auf die Bestattung konfessionsloser Menschen, schon auf<br />

mehrere Erfahrungen zurückgreifen. Dabei ist für sie ein, quasi schon apriorischer,<br />

Grundsatz leitend:<br />

»I: Als Pfarrerin. Wie denkst du darüber, Konfessionslose zu bestatten? Warum bestattest<br />

du Konfessionslose?<br />

B: Warum ich das mache?(lacht) Weil ich die Menschen liebe. Deshalb mach ich das.<br />

Ähm. Und weil für mich die Seelsorge größer ist als das Kirchenrecht. Warum sollt ich<br />

das nicht machen? Also, ich finde keinerlei ähm (.) ich find kein Argument, was<br />

dagegen sp- spräche, das zu tun //hm// (.) Für mich als Gemeindepfarrerin, so, also<br />

kommt ein bisschen drauf an, aus welcher Brille aus welcher Perspektive man darauf<br />

guckt, natürlich, ähm aber ich find das wichtig und ich finde das ist eine Kernaufgabe<br />

ähm dass wir uns zuwenden den Menschen, die uns brauchen. Und die Beerdigungen<br />

sind eine wun- also ist für mich eine tolle Schnittstelle. Nie kommen die Leute irgendwie<br />

in Kontakt mit Kirche, mit Glauben, mit biblischen Geschichten, mit irgendwas,<br />

wenn sie da Begleitung erfahren, Trost erfahren, irgendwas hören, was sie<br />

mitnehmen können, was sie, dann ist das für mich äh, ich wüsste nicht, warum ich das<br />

nicht machen soll, also(.) //hm// ja (.)<strong>«</strong> (Pfarrerin Mittwoch, Pos. 15–16)<br />

Die Liebe zu den Menschen, die Pfarrerin Mittwoch hier nennt, hat einen<br />

handlungsleitenden und einen abgrenzenden Charakter. Handlungsleitend dahingehend,<br />

dass Menschen, die Hilfe benötigen, nicht abgewiesen werden. Abgrenzend<br />

ist der Charakter im Blick auf kirchenrechtliche Belange.Diese nimmt<br />

Pfarrerin Mittwoch tendenziell als ausschließend wahr, was im deutlichen Gegensatz<br />

zu der Einschätzung der Ermöglichung steht, welche das Kirchenrecht<br />

bietet (siehe oben). 15 Wichtig ist, dass diese »Liebe<strong>«</strong> für sie in den Bereich der<br />

Seelsorge fällt. Aus dieser persönlichen Liebe zu den Menschen wird damit also<br />

eine Handlungsgrundlage ihres Dienstes als Pfarrerin konstruiert.<br />

Ihre innere Auseinandersetzung mit möglichen kirchenrechtlichen Brüchen<br />

ist auffällig. Schon gleich zu Beginn des Interviews führt sie aus:<br />

15<br />

Siehe: II.3. Eberhard Winkler hat darauf verwiesen, dass Heinrich Ammer schon 1975<br />

das Misstrauen des Protestantismus gegenüber dem evangelischen Kirchenrecht beschrieb:<br />

»Ordnung sei Last, sie stehe in Konkurrenz zu den eigentlichen Aufgaben eines Pfarrers.<br />

Ordnung sei statisch, sie käme angesichts der Entwicklung des Lebens im Grund immer<br />

hinterher.<strong>«</strong> (Winkler, Gemeinde, 194, mit Verweis auf Heinrich Ammer, Die Ordnung der<br />

Kirche, HPT 1, Berlin 1975, 233)


62 III Analyse<br />

»B: Also, zunächst muss ich natürlich überlegen, was heißt denn Konfessionsloser, ja,<br />

also (.) woran //also jemand der nicht getauft ist// der nicht getauft ist //nicht getauft//<br />

und der nicht ähm genau (..) und da gibt’s einige, die ich unter die Erde gebracht<br />

habe (lacht) die nicht getauft sind //ja// anfangs mit ein bisschen schlechten<br />

Gewissen, weil ich dachte, mich kirchenrechtlich irgendwie fehlzuverhalten am<br />

Anfang meiner Karriere //hm// (.) aber also ich war tatsächlich unsicher, ob das<br />

überhaupt geht […].<strong>«</strong> (Pfarrerin Mittwoch, Pos. 2)<br />

In ihrer Entwicklung hat sie sich aber dann in einem inneren Prozess, wie der<br />

vorherige Abschnitt zeigt, für die »Liebe<strong>«</strong> und gegen das Kirchenrecht entschieden,mal<br />

ganz abgesehen von ihrer Vermutung, ob ein so striktes Verbot für<br />

sie überhauptgeltenwürde. Das spielt aber hier keine Rolle,sondern der Prozess<br />

ist wichtig, in welchem Pfarrerin Mittwoch eine Restriktion der Institution<br />

empfunden, diese mit ihrem Dienst und ihrer Aufgabe als Gemeindepfarrerin<br />

evaluiert und dann in eigener Entscheidung außer Kraft gesetzt bzw. eingeschränkt<br />

hat. Dieser Schritt ist singulär ihr zuzuordnen. Keine anderen Personen<br />

<strong>oder</strong> Institutionen spielen hier für die Lösung des Problems eine Rolle, jedenfalls<br />

nicht anhand ihrer Aussage. Nun fühlt sich Pfarrerin Mittwoch aber aufgrund<br />

dieser Entscheidung in einer bestimmten Form rechenschaftspflichtig. Das erklärt,<br />

warum sie im Abschnitt über das Warum bei der Bestattung konfessionsloser<br />

Menschen vom »ich<strong>«</strong> zum »wir<strong>«</strong> wechselt. Anfangs ist es noch klar<br />

persönlich. »Weil ich die Menschen liebe. […] Und weil für mich die Seelsorge<br />

größer ist, als das Kirchenrecht.<strong>«</strong> 16 Das ist ihr Grundsatz. Und dann schlägt es<br />

über in eine Aufgabenbeschreibung. Für Pfarrerin Mittwoch erwächst aus diesen<br />

Grundlagen eine »Kernaufgabe<strong>«</strong> des Dienstes, den sie für alle Kolleginnen und<br />

Kollegen veranschlagt, was sie wiederum fast schon werbend dahingehend begründet,<br />

dass die Beerdigungen eine »tolle Schnittstelle<strong>«</strong> 17 darstellen für den<br />

Kontakt zur Institution und den durch die Institution vermittelten Inhalten.<br />

Bei Pfarrerin Mittwoch fanden also anhand der Auseinandersetzung mit<br />

dieser Kasualie Veränderungsprozesse statt. Einmal in Bezug auf ihre Sicht<br />

Konfessionsloser:<br />

»B: […]die Kategorisierung in Konfessionslose und Nicht-Konfessionslose, mit der ich<br />

irgendwie gestartet bin hier in diesem konfessionslosen Kontext, es gibt also Leute die<br />

eine Ahnung haben und es gibt Leute die keine Ahnung haben ähm das ist mittlerweile<br />

liegt das übereinander, weil, auch die Leute, die getauftsind und die irgendwie<br />

ähm, sagen wir mal, eine Berührung <strong>oder</strong> eine Beziehung zu Kirche haben //hm// (.)<br />

äh sprachlich ähm gar nicht so sehr äh sagen wir mal sich auseinandersetzen. Also<br />

auch wenn jemand getauft und konfirmiert und die ganze Zeit seines Lebens in der<br />

16<br />

17<br />

Pfarrerin Mittwoch, Pos. 15–16.<br />

Ebd.


2Die ritual-defizit3re Perspektive und ihr ritual-werbendes Ziel 63<br />

Kirche war und ich danach frage und das ist für mich immer so die Schnittstelle in<br />

dem Gespräch, was für ein ähm was spielte der Glaube für eine Rolle im Leben. Das ist<br />

quasi die Schnittstelle //ja// und diese Frage ähm die ich am Anfang wirklich ausschließlich<br />

den Kirchenmitgliedern gestellt habe, stell ich jetzt natürlich allen. Was<br />

für eine was für eine ähm, genau, was spielt der Glaube für eine Rolle.<strong>«</strong> (Pfarrerin<br />

Mittwoch, Pos. 12)<br />

Überspitzt ließe sich die These formulieren, dass Pfarrerin Mittwoch erkannt hat,<br />

was im Kontext dieser Studie hinsichtlich Konfessionsloser beschrieben wurde:<br />

Nämlich, dass diese, wie in der Kontextanalyse beschrieben, »in rebus religionis<strong>«</strong><br />

18 nicht grundsätzlich immer ein unbeschriebenes Blatt sind. Pfarrerin<br />

Mittwochs Erfahrungen im Kontakt mit Konfessionslosen haben ihr gezeigt, dass<br />

Anknüpfungspunkte vorhanden sein können. Die Differenzierungen zwischen<br />

konfessionslos und Kirchenmitglied spielen zunehmend weniger eine Rolle bei<br />

ihr, was sich wiederum auch in Konzeptionsfragen der Trauerfeiern niederschlägt:<br />

»B: […]und ähm (.) genau die erste habe ich tatsächlich ohne Talar gemacht, weil ich<br />

einfach unsicher war, äh, ob das jetzt, ob das in Ordnung ist und fühlte mich aber<br />

zunehmend ermutigt und gestärkt und habe dann auch tatsächlich eine ganz <strong>normal</strong>e<br />

evangelische agendarische Beerdigung ähm gehalten, auch mit Talar, mit allem, was<br />

dazugehört und einfach drauf vertraut, dass das das ist, was die wollen.<strong>«</strong> (Pfarrerin<br />

Mittwoch, Pos. 2)<br />

Hier kommt nun noch eine weitere Komponente hinzu: der Wunsch der Angehörigen.<br />

Dieser spielt hier mehr in der Umsetzung der Kasualie eine Rolle, ist<br />

jedoch bei den weiteren Ausführungen als ein wichtiger Marker für Pfarrerin<br />

Mittwoch mit im Blick zu behalten, daerauch ihre Grundüberzeugungen beeinflusst.<br />

Grundlegende Einstellungen von Pfarrerin Dienstag<br />

Bei Pfarrerin Dienstag sind menschenbildbezogene Aussagen auch gleich zu<br />

Beginn des Interviews zu finden. Sie spricht ebenfalls von der Liebe, aber hier aus<br />

einer anderen Perspektive. War es bei Pfarrerin Mittwoch ihre Liebe zu den<br />

Menschen, ist es bei Pfarrerin Dienstag die Liebe Gottes zu allen.<br />

»B: Also, als ich vor vier Jahren hierhergekommen bin, ich erzähl das aus dem Westen<br />

vielleicht gleich, mache zuerst mal das aktuelle hier //hm// äh als ich vor vier Jahren<br />

hierhergekommen bin, habe ich mich bei allen Bestattungsinstituten äh hier in der<br />

Umgebung, von denen ich wusste, die ähm, die arbeiten hier auf den Friedhöfen,<br />

18<br />

Domsgen, Konfessionslosigkeit, 18.


64 III Analyse<br />

vorgestellt und habe eben gesagt, wer ich bin und was mein Anliegen ist, eben<br />

Menschen würdig äh und mit Gottes Segen unter die Erde zu bringen und dass das für<br />

mich nicht heißt, dass es da irgendeine Grenze <strong>oder</strong> Schranke gibt, sondern dass für<br />

mich jeder Mensch, auch der Mensch, der sich aktiv gegen Gott entschieden hat in<br />

seinem Leben, dass der trotzdem Gottes Kind ist und bleibt und äh wenn es eben ein<br />

Wunsch nach einer christlichen ähm Beisetzung gibt, //hm// dann bin ich dabei.<strong>«</strong><br />

(Pfarrerin Dienstag, Pos. 2)<br />

Pfarrerin Dienstag ging bei ihrem Dienstantritt einen aktiven Weghin zur Bestattung<br />

Konfessionsloser. Sie kontaktierte direkt die Bestattungsinstitute und<br />

informierte dort über die Möglichkeit der Bestattung von Menschen unter Absehung<br />

der konfessionellen Zugehörigkeit. Die Unsicherheiten, die Pfarrerin<br />

Mittwoch bei der Durchführung der ersten Trauerfeiern dieser Art beschreibt,<br />

fehlen im Interview von Pfarrerin Dienstag völlig. Sie gehtdirekt in dieInstitute,<br />

beschreibt dort ihr Anliegenund ihren Zuständigkeitsbereich und begründet dies<br />

mit einer grenzenlosen Liebe Gotteszuallen Menschen – selbst zu denen, die sich<br />

bewusst gegen Gott entschieden haben. Der Dreh- und Angelpunkt dieser, im<br />

Grunde auch gegenüber den Instituten als werbend anzusehenden Selbstvorstellung<br />

ist die Formulierung »Menschen würdig und mit Gottes Segen unter die<br />

Erde zu bringen<strong>«</strong>. Denn sowohl Pfarrerin Mittwoch als auch Pfarrerin Dienstag<br />

attestieren ihrer Umgebung ein Defizit in der Ritualkultur. Dieser Mangel lässt<br />

sich in zweifacher Hinsicht näher bestimmen: einmal hinsichtlich der Angehörigen<br />

und einmal im Hinblick auf die säkularen Redner*innen, wie später noch<br />

ausgeführt wird.<br />

Grundlegende Einstellungen von Pfarrerin Ohse<br />

Auf Pfarrerin Ohse wirkte der konfessionslose Kontext und der Kontakt mit<br />

konfessionslosen Menschen dahingehend, dass bei ihr der Impuls gegeben<br />

wurde, die Transparenz ihrer kirchlichen SpracheimRitual auch auf den Bereich<br />

der Kirchenmitglieder auszuweiten:<br />

»B: […] das ist die Chance, ich habe in der Vorbereitung gemerkt, hier im vor allem<br />

konfessionslosen Kontext, die, die ich sonst vor mir habe, auch bei einer deutlich<br />

konfessionellen Bestattung als Trauergemeinde, die teilen diese Sprachspiele ja auch<br />

nicht (lacht) die können nicht mal das Vaterunser und dann steht man da und das ist<br />

eine unglaublich () untröstliche Angelegenheit () weil sie () merken, hier passiert<br />

gerade was Wichtiges, aber irgendwie selber gar keine Hoffnung haben. (.) Ähm (.)<br />

und (.) das ist eine große Chance, sich das mal zu durchdenken, was das eigentlich für<br />

() konfessionelle Bestattungen auch heißt mit () tendenziell vor allem nicht konfessionellen<br />

Trauer- Trauergemeinden. Hm. (..) So weit bin ich aber noch nicht.<strong>«</strong><br />

(Pfarrerin Ohse, Pos. 60)


2Die ritual-defizit3re Perspektive und ihr ritual-werbendes Ziel 65<br />

Die Distanz Konfessionsloser zu religiöser bzw. kirchlicher Sprache stellt für<br />

Pfarrerin Ohse eine produktive Herausforderung dar. Sie möchte Transparenz<br />

und Verständnis schaffen. Gleichzeitig stellt sie fest, dass dies auch bezüglich<br />

konfessioneller Trauerfeiern angebracht ist und sieht es positiv, dass sie dann auf<br />

die Erfahrungen im konfessionslosen Kontext zurückgreifen kann.<br />

Bei Pfarrerin Ohse ist es hinsichtlich ihrer Perspektive auch wichtig, dass sie<br />

die an sie gestellte Anfrage durch Angehörige klar zuordnen kann und zwar in<br />

zweierlei Hinsicht. Erstens ist dieser Dienst für sie begründet in dem »seelsorgerlichen<br />

Appell<strong>«</strong>, den sie in der Anfrage der Angehörigen vernommen bzw. die<br />

herangetragene Bitte für sich so eingeordnet hat:<br />

»I: Wasdenkst du als Pfarrerin darüber, Konfessionslose zu bestatten. Warum machst<br />

du das?<br />

B: In dem Fall war es () ähm () habe ich den seelsorgerlichen Appell gehört, einerseits<br />

von der Witwe, die in der Kirche war, die ausgetreten ist<br />

(Telefon klingelt, Gespräch wird für eine Minute unterbrochen)<br />

B: Und also da war es der seelsorgerliche Appell […].<strong>«</strong> (Pfarrerin Ohse, Pos. 17–20)<br />

Und zweitens steht für sie fest, dass sie in ihrer Rolle als Pfarrerin angefragt ist.<br />

Dies macht sie äußerlich deutlich, indem klar ist, dass sie die Bestattung im Talar<br />

durchführt. Und innerlich, wenn sie den Angehörigen gegenüber äußert:<br />

»B: […] Ich bin Pfarrerin und stehe in dem Moment auch für eine gewisse Hoffnung<br />

und das ist auch ein Teil natürlich, <strong>oder</strong> wahrscheinlich ist ist das ein Kleines, wie<br />

nenn ich das, ein ein eine Dimension, warum nun gerade die Familie auch sagte: ja,<br />

die Frau Ohse soll das machen. Weil ich nur ausgehend von einer, von meiner<br />

Hoffnung und von meiner Ewigkeitshoffnung die Trauerfeiern so konzipieren kann,<br />

wie sie sie erlebt haben.<strong>«</strong> (Pfarrerin Ohse, Pos. 6)<br />

Hier werden Punkte genannt, die auch eine starke Parallele zur poimenischen<br />

Perspektive 19 aufzeigen. Pfarrerin Ohse versteht diese Handlung als eine, die<br />

ihren Ausgangspunkt in einer seelsorgerlichen Lage hat. Auch die Zielformulierung<br />

weist Parallelen auf. Sozeigt Pfarrerin Ohse, wie auch Pfarrer Heyer,<br />

deutlich, dass Dreh- und Angelpunkt ihre eigene Überzeugung, ihr eigener<br />

Glaube, ihre Hoffnung ist, die auch in Vorbereitung und Durchführung der<br />

Trauerfeier zur Sprache kommen bzw. gezeigt werden sollen.<br />

Seelsorgerlich tätig zu sein, ist für Pfarrerin Ohse ein im Interview häufig<br />

genannter Aspekt. Es stellt für sie ein zentrales Handlungsfeld ihres Dienstes und<br />

einen wichtigen Teil ihres pastoralen Selbstverständnisses dar. Wiebereits oben<br />

19<br />

Siehe: III.6.


66 III Analyse<br />

zitiert, vernimmt sie einen seelsorgerlichen Appell in der Anfrage durch die<br />

Angehörigen. Bei der während des Interviews noch ausstehenden Beerdigung<br />

spricht sie über den Verstorbenen, den sie bereits durcheine andere Trauerfeier<br />

kennt, Folgendes:<br />

»B: […]Der, das ist ganz interessant, bei der Bestattung <strong>oder</strong> bei dem Trauergespräch<br />

seines besten Freundes war er mit dabei und war ganz abweisend (verstellt die<br />

Stimme) ›naja, Sie können das ja gerne sagen, aber ich glaub da nicht dran, bin ja so<br />

ein alter Atheist‹. Und als ich jetzt das Trauergespräch mit ihm hatte, war er viel<br />

weicher und meinte auch so: ›ja, und es ist ja dann die Hoffnung auch da und dass es<br />

dann vielleicht doch noch etwas anderes ist und dass da vielleicht doch noch was ist<br />

und sie haben das bei Herrn soundso so schön gesagt und ja ich, ja ich denke das ist<br />

schon so‹.Soauf einmal kommt ein Nachdenken bzw. eine gewisse () Weichheit und<br />

auch ein sich diesem Gedanken erlauben, dass da vielleicht noch was ist () hm. Insofern<br />

war das seelsorgerlich.<strong>«</strong> (Pfarrerin Ohse, Pos. 26)<br />

Pfarrerin Ohses Verständnis von Seelsorge wird durch diese Passage teilweise<br />

näher erläutert. Es scheint also, dass ein Aspekt dabei wichtig ist, nämlich das<br />

Nachdenken des Gegenübers über bestimmte christliche/religiöse Aussagen. In<br />

diesem Fall das Nachdenken über die Aussagen von Pfarrerin Ohse selbst bei<br />

einer anderen Trauerfeier, die der Mann besucht hat. Festzuhalten ist, dass auch<br />

hier wieder die Person und die Einstellung ihres Gegenübers für Pfarrerin Ohse<br />

einen wichtigen Punkt darstellen. Auch in der Seelsorge ist ihr diese Komponente<br />

wichtig bzw. beurteilt sie Gespräche als seelsorgerlich, sofern Elemente der Offenheit<br />

für religiöse Gedanken beim Gegenüber anklingen.<br />

Die defizitDre Sicht auf sDkulare und die QualitDt der christlichen<br />

Trauerfeiern<br />

Alle drei hier behandelten Akteur*innen teilen eine defizitäre Sicht auf die Begleitung<br />

von Menschen durch säkulare Redner*innen. Pfarrerin Mittwoch positioniert<br />

ihre Kritik innerhalb eines Verständnisses für die Notsituation der<br />

Angehörigen:<br />

»B: […]wenn man in so einer Krisensituation plötzlich ähm, wenn es da plötzlich mehr<br />

braucht, als ein Dienstleister //hm// nämlich einen Seelsorger. Und das können die,<br />

die Trauerredner können das nicht. Das ist einfach, da f- da fehlt ein wichtiger<br />

Baustein.<br />

I: Nämlich?<br />

B: Da fehlt eine, ein, ein, ein, (.) da fehlt ein, eine (.) seelsorgerliche Ausbildung für die<br />

Trauerbegleiter. Und das äh, nicht Trauerbegleiter, sondern für die äh für die Trauerredner.<br />

Das sind Menschen, die (.) die haben ja, eine andere Konkurrenz gibt es ja


2Die ritual-defizit3re Perspektive und ihr ritual-werbendes Ziel 67<br />

quasi nicht. Es gibt ja nur Trauerredner und Pfarrer, so. Es gibt nichts dazwischen.<br />

Oder, die Bestatter selber. Und die haben erst recht keinen, also die lesen dann die<br />

Lebens- Lebensda- Lebenslauf vor und beten vielleicht auch mal ein Vaterunser, weil<br />

jemand gesagt hat, dass man das gut machen kann und das irgendwie gut passt, aber<br />

ansonsten haben die ja kein Verständnis von Ritual, was bedeutet das, was gibt es für<br />

Möglichkeiten //hm// was heißt das, was heißt das jemanden seelsorgerlich zu begleiten,<br />

was heißt denn, die wissen, die kennen sich vielleicht mit Trauerphasen aus,<br />

wann wird wie getrauert, <strong>oder</strong> so und was gibt es da für Methoden, aber eine, eine<br />

seelsorgerliche Begleitung und ein seelsorgerliches Auffangen in so einem Gespräch<br />

ist was anderes, als einfach nur die Kenntnis zu haben, äh, wie (.) Trauer im Buche<br />

steht, so. //hm// ja, pff, manchmal haben die vielleicht eine große Intuition und ein<br />

Gespür dafür, aber, da geht es, also bei Trauerrednern, die ich erlebt habe, <strong>oder</strong> die,<br />

was mir eben berichtet wird, da geht es wirklich um die Dienstleistung dieses äh<br />

dieser Rede. Und dann wird das gemacht und gehalten.<strong>«</strong> (Pfarrerin Mittwoch, Pos. 24–<br />

26)<br />

Für Pfarrerin Mittwoch gehört also zu ihrem Selbstverständnis eine klare Qualifikation<br />

gegenüber den Redner*innen, begründet in der ihr zuteil gewordenen<br />

Ausbildung.Sie sieht sich als Seelsorgerin in der Lage, ein »Mehr<strong>«</strong> zu bieten, das<br />

sich in Ritualkonstruktion und Trauerbegleitung konkretisiert. Übersetzt würde<br />

das bedeuten, dass sie sich selbst als intensiver im Umgang mit den Angehörigen<br />

wahrnimmt, als die Redner*innen. Sie nimmt die Situation viel intensiver und<br />

auch in ihrem Verständnis angemessener wahr, als die Redner*innen dies vermögen.<br />

Dass sie hier wieder von »seelsorgerlicher Begleitung<strong>«</strong>, <strong>oder</strong> aber auch<br />

von einem »seelsorgerliche[n] Auffangen<strong>«</strong> spricht, ist kein Zufall, sondern unterstreicht<br />

die bereits weiter oben im Rahmen ihres Selbstverständnisses verortete<br />

Verbindung von »Liebe zu den Menschen<strong>«</strong> und »Seelsorge<strong>«</strong>. Auch hier<br />

macht sie diesen Zusammenhang wieder stark, aber als eine Qualifikation gegenüber<br />

säkularen Redner*innen. Eben gerade weil sie die Menschen liebt und<br />

weil sie diese Ausbildung genossen hat, kann sie diese besser betreuen, soihr<br />

Verständnis. Und weil diese Betreuung so gut ist, ist sie der »Dienstleistung<strong>«</strong> der<br />

Redner*innen diametral entgegengesetzt. Die, wie auch immer, sich auf Erfahrungen<br />

zurückleiten lassenden Beschreibungen der Qualifikation der Redner*innen<br />

ist sehr eindeutig. Immer mal wieder wird zwar differenziert und<br />

abgewogen, dass sicherlich bestimmte Methoden und ein bestimmtes Wissen<br />

vorhanden sind, aber dies erreicht nicht die Qualität einer christlichen Bestattung.<br />

Mehr noch: wer rituell intensiver und individueller betreut werden möchte,<br />

was, in der Sicht von Pfarrerin Mittwoch, eigentlich jedem Menschen zusteht –<br />

kann dies ihrer Meinung nach eigentlich nur mit und bei einer Pfarrer*in bekommen.<br />

Diese detaillierte Kritik wird von Pfarrerin Dienstag so nicht geäußert, wohl<br />

aber finden sich deutliche Aussagen über ihre Einstellung gegenüber und zu


68 III Analyse<br />

säkularen Redner*innen, die in einer Erfahrung wurzeln, die sie noch in den<br />

alten Bundesländern machte:<br />

»B: […] InWestdeutschland kam das so, dass ich eine enge Freundschaft zueiner<br />

Bestatterin im Bereich Bstadt entwickelt habe. Wirhaben uns einfach persönlich gut<br />

verstanden und die kam auf mich zu und sachte: [Vorname],ich brauche dich, wenn<br />

du dazu bereit bist für Menschen, die eben nicht in der Kirche sind ähm, aber die eben<br />

mit diesen unsäglichen Rednern nicht klarkommen. Das war in der westdeutschen<br />

Kirche ein ganz großes Thema, dass eben, nicht wie hier der Redner so wahnsinnig<br />

etabliert ist und so toll ist und so wunderbar ist, sondern, dass die Redner als sehr ähm<br />

ja unqualifiziert empfunden wurden in der Gegend, wo ich da tätig war, in Bstadt und<br />

Umgebung. Und da hat sie mich (unv.) bitte, kannst du mir helfen bei einer qualifizierten<br />

Begleitung von eben Nichtchristen. Und das habe ich sofort zugesagt, eben<br />

aus meinem christlichen Ethos heraus.<strong>«</strong> (Pfarrerin Dienstag, Pos. 4)<br />

Ob Pfarrerin Dienstag vor dieser Situation schon eine defizitorientierte Grundhaltung<br />

gegenüber säkularen Redner*innen hatte, ist nicht klar auszusagen.<br />

Angedeutet wäre es, bedenkt man die allgemeine Aussage, dass in der »westdeutschen<br />

Kirche<strong>«</strong> die Redner*innen als »unqualifiziert empfunden<strong>«</strong> wurden.<br />

Wie auch immer: in dieser Situation wird es nun konkret, weil diese mehr <strong>oder</strong><br />

weniger bewusste Abwertung auch noch extern verifiziert wird. Es ist eine Bestatterin,<br />

die für eine »qualifizierte Begleitung<strong>«</strong> nicht auf die Redner*innen zurückgreift,<br />

sondern dafür die Pfarrerin beauftragen möchte. An dieser Stelle<br />

verfestigt sich damit der Blick auf die Redner*innen. Auch später dann,während<br />

ihres Dienstes inder EKM, wird die Charakterisierung der Redner*innen sich<br />

nicht mehr verändern:<br />

»B: […] Aber ich will eben hier, gerade hier im Osten, nicht eben, wie gesagt, eine<br />

abklätschige Rednerin sein ähh //hm// da- dann sollen die da ihren Schmus machen,<br />

sag ich mal und äh ähm wir machen das, was wir können und ich glaub, was wir auch<br />

gut können.<strong>«</strong> (Pfarrerin Dienstag, Pos. 6)<br />

»[…] und ich glaube, dass wir die besseren Redner sind, in Anführungszeichen.<strong>«</strong><br />

(Pfarrerin Dienstag, Pos. 2)<br />

Ausgehend von ihren inneren Überzeugungen beschreibt auch Pfarrerin Ohse<br />

Qualitäten ihres Dienstes, die ihn von »weltlichen<strong>«</strong> Bestattungen unterscheiden.<br />

Zwar ist sie in ihren Aussagen dahingehend deutlich, dass sie in die Angehörigen<br />

keine religiöse Überzeugung hineininterpretieren möchte, erspürt bzw. bemerkt<br />

aber dennoch eine »Sehnsucht<strong>«</strong>:


2Die ritual-defizit3re Perspektive und ihr ritual-werbendes Ziel 69<br />

»B: […] Und ich finde das bei,() ich find das so traurig, gerade im Kontext des Todes,<br />

weil es keinen geteilten Hoffnungsraum gibt bei Nichtkonfessionellen, <strong>oder</strong> es ist so<br />

ein naja vielleicht dass die Sehnsucht, da ist vielleicht noch irgendwas da, <strong>oder</strong> hm die<br />

Sehnsucht es ist eben nicht egal, was ich in meinem Leben gemacht habe, da da ist<br />

noch mehr, da ist vielleicht noch was Größeres, wir haben keine Sprache dafür und<br />

wir haben kein Wort dafür und wir haben keinen Namen dafür () aber vielleicht ist da<br />

was. Ähm () das merk ich ganz stark.<strong>«</strong> (Pfarrerin Ohse, Pos. 20)<br />

Und von dieser Sehnsucht ausgehend, konstruiert sie dann eine offene Trauerfeier,<br />

welche soteriologische Elemente beinhaltet, die zum Beispiel darüber reden,<br />

dass das geführte Leben fragmentarisch war, in der Bestattung quasi eine<br />

»Zusammenschau<strong>«</strong> 20 davon gegeben wird und dieses Leben nun aber an einem<br />

anderen Ort vollendet wird. Sie spricht indiesem Kontext von »Heil<strong>«</strong> 21 und von<br />

einer entlastenden Funktion des Glaubens, die sie anbieten möchte. Gerade die<br />

ermöglichte Offenheit, sowohl Positives als auch Negatives aus dem Leben der/<br />

des Verstorbenen zu erzählen, wertet Pfarrerin Ohse als einen Mehrwert gegenüber<br />

den Redner*innen. Dies ist gepaart mit ihrer Aussage, sich für die gesamte<br />

Bestattung mehr Zeit nehmen zu können. Pfarrerin Ohse stellt also, ebenso<br />

wie Pfarrerin Mittwoch und Pfarrerin Dienstag, in ihrer Selbstdeutung Qualitäten<br />

heraus, die sie von anderen Akteuren im Kontext der Bestattung unterscheiden. 22<br />

Sowohl Pfarrerin Dienstag als auch Pfarrerin Mittwoch und Pfarrerin Ohse<br />

sehen die konfessionslosen Angehörigen hinsichtlich einer Bestattung durch<br />

Pfarrer*innen als qualitativ hochwertiger betreut an. Sie verbinden mit ihrer<br />

Pfarrer*innenrolle einequalifiziertere Möglichkeit, sich diesen Menschen, deren<br />

Lebensgeschichten und dem Ritual selbst zu widmen.<br />

Die von Pfarrerin Mittwoch und Pfarrerin Dienstag eingenommene Position<br />

gegenüberden säkularen Redner*innen steht in Beziehung zu einer Analyse der<br />

Trauerkultur der Gesellschaft. Stärker noch als Pfarrerin Mittwoch beschäftigt<br />

Pfarrerin Dienstag dieses Phänomen. Wie bereits weiter oben zitiert, ist für sie<br />

jeder Mensch ein Kind Gottesund verdient deshalb eine würdige Bestattung. Sie<br />

20<br />

Pfarrerin Ohse, Pos. 20.<br />

21<br />

Ebd.<br />

22<br />

Ein anderes Bild zeichnet schon der für diese Studie interviewte Redner: siehe III.6.2. Ein<br />

weiteres Beispiel wäre auch der Umgang mit dieser Situation durch das Bestattungsunternehmen<br />

trostwerk in Hamburg: Hillermann, Christian, Neuer Wein in neuen Schläuchen.<br />

»trostwerk – andere Bestattungen<strong>«</strong> in Hamburg, in: Wagner-Rau/Handke, Kasualpraxis, 71–<br />

78. Oder aber auch: Happel,Martin, Bestattung neu denken. Ergebnisse einer Umfrage unter<br />

Bestatterinnen und Bestattern, in: Pastoraltheologie 105. Jg., 520–537. Oder auch: Bernitt,<br />

Elina, Können weltliche Trauerfeiern Trost spenden?,in: Klie, Bestattung als Dienstleistung,<br />

109–122.


70 III Analyse<br />

beschreibt, auf die Frage hin, warum es ihr ein Anliegen ist, alle Menschen zu<br />

bestatten, unter Absehung der konfessionellen Bindung:<br />

»B: […] Und, weil ich auch sehe, dass Menschen mit ihrer Trauer es ganz schwer<br />

haben, dass jetzt hier vielleicht nochmal mehr, ähm, weil ja im Grunde ja gar kein<br />

Raum ist in einer ent//hm/christlichen Umgebung wirklich Trauer zu leben, Trauer<br />

zu empfinden, äh, und weil ich denke, da können wir als Christen einen ganz anderen<br />

Raum eröffnen, überhaupt erstmal über den Tod zureden //hm//, den Tod anzusprechen.<br />

Kommt oft soeine Formulierung auch: hier müssen wir uns jetzt mit der<br />

Tatsache auseinandersetzen, dass wir alle endlich und unsere Zeit begrenzt ist. Und<br />

äh dann eben auch Hinweise, so: Wie gehen Sie jetzt mit Ihrer Trauer weiter? Was<br />

haben Sie denn für Möglichkeiten. Und das halte ich für ganz wichtig. //ja//Also den<br />

Menschen Hilfe zu geben, wirklich. Ja.<strong>«</strong> (Pfarrerin Dienstag, Pos. 8)<br />

Die Gesellschaftsdiagnose, gestützt durch Erfahrung, ist hier sehr deutlich zu<br />

sehen: Menschen aus dem säkularen Kontext sind nicht in der Lage, Trauererfahrungen<br />

zu be- und zu verarbeiten. Die Artikulation und Diskussion über den<br />

Todverlangen einen religiösen, expliziter: einen christlichen Raum. Diesen will<br />

Pfarrerin Dienstag als Hilfsangebot bereitstellen. Dazu sieht sie sich als Pfarrerin<br />

auch in der Lage, denn ihr persönlicher, aber auch der christliche Glaube im<br />

Allgemeinen ermöglicht das:<br />

»B: […]Aber der Todführt uns eben alle zusammen, egal aus den unterschiedlichsten<br />

Denk- und Erfahrungsrichtungen und äh da eben hinstehen zu können und sagen zu<br />

können: das ist das, was uns stärkt. Deswegen halten wir es aus, an Gräbern zu stehen<br />

und deswegen sprechen wir dort. Das mach- das sag ich auch sogar ganz oft inder<br />

Begrüßung <strong>oder</strong> dann am Grab, ne, das macht uns Christen aus, dass wir dem Tod<br />

nicht sprachlos das Wort überlassen, sondern dass wir //hm// sprechen. WirChristen<br />

sind Protestleute gegen den Tod(lacht). Das lieb ich einfach sehr, diesen Satz. Hm. Das<br />

ist die große Chance, die ich sehe und die müssen wir ergreifen […].<strong>«</strong> (Pfarrerin<br />

Dienstag, Pos. 60)<br />

Mit den Worten von Christoph Blumhardt 23 unterstreicht Pfarrerin Dienstag noch<br />

einmal die Qualität des christlichen Glaubens in einer säkularen und defizitären<br />

Trauerkultur. Hier kann angesprochen werden, was ihrer Meinung nach sonst<br />

nicht zur Rede kommt. Und hier kann das Phänomen des Todes auch ausgehalten<br />

werden. Diese Gedanken münden in der Formulierung einer weiteren Chance, die<br />

über das reine Werbenfür das Ritual hinausgeht und späternoch ausgeführt und<br />

analysiert wird. Zunächst aber noch ein Blick auf die Gedanken von Pfarrerin<br />

23<br />

Blumhardt, Christoph, Protestleute gegen den Tod. Ansprache in der Kranken- u. Diakonissenanstalt<br />

Neumünster in Zürich am 1. Sept. 1886, Zürich 1946.


2Die ritual-defizit3re Perspektive und ihr ritual-werbendes Ziel 71<br />

Mittwoch dazu. Sie orientiert sich mit ihrem Angebot noch mehr am Markt der<br />

Bestattung und reflektiert ihr Handeln im Kontakt mit den Angehörigen:<br />

»B: […] und dann haben die erzählt und haben angefangen und das Besondere ist<br />

natürlich in so einer Situation, wenn ich nicht als Trauerredner der das als Dienstleistung<br />

versteht mache, sondern als Pfarrerin mit einem ganz anderen Ausbildungshorizont,<br />

ja, ich kann natürlich auf auf verschiedene Ebenen völlig anders<br />

einsteigen, durch meine Seelsorge durch den seelsorgerlichen Hintergrund, durch<br />

meine Erfahrung an Ritualgestaltung, durch meine sprachliche Ausbildung //hm//<br />

ich bin bin natürlich ähm und das, und das macht was mit den Angehörigen, als, weil<br />

die das Gefühl haben, och Mensch, da versteht mich jemand, da weiß jemand, was ich<br />

will, das ist genau das, was wir uns vorstellen. Also wenn wir mal unser Angebot, also<br />

mein Angebot, was ich in dem Fall habe, ähm, spielt eine, genau, trifft, quasi genau auf<br />

das Bedürfnis der Angehörigen in dem Moment //ja// und die kirchenrechtliche<br />

Frage, ob das ob der jetzt nun getauftist, <strong>oder</strong> nicht, das thematisiere ich natürlich in<br />

keinster Weise //hm// und das ist auch für die Angehörigen keinerlei also das ist jetzt<br />

kein großes Thema. Die fragen dann nur nach der Bezahlung, ist klar, ähm, aber<br />

ansonsten gibt’sdakeine, gibt’sdairgendwie keine Berührungsängste. Genau. Wenn<br />

diese Schwelle überschritten ist.<strong>«</strong> (Pfarrerin Mittwoch, Pos. 8)<br />

Pfarrerin Mittwoch möchte mit dieser Grundhaltung innerhalb der Bestattungskultur<br />

quasi eine Nische besetzen. Sie entwickelt individuell zugeschnittene<br />

Bestattungen, die dennoch einem klaren Ritual und bestimmten Traditionen<br />

folgen. Sie spricht bewusst von einem »Angebot<strong>«</strong>, das die reine Dienstleistung<br />

übertrifft, weil es ihrer Meinung nach eben aufgrund ihrer professionsbedingten<br />

Qualitäten einen höheren Grad an Komplementarität gegenüber den Bedürfnissen<br />

der Angehörigen aufweist. Verbunden ist dieses Handeln aber auch mit der<br />

Vorstellung, dass Pfarrerin Mittwoch sich hier in einem kirchenrechtlichen<br />

Graubereich bewegt. Dieser Gedanke ist freilich auch mit einer Funktion behaftet.<br />

In Verbindung zu ihrer Aussage weiter oben,dass für sie Seelsorge immer höher<br />

steht als eine kirchenrechtliche Bestimmung, unterstreicht sie in der letztgenannten<br />

Passage damit noch einmal diese Position. Hier ist für sie Seelsorge nötig<br />

gegenüber den Angehörigen. Transparenz gegenüber innerkirchlichen Diskussionspunkten<br />

fällt nicht in dieses Feld mit hinein. Gleichwohl ist ihr bewusst,<br />

dass es nicht nur um Kirchengesetze geht, sondern diese natürlich einen Verweischarakter<br />

auf die Taufe hin besitzen. Da Pfarrerin Mittwoch aber erfahren<br />

hat, dass die Taufe keine Rolle für die Angehörigen spielt, findet dies auch keinen<br />

Platz im Gespräch. Die Logik der Komplementarität von Angebot und Nachfrage<br />

ist dabei leitend.<br />

»B: […] Esgibt zwei Trends in der in der Bestattungskultur: einmal das überindividualisierte<br />

//hm// also das (.) Hauptsache so außergewöhnlich wie möglich, ja,<br />

Diamant, Seebestattung, spezielle Musik, ganz individuell, ganz besonders und auf


72 III Analyse<br />

der anderen Seite, das ist quasi so eine Schere, ähm, die absolute (.) äh (.) sagen wir<br />

mal (..) Scheu sich mit mit Todirgendwie auseinander (lacht) zu setzen und dass, es ist<br />

völlig egal wie der bestattet wird, Hauptsache der kommt unter die Erde, ob der jetzt<br />

was anhat, Sarg, Urne ist völlig egal, grüne Wiese, anonymes Grab, spielt gar keine<br />

Rolle. Und in dieser Schere bewege ich mich natürlich als Pfarrerin eher auf dieser<br />

individualisierten ähm Schiene. Ähm. Genau. Das heißt, wenn jemand sich (.) bewusst<br />

auseinandersetzt mit einem Trauerfall in seiner Familie (.) ähm und gerne eine schöne<br />

Beerdigung haben möchte //ja// eine bisschen besondere, bisschen anders als alle<br />

anderen und eine die irgendwie ähm wo man’s Gefühl hat, da wird der Verstorbene<br />

nochmal so ein bisschen gewürdigt <strong>oder</strong> anders gewürdigt, als bei allen anderen, wie<br />

gesagt, 99% nehmen einen Trauerredner und wenn ich mich dann dafür entscheide<br />

einen Pfarrer zu nehmen, dann ist es so ein kleines bisschen was Besonderes und in<br />

dieser und genau in dieser Schiene ähm bewege ich mich dann eben als als Pfarrerin.<strong>«</strong><br />

(Pfarrerin Mittwoch, Pos. 6)<br />

[…]<br />

»B: […]Ansonsten ist die Chance, dass die Beerdigungen einfach viel viel schöner sind<br />

und dass es auf dem Friedhof viel viel schöner ist, wenn mehr Leute Konfessionslose<br />

bestatten, weil dann einfach (schmunzelt) die Beerdigungen schöner sind. Ist ein rein<br />

ästhetisches Argument, aber ich find das echt ähm, ja, ich finde einfach, wir haben wir<br />

haben die größte Erfahrung, wir machen unglaublich schöne ähm (.) Beerdigungen<br />

und können das, kennen uns damit aus, sind da Profis drin und ich find das irgendwie,<br />

find das toll, find das viel schöner (trotzig) als andere, mehr Vaterunser auf<br />

dem Friedhof zu hören. Genau.<strong>«</strong> (Pfarrerin Mittwoch, Pos. 48)<br />

Individualität und Ästhetik zeichnen inder Vorstellung von Pfarrerin Mittwoch<br />

die von ihr gestalteten Rituale aus. Sie ermöglichen damit einen Qualitätsvorsprung<br />

gegenüber den säkularen Redner*innen, nichtsekundär,als ein weiterer<br />

Faktor neben vielen anderen, sondern inprimärer Absicht. Pfarrerin Mittwoch<br />

zeigt ein deutliches Bewusstsein dafür, dass sie auf dem Markt der Bestattungen<br />

in einer Konkurrenzsituation agiert. 24 Ihr ist freilich auch klar, dass sie nur einen<br />

kleinen Anteil daran hat, aber diesen möchte sie halten und für diesen auch mehr<br />

<strong>oder</strong> weniger werben.<br />

Ausgehend davon wird deutlich, dass sowohl Pfarrerin Mittwoch als auch<br />

Pfarrerin Dienstag ihrer Umwelt ein Defizit in der Trauerkultur bescheinigen.<br />

Säkularen Redner*innenist es somit eigentlich,führt man den Gedanken weiter,<br />

überhaupt nicht möglich, dieses Defizit auszugleichen, da diese ja aus dieser<br />

Sicht heraus einen Teil der konfessionslosen Umwelt darstellen. Die christliche<br />

Religion, mehr noch die hauptamtlichen Vertreter*innen selbiger, können hier<br />

aktiv werden und zwar in einer für das Ritual werbenden Absicht. Die Seelsorge<br />

an den Angehörigen geht, sei es als Sprachrohr des christlichenProtestes gegen<br />

24<br />

Siehe dazu auch IV.2 und V.


2Die ritual-defizit3re Perspektive und ihr ritual-werbendes Ziel 73<br />

den Tod, <strong>oder</strong> als individuell und ästhetisch singuläres Geschehen, über das<br />

Gespräch hinaus und fasst das Ritual mit ein. Es übersteigt das säkulare Angebot<br />

hinsichtlich der Deckung mit den Bedürfnissen der Angehörigen.<br />

Hat Pfarrerin Dienstag weiter oben bereits von Chancen gesprochen, kann<br />

damit auch dargelegt werden, dass diese ritual-defizitäre Perspektive mit ihrem<br />

ritual-werbenden Ziel auch noch weitere Ziele verbindet. Für Pfarrerin Dienstag<br />

und Pfarrerin Mittwoch zeigen sich dabei Chancen, die institutionellen Charakter<br />

aufweisen. Einmal bei Pfarrerin Mittwoch:<br />

»B: Also die große Chance ist, ist, ist die äh ist die, das (..) sind die Angehörigen, also ist<br />

die Begleitung der Angehörigen. Das ist einfach eine ganz große, das ist ganz groß.<br />

Das könnte man auch noch den Fokus in seiner Arbeit, also ich könnte als Gemeindepfarrerin<br />

den Fokus auch tatsächlich in diese Arbeit irgendwie lenken. Das ist<br />

eine ganz große Chance. Weil wenn die einmal angedockt äh sind äh und einmal das<br />

Gefühl gehabt haben, getröstet zu sein, dann sind die, glaub ich, für jeden Spaß zu<br />

haben, wenn es, wenn ich da jetzt ein Trauercafé irgendwie anbieten würde, <strong>oder</strong> (.)<br />

muss nicht in’ Taufkurs münden //hm// aber das, ich glaube, dass es das, genau, die<br />

Barriere ist dann relativ gering, wenn wenn einem, genau die das Gefühl haben, da ist<br />

jemand auf sie zugekommen, ist der Schritt, äh, zur Gemeinde, auch relativ, ist eine<br />

große Chance. Genau. Ganz große Chance.<strong>«</strong> (Pfarrerin Mittwoch, Pos. 48)<br />

Sie hat an dieser Stelle einen möglichen Zugang zur Kirchengemeinde im Blick.<br />

Haben Menschen eine seelsorgerliche Zuwendung erfahren, die eben den ästhetischen<br />

und individuellen Bedürfnissen gerecht wurde, bestünde in den<br />

Überlegungen von Pfarrerin Mittwoch eine recht hohe Chance, dass die Kirchengemeinde<br />

als potentielle weitere Gemeinschaftsform im Leben der konfessionslosen<br />

Angehörigen eine Rolle spielen könnte. Von einer Taufe und der<br />

Großinstitution Kirche ist erst einmal keine Rede. Dieser Fokus ergibt sich für<br />

Pfarrerin Mittwoch erst in der Auseinandersetzung mit Gemeindegliedern über<br />

die Bestattung konfessionsloser Menschen, wie weiter unten hinsichtlich der<br />

Reflexionen auf Reaktionen des Umfelds näher erläutert wird. Festgehalten<br />

werden kann aber, dass Pfarrerin Mittwoch die Möglichkeit sieht, dass institutionelle<br />

Anknüpfungspunkte, sei es zur Kirchengemeinde <strong>oder</strong> der Institution<br />

Kirche an sich, vorhanden sind. Wichtig ist aber, dass hier ein Unterschied zu<br />

Pfarrerin Dienstag besteht. Sieht Pfarrerin Mittwoch es als eine mögliche Chance,<br />

ist es für Pfarrerin Dienstag die Chance (siehe oben), denn sie verbindet mit der<br />

Bestattung konfessionsloser Menschen deutlicher werbende und institutionserhaltende<br />

Absichten, wie die Nachfrage auf das »müssen<strong>«</strong> bei der Ergreifung der<br />

Chance (siehe oben) näher beschreibt:<br />

»I: Wieso müssen wir das?


<strong>Tobias</strong> <strong>Gruber</strong>, Dr., Jahrgang 1983, Studium der ev. Theologie<br />

in Jena, Edinburgh (UK) und Halle (Saale), 2014–2017 Pfarrer<br />

in Heldrungen (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland),<br />

2017–2021 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender<br />

Leiter der Forschungsstelle für religiöse Kommunikation<br />

und Lernprozesse an der Theologischen Fakultät der MLU<br />

Halle-Wittenberg und Pfarrer der Landeskirche Anhalts, seit<br />

2021 Pfarrer in Quedlinburg (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland).<br />

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten<br />

sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

© 2022 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig<br />

Printed in Germany<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne<br />

Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für<br />

Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung<br />

und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Das Buch wurde auf alterungsbeständigem Papier gedruckt.<br />

Cover: Zacharias Bähring, Leipzig<br />

Satz: 3w+p, Rimpar<br />

Druck und Binden: Hubert & Co., Göttingen<br />

ISBN 978-3-374-07225-5 // eISBN (PDF) 978-3-374-07226-2<br />

www.eva-leipzig.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!