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Hochwaserbuch_online

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Das

Jahrhunderthochwasser

14./15. Juli 2021

Bilder von damals und heute

und was dazwischen alles geschah.


14. Juli 2021 – der Tag der Flut

Man hatte die Warnungen im Radio und im Fernseher vernommen.

Es sollte regnen. Viel regnen. Flüsse könnten über die Ufer treten.

Nach 50 Jahren an der Volme kennt man das. Das Wasser kommt, das Wasser

geht. Ein wenig kaputter Rasen, ein wenig angeschwemmter Unrat. Das war´s.

Doch es kam anders. Ganz anders.

Dabei begann alles noch recht harmlos am Nachmittag des 14. Juli 2021.

Am frühen Nachmittag stieg das Wasser langsam über das Ufer –

nichts beunruhigendes bis dahin. Jedenfalls von der Seite her.

Das erste Problem kam aber von der anderen Seite: Dem Straßenkanal.

Der war nicht mehr in der Lage die Wassermassen abzuleiten und lief über.


Da jetzt alle Abwasserkanäle hoffnungslos überlastet waren, stand nun als

erstes die Werkstatt unter Wasser.

Der Druck im Kanalsystem stieg kontinuierlich

und drückte schließlich das Wasser

dahin zurück wo es her kam –

in die Toilette und in die Badewanne.


Innerhalb von Minuten verwandelte sich die Toilette in einen kleinen, unschönen

Springbrunnen. Die Tür zur Küche wurde eiligst mit Sandsäcken abgedichtet

und es wurde mit Schüsseln und Eimern Wasser aus dem Fenster geschöppt

was das Zeug hielt. Trotz der Unterstützung vom Nachbarn war der Lage nicht

Herr zu werden. So stand kurze Zeit später das Bad 15cm tief unter Wasser.

Die Nachbarin musste dann auch schnell wieder zurück denn mittlerweile stand

der eigene Keller auch schon unter Wasser.

Mit Hilfe einer eiligst herbeigeschafften

Tauchpumpe – der allerletzten die man im

Baumarkt ergattern konnte – wurde die Lage ein

klein wenig entschärft. Die Pumpe schaffte es,

die hochsteigenden Wassermassen abzupumpen.

Allerdings konnte man die Pumpe nicht unbeaufsichtigt

durchlaufen lassen, dafür war es zu wenig

Wasser und die Pumpe wäre trocken gelaufen.

Den Schwimmer verwenden ging auch nicht -

dafür war zu wenig Platz vorhanden.

Also hieß es alle 30-60 Sekunden Pumpe

einschalten, warten bis die Toilettenschüssel

leer ist, Pumpe ausschalten. Warten bis die

Schüssel wieder fast vorm Überlaufen ist, Pumpe

einschalten. Warten bis die Schüssel leer ist ...

Dieses Spielchen haben wir dann in „Schichten“

von zwei Stunden von ca. 16 Uhr am 14. Juli die Nacht durch bis ca. 11 Uhr

am 15. Juli gespielt. Zwei Stunden pumpen, zwei Stunden schlafen - oder auch

nicht. Zum Glück waren wir von einem Stromausfall verschont und so konnte das

schlimmste – die Überflutung des Erdgeschosses – verhindert werden.

Das Bad, erst 5 Monate zuvor wegen einem Rohrbruch frisch renoviert, war jetzt

allerdings schon wieder ein Sanierungsfall.


Draußen, hinter dem Haus sah es zwischenzeitlich auch katastrophal aus.

Das Wasser der Volme war in selten gesehene Höhen gestiegen und hatte eine

Gewalt, die man nur erahnen konnte. Ein kurzes Video verdeutlicht das.

Link zu einem kurzem Video

von diesem Foto am frühen

Abend des 14.07.21.


Wenn denn mal etwas Zeit war – da wo man nicht mit Pumpen dran war –

konnte man auf der Volme allerhand Sachen vorbei schwimmen sehen.

Es erinnerte an Rudi Carell und „Am laufenden Band“.

Angefangen von allerhand Müll, Ästen und ganzen Bäumen waren auch einige

Kuriositäten dabei. Komplette Gartenmöbel wie Tische und Stühle, ein Sofa, ein

Schrank, ein kleiner Gastank und als „Highlight“ – ein Sarg.

Er war hoffentlich leer und aus einem Lager „abgehauen“. Ansonsten war es für

jemanden die letzte Kreuzfahrt.

Trotz aller Katastrophen die man in den 24 Stunden erlebt hat, sind wir hier doch

mit einem fetten „blauen Auge“ davongekommen. Das erfuhr man allerdings erst

in den Tagen nach dem Hochwasser als man die Bilder von anderen Orten zu

sehen bekam. Dazu brauchte man nicht mal bis ins Ahrtal zu blicken.

Nur wenige Kilometer weiter in Priorei oder Dahl sah die Lage in dieser Zeit

wesentlich dramatischer aus wie einige Bilder oder das Video welches unter

dem Link zu sehen ist eindrucksvoll zeigen:


Link zu einem Video aus Dahl

am 14.07.2021.


Hier bei uns wurden dann auch am folgenden Tag die Schäden sichtbar die die

Jahrhundertflut hinterlassen hat.

Die Hecke zum Nachbarn hat es

samt einbetonierter Pflanzsteine

einfach umgelegt.

Von der Ufermauer sind

nur noch Reste erkennbar.


130 Tonnen Wasserbausteine haben dem Wasser standgehalten.

Allerdings nicht ganz ohne Schäden.


Auch der Aufgang hat

einiges abbekommen.

maximaler Wasserstand

Die Waschmaschine

hat übrigens die Überschwemmung

im Bad

auch nicht überstanden.

Der maximale Wasserstand

ist hier mal eingezeichnet.

Man kann

wirklich von Glück

reden.

Man kann nur erahnen,

welche Kräfte hier am

Werk waren.


Obwohl die Stützmauer der Terrasse mit Ihren 130 Tonnen Wasserbausteinen

– wenn auch mit einigen Schäden – der Flut standgehalten hat, so liegt der

eigentliche Schaden unsichtbar dahinter.

Durch die Gewalt des reißenden Stroms, wie man das durchaus nennen konnte,

sind die Steine allesamt hinterspült worden was dazu geführt hat, dass die

Terrasse darüber über 10cm abgesackt ist.

Die einbetonierten Randsteine

weisen schon Lücken auf.

Doch erst die Wasserwaage

zeigt den Schaden, der durch

die ganze weggespülte Erde

entstanden ist.


Januar 2022 – Der Neuaufbau

Der Anfang des Jahres 2022 beginnt mit Licht am Ende des Tunnels.

Neuaufbau von Terrasse und Ufermauer können endlich beginnen.

Los geht es mit der Stützmauer und der Terrasse. Die alte Mauer wird teilweise

abgetragen, eine neue Mauer aus L-Steinen wird errichtet.

17.01.2022 – Der Startschuss fällt, der Bagger rückt an.

Und mit Ihm das unschlagbare Team der Fa. Scholz aus Schalksmühle.


Als Erstes wird mal „aufgeräumt“.

Dann wird genau Maß genommen.

Der erste Stein steht!


Der Anfang ist gemacht.

Von jetzt an geben die Jungs der

Fa. Scholz richtig Gas.

Mehr und mehr L-Steine werden

mit schwerem Gerät herbeigeschafft.


Stein um Stein entsteht

die neue Mauer.

Unermüdlich werden Steine

abgeladen und platziert.


Man erkennt so langsam wie es mal werden wird.


Erstes Etappenziel erreicht – die Mauer steht!


Die zerstörte Mauer ist Geschichte.

Erstaunlich, was ein paar L-Steine für einen Unterschied machen,

auch optisch.


Es entsteht sogar eine neue Treppe!


Dadurch dass die neue Mauer ein Stück vor die alte gesetzt wurde, ist jede

Menge zusätzlicher Raum für eine neue Terrassenfläche geschaffen worden.


In manchen Momenten war es schon etwas schwierig sich vorzustellen

wie das mal alles werden soll. Doch Bauleiter Olli hatte alles fest im Griff.

Und vor allem freie Hand was die Gestaltung angeht.


Für die nun folgenden Schritte musste der Rest der Terrasse ebenfalls

„dran glauben“. Wieder einer dieses Momente, in denen man zweifelt.


Das Auffüllen und wiederherstellen der neuen Fläche hat begonnen.


Bei solchen Bildern kommt dann der Glaube zurück dass das sich doch alles

zum Guten wendet und die Leute wissen was sie da tun.


Zwischenzeitlich wurde auch die

Fläche neben der Treppe völlig

neu gestaltet.

Ein Punkt, mit dem wir so gar nicht

gerechnet haben. Sieht aber jetzt

schon toll aus.


Immer ein wachsames Auge: Bauaufsicht Madox.


Die Fläche ist aufgefüllt und wird für die nun folgenden Pflasterarbeiten

vorbereitet. Man erkennt langsam was es werden soll.

Durch die vorgezogenen Mauer wurden fast 40 qm Fläche hinzugewonnen.


Die Pflasterarbeiten haben begonnen!


Stück für Stück und Stein für Stein.


Wie viele Steine das wohl sein mögen?


Das Ende der Fläche ist fast erreicht.


Hier fehlen noch die letzten Teile des riesigen Puzzles.


Trotz einer schrägen Fläche eine grade Kante.

Saubere Arbeit. Respekt!


Nur noch ein kleines Stückchen.


Die „Frummelarbeiten“ zum Schluss dauern immer etwas länger.


Der letzte Stein wird vom Chef persönlich gesetzt.


Fertig! Feierabend für heute. Redlich verdient!


Was ein Unterschied zu früher!

Kaum zu glauben, was Profis mit Erde, Steinen und

sehr viel Können zu zaubern vermögen!



Auch von dieser Seite aus erübrigt es sich zu sagen was „vorher“ und was

„nachher“ ist. Einfach traumhaft schön geworden.



... und von gaaaanz früher reden wir besser nicht mehr ...



April 2022 – Der Neuaufbau geht weiter

Die Stützmauer und die Terrasse sind fertig gestellt, nun geht es jetzt an die

Ufermauer, die es ja auch komplett weggerissen hat.


Bei einem Bauprojekt an einem Wasserlauf ist allerdings nicht alles so einfach.

Einfach eine paar Steine und etwas Beton für eine neue Mauer geht da ja nicht.

Viele haben da ein Wörtchen mitzureden. Die Stadt Hagen, das Umweltamt

und die untere Wasserbehörde.

Zum Erstaunen aller waren die zum Ortstermin erschienenen Damen recht

einsichtig und gesprächsbereit. Auch auf den obligatorischen „Papierkrieg“

wurde verzichtet.

„Der sei aufgrund der Lage an vielen Orten einfach nicht zu bewältigen“.

Daher wurden die schriftlichen Genehmigungen vorerst ausgesetzt.

Neben einigen kleinen Auflagen (nicht zu hoch, keine Betonmauer und – ganz

wichtig – es sind heimische Steine zu verwenden) konnte auch hier das Projekt

„Wiederaufbau“ starten.

Die Entscheidung fiel auf eine Ufermauer aus Gabionenkörben.

Sieht gut aus, bremst das Wasser im Fall der Fälle und beschleunigt es nicht

wie eine glatte Mauer. Diese Bauweise hat sich in der Vergangenheit bei

Hochwasser an anderer Stelle schon bewährt.


Es begann mit einem Fundament welches unterhalb des Volmegrundes liegt.

Aufgrund dieser Tatsache ist es unmöglich, dass es je unterspült werden kann.


Die ersten Gabionenkörbe werden

geliefert und auf das Fundament

gestellt.


Unermüdlich geht

es mit dem Bagger

hin und her...

Mehrere LKW-

Ladungen Steine

werden geliefert

und in die Körbe

gefüllt.


Korb um Korb wird

gesetzt und gefüllt.

32 Meter lang.

64 Tonnen schwer.

Zum Schluss wird

noch alles schön

glatt gezogen.


Nach fast einem Jahr sind die Spuren des verheerenden

Hochwassers beseitigt.


Jetzt muss nur noch Gras über die Sache wachsen ...


Abschließend kann man nur sagen dass „die Flut 2021“ für uns ein riesiges

Glück im Unglück war.

Doch dies alles wäre nicht möglich gewesen ohne die immerwährende

Vorahnung von Dieter und der Elementarversicherung, die einen Großteil

der Kosten aufgefangen hat. Der 1001. Dank nach oben!

Nicht zu vergessen die tatkräftige Unterstützung von Bianka und Hanni.

Auch wenn es manchmal nicht so aussah - wir glaubten fest daran dass sich

alles wieder zum Guten wendet.

Ganz zum Schluss gilt es natürlich die

„Helden der Baustelle“ zu erwähnen.

Siegfried Scholz und sein Team mit einer

großartigen Planung, hervorragenden Ideen

und einer traumhaften Umsetzung.

Allen die geholfen, gebaut oder uns

sonst wie unterstützt haben kann man

an dieser Stelle nur sagen

Danke!



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