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Hinz&Kunzt_354_August

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Rubrik<br />

Tagelang wüten Rechtsextreme<br />

1992 in Rostock-Lichtenhagen<br />

unter dem Beifall Schaulustiger.<br />

Alles Geschichte?<br />

Vor 30 Jahren versuchten Rechtsextreme in Rostock-Lichtenhagen, Hunderte<br />

Roma und Vietnames:innen zu töten. Viele sahen zu, klatschten Beifall, andere<br />

sahen weg. Bis heute ist nicht geklärt: Wie konnte es so weit kommen?<br />

TEXT: ANNABEL TRAUTWEIN<br />

FOTOS: PICTURE ALLIANCE / ASSOCIATED PRESS<br />

Pauschal abgewiesen wurden sie ohne<br />

Schutz und Obdach alleingelassen. Wochenlang<br />

harrten die Geflüchteten im<br />

Freien aus. „Es war katastrophal“, berichtet<br />

ein rumänischer Geflüchteter in<br />

der Dokumentation „Die Wahrheit lügt<br />

(liegt) in Rostock“, die 1993 he rauskam.<br />

„Wir wurden erniedrigt, wir hatten<br />

Hunger. Und wir waren schmutzig. Wir<br />

wollten etwas Wärme und einen Platz,<br />

wo wir mit unseren Kindern bleiben<br />

konnten.“ Anwohner:innen, die das<br />

Elend nicht mehr ertragen, versuchen,<br />

die Behörden in die Pflicht zu nehmen.<br />

Doch bevor diese reagieren, bricht der<br />

Hass gegen die Schutzsuchenden los.<br />

Am Samstagabend, 22. <strong>August</strong>, starten<br />

rund 200 gewalttätige Rechte ihren Angriff.<br />

„Du wirst sehen, die Leute, die<br />

hier wohnen, werden aus den Fenstern<br />

schauen und Beifall klatschen“, zitiert<br />

die Ostsee-Zeitung einen Rechtsradikalen.<br />

Und so kam es.<br />

7<br />

„Die Dynamik irgendwie<br />

unterbrechen“<br />

„Lichtenhagen war nicht der Anfang“,<br />

sagt Peer. „Angriffe von Nazis gegen alternative<br />

Jugendliche, aber vor allem<br />

gegen Migrantinnen und Migranten,<br />

waren an der Tagesordnung.“ Peer, damals<br />

19, hatte seinen Freundeskreis im<br />

antifaschistischen Jugendalternativzentrum<br />

(JAZ) in Rostock. Auch die damals<br />

16-jährige Katja gehörte dazu. Beide<br />

werden nur mit Vornamen genannt –<br />

sie möchten mit ihrer Biografie nicht<br />

für alle, die diesen Text lesen, identifizierbar<br />

sein. „Wir haben zu keinem<br />

Zeitpunkt das Ausmaß der Pogrome<br />

und die historische Dimension absehen<br />

können“, sagt Katja. Aber dass die

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