STUD.Jur. 1/2024
Ausgabe 1/2024 38. Jahrgang ISSN 0932-5360 Herausgegeben von Prof. Dr. Tobias Gostomzyk DAS MAGAZIN FÜR JURA-STUDIERENDE Hinterher ist man immer schlauer Was sollte ich früh über das Jurastudium wissen?
- Seite 2 und 3: Klimaneutrales Öko-Printprodukt Fr
- Seite 4 und 5: Denken wie ein Prüfer. JETZT 3 Mon
- Seite 6 und 7: Zugegeben, in den Klausuren ist jed
- Seite 8 und 9: Tom Karl Soller Juristen als Spezia
- Seite 10 und 11: Nomos eLibrary Die Studienliteratur
- Seite 12 und 13: Richter oder in einer Großkanzlei
- Seite 14 und 15: Sarah Settele Highlights und Lowlig
- Seite 16 und 17: Ihr persönlicher Begleiter - vom 1
- Seite 18: Woran erkennst du also, welche Lern
- Seite 21 und 22: als echtes Manko. Es kostet Mut, zu
- Seite 23 und 24: Mario Mosbacher Die drei Phasen der
- Seite 25 und 26: Wissen für unterwegs Ein idealer B
- Seite 27 und 28: Arbeit am Fall ist das A und O für
- Seite 29 und 30: Bernhard Etzkorn Orientierung auf d
- Seite 31 und 32: Die Stunde des Grundgesetzes NomosK
- Seite 33 und 34: Wilfried Boms Sorgfalt bei der Plan
Ausgabe 1/<strong>2024</strong><br />
38. Jahrgang<br />
ISSN 0932-5360<br />
Herausgegeben von Prof. Dr. Tobias Gostomzyk<br />
DAS MAGAZIN FÜR JURA-<strong>STUD</strong>IERENDE<br />
Hinterher ist man<br />
immer schlauer<br />
Was sollte ich früh über<br />
das <strong>Jur</strong>astudium wissen?
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»Selbst wer es gewohnt ist, nach jedem Gesetzestext in den virtuellen Medien zu suchen, wird dankbar sein, jedenfalls<br />
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geübte Rechtsanwender:innen kaum Nachteile des Buches feststellen können – im Gegenteil: Wer mit Klebezetteln<br />
arbeitet und diese farbig oder schriftlich sinnvoll markiert, dürfte mit dem Buch sogar im Vorteil sein. Gerade bei<br />
Verweisungen oder wenn man gezwungen ist, zwischen Normen hin und her zu springen, wird man mit der Papierversion<br />
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Inhalt<br />
Kerstin Liesem<br />
Der <strong>Jur</strong>astudierende – ein einsamer Wolf? S. 3<br />
Tom Karl Soller<br />
<strong>Jur</strong>isten als Spezialisten fürs Allgemeine S. 6<br />
Simon Haug<br />
Auf die Noten kommt es an, aber nicht nur S. 9<br />
Sarah Settele<br />
Highlights und Lowlights des <strong>Jur</strong>astudiums S. 12<br />
Thomas Kahn<br />
Do Your Own Research: Mit Eigeninitiative<br />
zur optimalen Lernstrategie S. 15<br />
Katharina Lutz<br />
Den eigenen Rhythmus finden S. 18<br />
Mario Mosbacher<br />
Die drei Phasen der Studienzeit S. 21<br />
Sophie Victoria Knebel<br />
Mach das, was für Dich gut ist S. 24<br />
Bernhard Etzkorn<br />
Orientierung auf dem Schienennetz<br />
des Rechts S. 27<br />
Wilfried Boms<br />
Sorgfalt bei der Planung und Offenheit<br />
für Unerwartetes S. 31<br />
Impressum<br />
Redaktion: Tobias Gostomzyk<br />
Redaktionsadresse:<br />
<strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. Redaktion<br />
Waldseestr. 3-5 | 76530 Baden-Baden<br />
E-Mail: studjur@nomos.de<br />
Herausgeber:<br />
Nomos Verlagsgesellschaft | Baden-Baden<br />
Prof. Dr. Tobias Gostomzyk, TU Dortmund<br />
Produktion & Druck: DESIGNWERK Ingrid Hornung<br />
Bildnachweise: © Die Hoffotografen GmbH, Michael Wolf,<br />
Roland Goseberg<br />
Titelbild: © Adobe Stock/contrastwerkstatt<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Verlag C.H.BECK oHG<br />
Dipl.-<strong>Jur</strong>. Thomas Hepp | Daniela Uphoff<br />
Wilhelmstr. 9<br />
80801 München<br />
www.beck.de<br />
<strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. als<br />
digitale Version<br />
E-Mail: thomas.hepp@beck.de | daniela.uphoff@beck.de<br />
Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urherrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht<br />
ausdrücklich durch das Urheberrechtsgesetz zuge lassen ist, bedarf der<br />
vorherigen Zustimmung des Verlages. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen,<br />
Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilm ungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. Namentlich<br />
gekennzeichnete Artikel müssen nicht die Meinung der Herausgeber/<br />
Redaktion wiedergeben. Unverlangt eingesandte Manuskripte – für die<br />
keine Haftung übernommen wird – gelten als Veröffent lichungsvorschlag<br />
zu den Bedingungen des Verlages. Es werden nur unver öffentlichte Originalarbeiten<br />
angenommen. Die Verfasser erklären sich mit einer nicht<br />
sinnentstellenden redaktionellen Bearbeitung einverstanden.<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
es gibt viele Filme, in denen Menschen in die Vergangenheit reisen<br />
können. Sei es für viele Jahre wie in „Zurück in die Zukunft“ oder nur für<br />
einen Tag wie in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Immer geht es um<br />
die Frage: Wenn sich die Zeit zurückdrehen ließe, was könnte und was<br />
würde ich ändern?<br />
Dieses Gedankenspiel lässt sich aufs <strong>Jur</strong>astudium übertragen: Hätte<br />
ich mein Studium mit dem heutigen Wissen anders begonnen? Was<br />
hätte ich also gerne früher gewusst? Sie selbst am Anfang oder in der<br />
Mitte Ihres Studiums können es natürlich kaum wissen – es sei denn,<br />
Sie haben Ihr Studium abgebrochen, sind am Ende des Studiums oder<br />
haben es sogar bereits abgeschlossen. Deswegen hat <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. für Sie<br />
bei erfahrenen <strong>Jur</strong>ist:innen nachgefragt, die auf ihre Studienzeit zurückblicken<br />
und heute in ganz unterschiedlichen Berufen arbeiten.<br />
Zehn Autor:innen haben sich bereit erklärt, über diese Fragen nachzudenken<br />
und für Sie aufzuschreiben, was sie Ihnen raten würden. Der 2015<br />
erschienene Longseller „Briefe an junge <strong>Jur</strong>isten“ gab für diese Art des<br />
literarischen Mentorings die Anregung. Offenbar besteht für solche<br />
Texte ein Bedarf.<br />
Von den hier nachzulesenden, facettenreichen Einsichten können Sie<br />
– wenn Sie wollen – bereits zu Beginn Ihres Studiums profitieren. Sie<br />
sind so individuell wie originell. Aber auch gerade dann, wenn verschiedene<br />
Autor:innen zu denselben Erkenntnissen kommen, dürften sie<br />
aussagekrätig sein. Folgende Beispiele:<br />
In einigen Beiträgen wird empfohlen, sich systematisch Grundlagenwissen<br />
anzueignen und dies ständig zu wiederholen; sich also nicht in<br />
Spezialfragen zu verzetteln. Auch sollten Sie früh herausfinden, welcher<br />
Lerntyp Sie sind und damit verbunden den Mut haben, beim Lernen<br />
und der Examensvorbereitung eigene Wege zu gehen. Am Schreiben<br />
von Klausuren – also dem Arbeiten am Fall – kommen Sie damit allerdings<br />
nicht vorbei. Es bleibt nichts anderes übrig, als dies immer wieder<br />
zu trainieren.<br />
Zu guter Letzt: Auch die Zeit im Studium ist Lebenszeit. Freizeit hat hier<br />
auch ihren Wert – selbst für das tägliche Lesen, Nachdenken und Schreiben.<br />
So nutzt es niemandem, wenn Ihnen die notwendige Frische fürs<br />
Lernen fehlt oder Sie gar ausgebrannt ins Examen starten. Auch das<br />
Klausuren schreiben ist eine Energieleistung ...<br />
Lesen Sie also, was die Autor:innen Ihnen für ein erfolgreiches <strong>Jur</strong>astudium<br />
empfehlen. Es lohnt sich – fürs Studium, fürs Examen und<br />
immer wieder auch fürs Leben!<br />
Ihr<br />
Tobias Gostomzyk, TU Dortmund<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong><br />
1
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Kerstin Liesem<br />
Der <strong>Jur</strong>astudierende – ein einsamer<br />
Wolf?<br />
Kerstin Liesem studierte an den Universitäten Würzburg und Lausanne. Heute ist sie <strong>Jur</strong>a-Professorin. Ihre Empfehlung:<br />
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<strong>Jur</strong>astudierende sehen alle gleich aus. Aber Vorsicht! Der<br />
Schein trügt. In Wirklichkeit sind sie Einzelkämpfer. Und<br />
als solche teilen sie nicht gerne, reißen gar Seiten aus Lehrbüchern<br />
und Kommentaren oder verstecken selbige vor<br />
ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, um sich in der<br />
Klausur oder der Hausarbeit den entscheidenden Vorteil<br />
zu sichern.<br />
Dieses Klischee über angehende <strong>Jur</strong>istinnen und <strong>Jur</strong>isten<br />
hält sich hartnäckig. Der <strong>Jur</strong>a-Studierende als einsamer<br />
Wolf. Dabei gibt es den so Beschriebenen in der Natur<br />
überhaupt nicht, ist der Wolf doch ein Rudeltier, der in einer<br />
Gemeinschaft mit einer festen Rangordnung lebt. Und<br />
auch <strong>Jur</strong>a-Studierende müssen keine einsamen Wölfe sein.<br />
Im Examen notgedrungen schon, aber auf keinen Fall während<br />
des Studiums. Denn die Erfahrungen der anderen<br />
Studierenden, der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter und auch der Professorinnen und Professoren<br />
sind nicht nur bei der Examensvorbereitung Gold<br />
wert.<br />
Klausurenpraxis ist das A und O<br />
Worauf kommt es während des Studiums und im Examen<br />
an? Dass der Kandidat in einer vorgegebenen Zeit einen in<br />
der Regel völlig unbekannten Fall mit dem ihm zur Verfügung<br />
stehenden Handwerkszeug lösen kann. Oder anders<br />
ausgedrückt: Dass er oder sie Klausuren schreiben kann.<br />
Denn bereits von Beginn des Studiums an sind viele Klausuren<br />
zu bewältigen. Nur wer diese – neben den Hausarbeiten<br />
– besteht, wird überhaupt zum Examen zugelassen.<br />
Wie man gute Klausuren schreibt, das kann und das muss<br />
man üben. Zu beachten gibt es so Einiges: So reicht es beileibe<br />
nicht aus, nur den Stoff zu beherrschen. Nein, der Kandidat<br />
muss sein Wissen auch auf den dargebotenen Fall<br />
anwenden können. Er muss also im wahrsten Sinne des<br />
Wortes juris-prudent sein. Wichtig ist daneben auch die<br />
Klausurtaktik. Dazu gehören ein gutes Zeitmanagement<br />
und die Fähigkeit, die richtigen Schwerpunkte zu setzen.<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 3
Zugegeben, in den Klausuren ist jeder ein Einzelkämpfer.<br />
Aber in der Vorbereitung muss das nicht sein. Schon längst<br />
haben die Universitäten erkannt, dass ihre Studierenden<br />
ihr Potenzial besser ausschöpfen können, wenn sie von<br />
den Tipps und Erfahrungen anderer profitieren können.<br />
Dementsprechend haben sie ihre Angebote erweitert und<br />
sollten dies auch noch weiter tun.<br />
So bietet etwa die <strong>Jur</strong>istische Fakultät der Universität Würzburg<br />
bereits für Studierende der ersten Semester ein Mentoring-Programm<br />
an. Dabei bekommt jeder interessierte<br />
Neuling einen Mentor aus einem höheren Semester an die<br />
Seite gestellt, der ihm hilft, die Klippen des Studienstarts<br />
und damit auch der ersten Klausuren zu umschiffen.<br />
Die <strong>Jur</strong>istische Fakultät der Universität Frankfurt an der<br />
Oder bietet für ausgewählte Klausuren – bereits ab dem<br />
ersten Semester – eine Klausuren-Werkstatt an. Das Prinzip<br />
dabei: Ein erfahrener <strong>Jur</strong>ist oder eine erfahrene <strong>Jur</strong>istin<br />
nimmt sich eine Stunde Zeit, um in einem persönlichen<br />
Gespräch mit dem Klausurverfasser zu besprechen, wo die<br />
Stärken, aber auch die Schwächen seiner individuellen<br />
Klausurbearbeitung gelegen haben, was gut gelungen ist<br />
und was noch besser werden muss. Dabei geht es nicht<br />
nur um das materielle Recht, sondern auch um die Klausurtaktik.<br />
Wenn es Richtung Zwischenprüfung geht, wird die Klausurpraxis<br />
immer wichtiger. Und auch hier bieten Universitäten<br />
Unterstützung an. So gibt es an der <strong>Jur</strong>istischen<br />
Fakultät der Universität Hannover ab dem dritten Semester<br />
ein so genanntes Klausurlabor, das von wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern organisiert und<br />
betreut wird. Nach einem persönlichen Feedbackgespräch<br />
wird der Studierende einer Kleingruppe zugeteilt und arbeitet<br />
darin an seinen individuellen Schwächen. Einmal<br />
im Monat schreiben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
eine Klausur. Diese wird anschließend in der Gruppe ausführlich<br />
besprochen. Besonderes Augenmerk liegt dabei<br />
neben dem Beherrschen des materiellen Rechts auf der<br />
Klausurtaktik.<br />
Die Universität Passau hat zur Verbesserung der Lehre<br />
eigens ein Institut für Rechtsdidaktik gegründet. Dieses<br />
bietet neben Probeklausuren und mündlichen Probeprüfungen<br />
auf Examensniveau Einzelcoachings an. Mit Professoren<br />
und Professorinnen oder wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />
und Mitarbeiterinnen können Studierende über<br />
ihre Klausuren sprechen und ihre individuelle Herangehensweise<br />
an die Klausur verbessern.<br />
Das Rad nicht neu erfinden<br />
Im Vergleich zu der Zeit, als ich <strong>Jur</strong>a studiert habe, gibt es<br />
mittlerweile viel mehr universitäre Angebote mit dem Ziel,<br />
dass Studierende von der Erfahrung und dem Know-how<br />
anderer profitieren können.<br />
Deshalb mein Plädoyer an jeden angehenden <strong>Jur</strong>isten:<br />
Nutzen Sie diese Möglichkeiten. Denn: Nicht jeder muss<br />
das Rad neu erfinden. Das <strong>Jur</strong>a-Studium ist schließlich kein<br />
Pionierstudiengang, sondern ein Fach, das schon Generationen<br />
von Studierenden durchlebt und im schlimmsten<br />
Fall durchlitten haben. Erfahrungen gibt es also genug.<br />
Warum also nicht von der Erfahrung anderer profitieren?<br />
Zur Person<br />
Dr. Kerstin Liesem ist Professorin für Öffentliches Recht<br />
und Strafrecht an der Hessischen Hochschule für öffentliches<br />
Management und Sicherheit. Ihre Forschungsschwerpunkte<br />
liegen im Kommunikations- und Datenschutzrecht.<br />
Eine noch größere Rolle als in den ersten Semestern des<br />
Studiums spielt die Klausurpraxis in der Examensvorbereitung.<br />
Denn sie ist entscheidend für ein Ergebnis, mit dem<br />
der Kandidat persönlich zufrieden ist. Wer viele Klausuren<br />
geschrieben hat, kann meiner Erfahrung nach gut einschätzen,<br />
auf welchem Niveau er sich befindet.<br />
Aber was ist frustrierender als Klausuren zu schreiben und<br />
sich nicht wesentlich zu verbessern? Das haben auch die<br />
Universitäten erkannt. Deshalb bieten sie – flankierend zu<br />
ihren Examenskursen oder universitären Repetitorien –<br />
Klausurtrainings mit individuellen Besprechungen an.<br />
So etwa die <strong>Jur</strong>istische Fakultät der Universität Bonn. Dort<br />
hat sich die so genannte Klausurenklinik etabliert. Diese<br />
offeriert Examenskandidaten und -kandidatinnen persönliche<br />
Beratungsgespräche mit dem Ziel, dass diese ihre<br />
Klausurtechnik verbessern.<br />
4<br />
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Tom Karl Soller studierte <strong>Jur</strong>a an der Universität Leipzig und an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er arbeitete<br />
als Anwalt, bevor er Richter wurde. Rückblickend empfiehlt er, sich auf die Offenheit des <strong>Jur</strong>astudiums einzulassen<br />
– zumal die verschiedenen Rechtsbereiche ineinandergreifen. Für Spezialisierungen sei im Nachhinein noch Zeit.<br />
© Privat<br />
Wenn ich an die Zeit des Studiums zurückdenke, erinnere<br />
ich noch sehr genau, wie ich im Oktober 2002 – neugierig<br />
und aufgeregt – das erste Mal den großen Hörsaal in der<br />
Universitätsstraße in Leipzig betreten habe. Nunmehr, über<br />
20 Jahre später, habe ich möglicherweise schon einen verklärten<br />
Blick auf die einzelnen Aspekte dieser Zeit. Meine<br />
spontane Gesamtbewertung lässt sich mit „Gut, dass ich<br />
das nicht nochmal machen muss!“ zusammenfassen.<br />
In die Breite oder Spezialisieren?<br />
Im Studium, aber auch im privaten Umfeld wurde mir immer<br />
wieder die Frage gestellt, in welchem Bereich ich mich<br />
spezialisieren, ich später einmal tätig sein will. Dieser Aspekt<br />
wird im Studium schnell sehr konkret, weil zu entscheiden<br />
ist, in welchem Bereich man den Schwerpunkt<br />
ablegt, welcher nach den heutigen Prüfungsordnungen<br />
einen wesentlichen Bestandteil der Examensnote bildet.<br />
Die Frage, wie ich mich spezialisiere, hat mich bis zuletzt,<br />
auch noch im Referendariat, stets beschäftigt. In mir<br />
wuchs die – unnötige – Sorge, noch keinen Spezialbereich<br />
gefunden, meine Ausbildung noch nicht auf das richtige<br />
Gleis gesetzt zu haben. Ein Auge schielte schon während<br />
des Studiums, ohne dies wirklich fundiert begründen zu<br />
können, in Richtung Justiz. Ausrichten wollte ich mich darauf<br />
aber auch nicht, nicht zuletzt um mir andere Türen<br />
nicht zu verschließen.<br />
Im Nachhinein empfinde ich den Aspekt der Spezialisierung<br />
im Studium deutlich überbewertet. Das Studium ist<br />
aus meiner Sicht dafür da, sich das Grundhandwerkszeug<br />
anzueignen und möglichst viele Bereiche des Rechts kennen<br />
zu lernen. Ich habe das intuitiv gemacht, z.B. indem<br />
ich viele Vorlesungen und Seminare aus den verschiedenen<br />
Bereichen belegte, auch wenn ich nicht zu jeder<br />
Veranstaltung Klausuren geschrieben habe. Es ist ein Irrglaube,<br />
mit der Auswahl der Vorlesungen oder des Schwerpunktes<br />
sei ein fester Weg für die weitere berufliche Laufbahn<br />
vorgegeben. Dies erschließt sich, wenn man sich die<br />
Bedeutung der Abschlussnote bewusst macht. Aus meiner<br />
eigenen Erfahrung kann ich berichten, dass ich in keinem<br />
einzigen Bewerbungsgespräch, auch nicht im Assessmentcenter<br />
beim OLG Hamm, nach der Spezialisierung im<br />
Studium gefragt wurde. Tatsächlich wollte ich mit meiner<br />
„Spezialisierung“ (damals noch Wahlfach: ZPO/Insolvenzrecht)<br />
lediglich eine weitere Facette antippen.<br />
In die Breite zu gehen heißt auch, sich über die verschiedenen<br />
Rechtsgebiete hinaus bereits im Studium die unterschiedlichen<br />
beruflichen Einsatzmöglichkeiten zu erschließen,<br />
z.B. bei den Pflichtpraktika. Diese habe ich in einem<br />
Notariat, bei der Staatsanwaltschaft und bei einem Abgeordneten<br />
des Sächsischen Landtags absolviert und fühlte<br />
mich damit gut aufgestellt. Es spricht auch überhaupt<br />
nichts dagegen, die Uni darüber hinaus für ein paar<br />
6<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong>
Wochen hinter sich zu lassen und noch freiwillige Praktika<br />
zu machen. Hier gilt: Keine Angst vor den großen Namen,<br />
einfach initiativ bewerben. Ich persönlich habe nach den<br />
schriftlichen Examensprüfungen eine spannende Zeit im<br />
Bundesjustizministerium verbringen dürfen und damit ein<br />
weiteres mögliches Berufsfeld kennenlernen können.<br />
Auch aus der Motivation heraus, sich alles anzuschauen,<br />
habe ich mich nach dem Bestehen des Freiversuches für<br />
das Aufbaustudium Medizin-Ethik-Recht entschieden. Mir<br />
gefiel nicht nur der interdisziplinäre Ansatz dieses Studiengangs.<br />
Mehr noch interessierte mich das Querschnittsthema<br />
Medizinrecht, da es sämtliche Bereiche des Rechts<br />
(Zivil-, Straf-, Sozial-, Arbeits- und öffentliches Recht) abdeckt.<br />
Mir hat dieses Studium auch sehr geholfen, die erforderlichen<br />
Querverbindungen zwischen den einzelnen<br />
Rechtsgebieten herzustellen. Ich erinnere noch den einen<br />
oder anderen Aha-Moment, z.B. in der Vorlesung „Verfassungsrechtliche<br />
Grundlagen des Medizinrechts“ oder bei<br />
dem Thema der Haftung des Arztes bei Aufklärungsfehlern:<br />
Es ist alles miteinander verschränkt. Rückblickend hat<br />
diese „Spezialisierung im Querschnitt“ mein juristisches<br />
Verständnis wesentlich gefördert und dazu beigetragen,<br />
dass mit dem Verbesserungsversuch auch ein ordentlicher<br />
Notensprung gelang.<br />
Meiner Erfahrung nach lässt sich der berufliche Werdegang<br />
durch das Studium sowieso nicht festlegen. Während<br />
des Studiums war ich eher dem öffentlichen Recht zugeneigt<br />
und dachte mir „später bloß kein Zivilrecht“. Dies war<br />
kurz vor dem Examen noch nicht anders. Heute liebe ich<br />
es, Verträge auszulegen oder zivilrechtliche Anspruchsgrundlagen<br />
durchzuprüfen und mit Leben auszufüllen. Ich<br />
hätte mir damals nicht vorstellen können, dass ich mich<br />
als Richter der ordentlichen Gerichtsbarkeit schon darauf<br />
freue, wieder in eine Zivilkammer wechseln zu dürfen.<br />
Viele meiner Mitstudenten haben während des Studiums<br />
oder unmittelbar danach den Schritt ins Ausland gewagt,<br />
sei es für ein Auslandssemester oder für einen LL.M. Ich<br />
habe mir immer gedacht, dass ich das später noch machen<br />
kann, und den Fokus eher daraufgelegt, schnell fertig zu<br />
werden. Durch das weitere Aufbaustudium/den Verbesserungsversuch<br />
wollte ich keine weitere Zeit verlieren und<br />
habe meine Ausbildung mit dem Referendariat unmittelbar<br />
fortgesetzt. Der Wunsch, doch noch ins Ausland zu<br />
gehen, stand dem Willen entgegen, endlich praktisch zu<br />
arbeiten. Aus heutiger Sicht bereue ich, mich um die Auslandserfahrung<br />
– die zu einer Ausbildung in der Breite<br />
dazugehört – gebracht zu haben.<br />
Welcher Lerntyp bin ich?<br />
<strong>Jur</strong>a zu studieren bedeutet auch, zu lernen. Aber wie lerne<br />
ich? Ich hatte das Glück, für die Schule nie wirklich etwas<br />
machen zu müssen. Das war im Studium anders. Die Anwesenheit<br />
in der Vorlesung alleine versetzte mich nicht<br />
mehr in die Lage, eine Prüfung zu bestehen. Dies lag nicht<br />
nur an der Neuheit des Stoffs, sondern auch an der Art der<br />
Klausuren. Anders als in der Schule musste das Erlernte<br />
auf einen vorgegebenen Sachverhalt übertragen und damit<br />
praktisch angewendet werden. Zudem bestand die<br />
Herausforderung, dies im Gutachtenstil zu formulieren<br />
und nach fest vorgegebenen Prüfungsreihenfolgen abzuarbeiten.<br />
Während des Studiums habe ich vieles ausprobiert:<br />
u.a. Karteikarten, Lerngruppen, Skripte, Lehrbücher.<br />
Erst im Referendariat habe ich entdeckt, wie ich – ganz<br />
persönlich – wirklich effektiv lerne. Ich würde mich als den<br />
übenden, mit sich selbst sprechenden „Wiederholer“ bezeichnen:<br />
So hat es mir im Referendariat sehr geholfen,<br />
fast jede Woche eine alte Examensklausur zu schreiben,<br />
die durch das Landgericht gestellt, kontrolliert und besprochen<br />
wurde. Das war anfangs eher frustrierend. Auf die<br />
Dauer hat es mich jedoch nach vorn gebracht, da z.B. deutlich<br />
wurde, dass letztlich immer wieder ähnliche Strukturen<br />
abverlangt wurden. Auch das richtige Formulieren fiel<br />
mir mit der Zeit leichter. Wäre ich mir dessen früher bewusst<br />
gewesen, hätte ich bei den Examensvorbereitungen<br />
im Studium einen viel größeren Fokus auf das Klausurenschreiben<br />
gelegt. Mit der Zeit habe ich auch entdeckt, dass<br />
ich gut lerne bzw. Sachen gut entwickeln kann, wenn ich<br />
Dinge laut denke. So fiel es mir leicht, z.B. beim Joggen<br />
zuvor Angesehenes im Kopf laut zu wiederholen.<br />
Das richtige Lernen und die damit verbundenen Stärken<br />
und Schwächen begleiten mich heute noch. Noch heute<br />
erschließe ich mir Unbekanntes besser anhand eines konkreten<br />
Falles, indem ich in den einschlägigen Datenbanken<br />
nach ähnlichen Fällen schaue. Ebenso denke ich für mich<br />
laut, z.B. habe ich mich im Selbstgespräch auf das Assessmentcenter<br />
vorbereitet, in dem ich mir mögliche Fragen<br />
selbst beantwortet habe. Auch eine Rede, die ich kürzlich<br />
im beruflichen Kontext halten musste, habe ich im Selbstgespräch,<br />
durch wiederholtes Durchgehen möglicher Sätze<br />
erarbeitet.<br />
Meine eingangs geschilderte Gesamtbewertung des Studiums<br />
erscheint mir auf den zweiten Blick doch abwandlungsbedürftig:<br />
„Gut, dass ich durchgehalten habe!“ Letztlich<br />
steht heute – nach einer Findungsphase inklusive<br />
eines mehrjährigen Ausfluges in die Anwaltschaft – die<br />
große Freude über die ausgeübte richterliche Tätigkeit.<br />
Zur Person<br />
Tom Karl Soller ist seit Januar 2017 Richter und im März 2020<br />
zum Richter am Landgericht in Dortmund ernannt worden.<br />
Das erste Staatsexamen legte er an der Universität Leipzig<br />
ab. Dem schloss sich ein Master-Aufbaustudium (Medizin-Ethik-Recht)<br />
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />
an. Sein Referendariat absolvierte er in Erfurt mit<br />
Wahlstation in Bonn. Vor dem Eintritt in den Richterdienst<br />
war er 6 Jahre u.a. in Berlin in verschiedenen im Bereich des<br />
Medizinrechts spezialisierten Kanzleien tätig.<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 7
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Simon Haug<br />
Auf die Noten kommt es an,<br />
aber nicht nur<br />
Simon Haug studierte an den Universitäten Bayreuth, Lausanne und München. Heute ist er Leiter des Zentralbereichs Personal<br />
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er hat fünf Empfehlungen aufgeschrieben, von denen er sich rückblickend gewünscht<br />
hätte, sie zu Beginn des Studiums gekannt zu haben.<br />
© Michael Wolf<br />
Lernen zu lernen<br />
Ich habe leider die ersten Semester damit verloren, für die<br />
<strong>Jur</strong>a-Klausuren so zu lernen, wie ich auf Klausuren in der<br />
Schule gelernt habe. Erst ungefähr ein Jahr vor dem Staatsexamen<br />
habe ich mich damit beschäftigt, wie ich wirklich<br />
gut und nachhaltig lerne und wie es mir insbesondere<br />
gelingt, den Stoff in der Drucksituation Examen abzurufen.<br />
Ich musste also erst einmal lernen, für das <strong>Jur</strong>a-Studium<br />
zu lernen.<br />
Für mich war wichtig, Dinge wie Aufbauschemata, wichtige<br />
Definitionen, einleitende Formulierungen und auch<br />
Standardprobleme „im Schlaf“ zu beherrschen, um in der<br />
Klausur auf ein solch umfassendes Präsenzwissen zurückgreifen<br />
zu können, dass ich ausreichend Zeit für die Herausforderungen<br />
des Falles habe. Da ich ein eher auditiver<br />
Lerntyp bin, habe ich mir selbst die Formulierungen aufgenommen<br />
und, wenn ich Zeit hatte, selbst vorgespielt.<br />
Ich habe auch bewusst sehr viel Zeit in Wiederholungen<br />
investiert, meine Routine zu Beginn und Ende eines Lerntags<br />
waren kleine Tests, in denen ich nach einem bestimmten<br />
Ablauf das Gelernte des Vortags, der Vorwoche und<br />
des Vormonats wiederholt habe.<br />
Zum Lernen gehört auch das Thema Selbstfürsorge. Man<br />
muss für sich selbst herausfinden, wie viele Pausen und<br />
vor allem wieviel Schlaf man benötigt und wie hoch die<br />
wöchentliche Lernzeit sein kann, damit die Aufnahme des<br />
Stoffs optimal ist. Gleiches gilt für Sport, gesunde Ernährung,<br />
soziale Kontakte, Reisen und Dinge, die man nur für<br />
sich tut. Und – vielleicht der für mich wichtigste Tipp – den<br />
Fernseher und andere unnötige Zeitfresser aus Ihrem Alltag<br />
verbannen, um Zeit zu gewinnen für diejenigen Dinge,<br />
die wirklich wichtig sind.<br />
Alles ist Schall und Rauch,<br />
wenn die Note nicht passabel ist<br />
Eine der brutalsten Wahrheiten im <strong>Jur</strong>a-Studium lautet:<br />
Ohne eine wenigstens passable Note im Staatsexamen ist<br />
sehr vieles Schall und Rauch, insbesondere wenn man als<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 9
Richter oder in einer Großkanzlei arbeiten möchte. Die<br />
beeindruckendste Sammlung an Seminararbeiten und<br />
extracurricularer Arbeit ist oftmals sehr wenig wert, wenn<br />
sie auf Kosten eines guten Staatsexamens gegangen ist.<br />
Daher gilt es, alle Anstrengungen darauf zu richten, dass<br />
die Endnote so gut ist wie möglich.<br />
Mit dieser Erkenntnis würde ich rückblickend wie folgt<br />
vorgehen: die kleinen Scheine dafür nutzen, mir die juristische<br />
Terminologie und eine gute Grundstruktur anzueignen<br />
sowie eine bestmögliche Gutachtentechnik zu beherrschen.<br />
Außerdem würde ich versuchen, die Standardfälle<br />
und Probleme zu erlernen, wenn möglich schon in examensrelevanter<br />
Aufbereitung. Für mich hilfreich waren die<br />
„Prüfe dein Wissen“-Bücher, die man gut auf Reisen oder<br />
beim Wandern mitnehmen kann.<br />
Nach Abschluss des Grundstudiums würde ich mich weniger<br />
darauf konzentrieren besonders gute „große Scheine“<br />
zu machen, sondern vielmehr direkt und gerne so früh wie<br />
möglich in die Examensvorbereitung einzusteigen. Also<br />
schon sehr früh mit Fünf-Stunden-Klausuren zu beginnen,<br />
gegebenenfalls. bereits nach dem vierten oder fünften<br />
Semester ein an der Universität angebotenes oder ein<br />
kommerzielles Repetitorium zu besuchen.<br />
Ich selbst habe sowohl das Universitäts-Repetitorium als<br />
auch ein kommerzielles Repetitorium besucht; die unterschiedlichen<br />
Herangehensweisen empfand ich hilfreich und<br />
eine sinnvolle Ergänzung. Ebenso habe ich ca. 18 Monate<br />
vor meinem Freischuss damit begonnen, mindestens zwei<br />
Klausuren pro Woche zu schreiben.<br />
Niemals sollte man die mündliche Prüfung unterschätzen,<br />
diese zählt je nach Prüfungsordnung auch sehr ordentlich<br />
in die Endnote ein. Ich kann nur anregen, sich schon früh<br />
in der Kunst zu üben, juristische Argumente mündlich vorzutragen.<br />
Am besten tut man dies in einer Lerngruppe, in<br />
der man sich gegenseitig abfragen und Probleme diskutieren<br />
kann. Ganz idealerweise hat man die Chance, selbst<br />
Tutor zu sein, juristische Übungen zu leiten oder Klausuren<br />
zu korrigieren.<br />
Ein guter Lebenslauf ist mehr<br />
als eine gute Examensnote<br />
Dies scheint auf den ersten Blick dem Vorgesagten zu widersprechen.<br />
Aber ich kann als Personaler versichern, dass<br />
die Note ein wichtiges, aber nicht das allesentscheidende<br />
Kriterium ist, warum man sich für einen Kandidaten entscheidet.<br />
Vielmehr muss die Person irgendetwas Interessantes<br />
im Lebenslauf aufweisen und man das Gefühl<br />
haben, dass man es mit jemandem zu tun hat, mit dem<br />
man gerne zusammenarbeitet. Sehr positiv wird in der<br />
Regel bewertet, wenn man sich ehrenamtlich engagiert<br />
hat, entweder im Sportverein, bei sozialen Einrichtungen<br />
oder einen interessanten Nebenjob hat.<br />
Ebenso fand ich es für mich persönlich sehr bereichernd,<br />
Zeit in mich selbst zu investieren, sei es in Seminaren zur<br />
Mediation, zu Verhandlungstechniken oder mit dem Erlernen<br />
einer neuen Sprache. Ich kann jeden nur ermutigen,<br />
sich in studentischen Gruppen oder Debattierclubs zu<br />
engagieren oder an Moot Courts teilzunehmen. Diese Erfahrungen<br />
schärfen die Argumentationsfähigkeit und<br />
lehren einen, unter Druck überzeugend zu kommunizieren<br />
– eine unschätzbare Fähigkeit für jeden <strong>Jur</strong>isten.<br />
Ausland und andere Studienorte<br />
Eine der besten Entscheidungen meines Lebens war es, ein<br />
Auslandssemester zu machen und an verschiedenen Universitäten<br />
zu studieren. Ich habe allein durch den Studienortwechsel<br />
neue Impulse erhalten, neue Freundschaften<br />
geschlossen und gelernt, mit neuen Herausforderungen<br />
umzugehen. Auch das Auslandssemester war für mich in<br />
menschlicher und fachlicher Hinsicht eines der besten<br />
Dinge während des Studiums. Nicht nur lernt man andere<br />
(Rechts-) Kulturen und eine neue (juristische) Sprache<br />
kennen. Man lernt auch eine andere Form des Lernens und<br />
Aufbereitens und auch des Argumentierens kennen.<br />
Finde einen Mentor<br />
Diesen Tipp habe ich leider erst nach meinem Studium<br />
wertzuschätzen gelernt: Finden Sie einen Mentor, jemanden,<br />
mit dem man sich über das Studium und das, was<br />
danach kommt, austauschen kann, jemanden, der einen<br />
inspiriert und Orientierung geben kann. Ein Mentor bietet<br />
nicht nur wertvolle Einblicke in die juristische Praxis, sondern<br />
kann auch bei der persönlichen und beruflichen Entwicklung<br />
helfen.<br />
Nur woher nehmen, wenn nicht stehlen? Seien Sie nicht<br />
scheu und halten Sie Ausschau nach Dozenten, Anwälten<br />
oder Richtern, die Ihnen diesbezüglich geeignet erscheinen.<br />
Sie werden erstaunt sein, aber viele Menschen sind bereit<br />
zu helfen oder zu unterstützen, Sie müssen nur fragen.<br />
Zur Person<br />
Dr. Simon Haug ist Leiter des Zentralbereichs Personal der<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH in Frankfurt. Sein<br />
Studium der Rechtswissenschaften absolvierte er an den<br />
Universitäten Bayreuth, Lausanne und München.<br />
Die Promotion erfolgte an der Universität Konstanz, das<br />
Referendariat am OLG Schleswig mit Stationen in Lübeck,<br />
Hamburg, München und Frankfurt. Simon Haug ist Vorsitzender<br />
der Arbeitsgemeinschaft für Verlagsjustitiare.<br />
10<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong>
DEIN STAATSEXAMEN.<br />
DEIN JURCASE.<br />
DEINE ENTSCHEIDUNG.<br />
DIE NUMMER 1 BEI DER VERMIETUNG VON<br />
GESETZESTEXTEN UND KOMMENTAREN!<br />
DEIN EXKLUSIVER<br />
RABAT T-CODE:<br />
SJ5EURO<br />
WWW.JURCASE.COM
Sarah Settele<br />
Highlights und Lowlights<br />
des <strong>Jur</strong>astudiums<br />
Es ist noch keine <strong>Jur</strong>a-Meisterin oder <strong>Jur</strong>a-Meister vom Himmel gefallen. Vielmehr prägt einen das <strong>Jur</strong>astudium, einen langen<br />
Atem haben zu müssen und auch scheitern zu können. Sarah Settele, Anwältin und YouTuberin, studierte an der Universität<br />
Regensburg. Sie berichtet, welche Strategien helfen und wie man sich trotz aller Herausforderungen motivieren kann.<br />
© Privat<br />
Dass man im <strong>Jur</strong>astudium viel lernen muss, viel Zeit investiert<br />
und am Ende doch oft nur 4 von 18 Punkten erhält,<br />
war mir bekannt. Schon als Kind war ich fest entschlossen,<br />
<strong>Jur</strong>a zu studieren und habe mich daher bis zum Abitur<br />
beispielsweise durch Praktika oder durch Nachfragen bei<br />
Studenten entsprechend über das Studium informiert,<br />
sodass mich nichts mehr überraschen würde. Mit einer<br />
hohen Frustrationstoleranz, Spaß an der <strong>Jur</strong>isterei und den<br />
ersten Rechtskenntnissen aus dem Wirtschaft- und Recht-<br />
Kurs der Schule gewappnet, dachte ich, ich könne nicht<br />
besser vorbereitet sein... und habe mich sowas von geirrt.<br />
Damit andere nicht die gleichen Fehler machen, hier meine<br />
„Lowlights“:<br />
Nicht blind Literatur kaufen<br />
Was man im Vorfeld vielleicht wirklich (noch) nicht wissen<br />
kann: Welcher Lerntyp bin ich? Denn die persönlich richtige<br />
Lernmethode kann sich im <strong>Jur</strong>astudium ganz anders<br />
darstellen als die Vorbereitung auf das Abitur. Lernt man<br />
am besten mit Karteikarten? Wälzt man gerne dicke Lehrbücher,<br />
um sich daraus eigene Zusammenfassungen zu<br />
schreiben? Übt man lieber an Fällen oder studiert man<br />
lieber theoretisch?<br />
Zu Beginn jedes Semesters wird in der Regel von den Dozenten<br />
Lernmaterial angepriesen. Hochmotiviert, wie ich<br />
war, habe ich sämtliche von den Professoren empfohlene<br />
Literatur gekauft. Das war tatsächlich kostspielig und im<br />
Nachhinein völlig unnötig. Reihenweise dicke Lehrbücher<br />
habe ich mir angeschafft; nur um dann festzustellen, dass<br />
ich mit solchen Büchern überhaupt nicht zurechtkomme<br />
und viel lieber mit kurzen Skripten und dazu passenden<br />
Fallsammlungen lerne. Im Nachhinein würde ich mich<br />
zuerst an die verschiedenen Lernmaterialien „herantasten“.<br />
Ich würde nicht mehr direkt kaufen, sondern erst<br />
verschiedenste Arten von Skripten, Fallsammlungen und<br />
Büchern in der Bibliothek ausleihen und ausprobieren, wie<br />
gut ich damit arbeiten kann.<br />
Ein Lern-System anlegen<br />
Wenn man dann für sich festgestellt hat, mit welchen<br />
Materialien man am besten an das erforderliche Wissen<br />
kommt, stellt sich als nächstes die Frage, wie man die Unmengen<br />
an Lehrstoff behalten soll. Es braucht ein System.<br />
Die Betonung liegt meiner Meinung nach auf EIN System.<br />
Empfohlen wird oft, den Stoff immer mehr zu komprimieren<br />
und zu wiederholen, bis man ihn mühelos anderen<br />
vermitteln kann. Ich habe tatsächlich über das ganze Stu-<br />
12<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong>
dium hinweg allerdings jedes Rechtsgebiet in verschiedenster<br />
Weise aufbereitet: DIN A4-Ordner mit schriftlichen<br />
Zusammenfassungen, gekaufte Karteikarten,<br />
digitale Exzerpte, selbst geschriebene Karteikarten etc.<br />
Dabei habe ich unnötig Zeit verschwendet. Besser wäre es,<br />
sich auf ein System festzulegen und nur noch anhand dieses<br />
Systems für die Scheine und letztlich für das Examen<br />
zu wiederholen. Das kann und darf sich auch von allem<br />
unterscheiden, was die Kommilitonen für richtig halten.<br />
Im Übrigen ist nicht jeder für das Lernen in der Bibliothek<br />
oder in einer Lerngruppe gemacht, auch wenn das gefühlt<br />
alle anderen so betreiben. Entscheidend ist es, zu hinterfragen<br />
und seinen eigenen Weg zu finden.<br />
Mehr Fokus auf die „Basics“<br />
Wenn man sich vor Augen führt, was man bis zum Examen<br />
alles beherrschen soll, kann einem schwindelig werden.<br />
Da kann es schon passieren – jedenfalls ist es mir so ergangen<br />
– sich zu „verzetteln“ und zu viel Zeit mit Meinungsstreitigkeiten<br />
und dem 100. Detailproblem zu verbringen.<br />
Am Ende ist unklar, ob man im Examen mit etwas<br />
Bekanntem konfrontiert wird, oder das Gefühl hat, jemand<br />
hat sich einen Scherz erlaubt und ein Rechtsproblem frei<br />
erfunden, das es bis dahin noch überhaupt nicht gab. Da<br />
nützt einem das auswendig gelernte Detailproblem wenig<br />
weiter. Vielmehr muss das grundlegende Handwerkszeug<br />
sitzen. Der Fokus sollte daher beim Lernen immer auf dem<br />
Grundsätzlichen liegen. Wenn die „Basics“ sitzen, kann<br />
einen nicht mehr viel erschrecken. Man arbeitet am Gesetz<br />
(bei völlig Unbekanntem stürzt man sich eben auf die „Idiotenwiese“<br />
= Inhaltsverzeichnis), subsumiert und kommt<br />
zu einem (möglichst vertretbaren) Ergebnis.<br />
Freizeit erhalten<br />
Gerade in der Examensvorbereitung wird einem oft vermittelt,<br />
dass außer dem Lernen NICHTS mehr im Leben<br />
Platz haben darf. Wer es wagt, sich nach dem Lernen noch<br />
mit Freunden zu treffen, habe offenbar den Ernst der Lage<br />
nicht erkannt. Ich habe in meiner Examensvorbereitung<br />
mein Privatleben nie völlig eingeschränkt. Ich erinnere<br />
mich an eine Bemerkung eines Dozenten im Referendariat,<br />
der beiläufig mitbekommen hatte, dass ich abends für<br />
Freunde gebacken hatte. Der Dozent war verblüfft und<br />
erklärte mir, ich sei aber mutig und müsse ja Zeit haben<br />
vor dem Examen. Diese Anmerkung fand ich damals wie<br />
heute völlig albern. Vielleicht war der Dozent auch nur<br />
neidisch, weil er keine Nussecke abbekommen hat, wer<br />
weiß. Im Nachhinein würde ich mir hier sogar noch mehr<br />
Ausgleich gönnen. Man ist nur eine bestimmte Anzahl an<br />
Stunden am Tag aufnahmefähig, 24/7 Lernen ist unmöglich.<br />
Wer sich weiter Zeit für Sport, Freunde und ganz banales<br />
Ausruhen erhält, dürfte meiner Meinung nach nicht<br />
nur glücklicher, sondern auch leistungsfähiger durch die<br />
Examensvorbereitung kommen.<br />
An jedem Scheitern wächst man<br />
Und wenn es am Ende nicht in jeder Klausur zum Bestehen<br />
reicht, sogar ein Examensversuch scheitern sollte, geht die<br />
Welt nicht unter. Das lässt sich heute natürlich leicht sagen.<br />
Ich erinnere mich sehr gut, wie viel Druck uns Studenten<br />
gemacht wurde – ob bewusst oder unbewusst. Ohne<br />
Prädikatsnote könne man „nur“ Taxifahrer werden. Wer<br />
das Examen nicht bestehe, fange als Abiturient (evtl. mit<br />
Führerschein) wieder völlig bei 0 an und hat in der Regel 5<br />
Jahre seines Lebens „verschwendet“. Na, wenn das nicht<br />
motiviert.<br />
Für mich war es damals daher das schlimmste denkbare<br />
Szenario, den ersten scharfen Versuch (1. StEx) nur knapp<br />
nicht bestanden zu haben. Zu meiner turbulenten Examensgeschichte<br />
habe ich übrigens ein Video auf meinem<br />
Youtube-Kanal „Suspectaria" erstellt. Ich habe nochmals<br />
1,5 Jahre in die Examensvorbereitung investiert und mich<br />
dabei wie ein Versager gefühlt. Nachdem beide Staatsexamen<br />
bestanden sind und ich seit Jahren leidenschaftlich<br />
als Rechtsanwältin inzwischen in meiner eigenen Kanzlei<br />
arbeite, bin ich überzeugt, dass genau dieses erste Scheitern<br />
mich extrem hat wachsen lassen. Wie ich hier an Resilienz<br />
gewonnen habe, hat mich z.B. das zweite Staatsexamen<br />
nahezu entspannt erleben lassen und mich meine weitere<br />
Laufbahn hindurch getragen. Rückblickend war es ein Fehler,<br />
sich selbst zu geißeln und ein Scheitern als Katastrophe<br />
und nicht auch als Chance zu sehen. Es wird zu viel Angst<br />
vor Fehlern gemacht. Dabei sind genau diese wichtig, um<br />
am Ende unser Potenzial wirklich ausschöpfen zu können.<br />
Deswegen zu guter Letzt: „Erfolg ist die Fähigkeit, von einem<br />
Misserfolg zum anderen zu gehen, ohne seine Begeisterung<br />
zu verlieren.“ (Winston Churchill)<br />
Zur Person<br />
Sarah Settele studierte Rechtswissenschaften und absolvierte<br />
ihr Referendariat in Regensburg. Seit 2018 betreibt<br />
Sie den Kanal „Suspectaria“ auf Youtube und Instagram<br />
für (angehende) <strong>Jur</strong>isten, um einen ehrlichen Einblick in<br />
das <strong>Jur</strong>astudium und den Alltag als Anwalt zu geben. Im<br />
Jahr 2020 gründete sie ihre eigene Kanzlei in Krumbach<br />
(Schwaben) und ist überwiegend im Arbeitsrecht tätig.<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 13
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Thomas Kahn<br />
Do Your Own Research: Mit Eigeninitiative<br />
zur optimalen Lernstrategie<br />
Thomas Kahn hat an der JGU Mainz <strong>Jur</strong>a studiert und in Berlin sein zweites Staatsexamen abgelegt. In diesem Beitrag präsentiert<br />
er einige Lehren aus seinem Studium, in der Hoffnung, denjenigen, die noch am Anfang stehen, ein gewisses Maß<br />
an Leid und Verwirrung zu ersparen. Dafür ist die Auseinandersetzung mit der empirischen Lernpsychologie entscheidend.<br />
© privat<br />
Das zentrale Problem für den Erfolg in unserem Studium<br />
besteht darin, eine kaum überschaubare Menge an Wissen<br />
über Jahre zu behalten. Es ist nicht die Fähigkeit, sich den<br />
Stoff möglichst schnell einzuverleiben oder ihn zu verstehen.<br />
Der Flaschenhals ist das Im-Kopf-Behalten, das Verhindern<br />
des Vergessens einer größeren Menge an Wissen über<br />
einen längeren Zeitraum. Dafür gilt es primär eine Lösung<br />
zu finden.<br />
Es macht einen gewaltigen Unterschied, wie du das Thema<br />
Lernen angehst. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen<br />
Ansätzen sind ähnlich groß wie zwischen einem<br />
manuellen Schraubenzieher und einem Akkuschrauber.<br />
Mit den richtigen Werkzeugen ist es tatsächlich möglich,<br />
Wissen von Anfang an langfristig zu behalten – anstatt das<br />
meiste in den Semesterferien wieder zu vergessen und<br />
dann in der Examensvorbereitung quasi bei null anzufangen.<br />
Um dieses Schicksal zu vermeiden, ist es eben sinnvoll,<br />
von Anfang an die richtigen Werkzeuge einzusetzen.<br />
Man könnte nun naiv annehmen, dass dir diese überlegenen<br />
Ansätze an der Uni gleich zu Beginn beigebracht werden,<br />
aber das ist nicht der Fall. In der Studentenschaft haben<br />
sie in den letzten zehn Jahren organisch eine gewisse<br />
Popularität erlangt, aber viele haben ihren Nutzen auch<br />
heute noch nicht erkannt. Darin liegt eine Chance für diejenigen,<br />
die sich die Mühe machen, selbst nach effektiven<br />
Lernmethoden zu suchen.<br />
Fündig wird man insofern, meiner Erfahrung nach, eher im<br />
außerjuristischen Bereich, da juristische Lernratgeber und<br />
Blogposts oft daran kranken, dass sie nur das überlieferte<br />
kollektive Wissen, „wie man eben <strong>Jur</strong>a lernt“ wiedergeben,<br />
ohne sich näher mit den Ergebnissen der empirischen Lernpsychologie<br />
auseinanderzusetzen. Ein Beispiel dafür: Die<br />
Lerntypentheorie – ein Ansatz, der in der seriösen Lernforschung<br />
seit langem als widerlegt gilt – wird in unserem Fach<br />
weiterhin gerne als gesichertes Faktum präsentiert. Umgekehrt<br />
wird oft nicht klar herausgestellt, dass es andere<br />
Phänomene (wie den spacing effect und den testing effect)<br />
gibt, die über eine hervorragende Evidenzbasis verfügen.<br />
Ein weiterer Hinweis: Was Professoren zum Thema Lernen<br />
sagen, ist aus meiner Sicht oft performativ. Wenn wieder<br />
einmal auf das „stupide“ Auswendiglernen geschimpft<br />
wird, das doch unbedingt durch Verstehen ersetzt werden<br />
sollte, ist es wert, sich zu fragen: Geht es demjenigen gerade<br />
vielleicht nur darum, seine Überlegenheit zur Schau zu<br />
stellen, weil er solche simplen Techniken nicht nötig hatte?<br />
Aus meiner Sicht handelt es sich dabei um ein Paradebeispiel<br />
für luxury beliefs.<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 15
Woran erkennst du also, welche Lerntipps wirklich nützlich<br />
sind? Dafür würde ich die folgenden Indizien nennen (ohne<br />
Anspruch auf Vollständigkeit):<br />
1. Sie enthalten konkrete, anwendbare Schritte, wie du vorgehen<br />
sollst, anstatt nur wohlklingender Phrasen, bei<br />
denen unklar ist, wie du sie in deinen Lernalltag integrierst.<br />
2. Sie lassen sich ohne großen Aufwand ausprobieren. Tu das<br />
und vergleiche: Lernst du besser, wenn du diesem Ansatz<br />
folgst oder kostet er nur Zeit?<br />
3. Sie verweisen für ihre Wirksamkeit auf empirische<br />
Studien. (Deren Lektüre empfiehlt sich dann natürlich<br />
ebenfalls.)<br />
4. Sie wurden dir von jemandem empfohlen, der eine Leistungssteigerung<br />
erfahren hat, die er auf diese Techniken<br />
zurückführt. Hier lohnt es sich tendenziell noch genauer<br />
hinzuhören als bei jemandem, der schon immer gut war,<br />
egal, welche Techniken er angewandt hat.<br />
Popularität ist hingegen nicht unbedingt ein gutes Kriterium<br />
für die Nützlichkeit eines Ansatzes. Dass eine Technik<br />
Sinn ergibt und anderen im objektiven Vergleich überlegen<br />
ist, bedeutet leider nicht zwangsläufig, dass sie sich auch<br />
universell durchsetzt. Die Geschichte der Lernpsychologie<br />
ist voll von verpassten Chancen. Bereits 1988 erschien im<br />
American Psychologist ein Aufsatz mit dem Titel: The spacing<br />
effect: A case study in the failure to apply the results of psychological<br />
research. Geh also nicht automatisch davon aus,<br />
dass die Standardherangehensweise auch die beste ist,<br />
sondern mach dir deine eigenen Gedanken und vor allem<br />
scheue dich nicht davor, auszuprobieren, auszuprobieren,<br />
auszuprobieren und zu vergleichen, was funktioniert.<br />
Ein Wort zur Studienliteratur in unserem Fach: Verfasser<br />
von Lehrbüchern schreiben meist aus Expertenperspektive<br />
und tun sich oft schwer damit, sich in die Lage eines Anfängers<br />
hineinzuversetzen, der noch keine Ahnung von<br />
dem zu vermittelnden Stoff hat. Anstatt zunächst die Basics<br />
eines Rechtsgebiets überblicksartig zu erläutern, sind<br />
die meisten Lehrbücher und Skripte so aufgebaut, dass sie<br />
zunächst Thema 1 in extremem Detail abhandeln, dann<br />
Thema 2, dann Thema 3 usw. Das führt dazu, dass man oft<br />
erst am Ende einen wirklichen Überblick erlangt. Die bis<br />
dahin bestehende Verwirrung könnte durch ein anderes<br />
Vorgehen möglicherweise reduziert werden; wichtig für<br />
dich ist jedenfalls, dass du deshalb nicht gleich an dir zweifeln<br />
musst. Die meisten von uns sind mit diesem Gefühl<br />
ebenfalls intim vertraut.<br />
Nichts geht über die Basics. Nicht jede Information in unserem<br />
Fach ist gleich wichtig. Eine vergleichsweise kleine<br />
Menge an Stoff ist überproportional relevant – sowohl<br />
für das eigene Verständnis als auch für die Ergebnisse im<br />
Examen. Das ist sowohl das Ergebnis meiner eigenen Examenserfahrungen<br />
als auch eine Einschätzung, die in den<br />
Interviews, die ich mit guten Absolventen geführt habe,<br />
immer wieder vorkommt. Die meisten Klausuren scheitern<br />
nicht daran, dass der Verfasser irgendein neues Urteil nicht<br />
gelesen hat, sondern an mangelnder Grundlagenkenntnis.<br />
Diese gilt es vor allem anderen aufzubauen. Ein Bonus davon:<br />
Durch die Konzentration auf das Basiswissen wird die<br />
Stoffmenge überhaupt erst beherrschbar.<br />
Was sind nun die überlegenen Lernwerkzeuge, von denen<br />
ich oben gesprochen habe? Vor dem Hintergrund, dass das<br />
Hauptproblem in unserem Fach eben darin liegt, große Wissensmengen<br />
langfristig zu behalten, lautet die Antwort aus<br />
meiner Sicht: Anki in Verbindung mit den <strong>Jur</strong>a-Vorlagen.<br />
Dafür würde ich folgende Argumente anführen:<br />
1. Alles Wissen – auch solches, das du verstanden hast –<br />
muss wiederholt werden, anderenfalls wirst du es wieder<br />
vergessen. Use it or lose it.<br />
2. Es gibt keine bessere Möglichkeit, juristisches Wissen<br />
langfristig zu wiederholen als Anki, erweitert um die<br />
Funktionen der <strong>Jur</strong>a-Vorlagen: Anki selbst verfügt über<br />
einen modernen Wiederholungsalgorithmus. Die <strong>Jur</strong>a-Vorlagen<br />
ermöglichen es, den Lernstoff in kleine, überschaubare<br />
Portionen aufzuteilen und getrennt abzufragen.<br />
Beides zusammen bewirkt, dass das Programm<br />
berechnen kann, welche Informationen du bereits wie gut<br />
beherrschst und wann du sie wiederholen solltest, um sie<br />
nicht zu vergessen. Wenn du das tust und Anki regelmäßig<br />
nutzt, kannst du dir sicher sein, dass du alles Gelernte im<br />
Kopf behältst. Elegant ist daran, dass du dich immer nur<br />
mit solchem Wissen beschäftigst, das du sonst bald wieder<br />
vergessen würdest. Verglichen mit einer Wiederholung<br />
nach Themenblöcken (z.B. BGB AT) ist das um ein<br />
Vielfaches effizienter, weil du bei letzterer natürlich auch<br />
immer einiges wiederholst, das du noch gut beherrschst.<br />
Ein Tipp zum Schluss: Während viele betonen, wie wichtig<br />
die Nachbereitung von Vorlesungen ist, verspricht deren<br />
Vorbereitung aus meiner Sicht einen wesentlich größeren<br />
Return on Investment. Wer bereits mit Vorwissen an einer<br />
Vorlesung teilnimmt, hat wesentlich mehr davon, weil er<br />
neue Informationen in ein bereits bestehendes Wissensnetz<br />
einfügen kann und bereits Bekanntes noch einmal in<br />
einem anderen Kontext hört. Ggf. ist man sogar dazu in der<br />
Lage mitzuarbeiten, was die Erinnerung daran ebenfalls<br />
zusätzlich verstärkt. Ein kurzes Skript bereits vor Vorlesungsbeginn<br />
in Anki einzugeben, kann daher überraschend<br />
lohnenswert sein.<br />
Dieser Text kann vieles nur anreißen, das es wert wäre, weiter<br />
ausgeführt zu werden, aber er enthält einige Punkte,<br />
die mich damals irritiert haben und die ich mir erst später<br />
erklären konnte. Falls er dir dabei hilft, diese Herausforderungen<br />
besser zu meistern, freue ich mich. Viel Erfolg in<br />
unserem interessanten Studiengang!<br />
Zur Person<br />
Thomas Kahn hat sich mit Anki erfolgreich auf das erste<br />
und zweite Staatsexamen vorbereitet (Noten: gut und<br />
vollbefriedigend). Er ist Autor der Basiskarten <strong>Jur</strong>a sowie<br />
des Lernratgebers Lernapotheke für <strong>Jur</strong>isten.<br />
16<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong>
Katharina Lutz<br />
Den eigenen Rhythmus finden<br />
Katharina Lutz, heute Dezernentin in der Landesverwaltung NRW, studierte <strong>Jur</strong>a an der Ruhr-Universität Bochum. Sie empfiehlt<br />
das <strong>Jur</strong>a-Studium achtsam zu bestreiten. Es nützt niemandem, wenn einem die Motivation oder gar die Puste ausgeht.<br />
Als Schlüssel für ein gelungenes Studium sieht sie den Aufbau und die Pflege wertvoller Beziehungen innerhalb und außerhalb<br />
der Universität sowie eine gute Grundlagenarbeit, vom Beginn des Studiums bis hin zum Examen.<br />
...<br />
© privat<br />
„See it as a working day.“ Diesen Tipp gab mir mein Dozent<br />
für Phonetik und Phonologie (Ja, so etwas studieren Leute!)<br />
im ersten Semester des Anglistik-Studiums. Im späteren<br />
<strong>Jur</strong>a-Studium kramte ich seinen Ratschlag zur Bewältigung<br />
des Lernpensums wieder aus meinem Gedächtnis<br />
hervor und versuchte, ihn zu beherzigen. Kaum etwas lag<br />
doch näher, als das Studium wie einen „echten“ Beruf anzugehen<br />
und dementsprechend acht bis zehn Stunden am<br />
Tag zu lernen. Doch begriffen, was mein Dozent meinte,<br />
habe ich erst, als es nahezu zu spät war. Erst in der letzten<br />
Phase der Examensvorbereitung, als ich kaum noch Energie<br />
hatte, mich überhaupt in die Bibliothek zu schleppen,<br />
dämmerte es mir: Der damalige Dozent wollte mir wohl<br />
nicht sagen, ich solle jeden Tag acht bis zehn Stunden am<br />
Schreib- oder Bibliothekstisch sitzen, ob ich die Muße dafür<br />
hätte oder nicht.<br />
Die Lage selbst gestalten<br />
Allerspätestens seit meinem Berufseinstieg weiß ich: Innerhalb<br />
eines Arbeitstages gibt es mehrere Hochs und<br />
Tiefs, in denen man mehr beziehungsweise weniger aufnahmefähig<br />
ist. Vor allem ist die Motivation nicht jeden<br />
Tag gleich hoch, die Tage verlaufen niemals gleich, und das<br />
ist völlig in Ordnung. Daher rate ich Ihnen vor allem: Finden<br />
Sie Ihren Rhythmus und viel wichtiger: Hören Sie auf<br />
ihn. Es schadet nicht, insbesondere in der ganz heißen<br />
Phase der Examensvorbereitung, von einem Lerntag auszugehen,<br />
der acht oder zehn Stunden umfasst. Wenn Sie<br />
allerdings nach fünf Stunden Büffelei erschöpft vom Stuhl<br />
fallen, ist damit niemandem geholfen – am allerwenigsten<br />
Ihnen. Sinnvoller wäre es, den Blick zu weiten und diese<br />
acht bis zehn Stunden mit allem zu füllen, was Ihrem Lernfortschritt<br />
dienlich sein kann. Sie lesen Tageszeitung?<br />
Hören <strong>Jur</strong>a-Podcasts? Nichts spricht dagegen, dies als Lernzeit<br />
zu verbuchen. Gerade nach mehreren Stunden<br />
Übungsklausur schreiben oder in der Lerngruppe diskutieren<br />
sind Ihre Kapazitäten erschöpft. Spüren Sie dem nach<br />
und lassen Sie sich in diesen Phasen etwas sanfter berieseln.<br />
Sie dürfen sich erlauben, auch mal faul zu sein.<br />
Solange Sie neugierig bleiben, ist alles im Lot.<br />
Sich auszutauschen hilft<br />
Was ich allenfalls nur halb beherzigt habe und was Sie<br />
gleich ab morgen besser machen können, ist, sich Verbündete<br />
zu suchen. Auf allen Ebenen. Das juristische Studium<br />
ist – abgesehen von tollen Angeboten wie Moot Courts –<br />
nicht eben darauf angelegt, dass wir miteinander und<br />
voneinander lernen. Das sehe ich von heute aus betrachtet<br />
18<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong>
als echtes Manko. Es kostet Mut, zu jemandem hinzugehen<br />
und zu sagen „Hey, ich glaube, wir könnten etwas<br />
voneinander lernen“. Noch mehr Mut kostet es, zu seinem<br />
Prof oder einem WissMit zu gehen und zu sagen „Ich<br />
möchte gerne mehr von Ihnen lernen.“ Wer will schon der<br />
Nerd sein, der sich an andere ranschleimt? Was können Sie<br />
schon „im Gegenzug“ anbieten? Aber trauen Sie sich einfach<br />
einmal und vertrauen Sie darauf, dass Andere ganz<br />
erheblich davon profitieren können, wenn Sie sie gedanklich<br />
herausfordern.<br />
Menschen statt Karteikarten<br />
Halten Sie dabei Ausschau nach guten Beziehungen und<br />
pflegen Sie diese. Ganz sicher meine ich damit nicht, sich<br />
Personen zu suchen, die Sie vermeintlich in begehrte Positionen<br />
bringen können. Was ich meine, ist: Suchen Sie<br />
nach Leuten, die Sie gedanklich weiterbringen, die Sie fordern,<br />
die Ihre Störgefühle erkennen und die sich mit Ihnen<br />
genau da rein begeben. Das kann ganz vereinzelt gegeben<br />
sein bei den Leuten aus der Peer Group, der Sie vielleicht<br />
angehören mögen. Ich empfehle Ihnen aber dringend,<br />
deutlich breiter zu streuen und gerade den Prof anzusprechen,<br />
der Sie irgendwie nervt und den Sie kaum verstehen;<br />
gerade den vermeintlich schlechteren Kommilitonen anzusprechen,<br />
der die letzte Klausur vergeigt hat und gerade<br />
den WissMit, der Ihnen eben nur vier Punkte in der<br />
Übungsklausur gegeben hat. Diese Leute sind es, die etwas<br />
bei Ihnen auslösen, und es lohnt sich, dem nachzugehen.<br />
Dabei hilft es ungemein, sich von Kategorien wie über –<br />
unter, besser – schlechter, schlauer – weniger schlau frei<br />
zu machen. Erst heute sehe ich: Wirklich gelernt habe ich<br />
von Leuten, die mir sperrig und nicht zu mir „passend“<br />
erschienen. Noch mehr gelernt habe ich von den Kandidaten<br />
in den von mir betreuten Klausurenkursen für fortgeschrittene<br />
Semester und von den Referendaren, die ich<br />
später mit ausbilden durfte und darf. Deren häufig sehr<br />
kluge und manchmal nicht so kluge Fragen zwingen mich,<br />
Probleme zu durchdringen.<br />
Rückblickend drängt es sich mir auf, dass Kontakte nicht<br />
nur an, sondern mindestens ebenso intensiv außerhalb<br />
der Uni gepflegt werden wollen. Verbleiben Sie nicht unter<br />
der Glasglocke Universität, umgeben Sie sich nicht nur mit<br />
„Ihresgleichen“, falls es so etwas überhaupt geben kann.<br />
Ich fand es dort anfangs recht komfortabel, es ist ein wunderbar<br />
geschützter Raum. Später nervte es mich regelrecht,<br />
dass kaum entscheidend neue Denkmuster und<br />
Denkanstöße hinzukamen. Entwicklung passiert nur dort,<br />
wo Sie diese Glasglocke für sich aufsprengen und wo Sie<br />
mit dem „echten“ und bunten Leben in Kontakt kommen.<br />
Daher rate ich Ihnen, einen engen Bezug zu behalten zu<br />
den Menschen, die Ihnen außerhalb der <strong>Jur</strong>a-Welt wichtig<br />
sind. Die erden Sie, rücken Ihnen den Kopf hier und da mal<br />
wieder gerade und zeigen Ihnen, dass Sie als Mensch einen<br />
ganz erheblichen Wert haben, der nicht mit „vollbefriedigend“<br />
oder mehr oder weniger zu bemessen ist.<br />
Zu guter Letzt: beste Ratschläge<br />
Der beste Ratschlag, den ich Ihnen aus fachlicher Sicht<br />
geben kann? Setzen Sie auf eine gute Grundlagenarbeit<br />
und betreiben Sie diese wiederkehrend. Ja, immer wieder.<br />
Ja, bis zum Examen. Vieles, was Ihnen jetzt oder später als<br />
<strong>Jur</strong>a-Hochreck erscheinen mag, verliert seinen Zauber,<br />
wenn Sie merken, Sie kommen dem mit einer guten Methodik<br />
bei. Und das kann echte Glücksgefühle hervorzaubern.<br />
Leider ist unser Studium nicht darauf angelegt und<br />
scheint kaum Raum zu lassen, die Grundzüge des Rechts,<br />
Rechtstheorie, Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte und<br />
Methodenlehre zwischendurch immer wieder aufzufrischen.<br />
Gönnen Sie sich diesen „Luxus“, denn bei genauerem<br />
Hinsehen ist er eine Notwendigkeit.<br />
Der beste Ratschlag, den ich Ihnen aus menschlicher Sicht<br />
geben kann? Bleiben Sie bei sich und hören Sie auf sich.<br />
Was esoterisch klingt, ist eine ganz einfache Rechnung:<br />
Wenn Sie einmal verinnerlicht haben, dass Sie all diese<br />
Anstrengungen, die Tiefs und Hochs, die Enttäuschungen<br />
und Glücksgefühle nur für einen Menschen auf sich nehmen<br />
– pssst, das sind Sie! – kann dies sehr viel Druck nehmen<br />
und ist ein verdammt gutes Investment. Von daher:<br />
„See it as your working day“.<br />
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie Ihren Rhythmus<br />
finden und auf ihn hören. Dass Sie gute Beziehungen aufbauen<br />
und diese wertschätzen. Dass Sie Ihren eigenen<br />
Kopf entwickeln und ihn pflegen. Alles Gute für das, was<br />
gerade ansteht.<br />
Zur Person<br />
Katharina Lutz absolvierte zunächst ein journalistisches<br />
Volontariat in Augsburg. Anschließend studierte sie dort<br />
Anglistik, Germanistik und Soziologie, bevor sie zum <strong>Jur</strong>a-Studium<br />
an die Ruhr-Universität Bochum wechselte. Es<br />
folgte das Referendariat am Landgericht Bochum. Nach<br />
dem Studium begann sie ihr Berufsleben Anfang 2017 als<br />
Staatsanwältin in Dortmund, bevor sie 2018 als Unternehmensjuristin<br />
zur Funke Mediengruppe nach Essen wechselte.<br />
Heute arbeitet sie als Dezernentin in den Bereichen<br />
Personal und Datenschutz in der nordrhein-westfälischen<br />
Landesverwaltung.<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 19
Nomos Lehrbücher<br />
Die Inhalte der Lehrveranstaltungen<br />
verständlich aufbereitet<br />
NOMOSLEHRBUCH<br />
NOMOSLEHRBUCH<br />
NOMOSLEHRBUCH<br />
NOMOSLEHRBUCH<br />
NomosStudium<br />
Weiler<br />
Bieber | Epiney | Haag | Kotzur<br />
Kindhäuser | Böse<br />
Baer<br />
Schmitz-Herscheidt | Wagner<br />
Schuldrecht<br />
Allgemeiner Teil<br />
NOMOSLEHRBUCH<br />
Die Europäische<br />
Union<br />
Europarecht und Politik<br />
NOMOSLEHRBUCH<br />
Strafrecht<br />
Besonderer Teil II<br />
Straftaten gegen Vermögensrechte<br />
NOMOSLEHRBUCH<br />
Rechtssoziologie<br />
Eine Einführung in die<br />
interdisziplinäre Rechtsforschung<br />
NOMOSLEHRBUCH<br />
Zivilprozess- und<br />
Verhandlungstaktik<br />
7. Auflage<br />
15. Auflage<br />
12. Auflage<br />
5. Auflage<br />
2. Auflage<br />
Adolphsen<br />
Brömmelmeyer<br />
Michael | Morlok<br />
Guckelberger<br />
Zivilprozessrecht<br />
Schuldrecht<br />
Besonderer Teil<br />
Helbing<br />
Lichtenhahn<br />
Nomos<br />
Grundrechte<br />
Allgemeines<br />
Verwaltungsrecht<br />
Vertragliche Schuldverhältnisse<br />
mit Verwaltungsprozessrecht<br />
und Staatshaftungsrecht<br />
8. Auflage<br />
6. Auflage<br />
8. Auflage<br />
11. Auflage<br />
Schuldrecht Allgemeiner Teil<br />
Von Prof. Dr. Frank Weiler<br />
7. Auflage <strong>2024</strong>, 520 S., brosch., 26,90 €<br />
ISBN 978-3-7560-0565-9<br />
E-Book 978-3-7489-3919-1<br />
Zivilprozessrecht<br />
Von Prof. Dr. Jens Adolphsen<br />
8. Auflage 2023, 364 S., brosch., 26,90 €<br />
ISBN 978-3-7560-0621-2<br />
E-Book 978-3-7489-4156-9<br />
Die Europäische Union<br />
Europarecht und Politik<br />
Von Prof. (em.) Dr. Roland Bieber,<br />
Prof. Dr. Astrid Epiney, LL.M., Marcel Haag<br />
und Prof. Dr. Markus Kotzur, LL.M.<br />
15. Auflage 2023, 795 S., brosch., 39,90 €<br />
ISBN 978-3-8487-7428-9<br />
E-Book 978-3-7489-1430-3<br />
Schuldrecht Besonderer Teil<br />
Vertragliche Schuldverhältnisse<br />
Von Prof. Dr. Christoph Brömmelmeyer<br />
6. Auflage 2023, 416 S., brosch., 26,90 €<br />
ISBN 978-3-7560-0486-7<br />
E-Book 978-3-7489-3811-8<br />
Strafrecht Besonderer Teil II<br />
Straftaten gegen Vermögensrechte<br />
Von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Urs Kindhäuser<br />
und Prof. Dr. Martin Böse<br />
12. Auflage 2023, 480 S., brosch., 26,90 €<br />
ISBN 978-3-8487-8662-6<br />
E-Book 978-3-7489-3033-4<br />
Grundrechte<br />
Von Prof. Dr. Lothar Michael<br />
und Prof. em. Dr. Martin Morlok<br />
8. Auflage 2023, 541 S., brosch., 26,90 €<br />
ISBN 978-3-8487-7217-9<br />
E-Book 978-3-7489-1229-3<br />
Rechtssoziologie<br />
Eine Einführung in die<br />
interdisziplinäre Rechtsforschung<br />
Von Ri‘inBVerfG Prof. Dr. Dr. h.c.<br />
Susanne Baer, LL.M.<br />
5. Auflage 2023, 314 S., brosch., 26,90 €<br />
ISBN 978-3-8487-7296-4<br />
E-Book 978-3-7489-1312-2<br />
Allgemeines Verwaltungsrecht<br />
mit Verwaltungsprozessrecht<br />
und Staatshaftungsrecht<br />
Von Prof. Dr. Annette Guckelberger<br />
11. Auflage 2023, 667 S., brosch., 26,90 €<br />
ISBN 978-3-8487-8136-2<br />
E-Book 978-3-7489-2552-1<br />
Zivilprozess- und<br />
Verhandlungstaktik<br />
TIPP<br />
Von RAuN Prof. Dr. Stephan<br />
Schmitz-Herscheidt, FAHuGR und<br />
RA Dr. Benjamin Wagner, LL.M., FAHuGR<br />
2. Auflage 2023, 350 S., brosch., 29,90 €<br />
ISBN 978-3-8487-8621-3<br />
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Nomos<br />
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Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer
Mario Mosbacher<br />
Die drei Phasen der Studienzeit<br />
Mario Mosbacher steht am Ende seines <strong>Jur</strong>astudiums an der Ruhr-Universität Bochum und blickt auf seinen Weg der<br />
Examensvorbereitung zurück. Auch im Nachhinein war es richtig für ihn, kein privates Repetitorium zu besuchen – selbst<br />
wenn er im Detail seine Examensvorbereitung anpassen würde.<br />
© privat<br />
Das <strong>Jur</strong>astudium erfordert viele Entscheidungen, wie man<br />
es bewältigen möchte. Dies gilt vielleicht im Besonderen,<br />
aber nicht ausschließlich für den Anfang des Studiums.<br />
Dabei lässt sich das Studium der Rechtswissenschaften<br />
meiner Ansicht nach in drei Phasen einteilen. In jeder<br />
konnte ich Erfahrungswerte sammeln, aus denen ich rückblickend<br />
manche Lehren ziehen würde.<br />
Der Anfang des Studiums<br />
Die Anfangssemester sind geprägt von Unsicherheiten mit<br />
der neuen Materie. Man wird „erschlagen“ von der Menge<br />
des zu lernenden Stoffs. In dieser Situation kann es Sicherheit<br />
bieten, sich auf die wesentlichen Grundzüge zu beschränken,<br />
um überhaupt einen guten Überblick zu erhalten,<br />
der dann – aufgrund des komprimierten Stoffs – auch<br />
sicher beherrscht werden kann. Dies sollte regelmäßig für<br />
ein solides Bestehen der ersten Klausuren genügen. Die<br />
Gelegenheit zur detailreichen Ergänzung und Vertiefung<br />
des in den Anfangssemestern erworbenen Wissens wird<br />
sich im Laufe des Studiums noch in ausreichender Form<br />
bieten.<br />
Zu diesem Ratschlag passt gut ein anderer: Es ist zwar eine<br />
Binsenweisheit unter angehenden <strong>Jur</strong>istinnen und <strong>Jur</strong>isten,<br />
aber es sei hier trotzdem noch einmal angemerkt, dass<br />
eine gute Fallbearbeitungspraxis unabdingbar ist zum<br />
Erlernen der Grundstrukturen der juristischen Arbeitsweise.<br />
Diese wird über das gesamte Studium bis zum Examen<br />
zu den absoluten Grundlagen gehören, die beherrscht<br />
werden müssen. Das Beherrschen dieser Arbeitsweise ist<br />
ein hilfreicher Orientierungspunkt, um auch mit unbekannten<br />
Sachverhaltskonstellationen umgehen zu können,<br />
die einem auf dem Weg zum Examen immer häufiger<br />
begegnen werden.<br />
Die Fallbearbeitungstechnik lässt sich auch gut einüben,<br />
indem man sich mit Mitstudierenden zusammentut. Dies<br />
hat – in der Sache – den Vorteil, dass die eigenen Lösungen<br />
von Kommilitoninnen und Kommilitonen Korrektur gelesen<br />
werden können, wodurch man abseits von Klausuren<br />
ein regelmäßiges Feedback erhält. Ebenso kann man selbst<br />
in die Rolle eines Korrektors schlüpfen und sich so mit der<br />
Denkweise „der anderen Seite“ vertraut machen. Die Arbeit<br />
in der Gruppe lädt außerdem dazu ein, über juristische<br />
Themen zu diskutieren, dadurch sein Verständnis vom<br />
Recht zu schulen und sich dabei in der juristischen Argumentation<br />
zu üben.<br />
Daneben darf man die positiven sozialen Aspekte von Lerngruppen<br />
nicht vernachlässigen. Man kann sich gegenseitig<br />
unterstützen und motivieren in diesem ohne Frage anspruchsvollen<br />
und fordernden Studium. Im Idealfall kann<br />
man dies bis in die und während der Examensvorbereitung<br />
beibehalten. Gerade dort kann das Lernen anstrengend und<br />
monoton werden, wenn man diese Zeit alleine durchstehen<br />
muss. Dies bringt nicht zuletzt die Gefahr mit sich, nicht sein<br />
ganzes (juristisches) Potenzial abrufen zu können, wenn es<br />
darauf ankommt: bei den Examensprüfungen.<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 21
Mitte und Ende des Studiums<br />
In den mittleren Semestern kann man sich als fortgeschrittene<br />
Studierende bereits an Examensklausuren annähern.<br />
Dazu kann etwa der Besuch examensbezogener Veranstaltungen<br />
an der Universität dienen. Besonders empfehlen<br />
kann ich Veranstaltungen, die das angeleitete Einüben der<br />
Fallbearbeitungspraxis zum Gegenstand haben („Klausurenlehre“).<br />
Dadurch kann man die so wichtige Bearbeitungstechnik<br />
von Klausuren bereits frühzeitig weiter vertiefen,<br />
was natürlich auch schon beim Erwerb der „großen<br />
Scheine“ hilft.<br />
Die dritte Phase ist die Examensvorbereitung. Ich habe vor<br />
der Examensvorbereitung noch den Schwerpunktbereich<br />
absolviert. Ob man dies genauso macht oder sich schon<br />
dazu bereit fühlt, die Prüfungen zur staatlichen Pflichtfachprüfung<br />
in Angriff zu nehmen, ist letztlich eine individuelle<br />
Frage.<br />
Mit der Examensvorbereitung steht der wohl inhaltlich<br />
wie mental anstrengendste Teil des Studiums bevor. Die<br />
Mehrzahl der Studierenden besucht für die Prüfungsvorbereitung<br />
ein kommerzielles Repetitorium. Daher bin ich<br />
mit meiner Wahl für das universitäre Repetitorium in dieser<br />
Hinsicht ein Exot.<br />
Jeder der beiden Wege hat sicherlich Vor- und Nachteile,<br />
die individuell unterschiedlich schwer wiegen. Ebenso unterscheiden<br />
sich die universitären Examensvorbereitungsprogramme,<br />
sodass hier kein pauschales Urteil gefällt<br />
werden kann. Allerdings werden sich grobe Linien feststellen<br />
lassen: Entscheidet man sich gegen ein kommerzielles<br />
Repetitorium, wird man sich darauf einstellen müssen,<br />
sich einen größeren Anteil des Lernstoffs selbst aneignen<br />
zu müssen. Es bedarf also einer größeren Eigeninitiative,<br />
wenn man beispielsweise weniger umfangreiche Materialien<br />
erhält als bei kommerziellen Anbietern. Dafür ist eine<br />
frühzeitige Planung der Vorbereitungszeit anzuraten. Zudem<br />
ist eine große Selbstdisziplin gefragt, wenn man weniger<br />
enge Vorgaben zum Lernprogramm erhält. Es kann<br />
aber auch ein Vorteil sein, nicht an das vorgegebene Programm<br />
des Privat-Repetitoriums gebunden zu sein, zu<br />
dessen Wahrnehmung man sich wegen der finanziellen<br />
Investition möglicherweise gezwungen fühlt, da man<br />
stattdessen größere Freiheiten hat, individuelle Lernschwerpunkte<br />
zu setzen.<br />
Darüber hinaus habe ich die Erfahrung gemacht, dass im<br />
universitären Programm weniger Wert auf eine erschöpfende<br />
Detailkenntnis gelegt wird. Dafür wird ein systematischer<br />
Überblick über die jeweiligen Rechtsgebiete gefördert,<br />
der die grundlegenden Strukturen und die<br />
Verbindungen zwischen einzelnen Teilgebieten zu verstehen<br />
hilft. Zudem waren die Lehrenden darauf bedacht, mit<br />
den Studierenden den Umgang mit unbekannten Fällen<br />
mithilfe einer sauberen Anwendung der juristischen Methodik<br />
einzuüben. Dies ist eine für die Examensklausuren<br />
hilfreiche Fertigkeit, in denen es oft weniger auf die Kenntnis<br />
geläufiger Streitigkeiten als auf eine gute Problemlösungskompetenz<br />
ankommt.<br />
Würde ich mich heute also anders entscheiden? Letzten<br />
Endes habe ich mich abseits der wohl unvermeidlichen<br />
Unsicherheiten gut auf das Examen vorbereitet gefühlt,<br />
auch wenn über die knapp einjährige Phase immer wieder<br />
Zweifel an meiner Entscheidung aufkamen, nicht den Weg<br />
zum Repetitor gewählt zu haben. Einige Dinge würde ich<br />
daher vermutlich anders machen – vor allem mit Blick auf<br />
das Bemühen um eine eigene Lerngruppe. Alles in allem<br />
ist dieser Weg jenseits des Repetitor-Mainstreams mit etwas<br />
Mut gut gangbar.<br />
Zur Person<br />
Mario Mosbacher studiert im 11. Semester Rechtswissenschaften<br />
an der Ruhr-Universität Bochum und steht kurz<br />
vor dem Abschluss des Studiums. Zum Zeitpunkt des Verfassens<br />
dieses Textes hat er den Schwerpunktbereich absolviert<br />
und auch die Klausuren zur staatlichen Pflichtfachprüfung<br />
geschrieben. Neben dem Studium arbeitet er<br />
als studentische Hilfskraft an der Professur für Medienrecht<br />
von Prof. Dr. Tobias Gostomzyk.<br />
22<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong>
Wissen für unterwegs<br />
Ein idealer Begleiter in der Zeit der Prüfungsvorbereitung<br />
NomosLehrbuch<br />
Taschen-<br />
Definitionen<br />
Zivilrecht | Strafrecht | Öffentliches Recht<br />
5. Auflage<br />
Nomos<br />
Taschen-Definitionen<br />
Zivilrecht | Strafrecht | Öffentliches Recht<br />
5. Auflage 2023, 343 S., brosch., 19,90 €<br />
ISBN 978-3-8487-7425-8<br />
Der Band versammelt eine Vielzahl von<br />
Definitionen unbestimmter Rechtsbegriffe<br />
aus den verschiedensten Rechtsgebieten.<br />
Mit den „Definitionen in der Tasche“ kannst<br />
du dir sofort einen ersten Überblick über<br />
die wichtigsten Begriffe eines Rechtsgebietes<br />
verschaffen, schnell nachschlagen<br />
und für die Prüfung lernen. Die 5. Auflage<br />
wurde grundlegend aktualisiert.
Sophie Victoria Knebel<br />
Mach das, was für dich gut ist<br />
Dr. Sophie Knebel blickt auf ihr <strong>Jur</strong>a-Studium an der Universität Hamburg zurück. Vieles, was damals als Leitsätze für den<br />
Lernerfolg und spätere Karrierechancen vermittelt wurde, würde sie heute hinterfragen. Einzelne Punkte sind hier in ihrer<br />
ganz persönlichen 10 Fakten-Checkliste nachzulesen.<br />
...<br />
© Privat<br />
Während des <strong>Jur</strong>astudiums hagelt es von allen Seiten<br />
vielfach gut gemeinte Ratschläge: „Lehrbuch XY ist das<br />
Examensschmankerl schlechthin – dieses sollte dringend<br />
erworben werden“; „Der Freischuss nach neun Semestern<br />
sollte zwingend wahrgenommen werden.“; „Ein zahlungspflichtiges<br />
Repetitorium ist Voraussetzung für gute Examensergebnisse“.<br />
Wie immer im Leben lautet die Devise<br />
jedoch: „Alles kann, nichts muss“ – ganz individuell und<br />
abhängig vom eigenen (Lern-)Typ. Denn am Ende des Studiums<br />
schreibt man selbst die eigenen Examensklausuren.<br />
Gelassenheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />
bleiben bei all den gut gemeinten Empfehlungen leider oft<br />
auf der Strecke. Sie sind ein wesentlicher Schlüssel zum<br />
Lernerfolg. Und das letzte Quäntchen zum Erfolg ist und<br />
bleibt auch ein bisschen Glück. Obgleich jeder die eigene<br />
Herangehensweise ganz individuell bestimmen sollte, soll<br />
die folgende, ganz persönliche, ex-post-10-Fakten-Checkliste<br />
dazu anregen, gefühlte Wahrheiten des <strong>Jur</strong>astudiums<br />
zu hinterfragen:<br />
Der Freischuss ist (k)ein Muss<br />
Der Examenserfolg bestimmt sich nicht danach, ob du<br />
nach neun Semestern den Freischuss schreibst, sondern<br />
danach, wie gut du vorbereitet bist. Bereit fürs Examen<br />
fühlt man sich wohl nie zu 100 Prozent. Manch einen beruhigt<br />
es daher, im Zweifel alles noch einmal wiederholen<br />
zu können und wenigstens die Prüfungssituation schon<br />
einmal durchlebt zu haben. Das sind nachvollziehbare<br />
Gründe; insbesondere, wenn man bedenkt, dass es regelmäßig<br />
eine hohe Erfolgsquote bei den Freiversuchen gibt.<br />
Wenn es dann aber aufgrund mangelnder Vorbereitung<br />
richtig schlecht läuft, muss man nicht nur ein zweites Mal<br />
zur Prüfung antreten, sondern trägt neben dem Habersack<br />
(vorm. Schönfelder) auch noch das schwere Gepäck eines<br />
nicht bestandenen Versuchs zur nächsten Prüfung. Also<br />
warum nicht lieber gleich ein bisschen mehr Zeit für die<br />
Vorbereitung nehmen und dann einmal richtig statt zweimal<br />
halbherzig zur Prüfung antreten?<br />
Lesezeit als knappe Ressource<br />
Du benötigst nicht jede Lektüre, die am Anfang des Studiums<br />
empfohlen wird. Denn so viel lesen kann kein Mensch.<br />
Auch hier hängt es davon ab, welcher Lerntyp du bist und<br />
was du brauchst – viel Hintergrundwissen (Lehrbuch), alles<br />
kurz und knapp (Skript) oder die Übung am Fall. Hier kann<br />
auch gelten: Die Mischung macht’s und es kann durchaus<br />
eine Varianz von Rechtsbereich zu Rechtsbereich geben.<br />
Wichtig ist herauszufinden, was für dich gut funktioniert.<br />
Viele Universitäten bieten Veranstaltungen zu Selbstorganisation<br />
und Lernstrategien an, bei denen du verschiedene<br />
Konzepte kennenlernst und die für dich optimale Herangehensweise<br />
herausfinden kannst.<br />
24<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong>
Arbeit am Fall ist das A und O fürs Examen<br />
Die Vorbereitung der praktischen Prüfungssituation ist für<br />
den Examenserfolg meines Erachtens wichtiger als das Auswendiglernen<br />
von Fakten und Schemata. Durch die praktische<br />
Fallbearbeitung, etwa im Rahmen des Probeexamens,<br />
kommst du der tatsächlichen Examenssituation am nächsten.<br />
Denn die besten Ideen nützen nichts, wenn man sie<br />
nicht in der geforderten Zeit und entsprechenden Form zu<br />
Papier bringen kann. Überdies lernst du durch die Arbeit am<br />
Fall, juristische Probleme anhand konkreter Sachverhalte zu<br />
verstehen und dein Zeitmanagement zu optimieren.<br />
<strong>Jur</strong>a setzt auf Sprache<br />
Eine klare, deutliche, strukturierte und vor allem grammatikalisch<br />
korrekte Sprache hilft dabei, eine schlüssige und<br />
stringente Argumentation im Gutachtenstil zu verfassen.<br />
Im <strong>Jur</strong>astudium ist sie unabdingbar für eine gute Fallbearbeitung.<br />
Daher solltest du dir, soweit du über die Aufnahme<br />
eines <strong>Jur</strong>astudiums nachdenkst, bewusst machen,<br />
dass es bei <strong>Jur</strong>a um Sprache geht und dass es kaum einen<br />
Studiengang gibt, in dem so viele Klausuren (die bis vor<br />
kurzem weitestgehend nur handschriftlich verfasst werden<br />
durften) und Hausarbeiten mit Massen an Zeichen<br />
und Seiten geschrieben werden müssen. Schreiben sollte<br />
dir daher zumindest ein bisschen Spaß machen und ohne<br />
größere Rechtschreibfehler gelingen. Die Korrektoren werden<br />
es mit einer wohlwollenden Benotung danken.<br />
Ein juristischer Nebenjob hilft beim Blick<br />
über den Tellerrand<br />
Der erste Studentenjob ermöglicht dir nicht nur einen guten<br />
Nebenverdienst, sondern auch, das theoretisch Gelernte<br />
zum ersten Mal in der echten Praxis – also über die <strong>Jur</strong>a-Bibliothek<br />
und den Hörsaal hinaus – anzuwenden und<br />
ein Gefühl dafür zu erlangen, was nach dem Studium auf<br />
dich wartet. Auch kannst du dich persönlich weiterentwickeln<br />
und Fertigkeiten außerhalb des Lern-, aber innerhalb<br />
des <strong>Jur</strong>istenalltags entwickeln.<br />
Ein Sprachkurs schadet nie<br />
Ein <strong>Jur</strong>a-Englisch-Kurs fördert nicht nur den Auslandsaufenthalt,<br />
sondern auch das juristische Englisch-Grundvokabular,<br />
welches in heutigen Zeiten – vielleicht außer bei<br />
Gericht und Staatsanwaltschaft – wichtiger denn je ist. So<br />
wird auch die Schwelle zur englischen Kommunikation im<br />
Arbeitsalltag gefördert und der Berufseinstieg in international<br />
vernetzte Unternehmen und Kanzleien erleichtert.<br />
Der Job im Unternehmen ist eine<br />
gute Alternative<br />
Richter und Staatsanwalt sind spannende und abwechslungsreiche<br />
Berufe. Sie sind jedoch nicht die einzigen juristischen<br />
Berufe, die vielfältig und reizvoll sind. Auch als Syndikusrechtsanwältin<br />
kannst du theoretisch mit Polizei und<br />
Staatsanwalt in spannenden Ermittlungsverfahren in Kontakt<br />
sein – nur eben von der „anderen“ Seite. Anders als ein<br />
klassischer Rechtsanwalt musst du jedoch, obgleich du<br />
deine Wochenarbeitszeit erreichen musst, keine abrechenbaren<br />
Stunden nachweisen und stehst damit deutlich weniger<br />
unter wirtschaftlichem Leistungsdruck. Gleichzeitig<br />
berätst du deinen Arbeitgeber weitestgehend unabhängig<br />
und bekleidest eine wichtige Position, die auch zum wirtschaftlichen<br />
Erfolg deines Unternehmens beiträgt.<br />
Weniger ist mehr<br />
Ganze Tage in der „Bib.“ können zermürbend sein. Vier Stunden<br />
effektives Lernen sind meines Erachtens effektiver als<br />
zwölf Stunden in der „Bib.“, um dort ob der Menge des Stoffes<br />
zu verzweifeln oder mangels Konzentrationsfähigkeit<br />
den halben Tag zu prokrastinieren. Bestimme vorab dein<br />
tägliches Lernziel und versuche, dir weiterhin Zeit für Familie,<br />
Freunde oder Hobbys einzuplanen. Es nützt dir nichts,<br />
wenn du zum Examen völlig ausgebrannt bist.<br />
„Rep.“ – eine Frage des Lerntyps<br />
Für den einen ist das „Rep.“ vor allem beruhigend, weil der<br />
geforderte Lernstoff vorsortiert und gefiltert wird, wobei<br />
häufig eine Art Heilsversprechen in Bezug auf die Examensrelevanz<br />
der vermittelten Inhalte gegeben wird. Aber du<br />
brauchst nicht auch noch jeden Wochenend-Crash-Kurs für<br />
den Erfolg. Und es gilt auch: Jemand, der gut strukturiert<br />
ist, schafft das Examen auch ohne Repetitorium. Dabei stellt<br />
bereits die eigenständige Aufarbeitung und Strukturierung<br />
des Examensstoffes einen Teil der Prüfungsvorbereitung<br />
dar, weil man sich schon dort mit dem Examen und dessen<br />
Anforderungen beschäftigt. Allerdings muss gerade am Anfang<br />
der Examensvorbereitung ein höherer Zeitaufwand<br />
einkalkuliert werden, sodass diese Art der Prüfungsvorbereitung<br />
wohl überlegt sein sollte. Für diejenigen, die nicht<br />
auf angeleitete Wiederholung verzichten wollen, jedoch die<br />
Kosten eines bezahlten Repetitoriums scheuen, gibt es mittlerweile<br />
zahlreiche Examenskurse an den jeweiligen Fakultäten,<br />
sodass das erfolgreiche Staatsexamen wenigstens<br />
keine Frage des Geldbeutels ist.<br />
Mach das, was für dich gut ist und nicht,<br />
was andere dir einreden<br />
Jeder ist anders. Wie in Alltag und Freizeit so auch im<br />
Studium. Wichtig ist, offen gegenüber Anregungen und<br />
Empfehlungen zu bleiben, ohne jedoch gleich jede überkommene<br />
Herangehensweise für eine unumstößliche<br />
Wahrheit zu halten.<br />
Zur Person<br />
Dr. Sophie Victoria Knebel hat das Erste und Zweite Staatsexamen<br />
in Hamburg absolviert und auch an der Universität<br />
Hamburg zur Grundrechtsbindung sozialer Netz werke<br />
promoviert. Heute ist sie Syndikusrechtsanwältin bei der<br />
ParshipMeetHolding GmbH. Sie ist Fachanwältin für Informationstechnologierecht.<br />
Der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit<br />
liegt im Datenschutzrecht. Sie ist zudem vom TÜV Nord<br />
nach ISO 27001 als Information Security Officer zertifiziert.<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 25
Schnittstellen und<br />
Herausforderungen<br />
im Blick<br />
NomosLehrbuch<br />
Martini | Möslein | Rostalski<br />
Recht der<br />
Digitalisierung<br />
Recht der Digitalisierung<br />
Von Prof. Dr. Mario Martini, Prof. Dr. Florian Möslein, LL.M.<br />
(London) und Prof. Dr. Dr. Frauke Rostalski<br />
<strong>2024</strong>, 356 S., brosch., 28,90 €<br />
ISBN 978-3-8487-8092-1<br />
E-Book 978-3-7489-2510-1<br />
(NomosLehrbuch)<br />
Die Digitalisierung hinterlässt ihre Spuren im Recht, etwa in der<br />
Vertragsgestaltung, bei Fragen der Strafzumessung oder im Verwaltungshandeln<br />
und ist damit Gegenstand der juristischen Ausbildung.<br />
Ausgehend von einer begrifflichen Klärung erörtert das<br />
Lehrbuch anhand der drei großen Hauptrechtsgebiete (Öffentliches<br />
Recht, Zivilrecht und Strafrecht) die Schnittstellen, an denen Recht<br />
und Digitalisierung sich treffen, etwa<br />
■ Grundrechte mit Digitalisierungsbezug<br />
■ Fragen des Datenschutzes<br />
■ Digitalisierung des Verwaltungshandelns<br />
■ Automatisierter Vertragsschluss<br />
■ Digitale Inhalte und (Rechts-)Dienstleistungen<br />
■ Eigentum an Daten und digitalen Token<br />
■ Strafrechtlicher Schuldbegriff und Straftatenahndung.<br />
Zahlreiche Beispiele sowie Wiederholungs- und Vertiefungsfragen<br />
am Ende eines jeden Kapitels erleichtern das Verständnis.<br />
Nomos<br />
eLibrary<br />
nomos-elibrary.de<br />
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Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer
Bernhard Etzkorn<br />
Orientierung auf dem Schienennetz<br />
des Rechts<br />
Bernhard Etzkorn studierte <strong>Jur</strong>a an der Universität Bonn. Heute arbeitet er als Rechtsanwalt. Für ihn ist die wichtigste<br />
Frage, wie man aus der Ungewissheit des Studiums zu mehr Sicherheit gelangt. Hierzu gibt er einige Tipps. Sein vielleicht<br />
wichtigster: Sich nicht zu verzetteln, sondern auf das Grundsätzliche zu konzentrieren.<br />
© Roland Goseberg<br />
...<br />
Was hätte ich gerne früher über das <strong>Jur</strong>a-Studium gewusst?<br />
Als ich mir Gedanken machte, wie meine Antwort(en)<br />
auf die Frage ausfallen könnte(n), kam mir in der<br />
Vorbereitung zunächst auffällig mehr als einmal spontan<br />
„alles“ in den Sinn. Ich hätte gerne „alles“ über das <strong>Jur</strong>a-<br />
Studium gewusst, was ich heute glaube zu wissen. Wie<br />
man es angeht, wie man es durchzieht, auf was man Wert<br />
legen sollte, worauf es ankommt, wie man Erfolg hat. Ich<br />
hätte gerne „alles“ vorher gewusst und hätte mir dadurch<br />
sicher einiges an Verunsicherung, Angst und Frustration<br />
ersparen oder zumindest abmildern oder besser einordnen<br />
und damit umgehen können.<br />
Auffallend war, dass die Einsichten erst mit der Zeit kamen,<br />
lange nach Beendigung des Studiums und mit zunehmender<br />
Erfahrung und Sicherheit bis in die heutige Zeit, in der<br />
ich selbst Referendar:innen ausbilde, geradezu zu „reifen“<br />
scheinen.<br />
Zu einer dieser Einsichten gehört, dass ich das <strong>Jur</strong>a-Studium<br />
für ein Studium mit hohem Frustrationspotenzial halte:<br />
Man hat wenig bis gar keine Erfolgserlebnisse und selbst<br />
wenn, ist das keine Sicherheit, beim nächsten Mal auch<br />
nur ein „ausreichend“ zu schaffen. So begleitet einen permanent<br />
die Angst: zu wenig zu wissen, zu wenig zu können,<br />
noch mehr leisten zu müssen, um nur gerade eben<br />
den Anschluss zu halten.<br />
Am <strong>Jur</strong>a-Studium und dessen Aufbau kann man nichts<br />
ändern – wohl aber den eigenen Umgang damit! Und darin<br />
liegt für mich der Schlüssel zur Gelassenheit und zum<br />
insistierenden Glauben an den eigenen Erfolg. Was gehört<br />
nach meiner Erfahrung dazu?<br />
Verstehe erst das System<br />
Einer meiner Repetitoren sagte mal zu mir: „Zivilrechtsfälle<br />
lösen ist wie Straßenbahnfahren“. Der Mann lag und<br />
liegt mit diesem Vergleich erstaunlich richtig. Wenn man<br />
alle Anspruchsgrundlagen kennt, weiß, was sie bedeuten,<br />
alle Einwendungen und Einreden, das System des Zivilrechts<br />
kennt und immer wieder übt, die Tatbestandsvoraussetzungen<br />
der Vorschriften zu lesen, zu zerbröseln und<br />
zu subsumieren (dafür muss man die Definitionen freilich<br />
auswendig können), dann kann selbst bei dem unbekanntesten<br />
oder unliebsamsten Fall, den man aufgetischt bekommt,<br />
nicht viel passieren: Weil man weiß, wo man sich<br />
auf dem „Schienennetz“ des Zivilrechts befindet und wo<br />
man also aussteigen und umsteigen muss. Anders gesagt:<br />
Wer alle Haltestellen kennt und weiß, wie man dahin<br />
kommt, muss nicht wissen, wie die ganze Stadt, jedes<br />
Haus im Detail im Inneren aussieht.<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 27
Noch Zweifel? Dann ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Ihnen<br />
wird während Sie dies lesen Ihr Fahrrad unten vor dem<br />
Haus gestohlen. Sie haben zweifellos Anspruch gegen den<br />
Dieb auf Herausgabe. Auf wie viele zu prüfende Anspruchsgrundlagen<br />
kommen Sie? Die Lösung gibt es unten.<br />
Weg vom Detailwissen<br />
Bevor man sich in Theorienstreitigkeiten verliert, die man<br />
teilweise nicht nachvollziehen kann, reihenweise Aufsätze<br />
zu einem (!) entfernten Problem liest, um diesen „gordischen<br />
Knoten“ lösen zu wollen; sich also etwa den Kopf<br />
darüber zerbricht, ob nun die Risikoerhöhungslehre im<br />
Strafrecht tatsächlich aus konkreten Erfolgsdelikten abstrakte<br />
Gefährdungsdelikte macht oder nicht: Lernen Sie<br />
zuerst zu jeder Vorschrift den TYPISCHEN (Grund-)Fall, den<br />
Fall, den diese Vorschrift regeln will, wofür sie also steht<br />
– und merken sie sich diesen Fall als Paradebeispiel für<br />
diese Vorschrift.<br />
Wenn Sie die Grundfälle kennen, erkennen Sie auch die<br />
Fälle, die anders sind, also Abweichungen haben, etwas<br />
„neben der Normalspur“ liegen und: Sie wissen dann auch<br />
wieso, wo die Unterschiede liegen und können vergleichen.<br />
Sind Sie erst bis dahin gekommen (ohne Fehler), sind<br />
Sie bereits bei der Kür, das heißt im Prädikatsbereich.<br />
In einem anschließenden Vertiefungskurs wiederholen Sie<br />
alles systematisch und erst dann schauen Sie sich die Spezialprobleme<br />
an, die Sie übrigens ohne die Grundkenntnisse<br />
gar nicht richtig erfassen, einordnen und verstehen<br />
können. Das ist auch ein Hauptkritikpunkt, den ich aus<br />
meiner Studienzeit in Erinnerung habe: Seit dem ersten<br />
Semester hat man „Problemfälle“ besprochen und gewälzt,<br />
um diese zu lösen, ohne dass die Mehrheit der Studierenden<br />
in der Lage gewesen wäre, einen der unproblematischen<br />
Fälle fehlerfrei zu lösen. Wenn man so lernt,<br />
verwundert es nicht, wenn man auch im 10. Semester den<br />
Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.<br />
In unserem Beispiel von eben – Ihr Fahrrad wird gerade<br />
gestohlen! – heißt dies: Sollten Sie in diesem Fall, der kein<br />
einziges Problem aufweist, schon alle Anspruchsgrundlagen<br />
nicht finden, dann wird es schwer, auch die einfachsten<br />
Klausuren gut zu lösen.<br />
Schreiben Sie viele Klausuren<br />
Alles, was Sie sich an Grundkenntnissen angeeignet haben,<br />
beherrschen und auswendig können, müssen Sie<br />
nicht nur richtig anwenden, sondern auch schnell richtig<br />
anwenden können. Sie müssen Ihre PS „auf die Straße“<br />
bringen – nicht auf Langstrecke, sondern im Sprint. Sie<br />
haben beim Klausurenschreiben einfach wenig Zeit. So<br />
stehen Sie unter dem Stress, sich schnell entscheiden zu<br />
müssen. Gerade das will geübt sein. Damit ist nicht gemeint,<br />
dass Sie Ihr angeeignetes Wissen schnell reproduzieren<br />
können sollen. Hüten Sie sich davor, Ihr Wissen<br />
einfach zu reproduzieren. Sie sollen es anwenden. Denn<br />
selbst wenn ein Fall kommt, den Sie vermeintlich schon<br />
kennen – eine Kleinigkeit ist doch oft anders als der „gelernte“<br />
Fall und die ganze Klausur löst einen Fall, der gar<br />
nicht gestellt war.<br />
Hören Sie vielen mündlichen Prüfungen zu<br />
Es ist eigentlich eine Binsenweisheit, aber es wird uneigentlich<br />
wohl zu selten klar ausgesprochen: Sie bereiten<br />
sich auf das vor, was Sie im Examen machen müssen. Das<br />
ist neben dem Klausuren schreiben eine mündliche Prüfung<br />
zu bewältigen. Also üben Sie beides – und zwar so oft<br />
es geht.<br />
Begreifen Sie die mündliche Prüfung wie ein „Gespräch<br />
unter Kollegen“. Denn Sie sind ja schon nach dem erfolgreich<br />
absolvierten Klausurenteil nur wenige Augenblicke<br />
davon entfernt, zum Kreis derjenigen zu gehören, die Sie<br />
prüfen. Sie dürfen daher selbstbewusst Ihre Persönlichkeit<br />
präsentieren und „laut denken“, wenn Sie den gestellten<br />
Fall weiterentwickeln.<br />
Es schadet nicht, früh zu wissen, was man will<br />
Machen Sie sich Gedanken, in welche Richtung es später<br />
gehen soll. Was macht Ihnen Spaß? Was reizt Sie? Im Unternehmen<br />
zu arbeiten, in einer kleinen Spezialkanzlei, bei<br />
der Staatsanwaltschaft, im Ausland, der Universität oder<br />
woanders? Dann probieren Sie sich am besten ab dem<br />
ersten Semester aus! Jobben Sie nebenbei dort, wo sie<br />
später arbeiten möchten. Sie lernen nicht nur stetig dazu.<br />
Auch das Netzwerk, dass Sie dabei knüpfen, kann Ihnen<br />
Perspektiven eröffnen – und vielleicht sogar einen Weg<br />
heraus aus dem Frustrationsstrudel des <strong>Jur</strong>a-Studiums<br />
ebnen. Auch die Studienzeit ist Lebenszeit, die sie selbstbewusst<br />
und gelassen erleben sollten.<br />
Zuletzt schulde ich noch die Antwort, wie viele Anspruchsgrundlagen<br />
in unserem sehr einfachen Fall zum Fahrraddiebstahl<br />
zu prüfen sind. Es sind zehn. Wie viele hiervon<br />
wussten Sie?<br />
Zur Person<br />
Bernhard Etzkorn, LL.M., ist als Fachanwalt für Erb- und<br />
Verkehrsrecht Partner der BRE Burkard Rechtsanwälte.<br />
Nach seinem Diplom als Finanzwirt studierte er Rechtswissenschaften<br />
an der Universität Bonn. Seinen LL.M. erwarb<br />
er im Studiengang Informationsrecht an der Universität<br />
Düsseldorf. Vor seiner heutigen Tätigkeit arbeitete er<br />
in einer Kölner Wirtschaftskanzlei und in der Rechtsabteilung<br />
des Hessischen Rundfunks.<br />
28<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong>
Die Stunde<br />
des Grundgesetzes<br />
NomosKommentar<br />
Hömig | Wolff<br />
Grundgesetz<br />
für die Bundesrepublik Deutschland<br />
Handkommentar<br />
13. Auflage<br />
Grundgesetz für die<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Handkommentar<br />
Begründet von Dr. Karl-Heinz Seifert und Dr. Dieter Hömig<br />
Bis zur 11. Auflage mitherausgegeben von RiBVerfG a.D. Dr. Dieter<br />
Hömig und bis zur 13. Auflage Prof. Dr. Heinrich Amadeus Wolff<br />
13. Auflage 2022, 1.038 S., geb., 39,– €<br />
ISBN 978-3-8487-7930-7<br />
Grundgesetz ist Trumpf<br />
Pandemie, Klimanotstand, Mietendeckel oder Kinderrechte: Wie<br />
selten zuvor ist die Bedeutung des Grundgesetzes in unser<br />
Bewusstsein gedrungen. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts<br />
prägt die Diskussionen.<br />
Der Handkommentar zum GG<br />
steht wie kein anderer für eine aktuelle, an der Verfassungspraxis<br />
ausgerichtete handhabbare Erläuterung des Grundgesetzes. Er ist<br />
für Studierende, Anwalt- und Richterschaft sowie die Verwaltung,<br />
aber auch für politisch interessierte Bürgerinnen und Bürger die<br />
verlässliche Informationsquelle.<br />
Topaktuell<br />
Die 13. Auflage berücksichtigt<br />
■ alle durch die Pandemie aufgeworfenen Fragen (Bundesnotbremse,<br />
Triage, Förderhilfen, Länderkompetenzen)<br />
■ die jüngsten Änderungen des Grundgesetzes (Umsetzung des<br />
Digitalpaktes, Grundsteuerreform, Förderhilfen wegen Corona).<br />
Eingearbeitet sind alle wichtigen neuen BVerfG-Entscheidungen:<br />
■ Klimaschutzgesetz<br />
■ Berliner Mietendeckel<br />
■ Sterbehilfe<br />
■ Recht auf Vergessen I und II<br />
■ Sanktionssystem bei Hartz IV<br />
■ Rundfunkbeitrag<br />
■ BND-Überwachung im Ausland<br />
■ Bestandsdatenauskunft<br />
■ Äußerungsrecht von Regierungsmitgliedern<br />
■ Streikverbot für Beamte<br />
■ Verletzung der Integrationsschranken durch die Anleihekäufe<br />
der EZB<br />
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Bestell-Hotline +49 7221 2104-260 | E-Mail bestellung@nomos.de | Fax +49 7221 2104-265<br />
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Europarechts<br />
Waldemar Hummer | Christoph Vedder | Stefan Lorenzmeier<br />
Europarecht in Fällen<br />
Die Rechtsprechung des EuGH, des EuG und<br />
deutscher und österreichischer Gerichte<br />
8. Auflage<br />
Helbing<br />
Lichtenhahn<br />
Europarecht in Fällen<br />
Die Rechtsprechung des EuGH, des EuG und<br />
deutscher und österreichischer Gerichte<br />
Von Prof. Dr. Dr. Dr. Waldemar Hummer, Prof. Dr. Christoph<br />
Vedder und Dr. Stefan Lorenzmeier, LL.M.<br />
8. Auflage <strong>2024</strong>, ca. 900 S., brosch., ca. 39,90 €<br />
ISBN 978-3-8487-7324-4<br />
E-Book 978-3-7489-1332-0<br />
Erscheint ca. April <strong>2024</strong><br />
60 Jahre nach Van Gend & Loos und 70 Jahre nach der ersten<br />
Rechtssache 1/53, Verband deutscher Reeder, arbeitet die nunmehr<br />
8. Auflage eine Fülle an neuen Entscheidungen ein. Schwerpunkte<br />
ergeben sich in den Bereichen<br />
■ Klimawandel<br />
■ Rechtsstaat<br />
■ Verhältnis EU – Mitgliedstaaten bzgl. der Letztentscheidungskompetenz.<br />
Das Buch für alle Fälle<br />
Student:innen arbeiten während ihres gesamten Studiums mit<br />
dem Fall- und zugleich Lehrbuch. Referendar:innen frischen mit<br />
diesem Werk ihr Wissen auf. Praktiker:innen in Anwaltschaft, Justiz<br />
und Verwaltung erhalten ein komplettes Nachschlagewerk zu<br />
einem günstigen Preis.<br />
Stimmen zu den Vorauflagen<br />
»Die gegenständliche Fallsammlung, die sich auf dem Stand von<br />
Juni 2019 befindet, stellt nicht nur eine der aktuellsten und umfangreichsten<br />
Judikatursammlungen der supranationalen Gerichte<br />
im Schoß der Europäischen Gemeinschaft bzw. der Europäischen<br />
Union dar, sondern bietet in ihrer akribischen Darstellung und<br />
Aufbereitung der einzelnen Rechtssachen eine wahrhaft unerschöpfliche<br />
Fundgrube an juristischen Erkenntnissen, ohne die das<br />
Europarecht in seiner gesamten rechtsdogmatischen Dimension<br />
nicht mehr verstanden werden kann.<br />
Prof. Dr. Gerhard Köbler, wiki.koeblergerhard.de Februar 2020<br />
Pflichtlektüre RiVerwG Daniel Gräsel, VBlBW 2016, 352<br />
führendes Referenzwerk zum europarechtlichen Case Law… Die in<br />
dieser Form einzigartige Dokumentation erleichtert die Arbeit mit<br />
dem Europarecht. RA Ralf Hansen, juralit.com Dezember 2015«<br />
Nomos<br />
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Wilfried Boms<br />
Sorgfalt bei der Planung und<br />
Offenheit für Unerwartetes<br />
Dr. Wilfried Boms, heute Leiter der Rechtsabteilung eines mittelständischen Telekommunikationsunternehmens, studierte<br />
vor fast 40 Jahren an der JLU Gießen. In diesem Beitrag blickt er auf seine Berufslaufbahn zurück, um sich dann die<br />
Frage zu stellen: Was hätte ich anders gemacht? Einige Tipps sind dabei bis heute allgemeingültig, andere dem Wandel<br />
der rechtlichen Herausforderungen geschuldet.<br />
© Privat<br />
Als die Frage an mich herangetragen wurde, ob ich mir<br />
vorstellen könne, aus der Retrospektive zu berichten, was<br />
ich in Studium oder Referendariat anders gemacht hätte,<br />
war meine erste Reaktion: „Was soll es für einen Mehrwert<br />
haben, heute über ein fast 40 Jahre zurückliegendes Studium<br />
zu berichten?“ Die Welt hat sich extrem verändert,<br />
die (Informations-) Möglichkeiten sind exponentiell gestiegen.<br />
Dennoch dürften die grundsätzlichen Fragestellungen<br />
auch heute noch ähnlich sein.<br />
Recht in der Praxis<br />
Während im Studium selbst nur eine sehr rudimentäre<br />
„Spezialisierung“ erfolgen konnte, hat die Ausbildung im<br />
Referendariat die Zeichen hin zur verantwortlichen Rechtsberatung<br />
gesetzt. Die ursprüngliche Tätigkeit in einer alteingesessenen<br />
Kanzlei in einer kleinen Kreisstadt verlangte<br />
seinerzeit nicht nach einer ausdrücklichen Spezialisierung.<br />
Vielmehr war der Allrounder gefragt. Gerade die jungen<br />
Anwält:innen waren gefordert, die eher unbeliebten Fälle<br />
mit entlegeneren Rechtsgebieten zu bearbeiten. Was verschiedentlich<br />
sicher auch als Belastung empfunden wurde,<br />
habe ich als Chance begriffen: Ich konnte mich in spezielle<br />
Rechtsmaterien einarbeiten, dabei die im Studium erlernten<br />
Grundprinzipien anwenden und mich in die Verfahrensordnungen<br />
der unterschiedlichen Gerichtsbarkeiten bis hin<br />
zum Verfassungsgericht einarbeiten. Auf diese Weise wurde<br />
ich schnell sattelfest und verlor die Scheu vor Fällen<br />
außerhalb des Standards. Die anwaltliche Tätigkeit war von<br />
der Beratung als auch der Vertretung geprägt. Mir fehlte<br />
indes das Handeln für mich selbst bzw. für ein Unternehmen,<br />
für das ich selbst Mitverantwortung trug. Daher war<br />
1998 der Weg in die hauptberufliche Syndikustätigkeit für<br />
ein Unternehmen in einer damals neuen Telekommunikationsbranche<br />
gefunden. Hier war das als Anwalt erworbene<br />
breitgestreute Wissen von Vorteil. Auch zur Vermeidung<br />
eines engen Spezialistenwissens habe ich meine Anwaltstätigkeit<br />
daneben weiter ausgeübt. Ausgelöst durch einen<br />
bis zum BGH und nach Zurückverweisung erfolgreich geführten<br />
Rechtsstreit mit Bezug zum Telekommunikationsund<br />
Unionsrecht habe ich meinen Wunsch zur Promotion<br />
erfüllt. Heute leite ich die Rechtsabteilung eines Mutterunternehmens<br />
mit vier Töchtern. Die Tätigkeit umfasst mit<br />
Ausnahme des Steuerrechts alle Rechtsgebiete. Die Angelegenheiten<br />
reichen hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung<br />
von wenigen hundert Euro bis hin zu etlichen<br />
Millionen Euro; neben der überwiegend rechtsberatenden<br />
und rechtsgestaltenden Tätigkeit reichen die gerichtlichen<br />
Verfahren vom Amtsgericht über den BGH und das EuG bis<br />
hin zum EuGH. Was sich nach einem wenngleich nicht aufregenden,<br />
so doch geraden Lebenslauf liest, hätte im Nachhinein<br />
betrachtet zielgerichteter sein können:<br />
Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong> 31
Rückblick auf das Studium<br />
Zunächst hatte ich seinerzeit kaum ernsthafte Möglichkeiten,<br />
mich vor der Aufnahme über das <strong>Jur</strong>astudium ausführlich<br />
zu informieren. Man wusste nur, dass mit den<br />
beiden juristischen Staatsexamina ein breites Feld attraktiver<br />
Berufe offenstand. Ich würde mich heute viel eingehender<br />
nach dem Ablauf, den Inhalten und den beruflichen<br />
Chancen erkundigen.<br />
Gleiches gilt für die Wahl der Universität. Zunächst nicht<br />
glücklich über die Entscheidung der Zentralvergabestelle<br />
für Studienplätze, habe ich zu Beginn des zweiten Semesters<br />
ein Angebot ausgeschlagen, von der JLU Gießen zur<br />
Rheinischen Friedrich-Wilhems-Universität Bonn zu wechseln.<br />
Diese Entscheidung habe ich nie bereut. Sie war getragen<br />
von sehr positiven Eindrücken im ersten Semester:<br />
nahbare (Honorar-) Professor:innen, zu denen auch mehrere<br />
Präsidenten der Bundesgerichte gehörten sowie ein<br />
kollegiales und noch einigermaßen überschaubares Umfeld.<br />
Dies war eher Glückssache denn einer ausreichenden<br />
Information und Abwägung geschuldet. Rückblickend<br />
würde ich mich deutlich näher mit den Vor- und Nachteilen<br />
der in Betracht kommenden Universitäten beschäftigen<br />
und mich erst dann entscheiden.<br />
In den 1980er-Jahren waren Auslandssemester und ein<br />
Wechsel des Studienortes eher selten. Der Blick über den<br />
Tellerrand ist gerade in der juristischen Arbeit der global<br />
vernetzten Welt von besonderem Gewicht. Man darf nicht<br />
im nationalen Recht verharren. Vieles hat internationalen<br />
Bezug und sei es durch das Unionsrecht, das seinerzeit<br />
noch nicht stark ausgeprägt war. Ich würde mich heute für<br />
einen Auslandsaufenthalt und gegebenenfalls auch einen<br />
Studienortwechsel entscheiden.<br />
Im Studium selbst war bei aller Eigenständigkeit doch der<br />
gesetzte Lehrinhalt zu absolvieren. Beim Wahlfach hatte<br />
man einen gewissen Spielraum, der meist nach den eigenen<br />
Vorlieben genutzt wurde. Mir ist das Auswendiglernen<br />
nicht sonderlich schwergefallen. Bei Licht betrachtet habe<br />
ich mich aber zu Beginn des Studiums von der ebenso verbreiteten<br />
wie falschen Meinung in die Irre führen lassen,<br />
<strong>Jur</strong>a sei Auswendiglernen von Paragrafen. Natürlich hat<br />
man Grundlagenfächer belegt. Nur wenigen Professor:innen<br />
ist es gelungen, die Methodik in ihren Vorlesungen<br />
und Arbeitsgemeinschaften transparent darzustellen.<br />
Vielmehr wurde oft entweder sehr abstrakt vorgetragen,<br />
sodass den Studierenden die praktische Bedeutung nur<br />
schwer vermittelt werden konnte oder es wurden Einzelfälle<br />
besprochen, ohne diese wiederum in Bezug zu den<br />
Grundlagen zu stellen. Statt methodisch an die Fälle heranzugehen,<br />
griff man als Studierender daher zu oft auf<br />
den Versuch zurück, sich die Rechtsmeinung etwa des BGH<br />
und einiger Professor:innen zu merken. Auf diese Weise<br />
wird man schnell von der unendlichen Fülle der Rechtsmaterie<br />
erschlagen und fühlt sich auf das erste juristische<br />
Staatsexamen nicht ausreichend vorbereitet. Die Angebote<br />
der Universität waren für eine systematische Auf- und<br />
Vorbereitung nicht ausreichend, also wählte man das<br />
kosten trächtige Repetitorium in Kombination mit eigenorganisierten<br />
kleinen Arbeitsgemeinschaften und bereitete<br />
sich am Ende durch die Berichte über zurückliegende<br />
Prüfungen der eigenen Prüfer:innen abschließend auf die<br />
mündliche Prüfung vor. Müsste ich nochmal beginnen,<br />
würde ich zunächst mein Augenmerk auf die juristischen<br />
Grundlagen legen und versuchen, hiermit den Vorlesungen<br />
etwa im Allgemeinen Teil des BGB oder im allgemeinen<br />
Verwaltungsrecht zu folgen und den Bogen zu den<br />
„echten Fällen“ zu spannen. Ist das System verstanden,<br />
verlieren die Vielfalt der Rechtsmaterie und auch fremde<br />
Rechtsgebiete ihren Schrecken. Zur Verstärkung würde ich<br />
das Studium mit einer Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft<br />
oder in einer Kanzlei verbinden wollen. Das wiederum<br />
hätte voraussichtlich dazu geführt, dass ich – wie üblich<br />
– im zeitlichen Zusammenhang mit dem Studium promoviert<br />
hätte und nicht erst viele Jahre später. Letzteres bereue<br />
ich nicht, zumal mir auch da der Umgang mit den im<br />
Schnitt deutlich jüngeren Doktorrand:innen gefallen hat.<br />
Mein Referendariat, das ich bewusst in meinem Heimatland<br />
Nordrhein-Westfalen absolviert habe, war fast durchgängig<br />
von einem starken Praxisbezug geprägt; die meisten<br />
Ausbilder:innen forderten und förderten zugleich. Das<br />
ist leider nicht der Regelfall. Mit der eigenverantwortlichen,<br />
wenngleich noch überprüften Bearbeitung echter<br />
Fälle gewann man eine Routine und konnte so manchen<br />
„Aha-Effekt“ feststellen, wenn einem die Bedeutung des<br />
Erlernten klar wurde.<br />
Das Fazit<br />
Zusammenfassend kann ich für mich konstatieren, dass ich<br />
jederzeit wieder <strong>Jur</strong>a wählen würde. Ich wäre allerdings informierter.<br />
Heutzutage sind die Informationsmöglichkeiten<br />
sehr detailliert und leicht umzusetzen. Ich kann den Studierenden<br />
nur empfehlen, diese rechtzeitig zu nutzen. Dies gilt<br />
auch für die heute viel einfacher durchführbaren Auslandssemester.<br />
Mein Augenmerk läge auf dem Erlernen der<br />
Grundlagen und des Handwerkzeugs, gefolgt von der praktischen<br />
Anwendung. Ich möchte aber auch Mut machen:<br />
Man muss nicht alles im Vorfeld prüfen und am Anfang<br />
schon wissen, welche Richtung man später wählt. Man<br />
muss nicht alles perfekt machen und darf sich auch mal<br />
vom Gefühl leiten lassen. Lassen Sie sich nicht entmutigen!<br />
Zur Person<br />
Rechtsanwalt Dr. Wilfried Boms studierte <strong>Jur</strong>a in Gießen<br />
und absolvierte sein Referendariat am Landgericht Aachen.<br />
Er arbeitete von 1990 bis 1998 zunächst als Rechtsanwalt.<br />
Mitte 1998 wechselte er als Syndikusrechtsanwalt in die<br />
Telekommunikationsbranche, die zu dieser Zeit für den<br />
Wettbewerb geöffnet worden war. Die freiberufliche Anwaltstätigkeit<br />
übt er weiterhin aus. Er leitet seit einigen<br />
Jahren die Rechtsabteilung der Muttergesellschaft seiner<br />
ursprünglichen Arbeitgeberin und ist insoweit auch für vier<br />
Tochtergesellschaften verantwortlich. Die Promotion an der<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen erfolgte berufsbegleitend.<br />
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Nomos <strong>STUD</strong>.<strong>Jur</strong>. 1 | <strong>2024</strong>