Beschaffung aktuell 09.2022
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Personalmangel und hohe Ölpreise in der Luftfahrt<br />
Das Reisechaos an Flughäfen<br />
Der Flugbetrieb normalisiert sich nach dem Corona-Ausbruch wieder, aber die Flughäfen<br />
und Fluggesellschaften können mit dem Wachstum nicht mithalten. Aus diesem<br />
Grund herrscht in diesem Sommer an europäischen und amerikanischen Flughäfen<br />
immer wieder Chaos. Warteschlangen, gestrichene Flüge und steigende Ticketpreise<br />
betreffen auch Geschäftsreisende.<br />
In der Pandemie wurden in der Luftfahrt<br />
Tausende von Mitarbeitern entlassen,<br />
zum Beispiel rund 10 000 Mitarbeiter<br />
bei British Airways und 4000 Mitarbeiter<br />
des Bodenpersonals am Frankfurter<br />
Flughafen. Der Mangel an Arbeitskräften<br />
ist Grund für viele gestrichene<br />
Flüge an europäischen Flughäfen. Die<br />
großen Drehkreuze – Heathrow, Charles<br />
de Gaulle und Schiphol – machten alle<br />
aus denselben Gründen Schlagzeilen:<br />
gestrichene Flüge, vermisstes Gepäck,<br />
lange Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen.<br />
Gleichzeitig steigen die<br />
Ticketpreise an. Die für die Monate Juli<br />
bis September 2022 gebuchten innereuropäischen<br />
Business-Class-Tarife liegen<br />
nach Angaben des Flugpreisvergleichsdienstes<br />
Skytra um 33 Prozent über denen<br />
von 2019. Transatlantische Business-Class-Passagiere<br />
werden im dritten<br />
Quartal dieses Jahres 16 Prozent mehr<br />
bezahlen müssen als 2019.<br />
Die Hauptursachen für steigende Ticketpreise<br />
sind Lohnerhöhungen und explodierende<br />
Ölpreise. Die International Air<br />
Transport Association (IATA) kommt zu<br />
dem Schluss, dass die angespannten Arbeitsmärkte<br />
zu einem Anstieg der Löhne<br />
beitragen. Infolgedessen erwartet sie für<br />
2022 ein Wachstum der Lohnkosten um<br />
7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />
Bezogen auf die hohen Ölpreise geht die<br />
IATA davon aus, dass die Fluggesellschaften<br />
im Jahr 2022 insgesamt 192<br />
Milliarden Dollar für Treibstoff ausgeben<br />
müssen – knapp ein Viertel ihrer Gesamtkosten,<br />
gegenüber 19 Prozent im<br />
vergangenen Jahr.<br />
Geschäftsreisende werden den Preisanstieg<br />
vielleicht nicht immer bemerken, die<br />
Travel Manager hingegen schon. Sie werden<br />
auch die Turbulenzen am Flughafen<br />
beklagen. Durch verspätete und gestrichene<br />
Flüge gehen Produktivität und Zeit<br />
verloren. Aufgrund von Annullierungen<br />
sitzen die Reisenden fest und müssen unter<br />
Umständen zusätzliche Tage für ihre<br />
Reise einplanen. Auch der zusätzliche<br />
Stress für die Angestellten nimmt zu.<br />
Weniger Reisen schont die<br />
Umwelt und Nerven<br />
Zwischen 2005 und 2019 hat der Luftverkehr<br />
in Europa laut der Organisation<br />
Transport & Environment um 67 Prozent<br />
zugenommen. Den Prognosen zufolge<br />
werden die Emissionen im Luftverkehr bis<br />
2050 um 38 Prozent steigen. Der Geschäftsreiseverkehr<br />
trägt wesentlich zu<br />
diesem Problem bei, da er der Organisation<br />
zufolge etwa 30 Prozent der gesamten<br />
Bild: TheVIZ/stock.adobe.com<br />
Tausende Flüge wurden zuletzt aufgrund mangelnden Personals gestrichen.<br />
Flugverkehrsemissionen in Europa ausmacht.<br />
Umfragen zeigen, dass die Mitarbeiter bei<br />
Geschäftsflügen nur widerwillig zu den<br />
Gewohnheiten vor der Pandemie zurückkehren.<br />
Im Jahr 2021 gab die Hälfte aller<br />
Befragten einer McKinsey-Studie an, dass<br />
sie nach der Pandemie weniger fliegen<br />
wollen. 2022 zeigt eine Umfrage der Global<br />
Business Travel Association, dass 73<br />
Prozent der weltweiten Travel Manager<br />
dafür sind, weniger Reisen zu fördern<br />
oder vorzuschreiben. Weniger Geschäftsflüge<br />
und mehr virtuelle Meetings reduzieren<br />
Kosten, verbessern das Wohlbefinden<br />
der Mitarbeiter und verringern Emissionen.<br />
Transport & Environment sieht<br />
dementsprechend viele Gründe, an der<br />
geringeren Anzahl von Geschäftsflügen<br />
während der Pandemie festzuhalten. (ys)<br />
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