Beschaffung aktuell 09.2022
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» MANAGEMENT<br />
gang zu Technologien, Innovationen und<br />
die Umsetzungsgeschwindigkeit werden<br />
wichtiger als Skalierbarkeit und Synergien.<br />
Es liegt in unserer Hand, aktiv ein neues<br />
Modell zu entwickeln, das es dem Einkauf<br />
ermöglicht, einen Mehrwert für die Unternehmen<br />
zu schaffen und damit die<br />
Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.<br />
Wenn wir die Fokussierung weg von einseitigen<br />
Einsparungen hin zur Schaffung<br />
von Kundennutzen entwickeln, müssen<br />
wir unsere Denkweise und Herangehensweise<br />
ändern. In erster Linie müssen wir<br />
ein neues Verständnis dafür entwickeln,<br />
wie wir Mehrwerte für unser Geschäft<br />
schaffen. Dennoch reduzieren die meisten<br />
CEOs und CFOs den Einkauf immer noch<br />
auf eine Kostensenkungsfunktion.<br />
Gerade in schwierigen<br />
Geschäftszeiten<br />
wie jetzt stehen<br />
wir wieder vor<br />
der Anforderung,<br />
kurzfristige Einsparungen<br />
zu realisieren.<br />
Wird dies auf<br />
traditionelle Weise umgesetzt, wird das<br />
dem neuen Wertemodell nicht nutzen.<br />
Kostensenkung wird sicher auf der Agenda<br />
bleiben. Wir müssen jedoch einen neuen<br />
Ansatz entwickeln und den Lieferanten<br />
ein Incentive geben, eine faire Marge zu<br />
erzielen. Fragen wir uns nicht manchmal,<br />
wo die Innovationen der Lieferanten bleiben?<br />
Ohne faire Marge wird es keine Investition<br />
in Zukunftstechnologien geben<br />
und die Lieferbasis im Wettbewerb zurückfallen.<br />
Das neue Wertemodell<br />
Mit der exponentiellen Entwicklung neuer<br />
Technologien verschieben Unternehmen<br />
ihre Prioritäten. Das Erkennen neuer<br />
Chancen und die Fähigkeit der Unternehmen,<br />
diese in innovative Dienstleistungen<br />
und Lösungen für die Endkunden umzusetzen,<br />
bestimmen die Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Die Kompetenz, viel kürzere Lebenszyklen<br />
zu managen, wird immer wichtiger.<br />
Angesichts der neuen Unternehmensrealität<br />
muss der Einkauf die Agenda darauf<br />
konzentrieren, Innovationen und Werte<br />
mit den Potenzialen der Märkte zu realisieren.<br />
Dies erfordert eine Änderung der<br />
Strategie. Die neuen Ansätze legen den<br />
Grundstein für schrittweise Veränderungen<br />
in folgenden Bereichen:<br />
Operative Exzellenz<br />
»Viele Lieferanten -<br />
beziehungen sind<br />
gestört und von<br />
Misstrauen geprägt.«<br />
Während in der Vergangenheit in den<br />
meisten Einkaufsorganisationen eindeutig<br />
die Kostensenkung im Fokus stand,<br />
müssen wir zuerst verstehen, inwieweit<br />
dieser Ansatz eher hinderlich ist, um Werte<br />
zusammen mit dem Lieferantennetzwerk<br />
zu schaffen. Kurzfristig orientierte<br />
Einsparungen gehen oft zu Lasten von<br />
nachhaltigen Ergebnissen. Wie beschrieben,<br />
haben einige Branchen ein Schattensparsystem<br />
entwickelt, das nur existiert,<br />
um die KPI-Matrix<br />
zu erfüllen, aber<br />
die reale Situation<br />
nicht widerspiegelt.<br />
Mit einem oft<br />
aggressiven und<br />
arroganten Ansatz<br />
verpufft viel Energie<br />
an der falschen<br />
Stelle, ohne einen<br />
Kundennutzen zu schaffen.<br />
„Grow the pie instead of fighting over the<br />
pieces“ ist ein beliebtes Sprichwort, das<br />
den Einkauf hier leiten sollte.<br />
Ohne Vertrauen werden echte End-to-<br />
End-optimierte Lieferketten nicht zustande<br />
kommen. Die Fähigkeit, die kürzeren<br />
Produktlebenszyklen zu managen, wird<br />
das Prinzip der jährlichen Verbesserung<br />
ersetzen. Die termingerechte Einführung<br />
von Produkten zu besten Kosten und<br />
Qualität bestimmt die Leistungsfähigkeit<br />
eines Unternehmens.<br />
Bei den Kosten sollte das Prinzip „beste<br />
Kosten von Anfang an“ gelten. Dies steht<br />
im Widerspruch zu den heutigen oft benutzen<br />
Grundsätzen der vorgehaltenen<br />
Savings bei der Vergabe eines Neugeschäfts.<br />
Als Methoden sollten Target-Kostenmodelle,<br />
Open-Book-Transparenz und Wertanalysen<br />
verwendet werden. Einsparungen<br />
sollten geteilt werden, um die Initiativen<br />
zu motivieren. Die größten Kostensenkungen<br />
und Wertsteigerungen resultieren<br />
jedoch immer aus Innovationen<br />
und neuen Technologien. Die Leistungsfähigkeit<br />
der Lieferbasis in Bezug auf Innovation,<br />
Agilität und Lifecycle-Management<br />
sollten daher die wichtigsten Kriterien<br />
in der neuen KPI-Matrix sein. Die gemeinsamen<br />
Geschäftsziele mit den Lieferanten<br />
sollten dies widerspiegeln.<br />
Lieferantenpartnerschaften<br />
Von zentraler Bedeutung sind echte Partnerschaftsprogramme<br />
mit den Kernlieferanten.<br />
Kate Vitasek von der Universität<br />
Tennessee hat das „Vested“ Model entwickelt.<br />
Beide Parteien sind voll engagiert<br />
und arbeiten mit offener Denkweise und<br />
ambitionierter Zielsetzung an den gemeinsamen<br />
Ergebnissen.<br />
Vertrauen ist dabei der Schlüssel für unser<br />
zukünftiges Wertschöpfungsmodell.<br />
Die individuellen Partnerschaften sollten<br />
in einem nächsten Schritt zu einem Netzwerk<br />
und einem Ecosystem verbunden<br />
werden. Wir brauchen eine Gruppe vertrauenswürdiger<br />
und vielfältiger Partner,<br />
um unsere Wettbewerbsposition zu verbessern.<br />
Innovation<br />
Mit der verkürzten Lebensdauer von Technologien<br />
wird deutlich, dass nur diejenigen<br />
Unternehmen überleben, die Zugang<br />
zu den neuesten Innovationen haben und<br />
diese in Kundenlösungen umsetzen können.<br />
Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit<br />
stehen im Mittelpunkt. Typischerweise<br />
kommt der größte Teil der Wertschöpfung<br />
bei direktem und indirektem Material<br />
von der externen Lieferbasis. Lieferanten<br />
sind die Experten auf ihrem Gebiet,<br />
wir brauchen ein neues Partnerschaftsmodell<br />
mit ihnen im Bereich Innovation.<br />
Vor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit,<br />
an einem Programm von Procurement<br />
Leaders in London teilzunehmen,<br />
mit dem Ziel ein „Supplier Enabled Innovation“-Programm<br />
zu entwickeln. Ein gutes<br />
Konzept, das weiterentwickelt werden<br />
muss.<br />
Technologie-Scouting<br />
Bahnbrechende und disruptive Innovationen<br />
kommen möglicherweise nicht aus<br />
unseren eigenen Unternehmen oder unserem<br />
Lieferanten-Ecosystem (auch wenn<br />
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