Beschaffung aktuell 09.2022
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» MANAGEMENT<br />
Bild: BW-Uni München<br />
Abb. 3: Ablauf einer<br />
Hedgingstrategie mit<br />
AM<br />
sche Werkzeuge mit hohen Skaleneffekten zurückzuführen<br />
sind. Dies bedarf der physischen Lagerhaltung<br />
von Vor- und Halbmaterialien, welche im Global<br />
Sourcing bezogen werden.<br />
In Analogie zum finanziellen Risikomanagement<br />
kann eine Risikobetrachtung der beiden Lieferkettenalternativen<br />
stattfinden. Das Zielbild einer wirtschaftlichen<br />
<strong>Beschaffung</strong> stellt die Verfügbarkeit zu<br />
den günstigsten Bedingungen dar, deren Abweichung<br />
als Versorgungsrisiko deklariert ist. Dabei bedient<br />
man sich der aus Finanzanlagen bekannten Portfoliotechnik<br />
(vgl. Abb. 2, rechte Seite). Finanzanlagen, die<br />
nicht vollständig korreliert sind, können so kombiniert<br />
werden, dass das Gesamtrisiko durch den Diversifikationseffekt<br />
minimiert wird. Je negativer die<br />
beiden Anlagealternativen korrelieren, desto geringer<br />
ist die Risikoposition des Portfolios. Wenn eine<br />
Korrelation von p = –1 erreicht wird, kann das unsystematische<br />
Risiko (für welches beide Bezugsquellen<br />
nicht gleichermaßen sensitiv sind) theoretisch voll-<br />
ständig eliminiert werden, was<br />
zu einem ein risikofreies Portfolio,<br />
das keine Streuung vom<br />
Erwartungswert aufweist und<br />
als deterministisch angesehen<br />
werden kann. Der Aufbau<br />
einer gegnerischen Position,<br />
die so negativ wie möglich mit<br />
der <strong>aktuell</strong>en Risikoposition<br />
korreliert wird als Hedging<br />
bezeichnet .<br />
Und dies lässt sich analog auf<br />
ein „Lieferkettenportfolio“<br />
übertragen: Die Gegensätzlichkeit<br />
der Lieferketten AM<br />
und TM, die somit ein Lieferketten-Hedging<br />
in Form einer<br />
Absicherung TM mittels Lieferkette AM erlaubt. Die<br />
hierbei erforderlichen Initiierungskosten (TK) für den<br />
Aufbau der zweiten Bezugsquelle können bei der Lieferkette<br />
AM aufgrund von verminderter Faktorspezifität<br />
(digitale Speicherung des Fertigungswissens als<br />
CAD-Daten, fehlende Werkzeuge, generalistische Bediener,<br />
...) reduziert werden.<br />
Die Wirkung des Hedgings TM mit AM konnte im<br />
Rahmen eventbasierter Lieferkettensimulationen des<br />
Zentrums für Digitalisierungs- und Technologieforschung<br />
der Bundeswehr (dtec.bw) nachgewiesen<br />
werden.<br />
Praktische Anwendung bei<br />
Lieferkettendisruptionen<br />
Im Zuge der SARS-CoV-2-Pandemie konnte die Nutzung<br />
AM als Instrument der Risikobewältigung in der<br />
<strong>Beschaffung</strong> von Engpassartikeln beobachtet werden.<br />
Hierzu wurden multiple Fälle aus Deutschland,<br />
Großbritannien und Italien analysiert, bei denen<br />
Matthias M. Meyer<br />
M. Eng., Wiss. Mitarbeiter am<br />
Zentrum für Digitalisierungs- und<br />
Technologieforschung der Bundeswehr<br />
(dtec.bw) und Doktorand<br />
im Arbeitsgebiet <strong>Beschaffung</strong> der<br />
BW-Uni München.<br />
Prof. Dr. Michael Eßig<br />
Professor und Direktor des<br />
Arbeitsgebiet s <strong>Beschaffung</strong> der<br />
BW-Uni München.<br />
PD Dr. Andreas H. Glas<br />
Leiter des Forschungszentrums für<br />
Defense Acquisition & Supply<br />
Management (DASM) im Arbeitsgebiet<br />
<strong>Beschaffung</strong> der Universität<br />
der Bundeswehr München.<br />
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