Beschaffung aktuell 09.2022
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Bild: BW-Uni München<br />
Abb.1: Gegenüberstellung<br />
der Versorgungsrisiken<br />
Die Stückkosten der additiven Fertigung (AM) sind im<br />
Vergleich zu dem auf Effizienzpotenzialen ausgerichteten<br />
Lieferweg TM zwar teurer, besitzen jedoch aufgrund<br />
von geografischer Dezentralisierung und verminderter<br />
Vorlaufzeit eine erhöhte Reaktionsfähigkeit<br />
als Bezugsquelle – sie werden deshalb diese<br />
nicht grundsätzlich substituieren, sondern – zur Vermeidung<br />
von Lieferausfällen und den damit verbundenen<br />
Fehlmengenkosten – ergänzen.<br />
Abbildung 2 (linke Seite) verdeutlicht, dass insbesondere<br />
geringe Bedarfsmengen mit hohem Versorgungsrisiko<br />
sehr viel stärker über eine Lieferkette AM<br />
substituiert werden sollten. Hingegen eignet sich für<br />
mittlere bis hohe Bedarfsmengen bei gleichzeitig<br />
hoher Risikoposition eine Absicherungsstrategie der<br />
Lieferkette TM mittels AM („Hedging“). Dieser Fall<br />
soll nachfolgend betrachtet werden.<br />
Beide Lieferkettenstrategien besitzen gegenläufige<br />
Risikopositionen. AM besitzt eine kurze Vorlaufzeit,<br />
lange Zykluszeiten und daraus resultierend hohe<br />
Stückkosten. Außerdem wird ausschließlich Rohmaterial<br />
(i. d. R. Pulver) benötigt, um mit nur einer Universalmaschine<br />
ohne Werkzeuge eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Bedarfe herzustellen. Da verschiedene<br />
Bauteile in demselben Bauprozess gleichzeitig hergestellt<br />
werden können, treten Verbundeffekte auf.<br />
Hinzu kommt, dass durch die ausschließlich digitale<br />
Lagerhaltung die Kosten physischer Lagerhaltung<br />
minimiert werden, zumal sich Bedarfe anhand der digitalen<br />
Daten einfach modifizieren lassen. Eine dezentrale<br />
Fertigung erlaubt eine lokale Versorgungsstrategie<br />
in Endkundennähe. AM erlaubt zudem eine<br />
vereinfachte Eigenfertigung, wie es bspw. im Rahmen<br />
des Maker Movement praktiziert wird. Hierbei<br />
konstruieren und fertigen Endkunden Eigenbedarfe<br />
mithilfe AM.<br />
Im Gegensatz dazu sind traditionelle Versorgungswege<br />
durch lange Vorlaufzeiten, kurze Zykluszeiten<br />
und deutlich geringere Stückkosten gekennzeichnet,<br />
welche zumeist auf Spezialmaschinen und spezifi-<br />
Abb. 2: Konzeption des Portfoliomodells und Wirkungsweise eines „Hedged Sourcings“.<br />
Bild: BW-Uni München<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 19