Beschaffung aktuell 09.2022
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» MAGAZIN<br />
Rohstoff des Monats: Uran<br />
Der strahlende Energieträger<br />
Vom schwarzen Schaf zur grünen Alternative: Solange Gas knapp, Kohle<br />
umweltschädlich und regenerative Energien nicht ausreichend verfügbar sind,<br />
denken Entscheider über eine Renaissance der Kernkraft nach; bislang ohne<br />
große Auswirkungen auf den Uranpreis.<br />
Angereichertes Uran<br />
glänzt silbern. Der hier<br />
abgebildete Barren<br />
wiegt circa 50 Kilo.<br />
Nach einer jahrelangen<br />
Flaute ist der<br />
Uranpreis Mitte des<br />
vergangenen Jahres<br />
bereits wieder<br />
angesprungen , wurde<br />
zuletzt aber deutlich<br />
nach unten korrigiert.<br />
Bild: RHJ/stock.adobe.com<br />
Zehn Prozent der weltweiten Stromproduktion<br />
entstehen in Kernkraftwerken. Die meisten<br />
davon stehen in den USA (54 Kernkraftwerke mit<br />
94 Reaktorblöcken), gefolgt von Frankreich (18<br />
Kernkraftwerke mit 56 Reaktorblöcken) und China<br />
(16 Standorte mit 54 Blöcken). In Deutschland<br />
sind derzeit (noch) drei von ehemals 24 Kernkraftwerken<br />
produktiv. Deren Zukunft ist ungewiss. Sicher<br />
ist dagegen, dass andere Länder ihre Kern-<br />
Kompetenzen ausbauen: Derzeit sind allein in China<br />
32, in Russland 25 und in Indien 12 neue Reaktoren<br />
in Planung. Und selbst in Japan sind nach<br />
der Katastrophe von Fukushima neun Reaktorblöcke<br />
im Bau und gehen noch diesen Winter neu ans<br />
Netz. Darüber hinaus wollen laut der Internationalen<br />
Atomenergiebehörde IAEA 28 Staaten neu in<br />
die Atomkraft einsteigen, darunter viele Schwellenländer.<br />
Nach Daten des Fraunhofer ISE produzierten die drei<br />
deutschen Kernkraftwerke 13,3 Prozent des hierzulande<br />
verbrauchten Stroms. Damit ist die Atomkraft<br />
der drittgrößte Stromlieferant – nach der Braun- und<br />
Steinkohle (30 %), der Windkraft (23 %) und noch<br />
vor Erdgas und Fotovoltaik (jeweils rund 10 %).<br />
Durch die hohe Energiedichte von Uran genügt für<br />
den Betrieb eines mittleren Kernkraftwerkes pro Jahr<br />
rund ein Kubikmeter angereichertes Uran. Für die<br />
gleiche Energiemenge bräuchte man ungefähr drei<br />
Mio. Tonnen Steinkohle (das entspricht 60.000 Eisenbahnwaggons)<br />
oder 80 Quadratkilometer Solarpanels<br />
bzw. rund 700 Windkraftanlagen – sofern<br />
Sonne und Wind mitspielen.<br />
Russlands Rolle<br />
Strom aus Uran als politisch unabhängige Energiequelle<br />
– diese Rechnung geht leider nicht auf. Denn<br />
was bei der Diskussion oft übersehen wird: Nicht nur<br />
ein Großteil des in Europa verbrauchten Erdgases<br />
stammt aus Russland, sondern auch der Energieträger<br />
Uran. Rund 40 Prozent des nach Westeuropa importierten<br />
angereicherten Urans stammen aus Russland<br />
oder Kasachstan. Unsere osteuropäischen Nachbarn<br />
sind sogar hundertprozentig von Brennelementlieferungen<br />
des russischen Staatskonzerns Rosatom<br />
12 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022