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Beschaffung aktuell 09.2022

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Ausgabe 09 | 2022<br />

www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de<br />

Einkauf<br />

Materialwirtschaft<br />

Logistik<br />

Lieferkettengesetz<br />

Betriebsausrüstung<br />

Kosten senken und nachhaltigen<br />

Einsatz von Werkzeugen fördern<br />

» Seite 40<br />

Plattformen<br />

Mit breitem Netzwerk gegen<br />

Engpässe<br />

» Seite 36<br />

Logistik<br />

Real-Time-Daten<br />

statt Intuition<br />

» Seite 28<br />

Heiko Schwarz:<br />

„Die Zeit drängt“<br />

» Seite 14<br />

Professionell. Innovativ. Einkauf.


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2 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


» EDITORIAL<br />

Die Zeit drängt<br />

Es ist unumstritten, dass die Globalisierung einen großen Entwicklungsbeitrag<br />

für alle beteiligten Länder leistet, da zunehmend mehr Staaten in<br />

den internationalen Waren- und Dienstleistungsaustausch eingebunden<br />

werden. Allerdings ist wirtschaftliche Integration nicht alles. Auch<br />

Gesellschaft und Politik müssen mitziehen, damit alle Beteiligten an den<br />

gesamtwirtschaftlichen Gewinnen partizipieren.<br />

Fakt ist, dass viele Entwicklungs- und Schwellenländer, in denen<br />

multinationale Unternehmen tätig sind oder aus denen Produkte bezogen<br />

werden, nach wie vor schwache Rechtssysteme haben und die Zivilgesellschaften<br />

fragil sind. Erfahrungsgemäß wurden und werden diese Defizite<br />

im internationalen Wettbewerb nicht selten ausgenutzt – zulasten der<br />

Beschäftigten und der Umwelt. Als Reaktion auf dieses unzureichende<br />

Problem bewusstsein in Teilen der Wirtschaft hat die Bundesregierung im<br />

vergangenen Jahr das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), kurz das<br />

Lieferkettengesetz, auf den Weg gebracht. In Deutschland ansässige<br />

Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern müssen spätestens zum<br />

1. Januar 2023 Maßnahmen vorhalten, um dem LkSG gerecht zu werden.<br />

Heiko Schwarz, CEO bei Riskmethods, erklärt im Interview (Seite 14 ff.),<br />

worauf es ankommt und wie Unternehmen sich jetzt noch vorbereiten<br />

können, denn die Zeit drängt.<br />

Anknüpfend an die Thematik der Nachhaltigkeit passt das Titelinterview<br />

meines Kollegen Yannick Schwab mit Borries Schüler, Vorstand Product<br />

Management and Engineering, und Markus Decker, Berater Digitalisierung,<br />

Einkauf und Materialmanagement, von der Hoffmann Group (S. 40 ff.). Die<br />

beiden Experten beschreiben, wie sich Einkäufer den notwendigen Spielraum<br />

verschaffen, um die Versorgung mit kritischen Produkten zu sichern .<br />

Zu guter Letzt lege ich Ihnen noch einen Beitrag über den Travel-Risk-<br />

Outlook-Report ans Herz (S. 56). Geschäftsreiserisiken gehen weit über die<br />

mit der Pandemie verbundenen Gefahren hinaus. Der Bericht enthält Informationen,<br />

auf deren Basis Travel Manager und Einkäufer ihre Geschäftsreiseprogramme<br />

anpassen können.<br />

LEICHTES FAHREN<br />

SICHERES STOPPEN<br />

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Alexander Gölz,<br />

Chefredakteur <strong>Beschaffung</strong><br />

<strong>aktuell</strong><br />

alexander.goelz@konradin.de<br />

Zentralfeststeller<br />

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<strong>Beschaffung</strong> info@bs-rollen.de <strong>aktuell</strong> | www.bs-rollen.de » 09 | 2022 3


» INHALT 09 | 2022 69. JAHRGANG<br />

TITEL<br />

Gut versorgt<br />

durch die<br />

Krisen<br />

Borries Schüler (r.)<br />

und Markus Decker<br />

» Seite 40<br />

von der Hoffmann Group<br />

im Interview<br />

Titelbild: Hoffmann Group<br />

MAGAZIN<br />

EMI, ArGeZ-Zulieferer-Geschäftsklima und<br />

HWWI-Rohstoffpreisindex 8<br />

57. Symposium Einkauf und Logistik<br />

Pro:Connect – gemeinsam in die Zukunft blicken 10<br />

Rohstoff des Monats: Uran<br />

Der strahlende Energieträger 12<br />

MANAGEMENT<br />

Vorbereitung auf das LkSG<br />

Die Zeit drängt! 14<br />

Hedged Sourcing mittels additiver Fertigung<br />

Ansätze zur Begegnung steigender Versorgungsrisiken 18<br />

Maximilian Pfeifer, GF, Gersfelder Metallwaren<br />

„Durch unseren Service wollen wir<br />

den Einkauf entlasten“ 22<br />

Die smarte Fabrik richtig absichern<br />

„Hallo, Herr Kaiser“ im digitalen Zeitalter 26<br />

Potenzial von Logistikdaten nutzen<br />

Real-Time-Daten statt Intuition 28<br />

Die Entwicklung im Einkauf<br />

Quo vadis? Der Einkauf der Zukunft 32<br />

Fertigungsplattformen im Überblick<br />

Mit breitem Netzwerk gegen Engpässe 36<br />

Digitale <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />

Krisenfest dank verteilter Fertigung 38<br />

FERTIGUNGSTECHNIK<br />

TITEL-INTERVIEW<br />

Notwendigen Spielraum verschaffen<br />

Gut versorgt durch die Krisen 40<br />

AMB: Vorbericht und Produktneuheiten<br />

Welt der Metallbearbeitung trifft sich im Ländle 44<br />

Komplexität in Zerspanungsprozessen<br />

Präzisionswerkzeuge: Digitale Beratung<br />

und <strong>Beschaffung</strong> 48<br />

INTRALOGISTIK<br />

Fahrerlose Transportsysteme<br />

SAP orchestriert den FTS-Transport 50<br />

Montage- und Logistikkonzept bei Audi<br />

Flexibles System ohne Band und Takt 52<br />

Sechs Trends in der Lagerautomatisierung<br />

Auf dem Weg zum Dark Warehouse 54<br />

BUSINESS TRAVEL<br />

Naturkatastrophen und zivile Unruhen nehmen zu<br />

Sieben Risiken für Geschäftsreisende 56<br />

Nachhaltigkeit auf Geschäftsreisen<br />

Umweltbewusstes Handeln wird immer wichtiger 58<br />

Personalmangel und hohe Ölpreise<br />

Das Reisechaos an Flughäfen 59<br />

BME<br />

BME EP&SCE Summit<br />

Top-Event mit 200 CPOs europäischer Unternehmen 60<br />

Internationale Eisenwarenmesse (IEM)<br />

IEM: BME zeigt in Köln erneut Flagge 60<br />

4 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Bild: ipopba/stock.adobe.com<br />

Das Potenzial von Logistikdaten nutzen.<br />

» Seite 28<br />

KARRIERE<br />

Personalentwicklung im Einkauf<br />

Fachkräfte halten und beim<br />

digitalen Wandel mitnehmen 62<br />

Buchrezension<br />

Herausforderung Inflation 64<br />

Kurzrezensionen 65<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Inserentenverzeichnis, Vorschau, Impressum 66<br />

Meinung<br />

Das verkannte Problem<br />

der heimischen Wertschöpfung 67<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 5


» MAGAZIN<br />

Lieferkettenprobleme, Dekarbonisierung und Fachkräftemangel<br />

Maschinenbau rechnet mit abnehmendem Umsatzplus<br />

Gefragt nach den <strong>aktuell</strong> größten Herausforderungen<br />

steht die Versorgungssicherheit<br />

weit oben. Zwei Drittel der befragten<br />

Vorstandsmitglieder beschäftigen sich<br />

mit sehr hoher Priorität mit der Supply<br />

Chain. Vom Erfolg dieser Bemühungen<br />

und der weiteren Entwicklung in puncto<br />

Rohstoffmangel hängt es ab, ob die<br />

Maschinen - und Anlagenbauer ihre Umsatz -<br />

ziele für 2022 erreichen. Aktuell plant die<br />

Branche noch mit einem Umsatzplus von<br />

11,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Für 2023 sind die Unternehmen pessimis-<br />

tischer und prognostizieren<br />

nur<br />

noch 6,7 Prozent<br />

mehr Umsatz. Das<br />

sind Ergebnisse einer<br />

Befragung von<br />

Horváth. „Noch ist<br />

die Nachfrage<br />

unge brochen und<br />

es werden noch<br />

immer aufgestaute<br />

Aufträge abgearbeitet“,<br />

so Ralf<br />

Sauter, Industrieexperte<br />

und Partner bei Horváth. Angesichts<br />

des erwarteten Abflauens des Umsatzwachstums<br />

und steigender Einkaufspreise<br />

empfiehlt Sauter, Kostenstrukturen<br />

schon jetzt stärker in den Blick zu nehmen.<br />

Mit Kosten- und Erlösstrukturen beschäftigen<br />

sich derzeit 40 Prozent der<br />

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VERBINDUNGS-<br />

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Maschinen- und Anlagenbauer mit sehr<br />

hoher Priorität. Neben der Digitalisierung<br />

und Cyberrisiken treiben die Unternehmen<br />

die Fachkräftesicherung (55 %), ein<br />

CO 2 -neutraler Betrieb (48 %) sowie eine<br />

Abkopplung bestimmter Wirtschafts -<br />

systeme wie z. B. China (45 %). (ys)<br />

Bild: Kadmy/stock.adobe.com<br />

Keine Anzeichen einer deutlichen Erholung<br />

Industrie leidet weiter unter Materialknappheit<br />

Im Juli meldeten 73,3 Prozent der befragten<br />

Firmen Engpässe bei der <strong>Beschaffung</strong><br />

von Rohstoffen und Vorprodukten. Im<br />

Juni waren es 74,1 Prozent. Das geht aus<br />

einer <strong>aktuell</strong>en Umfrage des Ifo-Instituts<br />

hervor. „Neben der Knappheit bei elektronischen<br />

Komponenten tragen weiterhin<br />

auch Probleme in der weltweiten Logistik,<br />

insbesondere im Schiffsverkehr, zu den<br />

<strong>Beschaffung</strong>sproblemen bei“, sagt der<br />

Leiter der Umfragen, Klaus Wohlrabe. In<br />

den Kernbranchen bleibt die Situation<br />

kritisch. In der Elektroindustrie, dem Maschinenbau<br />

und in der Automobilbranche<br />

berichteten rund 90 Prozent, dass sie<br />

nicht alle Materialien und Vorprodukte<br />

bekommen. Wohlrabe: „Für die nächsten<br />

Monate gibt es keine Anzeichen einer<br />

deutlichen Erholung bei der <strong>Beschaffung</strong><br />

wichtiger Werkstoffe.“ (ys)<br />

Bild: Ifo-Institut<br />

Auswirkungen der Lieferengpässe<br />

Hemmschuh für den<br />

Automobilmarkt<br />

97 Prozent der Fuhrparks ab 50 Pkw und<br />

Transporter haben mit Lieferengpässen<br />

bei der Fahrzeugbeschaffung zu kämpfen.<br />

In fast 20 Prozent der Unternehmen können<br />

derzeit nicht alle dienstwagenberechtigten<br />

Mitarbeiter versorgt werden.<br />

In der Studie „Auswirkungen der Lieferengpässe<br />

2022“ hat Dataforce nachgefragt,<br />

welche Alternativen genutzt werden.<br />

Gut die Hälfte der 179 befragten<br />

Fuhrparkverantwortlichen reagieren mit<br />

einer längeren Nutzung der Kauffahrzeuge<br />

und weitere 35 Prozent mit einer Verlängerung<br />

der Leasingverträge. In großen<br />

Flotten mit mindestens 50 Pkw/Transportern<br />

im Bestand fallen diese Quoten mit<br />

66 bzw. 45 Prozent noch höher aus. Weitere<br />

Alternativen sind das Eingehen von<br />

Kompromissen bei der Fahrzeugauswahl<br />

sowie ein Wechsel des Händlers beziehungsweise<br />

Anbieters. Am häufigsten<br />

wird jedoch Verzicht bei bestimmten Ausstattungselementen<br />

geübt. (ys)<br />

6 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Halbjahresbilanz der Luftverkehrswirtschaft<br />

Engpässe im Luftraum und beim Personal<br />

VERBINDUNGSELEMENTE<br />

& BEFESTIGUNGSTECHNIK<br />

Die Passagiernachfrage im Luftverkehr<br />

blieb im 1. Quartal 2022 deutlich hinter<br />

den Prognosen zurück. Steigende Inzidenzen<br />

verbunden mit Reisewarnungen<br />

und -restriktionen führten zu einem<br />

deutlichen Einbruch der Nachfrage. Erst<br />

nach einer Rücknahme des größten Teils<br />

der Reisewarnungen zog die Nachfrage<br />

sprunghaft an. Das sind Ergebnisse der<br />

Halbjahresbilanz des Bundesverbands<br />

der Deutschen Luftverkehrswirtschaft.<br />

Lag der Anteil des Flugangebots im<br />

1. Quartal noch bei 51 Prozent des Angebots<br />

von 2019, stieg er mit dem Sommerflugplan<br />

auf 75 Prozent an. Bei den Fracht-<br />

Bild: pressmaster/stock.adobe.com<br />

fluggesellschaften hat sich die Nachfrage<br />

nach einem sehr starken Jahr 2021 etwas<br />

abgeschwächt, liegt aber dennoch 8 Prozent<br />

über dem Niveau von 2019. (ys)<br />

Zahlungsmoral im Vergleich<br />

Großkonzerne zahlen weniger zuverlässig<br />

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Die Payment-Studie 2022 von Dun & Bradstreet wertet Zahlungserfahrungsdaten<br />

für das 4. Quartal 2021 aus 38 Ländern aus und liefert einen Überblick.<br />

Mit gut 65 Prozent pünktlich gezahlter Rechnungen liegen deutsche Unternehmen<br />

auf Platz sieben im europäischen Vergleich. Unternehmen aus Dänemark,<br />

der Slowakei, Polen und den Niederlanden zahlen besonders häufig<br />

pünktlich. Betriebe, die ihr Zahlungsziel um mehr als 90 Tage verfehlen, finden<br />

sich laut Studie vor allem in Griechenland, Rumänien und Portugal. Überregional<br />

auffällig: Kleine Unternehmen zahlen zuverlässiger als Großkonzerne. In<br />

Deutschland zahlen rund 68 Prozent der Kleinst- und Kleinunternehmen fristgerecht,<br />

während es bei den Großunternehmen nur knapp 41 Prozent sind. (ys)<br />

Prioritäten in der Energiewirtschaft<br />

Versorgungssicherheit und grüne Transformation<br />

Eine <strong>aktuell</strong>e Atreus-Studie zeigt, dass<br />

das Risikomanagement rund um Versorgungssicherheit<br />

und Investitionen in eine<br />

grüne Transformation höchste Priorität in<br />

der Energiewirtschaft und bei vielen<br />

Industrie unternehmen hat. Wesentliche<br />

Treiber der Transformation sind Versorgungssicherheit<br />

und alternative Erzeugungsquellen<br />

(89 %), gestiegene Energiepreise<br />

und Kostendruck (71 %) sowie<br />

Klima schutz, Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung<br />

(66 %).<br />

„Das Risikomanagement für die Energiebeschaffung<br />

gilt <strong>aktuell</strong> als oberste Prio-<br />

rität. Der in Kraft gesetzte Notfallplan<br />

Gas und die Sorge vor einer sich weiter<br />

zuspitzenden Lage befeuern diese Entwicklung”,<br />

sagt Martin Schulz, Partner<br />

und Direktor von Atreus. Innovationen,<br />

vor allem in den Bereichen Energieerzeugung,<br />

Speicher, Verteilung, Flexibilisierung<br />

und Energieeffizienz gewinnen mehr<br />

und mehr an Bedeutung. Mehr als 70 Prozent<br />

sehen daher auch mittelfristig (1–3<br />

Jahre) einen Bedarf an veränderten Kompetenzen<br />

und externem Know-how als<br />

gravierend bei der Bewältigung der neuen<br />

Aufgaben an. (ys)<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 7


» MAGAZIN<br />

Einkaufsmanagerindex EMI<br />

Beschleunigter Rückgang beim Auftragseingang<br />

Der saisonbereinigte S&P Global/BME<br />

Einkaufsmanagerindex EMI notierte im<br />

Juli bei 49,3 Punkten. Damit gab er gegenüber<br />

dem Vormonat um fast drei<br />

Punkte nach und lag erstmals seit Juni<br />

2020 wieder unter der Referenzlinie von<br />

50,0. Hauptgrund für die negative Entwicklung<br />

ist das größte Minus beim Auftragseingang<br />

seit Mai 2020. Das Produktionsniveau<br />

ging ebenfalls weiter zurück<br />

und erstmals seit Mitte 2020 schrumpfte<br />

die Einkaufsmenge der Hersteller.<br />

Obwohl Materialknappheit und Logistik -<br />

engpässe nach wie vor weitverbreitet waren,<br />

gab es Anzeichen dafür, dass der<br />

Druck auf die Lieferketten angesichts der<br />

sinkenden Nachfrage allmählich nachlässt.<br />

So verlängerten sich die Lieferzeiten<br />

im Juli zwar so geringfügig wie seit Oktober<br />

2020 nicht mehr, bleiben im histori-<br />

schen Vergleich aber immer noch hoch.<br />

Der geringere Bedarf an Materialien spiegelte<br />

sich auch in einer Abschwächung<br />

der Kosteninflation wider. In Verbindung<br />

mit der rückläufigen Nachfrage nach<br />

Industrie gütern führte dies dazu, dass die<br />

Inflationsrate der Verkaufspreise auf ein<br />

15-Monatstief nachgab. (ys)<br />

Bild: S&P Global/BME<br />

HWWI-Rohstoffpreisindex<br />

Preise für Energierohstoffe steigen weiter<br />

Der HWWI-Rohstoffpreisindex stieg im Juni im Vergleich zum Vormonat um<br />

durchschnittlich 1,9 Prozent. Der Index für Industrierohstoffe sank im Juni<br />

um 9 Prozent. Der Index für Nahrungs- und Genussmittel ging um 3,2 Prozent<br />

zurück, während der Index für Energierohstoffe um 3,5 Prozent stieg.<br />

Der Rohölpreis stieg im Juni gegenüber dem Vormonat um 4,8 Prozent an.<br />

Auch der Kohlepreis stieg weiter an (1,5 %). Nachdem der Gaspreis im Mai<br />

gefallen war, stieg er zuletzt wieder um 2,1 Prozent an. Er liegt damit um<br />

128,5 Prozent über dem Wert von Juni 2021. Aufgrund der hohen Gewichtung<br />

der Energierohstoffe stieg der Gesamtindex. Dieser liegt damit 69,1<br />

Prozent über dem Wert im Juni 2021 (Industrierohstoffe –11,3 %, Energierohstoffe<br />

+90 %, Nahrungs- und Genussmittel +27 %). (ys)<br />

Bild: Mike Mareen/stock.adobe.com<br />

ArGeZ-Zulieferer-Geschäftsklima<br />

Gewitterwarnung bei<br />

deutschen Zulieferern<br />

Nachdem sich das Geschäftsklima der<br />

deutschen Zulieferer im Vormonat laut<br />

Ifo-Institut erstmals seit Ausbruch des<br />

Ukraine-Krieges leicht stabilisieren konnte,<br />

setzt sich der Abwärtstrend im Juli erneut<br />

fort. Mit einem Rückgang um 13,2<br />

Saldenpunkten liegt das Geschäftsklima<br />

bei -9,6 Punkten. Dies markiert den niedrigsten<br />

Stand seit August 2020. Der Einbruch<br />

ist überwiegend auf die Talfahrt der<br />

Erwartungen zurückzuführen. Diese sind<br />

im Saldo von -22,4 auf -42,1 Punkte abgestürzt.<br />

Pessimistischer waren die Aussichten<br />

seit Beginn der Datenerhebung<br />

lediglich drei Mal – im Jahr zwei nach der<br />

Wiedervereinigung, zur Zeit der Finanzkrise<br />

2008 und nach dem Ausbruch der<br />

Coronapandemie. Die Unsicherheit beruht<br />

auf diversen Faktoren. Zum einen sind auf<br />

der Abnehmerseite die Prognosen für die<br />

Pkw-Märkte erneut signifikant nach unten<br />

korrigiert worden, zum anderen bleibt<br />

die Gasversorgung der deutschen Industrie<br />

mittelfristig ungewiss. (ys)<br />

8 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Getreidemenge aus Ukraine kaum zu verschiffen<br />

Weltweiter Handel im Juli rückläufig<br />

Das jüngste Update des Kiel Trade Indicator<br />

zeigt für den Welthandel im Juli im<br />

Vergleich zum Vormonat ein Minus von<br />

1,7 Prozent (preis- und saisonbereinigt).<br />

Auch für Deutschland (Exporte: -3,2 %;<br />

Importe: -1,6 %), die EU (Exporte: -2,1 %;<br />

Importe: -2,1 % ), die USA (Exporte:<br />

-2,2 %; Importe: -2,1 %), China (Exporte:<br />

-3,2 %; Importe: -4,1 %) und Russland<br />

(Exporte: -1,2 %; Importe: -1,7 %) sind<br />

alle Indikatorwerte negativ und zeigen im<br />

Vergleich zum Juni einen Rückgang sowohl<br />

bei Ausfuhren als auch Einfuhren<br />

an.<br />

In der Deutschen Bucht stauen sich Anfang<br />

August 24 Containerschiffe und<br />

warten auf Abfertigung in Hamburg oder<br />

Bremerhaven. Das hat Folgen für den<br />

Handel Deutschlands bzw. der EU mit<br />

Asien. Das Frachtvolumen im Roten Meer,<br />

der Haupthandelsroute zwischen der EU<br />

curecomp-Anzeige2indd.pdf - Juli 11, 2022 x<br />

und Asien, liegt gegenwärtig<br />

21 Prozent<br />

niedriger, als<br />

unter normalen<br />

Umständen zu erwarten<br />

wäre. Die<br />

Lücke ist zum großen<br />

Teil auf ausbleibende<br />

Fracht<br />

von Europa nach<br />

Asien zurückzuführen.<br />

Auch der Stau vor den deutschen<br />

Nordseehäfen trägt hierzu bei, denn in<br />

der Folge können Containerschiffe nicht<br />

mehr pünktlich auslaufen. Dagegen<br />

scheinen die Folgen des Lockdowns im<br />

Hafen von Shanghai überstanden.<br />

Über den ukrainischen Schwarzmeerhafen<br />

Odessa ist nach wie vor praktisch kein<br />

Handel möglich. Vincent Stamer, Leiter<br />

des Kiel Trade Indicator: „Dass mit der<br />

In der Ukraine beginnt die Getreideernte, die Lager sind aber noch voll.<br />

Razoni nun das erste Frachtschiff seit<br />

langem ausgelaufen ist, um Getreide abzutransportieren,<br />

ist zwar eine sehr positive<br />

Nachricht. Um die verbleibenden 20<br />

Millionen Tonnen rechtzeitig abzutransportieren,<br />

müssten in den ukrainischen<br />

Häfen aber kurzfristig rund 570 weitere<br />

Schiffsladungen abgefertigt werden, was<br />

nicht nur angesichts des Krieges illusorisch<br />

erscheint.“ (ys)<br />

Bild: Cristi/stock.adobe.com<br />

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Kapazitätsabfrage<br />

Reklamationsberichte<br />

Maßnahmenverfolgung<br />

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Risikomanagement<br />

Terminvereinbarung<br />

8D-Report<br />

Dokumentenaustausch<br />

Langzeitlieferantenerklärung<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 9


» MAGAZIN<br />

57. Symposium Einkauf und Logistik in Berlin<br />

Pro:Connect – gemeinsam in<br />

die Zukunft blicken<br />

Networking ist ein großer Teil des <strong>Beschaffung</strong>sgeschäfts und das BME-Symposium war<br />

schon immer ein guter Ort, um sich mit Kolleginnen und Kollegen zu vernetzen. Am<br />

12. Oktober startet die Traditionsveranstaltung zum ersten Mal in der Station Berlin mit<br />

einigen Erneuerungen im Kongresskonzept.<br />

und Kollegen austauschen. Achtung Freizeitsportler!<br />

Sie sollten sich am nächsten<br />

Morgen um 7 Uhr den geführten Morning<br />

Run nicht entgehen lassen. Für alle anderen<br />

beginnt es am 13. Oktober um 8.30<br />

Uhr: Masterclasses und Morning Special<br />

Sessions laden zu Diskussionen und Erfahrungsaustausch<br />

ein. Ab 11 Uhr wird<br />

der offizielle Teil mit parallelen Fachkonferenzen,<br />

Masterclass-Veranstaltungen<br />

sowie Executive-Foren fortgesetzt.<br />

Keynotes und Workshops<br />

Bild: BME<br />

Beim Einkäufersymposium wird Wert auf den<br />

fachlichen Austausch gelegt. Ein Highlight für<br />

Fußball- insbesondere BVB-Fans: Die Keynote von<br />

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.<br />

Nach langer Live-Abstinenz kann das<br />

große BME-Symposium vom 12. bis<br />

zum 14. Oktober 2022 endlich wieder<br />

stattfinden. Für das Comeback hat sich der<br />

BME eine neue Location gesichert: die<br />

Station Berlin. Der ehemalige Postbahnhof<br />

in der Luckenwalder Straße bietet Einkaufs-,<br />

Logistik - und Supply-Chain-Verantwortlichen<br />

ausreichend Raum, um sich<br />

nach langer Zeit endlich wieder persönlich<br />

auszutauschen, kennenzulernen und Neues<br />

zu erfahren. Zusammengefasst im diesjährigen<br />

Motto „Pro:Connect – Einkauf in<br />

einer vernetzten Welt“.<br />

Doch nicht nur die Location ist neu. Teilnehmer<br />

der BME-eLösungstage 2022 in<br />

Düsseldorf haben das neue Kongresskonzept<br />

des BME mit Vortrags- und Diskussionsrunden<br />

bereits kennengelernt. Der<br />

Austausch mit Kolleginnen und Kollegen<br />

sowie mit den Spezialisten aus den beratenden<br />

und anbietenden Unternehmen<br />

erfuhr im Frühjahr eine große Zustimmung.<br />

Am 12. Oktober startet der offizielle<br />

Teil des Kongresses um 10 Uhr mit dem<br />

Eröffnungsplenum. Im Anschluss geben<br />

die Experten, u. a. von Coca-Cola, Alfred<br />

Ritter und Viessmann, Einblicke in ihre<br />

Strategien. Am Nachmittag erwarten die<br />

Teilnehmenden parallele Fachkonferenzen.<br />

Nach so viel fachlichem Know-how<br />

darf man sich ab 18 Uhr auf den entspannten<br />

Teil des Tages freuen und sich in<br />

gelöster Atmosphäre mit den Kolleginnen<br />

Besonderes Highlight für alle Fußballund<br />

insbesondere Borussia-Dortmund-<br />

Fans ist die Keynote des BVB-Geschäftsführers<br />

Hans-Joachim Watzke am Ende<br />

des 2. Kongresstags. „Aki“ schildert ab<br />

18 Uhr seine Sicht zur wirtschaftlichen<br />

Situation des deutschen Fußballs nach<br />

Corona.<br />

Danach dürfte es der Abschlussredner<br />

Marcell Vollmer von der Prospitalia Group<br />

nicht leicht haben. Lesen Sie unser Interview<br />

mit ihm in der August-Ausgabe von<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>. Am Vormittag des<br />

letzten Tages finden Workshops statt, die<br />

zur Vertiefung konkreter Einkäuferthemen<br />

dienen.<br />

BME-Symposium<br />

Wann? 12.–14. Oktober<br />

Wo? Station Berlin,<br />

Luckenwalder Straße 4-6<br />

Anmeldungen: www.bme.de<br />

10 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 11<br />

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» MAGAZIN<br />

Rohstoff des Monats: Uran<br />

Der strahlende Energieträger<br />

Vom schwarzen Schaf zur grünen Alternative: Solange Gas knapp, Kohle<br />

umweltschädlich und regenerative Energien nicht ausreichend verfügbar sind,<br />

denken Entscheider über eine Renaissance der Kernkraft nach; bislang ohne<br />

große Auswirkungen auf den Uranpreis.<br />

Angereichertes Uran<br />

glänzt silbern. Der hier<br />

abgebildete Barren<br />

wiegt circa 50 Kilo.<br />

Nach einer jahrelangen<br />

Flaute ist der<br />

Uranpreis Mitte des<br />

vergangenen Jahres<br />

bereits wieder<br />

angesprungen , wurde<br />

zuletzt aber deutlich<br />

nach unten korrigiert.<br />

Bild: RHJ/stock.adobe.com<br />

Zehn Prozent der weltweiten Stromproduktion<br />

entstehen in Kernkraftwerken. Die meisten<br />

davon stehen in den USA (54 Kernkraftwerke mit<br />

94 Reaktorblöcken), gefolgt von Frankreich (18<br />

Kernkraftwerke mit 56 Reaktorblöcken) und China<br />

(16 Standorte mit 54 Blöcken). In Deutschland<br />

sind derzeit (noch) drei von ehemals 24 Kernkraftwerken<br />

produktiv. Deren Zukunft ist ungewiss. Sicher<br />

ist dagegen, dass andere Länder ihre Kern-<br />

Kompetenzen ausbauen: Derzeit sind allein in China<br />

32, in Russland 25 und in Indien 12 neue Reaktoren<br />

in Planung. Und selbst in Japan sind nach<br />

der Katastrophe von Fukushima neun Reaktorblöcke<br />

im Bau und gehen noch diesen Winter neu ans<br />

Netz. Darüber hinaus wollen laut der Internationalen<br />

Atomenergiebehörde IAEA 28 Staaten neu in<br />

die Atomkraft einsteigen, darunter viele Schwellenländer.<br />

Nach Daten des Fraunhofer ISE produzierten die drei<br />

deutschen Kernkraftwerke 13,3 Prozent des hierzulande<br />

verbrauchten Stroms. Damit ist die Atomkraft<br />

der drittgrößte Stromlieferant – nach der Braun- und<br />

Steinkohle (30 %), der Windkraft (23 %) und noch<br />

vor Erdgas und Fotovoltaik (jeweils rund 10 %).<br />

Durch die hohe Energiedichte von Uran genügt für<br />

den Betrieb eines mittleren Kernkraftwerkes pro Jahr<br />

rund ein Kubikmeter angereichertes Uran. Für die<br />

gleiche Energiemenge bräuchte man ungefähr drei<br />

Mio. Tonnen Steinkohle (das entspricht 60.000 Eisenbahnwaggons)<br />

oder 80 Quadratkilometer Solarpanels<br />

bzw. rund 700 Windkraftanlagen – sofern<br />

Sonne und Wind mitspielen.<br />

Russlands Rolle<br />

Strom aus Uran als politisch unabhängige Energiequelle<br />

– diese Rechnung geht leider nicht auf. Denn<br />

was bei der Diskussion oft übersehen wird: Nicht nur<br />

ein Großteil des in Europa verbrauchten Erdgases<br />

stammt aus Russland, sondern auch der Energieträger<br />

Uran. Rund 40 Prozent des nach Westeuropa importierten<br />

angereicherten Urans stammen aus Russland<br />

oder Kasachstan. Unsere osteuropäischen Nachbarn<br />

sind sogar hundertprozentig von Brennelementlieferungen<br />

des russischen Staatskonzerns Rosatom<br />

12 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


abhängig. Nicht viel anders sieht es übrigens beim<br />

Erdöl und der Steinkohle aus: Auch in diesen Bereichen<br />

importiert Deutschland rund 40 Prozent seines<br />

Rohstoffbedarfs aus Russland.<br />

Elementare Erkenntnisse<br />

Reines Uran ist ein silbern glänzendes, weiches<br />

Schwermetall und das schwerste in großen Mengen<br />

vorkommende Element auf der Erde. Es ist rund<br />

19 Mal schwerer beziehungsweise dichter als Wasser<br />

und damit fast doppelt so schwer wie Blei.<br />

Bei der Kernspaltung wird Uran-235 mit Neutronen<br />

beschossen. Durch das zusätzliche Neutron wird der<br />

Atomkern instabil und zerfällt in Spaltprodukte. Dabei<br />

werden thermische Energie sowie Strahlung bzw.<br />

weitere Neutronen frei. Wenn der Reaktor mit konstanter<br />

Leistung betrieben wird, löst jedes freigesetzte<br />

Neutron wieder eine neue Spaltung aus. Überzählige<br />

Neutronen werden durch Steuerstäbe absorbiert.<br />

Whatever it costs<br />

Im Jahr 2007 hat der Uranpreis sein Allzeithoch von<br />

130 US-Dollar pro Pfund erreicht, fiel dann aber infolge<br />

der Weltfinanzkrise 2008 auf rund 40 US-Dollar.<br />

Danach erholte sich der Preis bis 2011 wieder –<br />

bis zum Atomunfall von Fukushima plus dem Atomausstieg<br />

Deutschlands und Japans. Es folgte ein Allzeittief<br />

Ende 2016 mit rund 20 US-Dollar. Seitdem<br />

steigt der Uranwert langsam wieder an und pendelt<br />

derzeit um rund 50 Dollar.<br />

Da Uran überall in der Erdkruste in verschiedenen<br />

Konzentrationen vorkommt, schwanken die Angaben<br />

über die Reichweite je nach dem <strong>aktuell</strong>en Uranpreis.<br />

Bei den derzeitigen Marktpreisen<br />

von rund 45 US-Dollar pro<br />

Pfund gehen Experten von einer<br />

Reichweite zwischen 80<br />

und 100 Jahren aus. Mit der<br />

Renaissance der Atomkraft<br />

wird der Bedarf und damit der<br />

Preis mittelfristig steigen. Ab<br />

einer Schwelle von circa 90<br />

US-Dollar erwarten Branchenbeobachter, dass sich die<br />

Erschließung neuer Minen lohnen würde. Kein Problem<br />

für die typischen Uran-Kunden: Die Rohstoff-<br />

Kosten sind im Vergleich zu den Betriebskosten eines<br />

Atomkraftwerks absolut vernachlässigbar.<br />

Michael Grupp, Journalist, Stuttgart.<br />

»Weltweit steigt die<br />

Nachfrage nach Strom.<br />

Da setzen viele Länder<br />

auch auf Kernkraft.«<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 13


» MANAGEMENT<br />

Vorbereitung auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)<br />

Die Zeit drängt! „Kapital wird teurer<br />

für nicht nachhaltige Unternehmen“<br />

In Deutschland ansässige Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern müssen<br />

spätestens zum 1. Januar 2023 ein komplexes Maßnahmenbündel in Sachen LkSG<br />

zünden . Aber: So manchem läuft die Zeit davon. Und nach dem Prinzip „Politik der<br />

kleinen Schritte“ wird nicht selten auf Insellösungen gesetzt. Man könne ja nachlegen,<br />

heißt es. Warum Inseln aber nur für den Urlaub eine schöne Alternative sind, sagt<br />

Heiko Schwarz, CEO bei Riskmethods, im Interview.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Schwarz, wir wissen<br />

ja mittlerweile, dass sich in Sachen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

die Einkaufsverantwortlichen<br />

den Schuh anziehen müssen. Vielen ist aber<br />

noch immer nicht klar, wie sie die Anforderungen<br />

des Gesetzes bis Ende Dezember stemmen können.<br />

Geht das überhaupt ohne adäquate Software?<br />

Heiko Schwarz: Nein, keine Chance. Das Gesetz<br />

sieht ja keine Limitierung des Anwendungsbereichs<br />

vor, etwa die 100 wichtigsten Lieferanten. Um Konformität<br />

zu erzielen, muss man mindestens alle unmittelbaren<br />

Lieferanten auf<br />

Anforderungen bzw. Faktoren<br />

analysieren, das sind eigener<br />

Einfluss, Gefahrenpotenzial,<br />

eigene Verursachung<br />

oder Verursachung<br />

durch Lieferanten. Wie soll<br />

das ohne Automatisierung,<br />

geschweige denn ohne<br />

kontinuierliche Updates gehen?<br />

Die Wertschöpfung<br />

erfolgt ja durch das erfolgreiche<br />

Management der<br />

Nachhaltigkeit und Ethikstandards in der Lieferkette,<br />

nicht durch das Monitoring allein. Im Einkauf und<br />

Lieferantenmanagement liegen die entscheidenden<br />

Hebel, und dafür gilt es, geeignete Software-Unterstützung<br />

einzusetzen.<br />

»Wer jetzt ausschließlich<br />

die Anforderungen des<br />

LkSG als Anlass nimmt,<br />

ein Risikomanagement<br />

einzuführen, sollte sich<br />

zumindest die Option auf<br />

einen ganzheitlichen<br />

Ansatz bewahren «<br />

Das leuchtet ein. Aber warum setzen viele Unternehmen<br />

und auch Einkaufsorganisationen auf Insellösungen?<br />

Wie muss eine Software generell beschaffen<br />

sein, damit möglichst viele Risiko- und<br />

Compliance-Aspekte auch cross-funktional sichergestellt<br />

werden können? Schließlich müssen ja<br />

auch entsprechende Rollen im Unternehmen eingebunden<br />

werden.<br />

Schwarz: Inseln sind Provisorien. Die halten bekanntlich<br />

nur so lange, bis es zum Ernstfall kommt.<br />

Wichtig ist, den gesamten Prozess im Blick zu haben:<br />

Risiken in der Lieferkette proaktiv identifizieren, Schadensausmaß<br />

bewerten, geeignete Maßnahmen ergreifen,<br />

Versorgung sichern und überdies Compliance einhalten<br />

und die Marke schützen. Wer dafür mehrere<br />

Tools – Inseln – einsetzt, generiert isolierte Informationen,<br />

die in der Regel nicht belastbar zusammengeführt<br />

und analysiert werden können. Das ist kontraproduktiv,<br />

insbesondere im Hinblick auf das LkSG. Anwenderfreundlichkeit<br />

und pragmatische professionelle<br />

Lösungen sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren. Alle<br />

einzubindenden Mitarbeiter müssen den Prozess leben.<br />

Nur dann kann sich der gewünschte Mehrwert<br />

entfalten. Ansonsten bleibt das Ganze eine weitere<br />

kostspielige und aufwendige Compliance-Übung.<br />

Es reicht also sicher nicht, bei Lieferanten lediglich<br />

Informationen zur LkSG-Compliance zu erheben,<br />

wie es derzeit noch oft der Fall ist. Wann darf man<br />

ehrlicherweise von echten Beiträgen sprechen?<br />

Schwarz: Hier referenziere ich auf den vorherigen<br />

Punkt: Die Wertschöpfung erfolgt durch das Managen<br />

der Gesetzes-Compliance sowie durch einen<br />

ganzheitlichen Ansatz – dem Vermeiden von Lieferunterbrechungen<br />

als zusätzlicher Nutzen. Hiermit<br />

bekommt der Einkauf bzw. die Supply Chain einen<br />

echten Wertehebel, um auf die Effizienz der Lieferkette<br />

einzuwirken, den Umsatz des Unternehmens zu<br />

sichern, Pönalen und unzufriedene Kunden zu vermeiden,<br />

die erreichten Savings zu schützen und natürlich<br />

bezüglich des LkSG einen echten Beitrag zu<br />

einer besseren Welt zu schaffen.<br />

14 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Wird es 2023 zum großen Aufschrei kommen, weil<br />

so manches liefernde Unternehmen nicht mehr für<br />

öffentliche Auftraggeber infrage kommt?<br />

Schwarz: Das kann schneller vorkommen als wir<br />

denken. Denn auch Unternehmen, die nicht unter die<br />

direkte Anwendung des LkSG fallen, werden sich mit<br />

Anfragen konfrontiert sehen, die da lauten: „Seid Ihr<br />

LkSG-konform?“ Das hat kürzlich ein Einkaufsleiter<br />

eines mittelständischen Unternehmens mit wesentlichem<br />

Umsatzanteil bei öffentlichen Auftraggebern<br />

hören müssen, die bereits jetzt genau diese Fragen in<br />

ihre Ausschreibungen einbauen. Wer hier mit „nein“<br />

antworten muss, ist schnell raus – da helfen auch<br />

100 gepflanzte Bäume im Amazonas nicht als Gegenargument.<br />

Auch unabhängig vom Gesetz werden sich Standards<br />

etablieren, die sich auf alle Beteiligten im<br />

Wirtschaftsgeschehen auswirken. Sollte man warten,<br />

bis die Glocken mal wieder läuten?<br />

Schwarz: Nein! Der Markt hat sich geändert.<br />

Und er wird noch mehr nachhaltige Produkte, die<br />

in einem ethisch vertretbaren Umfeld entstehen,<br />

nachfragen. Der Markt wird das regeln. Geld fließt<br />

in nachhaltige Unternehmen. Die Nachhaltigkeitsstrategien<br />

des systemrelevanten Vermögensverwalters<br />

BlackRock und des norwegischen Staatsfonds<br />

sind nur die Spitze des Kapital-Eisbergs, der<br />

massiven Change bewirken wird. Kapital wird<br />

schlichtweg teurer für nicht nachhaltige Unternehmen.<br />

Eigentlich müsste die Geschäftsleitung doch heiß<br />

darauf sein, ein ganzheitliches Supply-Chain-Risikomanagement-System<br />

mit End-to-end-Monitoring<br />

implementieren zu können. Nie war der Zeitpunkt<br />

besser für eine holistische Lösung, oder? Ist<br />

das eine Frage der Awareness, der Unternehmensgröße<br />

oder des Geldes?<br />

Schwarz: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine<br />

Lösung! Das Gesetz ist verabschiedet. Es gibt zahlreiche<br />

Hintergrundinformationen zu den Anforderungen<br />

und minimalinvasive Lösungen. Wer jetzt ausschließlich<br />

die Anforderungen des LkSG als Anlass<br />

nimmt, ein Risikomanagement einzuführen, sollte<br />

sich zumindest die Option auf einen ganzheitlichen<br />

Ansatz bewahren. Das heißt: weitere Risiken künftig<br />

hinzunehmen zu können. Zumindest das ist eine Frage<br />

der Awareness. Aber um es freiheraus zu sagen:<br />

Wer die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit, Ethik und<br />

Compliance in der Lieferkette noch nicht erfasst hat,<br />

wird morgen bei den eigenen Kunden elementare<br />

Heiko Schwarz, CEO<br />

bei Riskmethods, über<br />

die Wichtigkeit, jetzt<br />

konsequent das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

umzusetzen.<br />

BA_<strong>Beschaffung</strong> Aktuell/Akzidenz-Satz/Advertorials 1Q4 188 x 65 mm Thema - Seite 3 JUST - 11.08.2022 09:09<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 15


» MANAGEMENT<br />

Probleme bekommen. Ob im Scope des Gesetzes oder<br />

nicht, spielt weniger eine Rolle, denn Konsumenten<br />

und Firmenkunden kaufen künftig nur noch nachhaltige<br />

und ethisch „saubere“ Produkte.<br />

Faktor Zeit<br />

Gehen Sie jetzt den ersten Schritt zur Compliance.<br />

Verlieren Sie keine Zeit mehr. Sparen Sie nicht<br />

an der falschen Stelle, sondern agieren Sie proaktiv<br />

möglichst ohne Zeitdruck. Das hektische Jahresende<br />

mit Jahrespreisverhandlungen kommt<br />

bestimmt. Beginnen Sie auch dann mit dem Prozess,<br />

wenn Sie (noch) nicht betroffen sind. Sie<br />

werden über kurz oder lang von Kunden und öffentlichen<br />

Auftraggebern gefragt, ob auch Sie den<br />

Anforderungen entsprechen.<br />

Organisationsstrukturen aufbauen<br />

• Definieren Sie eine/n Mitarbeiter/in als<br />

Menschen rechtsbeauftragte/n<br />

• Involvieren Sie abteilungsübergreifende<br />

Stakeholder – das LkSG ist nicht nur Sache des<br />

Einkaufs<br />

Prozesse erarbeiten und anpassen<br />

• Erarbeiten Sie effektive Abläufe hinsichtlich<br />

Identifikation, Mitigation und Dokumentation<br />

von LkSG-relevanten Ereignissen<br />

• Nutzen Sie automatisierte Tools, um Risiken<br />

schnell zu identifizieren und zielgerichtet zu<br />

reagieren<br />

• Integrieren Sie die Prozesse und Tools in<br />

bereits bestehende Arbeitsabläufe<br />

Chancen nutzen<br />

• Denken Sie voraus – nehmen Sie das LkSG als<br />

Anlass für ein gesamtheitliches<br />

Risikomanagement<br />

• Stärken Sie die Resilienz Ihrer Lieferketten in<br />

allen Bereichen<br />

• Bereiten Sie sich auf zukünftige Gesetzesanforderungen<br />

vor (wie EU-Lieferkettengesetz)<br />

www.riskmethods.net<br />

Was sollte eine „holistische“ Lösung in diesem<br />

Kontext abdecken?<br />

Schwarz: Es geht um komplette Prozesstransparenz.<br />

Eine holistische Lösung bietet strukturierten<br />

Aufbau, Unterstützung der gesamten Lieferkettensorgfaltspflichten,<br />

Identifizierung von Risiken, Überblick,<br />

Dokumentation, Reporting – das alles mit einem<br />

zentralen Tool und abgesicherten Prozessschritten.<br />

Zentrale automatisierte Bearbeitung reduziert<br />

Fehler – auch teure – und zugleich Arbeitsschritte<br />

und Ressourcen. Unternehmen müssen in der Lage<br />

sein, belastbar zu analysieren, welcher Ansatz für die<br />

Absicherung der breiten Risikopalette und die Sicherstellung<br />

aller Gesetzesanforderungen, später<br />

auch auf EU-Ebene, für sie sinnvoll ist. Dabei muss<br />

auch die Kundensicht einbezogen werden. Was erwartet<br />

diese von mir – in wenigen Monaten und in<br />

Zukunft? Was wird zum Branchenstandard, und wie<br />

kann ich besser und schneller werden als der Wettbewerb?<br />

Gibt es eine Plattformlösung, um den gesamten<br />

Prozess zu managen – und zwar inklusive des dediziert<br />

vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />

(BAFA) geforderten Reportings?<br />

Schwarz: Ja, die gibt es. Unsere Lösung unterstützt<br />

Kunden schon länger bei der Umsetzung der Gesetzesanforderungen.<br />

Wir haben zusätzlich ein „German<br />

Supply Chain Law (LkSG) Bundle“ geschnürt, um die<br />

konkreten Bedarfe des Gesetzgebers zu adressieren.<br />

Das Paket umfasst alle Bestandteile, um ein gesetzkonformes<br />

Risikomanagement einzuführen. Wir bieten<br />

dann drei Ausprägungen für unterschiedliche Bedarfe.<br />

Nicht jeder kommt schließlich für einen ganzheitlichen<br />

Ansatz infrage.<br />

Was beinhaltet Ihr „LkSG Bundle“?<br />

Schwarz: Das sind regelmäßige Risikoanalysen in<br />

Echtzeit, Warnhinweise und die Dokumentation von<br />

Präventions- und Abhilfemaßnahmen. Mit dem neuen<br />

Modul Compliance Incident Management werden<br />

alle relevanten LkSG-Vorfälle durch ein KI-gestütztes<br />

System erfasst. Die Lieferkette wird umfangreich auf<br />

Verstöße überprüft und kann durch individuelle Angaben<br />

ergänzt werden. Zudem lassen sich rasch automatisierte<br />

Reports erzeugen, die das Unternehmen<br />

als Nachweis der getätigten Sorgfaltspflichten für<br />

das BAFA anzufertigen hat. In einem zusätzlichen<br />

LkSG-Workshop geben wir konkrete Handlungsempfehlungen,<br />

wie man sein Unternehmen für die bevorstehenden<br />

Aufgaben vorbereitet und ein Risikomanagement<br />

im Unternehmen etablieren kann – denn<br />

nicht alle Pflichten lassen sich durch Software adressieren,<br />

etwa Definition der Zuständigkeiten und<br />

AGB-Änderungen.<br />

Und welche konkreten automatisierten Prozessschritte<br />

stehen dahinter?<br />

Schwarz: Die Einführung eines Risikomanagements,<br />

die Durchführung regelmäßiger Risikoanaly-<br />

16 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


sen, die Verankerung von Präventionsmaßnahmen im<br />

eigenen Geschäftsbereich und gegenüber unmittelbaren<br />

Zulieferern, das Ergreifen von Abhilfemaßnahmen,<br />

die Umsetzung von Sorgfaltspflichten<br />

in Bezug auf Risiken<br />

bei mittelbaren Zulieferern,<br />

die Dokumentation und<br />

Berichterstattung, teilweise<br />

Unterstützung bei der Festlegung<br />

von betriebsinternen Zuständigkeiten<br />

sowie die Verabschiedung<br />

einer Grundsatzerklärung.<br />

All das können wir in wenigen Arbeitstagen<br />

in Betrieb nehmen, sodass sich das Unternehmen<br />

wieder auf die Kernaufgaben konzentrieren kann.<br />

Das ebenfalls geforderte Beschwerdeverfahren ist<br />

sehr oft bereits durch andere Compliance-Mechanismen<br />

abgedeckt, etwa durch die EU Richtlinie<br />

2019/1937 zu Whistleblowing im Arbeitsumfeld.<br />

»Der Markt wird das<br />

regeln. Geld fließt in<br />

nachhaltige<br />

Unternehmen . «<br />

Für wen kommt das Bundle in Frage?<br />

Schwarz: Die Lösung passen wir an die jeweiligen<br />

Ansprüche an. Und zwar egal, ob das Unternehmen<br />

bereits ab 2023 oder erst ab 2024 den Gesetzesanforderungen<br />

unterliegt. Viele Unternehmen möchten<br />

dem Gesetz auf freiwilliger Basis entsprechen und zugleich<br />

das Megathema „Lieferkettenunterbrechungen“<br />

mit abdecken. Das „LkSG Starter<br />

Package“ wendet sich vor<br />

allem an KMU. Im Paket sind<br />

alle erforderlichen Bausteine<br />

enthalten; damit lassen sich bis<br />

zu 1000 unterschiedliche Lieferantenstandorte<br />

in Echtzeit<br />

überwachen. Unternehmen mit<br />

besonderem Anforderungsprofil<br />

oder einem großen Liefernetzwerk können das<br />

Bundle flexibel erweitern, etwa um zusätzliche Risikomanagement-Module,<br />

das Monitoring eines individuell<br />

angepassten Lieferantenstamms oder weitere<br />

Risiko arten wie Unterbrechungs- oder Cyberrisiken.<br />

Und wer bereits Kunde ist, kann die für die Erfüllung<br />

der LkSG-Anforderungen entwickelten Komponenten<br />

wie das Compliance Incident Management modular<br />

hinzufügen.<br />

Das Interview führte Sabine Ursel,<br />

Journalistin, Wiesbaden.<br />

Metallverarbeitung ist komplex<br />

genug. Da müssen es Ihre<br />

Lieferanten nicht auch noch sein.<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 17


» MANAGEMENT<br />

Hedged Sourcing mittels additiver Fertigung<br />

Ansätze zur Begegnung<br />

steigender Versorgungsrisiken<br />

Durch den Zusammenbruch globaler Lieferketten wurden sonst gut verfügbare<br />

Güter zu versorgungskritischen Engpässen. Dabei zeigte sich, dass additive<br />

Fertigung diese Engpässe abmildern kann. Die Forscher der BW-Uni in<br />

München untersuchten, wie die Nutzung additiver Bezugsquellen das<br />

<strong>Beschaffung</strong>s risiko von Sachgütern verändern kann. Erfahren Sie mehr über die<br />

Untersuchung und deren Ergebnis, wie man das Verfügbarkeitsrisiko minimiert.<br />

Die <strong>Beschaffung</strong> von<br />

Gütern aus additiven<br />

Bezugsquellen weist<br />

eine gegenläufige<br />

Risiko ausprägung zum<br />

traditionellen Bezugsweg<br />

aufweist. Somit<br />

ließen sich<br />

<strong>Beschaffung</strong>s risiken<br />

minimieren, indem die<br />

gegenläufigen<br />

Risikoexpositionen<br />

„optimal“ kombiniert<br />

werden.<br />

Die Frequenz und Intensität von Lieferkettendisruptionen<br />

sind stetig angestiegen . Dies ist einerseits<br />

auf eine erhöhte Dynamik und Komplexität in<br />

den Liefer ketten zurückzuführen, andererseits auf die<br />

hohe Verwundbarkeit von im Zeitablauf immer ausdifferenzierteren,<br />

komplexeren und global weiter<br />

verteilten Lieferketten mit langen Lieferzeiten bei geringem<br />

Eigenfertigungsanteil.<br />

Dies konnte in jüngster Vergangenheit an mehreren<br />

Beispielen beobachtet werden. Nachdem eines der<br />

größten Containerschiffe der Welt im viel befahrenen<br />

Suezkanal stecken blieb und diesen für mehrere<br />

Tage blockierte, standen Frachtschiffe Schlange oder<br />

umfuhren den gesamten afrikanischen Kontinent.<br />

Die Corona-Pandemie hat in Teilen der Welt und besonders<br />

in China, wo eine „No Covid Strategie“<br />

durchgesetzt wird, zu enormen Lieferausfällen durch<br />

Bild: nordroden/stock.adobe.com<br />

temporäre Schließung von Unternehmen, Fabriken<br />

und Logistikzentren geführt. Die geopolitischen<br />

Spannungen in europäischer Nachbarschaft führen<br />

zu einem Rückzug von Unternehmen aus dem russischen<br />

Markt und einer Neuausrichtung der Lieferkette.<br />

Zudem prognostiziert die World Meteorological<br />

Organization infolge des Klimawandels regelmäßigere<br />

und intensivere Disruptionen aufgrund ansteigender<br />

Extremwetterereignisse.<br />

Potenziale additiver Fertigung<br />

Versorgungssicherheit rückt damit immer stärker in<br />

den Fokus des <strong>Beschaffung</strong>smanagements, das Engpassmanagement<br />

wird zum zentralen Faktor. Logistikdienstleister<br />

haben dies bereits erkannt, so bietet<br />

beispielsweise die DB Schenker AG nun ein digitales<br />

Warenlager an, das physische Bestände durch „digitale<br />

Bestände“ mit neuen, additiven Fertigungstechnologien<br />

substituiert. Hierbei wird zunächst geprüft,<br />

ob sich ein Bauteil (auch) mittels additiver Fertigung<br />

herstellen lässt (technische Machbarkeitsprüfung).<br />

Im Anschluss werden nur noch digitale Konstruktionsdaten<br />

„eingelagert“, Engpass- bzw. Fehlteile werden<br />

kurzfristig in lokalen Hubs mittels additiver Fertigung<br />

bereitgestellt. So können trotz Lieferengpässen<br />

im klassischen Lieferweg dringend benötigte Bedarfe<br />

rechtzeitig geliefert werden. Dieses Geschäftsmodell<br />

verdeutlicht das Potenzial additiver Fertigung<br />

(AM) für (funktionale) Bedarfe mit hohem Versorgungsrisiko<br />

als Risikobewältigungsstrategie der traditionellen<br />

Lieferkette (TM).<br />

Konzeption eines Portfoliomodells<br />

Dies führt zu einer Verschiebung der Versorgungsrisiken,<br />

wie die durchgeführte Delphi-Studie mit 30 Experten<br />

im Bereich AM und <strong>Beschaffung</strong> aufweist<br />

(s. Abb. 1).<br />

18 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Bild: BW-Uni München<br />

Abb.1: Gegenüberstellung<br />

der Versorgungsrisiken<br />

Die Stückkosten der additiven Fertigung (AM) sind im<br />

Vergleich zu dem auf Effizienzpotenzialen ausgerichteten<br />

Lieferweg TM zwar teurer, besitzen jedoch aufgrund<br />

von geografischer Dezentralisierung und verminderter<br />

Vorlaufzeit eine erhöhte Reaktionsfähigkeit<br />

als Bezugsquelle – sie werden deshalb diese<br />

nicht grundsätzlich substituieren, sondern – zur Vermeidung<br />

von Lieferausfällen und den damit verbundenen<br />

Fehlmengenkosten – ergänzen.<br />

Abbildung 2 (linke Seite) verdeutlicht, dass insbesondere<br />

geringe Bedarfsmengen mit hohem Versorgungsrisiko<br />

sehr viel stärker über eine Lieferkette AM<br />

substituiert werden sollten. Hingegen eignet sich für<br />

mittlere bis hohe Bedarfsmengen bei gleichzeitig<br />

hoher Risikoposition eine Absicherungsstrategie der<br />

Lieferkette TM mittels AM („Hedging“). Dieser Fall<br />

soll nachfolgend betrachtet werden.<br />

Beide Lieferkettenstrategien besitzen gegenläufige<br />

Risikopositionen. AM besitzt eine kurze Vorlaufzeit,<br />

lange Zykluszeiten und daraus resultierend hohe<br />

Stückkosten. Außerdem wird ausschließlich Rohmaterial<br />

(i. d. R. Pulver) benötigt, um mit nur einer Universalmaschine<br />

ohne Werkzeuge eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Bedarfe herzustellen. Da verschiedene<br />

Bauteile in demselben Bauprozess gleichzeitig hergestellt<br />

werden können, treten Verbundeffekte auf.<br />

Hinzu kommt, dass durch die ausschließlich digitale<br />

Lagerhaltung die Kosten physischer Lagerhaltung<br />

minimiert werden, zumal sich Bedarfe anhand der digitalen<br />

Daten einfach modifizieren lassen. Eine dezentrale<br />

Fertigung erlaubt eine lokale Versorgungsstrategie<br />

in Endkundennähe. AM erlaubt zudem eine<br />

vereinfachte Eigenfertigung, wie es bspw. im Rahmen<br />

des Maker Movement praktiziert wird. Hierbei<br />

konstruieren und fertigen Endkunden Eigenbedarfe<br />

mithilfe AM.<br />

Im Gegensatz dazu sind traditionelle Versorgungswege<br />

durch lange Vorlaufzeiten, kurze Zykluszeiten<br />

und deutlich geringere Stückkosten gekennzeichnet,<br />

welche zumeist auf Spezialmaschinen und spezifi-<br />

Abb. 2: Konzeption des Portfoliomodells und Wirkungsweise eines „Hedged Sourcings“.<br />

Bild: BW-Uni München<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 19


» MANAGEMENT<br />

Bild: BW-Uni München<br />

Abb. 3: Ablauf einer<br />

Hedgingstrategie mit<br />

AM<br />

sche Werkzeuge mit hohen Skaleneffekten zurückzuführen<br />

sind. Dies bedarf der physischen Lagerhaltung<br />

von Vor- und Halbmaterialien, welche im Global<br />

Sourcing bezogen werden.<br />

In Analogie zum finanziellen Risikomanagement<br />

kann eine Risikobetrachtung der beiden Lieferkettenalternativen<br />

stattfinden. Das Zielbild einer wirtschaftlichen<br />

<strong>Beschaffung</strong> stellt die Verfügbarkeit zu<br />

den günstigsten Bedingungen dar, deren Abweichung<br />

als Versorgungsrisiko deklariert ist. Dabei bedient<br />

man sich der aus Finanzanlagen bekannten Portfoliotechnik<br />

(vgl. Abb. 2, rechte Seite). Finanzanlagen, die<br />

nicht vollständig korreliert sind, können so kombiniert<br />

werden, dass das Gesamtrisiko durch den Diversifikationseffekt<br />

minimiert wird. Je negativer die<br />

beiden Anlagealternativen korrelieren, desto geringer<br />

ist die Risikoposition des Portfolios. Wenn eine<br />

Korrelation von p = –1 erreicht wird, kann das unsystematische<br />

Risiko (für welches beide Bezugsquellen<br />

nicht gleichermaßen sensitiv sind) theoretisch voll-<br />

ständig eliminiert werden, was<br />

zu einem ein risikofreies Portfolio,<br />

das keine Streuung vom<br />

Erwartungswert aufweist und<br />

als deterministisch angesehen<br />

werden kann. Der Aufbau<br />

einer gegnerischen Position,<br />

die so negativ wie möglich mit<br />

der <strong>aktuell</strong>en Risikoposition<br />

korreliert wird als Hedging<br />

bezeichnet .<br />

Und dies lässt sich analog auf<br />

ein „Lieferkettenportfolio“<br />

übertragen: Die Gegensätzlichkeit<br />

der Lieferketten AM<br />

und TM, die somit ein Lieferketten-Hedging<br />

in Form einer<br />

Absicherung TM mittels Lieferkette AM erlaubt. Die<br />

hierbei erforderlichen Initiierungskosten (TK) für den<br />

Aufbau der zweiten Bezugsquelle können bei der Lieferkette<br />

AM aufgrund von verminderter Faktorspezifität<br />

(digitale Speicherung des Fertigungswissens als<br />

CAD-Daten, fehlende Werkzeuge, generalistische Bediener,<br />

...) reduziert werden.<br />

Die Wirkung des Hedgings TM mit AM konnte im<br />

Rahmen eventbasierter Lieferkettensimulationen des<br />

Zentrums für Digitalisierungs- und Technologieforschung<br />

der Bundeswehr (dtec.bw) nachgewiesen<br />

werden.<br />

Praktische Anwendung bei<br />

Lieferkettendisruptionen<br />

Im Zuge der SARS-CoV-2-Pandemie konnte die Nutzung<br />

AM als Instrument der Risikobewältigung in der<br />

<strong>Beschaffung</strong> von Engpassartikeln beobachtet werden.<br />

Hierzu wurden multiple Fälle aus Deutschland,<br />

Großbritannien und Italien analysiert, bei denen<br />

Matthias M. Meyer<br />

M. Eng., Wiss. Mitarbeiter am<br />

Zentrum für Digitalisierungs- und<br />

Technologieforschung der Bundeswehr<br />

(dtec.bw) und Doktorand<br />

im Arbeitsgebiet <strong>Beschaffung</strong> der<br />

BW-Uni München.<br />

Prof. Dr. Michael Eßig<br />

Professor und Direktor des<br />

Arbeitsgebiet s <strong>Beschaffung</strong> der<br />

BW-Uni München.<br />

PD Dr. Andreas H. Glas<br />

Leiter des Forschungszentrums für<br />

Defense Acquisition & Supply<br />

Management (DASM) im Arbeitsgebiet<br />

<strong>Beschaffung</strong> der Universität<br />

der Bundeswehr München.<br />

20 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


funktionale Bedarfe wie Beatmungsventile<br />

und persönliche<br />

Förderung<br />

Schutzausrüstung wie Face<br />

Shields beobachtet werden.<br />

Dieser Artikel wurde durch<br />

Das prominenteste Beispiel stellt<br />

dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs-<br />

und Technologie-<br />

das italienische Krankenhaus aus<br />

der Region Brescia dar. Dieses<br />

forschung der Bundeswehr<br />

benötigte Ventile für die Be -<br />

gefördert. Die Erkenntnisse<br />

atmung von Patienten, die von<br />

entstammen dem Projekt<br />

einem globalen Lieferanten aus<br />

LogSimSanDstBw, das das<br />

Großbritannien bezogen wurden.<br />

Ziel hat eine simulationsbasierte<br />

Analysefähigkeit für<br />

Aufgrund der angestiegenen<br />

Nachfrage sowie globaler Transporteinschränkungen<br />

und Grenz-<br />

Bundeswehr bereitzustellen.<br />

Versorgungsketten der<br />

schließungen konnten diese über<br />

die Lieferkette TM nicht mehr<br />

bezogen werden.<br />

Als die Ventile auszugehen drohten,<br />

initiierte das Krankenhaus eine lokale Bezugsquelle für Ventile<br />

mittels eines lokalen AM-Dienstleisters. Hierzu wurden die<br />

noch vorhandenen Ventile digital eingescannt und innerhalb von<br />

24 Stunden Prototypen gefertigt, wobei aufgrund der Notfallsituation<br />

Risiken der Verletzung digitaler Eigentumsrechte sowie<br />

Produkthaftung eingegangen wurden. Nach kurzer Zeit konnte<br />

die Produktion auf etwa 100 funktionsfähige Ventile pro Tag erhöht<br />

werden, wobei sich die durchschnittlichen Stückkosten AM<br />

auf etwa zwei Euro pro Ventil beliefen. Die proaktiv initiierte<br />

lokale Bezugsquelle blieb zwei Wochen aktiv, da nach dieser Zeit<br />

der Lieferant TM wieder lieferbereit war.<br />

Anhand der multiplen Fallstudie wurde ein Reak tionsplan mittels<br />

AM auf eine Lieferkettendisruption TM entwickelt. Abbildung<br />

3 (oben) zeigt zunächst den Verfügbarkeitseinbruch TM<br />

ohne einen Hedgingansatz. Durch ein Hedging mittels Lieferkette<br />

AM kann dieser Verfügbarkeitseinbruch nach kurzer Reaktionsdauer<br />

zur Aktivierung der Bezugsquelle AM reduziert werden.<br />

Hierbei konnte ein sequenzielles Vorgehen in einer Lieferkettendisruption<br />

zur Erreichung eines wirtschaftlichen Optimums<br />

aus Verfügbarkeit pro Gesamtkosten je Disruptionsphase<br />

abgeleitet werden (siehe Abb. 3, unten). Zunächst erlaubt eine<br />

interne Bezugsquelle AM die schnellste Reaktionszeit, wodurch<br />

akute Bedarfe gedeckt werden können. Mit zunehmender<br />

Disruptions dauer kann eine Skalierung mittels externen AM-Bezugsquellen<br />

erreicht werden. Mit Wiederherstellung der Bezugsquelle<br />

TM muss schließlich die Versorgung TM AM abgestimmt<br />

werden, wobei der Anteil AM schrittweise heruntergefahren<br />

wird, um die in Aufbau befindliche Bezugsquelle AM abzu -<br />

sichern.<br />

Fazit und Ausblick. Die anhaltende Dynamik globaler Lieferketten<br />

bedarf bereits in der Planungsphase ein hohes Maß an Antizipation<br />

möglicher Ereignisse. Hierbei erlaubt ein Hedging der<br />

Lieferkette TM mittels AM, das Flexibilitätspotenzial einer zusätzlichen<br />

reaktionsfähigen Lieferkette zu einem späteren Zeitpunkt<br />

abzurufen, womit eine erhöhte Anpassungsfähigkeit des<br />

Versorgungssystems gegenüber Disruptionen erreicht wird.<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 21


» MANAGEMENT<br />

Maximilian Pfeifer, Geschäftsführer Gersfelder Metallwaren GmbH<br />

„Durch unseren Service wollen wir<br />

den Einkauf entlasten“<br />

Die Gersfelder Metallwaren GmbH (GMW) bietet seit über 50 Jahren Fertigungslösungen<br />

für verschiedene Branchen an. Im Gespräch mit <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> erläutert<br />

Geschäftsführer Maximilian Pfeifer, wie der Mittelständler durch die schwierigen<br />

Zeiten kommt und warum GMW ein idealer Partner für den Einkauf ist.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie laufen die<br />

Geschäfte in diesen schwierigen Zeiten?<br />

Maximilian Pfeifer: Schwierig trifft es<br />

in der Tat gut. Aber für uns bei Gersfelder<br />

Metallwaren wollen wir nicht zu sehr<br />

meckern. Wir können uns momentan über<br />

eine sehr, sehr gute Auslastung und Auftragsbestände<br />

freuen, sodass wir bis Ende<br />

des Jahres voll ausgebucht sind.<br />

Wie stark sind Sie denn <strong>aktuell</strong> von den<br />

Lieferkettenproblemen betroffen?<br />

Pfeifer: An der einen oder anderen Stelle<br />

knirscht es, aber im Grunde genommen<br />

muss man auf der Stahl- und Edelstahlseite,<br />

wenn es jetzt keine richtigen Exoten<br />

sind, sagen, dass die Versorgungslage<br />

stabil ist. Von unseren<br />

Maschinenlieferanten und anderen Firmen<br />

hören wir, dass dort die Lage im<br />

Halbleiterbereich natürlich viel angespannter<br />

ist als bei uns. Wir bekommen<br />

das dann eher durch unsere Kunden und<br />

Lieferverschiebungen mit, aber generell<br />

kann man für uns sagen: nicht gut, aber<br />

okay.<br />

Haben Sie interne Strategien, wie Sie<br />

dem entgegenwirken oder ist das gar<br />

nicht notwendig?<br />

Maximilian Pfeifer, Geschäftsführer Gersfelder Metallwaren (links), im Gespräch mit <strong>Beschaffung</strong>-<strong>aktuell</strong>-Chefredakteur Alexander Gölz.<br />

Bild: Robert Gross<br />

22 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Pfeifer: Natürlich. Wir versuchen die<br />

Anfragen weiter zu diversizieren, um die<br />

Ausfallrisiken zu minimieren. Wir fragen<br />

beispielsweise andere Lieferanten an und<br />

prüfen, wo wir welche Teile alternativ beziehen<br />

können. Bei uns ist es aber so, dass<br />

wir auch viele Zukaufteile haben, die<br />

werkzeuggebunden sind. Hier können wir<br />

nicht von heute auf morgen Alternativlieferanten<br />

aufbauen. Aber wir versuchen<br />

uns da so breit wie möglich aufzustellen<br />

oder auch mehr Material auf Lager zu legen.<br />

Also es wird alles getan, um die Lieferfähigkeit<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Ein Geschäftsbereich ist der Bereich Abgastechnik<br />

für Verbrennungsmotoren.<br />

Die EU hat kürzlich beschlossen, dass ab<br />

2035 keine PKWs mehr mit Verbrennungsmotoren<br />

zugelassen werden. Wie<br />

stellen Sie sich hier neu auf?<br />

Pfeifer: Zum Glück gibt es mittlerweile<br />

in der Politik neue Erkenntnisse, sodass<br />

man sich die Technologieoffenheit auch<br />

über 2035 hinaus behält. Die Verbrennungsmotoren<br />

würden dann mit E-Fuels<br />

betrieben, also klimaneutral. Dass bedeutet,<br />

wenn ich ja einen Treibstoff habe, der<br />

CO 2<br />

bindet zur Herstellung und den dann<br />

wieder freigebe, habe ich einen klimaneutralen<br />

Antrieb. Auch wenn es ein Verbrenner<br />

ist. Nichtsdestotrotz werden wir ab<br />

2035 natürlich das Thema Verbrenner<br />

weiter minimieren müssen, nicht nur europaweit,<br />

sondern wahrscheinlich auch<br />

weltweit. Andere Märkte hängen sich da<br />

ja auch schon dran und dementsprechend<br />

haben wir eine klare Strategie ausgesprochen,<br />

das Produktportfolio hier zu diversifizieren.<br />

Natürlich werden wir, wenn unsere<br />

Kunden mit neuen Anfragen im Abgasbereich<br />

auf uns zukommen, diese<br />

nicht ablehnen. Aber wir haben eine klare<br />

Wachstumsstrategie und diese ist darauf<br />

ausgelegt, die Diversifizierung in unserem<br />

Produktportfolio voranzutreiben. Wir haben<br />

eine Fünf-Säulen-Strategie, auf der<br />

das Fundament der GMW ruhen soll. Diese<br />

haben wir verabschiedet und an der<br />

Umsetzung arbeiten wir momentan mit<br />

Hochdruck.<br />

Welche Branchen bedienen Sie außerhalb<br />

vom Automotive-Bereich?<br />

Rund 210 Mitarbeiter sind am Hauptstandort in Gersfeld beschäftigt.<br />

Pfeifer: Wir sind noch sehr abgaslastig<br />

aufgestellt, aber das ändert sich. Unsere<br />

Strategie hat darin gemünzt, dass wir<br />

jetzt ein Bremspedal im Portfolio haben.<br />

Unser erstes Bremspedal für ein Elektrofahrzeug.<br />

Dass ist zum Beispiel eines dieser<br />

Resultate. Das andere Ergebnis ist,<br />

dass wir mittlerweile pro Woche 20.000<br />

Dachhaken für die Solarindustrie herstellen.<br />

Darüber hinaus fokussieren wir uns<br />

auch auf Branchen wie Medizintechnik,<br />

Maschinenbau und Landmaschinen. Das<br />

sind so die Bereiche, in denen wir momentan<br />

auch Aufträge akquirieren und<br />

hinzunehmen.<br />

Gerade der Landmaschinenbau boomt<br />

derzeit, oder?<br />

Pfeifer: Absolut. Und hier sind wir wirklich<br />

gerade noch am Anfang. Wir möchten<br />

die Zusammenarbeit mit einem großen<br />

Hersteller sukzessive weiter ausbauen<br />

und auch die Marktbegleiter. Wir haben<br />

da schon sehr viele Kunden im Portfolio,<br />

auf die wir jetzt ein größeres Augenmerk<br />

legen und mit denen wir weiter<br />

wachsen möchten.<br />

Was zeichnet GMW als den idealen<br />

Partner für den Kunden und den Einkauf<br />

aus?<br />

Pfeifer: Dass ist wie mit dem Bremspedal<br />

für das Elektrofahrzeug, was wir hersellen.<br />

Hier kam der Kunde mit einer Thematik<br />

auf uns zu, nicht nur mit einer reinen<br />

Anfrage, sondern der konkreten Frage,<br />

was wir als Experten für Rohrumforumg<br />

für Designvorschläge hätten. Genau<br />

in dieser eher partnerschaftlichen Beziehung<br />

verstehen wir uns mittlerweile und<br />

dort können wir auch unseren Kunden einen<br />

Mehrwert bieten. Wenn der Kunde<br />

mit einer Fragestellung oder einem Problem<br />

zu uns kommt und wir ihm jetzt<br />

nicht nur sagen: Okay, das Teil machen<br />

wir dir, sondern dass wir ihm wirklich den<br />

kompletten Service anbieten, also von Engineering-Dienstleistungen<br />

bis hin zum<br />

kompletten Fertigungskonzept. Bis zur<br />

gesamten Betreuung hin zur Serienfertigung,<br />

das heißt auch mit externen Bearbeitungsschritten,<br />

sodass der Kunde am<br />

Ende ein Bauteil erhält, was seinen Spezifikationen<br />

entspricht. Welche dann nicht<br />

nur qualitativ, sondern auch in Sachen<br />

Wirtschaftlichkeit im richtigen Rahmen<br />

liegen. So haben wir es bei diesem Bremspedaldesign<br />

auch gemacht. Der Kunde<br />

hat uns mit dieser Fragestellung konfrontiert.<br />

Wir haben ihm dann einen ersten<br />

Designentwurf geliefert. Daraufhin gab es<br />

dann Simulationen, ob das auch von den<br />

Vorgaben passt, dass das Bremspedal die<br />

Kräfte aushält. Bis hin zu einem kompletten<br />

Fertigungskonzept. Wir haben dann<br />

eine komplette Fertigungslinie für den<br />

Kunden aufgebaut. Also das war nichts,<br />

wo man sagt: Okay, wir gehen jetzt zu einem<br />

Maschinenhersteller, die Maschine<br />

brauchen wir und dann können wir das<br />

Teil herstellen. Sondern wir haben eine<br />

Fertigungszelle aufgesetzt, die genau auf<br />

dieses Teil zugeschnitten war und dann<br />

das Ganze auch mit dem Kunden zusammen<br />

abgestimmt. Dass haben wir in unserem<br />

Werk in Rumänien aufgebaut und<br />

gefertigt. Was auch zu der Preisstrategie<br />

gehört hat – dass wäre in Deutschland zu<br />

den Preisen nicht abbildbar gewesen. Dieses<br />

Projekt war für uns eine sehr große<br />

Herausforderung, die aber auch wahnsinnig<br />

viel Spaß gemacht hat. Dieses Vorgehen<br />

ist auch ein anderes Zusammenarbeiten<br />

mit dem Kunden. Es ist ein partnerschaftliches<br />

Projekt und das ist es, wo wir<br />

uns mittlerweile immer mehr hinbewe-<br />

Bild: GMW<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 23


» MANAGEMENT<br />

„Unsere Maxime ist, dass wir dem Einkauf die Zusammenarbeit so reibungslos und einfach wie möglich<br />

gestalten“, sagt Maximiian Pfeifer, Geschäftsführer der Gersfelder Metallwaren GmbH im Gespräch mit<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />

gen. Wir verstehen uns als Fullservice-<br />

Dienstleister.<br />

Bild: Robert Gross<br />

Was genau bieten Sie noch an Services<br />

an, um für den Einkäufer interessante<br />

Angebote machen zu können?<br />

Pfeifer: Im Einkauf soll ja bekanntlich<br />

gespart werden. Der Einkäufer hat den<br />

ganzen Tag über auch noch andere Lieferantenthemen,<br />

Preisverhandlungen und<br />

so weiter auf seiner To-Do-Liste stehen.<br />

Das heißt, was ist das ureigenste Interesse<br />

des Einkäufers? Er möchte mit dieser<br />

Anfrage so wenig wie möglich Arbeit<br />

haben. Genau da setzen wir an. Wir wollen<br />

dem Einkäufer diese Arbeit abnehmen,<br />

wenn er mit einer Anfrage auf uns zukommt.<br />

Unsere Maxime ist, dass wir das<br />

für ihn so reibungslos wie möglich gestalten.<br />

Wir geben also nicht nur ein Angebot<br />

ab, sondern nehmen ihm die Arbeit ab<br />

und versuchen ihm so viel wie möglich<br />

zuzuarbeiten. Darüber hinaus erfolgt eine<br />

enge Abstimmung, sodass es einen zügigen<br />

und effizienten Übergang in die Serie<br />

gibt. Idealerweise hat der Einkäufer am<br />

Ende nicht mehr viel zu tun. Das fängt bei<br />

uns bei Engineering-Tätigkeiten an, sodass<br />

wir uns die Zeichnung nochmal genau<br />

anschauen und unter Herstellbarkeitsanalysen<br />

und es unter Kostengesichtspunkten,<br />

mit gewissen Rotstiftzeichnungen<br />

betrachten. Dann gehen wir<br />

wieder auf den Kunden zu. Falls noch zusätzliche<br />

Bearbeitungsschritte notwendig<br />

sind, kümmern wir uns natürlich auch um<br />

diese vollumfänglich. Somit übernehmen<br />

wir die komplette Bauteilverantwortung<br />

für unserren Kunden und entlasten damit<br />

den Einkäufer.<br />

Dann haben Sie eine hohe Fertigungstiefe?<br />

Pfeifer: Wir versuchen die Fertigungstiefe<br />

so hoch wie möglich zu halten. Dass<br />

ist immer von Projekt zu Projekt unterschiedlich.<br />

Wir prüfen immer, dass wenn<br />

das Bauteil in unsere Vertriebsstrategie<br />

reinpasst, was wir uns von der Wertschöpfungstiefe<br />

ins Haus holen oder wo<br />

es am besten ist, einen Dritten ins Boot zu<br />

holen, der den jeweiligen Arbeitsschritt<br />

besser kann.<br />

Was sind Ihre Ziele und Strategien für<br />

das kommende Jahr?<br />

Pfeifer: Wir hatten bis 2025 eine Strategie<br />

ausgerufen, ein gewisses Umsatzziel<br />

zu erreichen. Das sollte dieses Jahr schon<br />

erreicht sein. Wir arbeiten nun an einem<br />

Update dieses Ziels. Unser Ziel ist ganz<br />

klar weiter zu wachsenn. An beiden<br />

Standorten – Rumänien und Deutschland.<br />

Darüber hinaus möchten wir den Mobilitätswandel<br />

beziehungsweise den dadurch<br />

angestoßenen Diversifizierungsprozess in<br />

unserem Produktportfolio noch weiter<br />

voranzutreiben.<br />

Das Interview führte Alexander Gölz,<br />

Chefredakteur <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />

Gersfelder Metallwaren<br />

Die Gersfelder Metallwaren GmbH steht seit über 50 Jahren<br />

für innovative Fertigungslösungen und gehört heute zu den<br />

führenden Herstellern von Montage- und Schweißbaugruppen,<br />

Draht- und Rohrbiegeteilen sowie Drehtteilen in<br />

Deutschland. Zu den Kunden der GMW zählen Tier-1- und<br />

Tier-2-Systemlieferanten aus den Branchen Landmaschinen,<br />

Maschinenbau, Automobil- und und Medizintechnik.<br />

Der Familienbetrieb hat seinen Sitz in Gersfeld nahe Fulda<br />

und gehört mit ca. 250 Mitarbeitern auf einer Werksfläche<br />

von 6.000 m² zu den größten Arbeitgebern in der Region.<br />

Seit 2019 gibt es einen weiteren Produktionsstandort nahe<br />

Arad in Rumänien mitweiteren 3.000 m² Produktionsfläche.<br />

24 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Einkauf 5.0 – Ihr Wettbewerbsvorteil beim Anfragen<br />

Einkauf 5.0 = ExprAn! Ein Tool, mit dem Sie Ihren gesamten Anfrageprozess mit wenig<br />

Aufwand erledigen können. ExprAn ist kein umständlich zu bedienendes Portal. Ihre<br />

Lieferanten bekommen die Anfragen wie gewohnt per Mail. ExprAn passt sich Ihrem<br />

Unternehmen an, bildet Ihre Prozesse ab und spricht Ihre Sprache - und auch die Ihrer<br />

Lieferanten. Sie bestimmen wie ExprAn für Sie arbeitet. Und das alles innerhalb 1 Stunde.<br />

Helmut Rau<br />

Einkäufer<br />

„Als ergebnisorientierter Einkäufer war ich auf der Suche nach einem Tool das mir die<br />

Arbeit erleichtert und bessere Einkaufsergebnisse erzielt. Ich habe diverse Tools<br />

getestet, doch waren alle durchweg zu eingeschränkt, kompliziert und teilweise mit viel<br />

Aufwand in der IT verbunden.<br />

So wurde von mir aus der Praxis für die Praxis ExprAn entwickelt.<br />

Dabei habe ich den Einkauf auf den Kopf gestellt. Mit ExprAn nutze ich das Know-How<br />

meiner Lieferanten ideal aus. Jeder Bedarf findet auf einfachste Weise den idealen<br />

Lieferanten. Rückmeldung von Einkäufern, die mit ExprAn arbeiten, bestätigen, dass die<br />

einfache Bedienung und die Möglichkeit ohne Mehraufwand viele Lieferanten<br />

anzufragen, nie da gewesene Einsparungen gebracht haben“<br />

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Koordinatorin für ExprAn Implementierungen<br />

„ Bei ExprAn bin ich für die Betreuung der Kunden während der Einführungsphase<br />

des Tools zuständig. Das läuft so ab: Die Lieferantendaten des Kunden lade ich direkt<br />

per Excel in ExprAn hoch, dann passe ich die Anfragetexte, wie vom Kunden<br />

gewünscht an. Mit einer kundenindividuellen Präsentation informiere ich die<br />

Lieferanten über die Nutzung und Vorteile von ExprAn. Nach einer 1-stündigen<br />

Einführung der Nutzer durch mich, kann es schon losgehen und die ersten Anfragen<br />

gehen raus. ExprAn ist so klar in der Bedienung, dass damit sofort gearbeitet werden<br />

kann. Falls es Rückfragen von Lieferanten zu ExprAn gibt, beantworte ich diese, in<br />

Abstimmung mit dem Kunden und bin immer wieder überrascht, wie positiv auch<br />

die Lieferanten auf ExprAn reagieren. Sie müssen sich nirgends einloggen oder aktiv<br />

werden. Sie bekommen die Anfragen als klar strukturierte Mail mit Eingabefeldern,<br />

die sie direkt ausfüllen und zurücksenden können.“<br />

Welche Entscheidungen treffen Sie?<br />

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Digitalisierung ja oder nein?<br />

Ihr eigenes ExprAn oder ein externes Portal?<br />

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mit eigenen, selbstgewählten Lieferanten oder<br />

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Bildnachweise: ExprAn<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 25


» MANAGEMENT<br />

Die smarte Fabrik richtig absichern<br />

„Hallo, Herr Kaiser“<br />

im digitalen Zeitalter<br />

Die Industrie wird immer digitaler und vernetzter,<br />

doch die Versicherungspolicen stammen zum Teil<br />

noch aus dem letzten Jahrhundert. Ein zeitgemäßer<br />

Versicherungs schutz setzt verstärkt auf Beratung und<br />

Prävention und nutzt dabei modernste Technik.<br />

Kunden damit ganz neue Services anbieten.“<br />

Konkret können etwa Brandschutzsysteme,<br />

Einbruchmeldetechnik, Stromversorgungsdetektoren<br />

und Temperaturmesser<br />

digital in ein umfassendes Schutzkonzept<br />

eingebunden werden. „Kombiniert<br />

mit automatisierten Meldeketten<br />

sowie mit datenbasierten Analysen wird<br />

das Risikomanagement damit optimiert“,<br />

so Brenner. Versicherer und Industrie<br />

könnten aus den angefallenen Daten<br />

wichtige Erkenntnisse ziehen, müssten<br />

dazu aber die Daten teilen und dazu neue<br />

Formen der Zusammenarbeit finden.<br />

Einst sorgte der freundliche Herr<br />

Kaiser für das gute Gefühl, richtig<br />

versichert zu sein. Der vertrauenserweckende<br />

Versicherungsfachmann, mit dem<br />

die Hamburg-Mannheimer seit 1972<br />

jahrzehntelang im Fernsehen warb, war<br />

überall präsent, allzeit ansprechbar und<br />

der Garant für ein sorgenfreies Leben.<br />

50 Jahre später könnte sich die Rolle des<br />

Versicherers wieder Herrn Kaiser annähern:<br />

hin zum Partner der Versicherten,<br />

zum Präventionsberater und zum Risikomanager.<br />

Denn die Schäden, die in der<br />

vernetzten 4.0-Welt drohen, können so<br />

massiv sein, dass man sie besser vermeidet<br />

als reguliert. Wenn die smarte Fabrik<br />

oder das intelligente Logistikzentrum<br />

stillsteht – etwa durch einen Cyber-Angriff<br />

–, können durch digitale Kettenreaktionen<br />

Großschäden entstehen, weil alles<br />

vernetzt ist und sich die Schäden entlang<br />

der Liefer- und Wertschöpfungsketten<br />

weiterfressen.<br />

Anja Falkenstein,<br />

Rechtsanwältin,<br />

Karlsruhe<br />

„Der störungsfreie Betriebsablauf ist von<br />

größter Bedeutung zur Sicherstellung effizienter<br />

Prozesse“, sagt Dr. Verena Brenner,<br />

Geschäftsführerin der HDI TH!NX<br />

GmbH, einer Tochtergesellschaft der<br />

HDI-Versicherungsgruppe. „Viel stärker<br />

steht dadurch die Schadensprävention<br />

im Vordergrund.“ In der smarten Fabrik<br />

kommunizieren die Maschinen und Geräte<br />

miteinander und steuern sich selbst.<br />

Produktion, Lagerhaltung und Materialfluss<br />

sind hoch automatisiert. Zwar sorgt<br />

ein immer besseres Qualitäts- und Risikomanagement<br />

im Industrie-4.0-Zeitalter<br />

für weniger Bedienungsfehler und<br />

Bagatellschäden, und die Maschinen<br />

machen ihre Arbeit zuverlässiger als der<br />

Unsicherheitsfaktor Mensch. Expertin<br />

Brenner aber warnt: „Durch die Digitalisierung<br />

der Fabrik, aber auch der Produkte<br />

wachsen Hardware und Software immer<br />

stärker zusammen, sodass sich ganz<br />

neue Schadensszenarien und -ursachen<br />

ergeben und die Risikobeurteilung<br />

schwerer fällt.“<br />

Versicherer setzen auf<br />

modernste Technik<br />

Smarte Versicherungslösungen setzen<br />

heute Tools, Apps und Sensoren ein, um<br />

den Versicherungsfall gar nicht erst eintreten<br />

zu lassen. „Durch die Einbindung<br />

von Sensorik in digitale Risikomanagement-Tools<br />

ist es zum Beispiel möglich,<br />

potenzielle Störungen frühzeitig zu erkennen<br />

und zu beheben“, erläutert Verena<br />

Brenner. „Versicherer können mit ihrer Expertise<br />

solche Tools entwickeln und dem<br />

Zeitgemäße Absicherung<br />

auch für die IT<br />

Wer für den Versicherungsschutz im Betrieb<br />

verantwortlich ist, sollte überprüfen,<br />

ob die Versicherungspolicen noch mit dem<br />

Grad der Automatisierung mithalten können.<br />

So alt wie Herr Kaiser ist nämlich zum<br />

Teil noch der Versicherungsschutz mancher<br />

Unternehmen. Ob Stillhalten hier der<br />

richtige Weg ist, darf bezweifelt werden.<br />

„Ältere Versicherungsverträge könnten auf<br />

der einen Seite vorteilhaft sein, weil sie<br />

bestimmte Szenarien vielleicht noch nicht<br />

ausschließen“, sagt Expertin Brenner mit<br />

Blick auf diejenigen Haftungsausschlüsse,<br />

die <strong>aktuell</strong> üblich sind. „Sie können aber<br />

auch nachteilig sein, weil sie bestimmte<br />

Szenarien nicht einschließen.“<br />

Etwa das Horrorszenario Cyber-Angriff.<br />

Die „klassische“ Sachversicherung deckt<br />

das Risiko von Cyber-Schäden nur unzureichend<br />

ab. Denn Sie ersetzt nur Sachschäden<br />

mit materiellen Substanzverletzungen,<br />

wenn etwa eine Sache beschädigt<br />

oder zerstört wird – was bei Phishing-Mails,<br />

Viren und Ransomware meist<br />

nicht der Fall ist oder zumindest nicht<br />

den Großschaden ausmacht. Die immateriellen<br />

Schäden, etwa ein Produktionsausfall<br />

oder ein hohes Bußgeld wegen einer<br />

Datenpanne, fallen nicht unter die<br />

Sachversicherungs-Police. Und selbst<br />

wenn eine Anlage durch virtuelle Sabotage<br />

beschädigt und außer Funktion gesetzt<br />

wird: Digitale Schadensursachen lässt die<br />

Sachversicherung meist nicht gelten.<br />

Andere Risiken sind so neu, dass sie von<br />

älteren Verträgen schlichtweg deshalb<br />

nicht erfasst sind, weil es sie noch nicht<br />

26 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Dr. Verena Brenner, Geschäftsführerin der HDI<br />

TH!NX GmbH, einer Tochtergesellschaft der<br />

HDI-Versicherungsgruppe.<br />

Bild: HDI<br />

»Durch die Einbindung<br />

von Sensorik in digitale<br />

Risikomanagement-<br />

Tools ist es zum<br />

Beispiel möglich ,<br />

potenzielle Störungen<br />

frühzeitig zu erkennen<br />

und zu beheben.«<br />

Dr. Verena Brenner<br />

gab. Etwa digitale Erpressungen mit hohen<br />

Lösegeldforderungen nach Schadsoftware-Attacken.<br />

Andererseits ist es mittlerweile üblich,<br />

dass nur die unternehmenseigenen Computersysteme<br />

vom Cyber-Versicherungsschutz<br />

umfasst sind. Alle externen IT-<br />

Dienstleister, die ein Unternehmen in Anspruch<br />

nimmt – auch die von Cloud-Anbietern<br />

–, sind nicht in den Versicherungsschutz<br />

einer Cyber-Versicherung<br />

einbezogen. Wer jedoch schon früh eine<br />

solche Police abgeschlossen hat, dessen<br />

Vertrag enthält womöglich noch keinen<br />

entsprechenden Haftungsausschluss und<br />

ist auf den ersten Blick besser gestellt.<br />

Schadensursachen schwer<br />

aufklärbar<br />

Klar ist, dass die starre Abgrenzung zwischen<br />

Industrie-, Haftpflicht- und Cyberversicherung<br />

kein Zukunftsmodell ist.<br />

Durch die Vernetzung in der smarten<br />

Fabrik – und nicht nur dort, sondern weltweit,<br />

etwa bei globalen Lieferketten –<br />

verweben und verwirren sich mögliche<br />

Schadensursachen und machen die Klärung<br />

der Schuldfrage „Was ist genau<br />

schiefgegangen und wer ist dafür verantwortlich?“<br />

extrem schwer. In solchen<br />

komplexen Fällen wären vor Gericht aufwendige<br />

Beweiserhebungsverfahren und<br />

teure Sachverständigengutachten die<br />

Folge, die weder Versicherungsgesellschaften<br />

noch Unternehmen wollen können.<br />

Zumal viele digitale Systeme heute<br />

noch gar nicht ausgereift und Schäden<br />

durch „Kinderkrankheiten“ zwangsläufig<br />

noch zu erwarten sind; man denke nur an<br />

das Stichwort „künstliche Intelligenz“.<br />

Start-ups beleben den<br />

Versicherungs markt<br />

Wo große Versicherungsgesellschaften<br />

nicht flexibel genug sind, um mit der digitalen<br />

Entwicklung Schritt halten zu können,<br />

schlägt die Stunde der Start-ups. Sie<br />

können außerhalb der trägen Strukturen<br />

schnell und passgenau neue Ansätze, Produkte<br />

und Konzepte, neudeutsch gerne<br />

„Ökosysteme“ genannt, entwickeln, jenseits<br />

des bisherigen Spartendenkens und<br />

dem Versicherungsfall weit vorgelagert.<br />

Hier ergeben sich Chancen für die Unternehmen,<br />

die ihren Versicherungsschutz<br />

vorsorglich, ohne Worst-Case-Anlass, auf<br />

Vordermann bringen wollen oder bei Neugründungen<br />

Ansprechpartner auf Augenhöhe<br />

suchen. „Die neuen Start-ups bringen<br />

Bewegung in den Versicherungsmarkt.<br />

Das hilft allen Marktteilnehmern –<br />

und vor allem den Kunden“, lautet die<br />

Einschätzung von Hartmuth Kremer-Jensen,<br />

Mitglied der Geschäftsführung beim<br />

Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen<br />

Aon. „Primär getrieben werden die<br />

Innovationen von der Digitalisierung. Und<br />

an dieser Stelle ist es für viele Versicherer<br />

tatsächlich wichtig, gegenüber anderen<br />

Branchen in Deutschland aufzuholen.“<br />

Zahlreiche Start-ups, meist Ausgründungen<br />

der großen Gesellschaften, sind bereits<br />

am Start und bauen digitale Intelligenz<br />

auf. Wäre ich in der Versicherungsbranche,<br />

ich würde mein Start-up „Hallo-<br />

HerrKaiser“ nennen.


» MANAGEMENT<br />

Durch die Wahl einer geeigneten, modernen Transport -<br />

management-Plattform, die mithilfe des Netzwerkeffektes<br />

ausreichend Real-Time-Daten zur Verfügung stellt, können<br />

Unternehmen wichtige Einblicke gewinnen.<br />

So lässt sich das Potenzial von Logistikdaten nutzen<br />

Real-Time-Daten statt Intuition<br />

Viele Führungskräfte haben den Nutzen von Daten bereits erkannt. Denn sie helfen,<br />

Trends vorherzusagen, betriebliche Abläufe effizienter zu machen und tragen zur<br />

Verbesserung der Dienstleistungen im Unternehmens-Portfolio bei. Dadurch können<br />

Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil erzielen. Trotz all dessen treffen 58 Prozent der<br />

Unternehmen wichtige Entscheidungen in der Mehrheit der Fälle nicht auf Grundlage<br />

von Daten und Fakten, sondern häufig rein nach Gefühl.<br />

Es gibt große Unterschiede: Manche Unternehmen<br />

treffen in 70 Prozent der Fälle auf Intuition<br />

basierende Entscheidungen mit geringer Daten -<br />

grundlage. Andere haben diesen Anteil bereits auf 40<br />

Prozent reduziert, d. h. sie entscheiden bereits in 60<br />

Prozent der Fälle mithilfe der Analyse relevanter Geschäftsdaten.<br />

Insbesondere die Logistikbranche, bedingt durch die<br />

harten Geschäftsbedingungen während der Corona-<br />

Pandemie und dem noch andauernden Prozess der<br />

Erholung davon, sieht sich mit der Notwendigkeit einer<br />

datengesteuerten Entscheidungskultur konfrontiert.<br />

Die reine Verfügbarkeit relevanter Daten ist dabei<br />

nicht genug. Die Ergebnisse der Datenanalyse<br />

müssen direkt in die Gestaltung von Logistikabläufen<br />

einfließen und die Entscheidungen eines Unternehmens<br />

qualifizieren.<br />

Wie eine Analyse von McKinsey verdeutlicht, muss<br />

die Nutzung und Analyse von Daten „in jede Entscheidung,<br />

jede Interaktion und jeden Prozess eingebettet<br />

werden“. Aktuell nutzt die Logistikbranche<br />

noch nicht in ausreichendem Maß die schon heute<br />

verfügbaren Möglichkeiten von Datenanalysen.<br />

Doch wie genau müssen Unternehmen hierbei vorgehen?<br />

Und wie können mithilfe von Real-Time-Daten<br />

die <strong>aktuell</strong>en Herausforderungen der Branche bewältigt<br />

werden?<br />

Die Vorteile von datengestützten<br />

Entscheidungsprozessen<br />

Um datengestützte Entscheidungen treffen zu können,<br />

ist zuerst ein Wandel der Unternehmenskultur<br />

nötig. Davon abgesehen ist es von entscheidender<br />

Bedeutung, Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen.<br />

71 Prozent der Logistikunternehmen<br />

nennen dies als das größte Hindernis auf dem<br />

Weg zu einer datengestützten Entscheidungskultur.<br />

Erst danach kommt ein Mangel an Experten (48 Prozent)<br />

und eine zu schlechte Qualität der Rohdaten<br />

(42 Prozent).<br />

28 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


AUF EINEN BLICK<br />

Effiziente Kleinteilelagerung<br />

Hohe Lagerdichte<br />

Sehr kurze Installationszeiten<br />

Niedriger Energieverbrauch<br />

Integrierter<br />

Kommissionierplatz<br />

Bild: ipopba/stock.adobe.com<br />

Es gibt aber auch noch andere Gründe: Einer <strong>aktuell</strong>en<br />

Studie zufolge sind finanzielle Faktoren und auch<br />

die konkrete Umsetzung von Real-Time-Daten mangels<br />

technischer Fähigkeiten große Herausforderungen.<br />

Das ist ein weiterer Beleg für die Herausforderungen,<br />

denen sich die Branche insgesamt gegenübersieht.<br />

Viele Unternehmen haben erkannt, wie wichtig die<br />

Nutzung von Real-Time-Daten bei allen betrieblichen<br />

Abläufen ist: Bereits 82 Prozent sind der Ansicht,<br />

dass präzisere ETAs (Estimated Time of Arrival)<br />

absolut notwendig sind, um Lieferketten und Betriebsabläufe<br />

effizienter zu machen.<br />

Dennoch gibt es an dieser Stelle einen Unterschied<br />

zwischen der bloßen Vorhersage von Ereignissen, wie<br />

beispielsweise der Ankunftszeit, und der tatsächlichen<br />

gewinnbringenden Nutzung dieser Daten.<br />

Moderne Transportmanagement-Plattformen spielen<br />

hier zunehmend eine entscheidende Rolle: Die datengestützten<br />

Plattformen vereinen verschiedene<br />

Analyse-Elemente der Lieferkette und helfen so bei<br />

Entscheidungsprozessen. Das Plattform-Konzept vernetzt<br />

dabei die relevanten Akteure der Branche miteinander<br />

wie Verlader, Spediteure und Logistikdienstleister.<br />

Auf diese Weise können diese einfach miteinander<br />

kommunizieren, Daten austauschen und so<br />

dank einer breiteren Datengrundlage bessere Entscheidungen<br />

treffen. Je mehr Akteure an einem solchen<br />

Netzwerk beteiligt sind, desto mehr Daten kön-<br />

LOGI-KIT MINI<br />

EFFIZIENZ IST MEHR ALS DIE<br />

SUMME ALLER TEILE<br />

Das Regalbediengerät MINI beflügelt die Ein- und Auslagerung<br />

kleiner Lasten. Die leichte, gewichtsoptimierte Konstruktion<br />

bringt unterschiedliche Ladungen zielgerichtet und sicher zum<br />

gewünschten Lagerplatz. Im Subsystem LOGI-KIT MINI steigert<br />

das Regalbediengerät MINI die Ein- und Auslagerleistung bei<br />

maximaler Raumnutzung – ein Gewinn für Effizienz und<br />

Wirtschaftlichkeit. Hauseigene Kleinteilefördertechnik und<br />

Lastaufnahmemittel sowie die DAMBACH Gerätesteuerung<br />

sorgen für perfekt abgestimmte Lösungen in jedem Einsatzbereich<br />

und für jede Branche. Mehr zu Lagerautomatisierung<br />

finden Sie hier: www.dambach-lagersysteme.de<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 29


Künstliche Intelligenz,<br />

Machine Learning und<br />

Visualisierungstools<br />

ermöglichen neue<br />

Einsichten in die<br />

Geschäfts abläufe und<br />

geben Verbesserungsvorschläge.<br />

nen generiert und analysiert werden, um einen geschäftlichen<br />

Nutzen zu erzielen.<br />

So kann beispielsweise das Be- und Entladen durch<br />

intelligentes Slot-Management optimiert werden<br />

oder das Unternehmenswachstum in die richtige<br />

Richtung gelenkt werden. Auch Emissionen können<br />

reduziert werden. Es lohnt sich also, einen genaueren<br />

Blick darauf zu werfen, wie Transportmanagementdaten<br />

bestmöglich genutzt werden können.<br />

Das Plattform-Konzept als<br />

Grundlage der Datenanalyse<br />

Unternehmen müssen alle verfügbaren Daten kontextualisieren.<br />

Dafür braucht es klar umrissene KPIs<br />

(Key Performance Indicators), die auf die gewünschten<br />

Geschäftsergebnisse und -ziele abgestimmt sind.<br />

In der Logistikbranche zählen Pünktlichkeit, nach<br />

Verkehrsmittel aufgeschlüsselte Kosten, Vorlaufzeiten<br />

bis zur Abwicklung eines Auftrages und die Annahmequoten<br />

zu den wichtigsten Erfolgsindikatoren.<br />

Diese können dann mit Benchmarks verglichen werden,<br />

die das Netzwerk einer Transportmanagement-<br />

Plattform zur Verfügung stellt. So können Transportunternehmen<br />

ihre Performance mit der ihrer Konkurrenten<br />

vergleichen.<br />

Ein wichtiger Vorteil eines Plattform-Ansatzes besteht<br />

darin, dass wichtige Tools zur Überwachung<br />

und Abwicklung von Logistikprozessen sich an einem<br />

zentralen Ort zu einem vollumfassenden Service-Paket<br />

ergänzen. Da viele unterschiedliche Akteure an<br />

eine zentrale Plattform angeschlossen sind, mit Millionen<br />

Echtzeittransaktionen pro Jahr, bestehen umfangreiche<br />

Möglichkeiten, die eigene Leistung mit<br />

der von Wettbewerbern zu vergleichen und gegebenenfalls<br />

zu verbessern.<br />

Das Potenzial der Daten<br />

gewinnbringend einsetzen<br />

Daten können erst dann gewinnbringend genutzt<br />

werden, wenn Unternehmen künstliche Intelligenz,<br />

Machine Learning und Visualisierungstools verwen-<br />

den. Diese Technologien ermöglichen neue Einsichten<br />

in Geschäftsabläufe und geben Verbesserungsvorschläge.<br />

Optimierungen können unter anderem in<br />

der branchenweiten Überwachung von Frachtkosten<br />

und Ausschreibungsraten bestehen. Unternehmen<br />

können so den Frachtbeschaffungsprozess effizienter<br />

gestalten. Außerdem kann KI bei der Analyse von<br />

Ausschreibungen helfen und viel Zeit einsparen.<br />

Nicht zuletzt können Leerkilometer reduziert werden,<br />

indem die Kapazitäten des Netzwerkes genau analysiert<br />

und Routen daraufhin optimiert werden.<br />

Es ist im großen Interesse der Logistikbranche, eine<br />

Data-First-Kultur zu etablieren. Hermann Ude, Vorstandmitglied<br />

der Deutschen Post AG und ehemaliger<br />

CEO von DHL Global Forwarding drückt es so aus:<br />

„Die Logistik muss datengesteuerter werden, um eine<br />

intelligentere und effizientere Nutzung und Zuweisung<br />

von Kapazitäten zu erreichen.“<br />

Durch die Wahl einer geeigneten, modernen Transportmanagement-Plattform,<br />

die mithilfe des Netzwerkeffektes<br />

ausreichend Real-Time-Daten zur Verfügung<br />

stellt, können Unternehmen wichtige Einblicke<br />

gewinnen. Diese helfen unter anderem, Kosten<br />

und CO 2 -Emissionen zu reduzieren. Richtig verwendet,<br />

können sie auch die Servicequalität verbessern<br />

und Geschäftsrisiken mindern. So können Unternehmen<br />

bessere Entscheidungen treffen, die gleichzeitig<br />

auf einer soliden Datengrundlage beruhen.<br />

Bild: GoodIdeas/stock.adobe.com<br />

Bild: Transporeon<br />

Stephan Sieber<br />

CEO von Transporeon<br />

30 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 31


» MANAGEMENT<br />

Die Entwicklung im Einkauf<br />

Quo vadis? Der Einkauf der Zukunft<br />

„In den letzten Monaten hatte ich die Gelegenheit, mich mit Kollegen und Experten in<br />

meinem Netzwerk über die allgemeine Situation im Einkauf auszutauschen . Die wichtigsten<br />

Ergebnisse möchte ich zusammenfassen“, analysiert Martin Austermann, langjähriger<br />

Einkaufsleiter verschiedener bekannter Unternehmen , die Rolle und die zukünftigen<br />

Aufgaben des Einkaufs.<br />

Wenn man mitten im Geschehen ist, fällt es schwer, einen Überblick zu gewinnen. Eine andere Perspektive einzunehmen, kann helfen.<br />

Bild: matho/stock.adobe.com<br />

Die Entwicklung des Einkaufs ist außerordentlich<br />

und hat die gesamte<br />

Geschäftswelt positiv verändert. Der Weg<br />

zur Professionalität in den letzten Jahrzehnten<br />

hat es den Unternehmen ermöglicht,<br />

die Kostenbasis zu reduzieren und<br />

die operative Exzellenz zu steigern.<br />

Die Konzentration auf Kernaktivitäten innerhalb<br />

der Unternehmen führte zu massiven<br />

Outsourcing-Trends. Durch die Erschließung<br />

der globalen Märkte hat der<br />

Einkauf völlig neue Lieferketten mit großen<br />

Chancen geschaffen.<br />

Dabei hat der Einkauf viele globale Wirtschaftskrisen<br />

in den vergangenen Jahren<br />

mit seiner Stärke im operativen Management<br />

gemeistert. Basierend auf diesem<br />

starken Rückgrat konnten die meisten <strong>Beschaffung</strong>sorganisationen<br />

den Fokus auf<br />

die Entwicklung der strategischen Agenda<br />

richten.<br />

Klingt alles gut, aber wo ist die <strong>Beschaffung</strong><br />

innerhalb der Organisation? Vor<br />

mehr als 20 Jahren war der Ruf des Einkaufs<br />

noch nicht so gut. Erst angeführt<br />

von der Automobilindustrie wurde der<br />

Einkauf aufgrund seiner entscheidenden<br />

Auswirkungen auf das C-Level angehoben.<br />

„Wer CEO werden will, muss vorher<br />

im Einkauf arbeiten“, sagte einer meiner<br />

früheren Vorgesetzten. Die Karriereentwicklungen<br />

der Vorstandsvorsitzenden<br />

von Volkswagen und Audi zeigt das große<br />

Potenzial. Dies sind jedoch Ausnahmen,<br />

und es sieht so aus, als ob der Trend gestoppt<br />

ist. Im Zuge der globalen Herausforderungen<br />

verändern die Unternehmen<br />

ihr Geschäftsmodell, dies wird sich stark<br />

auf die Funktion Einkauf auswirken.<br />

32 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Die Globalisierung hat die Wettbewerbsintensität<br />

verändert. Der Technologiewandel<br />

führt zu Disruptionen und die Digitalisierung<br />

hebt die Regeln der Vergangenheit<br />

auf. Die Verfügbarkeit von Technologie zu<br />

jeder Zeit und an jedem Ort senkt die<br />

Marktbarrieren für Neueinsteiger.<br />

Start-ups schaffen neue Möglichkeiten<br />

mit einer anderen Denkweise. Die Flut an<br />

Risikokapital führt zu verzerrten Situationen.<br />

Eines der bekanntesten Beispiele ist<br />

Tesla – die Marktkapitalisierung des Unternehmens<br />

übertrifft tatsächlich die aller<br />

großen Konkurrenten zusammen.<br />

Diese Situation ermöglicht es den neuen<br />

Marktteilnehmern, die Investitionen so<br />

stark zu beschleunigen, dass traditionelle<br />

Unternehmen nur sehr schwer folgen<br />

können.<br />

Das Geschäftsumfeld wird<br />

sich rasant verändern<br />

Technologie und Schnelligkeit zur Schaffung<br />

von Kundennutzen werden zu den<br />

wichtigsten Wettbewerbsfaktoren. Viele<br />

Unternehmen reagieren auf diese Herausforderung<br />

mit klarer Fokussierung. Große<br />

Unternehmen teilen ihre Aktivitäten in<br />

kleinere Geschäftsbereiche mit durchgängiger<br />

Verantwortung auf. Siemens und<br />

Daimler sind <strong>aktuell</strong>e Beispiele. Abgekoppelt<br />

von Konzernfunktionen und Bürokratie<br />

können sich die neuen Einheiten auf<br />

ihre spezifischen Märkte konzentrieren<br />

und Kundenlösungen beschleunigen.<br />

Der Einkauf hat in vielen Unternehmen<br />

seine Rolle auf Basis von Synergien und<br />

Skalierbarkeit definiert und ist oft als<br />

Konzern- oder Matrixfunktion organisiert.<br />

1793053-2.PDF - Januar 5, 2022 x<br />

»Der einseitige Fokus des Einkaufes,<br />

die Saving-Ziele zu erreichen ,<br />

verschließt den Blick auf das um ein<br />

Vielfaches größere Potenzial.«<br />

Angesichts der beschriebenen Trends wird<br />

sich dies ändern. Wir werden sehen, dass<br />

der Einkauf mehr und mehr in die verschiedenen<br />

eigenständigen Geschäftsbereiche<br />

aufgeteilt wird.<br />

Angesichts dieser Veränderungen ist es<br />

wichtig, dass der Einkauf sein zukünftiges<br />

Businessmodell neu entwickelt. Die <strong>Beschaffung</strong><br />

kann auf Konzernebene eine<br />

C-Level-Rolle und ihre zentrale Stimme<br />

verlieren. Zudem besteht eine hohe<br />

Wahrscheinlichkeit, dass sich der Einkauf<br />

innerhalb der Geschäftsbereiche auf der<br />

Ebene 2 oder 3 befindet. Dies wird es<br />

schwieriger machen, die strategische<br />

Agenda voranzutreiben.<br />

Als integraler Bestandteil einer dedizierten<br />

Geschäftseinheit liegt die Chance<br />

aber darin, ein neues Geschäftsmodell zu<br />

schaffen, das dem Bedarf an Geschwindigkeit<br />

und Technologie gerecht wird und<br />

bessere Ergebnisse und Kundennutzen<br />

schafft.<br />

„Kostenreduzierung, Kostenreduzierung,<br />

Kostenreduzierung, …“ Ganz ehrlich, ist<br />

das nicht auch ihr Mantra als CPO? Es<br />

gibt immer einen Grund, warum auch in<br />

diesem Jahr der Fokus wieder auf Kostenreduzierung<br />

liegt. Warum ist dies der Fall?<br />

Es gibt keine andere Funktion in den Unternehmen,<br />

die so stark mit Einsparungen<br />

verbunden ist. Mit den Outsourcing-Wellen<br />

und den anschließenden Global-Sourcing-Programmen<br />

wurden enorme Kostensenkungen<br />

erreicht. Dadurch hat sich<br />

der Einkauf den Ruf als „Kostensenker“<br />

aufgebaut. Nachdem die ersten großen<br />

Saving-Wellen umgesetzt waren, wurden<br />

neue kreative Wege eingeführt, um die<br />

Saving-Maschine am Laufen zu halten. In<br />

einigen Branchen werden im Voraus Einsparungen<br />

von bis zu fünf Jahren vereinbart,<br />

die weit über die realen Potenziale<br />

hinausgehen. Andere haben aggressive<br />

Verhandlungsmethoden eingeführt, die<br />

sich nur auf den Preis und nicht auf den<br />

Gesamtwert konzentrieren.<br />

Ändern Sie das<br />

Saving-Paradigma<br />

All dies entspricht oft nicht mehr der Realität<br />

und den Fakten, es hat sich ein<br />

Schattensystem aufgebaut. Viele Lieferantenbeziehungen<br />

sind gestört und von<br />

Misstrauen geprägt. Der einseitige Fokus<br />

des Einkaufes, die Saving-Ziele zu erreichen,<br />

verschließt den Blick auf das um ein<br />

Vielfaches größere Potenzial.<br />

Die beschriebene drastische Veränderung<br />

der Prioritäten für die Unternehmen wird<br />

jedoch einen großen Einfluss auf die zukünftige<br />

Rolle des Einkaufs haben. Zu-<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 33


» MANAGEMENT<br />

gang zu Technologien, Innovationen und<br />

die Umsetzungsgeschwindigkeit werden<br />

wichtiger als Skalierbarkeit und Synergien.<br />

Es liegt in unserer Hand, aktiv ein neues<br />

Modell zu entwickeln, das es dem Einkauf<br />

ermöglicht, einen Mehrwert für die Unternehmen<br />

zu schaffen und damit die<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.<br />

Wenn wir die Fokussierung weg von einseitigen<br />

Einsparungen hin zur Schaffung<br />

von Kundennutzen entwickeln, müssen<br />

wir unsere Denkweise und Herangehensweise<br />

ändern. In erster Linie müssen wir<br />

ein neues Verständnis dafür entwickeln,<br />

wie wir Mehrwerte für unser Geschäft<br />

schaffen. Dennoch reduzieren die meisten<br />

CEOs und CFOs den Einkauf immer noch<br />

auf eine Kostensenkungsfunktion.<br />

Gerade in schwierigen<br />

Geschäftszeiten<br />

wie jetzt stehen<br />

wir wieder vor<br />

der Anforderung,<br />

kurzfristige Einsparungen<br />

zu realisieren.<br />

Wird dies auf<br />

traditionelle Weise umgesetzt, wird das<br />

dem neuen Wertemodell nicht nutzen.<br />

Kostensenkung wird sicher auf der Agenda<br />

bleiben. Wir müssen jedoch einen neuen<br />

Ansatz entwickeln und den Lieferanten<br />

ein Incentive geben, eine faire Marge zu<br />

erzielen. Fragen wir uns nicht manchmal,<br />

wo die Innovationen der Lieferanten bleiben?<br />

Ohne faire Marge wird es keine Investition<br />

in Zukunftstechnologien geben<br />

und die Lieferbasis im Wettbewerb zurückfallen.<br />

Das neue Wertemodell<br />

Mit der exponentiellen Entwicklung neuer<br />

Technologien verschieben Unternehmen<br />

ihre Prioritäten. Das Erkennen neuer<br />

Chancen und die Fähigkeit der Unternehmen,<br />

diese in innovative Dienstleistungen<br />

und Lösungen für die Endkunden umzusetzen,<br />

bestimmen die Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Die Kompetenz, viel kürzere Lebenszyklen<br />

zu managen, wird immer wichtiger.<br />

Angesichts der neuen Unternehmensrealität<br />

muss der Einkauf die Agenda darauf<br />

konzentrieren, Innovationen und Werte<br />

mit den Potenzialen der Märkte zu realisieren.<br />

Dies erfordert eine Änderung der<br />

Strategie. Die neuen Ansätze legen den<br />

Grundstein für schrittweise Veränderungen<br />

in folgenden Bereichen:<br />

Operative Exzellenz<br />

»Viele Lieferanten -<br />

beziehungen sind<br />

gestört und von<br />

Misstrauen geprägt.«<br />

Während in der Vergangenheit in den<br />

meisten Einkaufsorganisationen eindeutig<br />

die Kostensenkung im Fokus stand,<br />

müssen wir zuerst verstehen, inwieweit<br />

dieser Ansatz eher hinderlich ist, um Werte<br />

zusammen mit dem Lieferantennetzwerk<br />

zu schaffen. Kurzfristig orientierte<br />

Einsparungen gehen oft zu Lasten von<br />

nachhaltigen Ergebnissen. Wie beschrieben,<br />

haben einige Branchen ein Schattensparsystem<br />

entwickelt, das nur existiert,<br />

um die KPI-Matrix<br />

zu erfüllen, aber<br />

die reale Situation<br />

nicht widerspiegelt.<br />

Mit einem oft<br />

aggressiven und<br />

arroganten Ansatz<br />

verpufft viel Energie<br />

an der falschen<br />

Stelle, ohne einen<br />

Kundennutzen zu schaffen.<br />

„Grow the pie instead of fighting over the<br />

pieces“ ist ein beliebtes Sprichwort, das<br />

den Einkauf hier leiten sollte.<br />

Ohne Vertrauen werden echte End-to-<br />

End-optimierte Lieferketten nicht zustande<br />

kommen. Die Fähigkeit, die kürzeren<br />

Produktlebenszyklen zu managen, wird<br />

das Prinzip der jährlichen Verbesserung<br />

ersetzen. Die termingerechte Einführung<br />

von Produkten zu besten Kosten und<br />

Qualität bestimmt die Leistungsfähigkeit<br />

eines Unternehmens.<br />

Bei den Kosten sollte das Prinzip „beste<br />

Kosten von Anfang an“ gelten. Dies steht<br />

im Widerspruch zu den heutigen oft benutzen<br />

Grundsätzen der vorgehaltenen<br />

Savings bei der Vergabe eines Neugeschäfts.<br />

Als Methoden sollten Target-Kostenmodelle,<br />

Open-Book-Transparenz und Wertanalysen<br />

verwendet werden. Einsparungen<br />

sollten geteilt werden, um die Initiativen<br />

zu motivieren. Die größten Kostensenkungen<br />

und Wertsteigerungen resultieren<br />

jedoch immer aus Innovationen<br />

und neuen Technologien. Die Leistungsfähigkeit<br />

der Lieferbasis in Bezug auf Innovation,<br />

Agilität und Lifecycle-Management<br />

sollten daher die wichtigsten Kriterien<br />

in der neuen KPI-Matrix sein. Die gemeinsamen<br />

Geschäftsziele mit den Lieferanten<br />

sollten dies widerspiegeln.<br />

Lieferantenpartnerschaften<br />

Von zentraler Bedeutung sind echte Partnerschaftsprogramme<br />

mit den Kernlieferanten.<br />

Kate Vitasek von der Universität<br />

Tennessee hat das „Vested“ Model entwickelt.<br />

Beide Parteien sind voll engagiert<br />

und arbeiten mit offener Denkweise und<br />

ambitionierter Zielsetzung an den gemeinsamen<br />

Ergebnissen.<br />

Vertrauen ist dabei der Schlüssel für unser<br />

zukünftiges Wertschöpfungsmodell.<br />

Die individuellen Partnerschaften sollten<br />

in einem nächsten Schritt zu einem Netzwerk<br />

und einem Ecosystem verbunden<br />

werden. Wir brauchen eine Gruppe vertrauenswürdiger<br />

und vielfältiger Partner,<br />

um unsere Wettbewerbsposition zu verbessern.<br />

Innovation<br />

Mit der verkürzten Lebensdauer von Technologien<br />

wird deutlich, dass nur diejenigen<br />

Unternehmen überleben, die Zugang<br />

zu den neuesten Innovationen haben und<br />

diese in Kundenlösungen umsetzen können.<br />

Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit<br />

stehen im Mittelpunkt. Typischerweise<br />

kommt der größte Teil der Wertschöpfung<br />

bei direktem und indirektem Material<br />

von der externen Lieferbasis. Lieferanten<br />

sind die Experten auf ihrem Gebiet,<br />

wir brauchen ein neues Partnerschaftsmodell<br />

mit ihnen im Bereich Innovation.<br />

Vor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit,<br />

an einem Programm von Procurement<br />

Leaders in London teilzunehmen,<br />

mit dem Ziel ein „Supplier Enabled Innovation“-Programm<br />

zu entwickeln. Ein gutes<br />

Konzept, das weiterentwickelt werden<br />

muss.<br />

Technologie-Scouting<br />

Bahnbrechende und disruptive Innovationen<br />

kommen möglicherweise nicht aus<br />

unseren eigenen Unternehmen oder unserem<br />

Lieferanten-Ecosystem (auch wenn<br />

34 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


wir es wünschen). Typischerweise kommen<br />

diese aus anderen Branchen oder<br />

kleinen Start-ups. Daher müssen wir gemeinsam<br />

mit F&E eine starke Technologie-Scouting-Funktion<br />

aufbauen. Darüber<br />

hinaus sollten wir ein Konzept für die Zusammenarbeit<br />

mit Start-ups entwickeln.<br />

Der Einkauf hat ein gutes Know-how bei<br />

den traditionellen Bereichen, aber für die<br />

neuen Themen wie Innovationen, Digitalisierung,<br />

F&E-Kollaboration, Software etc.<br />

müssen wir mehr Kompetenz und einen<br />

anderen Ansatz entwickeln.<br />

Digitalisierung<br />

Die Digitalisierung im Einkauf ist ein Mittel<br />

zur Produktivitätssteigerung und Geschwindigkeitssteigerung.<br />

Durch die<br />

Transparenz aller Schritte in der Lieferkette<br />

und aller Daten können Unternehmen<br />

die kürzeren Produktlebenszyklen effektiv<br />

managen und Risiken proaktiv erkennen.<br />

Agilität<br />

Bei der Befragung von Stakeholdern in einer<br />

Organisation glauben nur wenige,<br />

dass der Einkauf eine agile Funktion ist. In<br />

vielen Fällen wird die <strong>Beschaffung</strong> sogar<br />

als bürokratisch und langsam eingestuft.<br />

Um den Einkauf zu einer agilen Funktion<br />

zu machen, muss er in das Geschäft integriert<br />

werden. Eine gründliche Untersuchung<br />

wird Bereiche identifizieren, in denen<br />

Verbesserungsbedarf besteht. Es<br />

müssen agile Methoden entwickelt werden,<br />

zum Beispiel für das Lieferanten-Onboarding,<br />

die schnelle Auftragserteilung<br />

und den RFQ-Prozess. Neben der Anpassung<br />

von Prozessen soll der Einkauf als<br />

Beschleuniger fungieren, indem er neue<br />

Ideen und Innovationen für die Unternehmen<br />

einbringt.<br />

Nachhaltigkeit und EHS<br />

Der Einkauf muss hier eine ambitionierte<br />

Agenda entwickeln und umsetzen. Die<br />

Programme können nicht an den Grenzen<br />

unserer Unternehmen haltmachen.<br />

In einer kritischen Betrachtung müssen<br />

wir akzeptieren, dass wir selbst einige negative<br />

Trends getrieben haben. Unser Fokus<br />

auf die <strong>Beschaffung</strong> aus Niedrigkostenländern<br />

hat zu negativen Auswirkun-<br />

gen der CO 2 -Emissionen geführt (ich erinnere<br />

mich an Zeiten, in denen der Anteil<br />

der <strong>Beschaffung</strong> von Low Cost Countries<br />

ein KPI war).<br />

Die Arbeitsbedingungen bei Zulieferern<br />

werden aus EHS-Sicht noch nicht ausreichend<br />

berücksichtigt, wie häufig in der<br />

öffentlichen Presse berichtet wird. Der<br />

Einkauf muss hier eine ambitionierte<br />

Agenda mit klarem Commitment, Konsequenz<br />

und Zielen umsetzen.<br />

Risikomanagement<br />

Das Risiko, das wir in Zukunft eingehen<br />

müssen, wird sicherlich steigen. Daher ist<br />

es unerlässlich, vollständige Transparenz<br />

der Lieferketten zu erhalten und das Risiko<br />

zu mindern, bevor es sich auf das Geschäft<br />

auswirkt.<br />

Dies ist jedoch<br />

nicht ausreichend,<br />

das Risikomanagement<br />

muss einen<br />

wichtigen Bestandteil<br />

des strategischen<br />

Lieferkettendesigns<br />

einnehmen.<br />

Aktuelle<br />

Lieferengpässe in<br />

den Bereichen Halbleiter, Pharma, Batteriezellen<br />

und Rohstoffe zeigen, dass wir<br />

mit Abhängigkeiten aktiv umgehen müssen.<br />

Diese Warengruppen als allgemeine<br />

Commodities zu definieren und von den<br />

billigsten Quellen zu beziehen, ist zu kurz<br />

gedacht. Politische Abhängigkeiten und<br />

die Limitierung des freien Marktzugangs<br />

durch Embargos und Zollrestriktionen<br />

müssen in unserer Strategie langfristig<br />

berücksichtigt werden. Der Einkauf muss<br />

bei der Gestaltung des Lieferantennetzwerkes<br />

eine ganzheitliche Sichtweise einnehmen,<br />

die weit über das traditionelle<br />

Kostendenken hinausgeht.<br />

Mitarbeiter im Einkauf<br />

Es wird deutlich, dass ein Wandel der<br />

Kompetenzen, Methoden und Denkweisen<br />

erforderlich ist, um diese neuen Herausforderungen<br />

im Einkauf zu meistern. Wir<br />

brauchen Mitarbeiter, die in der Lage sind,<br />

das Liefernetzwerk zu begeistern und zu<br />

Höchstleistungen zu führen. Wir brauchen<br />

technisch versierte Menschen, die<br />

»Ohne Vertrauen<br />

werden echte<br />

End-to-End- optimierte<br />

Lieferketten nicht<br />

zustande kommen.«<br />

Potenziale neuer Technologien erkennen<br />

und zu Innovationen für unsere Unternehmen<br />

machen. Wir brauchen Neugier<br />

und Vielfalt, um unsere ultimative Mission<br />

zu erfüllen, einen Mehrwert für unser<br />

Unternehmen zu schaffen.<br />

„Hire for attitude, skills can be trained“<br />

von Richard Branson sollte ein Leitsatz<br />

für neue Mitarbeiter im Einkauf sein.<br />

Der Paradigmenwechsel und die Erschließung<br />

des Potenzials der neuen Agenda<br />

müssen mit Entrepreneuren im Einkauf<br />

und einem ehrgeizigen Programm beginnen.<br />

Aber selbst, wenn das Einkaufsteam<br />

überzeugt ist, könnte die größte Herausforderung<br />

darin bestehen, es im gesamten<br />

Unternehmen einschließlich CEO und CFO<br />

zu verankern. Fragt der CEO das nächste<br />

Mal: „Wie sieht der<br />

Kosteneinsparungs -<br />

plan dieses Jahr<br />

aus?“ antworten<br />

Sie: „Wollen Sie<br />

nicht einen Plan zur<br />

Gewinn- und Umsatzsteigerung?“.<br />

Die Erfahrung hat<br />

gezeigt, dass es viel<br />

besser ist, Veränderungen<br />

aktiv voranzutreiben und die Chancen<br />

wahrzunehmen, als von anderen vorgegeben<br />

zu bekommen. Ich bin der festen<br />

Überzeugung, dass der Einkauf das Saving-<br />

Paradigma in ein neues Wertschöpfungsmodell<br />

transformieren muss. Dies erfordert<br />

eine völlig andere Denkweise innerhalb der<br />

Unternehmen bezüglich der Rolle des Einkaufs.<br />

Es liegt an uns, diese aufregende Reise<br />

zu beginnen oder in der alten Welt zurückgelassen<br />

zu werden.<br />

Martin Austermann<br />

Gründer von SCMA<br />

Consult<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 35


» MANAGEMENT<br />

Fertigungsplattformen im Überblick<br />

Mit breitem Netzwerk gegen<br />

Engpässe<br />

Produzierende Unternehmen und deren Einkaufsorganisationen kämpfen mit den<br />

äußeren Einflüssen der letzten Jahre. Durch Krieg und Pandemie verursachte<br />

Engpässe bei Material und Logistik verlangen nach Alternativen in der <strong>Beschaffung</strong><br />

von Bauteilen und sind so Katalysator für Fertigungsplattformen. Diese können<br />

aufgrund ihrer breiten Lieferantenbasis Handlungsfähigkeit sicherstellen.<br />

Bei der Lieferantenauswahl gibt es<br />

zwei Optionen, Single- oder Multi-<br />

Sourcing. Unternehmen, die auf einen<br />

Lieferanten vertrauen, können von einem<br />

Vertrauensverhältnis und möglichen Bündelungseffekten<br />

profitieren. Fällt dieser<br />

Lieferant aus, hat der Einkauf allerdings<br />

ein Problem. Umgekehrt verhält es sich<br />

beim Multi-Sourcing, wo mehrere Lieferanten<br />

zur Verfügung stehen. Fällt einer<br />

aus, steht meist der nächste parat. Allerdings<br />

ist die Zusammenarbeit hier nicht<br />

so intensiv.<br />

Eine Möglichkeit, die Vorteile beider Strategien<br />

bei der <strong>Beschaffung</strong> von Bauteilen<br />

und -gruppen zu kombinieren, können<br />

Fertigungsplattformen darstellen. Diese<br />

bieten Zugriff auf ein breites Lieferantenportfolio<br />

und verschiedene Fertigungstechnologien<br />

– von spanabhebenden Verfahren<br />

über die Kunststoffverarbeitung<br />

und den Druckguss bis hin zur additiven<br />

Fertigung. Die Plattformen zeichnen sich<br />

eigenen Angaben zufolge dadurch aus,<br />

dass sie sowohl dem Einkauf als auch dem<br />

Lohnfertiger zeitintensive Abstimmung<br />

abnehmen und Prozesse automatisieren –<br />

zum Beispiel die Auswahl des passenden<br />

Lieferanten oder die Preiskalkulation.<br />

Gleichzeitig fungieren die Betreiber als<br />

zentrale Ansprechpartner für den Anwender<br />

und wickeln oftmals Zahlung und<br />

Logistik ab. In Zeiten von Engpässen und<br />

Lieferantenausfällen lassen sich so Versorgungsrisiken<br />

streuen.<br />

Benjamin Schwab, Co-Gründer und CMO<br />

der Fertigungsplattform Facturee, beschreibt<br />

es so: „Unsere Fertigungspartner<br />

sind selbstverständlich zum Teil auch von<br />

den <strong>aktuell</strong>en Geschehnissen betroffen.<br />

Dennoch zeigt sich gerade ein maßgeblicher<br />

Vorteil der Online-Fertigung: Unsere<br />

Kunden spüren die Entwicklungen im<br />

Markt in viel geringerem Ausmaß als bei<br />

der konventionellen <strong>Beschaffung</strong>.“ Auch<br />

der Geschäftsführer und Co-Gründer der<br />

Plattform Laserhub, Christoph Rößner,<br />

sieht das so: „Alle genannten Herausforderungen<br />

treffen auch auf unser Netzwerk<br />

an Fertigungspartnern und damit<br />

auch auf uns selbst zu. Unsere Plattform<br />

hat allerdings den klaren Vorteil, dass sie<br />

durch die Breite des Netzwerks etliche<br />

negativen Effekte deutlich abfedern<br />

kann.“<br />

Krisen als Katalysator<br />

Auch am Netzwerk der <strong>Beschaffung</strong>splattform<br />

Easy2Parts ziehen die Herausforderungen<br />

bei der <strong>Beschaffung</strong> von Vormaterial<br />

nicht spurlos vorbei. Robert Hilmer,<br />

Co-Founder und CEO der Easy2Parts<br />

GmbH: „Viele unserer Fertigungspartner<br />

haben gut gefüllte Auftragsbücher, allerdings<br />

auch Herausforderungen bei der<br />

<strong>Beschaffung</strong> von Halbzeugen. Hier unterstützen<br />

wir durch ein großes Händlernetzwerk<br />

und das intelligente Verteilen<br />

von Anfragen. So können die Fertigungsbetriebe<br />

die Aufträge effizienter abwickeln<br />

und haben mehr Sicherheit in den<br />

Lieferketten.“ Die Plattform bietet dem<br />

Anwender über ihr Lieferantennetzwerk<br />

hinaus die Möglichkeit, bestehende Lieferanten<br />

in das System einzubinden. Nutzer<br />

bestellen direkt in der Plattform. Der Sta-<br />

tus lässt sich vom Produktionsstart bis<br />

zum Wareneingang verfolgen. Dabei bietet<br />

das Netzwerk verschiedene Fertigungs-<br />

und Oberflächenverfahren sowie<br />

Schweiß- und Montagebetriebe. „So kann<br />

die gesamte Abwicklung der Fertigungsbauteile<br />

und Baugruppen über eine Plattform<br />

abgebildet werden“, betont der Geschäftsführer.<br />

Die nächsten Ziele des Unternehmens<br />

sind die Integration von mehr<br />

Auswertungsmöglichkeiten und eine engere<br />

Verknüpfung mit ERP- und <strong>Beschaffung</strong>ssystemen.<br />

Die cwmk GmbH ist 2017 unter dem Markenname<br />

Facturee in der DACH-Region<br />

gestartet. Die rund 2000 Fertigungspartner<br />

kommen aus den Bereichen CNC-<br />

Bearbeitung, Blechbearbeitung, additive<br />

Fertigung und Oberflächentechnik. Für jedes<br />

Projekt wird KI-gestützt ein geeigneter<br />

Fertiger im Hinblick auf Qualität, Preis<br />

und Lieferzeit ausgewählt. Schwab: „Momentan<br />

schaffen wir es noch, unsere<br />

Preise weitestgehend stabil zu halten und<br />

geben Preiserhöhungen <strong>aktuell</strong> nicht an<br />

unsere Kunden weiter. Zudem behalten<br />

wir unsere bisherige Angebotsgültigkeit<br />

von mindestens 14 Tagen weiter bei.“ Im<br />

Gegensatz zu vielen Mitbewerbern bildet<br />

die Plattform nicht sofort einen Preis, da<br />

dies aufgrund des notwendigerweise eingebauten<br />

Sicherheitspuffers mit höheren<br />

Kosten sowie beim Anfrageprozess mit<br />

zusätzlichem manuellem Aufwand für die<br />

Kunden verbunden sei. „Wir streben die<br />

Preisführerschaft unter den Online-Fertigern<br />

an. Darüber hinaus setzen wir auf einen<br />

niedrigschwelligen Zugang, indem<br />

36 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Bild: immimagery/stock.adobe.com<br />

Fertigungsplattformen bieten Zugriff auf ein breites Netzwerk an Lieferanten und Fertigungsverfahren.<br />

wir zum Beispiel keine Teilnahmekosten<br />

oder vertiefte Software-Integrationen erfordern“,<br />

sagt der Co-Gründer. In den<br />

letzten Jahren konnte das Unternehmen<br />

laut eigenen Angaben ein Wachstum von<br />

jährlich rund einhundert Prozent sowie<br />

einen achtstelligen Umsatz verzeichnen.<br />

Bald soll ein neues Tool veröffentlicht<br />

werden, das den Anfrageprozess mit wenigen<br />

Klicks ermöglicht.<br />

Laserhub aus Stuttgart hat eine <strong>Beschaffung</strong>splattform<br />

für Blechteile, Rohrlaserund<br />

CNC-Drehteile sowie Schweißbauteile<br />

entwickelt. Christoph Rößner, Geschäftsführer<br />

und Co-Gründer: „Über unsere<br />

Plattform hat der Einkäufer Zugriff<br />

auf über 100 teilweise hoch spezialisierte<br />

Fertiger, welche die ideale Anlaufstelle für<br />

die täglichen Metallteilbedarfe darstellen.“<br />

Zudem übernimmt das Unternehmen<br />

die komplette Abwicklung inklusive Logistik.<br />

Der Einkäufer soll somit in die Lage<br />

versetzt werden, binnen weniger Minuten<br />

einen Auftrag einzustellen, woraufhin er<br />

sofort eine verbindliche Preis-Kalkulation<br />

erhält. „Insbesondere in den vergangenen<br />

Monaten haben wir so viel Druck von den<br />

Einkaufsabteilungen nehmen können“,<br />

sagt Rößner. Dabei hilft dem Unternehmen<br />

auch die Branchenerfahrung seiner<br />

Mitarbeiter, so der Geschäftsführer: „Wer<br />

mit unseren Beratern spricht, hat Kontakt<br />

mit Leuten, die den Markt und die Branche<br />

aus eigener Erfahrung kennen. Unsere<br />

Kunden sagen uns oft, dass die Betreuung<br />

bei uns im Vergleich sehr gut ist.“ Die<br />

Plattform konnte ihr Team in den letzten<br />

Jahren verdreifachen und ist inzwischen<br />

auch in Österreich, Belgien und Frankreich<br />

gestartet.<br />

Internationale Anbieter<br />

Noch internationaler ist Protolabs ausgerichtet.<br />

Das Unternehmen mit Sitz im US-<br />

Bundesstaat Minnesota ist spezialisiert<br />

auf Spritzguss, CNC-Bearbeitung und<br />

3D-Druck. „Die <strong>aktuell</strong>e Situation bekommen<br />

auch unsere Kunden und Lieferanten<br />

zu spüren. In Summe kann man aber sagen,<br />

dass sich die additive Fertigung zumindest<br />

im Bereich der Lieferfähigkeit<br />

noch sehr gut schlägt. So konnten wir<br />

vielen Kunden bei kurzfristigen Lieferengpässen<br />

helfen“, sagt Daniel Cohn, Geschäftsführer<br />

von Protolabs Germany. Vor<br />

etwa zwei Jahren hat das Unternehmen<br />

seine E-Commerce-Plattform grundlegend<br />

überarbeitet. Anwender können ihre<br />

Projekte verwalten, Freigaben organisieren<br />

und erhalten ein Feedback hinsichtlich<br />

Herstellbarkeit, Lieferfähigkeit und<br />

Preis. Cohn: „Im Spritzgussbereich haben<br />

wir unseren neuen Designberatungsservice<br />

eingeführt. Damit können CAD-Modelle<br />

aktualisiert werden. Einer unserer<br />

Anwendungstechniker unterstützt den<br />

Kunden bei der Überarbeitung des Teiledesigns.“<br />

Anfang 2021 wurde zudem die<br />

Plattform 3DHubs übernommen.<br />

Ein weiterer global agierender Anbieter<br />

von Fertigungskapazitäten ist Xometry,<br />

ebenfalls aus den USA, wo dem Unternehmen<br />

im vergangenen Jahr der Börsengang<br />

gelang. Die On-Demand-Fertigungsplattform<br />

aus Maryland greift weltweit<br />

auf 5000 Lieferanten zurück – euro-<br />

paweit sind es 2000. „In Europa hat sich<br />

unser Umsatz 2021 verfünffacht. Das Angebot<br />

haben wir in dieser Zeit erweitert,<br />

etwa um Druckguss und Polyjet-3D-Druck<br />

sowie verschiedene Nachbearbeitungsverfahren“,<br />

sagt Dmitry Kafidov, Geschäftsführer<br />

von Xometry Europe. „Bald<br />

werden wir mit Xometry Supplies in die<br />

Versorgung mit Material einsteigen. Die<br />

Zulieferer können dann Ausgangsprodukte<br />

über uns erhalten.“ Einkäufer haben<br />

über die Plattform Zugriff auf Anbieter<br />

aus der Blechfertigung, CNC-Bearbeitung,<br />

Spritz- und Druckguss sowie 3D-Druck.<br />

Mithilfe von künstlicher Intelligenz lassen<br />

sich mit der „Instant Quoting Engine“ innerhalb<br />

von Sekunden verbindliche Angebotspreise<br />

ermitteln. Auch die weitere<br />

Abwicklung der Aufträge ist vollständig<br />

digitalisiert, sodass zwischen Angebotserstellung<br />

und Lieferung meist nur zwei bis<br />

drei Wochen vergehen sollen. Auf die <strong>aktuell</strong>en<br />

Herausforderungen angesprochen<br />

sagt Kafidov: „Die Schwierigkeiten betreffen<br />

unsere Partner ebenso wie die gesamte<br />

Wirtschaft. Allerdings können wir<br />

durch unser Lieferantennetzwerk vieles<br />

auffangen. In der Regel findet sich dort<br />

immer ein Betrieb, der die Bauteile in den<br />

gewünschten Materialien liefern kann.“<br />

Mit ihrem digitalen Ansatz bieten diese<br />

und weitere Plattformen wie Spanflug,<br />

Instawerk, CNC24, Mipart, V-Industry und<br />

Makerverse dem Einkauf die Möglichkeit,<br />

die Versorgung mit Bauteilen zu sichern.<br />

Yannick Schwab, Redaktion<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 37


Lieferengpässe überwinden mit digitalen <strong>Beschaffung</strong>sprozessen<br />

Krisenfest dank verteilter<br />

Fertigung<br />

Bild: Spanflug + Tiko Aramyan/Shutterstock.com<br />

Der automatisierte, digitale Prozess der Spanflug-Plattform soll für Entlastung im Tagesgeschäft des Einkaufs sorgen.<br />

Aktuelle Krisen zeigen, wie störanfällig Lieferketten sind. Der Einkauf im<br />

Maschinenbau jongliert mit hohem Mehraufwand und steigenden <strong>Beschaffung</strong>skosten,<br />

um alle Komponenten pünktlich auf den Hof zu bekommen. Die Spanflug-<br />

Plattform bietet einen automatisierten <strong>Beschaffung</strong>sprozess für Dreh- und<br />

Frästeile und eröffnet ein Netzwerk aus mehr als 4000 CNC-Maschinen.<br />

Für die meisten Unternehmen waren die vergangenen<br />

zwei Jahre äußerst turbulent. Die volatile<br />

Marktentwicklung im Maschinenbau war geprägt<br />

von schwankender Auslastung der Fertigungskapazitäten.<br />

Laut einer VDMA Blitzumfrage erwartet kaum<br />

ein Unternehmen der Branche baldige Entspannung.<br />

Der Anteil der Unternehmen, die sich infolge gestörter<br />

Lieferketten mit merklichen Behinderungen oder<br />

gravierenden Schwierigkeiten konfrontiert sehen,<br />

stieg im Juni 2022 auf 87 Prozent. Die <strong>Beschaffung</strong><br />

bleibt die größte Herausforderung.<br />

Für diese Lieferengpässe ist die globale Rohstoffknappheit<br />

verantwortlich. Die Gründe dafür sind<br />

vielfältig: der massive Anstieg der Transportkosten,<br />

die erhöhte Nachfrage aus China und den USA, Handelsstreitigkeiten<br />

sowie ein durch Covid-19 verursachter<br />

zusätzlicher Arbeitskräftemangel. Durch den<br />

weltweiten Einbruch des Passagierflugverkehrs sind<br />

die verfügbaren Frachtvolumina stark zurückgegangen<br />

oder werden über die Weltmeere verschifft – mit<br />

deutlich längeren Lieferzeiten. Hinzu kommt der<br />

Krieg in der Ukraine, der die noch nicht überwundenen<br />

Schwierigkeiten in den Lieferketten weiter verschärft.<br />

Im Ergebnis kann die Produktion bei den Maschinenbauern<br />

trotz gefüllter Auftragsbücher nicht<br />

mit voller Kapazität fahren. Der Druck in den Einkaufsabteilungen,<br />

Bauteile trotz gestörter Lieferketten<br />

rechtzeitig zu beschaffen, steigt. Bestehende Lieferantenbeziehungen<br />

werden teils auf eine harte<br />

Probe gestellt. Und Alternativen bei gleich hoher<br />

Qualität gilt es erst einmal aufzubauen. Den dafür<br />

nötigen Mehraufwand können die Einkaufsabteilungen<br />

ohne Personalaufbau bei gleichzeitigem Fachkräftemangel<br />

nicht leisten. Wo und wie also können<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozesse weiter verschlankt werden, wo<br />

gibt es noch Potenzial, Zeit einzusparen und effizienter<br />

zu werden?<br />

Individuelle Bauteile kosten Zeit<br />

Lassen sich Katalogartikel zügig beschaffen, sieht<br />

das bei individuellen Fertigungsteilen anders aus.<br />

Diese erfordern im Schnitt einen zehnmal höheren<br />

Aufwand, so Spanflug. Häufig ist es ein Hin und Her<br />

zwischen Einkauf, Konstruktion und Lieferanten. Es<br />

kann Tage dauern, bis ein <strong>Beschaffung</strong>svorgang erledigt<br />

ist. Durch die <strong>aktuell</strong>en Lieferengpässe bei Halbzeugen<br />

wird die Lage zusätzlich erschwert. Einkäufer<br />

müssen Lieferanten identifizieren, die Halbzeuge für<br />

die benötigten Bauteile verfügbar haben und zu einem<br />

wirtschaftlichen Preis bei hoher Qualität produzieren<br />

können. Hier bieten <strong>Beschaffung</strong>splattformen<br />

für individuelle Fertigungsteile einen großen Hebel.<br />

Sie ermöglichen den Zugriff auf ein breites Lieferantennetzwerk.<br />

Die <strong>Beschaffung</strong> von beispielsweise<br />

38 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


MANAGEMENT «<br />

komplexen Dreh- und Frästeilen kann damit laut dem<br />

Plattformbetreiber so einfach und schnell wie das<br />

Bestellen einer Schachtel Schrauben werden – vorausgesetzt,<br />

sie enden nicht wieder in nervenaufreibenden<br />

Auktionen und langwierigen Ausschreibungsprozessen.<br />

Mit wenigen Klicks zum Angebot<br />

„Mit dem automatisierten, digitalen Prozess auf unserer<br />

Plattform für Dreh- und Frästeile können Einkäufer<br />

Aufwände um nahezu 90 Prozent reduzieren“,<br />

fasst Dr. Markus Westermeier, Geschäftsführer bei<br />

Spanflug Technologies, die Erfahrungen seiner Kunden<br />

zusammen. „Das schafft Entlastung im Tagesgeschäft<br />

und hilft dabei, besser auf volatile Lieferketten<br />

und Preisentwicklungen reagieren zu können.“<br />

Mit nur wenigen Klicks erhalten Einkäufer ein marktgerechtes<br />

Angebot und können direkt die Bestellung<br />

auslösen. Die Plattform bietet Zugang zu einem<br />

Netzwerk aus über 4000 CNC-Maschinen, während<br />

das Münchener Unternehmen im gesamten <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />

zentraler Vertrags- und Ansprechpartner<br />

bleibt. Spanflug bietet damit die Vorteile einer<br />

Multi-Sourcing-Strategie, ist jedoch zentraler Ansprechpartner<br />

und Kreditor des Kunden. Das Lieferantenmanagement<br />

wird so entscheidend entlastet.<br />

Die Plattformtechnologie basiert auf einem selbst<br />

entwickelten Preisalgorithmus, der anhand von mehr<br />

als 300.000 Dreh- und Frästeilen optimiert wurde.<br />

Dieser wertet fertigungsrelevante Merkmale automatisch<br />

aus den einfach und sicher hochgeladenen<br />

CAD-Modellen und technischen Zeichnungen aus. In<br />

einer Minute werden Angebotspreise und mögliche<br />

Liefertermine für Bauteile aus über 50 Werkstoffen<br />

berechnet.<br />

Für die Qualität der im Netzwerk gefertigten Bauteile<br />

steht das Unternehmen gerade und sichert diese<br />

durch einen mehrstufigen Aufnahmeprozess für Fertigungspartner<br />

sowie deren kontinuierlichen Audit.<br />

Ein weiterer Netzwerkvorteil: Für größere Projekte<br />

mit einer Vielzahl an Bauteilen erhalten Einkäufer<br />

ein Komplettangebot und müssen selbst nicht mit<br />

Teilaufträgen zwischen verschiedenen Zulieferern<br />

jonglieren.<br />

Präzise Preise, hohe Termintreue<br />

Im Netzwerk findet Spanflug immer den passenden<br />

Lieferanten, der ausreichend Vormaterial auf Lager<br />

hat oder es kurzfristig beschaffen kann, um die Bauteile<br />

fristgerecht liefern zu können – wenn nötig<br />

auch per Express.<br />

Der Töginger Dosiertechnikspezialist ViscoTec beschafft<br />

seit einigen Monaten individuelle Bauteile<br />

für seine Anlagen und Komponenten auch über<br />

Spanflug. „Vorrangigstes Ziel für unsere Einkaufsabteilung<br />

ist die Versorgungssicherheit und das auch<br />

bei Materialknappheit und Preisschwankungen, die<br />

unsere <strong>Beschaffung</strong>sprozesse für Serienbauteile bereits<br />

enorm fordern. Kommt dann der oft abstimmungs-<br />

und zeitintensive Teilezukauf für den Prototypen-<br />

und Vorserienbau hinzu, wird unsere Arbeit<br />

zum wahren Jonglierakt“, berichtet Maximilian Frickel,<br />

Einkauf bei der ViscoTec Pumpen- u. Dosiertechnik<br />

GmbH. „Der automatisierte Angebots- und<br />

Bestellprozess, wie wir ihn jetzt bei Spanflug kennengelernt<br />

haben, stellt eine große Erleichterung für<br />

unser Tagesgeschäft dar. Marktgerechte Preise und<br />

Lieferzeiten erhalten wir quasi per Knopfdruck. Sowohl<br />

auf Qualität als auch Terminabsprachen können<br />

wir uns stets verlassen und damit planen.“<br />

Insbesondere in Zeiten starker Preisschwankungen<br />

und Lieferengpässe können sich Einkaufsabteilungen<br />

keine Überraschungen leisten. Deshalb greift der<br />

Spanflug-Algorithmus neuerdings im Hintergrund<br />

auf Echtzeitdaten angebundener Halbzeuglieferanten<br />

zu. „Wir freuen uns, diese Erweiterung der Spanflug-Plattformtechnologie<br />

auf der AMB präsentieren<br />

zu können“, berichtet Westermeier und sieht dabei<br />

einen klaren Mehrwert für die Anwender: „Dadurch<br />

werden die kalkulierten Preise noch präziser und Einkäufer<br />

erhalten noch verlässlichere Aussagen zu Lieferzeiten.“<br />

Mit der Plattformtechnologie arbeitet Spanflug daran,<br />

individuell für jeden Auftrag ganze Lieferketten<br />

zeit- sowie kostenoptimal zu organisieren und einen<br />

durchgängig digitalen Prozess über die ganze Lieferkette<br />

anzubieten. Kommt es trotzdem zu Störungen,<br />

finden die Experten im Netzwerk alternative Lösungen.<br />

Anwender sollen so ihre Aufwände für <strong>Beschaffung</strong>en<br />

drastisch senken können. Lieferengpässe lassen<br />

sich so laut Spanflug quasi per Mausklick überwinden<br />

und die verteilte Fertigung im Netzwerk soll<br />

Unternehmen helfen, auch kommende Krisen abfedern<br />

zu können. (ys)<br />

Bild: Spanflug<br />

Bei Spanflug wird auf<br />

Basis des CAD-Modells<br />

und der technischen<br />

Zeichnung ein Sofortpreis<br />

berechnet.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 39


TITEL » Fertigungstechnik<br />

Markus Decker (l.),<br />

Berater Digitalisierung,<br />

Einkauf und Materialmanagement,<br />

und<br />

Borries Schüler,<br />

Vorstand Product<br />

Management and<br />

Engineering, von der<br />

Hoffmann Group.<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

<strong>Beschaffung</strong>skosten senken und den nachhaltigen Einsatz von Werkzeugen fördern<br />

Gut versorgt<br />

durch die Krisen<br />

Gestörte Lieferketten und steigende Kosten machen dem Einkauf zu<br />

schaffen. Durch den Ukraine-Krieg sind darüber hinaus <strong>Beschaffung</strong>smärkte<br />

für Rohstoffe und Vorprodukte weggebrochen. Borries Schüler,<br />

Vorstand Product Management & Engineering, und Markus Decker,<br />

Berater für Digitalisierung, Einkauf und Materialmanagement, von der<br />

Hoffmann Group erklären, wie sich Einkäufer notwendigen Spielraum<br />

verschaffen, um die Versorgung mit kritischen Produkten zu sichern.<br />

40 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie erlebt die Hoffmann<br />

Group die <strong>aktuell</strong> sehr volatilen Zeiten?<br />

Borries Schüler: Als herausfordernd. In der Vergangenheit<br />

gab es gelegentlich bei einem Rohstoff<br />

einen Engpass oder ein Preis geriet außer Kontrolle.<br />

Dass alle Rohstoffgruppen zum gleichen Zeitpunkt<br />

eklatant aus dem Ruder laufen, das hatten wir noch<br />

nicht. Dazu kommen die Nachwirkungen von Corona<br />

und die schwierige Lage in China. Zusätzlich hat<br />

die Ukraine-Krise verdeutlicht, wie viele Teile und<br />

Vorprodukte von dort und aus Russland kommen. Dabei<br />

geht es gar nicht nur um Stahl, sondern auch um<br />

weiterverarbeitete Materialien wie Blech oder Guss.<br />

Wie können Einkäufer in diesen Zeiten ihre Versorgung<br />

sicherstellen?<br />

Markus Decker: Meine Empfehlung ist, die <strong>Beschaffung</strong><br />

von C-Artikeln zu automatisieren, um Ressourcen<br />

für das Sourcing kritischer Assets freizusetzen.<br />

Das ist allerdings nur mit wenigen Lieferanten<br />

möglich. Ein mittelständischer Betrieb hat für C-Artikel<br />

oft bis zu 2000 Lieferanten gelistet. Hier müssen<br />

im ersten Schritt die Lieferantenbeziehungen konsolidiert<br />

werden. Erstes Kriterium ist die Lieferperformance:<br />

Wie gut ist der Lieferant? Zweitens der Service:<br />

Was wird über das Produkt hinaus geboten? Und drittens<br />

die Digitalisierungsangebote und die Bereitstellung<br />

von Lieferantendaten. Der strategische Einkauf<br />

sollte sich die unterschiedlichen Warengruppen ansehen,<br />

performante Lieferanten auswählen und so den<br />

Stamm auf maximal 40 Systempartner reduzieren.<br />

Schüler: Wichtig ist zudem ein Verständnis dafür,<br />

was in der Fertigung kritisch ist. Seien es Rohstoffe<br />

oder auch Werkzeuge. Wir haben eine Zeit, in der<br />

Produkte nicht immer in den gewünschten Mengen<br />

verfügbar sind. Einkäufer müssen also wissen, welches<br />

die kritischen Produkte sind und wie sie deren<br />

Verfügbarkeit langfristig absichern können.<br />

Decker: Weil sich Einkäufer auf diese Aufgaben fokussieren<br />

müssen, sehe ich in fünf bis acht Jahren in<br />

jedem Unternehmen Warenausgabesysteme für<br />

C-Artikel stehen. Damit kann man den Bestellprozess<br />

und auch die Ausgabe der Artikel an die Mitarbeiter<br />

komplett automatisieren. Das Einsparpotenzial ist<br />

enorm: Ein Kunde von uns hat errechnet, dass eine<br />

Entnahme aus der Materialausgabe mit allen Folgeprozessen<br />

unter einer Vollkostenbetrachtung zwischen<br />

20 und 25 Euro kostet. Der Kunde hatte rund<br />

1000 Buchungen am Tag. Man kann sich ausmalen<br />

was für eine Summe dabei zusammenkommt.<br />

Gibt es weitere Lösungen, um Einkäufer zu unterstützen?<br />

Decker: Für den akuten Bedarf bei einer Kostenstelle<br />

oder einem Auftrag bekommt der Kunde einen<br />

elektronischen Katalog, über den er zu seinen Konditionen<br />

auf das komplette Sortiment zugreifen kann.<br />

Für bestandsgeführte Artikel gibt es, wie bereits erwähnt,<br />

die Warenausgabesysteme.<br />

Schüler: Eine zusätzliche Lösung ist die digitale<br />

Werkzeugverwaltung. Dort werden Werkzeuge auftragsbezogen<br />

und systematisch abgebildet. Das<br />

macht den künftigen Bedarf planbarer und birgt Potenzial<br />

für eine vorausschauende <strong>Beschaffung</strong>. Wir<br />

sprechen heute häufig über die <strong>Beschaffung</strong> von<br />

Rohstoffen für einen Fertigungsauftrag. Aber oft<br />

sieht der Einkäufer nicht, welche Werkzeuge im Detail<br />

benötigt werden und welche kritisch sind. Dazu<br />

kommt die Konsolidierung der Werkzeugbestände.<br />

Bei den Zerspanungswerkzeugen gibt es zwei Arten:<br />

spezielle und universelle. In der Massenfertigung<br />

kann es sinnvoll sein, mit einem spezialisierten<br />

Werkzeug zu arbeiten, obwohl ich dann mehr Werkzeuge<br />

vorhalten muss. Für Lohnfertiger, die kleine<br />

Losgrößen produzieren, lohnt sich das häufig aber<br />

nicht. Hier sind performante, universelle Werkzeuge<br />

interessant. Es gibt zwar ein gewisses Leistungs-Gap<br />

zum Spezialisten, aber man muss nicht für jede Anwendung<br />

ein separates Werkzeug kaufen. Dadurch<br />

wird weniger Kapital gebunden und man hat mehr<br />

Platz im Lager beziehungsweise Ausgabeschrank.<br />

Klassischerweise deckt ein Universalwerkzeug Stahlund<br />

Edelstahlvarianten sowie gegebenenfalls gewisse<br />

Aluminiumlegierungen ab.<br />

Lassen sich darüber hinaus Einsparpotenziale definieren?<br />

Decker: Der Skontierbetrag sollte nicht vernachlässigt<br />

werden. Bei 2000 Lieferanten habe ich schlechtere<br />

Vereinbarungen und lasse einen Skonto auch<br />

mal verfallen. Das summiert sich. Durch die Reduktion<br />

der Lieferantenbeziehungen hat der Einkauf hingegen<br />

ein stärkeres Verhandlungsmandat gegenüber<br />

seinen Lieferanten und kann bessere Konditionen<br />

und Zahlungsbedingungen erwirken. Wenn dann die<br />

Nachbestellungen über den Ausgabeautomaten automatisiert<br />

werden und bis zur Rechnungsstellung<br />

durchdigitalisiert wird, können Skonti problemlos<br />

mitgenommen werden.<br />

Was macht die Hoffmann Group, um die Versorgungssicherheit<br />

für den Kunden sicherzustellen?<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 41


TITEL » Fertigungstechnik<br />

Schüler: Wir haben vor geraumer Zeit die Zusammenarbeit<br />

mit unseren Lieferanten intensiviert und<br />

unsere Bevorratung erhöht. Wesentliche Anteile unseres<br />

Sortiments beziehen wir aus der EU, was uns<br />

bei der Wiederbeschaffung hilft. Dazu kommt: Hoffmann<br />

hat in hochmoderne Logistik investiert und mit<br />

der LogisticCity die Kapazitäten drastisch erhöht. Wir<br />

haben in Nürnberg eine automatisierte Logistik mit<br />

modernsten Prozessen, einem Shuttle-Lager mit<br />

500.000 Behälterplätzen und einem Hochregallager<br />

mit 30.000 Europaletten aufgebaut. Dazu gibt es<br />

Services für die Wiederaufbereitung von Werkzeugen<br />

und die Kalibrierung von Messmitteln. Damit haben<br />

wir eine solide Grundlage geschaffen.<br />

Decker: Ein zentraler Punkt bei der Versorgungssicherheit<br />

sind außerdem definitiv unsere Garant-<br />

Tool24-Ausgabesysteme. Das spricht sich auch bei<br />

den Kunden herum. Die Initialzündung kommt oft<br />

von der Fertigungsleitung. Diese hat das Problem,<br />

dass die Mitarbeiter Schwarzläger betreiben, um ihren<br />

Bedarf zu sichern, und bei offen Schränken werden<br />

Entnahmen nicht immer verbucht. Somit kommt<br />

es zu Fehlbeständen. Schlimmstenfalls sinkt der Bestand<br />

dadurch auf null. Das ändert sich drastisch,<br />

wenn ein zentrales Ausgabesystem zur Verfügung<br />

steht, wo rund um die Uhr Werkzeug bereitliegt.<br />

Wenn ein Meldebestand erreicht ist, schickt das System<br />

eine Nachricht an den Einkäufer oder bestellt<br />

automatisiert nach. So können die Umlaufbestände<br />

runtergefahren und die Lagerfläche reduziert werden.<br />

Wir empfehlen, maximal einen Zwei- bis Dreiwochenbedarf<br />

zu bevorraten.<br />

Wie lange dauert die Implementierung einer <strong>Beschaffung</strong>slösung<br />

inklusive Ausgabesystem?<br />

Decker: Wir beraten intensiv und schauen uns vor<br />

Ort die Lage an. Meistens geht es dabei nicht nur um<br />

Verbrauchswerkzeuge, sondern auch um Leihartikel,<br />

Mess- und Prüfmittel oder um das Fuhrparkmanagement.<br />

All das kann man in einem Warenausgabesystem<br />

abbilden. Manche Kunden können bereits nach<br />

14 Tagen starten. Bei einer ERP-Integration dauert es<br />

auch einmal mehrere Monate.<br />

Wann hat sich das System amortisiert?<br />

Decker: Je nachdem wie die internen Abläufe und<br />

Prozesse organisiert sind, kann eine Amortisierung in<br />

wenigen Monaten stattfinden. Wenn ich nochmals<br />

das Beispiel nehme: 1000 Entnahmen pro Tag und<br />

Kosten pro Entnahmevorgang von 25 Euro. Das war<br />

eines der größten Projekte, und es hat sich in vier<br />

Monaten amortisiert.<br />

Welche Rolle spielt das Thema Kreislaufwirtschaft<br />

bei Werkzeugen?<br />

Schüler: Nachhaltigkeit wird künftig das beherrschende<br />

Thema sein. Die Werkzeugindustrie steht da,<br />

wie viele andere Industriebereiche, noch am Anfang.<br />

Bei höherpreisigen Werkzeugen ist die Wiederaufbereitung<br />

aus wirtschaftlicher Sicht sehr sinnvoll. Mit<br />

einem klassischen Vollhartmetallbohrer geht das im<br />

Schnitt bis zu viermal. Danach besteht die Möglichkeit,<br />

das Werkzeug zu recyceln und das Hartmetall<br />

wieder zu Rohhartmetall zu verarbeiten.<br />

Was bietet die Hoffmann Group hier an?<br />

Schüler: Wir haben einen Nachschleifservice. Die<br />

Kunden merken beim aufbereiteten Werkzeug keinen<br />

wesentlichen Leistungsunterschied, lediglich ein<br />

paar Prozent. Die Kosten liegen bei rund 30 Euro pro<br />

Werkzeug und sollten maximal 50 Prozent vom Neuwerkzeug<br />

ausmachen. Wenn der Kunde ein Werkzeug,<br />

drei- oder viermal verwendet, spart er zwei- bis<br />

dreimal den gesamten Rohstoffeinsatz. Beim Recycling<br />

sind wir gerade in der Analyse.<br />

Zwei Spezialisten für Werkzeuge und Digitalisierung, Borries Schüler und<br />

Markus Decker, im Interview.<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

Decker: Wir unterstützen zudem die Ausgabe nachgeschliffener<br />

Werkzeuge an die Mitarbeiter über die<br />

Warenausgabesysteme. Hat ein Mitarbeiter die Wahl,<br />

nimmt er meistens das Neuwerkzeug. Über die Warenausgabesysteme<br />

kann die Fertigungsleitung steuern,<br />

dass für bestimmte Mitarbeiter oder Fertigungsaufgaben,<br />

die nicht zwingend Neuwerkzeuge erfordern,<br />

gebrauchte oder nachgeschärfte Werkzeuge<br />

ausgegeben werden. Erfahrungsgemäß sinken dadurch<br />

die Verbräuche dauerhaft um bis zu 25 Prozent.<br />

42 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Schüler: Für ein gezieltes Management nachgeschliffener<br />

Werkzeuge muss man allerdings wissen,<br />

wie viel Standweg ein Werkzeug hinter sich hat. Nur<br />

so kann man abschätzen, ob es für den nächsten<br />

Auftrag geeignet ist. Digitale Werkzeugverwaltungssysteme<br />

sind in der Lage, diese Informationen nachzuhalten.<br />

Ein Nebeneffekt für den Einkäufer ist, dass<br />

er ein Gefühl dafür bekommt, welche Leistung mit<br />

einem Werkzeug erzielt wird.<br />

Abschließend eine Frage zur AMB: Was darf man<br />

von Hoffmann Group in Stuttgart erwarten?<br />

Schüler: Wir werden neue Werkzeuge aus unserer<br />

Garant-Master-Produktfamilie für die Hochleistungszerspanung<br />

präsentieren. Ein Highlight ist der<br />

Garant Master Inox TPC Fräser für automatisierte<br />

Umgebungen. Dazu kommen Lösungen für die Digitalisierung<br />

und Automatisierung der Fertigung von<br />

kleinen und mittleren Unternehmen. Mit unserem<br />

Garant Automation Beladesystem Basic Plus lassen<br />

sich zum Beispiel Werkzeugmaschinen ohne Automatisierungsschnittstelle<br />

mannlos be- und entladen<br />

und mit unserer digitalen Werkzeugverwaltung Connected<br />

Manufacturing können nun auch manuelle<br />

Tätigkeiten und externe Arbeiten verwaltet werden.<br />

Dazu kommen die Lösung Connected Metrology für<br />

die Messmittelverwaltung und die Weltpremiere unserer<br />

Hoffmann Group Connected Tools (HCT) Windows<br />

App. Damit können Messdaten von Drehmomentschlüsseln<br />

HCT direkt in ein computerunterstütztes<br />

Qualitätsmanagementsystem übernommen und<br />

ein Bezug zwischen Werkzeug, Messdaten und Werkstück<br />

hergestellt werden. Und wir werden natürlich<br />

auch das Ausgabesystem Tool24 ausstellen.<br />

Das Interview führte Yannick Schwab,<br />

Redakteur <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

Bei dem Ausgabe -<br />

system Garant Tool24<br />

lassen sich Spind,<br />

Schubladen- und<br />

Einzelausgabeschränke<br />

vernetzen und zentral<br />

verwalten.<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

Markus Decker<br />

... ist seit 1997 bei der Hoffmann Group und berät seit<br />

2000 Kunden zu Fragestellungen rund um die Digitalisierung<br />

des Einkaufs, das Materialmanagement und<br />

die Materialversorgung. Neben Projekten zur Lieferantenanbindung<br />

via EDI umfasst sein Beratungsprogramm<br />

die Automatisierung des kompletten <strong>Beschaffung</strong>sprozesses<br />

– von der automatisierten Bestandsüberwachung<br />

und der Nachbestellung über die Integration<br />

mit ERP-Systemen und Marktplätzen bis hin<br />

zur elektronischen Rechnungsstellung.<br />

Borries Schüler<br />

... ist als Vorstandsmitglied der Hoffmann SE verantwortlich<br />

für die strategische Sortimentsgestaltung, die<br />

Ausrichtung der Marken Garant und Holex sowie das<br />

digitale Produkt- und Serviceportfolio. Schüler kam<br />

2002 zur Hoffmann Group, um die internationale <strong>Beschaffung</strong><br />

von Zerspanungswerkzeugen und Spanntechnik<br />

zu übernehmen. Ab Sommer 2009 verantwortete<br />

er den Produktbereich „Modulare Zerspanung“<br />

und ab 2014 den Gesamtbereich „Zerspanung“. Im<br />

Jahr 2018 wurde er in den Vorstand berufen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 43


» FERTIGUNGSTECHNIK<br />

AMB in Stuttgart, 13. bis 17. September 2022<br />

Welt der Metallbearbeitung<br />

trifft sich im Ländle<br />

Aufgrund der Coronapandemie sind vier Jahre seit der letzten AMB vergangen. Nun trifft sich<br />

die Branche erstmals wieder in Stuttgart und präsentiert, was sich bei Werkzeugmaschinen,<br />

Präzisionswerkzeugen und Co. getan hat. Im Fokus stehen die Automatisierung und Digitalisierung<br />

in der Produktion. Die additive Fertigung erweitert erstmals das Ausstellerangebot.<br />

Vom 13. bis 17. September findet auf<br />

dem Gelände der Landesmesse<br />

Stuttgart die AMB, Internationale Ausstellung<br />

für Metallbearbeitung, statt.<br />

Mehr als 1250 Aussteller sind angemeldet.<br />

„Unsere Erwartungen wurden übertroffen.<br />

Wer hätte zu hoffen gewagt, dass<br />

wir nach dem Aussetzen des Messebetriebes<br />

wieder mit einem ausgebuchten Gelände<br />

an den Re-Start der AMB gehen<br />

dürfen? Diese Loyalität der Aussteller und<br />

deren klares Bekenntnis zu unserem Konzept<br />

am Standort Stuttgart macht uns<br />

schon ein wenig stolz“, sagt Gunnar Mey.<br />

Der Abteilungsleiter Industrie bei der Landesmesse<br />

Stuttgart ist guter Dinge, dass<br />

Ein wichtiger Teil der AMB 2022: Digitale Lösungen für die Metallbearbeitung.<br />

Bild: Landesmesse Stuttgart<br />

Mitte September volle Messestände zu<br />

sehen sind und die Qualität der Gespräche<br />

sehr hoch sein wird.<br />

Ungebrochen bleibt den Veranstaltern zufolge<br />

der Trend zur Automatisierung in<br />

der Zerspanungsbranche. Besucher können<br />

sich unter anderem über integrierte<br />

Automationslösungen, verkettete Bearbeitungszentren<br />

sowie deren Integration<br />

in Montage- und Fertigungslinien informieren.<br />

Weiterhin zeigt der Blick auf die<br />

Aussteller, dass mechanische und elektrische<br />

Lösungen immer häufiger durch intelligente,<br />

digitale Konzepte ergänzt werden.<br />

„Drittens möchte ich den Trend zum<br />

Reshoring und zum Aufbau von Zweitlieferanten<br />

erwähnen. Die AMB ist für die<br />

Unternehmen der Metallbearbeitung eine<br />

der wichtigsten nationalen Messen. Hier<br />

treffen sich Zerspanungswerkzeughersteller<br />

und -anwender der wichtigsten<br />

europäischen Märkte. Beste Voraussetzungen,<br />

damit sich die passenden Handelspartner<br />

treffen und austauschen können.<br />

Sei es für Neugeschäfte oder den<br />

Ausbau bestehender Geschäftsbeziehungen“,<br />

ergänzt Mey.<br />

Das Austellerangebot wurde um den Bereich<br />

additive Fertigung mit Metall erweitert.<br />

Mey zu der Neuerung: „Wir hatten<br />

zwar auch in der Vergangenheit schon<br />

Maschinenbauer auf dem Messeplatz, die<br />

mit Hybridmaschinen Lösungen für den<br />

3D-Druck vorgestellt haben. Dank der Erweiterung<br />

des Angebotsspektrums um<br />

Anlagen für metallbasierte additive Verfahren<br />

können wir in diesem Jahr neue<br />

Aussteller zu diesem Anwendungsbereich<br />

begrüßen.“<br />

Ebenfalls neu in diesem Jahr ist die Trend-<br />

Lounge im Foyer des ICS vor Halle 2. An<br />

den fünf Messetagen werden dort verschiedene<br />

Themen behandelt: Additive<br />

Manufacturing, Industrial Security, Klimaschutz<br />

und Nachhaltigkeit, Konnektivität<br />

sowie der Start-up- und Investorentag.<br />

Die Vorträge werden aufgezeichnet<br />

und sind nach der Messe zugänglich. Die<br />

Besucher können im Online-Ausstellerverzeichnis<br />

oder mittels einer App eigene<br />

Self-Guided-Thementouren planen, zum<br />

Beispiel zur Elektromobilität. Touren mit<br />

Guide wird es zu den Themen Leichtbau,<br />

Medizintechnik sowie Werkzeug- und<br />

Formenbau geben. (ys)<br />

44 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Werkzeugmaschinen<br />

Maschinen live unter Span<br />

Mikrobearbeitungszentrum kombiniert mit Handlingsystem.<br />

Bild: Chiron<br />

Ihre Kompetenz beim Fräsen und Fräs-Drehen demonstriert die Chiron<br />

Group auf der AMB mit drei Bearbeitungszentren. Zum einen den Doppelspindler<br />

DZ 22 W five axis zur Fertigung komplexer Bauteile für Automotive<br />

und Aerospace. Außerdem eine kompakte Plug-and-play-Kombination<br />

aus dem Bearbeitungszentrum Micro5 und dem Handlingsystem Feed5 zur<br />

automatisierten Mikrobearbeitung. Und drittens die neue MT 715 two + mit<br />

integriertem Werkstückhandling für multifunktionales Komplettbearbeiten<br />

von der Stange – auch in mannlosen Schichten.<br />

Darüber hinaus präsentiert das Unternehmen die digitalen Systeme des<br />

Softwareportfolios Smartline. Spezialisten aus dem Bereich additive Fertigung<br />

informieren über das Laserauftragschweißen mit dem 3D-Metalldrucker<br />

AM Cube. Im „Chiron Group Cinema“ finden zweimal täglich Live-<br />

Schaltungen nach Tuttlingen statt, um weitere Fertigungszentren in Aktion<br />

zu sehen. (ys)<br />

AMB 2022, Halle 10, Stand A41<br />

Maschinenautomation<br />

Fertigungsprozesse konsequent automatisieren<br />

V_Produktkonfigurator_188x65mm 2.pdf - August 10, 2022 x<br />

DMG Mori richtet sein Portfolio auf die<br />

Automation der Fertigung aus. Auf seinem<br />

Messestand mit 22 Maschinen zeigt<br />

der Werkzeugmaschinenbauer unter anderem<br />

den Rundpalettenspeicher RPS 14,<br />

den Robo2Go Max und den Robo2Go Milling.<br />

Mit dem WH 3 Cell und dem Matris<br />

light sind zwei kompakte Automationslösungen<br />

zu sehen. Das fahrerlose Transportsystem<br />

TH-AGV bestückt zudem eine<br />

Maschine mit Werkzeugen. Highlight im<br />

Automationsportfolio soll aber der neue<br />

PH Cell Twin sein. Damit erweitert das<br />

Unternehmen das Angebot seiner modularen<br />

Paletten-Handlings. Die Weiterentwicklung<br />

ist darauf<br />

ausgelegt, zwei Bearbeitungszentren<br />

flexibel<br />

zu automatisieren.<br />

Sie soll je nach Auslegung<br />

des Speichers<br />

Platz für bis zu 30 Paletten<br />

bieten. Der PH<br />

Cell Twin ist mit diversen<br />

Modellen kompatibel.<br />

Sowohl das<br />

System selbst als auch<br />

die zweite Maschine sind nachrüstbar.<br />

Die werkstattorientierte Bedienerunterstützung<br />

Tulip, das Kundenportal my<br />

DMG Mori und das Subscription-Modell<br />

Payzr komplettieren das Programm. (ys)<br />

AMB 2022, Halle 10, Stand C10<br />

Mit dem PH Cell Twin<br />

lassen sich bspw. zwei<br />

DMU 50 automatisiert mit<br />

Paletten versorgen.<br />

Bild: DMG Mori<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 45


» FERTIGUNGSTECHNIK<br />

Wendeschneidplattenfräser<br />

Neue Sorten für das Hochvorschubfräsen<br />

Die neuen Schneidstoffsorten SC6A und IG6B ergänzen das<br />

Werkzeugsystem zum Hochvorschubfräsen.<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

Für den Einsatz in einem breiteren Werkstoffspektrum erweitert<br />

Paul Horn die Schneidstoffsorten für das Frässystem DAH. Die<br />

erstmals auf der AMB gezeigten Sorten SC6A und IG6B ergänzen<br />

das Werkzeugsystem zum Hochvorschubfräsen. Mit der Erweiterung<br />

können die Schneidstoffe speziell auf die zu bearbeitende<br />

Anwendung abgestimmt werden. Die Sorte SC6A eignet<br />

sich für die Bearbeitung der Zerspanungsgruppe ISO M mit der<br />

Nebenanwendung ISO S. Für die Zerspanung der ISO-Gruppe P<br />

entwickelte das Unternehmen die Sorte IG6B. Diese eignet sich<br />

auch als Mehrbereichssorte für weitere Werkstoffgruppen. Mit<br />

den Systemen DAH82 und DAH84 präsentiert Horn eine neue<br />

Generation für das Hochvorschubfräsen. Die acht nutzbaren<br />

Schneiden der präzisionsgesinterten Wendeschneidplatte bieten<br />

einen günstigen Schneidenpreis. Die positive Schneidengeometrie<br />

soll trotz der negativen Einbaulage für einen weichen und<br />

ruhigen Schnitt sowie für einen guten Spanabfluss sorgen. (ys)<br />

AMB 2022, Halle 1, Stand J10<br />

Werkzeugmaschinen<br />

Mehr als „nur“ Drehen<br />

Planfräser<br />

Allrounder und Finish-Fräser<br />

Mit der neuen Generation des<br />

„kleinen“ Dreh-Fräszentrum<br />

Index G220 und dem auf der<br />

Messe in Stuttgart Premiere<br />

feiernden, bis auf Steuerungsund<br />

Antriebstechnik baugleichen<br />

Dreh-Fräszentrum Traub<br />

TNX220 entsprechen die Drehspezialisten<br />

von Index dem<br />

Trend zur anspruchsvollen<br />

Komplettbearbeitung.<br />

Das Mineralgussbett und die<br />

großzügig dimensionierten Linearführungen<br />

sollen für sehr<br />

gute Stabilitäts- und Dämpfungseigenschaften<br />

sowie Dy-<br />

Arbeitsraum der Index G220.<br />

Bild: Index<br />

namikwerte sorgen. Zu den<br />

besonderen Kennzeichen gehören<br />

die Motorfrässpindel<br />

mit der hydrodynamisch gelagerten<br />

Y/B-Achse sowie die<br />

beiden unten angeordneten<br />

Werkzeugrevolver.<br />

Als Ergänzung zu den beiden<br />

Dreh-Fräszentren präsentiert<br />

das Esslinger Unternehmen<br />

das iXcenter in Größe L. Das<br />

neue System besteht aus einer<br />

vor der Maschine platzierten<br />

Roboterzelle, an die von zwei<br />

Seiten unterschiedliche Module<br />

angedockt werden können.<br />

Außerdem live zu sehen:<br />

die Drehautomaten ABC und<br />

C200, der Langdreher TNL12,<br />

der Mehrspindler MS24-6 sowie<br />

die cloudbasierte Plattform<br />

iXworld. Das <strong>Beschaffung</strong>sportal<br />

iXshop ermöglicht<br />

beispielsweise den Kauf von<br />

Werkzeughaltern, Werkstück-<br />

Spannmitteln, Zubehör und<br />

Ersatzteilen. (ys)<br />

AMB 2022, Halle 4, Stand B31<br />

Wenn es um Gewichtsersparnis<br />

geht, ist der Werkstoff Aluminium<br />

oft das Mittel der<br />

Wahl. Mit einem umfangreichen<br />

Programm an Werkzeugen<br />

zum Reiben, Bohren und<br />

Fräsen liegt bei Mapal ein großer<br />

Fokus auf der Aluminiumzerspanung.<br />

Hierfür zeigt der<br />

Hersteller von Präzisionswerkzeugen<br />

auf der Messe zwei<br />

neue Produkte. Der Facemill-<br />

Diamond-ES ist ein Allrounder,<br />

der bei anspruchsvollen Produktionsbedingungen<br />

mit kleineren<br />

Stückzahlen und wechselnden<br />

Bauteiltypen für hohe<br />

Wirtschaftlichkeit und nachhaltige<br />

Prozesssicherheit sorgen<br />

soll. Während die bestehenden<br />

Facemill-Diamond-<br />

Planfräser im Hochleistungsbereich<br />

der Serienfertigung<br />

etabliert sind, steht mit dem<br />

ES eine Einstiegsvariante zur<br />

Verfügung. Die Fräser weisen<br />

weniger Schneiden auf als die<br />

etablierten Werkzeuge der<br />

Allrounder FaceMill-Diamond-ES<br />

und Wendeschneidplattenfräser<br />

NeoMill-T-Finish.<br />

Baureihe und sind damit kostengünstiger.<br />

Mit dem Neo-<br />

Mill-T-Finish präsentiert Mapal<br />

einen Fräser mit Wendeschneidplatten<br />

für das Planfräsen<br />

von Aluminium bei hohen<br />

Stückzahlen. Der Finish-<br />

Fräser mit wechselbaren<br />

Schneiden funktioniert dabei<br />

nach dem Plug-and-play-<br />

Prinzip: Die Kunden wechseln<br />

die Schneiden direkt vor Ort,<br />

ohne sie anschließend einstellen<br />

zu müssen. (ys)<br />

AMB 2022, Halle 1, Stand D10<br />

Bild: Mapal<br />

46 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Spanntechnik<br />

Modularität, Vernetzung und Automatisierbarkeit<br />

Der Spezialist für Spann- und Greiftechnik<br />

Schunk zeigt in Stuttgart, mit welchen<br />

Stellschrauben sich Metallbearbeitungsprozesse<br />

effizienter und flexibler<br />

gestalten lassen sollen. Der neue Zentrischspanner<br />

KRP3 ergänzt den stationären<br />

Tandem3-Baukasten für die flexible<br />

Werkstückspannung. Damit sollen<br />

sich runde Werkstücke auf engem Raum<br />

automatisiert von außen und innen<br />

spannen lassen. Wer noch am Anfang<br />

steht und einen kostengünstigen Einstieg<br />

in die Teilautomatisierung einer<br />

Werkzeugmaschine mit einem Cobot<br />

plant, bekommt mit den Applikations-<br />

Kits MTB einen Automatisierungsansatz.<br />

Die enthaltenen Greifer und Kraftspanner<br />

sind auf die spanabhebende Bearbeitung<br />

angepasst und mit roboterspezifischen<br />

Anschlüssen kombinierbar.<br />

Endlich live zeigen<br />

möchte der Hersteller<br />

auch das<br />

flexible und wartungsarme<br />

Handspannfutter<br />

Rota-M<br />

flex 2+2. Das<br />

zentrisch ausgleichende<br />

4-Backen-<br />

Futter verfügt über<br />

einen großen Ausgleichshub.<br />

Egal ob<br />

rund, kubisch oder<br />

unförmig – damit<br />

sollen sich verschiedene<br />

Werkstückgeometrien<br />

mit einem Spannmittel<br />

auf Fräs-Drehzentren aufspannen lassen.<br />

Auch der Werkzeughalter iTendo 2 soll die<br />

Aufmerksamkeit auf der Messe auf sich<br />

Der Werkzeughalter iTendo 2 liefert Daten in Echtzeit für längere Werkzeugstandzeiten<br />

und weniger Ausschuss.<br />

ziehen. Er liefert Daten in Echtzeit „closest<br />

to the part“ und erkennt laut Hersteller<br />

frühzeitig Werkzeugverschleiß. (ys)<br />

AMB 2022, Halle 1, Stand H30<br />

Bild: Schunk<br />

103x150_+Anschnitt Konradin_TFC Print.pdf - Mai 24, 2022 x<br />

Vollhartmetallwerkzeuge<br />

Die positiven Effekte der Pandemie<br />

Bild: Iscar<br />

Neue VHM-Werkzeuge der<br />

Neobarrel-Linie zum Vorschlichten,<br />

Schlichten oder 3D-Profilfräsen.<br />

Iscar hat die Pandemie genutzt,<br />

um bewährte Produkte<br />

zu verbessern und neue Werkzeuge<br />

auf den Weg zu bringen.<br />

Die Ernte der Coronazeit präsentiert<br />

der Werkzeugspezia-<br />

list auf der AMB. Dazu zählen<br />

die neuen VHM-Werkzeuge<br />

der Neobarrel-Linie zum Vorschlichten,<br />

Schlichten oder<br />

3D-Profilfräsen für die Luftund<br />

Raumfahrtindustrie, den<br />

Werkzeug- und Formenbau<br />

sowie die Medizintechnik. Die<br />

Schaftfräser sind in Tropfen-,<br />

Linsen- und Kegelform im<br />

Durchmesser von acht bis<br />

zwölf Millimetern verfügbar.<br />

Sie besitzen vier oder sechs<br />

Schneiden und unterschiedliche<br />

Radiusgeometrien. Das<br />

Unternehmen hat die Werkzeuge<br />

auch als vierschneidige<br />

Multi-Master-Fräsköpfe im<br />

Portfolio. Die neuen Schaftfräser<br />

und Fräsköpfe sollen die<br />

Bearbeitungszeiten verkürzen,<br />

die Oberflächengüte verbessern<br />

und eine lange Standzeit<br />

haben. (ys)<br />

AMB 2022, Halle 1, Stand F30<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 47<br />

Beratung bei Designauswahl<br />

Kostenlose Muster


» FERTIGUNGSTECHNIK<br />

Komplexität in Zerspanungsprozessen<br />

Präzisionswerkzeuge: Digitale<br />

Beratung und <strong>Beschaffung</strong><br />

Zerspanungsprozesse werden immer komplexer und mit ihnen die Anforderungen<br />

an das Werkzeug. Digitale Lösungen von Walter, Hersteller von Präzisionswerkzeugen<br />

für die Metallbearbeitung, sollen Verantwortliche in Einkauf und Produktion bei der<br />

Auswahl, der <strong>Beschaffung</strong> und dem Einsatz von Präzisionswerkzeugen unterstützen.<br />

Der Auslegungsassistent Innotime<br />

ermittelt auf Basis des 3D- Modells<br />

eines Bauteils eine Bearbeitungs -<br />

lösung und eine Empfehlung der<br />

benötigten Werkzeuge.<br />

Bild: Walter<br />

Neue Werkstoffe und Legierungen<br />

sowie anspruchsvolle Bauteilgeometrien<br />

spielen eine immer größere Rolle<br />

auf dem Markt für Zerspanung. Entsprechend<br />

komplex gestalten sich auch die<br />

Auslegung der Zerspanungsprozesse und<br />

die Werkzeugbeschaffung. Die Digitalisierung<br />

ist hier einerseits Treiber von Komplexität,<br />

andererseits können digitale<br />

Tools und Prozesse diese auch reduzieren<br />

und Prozesse deutlich beschleunigen. Mit<br />

praxisnahen Lösungen und innovativen<br />

Beratungsangeboten möchte Walter Einkaufs-<br />

und Produktionsverantwortlichen<br />

bei der Auswahl und der Bestellung sowie<br />

beim Einsatz der passenden Präzisionswerkzeuge<br />

helfen.<br />

„Kunden erwarten im B2B-Vertrieb das,<br />

was sie auch als Privatkunde kennen. Sie<br />

wollen schnell, konsistent und reibungslos<br />

einkaufen, über alle Kanäle hinweg.<br />

Neben den digitalen Lösungen wird es<br />

auch zukünftig unseren traditionellen<br />

Vertrieb mit individueller Beratung und<br />

technischer Unterstützung vor Ort geben“,<br />

sagt Michael Rein, Manager Sales<br />

Process bei Walter, und führt weiter aus:<br />

„Wir verknüpfen digitale und analoge<br />

Prozesse miteinander und ermöglichen<br />

Kunden ein bruchloses Einkaufserlebnis,<br />

das sie sich selbst entsprechend ihrer Bedürfnisse<br />

anpassen können.“<br />

Digitale Bauteilauslegung<br />

und Werkzeugsuche<br />

Walter Innotime ist die laut eigenen Angaben<br />

innovativste digitale Lösung des<br />

Unternehmens. Dabei handelt es sich um<br />

einen Auslegungsassistenten, der auf Basis<br />

des 3D-Modells eines Bauteils eine<br />

Bearbeitungslösung sowie eine Empfehlung<br />

der benötigten Walter-Werkzeuge<br />

ermittelt und ein direkt bestellfähiges<br />

Angebot ausgibt. Der Kunde soll so nicht<br />

nur sehr schnell ein Angebot erhalten –<br />

48 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


meist innerhalb weniger Stunden – er erhält<br />

auch alle Bearbeitungsparameter.<br />

Aktuell wird der Vorschlag, den das System<br />

erstellt, noch von Walter Ingenieuren<br />

geprüft und bei Bedarf auf die Bedürfnisse<br />

des jeweiligen Kunden angepasst. In<br />

Zukunft soll dieser Schritt KI-basiert noch<br />

weiter beschleunigt werden. Weitere<br />

wichtige digitale Lösungen von Walter für<br />

Beratung und Vertrieb sind die anwendungsbezogene<br />

Werkzeugsuche Walter<br />

GPS und der Onlinekatalog auf der Web-<br />

site. Gerade im Bereich Sonderwerkzeuge<br />

entwickelt sich<br />

die Lieferschnelligkeit zu einem<br />

zentralen <strong>Beschaffung</strong>skriterium:<br />

Bei dem Bestellund<br />

Lieferservice Walter<br />

Xpress sind Varianten von<br />

Sonderwerkzeugen mit einer<br />

Lieferzeit von zwei bis vier<br />

Wochen bestellbar.<br />

der Disposition der Werkzeuge bis zum<br />

Recycling.<br />

Bauteilentwicklung remote<br />

Neben Einkauf, Tool-Logistik und -Management<br />

organisiert Walter für Kunden<br />

auf Wunsch auch Prozesse zur Auslegung<br />

neuer Bauteile digital und virtuell. Remote<br />

Engineering gibt es bei Walter schon<br />

seit vielen Jahren, auch schon vor den<br />

Kontakt- und Reisebeschränkungen der<br />

letzten Monate. Kunden müssen bei der<br />

Bauteilentwicklung nicht mehr vor Ort im<br />

Walter Technology Center in Tübingen<br />

sein, um Testläufe oder neue Ideen für<br />

Bearbeitungsstrategien live begleiten zu<br />

können oder die Ergebnisse gemeinsam<br />

zu analysieren. Um Kunden virtuell in die<br />

Prozessentwicklung einzubinden, hat<br />

Walter Zerspanungsmaschinen mit Kameras<br />

und Mikrofonen ausgestattet und<br />

überträgt Bild, Ton sowie alle Bearbeitungsparameter<br />

per Livestream an den jeweiligen<br />

Kunden. (ys)<br />

Entlang des<br />

Lebenszyklus<br />

Ist eine Werkzeuglösung beschafft<br />

und sind die Prozesse<br />

ausgelegt, kann ein intelligentes<br />

Toolmanagement die<br />

Produktivität während des<br />

Betriebs sicherstellen. Mit<br />

Walter Toolstations und einer<br />

Softwarelösung, die speziell<br />

für die Verwaltung von Zerspanungswerkzeugen<br />

entwickelt<br />

wurde, lässt sich nicht<br />

nur der Zugriff auf Werkzeuge<br />

freigeben, es lassen sich<br />

komplexe Produktionsprozesse<br />

abbilden oder auch der<br />

komplette Lebenslauf eines<br />

Zerspanungswerkzeugs bis<br />

zum letzten Reconditioning<br />

verwalten. Walter übernimmt<br />

auf Wunsch auch die Verantwortung<br />

für eine vollständige<br />

Werkzeugverfügbarkeit. Bis<br />

hin zur Planung der Produktionskosten<br />

– also die Kosten<br />

pro produziertem Bauteil<br />

(CPP). Der Hersteller von Präzisionswerkzeugen<br />

sieht sich<br />

als Ansprechpartner für die<br />

gesamte Prozesskette, von<br />

DIE LÖSUNG FÜR IHREN<br />

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Unsere Ausgabesysteme ermöglichen einen permanenten<br />

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volle Kostenkontrolle sowie einen einfachen Bestellprozess.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 49<br />

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» INTRALOGISTIK<br />

Erste Ausbaustufe bringt Effizienzsteigerung<br />

SAP orchestriert den FTS-Transport<br />

Automation bietet die Möglichkeit, die Produktion effektiver zu gestalten und zu<br />

beschleunigen. Knoll Maschinenbau hat deshalb innerbetriebliche Logistikprozesse<br />

in seinem Werk mit fahrerlosen Transportrobotern (FTS) von Safelog automatisiert.<br />

Knoll hat viele innerbetriebliche<br />

Transportaufgaben<br />

mithilfe der<br />

fahrerlosen Transportfahrzeuge<br />

von Safelog<br />

automatisiert.<br />

Die Einführung des fahrerlosen Transportsystems<br />

habe man in zwei Schritten realisiert, berichtet<br />

Christian Spohn, Abteilungsleiter Automatisierung<br />

der Knoll Maschinenbau GmbH: „Der erste Abschnitt<br />

beinhaltete die Implementierung des FTS in den Bereichen<br />

Blech-, Ketten- und Bänderfertigung sowie<br />

Montage und die Anbindung von Kleinteilelager und<br />

Versand an diese Produktionsbereiche.“ In einem<br />

zweiten Schritt werden weitere Bereiche mit AGVs<br />

erschlossen. Für den ersten Projektabschnitt wurden<br />

zwei Geräte des Typs AGV L1 und ein AGV M3 von<br />

Safelog verwendet.<br />

Das AGV M3 wird in der Blechfertigung zur Bewirtschaftung<br />

von sechs Bahnhöfen im Rahmen eines<br />

getakteten Rundkurses eingesetzt. Der mobile Transportroboter<br />

befördert einen Trolley, der über fünf Ablagefächer<br />

verfügt. Diese sind jeweils einer Station<br />

zugewiesen. „Pro Station haben wir eine fixe Standzeit<br />

definiert. In diesem Zeitraum können die Werker<br />

das Material entladen und bereits bearbeitete Halbzeuge<br />

auf dem Wagen verstauen“, erklärt Spohn.<br />

„Abholung und Anlieferung erfolgen somit in einem<br />

einzigen, genau getakteten Prozessschritt.“ Sind alle<br />

Stationen durchlaufen, bringt das AGV M3 den Trol-<br />

Bild: Knoll Maschinenbau<br />

50 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


ley zum Entladebahnhof am Blechlager. Die Verweildauer<br />

am Lager wird zum Zwischenladen der Batterien<br />

genutzt.<br />

„Die Überwachung der Taktzeiten an den einzelnen<br />

Haltepositionen erfolgt über die SAP-Steuerungssoftware<br />

unseres Partners Flexus AG“, erläutert Maximilian<br />

Kalk, Projektleiter bei Safelog. „Sobald das<br />

System eine Verzögerung festgestellt hat, macht das<br />

AGV den Werker durch akustische Signale darauf<br />

aufmerksam.“ So konnten ein verbindlicher Prozessablauf<br />

etabliert und die zeitlichen Vorgaben für den<br />

Rundlauf eingehalten werden.<br />

Schwertransporte auf Abruf<br />

Während in der Blechfertigung die Einhaltung strikter<br />

Taktzeiten gefordert war, stehen die beiden AGV<br />

L1 auf Abruf zur Verfügung, um Transporte zu übernehmen.<br />

Dreh- und Angelpunkt sind zwei Bahnhöfe<br />

mit Ladestation. Scharnierbänder und Ketten mit einem<br />

Gewicht von bis zu 1000 Kilogramm werden auf<br />

Schwerlasttrolleys verladen. Mögliche Zielorte sind<br />

das Warenlager, die Fertigung sowie die Versandabteilung.<br />

Ist ein Auftrag komplett, fordert der Werker<br />

über die SAP-Benutzeroberfläche die Abholung an.<br />

Das FTF unterfährt den Trolley und dockt für den<br />

Transport mittels Hubsäulen an, sobald die Infrarot-<br />

Überwagenerkennung signalisiert, dass die korrekte<br />

Position erreicht ist. „Die größte Herausforderung bei<br />

diesem Teil des Projekts war die Genauigkeit, mit der<br />

die Trolleys an den Be- und Entladestationen positioniert<br />

werden mussten“, erklärt Kalk. „Um einen sicheren<br />

Stand an der Verladeposition zu gewährleisten,<br />

müssen die Rollen des Trolleys millimetergenau<br />

in eine Führungsschiene eingefädelt werden.“<br />

Am Zentrallager, dem zweiten Umschlagbahnhof,<br />

werden die Trolleys auf acht Pufferplätzen mit Bauteilen<br />

für die Anlagenmontage beladen. Ist eine Lieferung<br />

komplett, generiert der Lagerarbeiter in SAP<br />

einen Transportauftrag, indem er den QR-Code einscannt<br />

und das Ziel festlegt.<br />

Steuerungssoftware wählt Route<br />

Die Länge des Wegenetzes, welches die AGV bei Knoll<br />

befahren, beträgt mehr als 2,5 Kilometer. Die Routenführung<br />

erfolgt weitgehend über Konturnavigation,<br />

da es im Betrieb nur wenig Veränderung der markanten<br />

Orientierungspunkte gibt. Lediglich an Stellen<br />

mit stark variierenden Konturen, wie beispielsweise<br />

im Versandlager, wird die virtuelle Spurführung<br />

durch Dreiecksreflektoren abgesichert. Zur Eigenlokalisierung<br />

in der Halle orientieren sich die FTF an<br />

RFID-Tags.<br />

„Durch die Konturnavigation können alle Transporte<br />

mit den AGV L1 wege- und zeitoptimiert durchge-<br />

führt werden“, berichtet Spohn. „Ist der kürzeste<br />

Weg nicht befahrbar, wird dies durch die Steuerungssoftware<br />

an das AGV gemeldet und dieses<br />

wählt eine andere Route aus.“ Insgesamt stehen<br />

den fahrerlosen Transportrobotern dabei 2500 Streckenvarianten<br />

zur Verfügung. „Da bei einigen Fahrmanövern<br />

eine hohe Genauigkeit gefordert ist, haben<br />

wir uns dort für eine Hybridnavigation aus<br />

Magnetspur und virtueller Spur entschieden“, sagt<br />

Kalk.<br />

Das Transportleitsystem<br />

Die Aufgabenverteilung sowie die Steuerung der<br />

AGVs wurde über ein intelligentes Transportleitsystem<br />

(TLS) sichergestellt, um die Transportaufträge<br />

zusammenzufassen und Leerfahrten vermeiden zu<br />

können. Die SAP-Experten von Flexus AG haben nicht<br />

nur die mobilen Transportroboter, sondern auch alle<br />

übrigen Flurförderzeuge und Routenzüge in das System<br />

eingebunden.<br />

Die von den Werkern angelegten Fahraufträge werden<br />

über einen Fahrauftragspool an alle zur Verfügung<br />

stehenden, geeigneten Fahrzeuge verteilt. Die<br />

Zuweisung basiert dabei auf der <strong>aktuell</strong>en Position<br />

der Ressource und flexibel definierbaren Parametern<br />

wie Gewicht, Ladebereich oder Palettentyp des<br />

Transportguts.<br />

„Über das Transportleitsystem von Flexus werden alle<br />

eingebundenen Verkehrsteilnehmer getrackt und Zustandsmeldungen<br />

unserer AGVs wie beispielsweise<br />

Ladezustand der Batterie oder Statusmeldung eines<br />

Transportauftrags erfasst“, berichtet Kalk. Mithilfe<br />

der gesammelten Daten können geräteindividuelle<br />

Status- oder Fehlermeldungen gesendet oder durch<br />

die Software visualisiert werden. (ys)<br />

In vielen Bereichen<br />

herrscht Mischverkehr,<br />

der durch konkrete Sicherheitsbestimmungen<br />

geregelt wird.<br />

Bild: Safelog<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 51


» INTRALOGISTIK<br />

Neues Montage- und Logistikkonzept bei einem Autobauer<br />

Flexibles System ohne Band<br />

und Takt<br />

Das Fließband gibt seit mehr als einem Jahrhundert den Takt in der Automobilproduktion<br />

vor. Aufgrund der zunehmenden Prozess- und Bauteilvarianz stößt<br />

es aber zunehmend an seine Grenzen. Audi führt deshalb die modulare Montage<br />

ein. Mitarbeiter montieren dabei Bauteile taktungebunden an Fertigungsinseln.<br />

Fahrerlose Transportsysteme befördern das Material zu den Stationen.<br />

Bei der modularen<br />

Montage wird nach<br />

dem Ware-zu-Person-<br />

Prinzip gearbeitet.<br />

Bild: Audi<br />

Steigende Komplexität in Angebot und Nachfrage<br />

verändern die Anforderungen an die Produktion.<br />

Diese muss immer flexibler an spezifische Kundenbedarfe,<br />

an kurzfristige Marktveränderungen und<br />

Nachhaltigkeitsaspekte angepasst werden. Diese<br />

Komplexität lässt sich mit der klassischen Fließbandmontage<br />

immer schwerer abbilden. Deren Prinzip: eine<br />

einheitliche Taktzeit für jedes Produkt an jedem<br />

Arbeitsplatz in einer festen Abfolge. Im Gegensatz<br />

dazu funktioniert die modulare Montage ohne Band<br />

und einheitlichen Arbeitstakt.<br />

An die Stelle des starren Fließbands rücken dynamische<br />

Abläufe mit einer variablen Abfolge der Stationen<br />

und variantenabhängigen Bearbeitungszeiten<br />

(„virtuelles Fließband“). Als Vorbereitung für den späteren<br />

Serieneinsatz setzt das Team um Projektleiter<br />

Wolfgang Kern aus dem Production Lab von Audi das<br />

Konzept in der Vormontage von Türinnenverkleidungen<br />

im Werk Ingolstadt um. „Die modulare Montage<br />

ist eine unserer Antworten auf die zukünftigen Anforderungen<br />

an die Produktion“, sagt Gerd Walker,<br />

Audi Vorstand für Produktion und Logistik. „Wir nutzen<br />

hier digitale Technologien gezielt zum Vorteil für<br />

die Mitarbeitenden und erhalten gleichzeitig eine<br />

flexiblere und effizientere Montage“, ergänzt Walker.<br />

„Darüber hinaus ist dieses Projekt ein Paradebeispiel<br />

für unsere offene Innovationskultur, in der wir in agilen<br />

Teams eine vernetzte Produktion entwickeln.“<br />

Im Pilotprojekt bestätigen die Experten zum einen<br />

die Machbarkeit und zum anderen das Potenzial der<br />

modularen Montage und bauen gleichzeitig weiteres<br />

Know-how auf. Ein Vorteil des flexiblen Systems: Der<br />

Automobilbauer kann Mitarbeitende beschäftigen,<br />

die in der Linie aufgrund von körperlichen Einschränkungen<br />

nicht eingesetzt werden können. „Wir sind in<br />

der Lage, die Arbeitsumgebung an deren Verhältnisse<br />

anzupassen, was am Fließband heute nur sehr bedingt<br />

möglich ist“, sagt Kern. „Wir nutzen eine flexiblere<br />

Automatisierung im Produktionsprozess, um<br />

die Menschen zu entlasten.“ So profitieren alle Mit-<br />

52 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


arbeitenden von der gleichmäßigen Arbeitsbelastung<br />

durch variantenabhängige Bearbeitungszeit anstelle<br />

einheitlicher Taktzeiten. Eine ergonomische Anpassung<br />

an individuelle Bedürfnisse ist somit möglich.<br />

Steuerungslogik sorgt für<br />

Flexibilität<br />

Im Testbetrieb folgen die Aufträge nicht mehr einer<br />

einheitlichen Reihenfolge, sondern dem jeweiligen<br />

Bedarf. Fahrerlose Transportsysteme (FTS) befördern<br />

die Türverkleidungen an die Station, an der die Komponente<br />

einen Montageumfang benötigt. Zum Beispiel<br />

wird in einer Station das Lichtpaket mit Kabeln<br />

und Beleuchtungselementen montiert. Aufträge ohne<br />

Lichtpaket machen einen Bogen um diese Station.<br />

In einer anderen Station verbaut ein Mitarbeiter das<br />

komplette Sonnenrollo, das je nach Ausstattung für<br />

die hinteren Türen verfügbar ist. Am Band müsste der<br />

Umfang aufgrund des vorgegebenen Taktes auf zwei<br />

oder drei Mitarbeiter aufgeteilt werden, was nicht<br />

effizient ist und zu Qualitätsrisiken führen kann.<br />

Häufen sich die Aufträge an einer Station, fahren die<br />

FTS das Produkt zur benötigten Station mit der kürzesten<br />

Wartezeit. Zusätzlich wird die Belegung der<br />

Arbeitsplätze zyklisch überprüft und angepasst.<br />

„Die Flexibilität mit der dahinterstehenden Steuerungslogik<br />

ist im Vergleich zu heutigen Organisationsformen<br />

eine wesentliche Weiterentwicklung“, betont<br />

Kern. Die einzelnen Stationen und das modulare<br />

Produktionssystem sind anders als beim Fließband<br />

nicht auf eine stabile Nachfrage ausgelegt, sondern<br />

können in einer bestimmten Bandbreite effizient betrieben<br />

werden.<br />

Logistik- und Qualitätsprozesse<br />

sind effizienter integriert<br />

Bei einer hohen Bauteilvarianz ist das Ware-zu-Person-Prinzip<br />

die Lösung. Die FTS bringen beispielsweise<br />

die Kabelbäume der Türverkleidungen sortenrein<br />

zu den Mitarbeitenden, die das benötigte Teil entnehmen.<br />

Die anderen gleichen Teile fahren zurück in<br />

die Warteposition, da bei der nächsten Türverkleidung<br />

in der Regel eine andere Bauteilvariante benötigt<br />

wird. Die sortenreine Bereitstellung per FTS<br />

macht eine vorgelagerte Vereinzelung überflüssig.<br />

Die Ortung läuft über ein Funknetz und ein zentraler<br />

Rechner lenkt die FTS. Mit einer Kameraprüfung lassen<br />

sich außerdem Qualitätsprozesse integrieren. Im<br />

Vergleich zum Fließband kann bei Unregelmäßigkeiten<br />

leichter und schneller reagiert werden. Folgeaufwände<br />

lassen sich so vermeiden. „Wir verbinden die<br />

hohe Arbeitsteilung des Fließbands mit einer ganzheitlichen<br />

Betrachtung nach Lean-Prinzipien und<br />

den neuen Möglichkeiten von cyber-physischen Produktionssystemen“,<br />

erklärt Kern.<br />

Produktivitätssteigerung um rund<br />

20 Prozent<br />

Durch den Serienpilot sammeln die Experten wertvolle<br />

Erkenntnisse und treffen Ableitungen für den<br />

Serieneinsatz. „Indem wir die Fertigungszeit dank der<br />

Wertschöpfungsorientierung und Selbststeuerung<br />

reduzieren, lässt sich die Produktivität um rund 20<br />

Prozent steigern“, betont Kern.<br />

Im nächsten Schritt wollen Projektleiter Kern und<br />

sein Team die modulare Montage in eine größere<br />

Vormontage integrieren. Genau dort, wo hohe Varianz<br />

und Dynamik vorhanden sind, um effizienter mit<br />

dieser umzugehen, als das heute möglich ist. Kern:<br />

„Die Entkoppelung der Stationen ermöglicht eine<br />

Umplanung mit weniger Aufwand.“ Durch die flexible<br />

Hardware mit den FTS sind laut Audi oft nur Einstellungen<br />

an der Software nötig. Die Stationen lassen<br />

sich einfacher an Angebot und Nachfrage anpassen<br />

als im verketteten Fließband. (ys)<br />

Mitarbeiter profitieren<br />

von einer gleichmäßigen<br />

Arbeitsbelastung<br />

durch variantenabhängige<br />

Bearbeitungszeit<br />

anstelle einheitlicher<br />

Taktzeiten.<br />

Bild: Audi<br />

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» INTRALOGISTIK<br />

Sechs Trends in der Lagerautomatisierung<br />

Auf dem Weg zum Dark Warehouse<br />

Lager- und Vertriebszentren haben mit einem erheblichen Fachkräftemangel und der<br />

gleichzeitigen Forderungen nach mehr Effizienz zu kämpfen. In beiden Fällen kann<br />

Automatisierung Abhilfe schaffen. Honeywell SPS zufolge, zeichnen sich hierbei sechs<br />

Trends ab, bis hin zum „Dark Warehouse“.<br />

Der Mangel an Arbeitskräften trifft<br />

auch die Lager- und Vertriebszentren.<br />

Ein gleichzeitiger Wunsch nach<br />

schnellerer Lieferung und anhaltende<br />

Störungen der Lieferkette vergrößern die<br />

Herausforderung noch. Darüber hinaus sei<br />

die Sicherheit laut Honeywell Safety and<br />

Productivity Solutions (SPS) in den Lagern<br />

nach wie vor ein Problem für die Einstellung<br />

und Bindung von Arbeitskräften.<br />

„Die Betreiber von Lagern und Vertriebszentren<br />

suchen intensiv nach Möglichkeiten,<br />

ihre Abläufe zu digitalisieren, Automatisierungstechnologien<br />

hinzuzufügen<br />

und diese in Softwaresysteme zu integrieren“,<br />

sagt Keith Fisher, President von<br />

Honeywell Intelligrated. „Ziel ist es, die<br />

Effizienz zu steigern, den Bedarf an<br />

menschlicher Arbeitskraft zu reduzieren<br />

und sicherere, produktivere Arbeitsplätze<br />

zu schaffen. Infolgedessen sehen wir in<br />

der zweiten Jahreshälfte einige sich entwickelnde<br />

Trends in der Lager- und Distributionsbranche.“<br />

1. Bewährte Technologien<br />

Laut Honeywell ist ein verstärktes Interesse<br />

an langjährig bewährten Lagerautomatisierungssystemen<br />

zu beobachten, die<br />

Pakete kommissionieren, verpacken, sortieren<br />

und durch die Anlage befördern. Es<br />

wird zunehmend untersucht, wie diese<br />

Automatisierung in Lager-Softwaresysteme<br />

wie Lagerverwaltungs- und Lagersteuerungssysteme<br />

(WCS) integriert werden<br />

kann. Unabhängig vom Arbeitskräftemangel<br />

oder davon, wo die Unternehmen<br />

derzeit bei der Automatisierung stehen,<br />

sollen die Produktvarianz, die variierenden<br />

Auftragsprofile und die saisonalen<br />

Anforderungen ein gewisses Maß an Automatisierung<br />

zu einer Notwendigkeit<br />

Unabhängig davon, ob es in einem bestimmten<br />

Lagerhaus Probleme im Bereich<br />

Gesundheit und Sicherheit gibt, leidet die<br />

Branche hier Honeywell zufolge insgesamt<br />

unter einem Imageproblem. Demmachen.<br />

Für viele Betriebe ist die Kommissionierung<br />

der Einstieg in die Digitalisierung<br />

und Automatisierung. Für diejenigen,<br />

die schon weiter fortgeschritten<br />

sind, bedeutet die Integration dieser<br />

Technologien in die Betriebsabläufe eine<br />

geschulte Koordination zwischen Mitarbeitenden,<br />

automatisierten Systemen und<br />

Software.<br />

2. Mobile Roboter & Co.<br />

Es gibt auch Anzeichen dafür, dass neuere<br />

Formen der Automatisierung, wie z. B. die<br />

Palettierung/Depalettierung mit Robotern<br />

und autonome mobile Roboter (AMR),<br />

sich durchsetzen werden. Ein Bericht von<br />

Interact Analysis zeigt, dass der Markt für<br />

mobile Roboter von 3,6 Mrd. US-Dollar im<br />

Jahr 2021 auf 18 Mrd. US-Dollar im Jahr<br />

2025 wachsen soll. Die Industrie beginnt<br />

laut Honeywell, Investitionen zur Steigerung<br />

der Effizienz und Produktivität sowie<br />

der Sicherheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden<br />

durch die Integration von<br />

Automatisierung zu priorisieren. AMR<br />

bieten Produktivitätsvorteile, indem sie<br />

beispielsweise die Bewegung von Wagen<br />

automatisieren, die zum Transport von<br />

kommissionierten Aufträgen oder Retouren<br />

verwendet werden. Roboterpalettierer<br />

und -depalettierer verringern den Bedarf<br />

an schwerem Heben durch Menschen.<br />

Während die Systeme die sich wiederholenden,<br />

anstrengenden und oft zeitaufwendigen<br />

Aufgaben übernehmen, können<br />

knappe Arbeitsressourcen verlagert werden,<br />

was wiederum die Zufriedenheit der<br />

Arbeitskräfte erhöhen kann.<br />

3. Arbeitskräftemangel<br />

Laut Interact Analysis wird die Zahl der<br />

Lagerhäuser weltweit von fast 150.600<br />

im Jahr 2020 auf 180.000 im Jahr 2025<br />

steigen. Ohne weitere Automatisierung<br />

müssten 3,5 Mio. zusätzliche Lagerarbeitende<br />

eingestellt werden, um den <strong>aktuell</strong>en<br />

Bedarf und dieses Wachstum zu decken.<br />

Es erweist sich jedoch als sehr<br />

schwierig, geeignete Arbeitskräfte zu finden,<br />

und der Wettbewerb ist groß. Infolgedessen<br />

werden die Betreiber von Lagern<br />

und Verteilzentren versuchen, die Automatisierung<br />

zu erweitern, was jedoch ein<br />

weiteres Problem mit sich bringt: Um die<br />

Lagerautomatisierung zu planen, zu nutzen<br />

und zu warten, sind Mitarbeiter mit<br />

technischen Fähigkeiten erforderlich, und<br />

diese sind ebenfalls Mangelware.<br />

4. Einsatz des digitalen<br />

Zwillings<br />

Digitale Zwillinge liefern virtuelle Darstellungen<br />

einer physischen Umgebung.<br />

So können u. a. neue Technologien virtuell<br />

getestet werden, ohne dass es zu Ausfallzeiten<br />

oder einer Neuanordnung der<br />

physischen Anlagen kommt. Durch den<br />

Einsatz digitaler Zwillinge und synthetischer<br />

Datenmodellierung können Lagerbetreiber<br />

den Kreislauf zwischen Planung,<br />

Schulung und Implementierung in der<br />

Praxis schließen. Mit dieser Technologie<br />

kann das, was früher eine monatelange<br />

Automatisierungsimplementierung bedeutete,<br />

laut Honeywell, in wenigen Tagen<br />

erledigt werden.<br />

5. Gesundheit und<br />

Sicherheit<br />

54 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


nach sei bekannt, dass Bedenken in diesen<br />

Bereichen die Arbeitskräfte entweder<br />

ganz von der Branche fernhalten oder<br />

Probleme mit der Zufriedenheit der bestehenden<br />

Mitarbeitenden verursachen. Verletzungen<br />

durch sich wiederholende Bewegungen<br />

sowie durch schweres und/<br />

oder unbeholfenes Heben sowie Ermüdungserscheinungen<br />

der Arbeitnehmenden<br />

können durch Robotik und Automatisierung<br />

erheblich gemildert werden. Wer<br />

zufriedenere und gesündere Arbeitskräfte<br />

in den Vordergrund stellt, kann durch einen<br />

Aufschwung bei der Mitarbeiterbindung<br />

und der Attraktivität von Lagerarbeitsplätzen<br />

profitieren.<br />

6. Dark Warehouses<br />

„Dark Warehouses“ versprechen, nahezu<br />

vollständig automatisiert zu sein und<br />

praktisch ohne menschliches Eingreifen<br />

zu funktionieren – abgesehen von Planung<br />

und Wartung. Sie werden rund um<br />

die Uhr das ganze Jahr ohne Licht und<br />

unter kalten oder warmen Bedingungen<br />

betrieben, was Energie und damit verbundene<br />

Kosten spart. Sie versprechen einen<br />

Beitrag zur Lösung des Arbeitskräftemangels<br />

und eine Steigerung der Effizienz. Allerdings<br />

sind vollständige Konzepte laut<br />

Honeywell noch mindestens zwei Jahre<br />

entfernt, und die praktische Umsetzung<br />

wird noch mindestens drei Jahre dauern.<br />

In der Zwischenzeit machen sich vorausschauende<br />

Lagerbetreiber auf den Weg<br />

zum Dark Warehouse, indem sie nicht nur<br />

die oben beschriebenen Automatisierungskomponenten<br />

installieren, sondern<br />

diese auch verbinden, sodass alle Technologien<br />

miteinander kommunizieren kön-<br />

nen. Eine weitere Herausforderung wird<br />

es sein, den dadurch weiterwachsenden<br />

Bedarf an IT-Fachkräften zu decken.<br />

„Diese Trends zeigen eines auf: Die Automatisierung<br />

ebnet zunehmend den Weg<br />

für mehr Sicherheit, Produktivität und<br />

Mitarbeiterbindung in der Lagerbranche“,<br />

sagt Fisher. „Wir sehen, dass die Zahl der<br />

Betreibenden, die derzeit Automatisierungstechnik<br />

einsetzen und diese konsequent<br />

ausbauen wollen, in der zweiten<br />

Hälfte des Jahres rapide ansteigen wird.<br />

Dies sind kluge Investitionen, die helfen,<br />

die <strong>aktuell</strong>e Arbeitskräftekrise zu überstehen<br />

– und den Bedarf an zukünftigen Investitionen<br />

zu minimieren.“ (ys)<br />

Bild: tiero/stock.adobe.com<br />

Die Automatisierung verbessert Sicherheit, Produktivität und Mitarbeiterbindung in der Lagerbranche.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 55


Naturkatastrophen und zivile Unruhen nehmen zu<br />

Sieben Risiken für<br />

Geschäftsreisende<br />

Geschäftsreiserisiken gehen weit über die mit der Pandemie verbundenen<br />

Gefahren hinaus. Zu diesem Ergebnis kommt der Travel Risk Outlook Report von<br />

BCD Travel. Der Bericht enthält Informationen, auf deren Basis Travel Manager<br />

und Einkäufer ihre Geschäftsreiseprogramme anpassen können.<br />

Die Auseinandersetzung mit Geschäftsreiserisiken<br />

stellt besonders vor dem Hintergrund wieder<br />

ansteigender Geschäftsreisetätigkeit und weiter<br />

andauernder Unsicherheit eine unternehmerische<br />

Notwendigkeit dar. Für den Bericht hat BCD interne<br />

Statistiken seines Global Crisis Management (GCM)<br />

Teams und externe Quellen wie IATA, IPCC, WHO, Oxford<br />

Economics und das Weltwirtschaftsforum herangezogen.<br />

Das GCM-Team ist für die ständige Überwachung<br />

globaler Risiken und Vorfälle verantwortlich.<br />

Potenzielle Risiken nehmen zu –<br />

von allen Seiten<br />

Der Travel Risk Outlook Report beschreibt sieben Risikokategorien,<br />

die sich auf Geschäftsreisen auswirken<br />

können:<br />

1. Wirtschaftliche Prognosen: Die wirtschaftlichen<br />

Voraussetzungen sind möglicherweise die größte<br />

Herausforderung für Firmenreiseprogramme. Unternehmen<br />

stehen in Sachen Kosten und Reisebudgets<br />

unter Druck.<br />

2. Extreme Wetterereignisse: Statistiken von BCD<br />

zeigen eine Zunahme von Reiseunterbrechungen<br />

durch Naturereignisse. Im Jahr 2020 stieg die Zahl<br />

der Zwischenfälle pro eine Million Flugpassagiere<br />

im Vergleich zum Vorjahr demnach um 82 Prozent.<br />

2021 wurde ein weiterer Anstieg um 23 Prozent<br />

verzeichnet. Nach Angaben des Weltklimarats<br />

(IPCC) werden in den nächsten zwei Jahrzehnten<br />

unvermeidbare, vielfältige Klimagefahren auftreten.<br />

3. Geopolitische Entwicklungen: Der Krieg in der<br />

Ukraine ist eine ernüchternde Erinnerung an die<br />

zerstörerische Kraft geopolitischer Risikofaktoren<br />

und deren rapides Eskalationspotenzial. Um die<br />

Sicherheit der Reisenden zu gewährleisten, ist ein<br />

umfassendes Programm für das Management von<br />

Reiserisiken von großer Wichtigkeit. Ferner müssen<br />

Unternehmen derartige Entwicklungen genau<br />

verfolgen.<br />

4. Persönliches Risiko: Die Unvorhersehbarkeit von<br />

Entführungen oder Terroranschlägen macht das<br />

Lokalisieren von und die Kommunikation mit Geschäftsreisenden<br />

zur wichtigen Aufgabe von Travel<br />

Managern.<br />

5. Cybersicherheit: Die schnelle Umstellung auf<br />

Homeoffice während der Pandemie erhöhte das<br />

Risiko von Cyberangriffen auf IT-Systeme. 2022<br />

werden laut Gartner voraussichtlich 31 Prozent<br />

aller Beschäftigten weltweit in hybrider oder vollständiger<br />

Telearbeit tätig sein. Unternehmen<br />

müssen sich darauf einstellen, dass dieses Risiko<br />

weiterhin bestehen bleibt.<br />

56 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


BUSINESS TRAVEL «<br />

In den letzten vier<br />

Jahren hat sich die Art<br />

der Reiserisiken<br />

deutlich verändert.<br />

Bild: Lina/stock.adobe.com<br />

Im Blickpunkt: ISO 31030:2021<br />

Unternehmen, die nach Möglichkeiten zur Bewältigung von<br />

Reiserisiken suchen, können sich an der neuen Norm ISO<br />

31030 orientieren. Sie bietet einen strukturierten Ansatz für<br />

die Entwicklung, Umsetzung, Bewertung und Überprüfung<br />

von Reiserichtlinien, der Weiterentwicklung von Firmenreiseprogrammen,<br />

Identifizierung von Bedrohungen, Chancen<br />

und Stärken, Risikobewertung sowie Strategien zur Prävention<br />

und Abmilderung. Das Global Crisis Management Team<br />

von BCD hilft Unternehmen bei der Durchführung eines sogenannten<br />

Traveler Security Risk Assessment.<br />

6. Gesundheitliche Risiken: Die Gefährdung durch<br />

Krankheiten wie Masern, Mumps und Röteln hat<br />

sich aufgrund von Impfskepsis sowie des vermehrten<br />

Einsatzes medizinischer Ressourcen zur<br />

Bewältigung der Pandemie erhöht. Darüber hinaus<br />

besteht die Sorge vor weiteren Covid-<br />

19-Mutationen oder anderen Zoonosen.<br />

7. Neue Welt, neue Reiserisiken: Der Übergang zur<br />

Telearbeit verändert die Art und Weise, wie wir<br />

arbeiten und reisen. Um sicherzustellen, dass alle<br />

Mitarbeiter geschützt sind, sollten Unternehmen<br />

von Travel Risk Management auf People Risk Management<br />

umstellen. Ferner sind der urbane Flugverkehr<br />

und die kommerzielle Raumfahrt keine<br />

reinen Gedankenspiele mehr.<br />

„Geschäftsreisende sind einer größeren Bandbreite<br />

von Risiken ausgesetzt“, erklärt Jorge Mesa, Director<br />

of Global Crisis Management bei BCD Travel. „Unternehmen<br />

sollten sich mit diesen Risiken vertraut machen<br />

und dafür sorgen, dass ihre Reisenden sicher<br />

unterwegs sind. Das vor allem in den letzten zwei<br />

Jahren angeeignete Fachwissen von Travel Managern,<br />

Einkäufern und Security Managern war noch<br />

nie so wertvoll wie jetzt.“<br />

Strukturelle Veränderungen von<br />

Reiserisiken<br />

Während alltägliche Risiken wie Reiseunterbrechungen,<br />

Diebstahl oder verlorenes Gepäck bestehen bleiben,<br />

berichtet das GCM-Team, dass sich die Art der<br />

Reiserisiken in den letzten vier Jahren deutlich verändert<br />

hat.<br />

• Naturereignisse erweisen sich als störender, wobei<br />

extreme Wetterbedingungen, Erdbeben und Waldbrände<br />

24 Prozent aller Vorfälle im Jahr 2021 ausgemacht<br />

haben (gegenüber 18 % im Jahr 2018).<br />

• Unruhen und Gewalttaten machten im vergangenen<br />

Jahr 20 Prozent aller risikobezogenen Ereignisse<br />

aus (15 % im Jahr 2018). Das zeigt, dass Risiken<br />

sich nicht allein auf die An- und Abreise beschränken.<br />

Reisende sind am Zielort ebenso gefährdet und<br />

benötigen daher während der gesamten Reise Unterstützung<br />

durch die zuständigen Teams.<br />

• Zwischenfälle im Zusammenhang mit Flugreisen<br />

gingen von einem Anteil von 29 Prozent im Jahr<br />

2018 auf 20 Prozent im Jahr 2021 zurück. Das bedeutet<br />

jedoch nicht unbedingt weniger Flugunterbrechungen.<br />

In Anbetracht des Anstiegs der Zwischenfälle<br />

im Bahnverkehr (von 15 % im Jahr<br />

2018 auf 20 % im Jahr 2021) könnte es sein, dass<br />

Reisende verstärkt alternative Verkehrsmittel genutzt<br />

haben oder schlicht weniger Reisen getätigt<br />

haben, die einen Flug erfordern.<br />

„Nicht alle Unternehmen sind auf Geschäftsreisen in<br />

Länder angewiesen, in denen Entführungen oder<br />

geopolitische Unruhen ein erhöhtes Risiko darstellen“,<br />

so Mike Janssen, Global Chief Operating Officer<br />

und Chief Commercial Officer bei BCD. „Jedoch<br />

wächst weltweit die Anzahl unterschiedlicher Gefahren,<br />

die Firmen und ihre Belegschaft bedrohen. Die<br />

Recherchen unseres GCM Teams zeigen, dass es notwendig<br />

ist, jetzt zu handeln, und Risikomanagement-<br />

Strategien auf Reisemuster und Unternehmensziele<br />

anzupassen und anzuwenden.“ (ys)<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 57


» BUSINESS TRAVEL<br />

Studie zu Nachhaltigkeit auf Geschäftsreisen<br />

Umweltbewusstes Handeln<br />

wird immer wichtiger<br />

Die Zahl der Geschäftsreisen nimmt nach zwei von Lockdowns geprägten Jahren<br />

wieder zu – und dabei auch das Umweltbewusstsein. Zu diesem Ergebnis kommt die<br />

Studie „Chefsache Business Travel 2022“.<br />

In vielen Unternehmen sollen Geschäftsreisen verstärkt durch virtuelle Meetings ersetzt werden.<br />

Mittlerweile berücksichtigen 56 Prozent<br />

der Firmen ab 250 Mitarbeitern<br />

ökologisch-soziale Standards bei ihren<br />

Buchungen. Das sind sechs Prozentpunkte<br />

mehr als Anfang 2019. Zwei Drittel<br />

der Geschäftsreisenden versuchen auf<br />

Geschäftsreisen mehrere Termine miteinander<br />

zu verbinden – ein Zuwachs von<br />

fünf Prozentpunkten. Das sind Ergebnisse<br />

der <strong>aktuell</strong>en Studie „Chefsache Business<br />

Travel 2022“, einer Initiative von Travel<br />

Management Companies im Deutschen<br />

Reiseverband (DRV).<br />

2022 wird wieder mehr gereist, aber nicht<br />

im gleichen Ausmaß wie vor der Pandemie.<br />

60 Prozent der Unternehmensvertreter<br />

geben an, dass in ihren Unternehmen<br />

Geschäftsreisen verstärkt durch virtuelle<br />

Meetings ersetzt werden. Dies ist nicht<br />

nur nachhaltig, sondern dient zudem der<br />

Kostensenkung. Ganz auf persönliche<br />

Treffen zu verzichten, ist jedoch keine Option.<br />

39 Prozent sagen, dass sie insbesondere<br />

beim ersten Termin großen Wert auf<br />

ein persönliches Kennenlernen legen. Für<br />

Folgetermine machen es fast alle Befragten<br />

unter anderem davon abhängig, was<br />

sich der Geschäftspartner wünscht.<br />

Über die eigentliche Reise hinaus reicht<br />

das Umweltbewusstsein der Unternehmen<br />

bis ins Detail: 54 Prozent der Reisenden<br />

führen die benötigten Unterlagen<br />

nicht mehr auf Papier, sondern nur noch<br />

digital mit sich. Das ist ein Zuwachs von<br />

fünf Prozentpunkten im Vergleich zu<br />

2019.<br />

Größere Unternehmen<br />

gehen voran<br />

Bild: insta_photos/stock.adobe.com<br />

Je größer das Unternehmen, desto ausgeprägter<br />

die Anstrengungen, den CO 2 -Abdruck<br />

zu reduzieren: Nur 47 Prozent der<br />

Betriebe mit 250 bis 500 Mitarbeitern haben<br />

entsprechende Initiativen gestartet,<br />

aber 67 Prozent der Firmen mit mehr als<br />

1000 Beschäftigten.<br />

Ähnlich sieht es in der Frage aus, ob die<br />

Themen Nachhaltigkeit und CO 2 -Reduktion<br />

in Unternehmensrichtlinien berücksichtigt<br />

wurden: 64 Prozent der Großunternehmen,<br />

aber nur 45 Prozent der kleineren<br />

Firmen haben dies. Bei 38 Prozent<br />

der Unternehmen unter 500 Mitarbeitern<br />

und 61 Prozent der Unternehmen mit<br />

mehr als 1000 Beschäftigten gibt es zudem<br />

Reiserichtlinien zur Nachhaltigkeit<br />

oder informelle Vorgaben, die diesem Ziel<br />

dienen.<br />

Unterstützung hilft beim<br />

Umweltschutz<br />

Besonders ausgeprägt ist der Nachhaltigkeitseffekt<br />

bei Unternehmen, die mit Geschäftsreisebüros<br />

zusammenarbeiten. Bei<br />

58 Prozent der Unternehmen, die Reisen<br />

von einem spezialisierten Dienstleister organisieren<br />

lassen, spielt Nachhaltigkeit<br />

bei der Buchung eine große Rolle, bei den<br />

Firmen ohne professionelle Unterstützung<br />

sind es 47 Prozent.<br />

Auch die Häufigkeit der Geschäftsreisen<br />

ist von Gewicht: Wer im Schnitt nur jeden<br />

zweiten Monat oder seltener unterwegs<br />

ist, macht sich weniger Gedanken um den<br />

Umwelteffekt der Tour (44 %). Bei ein bis<br />

zwei Dienstreisen im Monat sind es 64<br />

Prozent. Unter den Vielfahrern mit drei<br />

oder mehr auswärtigen Terminen pro Monat<br />

achten drei von vier Befragten darauf,<br />

ein umweltfreundliches Verhalten an den<br />

Tag zu legen. (ys)<br />

58 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Personalmangel und hohe Ölpreise in der Luftfahrt<br />

Das Reisechaos an Flughäfen<br />

Der Flugbetrieb normalisiert sich nach dem Corona-Ausbruch wieder, aber die Flughäfen<br />

und Fluggesellschaften können mit dem Wachstum nicht mithalten. Aus diesem<br />

Grund herrscht in diesem Sommer an europäischen und amerikanischen Flughäfen<br />

immer wieder Chaos. Warteschlangen, gestrichene Flüge und steigende Ticketpreise<br />

betreffen auch Geschäftsreisende.<br />

In der Pandemie wurden in der Luftfahrt<br />

Tausende von Mitarbeitern entlassen,<br />

zum Beispiel rund 10 000 Mitarbeiter<br />

bei British Airways und 4000 Mitarbeiter<br />

des Bodenpersonals am Frankfurter<br />

Flughafen. Der Mangel an Arbeitskräften<br />

ist Grund für viele gestrichene<br />

Flüge an europäischen Flughäfen. Die<br />

großen Drehkreuze – Heathrow, Charles<br />

de Gaulle und Schiphol – machten alle<br />

aus denselben Gründen Schlagzeilen:<br />

gestrichene Flüge, vermisstes Gepäck,<br />

lange Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen.<br />

Gleichzeitig steigen die<br />

Ticketpreise an. Die für die Monate Juli<br />

bis September 2022 gebuchten innereuropäischen<br />

Business-Class-Tarife liegen<br />

nach Angaben des Flugpreisvergleichsdienstes<br />

Skytra um 33 Prozent über denen<br />

von 2019. Transatlantische Business-Class-Passagiere<br />

werden im dritten<br />

Quartal dieses Jahres 16 Prozent mehr<br />

bezahlen müssen als 2019.<br />

Die Hauptursachen für steigende Ticketpreise<br />

sind Lohnerhöhungen und explodierende<br />

Ölpreise. Die International Air<br />

Transport Association (IATA) kommt zu<br />

dem Schluss, dass die angespannten Arbeitsmärkte<br />

zu einem Anstieg der Löhne<br />

beitragen. Infolgedessen erwartet sie für<br />

2022 ein Wachstum der Lohnkosten um<br />

7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Bezogen auf die hohen Ölpreise geht die<br />

IATA davon aus, dass die Fluggesellschaften<br />

im Jahr 2022 insgesamt 192<br />

Milliarden Dollar für Treibstoff ausgeben<br />

müssen – knapp ein Viertel ihrer Gesamtkosten,<br />

gegenüber 19 Prozent im<br />

vergangenen Jahr.<br />

Geschäftsreisende werden den Preisanstieg<br />

vielleicht nicht immer bemerken, die<br />

Travel Manager hingegen schon. Sie werden<br />

auch die Turbulenzen am Flughafen<br />

beklagen. Durch verspätete und gestrichene<br />

Flüge gehen Produktivität und Zeit<br />

verloren. Aufgrund von Annullierungen<br />

sitzen die Reisenden fest und müssen unter<br />

Umständen zusätzliche Tage für ihre<br />

Reise einplanen. Auch der zusätzliche<br />

Stress für die Angestellten nimmt zu.<br />

Weniger Reisen schont die<br />

Umwelt und Nerven<br />

Zwischen 2005 und 2019 hat der Luftverkehr<br />

in Europa laut der Organisation<br />

Transport & Environment um 67 Prozent<br />

zugenommen. Den Prognosen zufolge<br />

werden die Emissionen im Luftverkehr bis<br />

2050 um 38 Prozent steigen. Der Geschäftsreiseverkehr<br />

trägt wesentlich zu<br />

diesem Problem bei, da er der Organisation<br />

zufolge etwa 30 Prozent der gesamten<br />

Bild: TheVIZ/stock.adobe.com<br />

Tausende Flüge wurden zuletzt aufgrund mangelnden Personals gestrichen.<br />

Flugverkehrsemissionen in Europa ausmacht.<br />

Umfragen zeigen, dass die Mitarbeiter bei<br />

Geschäftsflügen nur widerwillig zu den<br />

Gewohnheiten vor der Pandemie zurückkehren.<br />

Im Jahr 2021 gab die Hälfte aller<br />

Befragten einer McKinsey-Studie an, dass<br />

sie nach der Pandemie weniger fliegen<br />

wollen. 2022 zeigt eine Umfrage der Global<br />

Business Travel Association, dass 73<br />

Prozent der weltweiten Travel Manager<br />

dafür sind, weniger Reisen zu fördern<br />

oder vorzuschreiben. Weniger Geschäftsflüge<br />

und mehr virtuelle Meetings reduzieren<br />

Kosten, verbessern das Wohlbefinden<br />

der Mitarbeiter und verringern Emissionen.<br />

Transport & Environment sieht<br />

dementsprechend viele Gründe, an der<br />

geringeren Anzahl von Geschäftsflügen<br />

während der Pandemie festzuhalten. (ys)<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 59


» BME AKTUELL<br />

BME EP & SCE Summit, Dresden<br />

Top-Event mit 200 CPOs europäischer Unternehmen<br />

Am 21.06.22 ist der diesjährige BME European<br />

Procurement & Supply Chain Excellence<br />

Summit in Dresden erfolgreich<br />

zu Ende gegangen. Zentrale Themen waren<br />

die nachhaltige digitale Vernetzung<br />

aller Glieder der Wertschöpfungs- und<br />

Lieferketten sowie Wege zur Stärkung der<br />

Widerstandsfähigkeit der Supply Chains<br />

angesichts einer schwächelnden Weltwirtschaft.<br />

„Wir sind in diesen Tagen Zeugen dramatischer<br />

Veränderungen“, betonte BME-<br />

Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov<br />

in ihrer Eröffnungsrede. Nach halbwegs<br />

überstandener Covid-19-Pandemie<br />

verursache der Einmarsch Russlands in<br />

die Ukraine den größten Umbruch in der<br />

Weltwirtschaft seit dem Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs. „Wir müssen uns damit<br />

abfinden, dass vor unserer Haustür Menschen<br />

in einem Krieg sterben, die Infrastruktur<br />

in großem Umfang zerstört wird,<br />

die Märkte bedenklich schwanken und die<br />

internationalen Lieferketten zu brechen<br />

beginnen. Darüber hinaus heizt der Krieg<br />

in der Ukraine die weltweite Inflation an<br />

und schwächt die Wirtschaft“, so Frau<br />

Melnikov weiter. Noch nie seit 1945 habe<br />

es für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

so viel Gesprächsbedarf gegeben. Vor allem<br />

die Industrie könne nicht mehr nach<br />

dem Prinzip „business as usual“ vorgehen.<br />

„Denn bisherige lukrative <strong>Beschaffung</strong>smärkte<br />

wie China müssen aufgrund anhaltender<br />

Demokratie- und Menschenrechtsverletzungen<br />

auf den Prüfstand gestellt,<br />

und alte einseitige Energiepartnerschaften<br />

wie im Falle Russlands sehr<br />

kurzfristig durch neue ersetzt werden“,<br />

erläuterte Frau Melnikov.<br />

Die sich jetzt abzeichnenden Entwicklungen<br />

erforderten von allen neue Antworten<br />

und Denkansätze. Das gelte insbesondere<br />

für die Wirtschaft. Egal, ob Konzern oder<br />

Klein- und Mittelunternehmen, die He-<br />

rausforderungen und Risiken<br />

seien für alle gleich groß. So<br />

sei gegenwärtig ein Trend zu<br />

beobachten, der weg von der<br />

Globalisierung und hin zu<br />

mehr regionalen Aktivitäten<br />

führen könnte. Für viele Unternehmen<br />

seien heute nicht<br />

mehr allein die Kosten ausschlaggebend.<br />

Mindestens<br />

ebenso wichtig seien Versorgungssicherheit<br />

und nachhaltige<br />

<strong>Beschaffung</strong>. Damit<br />

bewege sich der Einkauf von<br />

einer jahrzehntelang praktizierten DNA<br />

der Kosteneffizienz hin zu Widerstandsfähigkeit<br />

und Nachhaltigkeit.<br />

Bühne frei für den European Procurement & Supply Chain<br />

Excellence Summit des BME in Dresden: Die Fachkonferenz<br />

wurde von BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov<br />

in Anwesenheit von 200 Einkaufs- und Supply-Chain-<br />

Managern führender europäischer Unternehmen eröffnet.<br />

Kontakt:<br />

silva.certan-mallmann@bme.de<br />

Internationale Eisenwarenmesse (IEM), 25. bis 28.09.22<br />

IEM: BME zeigt in Köln erneut Flagge<br />

Vom 25. bis 28.09.22 trifft sich die Hartwaren-Branche<br />

auf der Internationalen<br />

Eisenwarenmesse (IEM) in Köln. Einkaufsmanager:innen<br />

sollten sich den BME-Einkäufertag<br />

(27.09.22) vormerken. Für<br />

BME-Mitglieder ist die Teilnahme sowohl<br />

an der Fachmesse als auch am Einkäufertag<br />

kostenlos.<br />

Beim Re-Start der Internationalen Eisenwarenmesse<br />

werden Neuheiten und<br />

Trends der Hartwarenbranche wieder live<br />

erlebbar. Vom 25. bis 28.<strong>09.2022</strong> zeigen<br />

2000 Anbieter aus über 40 Ländern in<br />

Köln ihre Innovationen – von Werkzeugen<br />

über Befestigungs- und Verbindungstechnik<br />

bis hin zu Beschlägen sowie Bau- und<br />

Heimwerker-Bedarf. Die Leitmesse startet<br />

als hybrides Präsenz- und Online-Event<br />

mit voller Kraft durch. Der BME wird im<br />

Rahmen des Fachevents am 27.<strong>09.2022</strong><br />

ab 11 Uhr einen BME-Einkäufertag anbieten.<br />

Renommierte Expert:innen werden in<br />

Fachvorträgen zu <strong>aktuell</strong>en, einkaufsund<br />

hartwarenspezifischen Fragestellungen<br />

referieren. Auf der Agenda stehen<br />

u. a. folgende Themen:<br />

• Disrupted Supply Chains: Wie geht es<br />

wieder in Richtung Normalität?<br />

• Marktentwicklung: Kurz- und mittelfristige<br />

Tendenzen auf dem Stahlmarkt<br />

• Mittelständisches Lieferantenmanagement<br />

• Transparenz im Einkauf<br />

• Industrie 4.0: C-Teile-Management im<br />

Kontext der Industrie 4.0<br />

• Lieferkettengesetz: Umsetzung in den<br />

Unternehmen<br />

„Für BME-Mitglieder ist die Teilnahme sowohl<br />

an der Fachmesse als auch am Einkäufertag<br />

kostenlos. Zur besseren Planbarkeit<br />

bitten wir jedoch um eine vorherige<br />

Anmeldung“, informiert Dr. Frithjof<br />

Kilp, Bereichsleiter Verband des BME e.V.<br />

Anmeldung: frithjof.kilp@bme.de<br />

Bild: fotografieren24/BME e.V.<br />

Impressum: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME)<br />

Frankfurter Straße 27, 65760 Eschborn, Tel. 06196 5828-0, Fax –399,<br />

E-Mail: info@bme.de, Internet: www.bme.de<br />

60 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


Industrie<br />

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» KARRIERE<br />

Personalentwicklung im Einkauf<br />

Fachkräfte halten und beim<br />

digitalen Wandel mitnehmen<br />

Konsequentes Changemanagement wird in Digital-Projekten oft vergessen. In Zeiten<br />

des Fachkräftemangels ist das verheerend, meinen die Beraterinnen Pia Breidenbach<br />

und Yarah Westerveld. Was Führungskräfte tun können, um Einkäuferinnen und<br />

Einkäufer im digitalen Wandel bei der Stange zu halten, erklären sie im Interview.<br />

»Die Rollen und<br />

Funktionen im Einkauf<br />

werden in der digitalen<br />

Welt neu definiert.«<br />

Pia Breidenbach<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Frau Breidenbach, Frau<br />

Westerveld , wenn Sie sich in den Unternehmen umschauen,<br />

was fehlt dem Einkauf heute am meisten?<br />

Pia Breidenbach: „Oh, so einiges … (lacht), aber<br />

ein wirklich drängendes Thema ist neben den vielen<br />

Problemen, mit denen sich der Einkauf heute auseinandersetzen<br />

muss, die Personalknappheit.<br />

Die Arbeits last<br />

von Einkäuferinnen und Einkäufern<br />

war schon vor der Krise<br />

hoch und ist seitdem enorm<br />

gestiegen. Fachkräfte zu finden<br />

wird immer schwieriger.<br />

Meine Wahrnehmung ist: Viele<br />

Firmen haben die Knappheit<br />

noch nicht wirklich verstanden.<br />

Anstatt die vorhandenen<br />

Talente von Bewerberinnen<br />

und Bewerbern und Mitarbeitenden<br />

zu nutzen, suchen sie<br />

weiterhin nach der „eierlegenden Wollmilchsau“. Die<br />

war schon früher schwer zu finden, heute ist sie<br />

praktisch ausgestorben.<br />

Zögerer und Zauderer gibt es überall, wie bekomme<br />

ich die an Bord?<br />

Breidenbach: Sie sind für Changeprojekte nicht<br />

die einzige Herausforderung. Es gibt auch die Kolleginnen<br />

und Kollegen, die den Rest durch ihre Schnelligkeit<br />

überfordern. Das muss man als Führungskraft<br />

gut im Auge behalten. Die Ängstlichen brauchen<br />

Struktur und realistische Ziele, die sich leicht verdauen<br />

und umsetzen lassen. Die Motivierten müssen<br />

wissen, dass es nicht damit getan ist, eine Idee auszusprechen<br />

und der Rest von alleine läuft. Auch Führungskräfte<br />

machen diesen Fehler. Neue Tools, neue<br />

Stammdaten, das alles muss von einer Organisation<br />

gelebt werden. Im Projektteam sollten sich deshalb<br />

Und in den Teams, wie geht es dem Einkauf nach<br />

zweieinhalb Jahren Krise? Wie steht es um die<br />

Digitalisierung?<br />

Yarah Westerveld: Das kommt ganz darauf an,<br />

wie die Organisation aufgestellt ist. Je moderner und<br />

strukturierter, desto besser sind die Teams durch die<br />

Krise gekommen. Die, die ihre digitale Roadmap haben,<br />

kennen ihre Herausforderungen und arbeiten<br />

die Projekte schrittweise ab. Abteilungen, die noch<br />

stark operativ, „Excel- und E-Mail-lastig“ unterwegs<br />

sind, wo das Wissen vor allem in den Köpfen steckt<br />

und wenig standardisiert ist, die stehen jetzt am Fuß<br />

des Berges und müssen erst mal loslaufen. Entscheidend<br />

ist, dass sie wissen, wo sie hinwollen. Dass die<br />

Vision und die Ziele stehen.<br />

Pia Breidenbach ist Project Managerin bei der amc Group<br />

Bild: amc<br />

62 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


alle Persönlichkeiten wiederfinden. Ins Projekt nur<br />

die Motivierten zu holen, führt am Ende zu einem<br />

bösen Erwachen.<br />

Westerveld: Hilfreich sind digitale Tools, ein digitales<br />

Kanban-Board, über das sich die Beteiligten ihre<br />

Ressourcen selbst einteilen können. Aber: Auch<br />

das braucht Begleitung und muss konsequent gepflegt<br />

werden. Kanban ersetzt nicht das Projekt -<br />

management!<br />

Yarah Westerveld ist<br />

Senior Consultant bei<br />

amc<br />

Wird in die Aus- und Weiterbildung des Einkaufs<br />

ausreichend investiert?<br />

Breidenbach: Dazu möchte ich etwas vorweg -<br />

schicken. Was Projektleiter und Projektleiterinnen oft<br />

vergessen: Sie arbeiten in den meisten Digitalprojekten<br />

nicht mit den Talenten von Google oder Amazon<br />

zusammen, sondern mit Menschen, die ihren Job gut,<br />

aber auch mal weniger gut machen. Das ist wichtig,<br />

damit man versteht, wieso die Dinge intern wie extern<br />

nicht immer so umgesetzt werden, wie man sich das<br />

als Projektteam vorstellt. Da braucht es – auch angesichts<br />

des Fachkräftemangels – einfach eine gesunde<br />

Portion Realismus.<br />

Bild: amc<br />

… und im Einkauf?<br />

Breidenbach: Auch hier gilt es, die Menschen nicht<br />

zu überfordern, sondern in die Personalentwicklung zu<br />

investieren. Die Rollen und Funktionen im Einkauf<br />

werden in der digitalen Welt neu definiert. Das kann<br />

für den einen gut funktionieren,<br />

vielleicht braucht sie oder<br />

er aber auch ein Einsatzfeld an<br />

anderer Stelle. Hier sehe ich HR<br />

in der Pflicht, schließlich will<br />

man die knappen Fachkräfte<br />

nicht verlieren, sondern halten<br />

– und sei es an anderer Stelle<br />

im Unternehmen. Moderner<br />

Einkauf bedeutet Zusammenarbeit,<br />

Kommunikation und netzwerken.<br />

Es sitzt niemand mehr<br />

alleine mit seinem Telefon vor dem PC. Das Problem<br />

ist: Viele Führungskräfte haben Angst, das mit ihrem<br />

Team offen zu besprechen.<br />

Westerveld: Es muss klar sein, welche Rollen brauchen<br />

wir für die neue Organisation. Welche Anforderungen<br />

stellen wir, was ist im Team an Skills vorhanden,<br />

was nicht. Was muss neu gelernt werden, welche<br />

Personen können die neuen Rollen ausfüllen. Der<br />

Work load im Einkauf ist hoch. Viele Leute kommen<br />

nicht mehr mit. Wir müssen den Einkauf schulen und<br />

systematisch entwickeln. Wenn der Druck zu hoch<br />

wird, suchen sich die Menschen eine neue Beschäftigung.<br />

Für den Einkauf wäre das fatal.<br />

»Wenn der Druck zu<br />

hoch wird, suchen sich<br />

die Menschen eine<br />

neue Beschäftigung.<br />

Für den Einkauf wäre<br />

das fatal. «<br />

Yarah Westerveld<br />

Wenn der Einkauf immer mehr Aufgaben mit immer<br />

weniger Fachkräften erledigen muss, ist Digitalisierung<br />

dann nicht der Königsweg?<br />

Breidenbach: Digitalisierung im Einkauf ist unverzichtbar,<br />

schon allein aus Gründen der Datentransparenz,<br />

Agilität und Resilienz.<br />

Gleichzeitig hilft sie, die<br />

Arbeit im Einkauf so zu organisieren,<br />

dass ich Aufgaben<br />

besser verteilen und portionieren<br />

kann. Digitale Strukturen<br />

erlauben, Themen gemeinsam<br />

zu bearbeiten, Teilzeitkräfte zu<br />

integrieren, ermöglichen auch<br />

für die Führung Tandemmodelle.<br />

Die meisten Stellen im<br />

Einkauf sind als Vollzeitjobs<br />

ausgeschrieben. Eltern, die in Teilzeit arbeiten wollen,<br />

bewerben sich oft gar nicht. Auch die Integration<br />

ausländischer Fachkräfte ist oft schwierig. Doch perfekte<br />

Deutschkenntnisse bringt nun mal nicht jeder<br />

mit. Hier ist ein Umdenken gefragt. Die Basis für<br />

mehr Flexibilität legt die Digitalisierung. Ausfüllen<br />

muss es – wie immer – der Mensch.<br />

Westerveld: Hier kann der Einkauf sehr viel von<br />

den IT-Abteilungen lernen. Die sind sehr flexibel aufgestellt,<br />

arbeiten mit Ticketsystemen, oftmals remote<br />

und sehr international. Das kann auch für den digital<br />

organisierten Einkauf ein Modell für die Zukunft sein.<br />

Das Gespräch führte Annette Mühlberger.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 63


» BÜCHER<br />

Warum es auf ein kluges Preismanagement ankommt<br />

Herausforderung Inflation<br />

In seiner neuen Schrift schlägt der renommierte Experte für Preismanagement<br />

Hermann Simon den inflationsgeplagten Unternehmen ein ganzes Set von konkreten<br />

und effektiven Maßnahmen zum Umgang mit den rasanten Kostensteigerungen vor.<br />

In den Mittelpunkt stellt er ein kluges, wohldosiertes Preismanagement.<br />

Bild: Campus<br />

Die Inflation schlagen.<br />

Agil, konkret, effektiv.<br />

Hermann Simon<br />

Campus Verlag,<br />

Frankfurt , 2022. Hardcover,<br />

208 Seiten, 30 €<br />

ISBN<br />

978–3–593–51673–8<br />

Prof. Dr. Robert Fieten<br />

wissenschaftlicher<br />

Berater der<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>,<br />

Köln<br />

Nach Jahrzehnten der Preisstabilität<br />

erleben wir die höchsten<br />

Preissteigerungen seit den 1970er-Jahren.<br />

Da kommt Simons handliche<br />

Schrift gerade recht. Der Autor arbeitet<br />

aus unternehmerischer Sicht die wichtigsten<br />

Stellschrauben im Kampf gegen<br />

die Inflation praxistauglich heraus. Für<br />

Simon steht die Frage im Mittelpunkt,<br />

wie Unternehmen unter Inflationsbedingungen<br />

ein hinreichendes Gewinnniveau<br />

verteidigen können. Hierfür<br />

müsse es den Unternehmen gelingen,<br />

„vor die Kostenwelle zu kommen“, statt<br />

ihr jammernd hinterherzulaufen. Wenn<br />

sich innerhalb kürzester Zeit die Materialkosten<br />

demnächst wohl auch die<br />

Personalkosten, die Zinsen und die Preise für Investitionsgüter<br />

auf breiter Front nach oben bewegen,<br />

könne es in den Unternehmen,<br />

kein Weiter so geben. Es<br />

müssten dann alle Funktionen<br />

im Unternehmen von der<br />

Chefetage angefangen über<br />

Vertrieb, Einkauf, Finanzen,<br />

Produktion bis hin zur Verwaltung<br />

an einem Strang ziehen<br />

und nennenswerte<br />

Beiträge zur Absicherung einer hinreichenden<br />

Profitabilität des Unternehmens<br />

erbringen.<br />

Den Dreh- und Angelpunkt für die Absicherung<br />

eines hinreichenden Gewinnniveaus<br />

bildet für Simon ein kluges, agiles<br />

Preismanagement, das jedoch gepaart<br />

sein müsse mit Effizienzsteigerungen wo<br />

immer möglich und Verbesserungen der<br />

Kostenstrukturen (Relation Fixkosten/variable<br />

Kosten). Preismanagement dürfe<br />

sich im Inflationsumfeld nicht darauf beschränken,<br />

die Kostensteigerungen einfach<br />

voll auf die Kunden abzuwälzen.<br />

»Das Inflations -<br />

gespenst ist zurück -<br />

gekehrt und es wird<br />

bleiben.«<br />

Nach Simons Erkenntnissen gelingt dies ohnehin nur<br />

den wenigsten Unternehmen. Die simple Kostenplus-Preisbildung<br />

sei unter inflationären Bedingungen<br />

noch weniger angebracht als unter preisstabilen<br />

Verhältnissen, weil sie die Preisbereitschaft der Kunden<br />

vernachlässige. Letztere müsse sorgfältig ausgelotet<br />

werden, um die Preise so zu setzen, dass nicht<br />

zu hohe Gewinneinbußen in Kauf genommen werden<br />

müssen. Wenn sich in Inflationszeiten die Preisbereitschaft<br />

der Kunden nicht anpasse, dann entwickle<br />

sich aus Kostensteigerungen sehr schnell eine gefährliche<br />

Kostenklemme. Ergo empfiehlt Simon, Kostensteigerungen<br />

nicht in vollem Umfang an die Kunden<br />

weiterzugeben, sondern eine Aufteilung mit diesen<br />

zu akzeptieren. Dies ist ein bemerkenswerter<br />

Vorschlag.<br />

Simon stellt in seiner gut lesbaren Schrift betriebswirtschaftlich<br />

fundiert ein breites Spektrum von konkreten<br />

Sofortmaßnahmen vor, die die Unternehmen<br />

im Inflationsumfeld bestmöglich<br />

auf Kurs halten. Er verordnet<br />

keinen Zaubertrank gegen<br />

das Inflationsgift. Einen solchen<br />

gibt es auch nicht.<br />

Die Lektüre des Buches bietet<br />

den Lesern und Leserinnen<br />

wertvolle Einblicke vor allem<br />

in die zurzeit angesagten zielführenden<br />

Taktiken des Preismanagements. Diese<br />

Einblicke sind höchst relevant für Vertriebler aber<br />

auch für Einkäufer, die im Inflationsumfeld mit harten<br />

Verhandlungen über Preise, Vertragslaufzeiten<br />

und Zahlungskonditionen konfrontiert sind, denn<br />

auch Lieferanten werden sich in Zeiten von Materialengpässen<br />

ihrer neu gewonnenen Preissetzungsmacht<br />

bewusst. Mit dem Wissen aus diesem Buch<br />

können die Einkäufer die Taktiken der Verkäufer auf<br />

der Gegenseite besser durchschauen. Und noch etwas:<br />

Simon skizziert, wie der Einkauf im Zusammenspiel<br />

mit dem Finanzmanagement die <strong>Beschaffung</strong>skosten<br />

optimieren und den Cash Flow absichern kann.<br />

Auch dies ist in Inflationszeiten wichtiger denn je.<br />

64 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


BÜCHER «<br />

Bild: Herder<br />

Bild: Vahlen<br />

Bild: Midas<br />

Rahmenplan<br />

„Schmutziges Verhalten muss teurer werden,<br />

und das entlang der ganzen Wertschöpfungskette.<br />

Dann spüren wir auch in<br />

den Preisen bei jedem Einkauf, bei jeder<br />

Reise und bei jeder größeren Anschaffung,<br />

welche Entscheidung mehr oder weniger<br />

klimafreundlich ist. Gutes Gewissen und<br />

günstige Preise fallen zusammen.“ Solaranlagen<br />

können wirtschaftlich sinnvoll<br />

sein, nicht aber klimapolitisch. Der Bezug<br />

von Ökostrom bewirkt keinen CO 2 -Rückgang,<br />

weniger Autofahren hingegen<br />

schon. Der Präsident des ZEW – Leibniz-<br />

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

und Professor für Volkswirtschaftslehre<br />

an der Universität Mannheim<br />

Achim Wambach lichtet das undurchsichtige<br />

Gewirr klimapolitischer Einzelmaßnahmen<br />

und gibt seinen LeserInnen das<br />

Handwerkszeug, um zu bewerten, was<br />

dem Klima wirklich nützt. Der Volkswirt<br />

macht deutlich, dass wir den Klimaschutz<br />

umstellen müssen: Wir brauchen weniger<br />

moralische Appelle an den Einzelnen und<br />

das schlechte Gewissen, dafür bessere politische<br />

Rahmenbedingungen und mehr<br />

Vertrauen in Märkte, die dazu führen, dass<br />

sich Klimaschutz wirtschaftlich lohnt.<br />

„Klima muss sich lohnen“ bringt den Aufbruch<br />

in die sozial-ökologische Marktwirtschaft<br />

auf den Punkt.<br />

Aktionsplan<br />

Unsere Welt befindet sich am Rande einer<br />

Klimakatastrophe. Doch trotz des Ausnahmezustands<br />

ist der Klimawandel noch<br />

nicht mit der nötigen Konsequenz angegangen<br />

worden. Was wäre, wenn die Zielsetzungstechniken,<br />

die den Aufstieg der<br />

innovativsten Unternehmen von heute<br />

vorangetrieben haben, auf die größte Herausforderung<br />

der Menschheit angewandt<br />

würden?<br />

Der Autor und Investor John Doerr will mit<br />

diesem bereits 2021 in Englisch, jetzt neu<br />

auf Deutsch erschienenen Buch einen Plan<br />

vorlegen, um die größte Herausforderung<br />

der Menschheit zu bewältigen: den Klimawandel.<br />

Schon im Jahr 2006 legten der Investor<br />

Doerr und seine Partner bei Kleiner<br />

Perkins ihren ersten Fonds für saubere<br />

Technologien auf. 15 Jahre später wird die<br />

globale Erwärmung trotz bahnbrechender<br />

Fortschritte immer gravierender. Das Buch<br />

will einen globalen Plan zur Senkung der<br />

Treibhausgasemissionen bieten, der sich<br />

auf ein leistungsstarkes Instrument namens<br />

Objectives and Key Results (OKRs) stützt.<br />

Mit klarem Blick und wissenschaftlich fundierter<br />

Präzision zeigt Doerr die OKRs auf,<br />

die wir brauchen, um die Emissionen in allen<br />

Wirtschaftssektoren bis 2050 auf den<br />

Netto-Nullpunkt zu reduzieren.<br />

Fahrplan<br />

In unserem Zeitalter der Krisen, des Chaos<br />

und der Unsicherheit liegen viele große<br />

Chancen zum Greifen nahe, doch die<br />

meisten Menschen verpassen sie. Die ungeliebte<br />

Unordnung zu meiden und sich<br />

an die Vergangenheit zu klammern, ist<br />

aber keine Lösung – weder in der Wirtschaft<br />

noch in der Politik. Jeremy Gutsche<br />

zeigt sieben Fallen, die er als Pfadabhängigkeit<br />

bezeichnet, weil sie dazu führen,<br />

dass vergangene Entscheidungen wiederholt<br />

werden. Diese Fallen hindern uns immer<br />

wieder daran, das Potenzial dessen zu<br />

sehen, was sein könnte. Was aber könnten<br />

wir erreichen, wenn wir diese<br />

(Denk-)Fallen überwinden?<br />

„Fahrplan Zukunft“ zeigt, was disruptives<br />

Denken wirklich bedeutet, und liefert<br />

Strategien, um echte Innovation und Veränderung<br />

zu schaffen. Dieses Buch kombiniert<br />

provokative Ideen mit erprobten<br />

Taktiken, die in Tausenden von Projekten<br />

mit führenden Innovatoren wie Disney,<br />

Starbucks, Adidas, Google und NASA erfolgreich<br />

in die Praxis umgesetzt wurden.<br />

Dazu gibt es ein integriertes Innovationshandbuch<br />

mit Fallstudien und konkreten<br />

Fragestellungen, die als Inspiration für<br />

das eigene Handeln dienen.<br />

Klima muss sich lohnen<br />

Ökonomische Vernunft für ein gutes<br />

Gewissen . Achim Wambach<br />

Herder Verlag, Freiburg, 2022<br />

Klappenbroschur, 160 Seiten, 16 €<br />

ISBN: 978–3–451–39358–7<br />

Speed & Scale<br />

Ein Aktionsplan für die sofortige Lösung<br />

der Klimakrise.<br />

John Doerr<br />

Vahlen Verlag, München, 2022<br />

Hardcover, 400 Seiten, 26,90 €<br />

ISBN 978–3–8006–6965–3<br />

Fahrplan Zukunft<br />

Handbuch für Innovation. Erfolg durch disruptives<br />

Denken und radikale Innovation.<br />

Jeremy Gutsche<br />

Midas Verlag, Zürich, 2022<br />

Klappenbroschur, 352 Seiten, 25 €<br />

ISBN 978–3–03876–540–0<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 65


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

IMPRESSUM<br />

Bild: R+W<br />

BS Rollen GmbH, Remscheid 3<br />

Chr. Mayr GmbH + Co. KG Antriebstechnik,<br />

Mauerstetten 45<br />

DAMBACH Lagersysteme GmbH & Co. KG,<br />

Bischweier 29<br />

Deutsche Hochschulwerbung und<br />

-vertriebs GmbH, Düsseldorf 31<br />

ExprAn, Süßen 25<br />

F. Reyher Nchfg. GmbH & Co., Hamburg 7<br />

FACTUREE – Der Online-Fertiger<br />

cwmk GmbH, Berlin 27<br />

Gersfelder Metallwaren GmbH, Gersfeld 17<br />

Gütegemeinschaft Paletten e.V., Münster 53<br />

HAHN+KOLB Werkzeuge GmbH, Ludwigsburg 49<br />

HaRo Anlagen- und Fördertechnik GmbH,<br />

Rüthen 13<br />

VORSCHAU<br />

LIEFERANTENAKTEN<br />

Mehr Tempo, fehlerfreie Prozesse, intakte<br />

Lieferketten, Kostenvorteile und vertrauensvolle<br />

Lieferantenbeziehungen sind die<br />

wesentlichen Vorteile digitaler Lieferantenakten.<br />

Erfahren Sie, wie der Umstieg<br />

auf digitale Prozesse gelingt und was<br />

man dabei berücksichtigen sollte.<br />

Keller & Kalmbach GmbH, Unterschleißheim 68<br />

KÖBO GmbH & Co. KG, Wuppertal 2<br />

Landesmesse Stuttgart GmbH, Stuttgart 21<br />

Lederer GmbH, Ennepetal 6<br />

Makine Ihracatcilan Birligi,<br />

TR-Balgat Cankaya Ankara 5<br />

Panduit GmbH, Schwalbach 15<br />

proALPHA Business Solutions GmbH,<br />

Weilerbach 9<br />

RCT Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.,<br />

Heidelberg 33<br />

reichelt elektronik GmbH & Co. KG, Sande 11<br />

TFC Niederlassung Bochum, Bochum 47<br />

TITELSTORY<br />

Kupplungshersteller<br />

R+W setzt mit nach -<br />

haltigen Materialien<br />

und Komponenten<br />

Maßstäbe in puncto<br />

umwelt bewussten<br />

Konstruktionen und<br />

Green Engineering.<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

Krishna Manda, Vice President of Corporate<br />

Sustainability bei der Lenzing AG,<br />

spricht im Interview mit der <strong>Beschaffung</strong><br />

<strong>aktuell</strong> über Nachhaltigkeit in der Textilbranche,<br />

Rückverfolgbarkeit und den Titel<br />

„Champion der Kreislaufwirtschaft“.<br />

Das Magazin für Einkauf, Material wirtschaft und Logistik<br />

ISSN 0341–4507<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Sabine Schulz-Rohde (sas),<br />

Phone +49 711 7594–252;<br />

Yannick Schwab (ys), Phone +49 711 7594–537<br />

Korrespondent:<br />

M.A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879<br />

Freie Mitarbeit:<br />

Ass. Jur. Ulrike Dautzenberg, RA Anja Falkenstein,<br />

Dipl. Ing. (FH) Michael Grupp, M.A. Annette Mühlberger,<br />

M.A. Sabine Ursel<br />

Fachliche Beratung: Prof. Dr. Robert Fieten<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Jennifer Martins, Phone +49 711 7594–262<br />

Gesamtanzeigenleitung:<br />

(Verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323<br />

Leserservice: <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, Phone +49 711 7252–209,<br />

E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: 9 x jährlich<br />

Bezugspreis jährlich: Inland 160,20 € inkl. MwSt. und<br />

Versandkosten; Ausland 165,15 € inkl. Versandkosten;<br />

Einzelheft Inland: 17,90 € inkl. MwSt. und Versandkosten.<br />

Einzelheft Ausland: 18,40 € inkl. Versandkosten.<br />

Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />

Inland 80,10 € inkl. MwSt. und Versandkosten,<br />

Ausland 85,05 € inkl. Versandkosten.<br />

Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel. Sofern das<br />

Abon nement nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />

zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach<br />

Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils<br />

vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen<br />

aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein<br />

Anspruch auf Ersatz.<br />

Die Mitglieder des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf<br />

und Logistik e.V. ( BME ) und des ÖPWZ erhalten die Zeitschrift<br />

„<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>“ im Rahmen einer Kooperation.<br />

Auslandsvertretungen: Großbritannien: Jens Smith Partner -<br />

ship, The Court, Long Sutton, Hook, Hamp shire, RG29 1TA,<br />

GB, Phone 01256 862589, Fax 01256 862182, E-Mail:<br />

jsp@trademedia.info; USA, Kanada: D.A. Fox Advertising<br />

Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />

10001, Phone +1 212 89 63 881, Fax +1 212 62 93 988,<br />

E-Mail: detleffox@comcast.net<br />

Druck:<br />

Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2022 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 10/2022 erscheint am 27.<strong>09.2022</strong><br />

66 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022


MEINUNG «<br />

Das verkannte Problem der<br />

heimischen Wertschöpfung<br />

Gestrichene Flüge, nicht entladene Container, brachliegende Baustellen,<br />

ausbleibende Handwerker – die Arbeiterlosigkeit ist allgegenwärtig<br />

und lässt auch die scheinbar so stabilen heimischen<br />

Wertschöpfungsketten reißen. Bietet also die von Globalisierungsskeptikern<br />

vielfach geforderte Rückführung der Wertschöpfungsketten<br />

(Reshoring) bei weitem nicht so viel Sicherheit wie landläufig<br />

vermutet wird?<br />

Der bisherige Chef der Bundesagentur für Arbeit Detlef Scheele<br />

warnt in der Wirtschaftswoche, dass die echte Arbeiterlosigkeit<br />

erst noch komme. Seine düstere Prognose: Bis 2040 wird Deutschland<br />

wohl rund 8,7 Millionen Fachkräfte verlieren. Hierauf müssen<br />

sich unsere Unternehmen einstellen. Die Fachkräftesicherung ist<br />

zum entscheidenden Zukunftsthema geworden für unsere Wirtschaft.<br />

Den Einkäufern kann ich nur raten, präventiv zu eruieren,<br />

welche Risiken die Arbeiterlosigkeit für ihre Lieferketten bedeutet.<br />

Die Unternehmen stehen vor einer gewaltigen quantitativen und qualitativen Herausforderung.<br />

Es folgen in den nächsten zwanzig Jahren nicht genügend junge Menschen auf<br />

die Anzahl derjenigen, die in Rente gehen. Gleichzeitig verändert sich die Arbeitswelt in<br />

einem rasanten Tempo. Es entstehen neue Jobs, die jedoch – und darin liegt ein Teil des<br />

Problems – zumeist eine höhere oder zumindest gänzlich<br />

andere Qualifikation verlangen.<br />

»Alle Anstrengungen<br />

werden nicht ausreichen,<br />

um die Fachkräftelücke<br />

zu schließen.«<br />

Um den Fachkräftebedarf langfristig zu decken, muss an<br />

mehreren Stellschrauben gedreht werden. Zunächst muss<br />

das vorhandene Arbeitskräftepotenzial in unserem Lande<br />

voll ausgeschöpft werden. Ganz wichtig ist es dafür, die<br />

Anreize und Möglichkeiten für Jugendliche zum erfolgreichen<br />

Start in einer Ausbildung nach dem Schulabschluss zu verbessern. Dies impliziert<br />

auch, dass die Wertigkeit gewerblicher Arbeit wieder stärker in das gesellschaftliche Bewusstsein<br />

tritt. Wichtig ist auch, dass Ältere – soweit sie dazu gesundheitlich in der Lage<br />

sind – bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können, und dass auch Inklusion stärker gelebt<br />

wird. Darüber hinaus muss mehr für die Qualifizierung getan werden.<br />

Prof. Dr. Robert<br />

Fieten,<br />

wissenschaftlicher<br />

Berater der<br />

<strong>Beschaffung</strong><br />

<strong>aktuell</strong> , Köln<br />

Doch machen wir uns keine Illusionen. Alle diese Anstrengungen werden nicht ausreichen,<br />

um die Fachkräftelücke zu schließen. Zuwanderung ist deshalb wichtig, um damit<br />

auch den Folgen des demografischen Wandels zu begegnen. Die Bundesregierung hat das<br />

Problem erkannt und will das Fachkräfteeinwanderungsgesetz vereinfachen.<br />

Arbeiterlosigkeit wird in den kommenden Jahren zu einem rasant wachsenden Risiko für<br />

unsere Wertschöpfungsketten. Dies darf nicht verkannt werden. Die Einkäufer sollten<br />

sich daher beim Lieferantenmanagement nicht nur auf die technische und wirtschaftliche<br />

Performance der externen Geschäftspartner und deren finanzielle Stabilität fokussieren.<br />

Bei Lieferantenbesuchen sollten sie sich auch ein Bild von deren personeller Ausstattung<br />

machen. Es darf nicht vergessen werden, dass Fachpersonal eine wesentliche<br />

Komponente des Kapitals von externen Partnern in den Wertschöpfungsketten ist.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022 67


100 % Gewicht<br />

100 % Kosten<br />

75 % Gewicht<br />

75 % Kosten<br />

Weniger ist mehr.<br />

Effizienzsteigerung<br />

der Verbindungstechnik.<br />

Wir zeigen, wie’s geht!<br />

68 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 09 | 2022

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