Swissmechanic_Journal_2022-05
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Energieforschung<br />
20<br />
Mobilität<br />
Im Bereich der Mobilität erforscht die<br />
Empa energieeffiziente Antriebssysteme<br />
sowie Technologien für einen zukünftigen<br />
Personen- und Güterverkehr, der<br />
ohne fossile Energieträger auskommt.<br />
Um die Energieversorgung weiterhin zuverlässig<br />
und umweltfreundlich sicherzustellen,<br />
entwickelt sie zudem verschiedene<br />
Formen der Photovoltaik (fokussiert<br />
auf Dünnschicht-Solarzellen mit<br />
einer höheren Effizienz (z. B. als Tandem-<br />
Zelle) und tieferen Herstellungskosten<br />
dank neuer Materialien und Produktionstechnologien)<br />
sowie neue Umwandlungs-<br />
und Speichertechnologien.<br />
Die Empa entwickelt ausserdem alternative<br />
Batteriekonzepte wie Festkörperbatterien,<br />
Batterien mit wässrigen Elektrolytsystemen<br />
und Natrium-, Magnesiumund<br />
Aluminium-basierte Batterien, testet<br />
die Zuverlässigkeit von Batteriemodulen,<br />
betreibt Lebenszyklusanalysen<br />
und forscht an Konzepten zur Kreislaufwirtschaft,<br />
unter anderem am Beispiel<br />
von Batterien. Nur wenige Technologien<br />
ermöglichen die Speicherung von<br />
Energie mit einer ähnlichen Energiedichte<br />
wie die von fossilen Brennstoffen. Einige<br />
Hydride, Ammoniak und synthetische<br />
Kohlenwasserstoffe erreichen eine Energiedichte<br />
von ca. 10 kWh/kg. Heutige<br />
Batterien wie Li-Ionen-Akkus ermöglichen<br />
die Speicherung von lediglich rund<br />
0,2 kWh/kg. Es besteht jedoch das Potenzial,<br />
die Energiedichte neuartiger Batterien<br />
auf ca. 1 kWh/kg zu erhöhen.<br />
Synthetische Energieträger<br />
Die Empa erforscht zudem synthetische<br />
Energieträger als Ersatz für fossile Brennund<br />
Treibstoffe. So lässt sich erneuerbare<br />
Energie auch langfristig speichern<br />
und einfach und sicher transportieren.<br />
Die Empa erforscht weiter die saisonale<br />
Wärmespeicherung, z.B. mittels Erdsonden<br />
oder thermochemischen Wärmespeichern.<br />
Energiesysteme<br />
Energieerzeugung, -verteilung und -verbrauch<br />
findet nicht nur in isolierten Einheiten<br />
wie einzelnen Gebäuden oder Fahrzeugen,<br />
sondern auch in grossen Systemen<br />
wie Quartieren oder ganzen Städten statt.<br />
An der Empa werden darum auch Energieflüsse<br />
in derart komplexen Systemen modelliert<br />
und berechnet.<br />
Zur praxisnahen Erprobung neuer Konzepte<br />
zusammen mit Partnern aus der Industrie<br />
und dem akademischen Umfeld stehen<br />
die Forschungs- und Technologietransfer-Plattformen<br />
NEST (Bau und Betrieb<br />
von Gebäuden), ehub (Energiesysteme<br />
im Quartier), move (Mobilität) und<br />
dhub (Digitalisierung) zur Verfügung.<br />
CO 2<br />
in den Boden<br />
Die Empa ist an einem internationalen Forschungsprojekt<br />
beteiligt, das eine unkonventionelle<br />
Lösung ins Auge fasst: Im Sommer<br />
wird überschüssige erneuerbare Energie<br />
– beispielsweise Solarstrom – in Wasserstoff<br />
(H 2<br />
) umgewandelt. Dieser wird<br />
dann zusammen mit Kohlendioxid (CO 2<br />
) in<br />
natürlichen Untergrundspeichern – zum<br />
Beispiel ehemaligen Erdgaslagerstätten –<br />
in über 1000 Metern Tiefe eingelagert. Mikroorganismen<br />
aus der Urzeit, sogenannte<br />
Archaeen, wandeln über ihren Stoffwechsel<br />
Wasserstoff und CO 2<br />
zu erneuerbarem<br />
Methan (CH 4<br />
) um (siehe Grafik). Dieses Methan<br />
kann dann im Winter den Speichern<br />
wieder entzogen und als CO 2<br />
-neutrales<br />
Erdgas vielfältig genutzt werden.<br />
Überschuss von Solarstrom möglich<br />
Für die Schweiz prognostizierte Martin Rüdisüli<br />
von der Empa-Abteilung «Urban<br />
Energy Systems» einen Überschuss von<br />
gut 10 Terawattstunden (TWh) Solarstrom<br />
in den nächsten Jahrzehnten – vorausgesetzt,<br />
ein Grossteil der geeigneten Dachflächen<br />
würde mit Photovoltaik ausgebaut,<br />
was wiederum nötig ist, wenn damit der<br />
wegfallende Atomstrom ersetzt werden<br />
soll. Wandelt man den Überschussstrom<br />
im Sommer in Methan um, liessen sich damit<br />
rund eine Million Gasfahrzeuge ganzjährig<br />
erneuerbar betreiben.<br />
Aufspaltung von Methan<br />
Von Interesse für die Forschung ist auch<br />
die Aufspaltung von Methan (CH 4<br />
) in energetisch<br />
nutzbaren Wasserstoff (H 2<br />
) und festen<br />
Kohlenstoff (C). Wird dabei erneuerbares<br />
Methan eingesetzt, sind gar «negative»<br />
CO 2<br />
-Emissionen möglich. Denn einzig der<br />
Wasserstoff wird als Energieträger genutzt.<br />
Der Kohlenstoff gelangt nicht mehr zurück<br />
in die Atmosphäre, da er als Feststoff abgeschieden<br />
und in der Bau- oder Landwirtschaft<br />
eingesetzt werden kann. Zum sogenannten<br />
blauen Wasserstoff forscht wiederum<br />
das Paul Scherrer Institut (PSI).<br />
Das energetische Potenzial zur Herstellung<br />
von Methan in Wüstenregionen ist<br />
enorm. Gelingt es, synthetisches Methan<br />
über die bestehenden Handelsmechanismen<br />
und Infrastrukturen in die Schweiz zu<br />
transportieren und hierzulande in Wasserstoff<br />
und festen Kohlenstoff aufzutrennen,<br />
könnte man mehrere Probleme auf einmal<br />
lösen: Erneuerbarer Wasserstoff stünde<br />
zur Versorgung industrieller Prozesse<br />
und zur Überbrückung der Winterstromlücke<br />
zur Verfügung. Gleichzeitig könnten so<br />
im Inland negative CO 2<br />
-Emissionen erzeugt<br />
werden.<br />
Das ECO-Qube-Projekt<br />
Im Projekt ECO-Qube untersucht das ehub-<br />
Team der Empa mit internationalen Partnern<br />
die Integration von Rechenzentren in<br />
Gebäudesysteme. Dazu wurde im NEST ein<br />
Rechenzentrum installiert. Im Fokus stehen<br />
die Integration des Rechners ins thermische<br />
Netz, sodass die Abwärme, die<br />
beim Betrieb anfällt, als Wärmequelle genutzt<br />
werden kann, sowie der effiziente,<br />
nachhaltige Betrieb des Rechenzentrums.<br />
In einem weiteren Projekt haben zwei Forscher<br />
des ehub-Teams einen Algorithmus<br />
entwickelt, der die Raumtemperatur vorausschauend<br />
regelt. Dabei wird anhand