Swissmechanic_Journal_2022-05
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Energie und Umwelt<br />
Swissgrid und Stromanbieter<br />
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für solche Ressourcen sind Photovoltaikanlagen,<br />
Batteriespeicher, Wärmepumpen<br />
oder Elektroautos. Die Blockchain-Technologie<br />
erlaubt dabei die Aggregierung<br />
unzähliger solcher Anlagen<br />
und die automatische Verarbeitung<br />
grosser Datenflüsse. In diesem dezentralen<br />
System werden alle Daten direkt bei<br />
den einzelnen Einheiten erfasst und verarbeitet,<br />
was zu maximaler Transparenz<br />
und hoher Sicherheit führt.<br />
Stromimport im Winter<br />
Der Strom, der in der Schweiz verbraucht<br />
wird, wird mehrheitlich in einheimischen<br />
Kraftwerken produziert, der andere Teil<br />
aus dem Ausland importiert. Letzteres ist<br />
besonders in den Wintermonaten der<br />
Fall. In diesem Zeitraum werden bis zu 40<br />
Prozent des Schweizer Strombedarfs mit<br />
Energie aus dem Ausland, vor allem aus<br />
Deutschland und Frankreich, gedeckt.<br />
Im Sommer ist es umgekehrt, dann wird<br />
häufig Strom exportiert.<br />
Fehlendes Stromabkommen<br />
Der Bundesrat beschloss im Mai 2021,<br />
das Institutionelle Abkommen mit der<br />
EU nicht zu unterzeichnen – mit Folgen<br />
für Swissgrid. Seit 2014 macht die EU ein<br />
Rahmenabkommen, dessen Geltungsbereich<br />
weit über das Stromabkommen<br />
hinausgegangen wäre, zur zwingenden<br />
Voraussetzung für den Abschluss eines<br />
Stromabkommens. Der fehlende Einbezug<br />
von Swissgrid in die europäischen<br />
Koordinationsprozesse wirke sich, so<br />
Swissgrid, negativ auf den Netzbetrieb<br />
aus. Ungeplante Lastflüsse durch die<br />
Schweiz gefährden zunehmend die<br />
Netzstabilität und Swissgrid muss Strom<br />
(vornehmlich aus Wasserkraft) für die<br />
Stabilisierung des Netzes einsetzen. Mit<br />
einem Stromabkommen würde Swissgrid<br />
in den Berechnungen der europäischen<br />
Partner berücksichtigt und hätte<br />
frühzeitig Kenntnis über die Stromflüsse<br />
durch die Schweiz.<br />
Swissgrid konnte bisher mit vertraglichen<br />
Vereinbarungen die unbedingt nötigen<br />
Kooperationen auf technischer<br />
Ebene sichern. Privatrechtliche Vereinbarungen<br />
unter Übertragungsnetzbetreibern<br />
stellen aber laut Swissgrid langfristig<br />
keinen adäquaten Ersatz für ein<br />
Stromabkommen dar. Swissgrid stösst<br />
mit den Lösungen auf technischer Ebene<br />
an die Grenze ihrer Handlungsmöglichkeiten.<br />
Ein Stromabkommen mit der EU<br />
erachtet Swissgrid als unverzichtbar, um<br />
die Stromversorgung langfristig zu sichern.<br />
Als Übergangslösung könnte sich<br />
Swissgrid ein rein technisches, zwischenstaatliches<br />
Abkommen vorstellen.<br />
Die Stromversorger<br />
Über 650 Elektrizitätsunternehmen sichern<br />
in der Schweiz die Stromversorgung.<br />
Dabei erfüllen diese Unternehmen<br />
eine oder mehrere Aufgaben, die für eine<br />
zuverlässige Stromversorgung nötig<br />
sind: Sie erzeugen mit grösseren oder<br />
kleineren Kraftwerken Strom aus verschiedenen<br />
Energiequellen (Wasserkraft,<br />
Photovoltaik, Wind, Kernenergie,<br />
Abfall usw.), sie speichern Strom in Speicher-<br />
und Pumpspeicherwerken, sie<br />
handeln mit Strom, nutzen so (auch international)<br />
die günstigsten Produktionsmöglichkeiten<br />
und decken ihre eigenen<br />
Produktionslücken, sie betreiben einen<br />
grösseren oder kleineren Abschnitt<br />
des Stromnetzes, vom international verbundenen<br />
Hochspannungsnetz bis hinunter<br />
zum Hausanschluss, sie liefern<br />
Strom an die Endkunden, sie messen und<br />
verrechnen die Stromlieferung und Netznutzung<br />
und anderes mehr. Die Elektrizitätsunternehmen<br />
sind zu über 80 Prozent<br />
im Eigentum der öffentlichen Hand,<br />
vor allem der Kantone und Gemeinden.<br />
Haupterzeugung mit Wasser<br />
und Atomkraft<br />
Die Wasserkraft ist die wichtigste Stromerzeugungsart<br />
der Schweiz. Dank ihrer<br />
Topografie und dem Niederschlagsreichtum<br />
verfügt die Schweiz über die<br />
Grundlagen für diese Art der Stromerzeugung.<br />
Sie zählt zu den Staaten mit<br />
den höchsten Anteilen an regenerativen<br />
Energien. Rund 1300 Wasserkraftzentralen<br />
liefern circa 58 Prozent der Stromproduktion<br />
(circa 25 Prozent werden von<br />
Laufwasserkraftwerken erzeugt und ca.<br />
33 Prozent von Speicherkraftwerken).<br />
Kernenergie liefert heute circa 33 Prozent<br />
des Stroms in der Schweiz. Neben Wasserkraftwerken<br />
ist Kernenergie die einzige<br />
Grosstechnologie für Bandenergie, die<br />
sehr wenig CO 2<br />
ausstösst und so das Klima<br />
schont. Der Brennstoff Uran ist in grösseren<br />
Mengen vorhanden und findet abgesehen<br />
von der Stromerzeugung kaum Verwendung.<br />
Er ist sehr energiedicht. Deshalb<br />
braucht man nur wenig Uran, und<br />
der entstehende Abfall hat ein entsprechend<br />
kleines Volumen. Da er radioaktiv<br />
ist, muss er aber in massive Schutzbehälter<br />
verpackt und in einem geologischen<br />
Tiefenlager entsorgt werden.<br />
Der übrige Strom stammt aus konventionellen<br />
thermischen Kraftwerken (4 Prozent)<br />
und diversen erneuerbaren Quellen<br />
(5 Prozent), wie Biogas-, Photovoltaik-<br />
oder Windenergieanlagen.<br />
«Power-to-X»<br />
Die Stromspeicherung ist einer der zentralsten<br />
Aspekte in der Diskussion um erneuerbare<br />
Energie: nicht nur für die Stabilität<br />
der Netze, sondern auch für die<br />
Versorgungssicherheit. Die Frage stellt<br />
sich: Wie bringt man den Stromüberfluss<br />
vom Sommer in den Winter, die Zeit der<br />
Stromknappheit? Das grösste Potenzial,<br />
diese Überschüsse in den Winter zu<br />
überführen, sieht die Forschung in «Power-to-X»-Technologien,<br />
die die Umwandlung<br />
von überschüssigem Strom in<br />
speicherbare chemische Energieträger<br />
wie Wasserstoff oder synthetisches Methan<br />
ermöglichen, sowie in thermischen<br />
Speichern wie etwa Erdsondenfeldern.