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Nr. 84 - Herbst 2022

Burgund, Pays de la Loire, Nordfrankreich, Bayeux, Bordeaux, Picasso, Rosa Bonheur, l'horloge parlante, Rezept...und viel mehr !

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>84</strong> · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong><br />

BURGUND · PAYS DE LA LOIRE · NORDFRANKREICH · BAYEUX · BORDEAUX<br />

Burgund<br />

Guédelon: Sie haben<br />

ihre Burg gebaut!<br />

Pays de la Loire<br />

Eine Oase der Harmonie<br />

im Dienste der Fotografie<br />

Nordfrankreich<br />

Vom Kohlerevier zum<br />

beliebten Tourismusziel<br />

Picasso<br />

Der Ausländer, den Frankreich<br />

nicht akzeptieren wollte<br />

Bordeaux<br />

« Wir brauchen einen anderen,<br />

einen wirkungsvolleren Weinbau »<br />

Kultur Rosa Bonheur, eine faszinierende Persönlichkeit<br />

Rezept Crème caramel au beurre salé<br />

Produkt Magische Terre de Sommières<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe<br />

Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

« Wahre Leidenschaften verleihen<br />

Mut und damit Stärke. » Das sagte im<br />

18. Jahrhundert der international<br />

bekannte französische Schriftsteller<br />

und Philosoph François-Marie Arouet<br />

(1694-1778), besser bekannt unter dem Namen Voltaire.<br />

Während der Vorbereitungen für diese Ausgabe spukte<br />

mir eine vage Erinnerung an diesen Satz im Kopf herum.<br />

Erst kurz vor Abschluss, beim Schreiben des Editorials,<br />

gelang es mir, den genauen Wortlaut zu<br />

finden. Ich hatte das Zitat vor einigen Jahren<br />

in einem der kleinen schwarzen Notizbücher<br />

notiert, von denen immer eines in meiner<br />

Tasche steckt und Zeugnis über die zahlreichen<br />

Begegnungen, Diskussionen oder schlicht<br />

einen plötzlichen Gedanken ablegt …<br />

An Leidenschaft und Mut fehlt es<br />

den Frauen und Männern, die Sie auf<br />

den folgenden Seiten kennenlernen,<br />

in der Tat nicht. Alle beschlossen<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

ihres Lebens, auf ihre Bedürfnisse<br />

zu hören, ihrer wahren<br />

Passion nachzugeben und<br />

auf diese Weise ihrem Leben<br />

neuen Sinn zu verleihen. Dabei<br />

ist fast allen gemeinsam, dass sie<br />

zunächst Kritikern und Nörglern die<br />

Stirn bieten mussten, Menschen, die<br />

ihrer Initiative, ihrer Ambition oder ihren<br />

Experimenten negativ gegenüberstanden.<br />

Im Departement Yonne, in Burgund, realisieren<br />

Arbeiter seit 1997 ein « anderes »<br />

Bauprojekt, eine ungeheure Herausforderung,<br />

nämlich<br />

eine<br />

Burg mit<br />

Materialien<br />

und Techniken aus<br />

dem 13. Jahrhundert zu<br />

bauen. Vielleicht erinnern<br />

sich einige von Ihnen, dass wir bereits<br />

2008 in Guédelon waren. Nun sind wir dorthin<br />

zurückgekehrt, um zu sehen, was aus dem Projekt<br />

geworden ist. Sie werden feststellen, dass der Fortschritt<br />

mit ihrer Entschlossenheit mithalten kann!<br />

Mut benötigen auch Kriegsreporter zweifellos, wenn<br />

sie uns unverzichtbare Informationen aus Krisengebieten<br />

liefern. Dieses Engagement würdigt die<br />

Stadt Bayeux (Calvados). Mut brauchten auch<br />

diejenigen, die im 19. Jahrhundert in Bordeaux<br />

das « Monument des Jahrhunderts » bauten: die<br />

berühmte Steinbrücke. Auch den Einwohnern<br />

des Kohlereviers in der Region Nord-<br />

Pas-de-Calais fehlt dieser Charakterzug<br />

nicht, denn sie verwandelten diese<br />

Gegend mit ihrer schwierigen industriellen<br />

Vergangenheit in ein beliebtes<br />

Touristenziel. Und was soll man über<br />

die beiden außergewöhnlichen Künstler sagen,<br />

Rosa Bonheur (1822-1899) und Pablo Picasso<br />

(1881-1973), die in einer französischen Gesellschaft<br />

lebten, die offenbar nicht bereit war,<br />

ihren Nonkonformismus zu verstehen? Nicht<br />

zuletzt lesen Sie über den Mut einer Frau, die<br />

sich für Wissenschaft und Weinbau begeistert<br />

und es gewagt hat, im (noch) sehr eingefahrenen<br />

Weinbaugebiet Bordelais « anders zu denken » …<br />

Wenn Sie die Geschichten dieser Menschen gelesen<br />

haben, werden Sie mir zustimmen, wie sehr der Gedanke<br />

von Voltaire auf sie zutrifft. Viel Spaß beim Lesen!<br />

Titelbild: die Burg in Guédelon (Yonne) im Sommer <strong>2022</strong>.<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 3


Bayeux · 66<br />

Lens · 48<br />

Guédelon · 22<br />

Rosa Bonheur · 58<br />

Rambouillet · 46<br />

Wein · 80<br />

Bordeaux · 32<br />

Rezept · 92<br />

Picasso · 72<br />

Abbaye de l‘Épau · 40


Rennes<br />

Nantes<br />

Rouen<br />

66 · Bayeux<br />

PARIS<br />

80 · Pauillac<br />

32 · Bordeaux<br />

Lille<br />

48 · Lens<br />

40 · Abbaye de l‘Épau<br />

22 · Treigny<br />

Tours<br />

Dijon<br />

Montpellier<br />

Toulouse<br />

Marseille<br />

Straßburg<br />

Lyon<br />

Frankreich heute<br />

58 Rosa Bonheur<br />

Eine grandiose Künstlerin und eine beeindruckende Frau<br />

Die bemerkenswerte französische Künstlerin Rosa Bonheur<br />

machte nie einen Hehl aus ihrem unstillbaren Drang nach Freiheit<br />

und dem Wunsch, dem Akademismus der damaligen Zeit zu<br />

entkommen. Sie verschaffte der Tiermalerei die Anerkennung als<br />

Kunstgattung. In diesem Jahr würdigt man die Künstlerin anlässlich<br />

ihres 200. Geburtstages mit einer bedeutenden Ausstellung.<br />

66 Bayeux<br />

Eine Stadt engagiert sich für Kriegsberichterstatter<br />

Im Oktober wird in Bayeux zum 29. Mal der renommierte<br />

Prix Bayeux des correspondants de guerre verliehen. Der<br />

Preis zeichnet Journalisten aus der ganzen Welt aus,<br />

die für die Berichterstattung aus Krisengebieten ihr Leben<br />

riskieren. Die perfekte Gelegenheit, die Stadt unter<br />

einem ganz anderen Blickwinkel zu entdecken.<br />

72 Pablo Picasso<br />

Teil 1: Der Ausländer, den Frankreich<br />

nicht akzeptieren wollte<br />

In dem ersten von zwei Artikeln, die sich Picasso widmen, stützen<br />

wir uns auf erstaunliche Nachforschungen der französischen<br />

Historikerin Annie Cohen-Solal. Sie erfahren mehr über einen<br />

bisher unbekannten Picasso, der uns sehr berührt hat.<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

22 Burgund-Franche-Comté<br />

Guédelon: Sie haben ihre Burg gebaut!<br />

Im Norden von Burgund stellen sich Arbeiter seit 1997 der<br />

ungeheuren Herausforderung, im 21. Jh. eine Burg mit<br />

Materialien und Techniken des 13. Jh. zu bauen! Inzwischen<br />

ist sie fast vollständig errichtet und eine der beliebtesten<br />

touristischen Sehenswürdigkeiten der Region.<br />

32 Nouvelle-Aquitaine<br />

Bordeaux feiert seine älteste Brücke<br />

In Bordeaux feiert man in diesem Jahr den 200. Jahrestag der<br />

berühmten Steinbrücke, die 2002 als Monument historique klassifiziert<br />

wurde. Entdecken Sie mit uns das historische Bauwerk (wieder),<br />

das als architektonische Meisterleistung gilt und in den Herzen<br />

der Menschen dieser Stadt einen besonderen Platz einnimmt.<br />

40 Abbaye de l‘Épau<br />

Eine Oase der Harmonie im Dienste der Fotografie<br />

Zum zehnten Mal ist die Abbaye Royale de l’Épau – eines<br />

der schönsten und besterhaltenen Klöster Frankreichs – der<br />

Rahmen für eine Fotoausstellung von Format. Diese ist als<br />

fotografischer Spaziergang durch die Klosteranlage konzipiert,<br />

in dessen Verlauf groß- und kleinformatige Bilder in einem nicht<br />

alltäglichen Umfeld mit dem Betrachter kommunizieren.<br />

48 Nordfrankreich<br />

Vom Kohlerevier zum beliebten Tourismusziel<br />

Aus touristischer Sicht machte der Norden Frankreichs<br />

noch vor zehn Jahren nur wenig von sich reden. Doch seit<br />

das Kohlerevier Nord-Pas-de-Calais von der UNESCO in die<br />

Welterbeliste aufgenommen wurde und der Pariser Louvre<br />

im nicht weit von Lens entfernten Loos-en-Gohelle einen<br />

« Ableger » eröffnete, hat sich das verändert. Lesen Sie selbst.<br />

Art de vivre<br />

80 Wein<br />

« Wir brauchen einen anderen, einen<br />

wirkungsvolleren Weinbau »<br />

Claire Lurton, Eigentümerin des renommierten Weinguts<br />

Château Haut-Bages Libéral, hat sich bereits vor mehr<br />

als 15 Jahren von den klassischen Weinbaumethoden<br />

distanziert und experimentiert seitdem mit neuen<br />

Praktiken für den Anbau der Reben und den Ausbau des<br />

Weines. Traum oder Realität? Was steckt dahinter?<br />

92 Chantals Rezept<br />

Crème caramel au beurre salé<br />

94 Produkt<br />

Terre de Sommières: ein Pulver, das Wunder bewirkt<br />

Was hat es mit diesem seltsamen Pulver eigentlich auf sich, das<br />

aus dem Boden des Ortes Sommières gewonnen und aufgrund<br />

seiner Wirksamkeit als « Wundermittel » bezeichnet wird?<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

16 On regarde<br />

18 On surfe<br />

20 On écoute<br />

79 Leserbriefe<br />

88 Nachbestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

AGRONOMIE<br />

Umweltschutz durch esslustige Schafe<br />

Frédéric Henriques, Schäfer im an der Mittelmeerküste<br />

gelegenen Ort Vendres (Hérault), initiierte im vergangenen<br />

Winter gemeinsam mit Winzern der Gegend ein<br />

agrarwissenschaftliches Experiment, mit dem das<br />

Ausbringen des Herbizids Glyphosat auf einer Rebfläche von<br />

rund 600 ha vermieden werden konnte: Bis zum Austreiben<br />

der Knospen Mitte März weideten seine Schafe jeden Tag<br />

genüsslich zwischen den Rebstöcken. Das Ergebnis war<br />

mehr als überzeugend: Die Winzer konstatierten nicht nur<br />

eine effiziente und selektive Unkrautbekämpfung ohne<br />

Schäden an den Reben, sondern darüber hinaus trugen<br />

die Exkremente der Tiere deutlich zur Verbesserung der<br />

Bodenqualität bei. Die Winzer waren daher sehr zufrieden.<br />

Die Schafe ebenfalls, allerdings mussten sie beim Austreiben<br />

der ersten Knospen wieder andere Weideflächen aufsuchen.<br />

In diesem Sommer weideten sie beispielsweise in Feldern<br />

mit Melonen, die nicht mehr zum Verkauf geeignet waren.<br />

Diese Frucht schmeckte den Schafen offensichtlich<br />

ausgesprochen gut und hatte zudem den Vorteil,<br />

dass aufgrund des hohen Wassergehalts von<br />

Melonen mehrere Tausend Liter Wasser pro<br />

Tag eingespart werden konnten.<br />

MUSEEN<br />

Verlängerte Öffnungszeiten sind erfolgreich<br />

Nach den durch die Coronaviruspandemie ausgelösten Lockdowns hinterfragte man in den<br />

französischen Museen die Besucherfrequenz und suchte nach Möglichkeiten, um diese wieder<br />

zu erhöhen. Einige Einrichtungen öffneten versuchsweise an bestimmten Tagen ihre Türen<br />

erst später und verlängerten dafür die Öffnungszeiten am Abend. Dieser Ansatz erwies sich<br />

als erfolgreich, was nicht zuletzt auch der Besucherzustrom anlässlich der Europäischen<br />

Museumsnacht am 14. Mai bestätigte. Inzwischen setzen sich in Frankreich solche<br />

Öffnungszeiten immer mehr durch. Das Musée du Louvre in Paris beschloss beispielsweise,<br />

am Freitagabend die Türen ab sofort erst um 21.45 Uhr (statt bisher 18 Uhr) zu schließen.<br />

In der Praxis müssen zwar noch einige Widerstände aufseiten der Gewerkschaften<br />

ausgeräumt werden, dennoch wird sich diese Praxis wohl immer mehr verbreiten.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


WINDENERGIE<br />

Krieg der Umfragen<br />

Umfragen im großen Stil<br />

über die Entwicklung der<br />

Windenergie in Frankreich<br />

wurden bisher immer<br />

durch Projektträger<br />

von Windkraftanlagen,<br />

die naturgemäß<br />

dieser Energie positiv<br />

gegenüberstehen, in Auftrag gegeben. Nun hat allerdings das höchstoffizielle<br />

IFOP-Institut (Institut Français d’Opinion Publique) eine Umfrage bei Bewohnern in<br />

46 Gemeinden rund um den Windpark Montagne Sainte-Victoire (Var) durchgeführt,<br />

dessen 22 Windräder seit einem Jahr in Betrieb sind. Dabei zeigt sich, dass Menschen,<br />

die von einer derartigen Installation direkt betroffen sind, diese nur schwerlich<br />

akzeptieren können. 71 % von ihnen sind der Ansicht, dass sie die schöne Landschaft<br />

(die nicht zuletzt den Maler Cezanne zu vielen seiner Bilder inspirierte) verunstalten,<br />

55 % gehen davon aus, dass sie die touristische Attraktivität der Region mindern. Die weit<br />

überwiegende Mehrheit der Befragten (85 %) ist der Ansicht, dass Gemeinden, die durch<br />

ein Vorhaben zur Errichtung von Windkraftanlagen betroffen sind, sich per Referendum<br />

dagegen wehren können sollten. Diese Meinung wird in Frankreich mehr und mehr geteilt,<br />

wobei die Regierung vorhat, bis 2028 6500 zusätzliche Windräder in Betrieb zu nehmen.<br />

AUSGEFALLEN<br />

« Mini-Austern » zum Aperitif<br />

Die kleinsten Austern – 30 bis 45<br />

Gramm, das sogenannte Kaliber<br />

5 – wurden in Frankreich lange<br />

Zeit verschmäht, da größere als<br />

schmackhafter galten. Austernzüchter<br />

warfen solche kleinen Exemplare<br />

oftmals wieder ins Wasser zurück, da<br />

sie diese trotz eines attraktiven Preises<br />

(ca. 4,50 € für ein Dutzend) nicht<br />

absetzen konnten. Seit einiger Zeit<br />

werden die kleinen Meeresmuscheln<br />

jedoch immer beliebter und vermehrt<br />

im Rahmen eines Aperitifs angeboten:<br />

Ob ganz nature, mit Zitrone oder<br />

gar – wie ihre großen Schwestern –<br />

mit Schalotten und Essig, finden Sie<br />

sich nun zwischen Kirschtomaten,<br />

Scheiben von Hartwurst und<br />

Erdnüssen wieder. Gleichwohl setzt<br />

dieser aktuelle « Trend » voraus, dass<br />

man sich zuerst etwas Zeit nehmen<br />

muss, um die Austern zu öffnen …<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

LEBENSMITTEL<br />

Europäischer Nutri-Score:<br />

ein Dorn im Auge französischer Käsehersteller<br />

Bislang ist in Frankreich die Kennzeichnung von Lebensmitteln mit dem<br />

Nutri-Score freiwillig, bis Jahresende soll dies in Europa jedoch Pflicht<br />

werden. Das auf der Verpackung angegebene fünfstufige Nährwert-<br />

Logo soll Konsumenten durch einen Buchstaben von A (dunkelgrün,<br />

günstigste Nährwertbilanz) bis E (rot, schlechteste Nährwertbilanz)<br />

eine Entscheidungshilfe hinsichtlich der Nährwerteigenschaften geben.<br />

Nach Ansicht der französischen Käsehersteller (unter anderem von<br />

Roquefort, Comté und Cantal) können die Bewertungskriterien auf<br />

ihre Produkte nicht einfach so angewendet werden. Käsesorten aus<br />

Rohmilch würden mit D oder E bewertet, obwohl sie für die Ernährung<br />

gesünder als beispielsweise<br />

Light-Limonaden sind, die mit B ausgezeichnet werden. Man müsse auch die für eine<br />

gesunde Ernährung notwendigen Vitamine, Mineralien und Fettsäuren bei der Bewertung<br />

berücksichtigen. Die Diskussion ist also eröffnet. Frankreich hat vor, sich den italienischen<br />

Forderungen anzuschließen, die für AOP-Erzeugnisse (beispielsweise Olivenöl und<br />

Parmaschinken) eine Ausnahme vom Nutri-Score vorsehen.<br />

UMWELT<br />

Das erste « Wellenreservat » Frankreichs<br />

Der Gemeinderat von Saint-Pierre-Quiberon (Morbihan) hat<br />

für die Schaffung des ersten « Wellenreservats » in Frankreich<br />

gestimmt. Auf Antrag des bretonischen Surfers Erwan Simon,<br />

dem Mitbegründer der Vereinigung France Hydrodiversité, wird<br />

auf der Halbinsel Quiberon zwischen Port Blanc und Port<br />

Berat eine etwa einen Kilometer lange und 500 Meter breite<br />

Schutzzone eingerichtet, um die Wellen der Côte Sauvage zu<br />

schützen. Dort sind nun alle Eingriffe des Menschen (vor allem<br />

der Bau von Häfen und Deichen, aber auch die Entnahme<br />

von Sand) untersagt. Es ist vorgesehen, dass dieser Ort als<br />

Pilotprojekt für die Umsetzung weiterer Schutzzonen im französischen<br />

Mutterland und den Überseegebieten dienen soll.


ELSASS<br />

MITTELALTER<br />

Musée de Cluny öffnet<br />

wieder seine Pforten<br />

Nach mehrjährigen, umfangreichen<br />

Renovierungsarbeiten hat das der<br />

mittelalterlichen Kunst gewidmete Musée<br />

de Cluny im Herzen von Paris am 12. Mai<br />

<strong>2022</strong> seine Türen wieder für das Publikum<br />

geöffnet. Neben anderen Neuerungen<br />

gelangt man nun über einen neuen, vom<br />

Architekten Bernard Desmoulin konzipierten<br />

Empfangspavillon einfacher zu den<br />

verschiedenen Ausstellungsebenen sowie in<br />

die aus der Antike stammende Thermenanlage.<br />

Herzstück des Museums sind nach wie vor<br />

die berühmten Wandteppiche « die Dame mit<br />

dem Einhorn », die nun in einem separaten<br />

Raum mit gedämpftem Licht gezeigt werden.<br />

Informationen: www.musee-moyenage.fr<br />

Wird Straßburg « Welthauptstadt des Buches »?<br />

Die UNESCO vergibt jedes Jahr den Titel « Welthauptstadt des Buches »<br />

an eine Stadt, die « Bücher und das Lesen in allen Formen und für<br />

alle Altersgruppen » fördert, « um das kritische Denken zu schärfen,<br />

Ungleichheiten zu bekämpfen und dadurch den Dialog zwischen den<br />

Kulturen in einer sich wandelnden Welt zu unterstützen ». Die Stadt<br />

Straßburg hat beschlossen, sich für das Jahr 2024 um diese Auszeichnung<br />

zu bewerben. Wenn der Titel zuerkannt wird, ist Straßburg die erste<br />

französische Stadt, die ihn erhält und wird Nachfolger der ghanaischen<br />

Stadt Accra, die 2023 Welthauptstadt des Buches sein wird. Die letzte<br />

europäische Stadt, die von der UNESCO so ausgezeichnet wurde, war<br />

Athen im Jahr 2018.<br />

ERINNERUNG<br />

Bordeaux will ein « Haus gegen Sklaverei »<br />

In unserem Artikel « Bordeaux: das Erwachen einer gar nicht so schlummernden<br />

Vergangenheit » (Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 80) konnten Sie lesen, dass sich in Bordeaux<br />

die Dinge im Hinblick auf den Umgang mit dem Sklavenhandel in der Vergangenheit<br />

beschleunigen. Gerade wurde eine 30-köpfige Kommission aus Politikern,<br />

Vereinsmitgliedern, Geschichtsforschern sowie Mitgliedern der Zivilgesellschaft<br />

geschaffen, um für das zukünftige « Haus gegen Sklaverei und für Gleichheit » in der Stadt<br />

die « Umsetzungsbedingungen zu definieren ». Der Ort soll « auf die Sklaven in unserer<br />

modernen Zeit, vom 15. Jahrhundert bis heute ausgerichtet sein », und « die Verbindungen<br />

zwischen der Erinnerung an die Sklaverei und der Rassendiskriminierung in unserer<br />

heutigen Zeit » herstellen. Wir werden Sie auf jeden Fall über die konkrete Realisierung<br />

dieses Projektes auf dem Laufenden halten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

CABARET<br />

Gefahr für das Lido<br />

Das Lido gehört neben dem Moulin Rouge und dem Crazy Horse<br />

zu den legendären Revuetheatern in Paris. Es liegt seit 1928 an den<br />

Champs-Élysées, auf seiner Bühne traten bereits so große Namen<br />

wie Edith Piaf, Johnny Hallyday, Joséphine Baker und Dalida auf.<br />

Die weltweit als grandios und außergewöhnlich eingestuften<br />

Vorstellungen zogen in der Vergangenheit Millionen Zuschauer an.<br />

Zur allgemeinen Überraschung kündigte der neue Eigentümer, der<br />

französische Hotelriese Accor, im Mai <strong>2022</strong> – entgegen vorherigen<br />

Versprechungen, die Aktivität aufrechtzuerhalten – die sofortige<br />

Streichung von 157 der 1<strong>84</strong> Arbeitsplätze des Pariser Cabarets an.<br />

Gleichzeitig präzisierte der Konzern, dass es im Lido keine Revue<br />

mehr geben, sondern dass die Aktivität « umgewandelt » werden<br />

solle, ohne jedoch nähere Einzelheiten dazu bekannt zu geben.<br />

Für das Pariser Nachtleben und vor allem für die hervorragenden<br />

Mitarbeiter des Lido ist dies eine sehr traurige Nachricht. Eine von<br />

ihnen, die berühmte Revuetänzerin Carien Keizer hatten wir vor<br />

einigen Jahren getroffen und in einem Artikel über sie berichtet:<br />

« Carien, Startänzerin im Lido » (Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 37).<br />

AUSZEICHNUNG<br />

Das beste<br />

Baguette<br />

Wie jedes Jahr<br />

wurde in Paris<br />

der « Preis für das<br />

beste Baguette »<br />

verliehen. Dafür<br />

prüfte eine Jury die<br />

Kriterien Aussehen,<br />

Backqualität,<br />

Geruch, Geschmack<br />

und Krume von<br />

mehr als 130<br />

Bewerber-Baguettes.<br />

In diesem Jahr siegte<br />

die Boulangerie<br />

Frédéric Comyn, 88<br />

Rue Cambronne, im<br />

XV. Arrondissement<br />

der Hauptstadt.<br />

Wie die Tradition es<br />

will, ist sie jetzt ein<br />

Jahr lang offizieller<br />

Brotlieferant für den<br />

Staatspräsidenten und<br />

den Élysée-Palast.<br />

TRANSPORT<br />

Ein Parkplatz<br />

für Elektroautos<br />

Jetzt ist es offiziell: In Paris<br />

wurde der größte Parkplatz für<br />

Elektrofahrzeuge Frankreichs in<br />

Betrieb genommen. Er liegt unter<br />

der Madeleine-Kirche im VIII.<br />

Arrondissement und besitzt 505<br />

Ladestationen mit einer Leistung<br />

von 7 bis 22 Kilowatt.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


TRANSPORT<br />

Bald ein TGV zwischen Paris und Berlin<br />

Eine gute Nachricht: SNCF und Deutsche Bahn wollen ab Dezember 2023 eine direkte TGV-Verbindung<br />

zwischen Paris und Berlin einrichten. Sie soll die zukünftige Nachtzugverbindung zwischen den beiden<br />

Hauptstädten ergänzen, welche die österreichische ÖBB ebenfalls ab Ende 2023 betreiben will.<br />

NERVENKITZEL<br />

Die steilste Seilrutsche Frankreichs<br />

Die steilste Seilrutsche Frankreichs befindet sich in der Region<br />

Auvergne-Rhône-Alpes, im Pays de Gex, zwischen Schweiz und<br />

Jura. Mit ihr kann man vom Col de la Faucille auf einer Höhe von<br />

1323 m zum 1000 m hoch gelegenen Dorf Bijoux hinuntersausen.<br />

Menschen, die Nervenkitzel lieben, erreichen auf der Strecke<br />

Geschwindigkeiten von über 70 km/h.<br />

Es besteht Reservierungspflicht.<br />

Informationen: www.paysdegex-montsjura.com<br />

LEBENSQUALITÄT<br />

Meerwasserbad in Marseille geplant<br />

Der Bürgermeister von Marseille, Benoît Payan, kündigte<br />

im Juni <strong>2022</strong> an, dass die Stadt das Küstengebiet der<br />

Stadt aufwerten will und dafür die Umwandlung des<br />

Wasserbeckens vor dem Musée des civilisations de<br />

l’Europe et de la Méditerranée MUCEM plant. Das Projekt<br />

sieht die Schaffung eines Meerwasserbades vor. Da die<br />

Verwaltung des Wasserbeckens der Metropolregion<br />

Aix-Marseille-Provence obliegt, muss diese allerdings<br />

zuerst noch von dem Vorhaben überzeugt werden … Wir<br />

bleiben am Ball.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 11


ON LIT<br />

ROMAN<br />

Ambivalenz<br />

Amélie Nothomb, Originaltitel: Les<br />

prénoms épicènes, übersetzt aus dem<br />

Französischen von Brigitte Große, Diogenes,<br />

128 Seiten, 20 €, ISBN 978-3257071948<br />

Amélie Nothomb<br />

ist nicht nur eine<br />

erfolgreiche<br />

Schriftstellerin,<br />

sondern sie<br />

schreibt zudem<br />

so regelmäßig wie<br />

ein Metronom.<br />

Zuverlässig<br />

veröffentlicht<br />

die berühmte<br />

zeitgenös sische<br />

Autorin aus<br />

Belgien jedes Jahr<br />

ein neues Buch, das Jahr für Jahr<br />

genauso zuverlässig von sich reden<br />

macht. 2018 war das nicht anders,<br />

als Amélie Nothomb diesen kurzen<br />

Roman (128 Seiten in der deutschen<br />

Ausgabe) publizierte, in dem sie<br />

sich einem ihrer Lieblingsthemen<br />

widmet: der Beziehung zwischen<br />

Eltern und ihren Kindern, in diesem<br />

Fall der Beziehung zwischen einem<br />

Vater und seiner Tochter. Viele<br />

Franzosen stellten sich zunächst<br />

Fragen zum Titel des Werkes: Les<br />

prénoms épicènes. Épicène ist ein<br />

nahezu in Vergessenheit geratenes<br />

Adjektiv, das im vorliegenden Titel<br />

« geschlechtsneutral » bedeutet:<br />

« Geschlechtsneutrale Vornamen »<br />

wie Dominique oder Claude also, die<br />

sowohl für eine weibliche als auch<br />

für eine männliche Person stehen<br />

können. Im Roman nennen die Eltern,<br />

die just die Vornamen Dominique<br />

und Claude tragen, ihre Tochter<br />

Épicène. Das Mädchen wächst mit<br />

der Liebe der Mutter und dem Hass<br />

des Vaters auf. Ein wunderlicher und<br />

verwirrender Roman, voller Humor, der<br />

aber viele Fragen über eine seltsame<br />

Familiengeschichte aufwirft. Amélie<br />

Nothomb, wie sie leibt und lebt.<br />

Genau das, was man jedes Jahr von ihr<br />

erwartet!<br />

ROMAN<br />

Das Ereignis<br />

Annie Ernaux, Originaltitel: L’évènement, neue Übersetzung aus dem<br />

Französischen von Sonja Finck, Suhrkamp, 104 Seiten, 11 €, ISBN<br />

978-351<strong>84</strong>72750, ab 5. Oktober <strong>2022</strong> im Buchhandel erhältlich.<br />

« Ich bin jemand, dem Dinge zustoßen. Diese Dinge<br />

müssen niedergeschrieben werden. Meine Bücher sind die<br />

größtmögliche Verschmelzung zwischen Kollektivität und<br />

Individualität » erklärte Annie Ernaux einmal einer Journalistin<br />

der französischen Tageszeitung Libération. Die mittlerweile 82-Jährige ist eine<br />

zentrale Figur der französischen Literatur und auch heute noch unablässig und<br />

mit Leidenschaft dabei, « das Leben zu schreiben ». Aber, so präzisiert sie, « nicht<br />

mein Leben, auch nicht irgendein Leben. Das Leben mit seinen Inhalten, die für alle<br />

gleich sind, die aber jeder auf individuelle Art erlebt. » Denn die Bücher von Annie<br />

Ernaux zeichnen sich durch eine unglaubliche Stärke aus: Sie lassen jeden Leser<br />

Emotionen und Empfindungen spüren, die ihn mit viel Sensibilität und Scharfsinn<br />

daran erinnern, dass unsere Existenzen zwar sehr unterschiedlich, aber oftmals<br />

auch eng verknüpft sind. Das Ereignis macht in dieser Beziehung keine Ausnahme.<br />

Der autobiografische Roman ist der unverzichtbare Erfahrungsbericht einer Frau,<br />

die 1964 im Alter von 23 Jahren, eine illegale Abtreibung erleben muss: Drei Jahre<br />

bevor 1967 die Antibabypille in Frankreich legalisiert wird, elf Jahre bevor 1975<br />

das Gesetz zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Kraft tritt. Es ist<br />

mehr als « nur » eine persönliche Erzählung, es ist ein regelrecht erschütterndes<br />

literarisches Dokument, das zudem soziale Umstände im Leben von Frauen in der<br />

Vergangenheit erhellt, die heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Eine<br />

Pflichtlektüre der französischen zeitgenössischen Literatur!<br />

ROMAN<br />

Meine Île de Ré<br />

Bernd Eilert, Mare, 192 Seiten, 20 €, ISBN 978-3866486539<br />

Die Île de Ré ist hinter Korsika, der Île d’Oléron und Belle-Île<br />

die viertgrößte Insel des französischen Mutterlandes. Sie liegt<br />

im Departement Charente-Maritime, vor dem Hafen von La<br />

Rochelle und gehört zweifellos zu den Lieblingsinseln der<br />

Franzosen. Und das, obwohl man ihr seit der Anbindung an<br />

den Kontinent im Jahr 1988 alles Mögliche nachsagt: Sie sei<br />

zu touristisch, zu kontinental geworden und im Sommer von reichen Städtern<br />

überlaufen, die ausschließlich auf Bioprodukte schwören. Reiche Bobos eben,<br />

die berühmten Bourgeois Bohèmes. Für andere dagegen konnte die Insel ihre<br />

Authentizität bewahren und stellt eine in ihrer Art einzigartige Oase des Friedens<br />

dar. Wenn vor diesem Hintergrund ein deutscher Schriftsteller sein Buch mit<br />

dem Titel Meine Île de Ré versieht, dann weckt das in Frankreich unweigerlich<br />

Neugier. Wie nimmt jemand mit einem « ausländischen » Blick die Insel wahr? Eine<br />

spannende Frage! Und der Inhalt dieses Buches ist noch viel spannender! Bernd<br />

Eilert erweist sich nicht nur als guter Beobachter, der die Verhaltensweisen und<br />

kleinen Gewohnheiten der Menschen auf der Insel – egal ob auf dem Markt oder<br />

beim Austernessen – detailliert beschreibt, sondern er besitzt zudem ein echtes<br />

Talent dafür, sich in Personen hineinzuversetzen und diese mit viel Scharfsinn,<br />

Feingefühl und Humor zu charakterisieren. Es ist mehr als ein Roman, es ist ein<br />

ungewöhnlicher und sehr lesenswerter Blick – und das gilt auch für Franzosen! –<br />

auf eine der schönsten Ecken Frankreichs und ihre Bewohner.<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


ROMAN<br />

Connemara<br />

Nicolas Mathieu, Originaltitel: Connemara,<br />

übersetzt aus dem Französischen von Lena<br />

Müller und André Hansen, Hanser Berlin, 432<br />

Seiten, 26 €, ISBN 978-3446273771, ab 26.<br />

September <strong>2022</strong> im Buchhandel erhältlich.<br />

Der Titel ist eine Anspielung<br />

auf das aus dem Jahr 1981<br />

stammende Chanson Les Lacs<br />

du Connemara von Michel<br />

Sardou. Es war in Frankreich<br />

ab den 2000er-Jahren quer<br />

durch alle sozialen Schichten<br />

sehr populär und wurde<br />

bei allen Studentenfeten<br />

gesungen. In der Kontinuität<br />

des 2018 mit dem Prix<br />

Goncourt ausgezeichneten<br />

Buches Leurs enfants après eux* präsentiert<br />

Nicolas Mathieu uns unter dem Titel<br />

Connemara einen weiteren sehr schönen<br />

Roman, dessen Handlung wiederum in seiner<br />

Heimat im Osten Frankreichs spielt.<br />

Hélène ist knapp vierzig, lebt in der Stadt und<br />

hat ihrer Ansicht nach alles im Leben erreicht,<br />

was man erreichen kann: Sie hat einen Mann,<br />

um den man sie beneidet, zwei hübsche<br />

Töchter, eine verantwortungsvolle Stellung<br />

und ein gutes Gehalt. Als sie ganz unerwartet<br />

Christophe wiedertrifft, einen ehemaligen<br />

Klassenkameraden aus dem Gymnasium,<br />

kommen ihre Gewissheiten urplötzlich ins<br />

Wanken. Im Leben von Christoph hat sich,<br />

im Gegensatz zu ihrem, offenbar überhaupt<br />

nichts geändert. Er lebt noch immer in dem<br />

Ort, in dem beide aufgewachsen sind, und hat<br />

keinen sozialen Aufstieg hinter sich. Es kommt<br />

zu einer bewegenden « Wiederbegegnung »<br />

zweier Menschen, bei der diese sich Fragen<br />

über die Midlife-Crisis stellen, und darüber,<br />

ob sie ein erfolgreiches Leben führen. Letzten<br />

Endes kommt es aber auch zu einer harten<br />

Konfrontation zweier Welten und zweier<br />

sozialer Klassen, die gegensätzlicher nicht<br />

sein könnten, die die Liebe aber am Ende<br />

verbinden könnte … Es ist eine Suche nach<br />

dem Glück und gleichzeitig ein fesselndes<br />

Porträt von Frankreich in den vergangenen 25<br />

Jahren. Erfreulich und lehrreich!<br />

*Wie später ihre Kinder, übersetzt von Lena<br />

Müller und André Hansen, 2021, Hanser<br />

Berlin, 448 Seiten, 24 €, ISBN 978-3446264120,<br />

vorgestellt in Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 78.<br />

Eine gute Nachricht: Geduld wird immer belohnt! Diese Bücher haben<br />

uns gefallen und wir haben sie Ihnen bei Erscheinen in Frankreich<br />

vorgestellt. Nun wurden sie übersetzt und werden in Kürze im<br />

deutschen Buchhandel erhältlich sein.<br />

ROMAN - PRIX GONCOURT 2021<br />

Die geheimste Erinnerung<br />

der Menschen<br />

Mohamed Mbougar Sarr, Originaltitel: La plus secrète<br />

mémoire des hommes (vorgestellt in Frankreich erleben<br />

<strong>Nr</strong>. 81), übersetzt aus dem Französischen von Holger Fock<br />

und Sabine Müller, Carl Hanser, 496 Seiten, 28 €, ISBN 978-<br />

3446274112, ab 24. November <strong>2022</strong> im Buchhandel erhältlich.<br />

Diégane Latyr Faye, ein junger senegalesischer<br />

Schriftsteller unserer Zeit, begeistert sich für ein Kultbuch, das 1938<br />

erschien, aber heute nicht mehr auffindbar ist: Le Labyrinthe de<br />

l’inhumain. Nachdem das Buch zuerst beweihräuchert wurde, in der<br />

Folge jedoch einen enormen Skandal verursachte, verschwand der<br />

Autor, T. C. Elimane, auf geheimnisvolle Weise. Diégane macht sich auf<br />

die Suche nach dem Buch und seiner Geschichte und hofft, auf diese<br />

Weise Antworten auf seine Fragen zu finden. Ein Buch über Literatur<br />

und ihre Rolle, die den Leser auf sehr lebendige und erfinderische<br />

Weise die Grenzen und Dramen der Geschichte überwinden lässt. Ein<br />

wunderschönes Werk, das inzwischen in viele Sprachen übersetzt<br />

wurde und international erfolgreich ist.<br />

ROMAN<br />

Diese eine Entscheidung<br />

Karine Tuil, Originaltitel: La décision (vorgestellt in Frankreich<br />

erleben <strong>Nr</strong>. 82), übersetzt aus dem Französischen von Maja<br />

Ueberle-Pfaff, dtv, 352 Seiten, 23 €, ISBN 978-3423290364,<br />

ab 21. September <strong>2022</strong> im Buchhandel erhältlich.<br />

Im Jahr 2019 erschien der Roman Les choses humaines<br />

von Karine Tuil (Deutscher Titel: Menschliche Dinge),<br />

in dem es um einen Vergewaltigungsprozess geht. Die<br />

Autorin war damals eine der Ersten, die sich Fragen über<br />

die Bedeutung des Begriffs « Einwilligung » stellte, ein Begriff, über<br />

den heute in Frankreich heiß diskutiert wird. Das Buch war mit mehr<br />

als 330 000 verkauften Exemplaren im Hexagon sehr erfolgreich und<br />

wurde in der Folge mit so renommierten Preisen wie Interallié und<br />

Goncourt des Lycéens ausgezeichnet. Diesmal lässt uns Karine Tuil<br />

hinter die Kulissen der französischen Justiz blicken. Im Mai 2016 muss<br />

die Richterin Alma Revel über das Schicksal eines jungen Mannes<br />

entscheiden, der verdächtigt wird, der Organisation Islamischer Staat<br />

in Syrien anzugehören. Zum beruflichen Zwiespalt kommt ein anderer,<br />

ein privater, nämlich Almas Beziehung zum Anwalt des Angeklagten.<br />

Auf der einen Seite ist es die fesselnde Beschreibung einer offenbar<br />

sehr gut, nahezu journalistisch belegten Anti-Terror-Untersuchung, auf<br />

der anderen Seite das « romantische » Dilemma einer Entscheidung<br />

zwischen Beruf und Privatleben. Interessant!<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 13


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

ROMAN<br />

Guerre<br />

Louis-Ferdinand Céline, Gallimard,<br />

190 Seiten, 19 €, ISBN 978-2072983221<br />

Dieser Roman ist in Frankreich gut<br />

bekannt, denn er macht seit seinem<br />

Erscheinen vor einigen Monaten enorm von sich<br />

reden. Dass das so ist, hat mehrere Gründe: Zunächst<br />

entstand das Werk aus bislang unveröffentlichten<br />

Manuskripten eines der umstrittensten Autoren<br />

Frankreichs: Louis-Ferdinand Céline (1894-1961).<br />

Er ist zwar zweifellos einer der herausragenden<br />

französischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts,<br />

stand jedoch aufgrund seiner Meinungen, seiner oft<br />

niederträchtigen – vor allem zutiefst antisemitischen<br />

– Texte in Verruf. Darüber hinaus hat die Geschichte<br />

der Manuskripte selbst alles von einem Krimi. Céline<br />

bewahrte diese nämlich in seiner Pariser Wohnung<br />

auf, aus der sie 1944 verschwanden. Man vermutete,<br />

sie seien gestohlen worden. Letzten Endes stellte<br />

sich jedoch heraus, dass sie sich all die Jahre in<br />

guten Händen befanden. Die Veröffentlichung<br />

ist ein « verlegerischer Geniestreich » seltenen<br />

Ausmaßes, denn es ist nach einhelliger Meinung ein<br />

herausragender Text, den der Autor zeitlich zwischen<br />

seinen bekannten Büchern Voyage au bout de la<br />

nuit (Reise ans Ende der Nacht) und Mort à crédit (Tod<br />

auf Kredit) schrieb. Guerre lässt den Leser das Werk<br />

von Céline besser verstehen, denn er erfährt darin<br />

mehr über die Erfahrungen des Autors an der Front<br />

während des Ersten Weltkriegs und die daraus<br />

resultierenden seelischen und körperlichen Traumata.<br />

2023 sollen weitere bislang unveröffentlichte<br />

Manuskripte veröffentlicht werden, die in diesem<br />

Zusammenhang ebenfalls aufgetaucht sind. Laut<br />

Experten, welche die Texte bereits einsehen konnten,<br />

tragen die Werke dazu bei, nicht nur das derzeitige<br />

Wissen über Céline, sondern über die französische<br />

Literatur des 20. Jahrhunderts als solche zu erweitern.<br />

Wir werden am Ball bleiben!<br />

AUTOBIOGRAFISCHE ERZÄHLUNG<br />

Journal de nage<br />

Chantal Thomas, Seuil, 148 Seiten,<br />

17 €, ISBN 978-2021504590<br />

Die international bekannte französische Schriftstellerin,<br />

Historikerin und Hochschullehrerin Chantal Thomas wurde im<br />

vergangenen Jahr in die Académie française berufen. Damit ist<br />

sie die zehnte Académicienne seit Gründung der ehrwürdigen<br />

Institution im Jahr 1635, der diese Ehre zuteilwurde. Bei der Lektüre<br />

des außergewöhnlichen und angenehm zu lesenden Buches<br />

sagt man sich, dass die Académie française wirklich Glück hat,<br />

sie zu ihren Mitgliedern zählen zu können. Chantal Thomas hat<br />

eine unglaubliche Fähigkeit, die Welt zu beobachten und Dinge<br />

in unserer Umwelt wahrzunehmen, die den Leser unweigerlich<br />

ergriffen macht! Sie liebt die Freiheit, tritt für sie sein und genießt<br />

sie seit ihrer Kindheit, vor allem, wenn sie die Möglichkeit hat, im<br />

Meer zu baden. Da sie während der diversen Lockdowns auf dieses<br />

anspruchslose Vergnügen verzichten musste, war das Glück umso<br />

größer, als sie ab Juni 2021 wieder im Mittelmeer<br />

schwimmen konnte. Davon berichtet sie in<br />

diesem « Schwimm tagebuch »,<br />

das alles andere als langweilig<br />

ist, sondern bei Erscheinen<br />

viele Franzosen berührte.<br />

Die Autorin fordert uns darin<br />

ganz einfach auf, auch von den<br />

scheinbar einfachsten<br />

Dingen in unserem<br />

Leben jede Sekunde<br />

zu genießen.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


AUTOBIOGRAFISCHER ROMAN<br />

Le jeune homme<br />

Annie Ernaux, Gallimard, 38 Seiten, 8 €, ISBN 978-20729800<strong>84</strong><br />

Wie im Buch Das Ereignis (L’évènement), das wir Ihnen in der Rubrik<br />

On lit vorstellen, gibt Annie Ernaux auch in ihrem aktuellsten Buch<br />

sehr persönliche Dinge über sich preis. Und wiederum gelingt es ihr, uns durch die<br />

Magie ihrer Worte und ihr Talent in Bann zu ziehen, indem sie uns ihre Geschichte<br />

so erzählt, dass sie letztendlich allgemeingültig ist. Diesmal in Form eines sehr<br />

kurzen (knapp 40 Seiten), aber ausgesprochen treffenden Romans. Mit viel Takt<br />

und Gefühl, aber auch humorvoll und aufrichtig, erzählt Annie Ernaux von einer<br />

Liebesbeziehung, die sie im Alter von 54 Jahren mit einem 30 Jahre jüngeren<br />

Mann hatte. Mit einem jungen Mann, der ihr Leben zutiefst prägte und der, wie<br />

sie es so passend ausdrückte, ihr Ouvreur du temps, ihr « Zeitöffner » war. Wie sie<br />

im Buch brillant erläutert, wurde ihr durch diese Beziehung auch die Bedeutung<br />

des Schreibens bewusst: Ob man nun liebt, um zu schreiben, oder schreibt, um zu<br />

lieben: Das Leben hält viele Überraschungen bereit, die wir, so die Schriftstellerin,<br />

ergreifen sollten. Erfreulich und lehrreich!<br />

REISETAGEBUCH<br />

Ma forteresse - Journal du Vercors<br />

Antoine de Baecque, Paulsen, 288 Seiten,<br />

19,90 €, ISBN 978-2375021477<br />

Die großartige Hommage eines Geschichtswissenschaftlers<br />

und Wanderers an diese Region in den französischen Alpen,<br />

die er in seiner Jugend kreuz und quer durchstreifte. Das Buch<br />

ist mehr als eine bezaubernde Beschreibung der Landschaft, durch die man<br />

sofort Lust bekommt, diese zu entdecken. Das Reisetagebuch stellt gleichzeitig<br />

eine Verbindung zwischen Orten und ihren Bewohnern her, sodass man die<br />

Besonderheit und Stärke dieses Landstrichs begreift, der sich von anderen<br />

unterscheidet. « Es geht darum, zu erleben, wie man mit den Füßen Geschichte<br />

macht », schreibt der Autor. Eine ausgezeichnete Idee, über die sich nicht nur<br />

Wanderer freuen!<br />

ROMAN/SCIENCEFICTION<br />

Le temps des grêlons<br />

Olivier Mak-Bouchard, Le Tripode, 356 Seiten, 20 €, ISBN 978-2370553188<br />

Nach dem Erfolg seines ersten Romans, Le dit du Mistral, der<br />

2020 erschien, zieht uns der Provenzale Olivier Mak-Bouchard<br />

erneut mit einer ganz unerwarteten Handlung in Bann, die sich<br />

zwischen Märchen und Science-Fiction bewegt. Von einem Tag<br />

auf den anderen herrscht überall auf der Erde sprachloses Erstaunen:<br />

Fotoapparate halten keine Personen mehr fest. Man könnte meinen, das Universum<br />

sei durch unsere Präsenz übersättigt und wolle sich gegen den Menschen auflehnen.<br />

Ein Kind in der Provence beobachtet diese neue Welt, die so aus den Fugen geraten ist,<br />

dass eine Realität entsteht, die sich niemand hätte vorstellen können. Ein Buch voller<br />

Überraschungen, bei dem man nach dem Lesen der letzten Seite urplötzlich Lust<br />

bekommt, wieder von vorne zu beginnen … Unglaublich spannend! Was für ein Talent!<br />

Sie möchten Ihren französischen<br />

Freunden ein deutsches Buch<br />

empfehlen, das kürzlich auch in<br />

Frankreich erschienen ist? Hier<br />

kommt unser derzeitiger Coup de<br />

cœur:<br />

ROMANBIOGRAFIE<br />

Les<br />

vieux<br />

garçons<br />

Alain Claude<br />

Sulzer, aus<br />

dem Deutsch<br />

übersetzt von<br />

Jacqueline<br />

Chambon,<br />

Originaltitel:<br />

Doppelleben,<br />

Kiepenheuer & Witsch, <strong>2022</strong>,<br />

Chambon-Actes Sud, 216 Seiten,<br />

22,20 €, ISBN 978-2330166243<br />

Man kennt zwar den<br />

renommierten französischen<br />

Literaturpreis, der ihren Namen<br />

trägt, aber was weiß man wirklich<br />

über die Brüder Goncourt,<br />

Edmond (1822-1896) und Jules<br />

(1830-1870) Diese Frage versucht<br />

der Schweizer Schriftsteller Alain<br />

Claude Sulzer zu beantworten.<br />

Nach vermutlich langen und<br />

intensiven Recherchen beschloss<br />

er daher, die packende und<br />

lehrreiche Biografie der beiden<br />

Brüder zu schreiben. Sie ist weit<br />

von den bislang veröffentlichten,<br />

« offiziellen » Porträts entfernt,<br />

denn man entdeckt eine<br />

lebendige, oft erstaunliche<br />

Lebensbeschreibung, deren<br />

Lektüre wirklich Spaß macht.<br />

Damit « entstaubt » er sowohl<br />

die Vorstellungen, die man<br />

einerseits vom 19. Jahrhundert<br />

in Frankreich hat – von einer<br />

Zeit, die man sich meist als<br />

sehr konservativ vorstellt – als<br />

auch von zwei Phänomenen der<br />

französischen Literatur, deren<br />

Name in der ganzen Welt bekannt<br />

ist. Zwei « Junggesellen » mit<br />

einem zweifellos ungewöhnlichen<br />

Schicksal!<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 15


ON REGARDE<br />

DRAMA<br />

HISTORIENDRAMA<br />

Verlorene Illusionen<br />

Der frei nach der gleichnamigen<br />

Romanvorlage von Honoré de<br />

Balzac (1799-1850) entstandene Film<br />

erzählt die Geschichte von Lucien de<br />

Rubempré (Benjamin Voisin), einem<br />

jungen, unbekannten Dichter im<br />

Frankreich des 19. Jahrhunderts. Er<br />

verlässt die Familiendruckerei in der<br />

Provinz, um sein Glück in Paris zu<br />

versuchen. Doch in der Stadt ist er auf<br />

sich allein gestellt und entdeckt hinter<br />

den Kulissen der Pariser Literatur- und<br />

Verlagsszene eine für ihn ganz neue<br />

Welt, in der nur das Geld zählt. Der<br />

Film erhielt bei der diesjährigen Cesar-<br />

Verleihung sieben Auszeichnungen,<br />

unter anderem für den besten Film,<br />

das beste adaptierte Drehbuch,<br />

den besten Nebendarsteller<br />

(Vincent Lacoste) und den besten<br />

männlichen Nachwuchsdarsteller<br />

(Benjamin Voisin). Mit seiner brillanten<br />

Inszenierung und der faszinierenden<br />

Besetzung versetzt uns der Film<br />

in eine von Zynismus geprägte<br />

Zeit und zeigt ein unbekanntes<br />

Gesicht von Paris. Großes Kino,<br />

eine besonders gelungene und<br />

moderne Neuinszenierung einer<br />

historischen Romanvorlage und ein<br />

atemberaubendes Reenactment!<br />

Solche Filme möchten wir häufiger<br />

sehen!<br />

Verlorene<br />

Illusionen •<br />

Frankreich,<br />

Belgien 2021,<br />

144 min •<br />

Originaltitel:<br />

Illusions<br />

perdues • Ein<br />

Film von Xavier<br />

Giannoli, mit<br />

Benjamin<br />

Voisin, Cécile<br />

de France,<br />

Vincent<br />

Lacoste u. a. •<br />

Ab 20. Oktober<br />

<strong>2022</strong> im Kino.<br />

DRAMA<br />

Meinen Hass bekommt ihr nicht<br />

Wie kann man eine Tragödie verarbeiten,<br />

ohne in Hass und Verzweiflung zu<br />

verfallen? Es ist die wahre Geschichte des<br />

französischen Journalisten Antoine Leiris<br />

(Pierre Deladonchamps), der Hélène (Camélia<br />

Jordana), seine geliebte Frau und die Mutter<br />

seines 17 Monate alten Sohnes Melvil (Zoé<br />

Iorio) bei den tragischen Attentaten des 13.<br />

November 2015 im Pariser Bataclan verlor. Noch im Schock und<br />

unter dem Eindruck des Entsetzens verfasst Antoine einen offenen<br />

Brief voller Hoffnung, in dem er dem Hass der Terroristen die Liebe<br />

zu seiner getöteten Frau und seinem kleinen Sohn entgegensetzt<br />

und den er in den sozialen Netzwerken postet: Vous n’aurez pas ma<br />

haine! (Meinen Hass bekommt ihr nicht!) Die bekannte französische<br />

Tageszeitung Le Monde druckte den Brief auf der Titelseite ab,<br />

Medien auf der ganzen Welt übernahmen ihn. Der herzzerreißende<br />

Film ist eine äußerst genaue Wiedergabe des von Antoine Leiris in<br />

der Folge der Ereignisse geschriebenen Buches Vous n'aurez pas ma<br />

haine, das 2016 in Frankreich im Verlag Fayard erschien. Die deutsche<br />

Übersetzung erschien ebenfalls 2016 bei Blanvalet (Meinen Hass<br />

bekommt ihr nicht, übersetzt von Doris Heinemann, 144 Seiten, 12 €,<br />

ISBN 978-3764506025). Ein wunderschönes Kinoerlebnis!<br />

Mehr denn je<br />

Meinen Hass bekommt ihr nicht • Deutschland, Frankreich, Belgien,<br />

2021, 103 min • Originaltitel: Vous n’aurez pas ma haine • Ein Film von<br />

Laurent Killian Riedhof, mit Pierre Deladonchamps, Camélia Jordana,<br />

Thomas Mustin, Zoé Iorio u. a. • Ab 10. November <strong>2022</strong> im Kino.<br />

Der Film Plus que jamais wurde beim<br />

diesjährigen Festival in Cannes in der<br />

Reihe Un certain regard gezeigt und<br />

berührte die Festivalbesucher ganz<br />

besonders. Zum einen natürlich, weil<br />

darin der Schauspieler Gaspard Ulliel, der vor nicht allzu langer Zeit bei<br />

einem tragischen Skiunfall ums Leben kam, eine seiner letzten Rollen<br />

spielte. Vor allem aber, weil er auf sehr zurückhaltende Art, ohne jemals<br />

rührselig zu werden, ein wunderschönes Por trät von Hélène (fantastisch<br />

interpretiert von Vicky Krieps) zeichnet. Die junge Frau leidet an einer<br />

schweren Krankheit und beschließt dennoch, eine letzte Reise nach<br />

Norwegen zu unternehmen. Eine wunderbar posi ti ve Reise, bei der sie<br />

– so lange sie es noch kann – die Freuden des Lebens genießen will. Ein<br />

Film, der trotz des schwierigen Themas voller Leben ist, der unglaublich<br />

guttut und uns an etwas erinnert, was wir nie mals vergessen sollten: Ja,<br />

das Leben ist schön! Ein hervorragender und hilf reicher Film!<br />

Mehr denn je • Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Norwegen, 2021,<br />

124 min • Originaltitel: Plus que jamais • Ein Film von Emily Atef, mit<br />

Vicky Krieps, Gaspard Ulliel, Bjorn Floberg u. a. • Im November <strong>2022</strong> im<br />

Kino, das genaue Datum war bei Drucklegung noch nicht bekannt.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


DOKUMENTARFILM<br />

Das Geheimnis<br />

der Hieroglyphen<br />

- Champollions<br />

Geniestreich<br />

Mit der Entschlüsselung<br />

der ägyptischen Hieroglyphen vor rund 200<br />

Jahren löste Jean-François Champollion eines der<br />

größten Rätsel der Menschheitsgeschichte. Doch er<br />

vollbrachte diese Meisterleistung nicht ganz allein.<br />

An seiner Seite: sein älterer Bruder Jacques-Joseph.<br />

Archivmaterial, wissenschaftliche Forschungen und<br />

der jüngst zutage geförderte Briefwechsel zwischen<br />

Jean-François Champollion und seinem Bruder<br />

eröffnen eine neue Sicht auf sein Leben und seine<br />

legendäre Übersetzungsarbeit.<br />

Dokumentarfilm von Jacques Plaisant, <strong>2022</strong>, 92 Min. ·<br />

Samstag, 10. September <strong>2022</strong> um 10.15 Uhr. Online<br />

verfügbar vom 3. September bis 8. November <strong>2022</strong>.<br />

DOKUMENTATION<br />

Alain Resnais -<br />

Ein neues Kino wagen<br />

« Hiroshima, mon amour » (1959), « Letztes<br />

Jahr in Marienbad » (1961), « Smoking/<br />

No Smoking » (1993) sowie « Das Leben<br />

ist ein Chanson » (1997) gehören zu<br />

den bekanntesten Werken des großen französischen<br />

Filmemachers Alain Resnais. Als einer der Hauptvertreter der<br />

Nouvelle Vague legte er die Grundlagen für den modernen<br />

europäischen Film und beeinflusst bis heute zahlreiche<br />

Regisseure auch jenseits von Europa. Bekannt wurde er mit<br />

Dokumentarfilmen; den fiktionalen Film prägte er als Erfinder<br />

neuer Erzählformen mit Werken, die sich konsequent gegen<br />

die Härte unserer Welt richten. Auf der Suche nach dem<br />

Wesentlichen und dem Glück erfand sich Alain Resnais, der im<br />

Jahr 2014 hochbetagt starb, immer wieder neu.<br />

Dokumentation von Pierre-Henri Gibert, 2021, 52 Min. ·<br />

Montag, 12. September <strong>2022</strong> um 23.25 Uhr. Online<br />

verfügbar vom 5. September <strong>2022</strong> bis 10. März 2023.<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

SPIELFILM<br />

Freizeitkapitäne<br />

Der 38-jährige Jacques, Vater von<br />

vier kleinen Jungs, hat genug vom<br />

Strandurlaub und vom Spielen<br />

im Sand. Er beschließt, sein Geld<br />

zusammenzukratzen und kauft sich<br />

mit seinen Ersparnissen ein Segelboot,<br />

das er «Liberté-Oléron» tauft. Das<br />

Abenteuer beginnt: Die Familie will bis<br />

zur 5 km entfernten Île d’Aix segeln.<br />

Obwohl Jacques nicht segeln kann,<br />

erklärt er seiner Familie, dass er nach<br />

Gott der einzige Herr an Bord ist…<br />

Spielfilm von Bruno Podalydes, mit Denis<br />

Podalydes, Guilaine Londez,<br />

Patrick Pineau , ua., 2000,<br />

108 Min. · Mittwoch, 26.<br />

Oktober <strong>2022</strong> um 20:15<br />

Uhr. Online verfügbar<br />

vom 26. Oktober bis<br />

24. November <strong>2022</strong>.<br />

DOKUMENTATION<br />

Bonjour tristesse – Skandal & Kult:<br />

Der Bestseller von Françoise Sagan<br />

Françoise Sagan war gerade mal 18, als sie mit « Bonjour<br />

tristesse » schlagartig berühmt wurde. Der Roman schlug<br />

ein wie eine Bombe, löste bei seinem Erscheinen 1954<br />

aufgrund seiner angeblichen Amoralität einen Skandal aus,<br />

wurde zugleich zum ersten französischen Bestseller der<br />

Nachkriegszeit und ist Kult bis heute. Mit « Bonjour tristesse » trifft Sagan<br />

den Nerv einer heranwachsenden Generation, erzählt von ihren Wünschen<br />

und Konflikten und kündigt Themen an, die 14 Jahre später explodieren<br />

sollten : die sexuelle Befreiung, die Infragestellung des Familienmodells,<br />

den Feminismus. Das Buch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt,<br />

millionenfach verkauft und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.<br />

Das erfolgreiche literarische Oeuvre der Françoise Sagan umfasst mehr als<br />

40 Romane (u. a. « Lieben Sie Brahms? ») und Theaterstücke, doch der Name<br />

Sagan bleibt unzertrennlich mit ihrem Erstlingsroman verbunden. Der Film<br />

taucht ein in dieses bahnbrechende Jugendwerk, dessen Kühnheit und<br />

erzählerische Kraft der französischen Schriftstellerin den internationalen<br />

Durchbruch brachten und den « Mythos Sagan » begründete.<br />

Dokumentation von Priscilla Pizzato, <strong>2022</strong>, 52 Min. ·<br />

Mittwoch, 30. November <strong>2022</strong> um 22.00 Uhr.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 17


ON SURFE<br />

AUSSENGASTRONOMIE<br />

Platz in der Sonne gesucht!<br />

Sie suchen ein Café oder Restaurant<br />

mit einem sonnigen Außenbereich? Mit<br />

dieser Applikation beziehungsweise der entsprechenden Website ist<br />

das nun kein Problem mehr! Jveuxdusoleil (übersetzt: Ich will Sonne)<br />

erleichtert Ihnen in mehreren französischen Städten die Suche<br />

nach einem solchen Ort. Allein in Paris sind bereits 150 Café- oder<br />

Restaurantterrassen gelistet, darüber hinaus sind einige Lokalitäten<br />

aus Belgien und seit Kurzem aus Berlin erfasst. Aber es kommt noch<br />

besser: Die App simuliert sogar den Sonnenstand, sodass Sie genau<br />

wissen, welche Außengastronomiebereiche zu einer bestimmten<br />

Uhrzeit des Tages sonnenbeschienen sind. Entwickelt wurden Website<br />

und Applikation von einem jungen französischen Ingenieur mithilfe von<br />

OpenStreetMap, einem freien Gemeinschaftsprojekt, bei dem unter<br />

anderem die Höhe von Gebäuden registriert ist, ein wichtiges Kriterium<br />

dafür, ob ein bestimmter Ort zu einer bestimmten Zeit in der Sonne<br />

liegt oder nicht. Der Initiator zählt auch auf die Nutzer der App, die noch<br />

nicht erfasste Terrassen hinzufügen sollen, auf denen man gemütlich in<br />

der Sonne etwas trinken oder essen kann. Sofern das Wetter mitspielt<br />

natürlich …<br />

APP Jveuxdusoleil (kostenlos) und www.jveuxdusoleil.fr<br />

KULTUR<br />

Mère Lachaise<br />

Camille Paix ist knapp 30 und lebt in Paris. Sie hegt eine<br />

Leidenschaft für Geschichte und Friedhöfe. Insofern ist es<br />

naheliegend, dass sie oft über den Friedhof Père Lachaise<br />

im XX. Arrondissement spaziert. E ist der größte Friedhof der<br />

französischen Hauptstadt und einer der berühmtesten der<br />

Welt. Vor einigen Jahren wurde Camille am Ende eines solchen<br />

Spaziergangs plötzlich klar, dass sie sich, wie die meisten<br />

anderen auch, hauptsächlich für die Gräber berühmter Männer<br />

interessierte … Diesem « Missstand » wollte die junge Frau<br />

umgehend ein Ende bereiten und begann mit Nachforschungen<br />

über Frauen, die dort begraben sind. In der Folge organisierte sie<br />

sogar Führungen zu diesem Thema. Angesichts des Interesses<br />

und der Menge an Dokumentationen und Informationen,<br />

die sie zwischenzeitlich gesammelt hat, kreierte Camille<br />

einen sehr schön aufgemachten Instagram-Account, der sich<br />

diesen zu Unrecht « vergessenen » Frauen widmet. Sie nannte<br />

den Account humorvoll v) und stellt dort im Rahmen von<br />

individuellen Kurzbiografien rund hundert dieser Frauen vor. Die<br />

Porträtzeichnungen fertigte Camille<br />

ebenfalls selbst an. Das macht Lust<br />

darauf, die Gräber dieser Frauen<br />

aufzusuchen und so den Friedhof<br />

Père Lachaise von einer anderen<br />

Seite kennenzulernen.<br />

Instagram: merelachaise<br />

FREIZEITBESCHÄFTIGUNG<br />

Natur, Sport und Entdeckungen<br />

Ein 21-jähriger französischer Student hat kurz<br />

vor dem Sommer eine Website lanciert, um<br />

Menschen die Suche nach Freiluftaktivitäten zu<br />

erleichtern, mit denen sie die Natur des Hexagons<br />

entdecken können. Die Idee ist einfach, aber<br />

originell: Mithilfe von topicimes.fr findet man bei<br />

der Urlaubsplanung oder vor Ort professionelle<br />

und zertifizierte Anbieter von Aktivitäten in der<br />

Natur (Berg- und Wanderführer, Ausbilder …)<br />

in Frankreich, egal, ob für einige Stunden oder<br />

gar mehrere Tage. Man wählt zunächst das<br />

Reiseziel (derzeit im Wesentlichen Ziele in den<br />

Alpen) und die Art der gesuchten Betätigung<br />

aus. Das Spektrum ist dabei mit knapp 90<br />

Angeboten bereits relativ umfangreich und geht<br />

von ganz klassischen bis hin zu ausgefalleneren<br />

Unternehmungen: Wanderung, Radtour (auch mit<br />

dem E-Bike), Sternenbeobachtung, botanischer<br />

Spaziergang, Tierbeobachtung und -fotografie,<br />

Entdeckung von Flora und Fauna, Nordic Walking,<br />

Yoga, Stand-up-Paddeln und sogar eine nicht<br />

alltägliche « Wanderung mit Aperitif auf dem<br />

Gipfel » im Departement Isère. Für jedes Angebot<br />

gibt es eine detaillierte Beschreibung, in der die<br />

verantwortliche Begleitperson vorgestellt wird.<br />

Ebenfalls angegeben sind der Schwierigkeitsgrad<br />

(unerfahren, dynamisch, sportlich oder erfahren)<br />

sowie Dauer, Gruppengröße, Mindestalter und<br />

notwendige Ausrüstung. Selbstverständlich<br />

fehlen auch Termine, Treffpunkt und Preis nicht.<br />

Über die Website kann man den Anbieter direkt<br />

kontaktieren und die gewünschte Unternehmung<br />

buchen. Die Aktivitäten sollen sukzessive auf<br />

ganz Frankreich ausgedehnt werden. Der einzige<br />

Nachteil: Die Website existiert zurzeit nur in<br />

französischer Sprache. Doch angesichts des<br />

erfolgreichen Starts wird es nur eine Frage der<br />

Zeit sein, bis sie übersetzt wird!<br />

www.topicimes.fr<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


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ON ÉCOUTE<br />

CHANSON<br />

Christophe Willem: Panorama<br />

KLASSIK<br />

Christophe Willem siegte 2006 im Alter von nur 23 Jahren bei der<br />

Castingshow Nouvelle Star. Das war der Startschuss für seine Karriere,<br />

seitdem brachte er mehrere Erfolgsalben heraus und trat in so<br />

renommierten Konzertsälen wie Bataclan, Olympia und Zenith auf. Das<br />

hätte ihm zu Kopf steigen können. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn<br />

der inzwischen knapp 40-jährige, leicht ergraute Sänger zeichnet sich nach<br />

wie vor durch einen natürlichen und aufrichtigen Charakter aus. Es scheint<br />

sogar, als würde er – wie guter Wein – mit dem Alter immer besser. Und so<br />

offenbart er sich auf dieser sehr persönlichen CD wie niemals zuvor. Ein Album<br />

als Therapie vermutlich, aber nicht nur. Wenn Christophe Willem von sich, seinen<br />

Freuden, seinem Kummer oder den « Phantomen der Vergangenheit » (Fantômes<br />

du passé, einer der schönsten Titel des Albums) singt, erzählt er uns letzten Endes<br />

Dinge über uns selbst, wie ein Freund, mit dem man zusammensitzt und diskutiert. Ein ungekünsteltes Album,<br />

das oft ergriffen macht. « Ich hoffe, dass jedes meiner Chansons im Leben derer, die es anhören, widerhallt,<br />

dass die Worte, die ich singe, ihnen zu mehr Stärke verhelfen », erklärte er beim Erscheinen der CD. Das ist<br />

sehr einfühlsam von ihm, und wir können bestätigen, dass es gelungen ist! Ein echtes Juwel! Das Album ist ab<br />

September im Handel erhältlich.<br />

Florian Sempey: Figaro? Sì! Rossini<br />

In der Welt der französischen Klassik, die nicht mit sehr vielen Überraschungen<br />

aufwartet, ist die rasante und vielversprechende Karriere des Baritons Florian<br />

Sempey eine der wenigen Ausnahmen der letzten Jahre. Er unternahm seine<br />

ersten Schritte auf der Bühne der Opéra National in Bordeaux, einer Stadt, der<br />

er nach wie vor treu bleibt. Mit nur 34 Jahren tritt er heute jedoch bereits in<br />

den größten Konzertsälen der Welt auf. Für sein Debütrezital wählte er nicht<br />

ohne Grund Rossini, denn es war « der erste Name eines Komponisten, den ich<br />

in meinem Leben gehört habe, seine Büste thronte bei meinen Großeltern »,<br />

wie er bei Erscheinen der CD erklärte. Ein sehr schönes Album des Sängers<br />

mit einem sehr ausdrucksstarken Timbre. Darauf gelingt es Florian Sempey in<br />

perfekter Weise, Präzision und Respekt der Partitur mit seiner Lebensfreude<br />

und dem ihm eigenen kommunikativen Enthusiasmus zu verbinden. Es tut so<br />

gut, einem Künstler zuzuhören, der offenbar beim Singen sehr glücklich ist.<br />

CHANSON<br />

Pomme: Consolation<br />

Die 1996 in Lyon geborene Claire Pommet – ihr Künstlername lautet Pomme<br />

– gehört heute zu den großen Talenten des französischen Chansons. Im<br />

Laufe ihrer Alben stellte die Künstlerin ihre Begabung unter Beweis und gab<br />

gleichzeitig immer mehr von sich preis. Das Thema ihrer neuen CD Consolation<br />

(Trost), ist ein Thema, das sie, wie sie erklärt, « zu Geschichten von Frauen<br />

geführt hat, die mich berührten, hinter denen sich aber auch viel Tragik,<br />

Traurigkeit und Ungerechtigkeit verbirgt ». Ein oft wehmütiges Album, das<br />

dennoch voller Freude und Poesie ist: « Sag mir etwas, und selbst / Wenn du dich<br />

nicht erinnerst / Werde ich mich für dich erinnern / Ich habe mir von all dem das<br />

Schöne gemerkt » singt Pomme im sehr schönen Chanson Tombeau. Beim Zuhören<br />

versteht man, wie wichtig es in unserem Leben ist, dass man in der Lage ist, « sich von<br />

allem das Schöne zu merken. » Vielen Dank Pomme, dass du uns daran erinnerst!<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund-Franche-Comté / Yonne<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Im Norden von Burgund, im Departement Yonne, zwischen Saint-Sauveur und<br />

Saint-Amand, stellen sich rund 40 qualifizierte Arbeiter seit 1997 in einem ehemaligen<br />

Steinbruch mitten im Wald einer ungeheuren Herausforderung: im<br />

21. Jahrhundert eine Burg ausschließlich mit Materialien und Techniken des<br />

13. Jahrhunderts zu bauen! 2008 haben wir die tapferen Bauleute bereits einmal<br />

besucht. Damals begann das Gebäude gerade einmal Gestalt anzunehmen.<br />

Inzwischen ist es praktisch vollständig errichtet, und der Ort hat sich zu<br />

einer der beliebtesten touristischen Sehenswürdigkeiten der Region entwickelt.<br />

Und alles ohne finanzielle Unterstützung oder Subventionen. Eine Baustelle,<br />

die man immer wieder gerne besucht! Maryline Martin, Mitbegründerin<br />

und Leiterin dieses unglaublichen Projekts erzählt uns von diesem großartigen<br />

und vor allem menschlichen Abenteuer und von den Lehren, die man<br />

aus einem solchen Unterfangen ziehen muss.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund-Franche-Comté / Yonne<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Guten Tag, Maryline<br />

Martin! Das letzte<br />

Mal haben wir uns im<br />

Sommer 2008 getroffen. Damals hatte das<br />

« Abenteuer Guédelon » für Sie und einen Teil<br />

Ihres Teams bereits seit knapp zehn Jahren begonnen,<br />

dennoch waren Sie immer noch im vorbereitenden<br />

Stadium, die eigentlichen Bauarbeiten befanden sich noch<br />

in der Anfangsphase. Die Fundamente und die ersten Steine<br />

der Burgtürme waren gelegt, man benötigte allerdings noch<br />

viel Vorstellungsvermögen, um das Ausmaß Ihres Vorhabens<br />

voll und ganz zu ermessen. Heute, vierzehn Jahre später, entdecken<br />

wir eine stolze Burg, die nahezu fertig zu sein scheint!<br />

Sie haben einen unglaublichen Weg zurückgelegt, bei dem die<br />

Auseinandersetzung<br />

mit dem<br />

Faktor Zeit eine große<br />

Rolle spielt!<br />

Guten Tag! Stimmt, wir<br />

haben in Gué de lon immer wieder<br />

konstatiert, dass wir uns hier konkret<br />

und auf eine ganz besondere Art mit der<br />

Zeit auseinandersetzen. Es freut mich, dass Sie<br />

das gespürt haben. Ich glaube in der Tat, dass die<br />

Zeit bei unserer Arbeit ein echter Verbündeter ist und eine<br />

fundamentale Bedeutung hat. Zeit ist in Guédelon ein<br />

zentraler Faktor. Wir nehmen uns die notwendige Zeit,<br />

um unsere Burg Stein für Stein zu bauen. Das Projekt<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund-Franche-Comté / Yonne<br />

ist auf insgesamt 25 Jahre angelegt. Ich bin davon überzeugt, dass es<br />

gegenwärtig fürwahr ein Luxus ist, so arbeiten zu können. Wer kann<br />

es sich denn heutzutage, wo leider alles immer schneller und schneller<br />

gehen muss, noch leisten, in einem solchen Rhythmus zu arbeiten?<br />

Alle Fotos in diesem Artikel wurden bei unserem<br />

letzten Besuch in Guédelon im Juli <strong>2022</strong><br />

aufgenommen. Der Fortschritt der Arbeiten seit 2008<br />

ist spektakulär: Heute steht nicht nur die Burg stolz<br />

da, sondern im Umfeld wurde alles so eingerichtet,<br />

dass man viele Arbeiten « live » miterleben kann,<br />

z. B. den Abbau und das Behauen von Steinen und<br />

Holz oder die Herstellung der Tücher, mit denen die<br />

Fenster verschlossen werden (siehe folgende Seiten).<br />

Durch das, was Sie bereits realisiert haben, haben Sie im Laufe der Zeit bewiesen,<br />

dass Sie alles andere als ein Team naiver Utopisten sind, wie viele<br />

am Anfang dachten. Inzwischen nimmt man Sie ernst, denn durch stete Anstrengung<br />

gelingt es Ihnen Tag für Tag, gangbare Lösungen für den Bau von<br />

Guédelon zu finden …<br />

Ja. Wir sind in gewisser Weise zwar Träumer, gleichzeitig aber auch<br />

Macher und vor allem Menschen, die immer eine brauchbare Lösung<br />

finden müssen. Dabei sind wir auf keinerlei Unterstützung oder Subventionen<br />

angewiesen. Unsere Besucher finanzieren dieses Abenteuer<br />

mit den Eintrittsgeldern; sie verschaffen uns damit die notwendige<br />

Zeit, es zu realisieren. Und auch die Zeit, etwas zu verpatzen. Das ist<br />

der größte Luxus, den man sich vorstellen kann, das berührt mich, so<br />

glaube ich, am meisten. Wir haben hier die Zeit, uns vorzutasten, Antworten<br />

zu suchen, diese schlussendlich zu finden. Angesichts der vielen<br />

Herausforderungen, die beim Bau von Guédelon ständig entstehen,<br />

ist das unerlässlich. Das bedeutet auch, dass wir uns nicht über den<br />

Mangel an Arbeit beklagen können: Von Jahr zu Jahr müssen wir nicht<br />

nur bauen, sondern uns im Vorfeld zunächst Unterlagen beschaffen,<br />

diese studieren, um herauszufinden, wie man Fragestellungen aus dem<br />

Jahr <strong>2022</strong> mit dem Wissen aus dem 13. Jahrhundert beantwortet. Sie<br />

können sich die Baustelle als Wollknäuel vorstellen, an dessen Ende<br />

Sie ziehen: Es wickelt sich kontinuierlich ab, wobei kontinuierlich neue<br />

Fragen, neue Probleme auftauchen. Das ist spannend!<br />

Und wie finden Sie diese Antworten?<br />

Ich glaube, das ist für uns alle eine echte Passion. Ich persönlich bin<br />

immer dabei, ein Buch über das Mittelalter zu lesen, wenn ich nicht gerade<br />

auf der Suche nach Büchern bin, die ich noch nicht gelesen habe.<br />

Zugegeben, manchmal ist das wirklich zwanghaft! (Lacht.) Ab und zu<br />

ergeben sich die Lösungen aber auch von selbst, durch Zufall, durch<br />

eine Begegnung, oft durch die Besucher. Sie konnten feststellen, dass<br />

die Mitarbeiter auf der Baustelle sich Zeit für den Austausch nehmen.<br />

Auch in dieser Beziehung ist der Umgang mit der Zeit im Vergleich zu<br />

herkömmlichen Arbeitsmethoden ein Glücksfall! Ich fordere im Übrigen<br />

alle immer auf, sich diese Zeit zu nehmen. Für mich ist es wesentlich,<br />

dass jeder erklären kann, was er tut, dass er seine Fachkompetenz<br />

im Gespräch mit den Besuchern weitergibt. Und dabei ergeben sich oft<br />

ausgesprochen interessante Konstellationen, wenn beispielsweise ein<br />

ehemaliger Zimmermann oder Steinmetz spontan aktiv wird und seine<br />

eigene Methode erläutert, an die wir vielleicht gar nicht gedacht haben.<br />

Fast jeden Tag ist der Kontakt mit den Besuchern auf diese Weise bereichernd.<br />

Ich lasse selbst keine Gelegenheit aus, Spezialisten für das<br />

Mittelalter zu treffen, seien es Historiker, Archäologen oder einfach<br />

Menschen, die sich für diese Zeit begeistern. Aber ich suche auch den<br />

Kontakt zu Spezialisten für das Bauwesen unserer Zeit! Die Diskussionen<br />

mit Architekten sind wirklich fesselnd. Wir tauschen uns regelmäßig<br />

aus, und dabei habe ich eine amüsante Feststellung gemacht: In<br />

der Anfangszeit waren es meist wir, die Treffen initiierten, viele Frage<br />

stellten, jetzt kommen immer öfter Architekten auf uns zu und stellen<br />

uns Fragen … Das Blatt hat sich also gewendet: Zu Beginn brauchten<br />

wir einen wissenschaftlichen Ausschuss, um glaubwürdig zu sein, um<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 27


28 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


unsere Entscheidungen zu rechtfertigen; heute stellt der wissenschaftliche Ausschuss<br />

uns die Fragen.<br />

Nebenbei gesagt ist das ein weiterer positiver Effekt, an den Sie zu Beginn der Arbeiten<br />

gar nicht gedacht haben: Guédelon hat bei vielen Fachleuten unserer Zeit unzählige<br />

Fragestellungen aufgeworfen, hat Inspirationen gegeben und für Erkenntnisse<br />

gesorgt …<br />

Ja, inzwischen konsultieren uns viele Historiker, Forscher und Architekten.<br />

Das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung (Centre National de<br />

la Recherche Scientifique CNRS) hat uns sogar gebeten, an der Studie über eine<br />

israelische Burg mitzuarbeiten, um herauszufinden, aus welchem Vorkommen<br />

deren Steine stammen. Man muss wissen, dass wir in dieser Beziehung fundierte<br />

Erfahrungen haben. Da die Steine für Guédelon alle in der Umgebung abgebaut<br />

werden, haben wir gelernt, sie zu erkennen, bei der Verarbeitung präzise<br />

zu bestimmen, aus welchem Boden sie genau stammen. Ein anderes Beispiel:<br />

Nach dem Brand von Notre-Dame de Paris kam man in Sachen Konstruktion<br />

des neuen Dachstuhls auf uns zu. Mehrere Zimmerleute von hier haben ihr<br />

Wissen an Kollegen in Paris weitergegeben. Für uns sind solche Anfragen und<br />

die Weitergabe von Wissen über solche Dinge etwas, worauf wir stolz sind. Das<br />

bedeutet schließlich, dass unsere Arbeit anerkannt wird. Und umso interessanter<br />

ist, dass dies manchmal aus ganz einfachen Fragen resultiert, mit denen wir<br />

auf der Baustelle täglich konfrontiert sind, Fragen, die im Grunde genommen<br />

dem gesunden Menschenverstand entspringen, die sich Geschichtsforscher aber<br />

niemals gestellt haben. Als die ersten Räume der Burg fertig waren, wurden wir<br />

beispielsweise von Besuchern gefragt, auf welche Art man im 13. Jahrhundert<br />

die Fensteröffnungen verschlossen habe. Bekanntlich gab es im Mittelalter zwar<br />

schon Glasscheiben, doch diese wurden lediglich von einigen wenigen Spezialisten<br />

angefertigt und waren entsprechend teuer. Ein « normaler » Feudalherr hatte<br />

nicht die Mittel, sich solche Fenster zu besorgen. Also begannen wir nachzuforschen<br />

und haben in diesem Zusammenhang eine Historikerin in Lyon kontaktiert.<br />

Diese fand unsere Anfrage ungewöhnlich, aber äußerst praxisbezogen, sodass<br />

sie diesbezüglich selbst zu recherchieren begann. Sie konsultierte Archive,<br />

befragte Berufskollegen, die ebenfalls Gefallen an der Sache fanden. Es kam zu<br />

einem richtiggehenden Wetteifer in der Angelegenheit. Mit dem Ergebnis, dass<br />

man nun weiß, dass es mehrere Arten gab, wie damals Fensteröffnungen ohne<br />

Glas verschlossen wurden. Im Winter nutzte man beispielsweise Holzläden, in<br />

der wärmeren Jahreszeit wurde Leinen davor gespannt, das oftmals bemalt war.<br />

So haben wir für einige Fenster auf Guédelon solche Tücher anfertigen lassen,<br />

die noch dazu mit Farbe bemalt sind, die aus dem Saft von Kirschen aus der<br />

Region gewonnen wurde. Das ist also ein ganz praktisches Beispiel für eine in<br />

Vergessenheit geratene Praxis, die durch unsere Arbeiten neu entdeckt wurde.<br />

Sie sprechen von den Kirschen der Region. Das ist nicht nur ein kleines Detail, sondern<br />

eine Besonderheit von Guédelon: Ihr Team baut nicht nur ausschließlich mit<br />

Techniken des 13. Jahrhunderts, sondern auch fast ausschließlich mit Materialien, die<br />

vor Ort zu beschaffen sind …<br />

Das mag total verrückt erscheinen, ist aber so! Und es ist eines der Dinge,<br />

auf die wir am meisten stolz sind. Aus der Umgebung, vor allem aus dem 12<br />

Hektar großen Waldgebiet um uns herum, beziehen wir 98 % der Materialien,<br />

die wir für die Errichtung von Guédelon benötigen. Von Anfang an wollten<br />

wir so viel wie möglich regional beschaffen, hätten aber niemals gedacht, einen<br />

solchen Prozentsatz zu erreichen. Wir haben uns dabei an den Baumeistern<br />

des Mittelalters orientiert, die offensichtlich genau wussten, an welchem Ort<br />

man eine solche Burg bauen musste. Der Wald in der Umgebung liefert uns<br />

Balken für den Dachstuhl, Holz für Türen und Fensterläden sowie Kohle; der<br />

Boden besitzt alles, was wir benötigen, um Steine zu hauen und Ziegel anzufer-<br />

Château de<br />

COURBAN<br />

Hôtel, Restaurant & Spa ****<br />

Ein Hauch von<br />

weiter Welt<br />

zwischen Burgund<br />

und Champagne<br />

Wellnessbereich (300 m 2 )<br />

mit Schwimmbad, Sauna,<br />

Dampfbad und Whirlpool.<br />

Angebot an Massagen und<br />

Pflege unter der Marke Nuxe.<br />

Feinschmeckerrestaurant<br />

mit 1 Michelin-Stern<br />

Menüs ab 79 €. Zimmer ab 179 €.<br />

Zwischen Troyes, Dijon und Chablis<br />

7, rue du Lavoir · 21520 Courban<br />

Telefon: + 33 (0)3 80 93 78 69<br />

www.chateaudecourban.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund-Franche-Comté / Yonne<br />

Einige der Wohnräume des Feudalherrn sind inzwischen fertig. Überall ist offensichtlich, dass sehr viel Material für den Bau der Burg aus dem<br />

Boden in der Umgebung stammt: Sand für die Herstellung von Mörtel, tonhaltige Erde für Bodenplatten, Pigmente für Wandmalereien.<br />

tigen. Auch die benötigten Pigmente gibt er her. Stellen<br />

Sie sich vor, wir haben rund um die Baustelle mehr als<br />

15 verschiedene Farbpigmente entdeckt! Das ist mehr als<br />

genug, um wunderschöne Farbnuancen zu erzielen. Ich<br />

würde fast sagen, die Tatsache, dass es gelingt, eine Burg<br />

ausschließlich mit Material aus der Umgebung zu bauen,<br />

ist etwas, über das man in Bezug auf Umweltschutz etwas<br />

genauer nachdenken sollte.<br />

Wie sehen Sie die Zukunft von Guédelon?<br />

Wir müssen das enorme Wissen, dass wir seit Beginn<br />

der Arbeiten aufbauen und das täglich größer wird, umfassend<br />

weitergeben. Wir müssen damit beginnen, es zu<br />

veröffentlichen. In Texten oder Bildern, das weiß ich noch<br />

nicht genau. Die Methoden des 13. Jahrhunderts, die wir<br />

wiederentdeckt und umgesetzt haben, müssen unbedingt<br />

den zukünftigen Generationen vermittelt werden. Wir<br />

haben viel geforscht, viel Geduld aufgewendet, um diese<br />

Techniken zu finden, wir haben sie uns angeeignet und teilen<br />

sie nun mit vielen Auszubildenden, die hierherkommen.<br />

Doch wir müssen noch viel weiter gehen. All das muss der<br />

Nachwelt hinterlassen werden. Es ist unser gemeinsamer<br />

Wissensschatz. Aber wie gesagt, wir haben das unglaubliche<br />

Glück, ein besonderes Verhältnis zur Zeit zu haben.<br />

Wir haben Zeit und machen kein Geheimnis daraus, dass<br />

wir es nicht eilig haben, das Projekt zu beenden. Vor allem<br />

müssen wir noch die beiden Ecktürme und den Hauptturm<br />

konstruieren, der eine Höhe von 28 Metern haben<br />

wird. Und danach geht es an den Innenausbau: Schreinerarbeiten,<br />

Fenster, Wandmalereien, Wandverkleidungen …<br />

Genug, um uns vermutlich noch Jahrzehnte zu beschäftigen.<br />

Darüber hinaus haben wir mit dem Bau einer Kapelle<br />

begonnen. Es ist nahezu eine unendliche Geschichte …<br />

Gelingt es Guédelon immer noch, Sie zu überraschen?<br />

Aber sicher! Jeden Tag. Wissen Sie, ich habe das<br />

Glück, hier zu wohnen. Von meiner Wohnung aus blicke<br />

ich auf die Burg. Und täglich finde ich etwas, das mich<br />

in Erstaunen versetzt. Was mich zurzeit am meisten verblüfft,<br />

ist der Gegensatz zwischen dem 13. und dem 21.<br />

Jahrhundert, zum Beispiel was den Beruf des Maurers<br />

angeht. Wenn man von einer mittelalterlichen Baustelle<br />

spricht, denkt man zunächst immer an Steinmetz und<br />

Schmied. Der Maurer wird oft vergessen. Vielleicht weil<br />

er nach heutigen Maßstäben die undankbaren Arbeiten<br />

bei einem Bau ausführt. Sagt man nicht in Frankreich<br />

zu einem Kind, das schlecht in der Schule ist, dass es als<br />

Maurer enden werde, wenn es so weitermache? Welch ein<br />

Fehler! Hier in Guédelon zeigt sich, dass gerade der Maurer<br />

die umfassendsten Kenntnisse besitzt: Das reicht von<br />

der Gewölbetechnik, über Kenntnisse der verschiedenen<br />

Mörtelarten, bis hin zur Zusammenarbeit mit anderen,<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Calais Dunkerque<br />

Boulogne<br />

Roubaix<br />

Brux<br />

Lannion<br />

12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N164<br />

D768<br />

0 N24<br />

Lorient<br />

uiberon<br />

Vannes<br />

etwas, was der Maurer instinktiv beherrscht. Der Maurer<br />

von heute hat nichts mehr mit dem Beruf gemein, den er<br />

auf einer Baustelle im Mittelalter ausübte. Ich sage mir,<br />

dass sich dies vermutlich mit dem Aufkommen von Beton<br />

verändert hat. Das ist schade. Darum versuchen wir<br />

gerade dieses Berufsbild aufzuwerten. Wenn uns Auszubildende<br />

aus dem Maurerhandwerk besuchen, dann<br />

Burgbauprojekt Guédelon …<br />

A<strong>84</strong>/E401<br />

… Berlin 1159 km … Hamburg 1026 km<br />

… Köln Dinard 609 Saint-Malo km … Frankfurt 620 km<br />

Avranches<br />

… München 786 km … Wien 1261 km<br />

… Zürich 520<br />

N176/E401<br />

km … Mont-Saint-Michel<br />

Paris 193 km<br />

… Dijon 180 km … Orléans 119 km<br />

Evreux<br />

Erwachsene 15 € (14 € bei Buchung<br />

via Website), ermäßigt 12 € (11 € via<br />

Website), Kinder unter 5 Jahren haben<br />

A28/E402<br />

freien Eintritt.<br />

Dreux<br />

N165/E60<br />

erklären wir ihnen immer, wie wichtig und unabdingbar<br />

ihr Beruf früher war. Es ist immer sehr schön zu sehen,<br />

wie diese jungen Menschen dann am Ende des Besuchs<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Saint-Lô<br />

N13<br />

Caen<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

A13/E46<br />

stolz auf ihre Ausbildung sind. Im Übrigen haben wir gemeinsam<br />

mit dem Bildungsministerium den spezifischen<br />

Ausbildungsgang « Maurer im baulichen Arras Kulturerbe » entwickelt.<br />

Es macht mich unglaublich zufrieden, das Image<br />

solcher Berufe zu verbessern und Auszubildende zu sehen,<br />

die glücklich über ihre zukünftige Tätigkeit sind! Auch<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

Amiens<br />

das ist Guédelon: einen Beitrag zur Welt A1/E15-E19 von heute – und<br />

Jumièges<br />

A13/E5<br />

A10/E5<br />

A85<br />

A20/E9<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

N12/E50<br />

Der Besuch ist äußerst fesselnd,<br />

A<strong>84</strong><br />

und es bietet sich immer wieder die<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus Möglichkeit, Alençon<br />

Chartres<br />

mit den Arbeitern ins<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt Gespräch zu kommen. Wir empfehlen<br />

A11/E50<br />

angeflogen wird, ist Paris-Charles-de- Ihnen daher, mindestens vier Stunden<br />

Gaulle (216 km). Rennes<br />

einzuplanen. Idealerweise nutzen<br />

Sie die kühleren Vormittagsstunden<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

befindet sich in Montbard (109 km).<br />

und machen Le Mans wie die Arbeiter von 13<br />

bis A11/E501 14 Uhr Mittagspause. Bei dieser<br />

Gelegenheit A28/E502 können Sie vor Ort die<br />

Chantier médiéval de Guédelon<br />

ausgezeichnete regionale Küche<br />

Blois<br />

Route départementale D955<br />

(Flammkuchen, gefüllte Auberginen,<br />

A10/E5-E60 Chambord<br />

89520 Treigny<br />

Angers Bœuf bourguignon …) probieren, viele<br />

A11/E60<br />

Cheverny<br />

La Telefon: Baule +33 (0)3 86 45 66 66<br />

Gerichte werden auf dem Holzfeuer<br />

A86/E60<br />

oder im Holzofen zubereitet. Tours Chenonceau<br />

St. Nazaire<br />

Darüber<br />

www.guedelon.fr Nantes<br />

hinaus gibt es die Möglichkeit, ein<br />

A87<br />

Monts<br />

mitgebrachtes Picknick<br />

A10/E5zu verzehren.<br />

Clisson<br />

Cholet Mit dem Eintrittsticket können Sie<br />

Geöffnet vom 2. April bis 6. November die Baustelle innerhalb eines Tages<br />

A83<br />

<strong>2022</strong>. Die Zeiten schwanken im<br />

verlassen und wieder betreten.<br />

Jahresverlauf, Les Details Sables-erhalted’Olonne Sie<br />

Hunde sind willkommen<br />

auf der Website. Letzter Einlass eine (Leinenpflicht).<br />

Stunde vor Schließen der Baustelle (im Kostenloser Parkplatz. Am Eingang des<br />

Sommer um 18.30 Uhr).<br />

A83<br />

Poitiers<br />

Parkplatzes gibt es Ladestationen für<br />

Saint-SigismondElektroautos (ebenfalls kostenlos).<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

Montluçon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

La Rochelle<br />

Guédelon: Die spinnen, E5/A10 die Burgunder!<br />

Château de Saint-Fargeau, wo der Blick<br />

A71/E11<br />

(245 km entfernt)<br />

hinter die Kulissen erlaubt ist<br />

Mit diesem Ausspruch<br />

E602/A837<br />

würde Obelix sicherlich<br />

(13 km entfernt)<br />

die Aktivitäten in Guédelon kommentieren.<br />

Unter den vielen Schlössern Clermont- Frankreichs A72/E70<br />

Und in der Tat, die Idee, eine Burg<br />

Limoges sticht das Château Ferrand de Saint-Fargeau<br />

ausschließlich mit Hilfe der Techniken<br />

heraus. Wie kaum A89/E70ein anderes Puy de Dôme<br />

Angoulême<br />

des Mittelalters zu konstruieren,<br />

im Land öffnet es seine A75/E11 Türen für<br />

wirkt verrückt. Doch in Burgund<br />

neugierige Besucher. le Mont-Dore Hier kann<br />

Montalivet wird sie gerade realisiert. Ganz ohne<br />

man nicht nur die herrschaftlichen<br />

moderne Hilfsmittel fingen im Jahre<br />

Präsentations- und Wohnräume<br />

1997 die Arbeiten an diesem Projekt<br />

Tulle besichtigen, sondern auch die<br />

an. Insgesamt sollen sie rund 25 Périgueux<br />

Brive-la-Gaillarde Kulissen eines solchen Anwesens.<br />

Jahre andauern. Ein Vorhaben, das A89/E70<br />

Eine Le Pescher einzigartige Möglichkeit, mehr vom Leben auf dem<br />

E5/A10<br />

ein ungewöhnliches Zusammenspiel von Historikern, Souillac Schloss sur und den Saillac Herausforderungen des Erhalts einer<br />

Wissenschaftlern Dordogne<br />

Le Porge und Bauarbeitern bedarf.<br />

solchen Anlage zu erfahren. Aurillac<br />

Bordeaux<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Payrac Rocamadour<br />

Cap-Ferret<br />

A52/E72<br />

A20/E9<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

Rouen<br />

Orléans<br />

A71/E9<br />

A6/E15<br />

Bourges<br />

A71/E11<br />

Lille<br />

wenn möglich – zu der von morgen zu leisten.<br />

Maryline Martin, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

A5/E54<br />

A4/E50<br />

Sens<br />

Auxerre<br />

Treigny<br />

A26/E17<br />

Vézelay<br />

Epernay<br />

Troyes<br />

A6/E15<br />

A3<br />

Reims<br />

A26/E17<br />

Mimizan<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 31<br />

E5-E70/A63


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Gironde<br />

PONT DE<br />

In Bordeaux (Gironde) feiert man in diesem Jahr<br />

den 200. Jahrestag eines der symbolträchtigsten<br />

Monumente der Stadt, das 2002 als Monument<br />

historique klassifiziert wurde: Die berühmte<br />

Steinbrücke wurde am 1. Mai 1822 erstmals für<br />

die Öffentlichkeit freigegeben. Wir nutzen die Gelegenheit,<br />

Sie das historische Bauwerk (wieder)<br />

entdecken zu lassen, das als architektonische<br />

Meisterleistung gilt und in den Herzen der Menschen<br />

dieser Stadt einen besonderen Platz einnimmt.<br />

Bordeaux<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


PIERRE<br />

feiert seine älteste Brücke<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Gironde<br />

Jeder Besucher, der nach Bordeaux kommt und die<br />

Garonne erblickt, bemerkt sofort, dass das Wasser<br />

des Flusses eine erstaunliche, braune Farbe hat, und<br />

stuft es demzufolge als « schmutzig » ein. Dem ist jedoch<br />

nicht so, sondern die Wasserqualität verbessert sich sogar<br />

von Jahr zu Jahr, wie man auch an der Unterwasserwelt sehen<br />

kann. Die braune Farbe des Wassers erklärt sich dadurch,<br />

dass das Flussbett sandig und die Strömung sehr<br />

stark ist. Schließlich sind der Atlantik und mit ihm die<br />

Gezeiten nicht weit entfernt. Die Kräfte von Ebbe und<br />

Flut sind entlang des Flusses noch in einer Entfernung von<br />

150 Kilometern zu spüren. Die Stadt Bordeaux, die ihren<br />

Reichtum zum großen Teil ihrem « Mondhafen » verdankt<br />

– der so genannt wird, weil er die Form einer Mondsichel<br />

hat –, ist da keine Ausnahme: Das Wasser der Garonne ist<br />

hier besonders bewegt, sodass es ein amüsanter Zeitvertreib<br />

ist, vom Quai aus zu beobachten, wie sich an der Oberfläche<br />

mal in die eine Richtung, mal in die andere Richtung<br />

Strudel bilden. Bewegung und Farbe des Wassers haben<br />

den Menschen in der Stadt früher Angst eingeflößt, der<br />

Fluss galt lange Zeit als nur schwer zu überwinden. Seit<br />

der Antike hatte Bordeaux daher mit dem Image einer<br />

« unüberwindlichen Garonne » zu kämpfen. Irgendwann<br />

nannte man den Fluss sogar Mer de Garonne, zumal er hier<br />

eine Breite von über 500 Metern hat! Grund genug also,<br />

Respekt einzuflößen. Wann immer möglich vermieden die<br />

Menschen es, die Garonne zu überqueren. Und wenn es<br />

denn gar nicht anders ging und sie sie an Bord eines kleinen<br />

Bootes oder einer einfachen Fähre passieren mussten,<br />

beteten sie während der Überfahrt, dass alles gut geht …<br />

EIN KÜHNES PROJEKT<br />

Mit der Entwicklung von Wirtschaft und Handel in<br />

der Stadt drängte sich jedoch ab 1771 der Gedanke an eine<br />

Brücke auf, welche die beiden Ufer verbindet. Zunächst<br />

war allerdings keines der Projekte wirklich überzeugend,<br />

da die Umsetzung immer als sehr gefährlich erschien.<br />

Niemand wagte es, die Arbeiten in Angriff zu nehmen.<br />

Der Architekt Jean-Rodolphe Perronnet (1708-1794) – der<br />

immerhin die Pont de la Concorde in Paris gebaut hatte –<br />

stufte 1775 den Bau einer Brücke in Bordeaux angesichts<br />

der « schwierigen Bedingungen des Flusses » als « unmöglich<br />

» ein. Erst als Bordeaux in die Hand von Napoleon I.<br />

(1769-1821) fiel, wurde der Bau eines solchen Bauwerks<br />

in Auftrag gegeben. Es sollte es dem Kaiser ermöglichen,<br />

seine Truppen in den Süden Frankreichs zu holen, um<br />

den Krieg gegen Spanien (1808-1814) zu führen. Für eine<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


schnellstmögliche Umsetzung des Vorhabens wurde eine<br />

Holzkonstruktion ins Auge gefasst, der sich die Bordelesen<br />

jedoch schnell widersetzten, da sie als nicht stabil<br />

genug und damit nutzlos eingestuft wurde. Der Ingenieur<br />

Claude Deschamps (1765-1<strong>84</strong>3) schlug einen neuen Ansatz<br />

mit 19 Bögen in einer Fachwerkkonstruktion vor, die<br />

auf Brückenpfeilern aus Stein ruhten. Dieser Vorschlag<br />

wurde am 30. Januar 1812 angenommen und ein entsprechendes<br />

Dekret für den Bau der Brücke erlassen. Die<br />

Grundsteinlegung fand im Dezember 1812 statt. Doch<br />

die Arbeiten erwiesen sich als sehr kompliziert, zumal die<br />

Garonne 1813 starkes Hochwasser führte, das die Fundamente<br />

und Gerüste mehrerer Brückenpfeiler mitriss. Der<br />

Versuch war vorerst gescheitert.<br />

DIE KONSTRUKTION EINES<br />

« JAHRHUNDERTBAUWERKS »<br />

Reeder und Händler aus dem Bordelais hatten allerdings<br />

aus nachvollziehbaren Gründen ein starkes Interesse<br />

am Bau einer Brücke und gründeten 1817 die Compagnie<br />

du pont de Bordeaux. Die Gesellschaft bot der Regierung<br />

an, Kapital in Höhe von zwei Millionen Francs vom auf<br />

6,5 Millionen Francs geschätzten Gesamtbudget für die<br />

Errichtung des Bauwerks aufzubringen, damit die Arbeiten<br />

fortgesetzt werden konnten. Als Gegenleistung verlangte<br />

sie eine 99-jährige Konzession für den Betrieb und<br />

die Erhebung einer Benutzungsgebühr. Die Regierung<br />

nahm das Angebot an und fixierte die Bauzeit auf drei<br />

Jahre. Gleichzeitig wurde das Projekt optimiert, indem<br />

man nun gemauerte Brückenpfeiler und gusseiserne Bögen<br />

vorsah. Claude Deschamps reduzierte schließlich die<br />

Anzahl der Bögen auf 17. Die umfangreichen Bauarbeiten<br />

– man sprach inzwischen von einem « Jahrhundertbauwerk<br />

» – brachten vor Ort einige Neuerungen mit sich: So<br />

setzte man für die Arbeiten zur Stabilisierung der Pfeiler<br />

eine Taucherglocke nach englischem Vorbild ein, und aus<br />

dem Schlamm der Garonne brannte man in Hafennähe<br />

Ziegel, ein Material, das bis dato in der Region nicht<br />

sehr verbreitet war. Gezeiten und Strömung verzögerten<br />

die Arbeiten, der « letzte Stein » wurde symbolisch am 21.<br />

August 1821 unter Ludwig XVIII. (1755-1824) gesetzt.<br />

Zu dem Zeitpunkt war Napoleon I. bereits drei Monate<br />

tot, sodass er niemals die Gelegenheit hatte, das Bauwerk<br />

zu überqueren. Auch vom Gerücht, das im Übrigen noch<br />

heute in den Köpfen der Bordelesen kursiert und demzufolge<br />

die Anzahl der Brückenbögen (17) angeblich entsprechend<br />

der Anzahl der Buchstaben des Namens « Napoleon<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Gironde<br />

Vorherige Doppelseite: der Wasserspiegel am linken Flussufer und im Hintergrund die Steinbrücke.<br />

Oben: Als der letzte Stein der Brückenbögen gemauert war, feierte man dies am 25. August 1821<br />

mit einem Fest. Lithografie von Charles Motte (17<strong>84</strong>-1836).<br />

Bonaparte » festgelegt wurde, wusste er nichts … Dabei<br />

handelt es sich jedoch unbestritten um einen « urbanen<br />

Mythos », denn der Anzahl der Bögen lagen ausschließlich<br />

mathematische Berechnungen der damaligen Ingenieure<br />

zugrunde. Am 1. Mai 1822 wurde die Brücke schließlich<br />

für den Autoverkehr freigegeben. Das Passieren unterlag<br />

einer Benutzungsgebühr und die Fahrbahn wurde damals<br />

auf beiden Seiten nachts durch Gitter gesperrt. Die Benutzung<br />

war im Übrigen bis 1928 kostenpflichtig.<br />

EIN NACH WIE VOR<br />

R ÄTSELHAFTER NAME<br />

Obwohl der Präfekt die Steinbrücke bei der Einweihung<br />

im August 1821 offiziell Pont Louis XVIII. taufte,<br />

wurde sie von den Einwohnern der Stadt niemals so genannt.<br />

Zunächst wurde sie schlicht – und nicht sehr einfallsreich<br />

– Pont de Bordeaux genannt. Die Bezeichnung<br />

leitete sich aus der seit 1818 bestehenden Gesellschaft<br />

Compagnie du pont de Bordeaux ab. Zahlreiche Dokumente<br />

in Archiven von Stadt und Departement zeugen<br />

davon, dass sich in der Folge der Name Pont Napoléon<br />

einbürgerte, obwohl sie niemals offiziell so getauft wurde.<br />

In den Köpfen der Bordelesen hat sich jedoch der Name<br />

Pont de pierre, also « Steinbrücke » durchgesetzt, wobei<br />

Geschichtsforscher nicht nachvollziehen können, warum.<br />

Vielleicht hat die Tatsache, dass das Bauwerk « massiv »,<br />

aus « Steinen » gebaut wurde, bei den Menschen Eindruck<br />

hinterlassen, wobei man sich in diesem Fall darüber wundern<br />

muss, warum das Wort pierre lediglich im Singular<br />

gebraucht wird und nicht, wie es in der französischen<br />

Sprache logisch wäre, im Plural: Pont de pierres. Das Rätsel<br />

wurde auf jeden Fall niemals gelöst, was den Menschen<br />

in Bordeaux durchaus nicht missfällt …<br />

UNTER STETER BEOBACHTUNG<br />

Die Steinbrücke hat nach wie vor eine strategische<br />

Bedeutung, denn sie wird heute nicht nur von Fahrzeugen,<br />

Fußgängern, Radfahrern und Bussen zum Überqueren<br />

der Garonne benutzt, sondern auch die Linie A<br />

der Tramway verbindet dank ihr die « neuen » Viertel<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle-Aquitaine / Gironde<br />

Blick vom rechten Ufer auf die Steinbrücke und die Stadt Bordeaux. Das Bild wurde 1<strong>84</strong>0 vom Zeichner und Maler Ambroise<br />

Louis Garneray (1783-1857) realisiert, der auch als Schriftsteller für Seeabenteuergeschichten bekannt ist.<br />

des « modernen Bordeaux » am rechten Ufer mit dem<br />

historischen Stadtzentrum am linken Ufer. Angesichts<br />

ihres hohen Alters richten die technischen Betriebe der<br />

Metropolregion daher ein ganz besonderes Augenmerk<br />

auf den Zustand der Pont de pierre. So wurden an den<br />

Bögen rund 40 Sensoren installiert, welche die geringste<br />

Neigung oder die Entstehung verdächtiger Risse erfassen<br />

sollen. Einer der Brückenpfeiler, die Nummer 16, steht im<br />

Übrigen seit einigen Jahren unter ganz besonderer Beobachtung,<br />

da bei ihm das Risiko besonders hoch ist, dass<br />

er einsinkt. Diese Gefahr ist bekannt und wurde bereits<br />

von Anfang an berücksichtigt. Claude Deschamps äußerte<br />

sich diesbezüglich während der Bauphase klar und<br />

eindeutig: Seiner Ansicht nach könne die Brücke problemlos<br />

jahrhundertelang bestehen, sofern eine Bedingung<br />

erfüllt sei. Die Fundamente im Bett der Garonne müssten<br />

regelmäßig verstärkt werden, um ein Einsinken der Konstruktion<br />

aufgrund der starken Strömungen und Gezeiten<br />

des Flusses zu verhindern. Um 1900 wurden einige Brückenpfeiler<br />

gerettet, indem zu ihren Füßen tonnenweise<br />

Steinschutt aufgeschüttet wurde. Die technischen Betriebe<br />

der Stadt stellten durch den Abgleich von aktuellen<br />

Erhebungen mit Dokumenten aus den Archiven fest, dass<br />

das Bauwerk seit 1910 über mehrere Meter weiter in das<br />

Bett der Garonne eingesunken ist. Das ist beachtlich.<br />

Die Entwicklung wird daher genauestens verfolgt, und<br />

da man sie nicht stoppen kann, soll sie mit aufwendigen<br />

Arbeiten zumindest in Grenzen gehalten werden. Die<br />

letzten Arbeiten wurden 2017/2018 durchgeführt, und bis<br />

zum Jahr 2024 sollen die schwächsten Pfeiler durch Mikropfähle,<br />

die in den Untergrund der Garonne gerammt<br />

werden, eingefasst und so stabilisiert werden. Diese Technik<br />

wurde in Bordeaux bereits umfassend erprobt, da die<br />

meisten Gebäude aufgrund des sehr sandigen Bodens auf<br />

solchen Pfählen ruhen. Weiterhin soll die Dichtigkeit der<br />

Fahrbahn wiederhergestellt werden, und eine komplette<br />

Fassadenreinigung ist ebenfalls vorgesehen. Die Pont de<br />

pierre wurde also anlässlich ihres 200. Geburtstags nicht<br />

nur einer Schönheitskur unterzogen, sondern sie wird in<br />

absehbarer Zeit eine regelrechte Verjüngungskur erhalten.<br />

Eines ist auf jeden Fall sicher: Die Brücke wird auch in<br />

den kommenden Jahren von sich reden machen …<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Reiseinfos & Lesetipps<br />

Bordeaux …<br />

… Berlin 1632 km … Hamburg 1488 km<br />

… Köln 1080 km … Frankfurt 1154 km<br />

… München 1290 km … Wien 1782 km<br />

… Zürich 986 km … Paris 585 km<br />

… Lyon 552 km … Toulouse 243 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen wird, ist Bordeaux-<br />

Mérignac (9 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof ist<br />

Bordeaux-Saint-Jean.<br />

Office de Tourisme<br />

12, cours du XXX juillet<br />

33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)5 56 00 66 00<br />

www.bordeaux-tourismus.de<br />

Die Steinbrücke liegt mitten im<br />

Zentrum von Bordeaux. Mit der Linie<br />

A der Tramway, die über diese Brücke<br />

führt, gelangt man von einem Ufer zum<br />

anderen: Station Porte de Bourgogne<br />

(am linken Ufer), Station Place de<br />

Stalingrad (am rechten Ufer).<br />

Wenn Sie gerne zu Fuß unterwegs sind,<br />

empfehlen wir Ihnen die schöne, 7 km<br />

La Baule<br />

lange Strecke namens Tour des ponts,<br />

welche die Menschen hier, vor allem<br />

Jogger, sehr schätzen: Man hat dabei<br />

wun der schöne Blicke auf Bordeaux<br />

und entdeckt nicht nur die beiden<br />

sym bol trächtigen Brücken der Stadt,<br />

son dern auch den Gegensatz zwischen<br />

den beiden Flussufern. Während am<br />

linken Ufer der mineralische Charakter<br />

der Häu ser fassa den aus dem 18. Jahrhundert<br />

dominiert, besticht das rechte<br />

Ufer durch zahlreiche Grünflächen<br />

(Jar din botanique, Parc aux Angéliques)<br />

und sehr zeitge nös sische Orte wie<br />

die Ca serne Niel, auch « Klein-Berlin »<br />

genannt, oder die « neue » Brücke von<br />

Bor deaux, die Hebebrücke Jacques<br />

Chaban-Delmas, die am 16. März 2013<br />

eingeweiht wurde.<br />

Für den Preis eines Bus- oder<br />

Tramtickets (1,70 € bzw. 3 € an Bord),<br />

können Sie auch einen der beiden<br />

Katamarane (Hirondelle oder Gondole)<br />

benutzen, die auf der Garonne<br />

fahren und Teil des öffentlichen<br />

Nahverkehrsnetzes des Ballungsraums<br />

sind. Sie verbinden sowohl die beiden<br />

Brücken als auch die beiden Ufer im<br />

Rahmen einer angenehmen Rundfahrt.<br />

Täglich 7.00 – 19.30 Uhr bzw. 8.45 –<br />

20.00 Uhr am Wochenende.<br />

St. Nazaire<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Mimizan<br />

Nantes<br />

Clisson<br />

A83<br />

E5-E70/A63<br />

A87<br />

Cholet<br />

A83<br />

E602/A837<br />

E5/A10<br />

E5/A10<br />

Niort<br />

Bordeaux<br />

A52/E72<br />

Angoulême<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

A89/E70<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 80<br />

Bordeaux: das Erwachen einer gar nicht so<br />

schlummernden Vergangenheit<br />

Viele Medien loben zurecht die<br />

Metamorphose von Bordeaux, einer<br />

Stadt, die noch vor nicht allzu langer Zeit<br />

als unattraktiv galt, heute jedoch wieder<br />

einen Spitzenplatz unter den<br />

französischen Städten mit<br />

einer hohen Lebensqualität<br />

einnimmt. Die Verwandlung<br />

erscheint wie das berühmte<br />

« Erwachen aus dem<br />

Dornröschenschlaf ». Kann<br />

eine Stadt in ihrer ganzen<br />

Dimension aber wirklich so<br />

einfach aus einem langen<br />

Dämmerzustand aufwachen?<br />

Aktuelle Informationen im Zusammenhang mit der Vergangenheit<br />

von Bordeaux und seiner Rolle im Sklavenhandel des 18.<br />

Jahrhunderts zeigen, dass die Dinge manchmal wesentlich<br />

komplexer sind, als sie scheinen. Sie zeigen aber auch, dass es<br />

selbst in offensichtlich festgefahrenen Situationen, bei denen<br />

zwei Seiten lebhaft und leidenschaftlich unterschiedliche<br />

Positionen vertreten, am Ende möglich ist, eine gemeinsame<br />

Basis zu finden. Liegt vielleicht gerade hierin das kleine Wunder<br />

dieses « Erwachens »?<br />

France<br />

Hossegor<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 64<br />

Biarritz Die Metamorphose Bayonne von<br />

Hendaye<br />

A64/E80<br />

Bordeaux, eine Zwischenbilanz<br />

Sare<br />

Donostia- Bordeaux ist ein Beispiel wie aus<br />

Pau<br />

S. Sebastian<br />

dem Lehrbuch. Keine andere<br />

französische Stadt hat in einer<br />

vergleichbaren<br />

Pamplona<br />

Zeit eine ähnliche<br />

Spanien Metamorphose<br />

durchlaufen: In<br />

weniger als 15<br />

Jahren hat sie<br />

sich von Grund<br />

auf verändert.<br />

Bordeaux<br />

wandelt sich, immer und überall, und das zahlt sich<br />

aus: Heute zieht die Stadt täglich mehr Touristen,<br />

Investoren und neue Einwohner an. Nie zuvor war sie<br />

so verlockend. Wo stehen wir also heute in Bordeaux<br />

in Sachen Veränderung? Wie weit ist die Stadt in<br />

Zukunft bereit, sich umzugestalten? Diesen Fragen<br />

sind wir auf den Grund gegangen.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Sarthe<br />

Abbaye de<br />

Eine Oase der Harmonie<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


l’Épau<br />

im Dienste der Fotografie<br />

Zum zehnten Mal in Folge bilden die Gebäude und der 13 Hektar große Park der nur wenige<br />

Kilometer vom mittelalterlichen Zentrum der Stadt Le Mans (Sarthe) entfernten Abbaye<br />

Royale de l’Épau – eines der schönsten und besterhaltenen Klöster Frankreichs – den Rah-<br />

men für eine Fotoausstellung von Format. Sie findet noch bis Anfang November statt und<br />

ist als fotografischer Spaziergang durch die Klosteranlage konzipiert: In Skriptorium, Park,<br />

Wald, Gemüsegarten und einer Platanenallee kommunizieren groß- und kleinformatige Bil-<br />

der in einem nicht alltäglichen Umfeld mit dem Betrachter.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Sarthe<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Es ist bekannt, dass Klöster ganz besondere Orte sind,<br />

die den Besucher oft « in eine andere Zeit » versetzen<br />

und ihm sofort das Gefühl geben, « vom Rest<br />

der Welt abgeschnitten » zu sein, da sie eine unglaubliche<br />

Ruhe vermitteln und zum Nachdenken anregen. Die Abbaye<br />

de l’Épau bildet da keine Ausnahme. Obwohl sie nur<br />

wenige Kilometer vom belebten Stadtzentrum von Mans<br />

und sogar nur wenige Hundert Meter von Hochhäusern<br />

und viel befahrenen Straßen entfernt ist, findet man sich<br />

dort in einer wohltuenden Oase des Friedens wieder, die<br />

man nicht erwartet hätte. Die Zisterzienserabtei mit ihrer<br />

mehr als 800-jährigen bewegten Geschichte liegt mitten<br />

im hübschen Tal des ruhigen Flusses Huisne. Die Wälder<br />

der Gemeinde Changé, die von den Bewohnern für die<br />

zahlreichen Spazierwege geschätzt werden, sind wie ein<br />

Schutzwall gegen Tumult und Umtrieb der Umgebung.<br />

Gegründet wurde die Abtei 1229 durch Berengaria<br />

von Navarra (1163-1230), der Witwe eines Mannes, der<br />

nicht nur König von England, sondern auch Herzog der<br />

Normandie sowie Graf von Anjou, Maine und Touraine<br />

war: der berühmte Richard Löwenherz (1157-1199). Noch<br />

heute stellt die Abbaye de l’Épau eines der schönsten<br />

Beispiele der Zisterzienserarchitektur in Frankreich dar.<br />

Dabei wäre sie in ihrer langen Vergangenheit mehrmals<br />

um ein Haar ausgelöscht worden, vor allem während des<br />

Hundertjährigen Krieges, als ein Großteil der Gebäude<br />

bei einem Brand zerstört wurde, den die Bewohner von<br />

Le Mans selbst gelegt hatten, um zu verhindern, dass<br />

sich feindliche Truppen dort niederlassen. Von 1440 bis<br />

1444 wurde das Kloster dann aber glücklicherweise wieder<br />

renoviert, bevor es zunächst während der Revolution<br />

und später dann während des Zweiten Weltkriegs erneut<br />

starke Schäden davontrug. Seit 1958 gehört die Abtei dem<br />

Gezeigt werden unter anderem die Fotoserie von Pauline<br />

Daniel mit dem Titel Sous la peau, die sich mit dem Kampf<br />

gegen die Verschwendung von Lebensmitteln beschäftigt (linke<br />

Seite), sowie die Reihe In situ von Eric Pillot, der wilde Tiere<br />

festgehalten hat, die in den kommenden Jahren vermutlich<br />

nur noch in Zoos überleben werden (diese Seite).


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Sarthe<br />

Conseil Général de la Sarthe, der sie während eines halben<br />

Jahrhunderts von Grund auf renovierte, sodass sie heute<br />

wieder ihr ursprüngliches Aussehen aus dem 13. Jahrhundert<br />

erhalten hat. Das seit 1973 als Monument national<br />

klassifizierte Gebäude ist nicht nur der Rahmen für die<br />

Sitzungen der Assemblée départementale, sondern auch für<br />

zahlreiche Kulturveranstaltungen: Konzerte, Vorträge,<br />

Ausstellungen und die Fotoausstellung Saison photo, die<br />

<strong>2022</strong> bereits zum zehnten Mal in Folge stattfindet und<br />

sich im Laufe der Jahre einen Namen in der Welt der Fotografie<br />

in Frankreich erworben hat.<br />

Im Jahr <strong>2022</strong> nehmen zehn Fotografen sowohl die<br />

Innenräume als auch die Außenanlagen in Beschlag und<br />

präsentieren den Besuchern ihre – oftmals verblüffende und<br />

ungewöhnliche – Sichtweise über ein wichtiges Thema unserer<br />

Zeit, nämlich unsere Beziehung zur Umwelt. Schlendert<br />

man von einem Ausstellungsort zum anderen, ist man<br />

von den erstaunlich aktuellen Fotos ergriffen, von denen<br />

eine viel stärkere Wirkung ausgeht, als es bei einer Fotoausstellung<br />

in einem « herkömmlichen » Rahmen, beispielsweise<br />

in einem Museum, der Fall wäre. Es scheint, als ließe uns<br />

die ruhige, beschauliche Atmosphäre von Kloster und Park,<br />

die zu Besinnung und Meditation einlädt, die Aufnahmen<br />

ganz anders wahrnehmen. Das alte Gemäuer der Abtei<br />

mit seiner langen Geschichte und die nahezu spektakuläre<br />

Schönheit des riesigen friedlichen Parks tragen dazu bei,<br />

einen konstruktiven Dialog zwischen der Sichtweise des<br />

Fotografen und der des Besuchers zu spinnen, sodass dieser<br />

am Ende sein eigenes Verhältnis zur Umwelt hinterfragt.<br />

Im Gemüsegarten des Klosters präsentiert die auf kulinarische<br />

Fotografie spezialisierte Pauline Daniel auf bemerkenswert<br />

originelle Weise ihre Bilder von verdorbenen<br />

Produkten, die weggeworfen werden, da sie vermeintlich<br />

« nicht um Verzehr geeignet » sind. Die Aufnahmen vermitteln<br />

uns auf magische Art die Einstellung der Fotografin<br />

zu diesen Produkten und ändern damit unsere eigene,<br />

denn plötzlich erscheinen die Dinge schön und appetitlich,<br />

sodass wir uns am Ende Fragen zum eigenen Verhalten<br />

und der Verschwendung von Lebensmitteln stellen.<br />

Etwas weiter begegnen wir dem für seine Arbeiten<br />

über die Beziehung zwischen Mensch und Natur international<br />

bekannten Fotografen Eric Pillot. Dieser verewigt<br />

in seiner Serie In situ auf ergreifende Weise wilde Tiere<br />

in europäischen Parks und zoologischen Gärten, von denen<br />

einige Arten in der Zukunft mit Sicherheit nur noch<br />

in solchen Einrichtungen überleben können. Eine sehr<br />

eindrucksvolle Art, vor dem bevorstehenden Aussterben<br />

dieser Tiere zu warnen. Die Präsentation der großformatigen<br />

Porträts von Tieren, die nicht in Freiheit leben,<br />

spricht den Besucher inmitten der Natur des Klosterparks<br />

zweifellos ganz besonders an.<br />

Die an der Klostermauer ausgestellten Bilder Les<br />

fantômes des corniches des in Brazzaville (Republik Kongo)<br />

lebenden Fotografen Baudoin Mouanda verfehlen<br />

ebenfalls nicht ihre Wirkung. Sie zeigen kongolesische<br />

Studenten, die aufgrund fehlender Stromversorgung gezwungen<br />

sind, draußen im Licht der Straßenlaternen zu<br />

arbeiten.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Linke Seite: Les fantômes des corniches von Baudoin Mouanda. Diese Seite: Là où le temps ressemble à l'océan von Pierrot Men.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Sarthe<br />

Auch der Madagasse Pierrot Men ist ein Fotograf<br />

von internationaler Bedeutung. Mit seinen Fotos unter<br />

dem Titel Là où le temps ressemble à l’océan verdeutlicht er<br />

seine Beziehung zum Meer, einem zentralen Element im<br />

Leben der Insel und seiner Bewohner. Ein Element, das<br />

allerdings – das wird dem Betrachter schnell klar – immer<br />

mehr durch die Verschmutzung der Meere getrübt wird.<br />

Umweltverschmutzung ist im Übrigen ein Thema, das<br />

in den anderen Fotos der diesjährigen Ausstellung in der<br />

Abbaye de l’Épau ebenfalls immer wieder zum Ausdruck<br />

kommt und uns daran erinnert, wie aktuell es ist, egal an<br />

welchem Ort unseres Planeten wir uns befinden.<br />

Beim Verlassen der Abtei wird klar, dass wir weder<br />

diese Aufnahmen noch die Art, wie sie an diesem so<br />

erholsamen Ort präsentiert werden, so schnell vergessen<br />

werden. Genau darin liegt nämlich die Stärke der Ausstellung<br />

Saison photo in der Abbaye de l’Épau: Es gelingt,<br />

Fotos, die unerfreuliche Tatsachen vermitteln, die Befürchtungen<br />

und Ängste hervorrufen, einem besonders<br />

geschützten Ort gegenüberzustellen. Diese natürliche<br />

Oase voller Harmonie verleiht den Fotografien eine unerreichte<br />

Stärke, die uns dazu ermuntert, über unsere Beziehung<br />

zur Umwelt nachzudenken. Eine schöne Verbindung<br />

von Kulturerbe, Kunst und Gesellschaft!<br />

Fotografischer Spaziergang unter freiem Himmel<br />

Östliche Wiese<br />

Pierrot Men<br />

Là où le temps<br />

ressemble à l’océan<br />

6<br />

Waldlichtung<br />

Photographie<br />

au Collège<br />

7<br />

Kapitelsaal<br />

Charles Delcourt<br />

L’Ile d’Eigg<br />

Skriptorium<br />

Alain Szczuczynski<br />

Du Chêne Lorne à la<br />

Vallée des Pierres<br />

3<br />

2<br />

5<br />

Gemüsegarten<br />

Pauline Daniel<br />

Sous la peau<br />

4<br />

Klostermauer<br />

Baudouin Mouanda<br />

Les fantômes des corniches<br />

Platanenallee<br />

und Klostergräben<br />

Eric Pillot<br />

In Situ<br />

1<br />

1<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Reiseinfos und Lesetipps<br />

Abbaye de l’Épau …<br />

… Berlin 1255 km … Hamburg 1096 km<br />

… Köln 690 km … Frankfurt 771 km<br />

… München 1030 km … Wien 1432 km<br />

… Zürich 759 km … Paris 206 km<br />

… Tours 93 km … Le Mans 4 km<br />

… Lyon 138 km … Valence 33 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Paris-Orly (199<br />

km), Nantes-Atlantique (204 km) und<br />

Paris-Charles-de-Gaulle Brest (231 km, mit<br />

direkter TGV-Verbindung nach Le Mans).<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

1. Juli – 31. August: täglich außer<br />

Dienstag 10 – 19 Uhr.<br />

Letzter Einlass 30 Minuten vor<br />

Schließung.<br />

Jährliche Betriebsferien: 31. Januar –<br />

13. Februar.<br />

<strong>2022</strong> ist die Abtei ausnahmsweise für<br />

Renovierungsarbeiten vom 29. August<br />

bis 15. September geschlossen.<br />

Lannion<br />

Fotoausstellung Saison Dinard photo Saint-Malo <strong>2022</strong><br />

(Abtei und Park): bis 6. November <strong>2022</strong>.<br />

Es gelten dieselben Öffnungszeiten N176/E401<br />

Saint-Brieuc<br />

wie<br />

N12/E50<br />

für die Abtei.<br />

N12/E50<br />

A<strong>84</strong>/E401<br />

Saint-Lô<br />

N13<br />

Caen<br />

A29/E44<br />

Le Havre<br />

A131<br />

A13/E46<br />

A28/E402<br />

Rouen<br />

Evreux<br />

A13/E5<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

Ile de Sein<br />

befindet sich in Le Mans (6 km).<br />

Dorthin gibt es täglich rund 20 TGV- Quimper<br />

Pointe<br />

Verbindungen Razvom Bahnhof Paris-<br />

Montparnasse (Fahrzeit eine knappe<br />

Stunde).<br />

Abbaye Royale de l’Épau<br />

Route de Changé<br />

72530 Yvré-l’Evêque<br />

Telefon: +33 (0)2 43 <strong>84</strong> 22 29<br />

epau.sarthe.fr<br />

Öffnungszeiten der Abtei:<br />

1. September – 30. Juni:<br />

Mittwoch bis Sonntag 11 – 18 Uhr.<br />

N165/E60<br />

Eintritt: Erwachsene 5,50 €, Kinder und<br />

Jugendliche 10 – 17 Jahre 3,00 €, Kinder A<strong>84</strong><br />

unter 10 Jahren haben freien Eintritt.<br />

D768<br />

Rennes<br />

N164<br />

Um Interessierte zum N24 Besuch des<br />

Stadtzentrums von Le Mans zu<br />

Lorient<br />

animieren, wurde die Fotoausstellung<br />

Vannes<br />

über die Räume des Klosters hinaus<br />

N165/E60<br />

ausgedehnt. So gibt es beispielsweise<br />

Quiberon Ausstellungen in der Präfektur und<br />

im Bahnhof. Zwischen Bahnhof und<br />

La Baule<br />

Stadtzentrum existiert eine direkte<br />

St. Nazaire<br />

Straßenbahnverbindung. Das ist die<br />

Nantes<br />

ideale Gelegenheit, das mittelalterliche<br />

Stadtzentrum von Le Mans mit seiner<br />

A83<br />

wunderschönen Kathedrale zu<br />

besichtigen.<br />

A11/E60<br />

A87<br />

Cholet<br />

Le Mans<br />

A11/E50<br />

Yvré-l’Evêque<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

A10/E5-E60<br />

Angers<br />

A86/E60<br />

Tours<br />

Monts A10/E5<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33<br />

Le Mans, unerwartet anders<br />

(4 km entfernt)<br />

Le Mans im Departement<br />

Sarthe, rund 200 Kilometer<br />

westlich von Paris, ist lange<br />

Zeit eine unscheinbare<br />

Stadt gewesen.<br />

Die meisten<br />

verbanden mit ihr<br />

nur zwei Dinge:<br />

die kulinarische<br />

Spezialität<br />

Rillettes sowie<br />

das berühmte<br />

24-Stunden-<br />

Autorennen.<br />

Doch seitdem<br />

der TGV vor zwei Jahrzehnten die Fahrzeit aus<br />

der französischen Hauptstadt auf gerade einmal<br />

54 Minuten verkürzte, ist eine neue Dynamik<br />

in Le Mans zu spüren, die die Mentalität der<br />

Einheimischen und das Bild der Auswärtigen über<br />

die Stadt verändert. Das historische Zentrum<br />

gehört ohnehin zu einem der am besten erhaltenen<br />

in Frankreich und lohnt definitiv einen Besuch.<br />

Mimizan<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 77<br />

Poitiers<br />

La Chartre-sur-le-Loir, A83<br />

das Dorf der<br />

Antiquitätenhändler (51 km entfernt)<br />

Stellen Sie sich ein kleines Niort Dorf mit etwas<br />

weniger als 1500 Einwohnern vor, das<br />

eingebettet am E5/A10 Ufer eines kleinen Flusses<br />

im Süden eines ruhigen Departements<br />

E602/A837 liegt. Der Fluss heißt Loir, das<br />

Departement Sarthe. Bis in die<br />

nächstgelegenen « Großstädte »<br />

Tours und Le Mans sind es 44<br />

Angoulême<br />

beziehungsweise 51 Kilometer.<br />

Alles spricht dafür, dass man<br />

Montalivet<br />

hier, mitten auf dem Lande, ein<br />

sehr friedliches Leben führt.<br />

Vielleicht sogar ein bisschen zu<br />

Périgueux<br />

friedlich, denn in den meisten<br />

Orten der Umgebung schloss<br />

E5/A10<br />

im Laufe der Jahre ein Geschäft nach dem anderen, A89/E70 und mit Souillac sur<br />

jedem verschwand Dordogne<br />

Le Porge ein Stück Leben. In La Chartre-sur-le-Loir ist<br />

es dagegen vor allem an den Wochenenden Bordeaux immer sehr belebt. Sarlat-le-Canéda<br />

Und zwar auf eine besondere Art belebt. Im Laufe einiger Jahre<br />

Cap-Ferret<br />

A52/E72<br />

wurde der Ort zu einem unumgänglichen Treffpunkt für alle<br />

Liebhaber von Trödel und Antiquitäten. Das geht inzwischen so<br />

weit, dass man vom Village des antiquaires, also vom Dorf der<br />

Antiquitätenhändler, spricht.<br />

Limog<br />

Le Pe<br />

Payrac<br />

A<br />

E5-E70/A63<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

Hossegor<br />

France<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 47<br />

Biarritz<br />

Hendaye<br />

Bayonne<br />

A64/E80


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Nord-Pas-de-Calais<br />

ordfra<br />

om Kohlerevier zum be<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


nkreich<br />

liebten Tourismusziel<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Nord-Pas-de-Calais<br />

Vorherige Doppelseite: die Terrils 9-9bis in Oignies, eine der herausragendsten<br />

Stätten des ehemaligen Kohlebeckens. Hier wurde noch bis 1990 Kohle abgebaut.<br />

Diese Seite: die Zwillings-Kohlehalden in Loos-en-Gohelle und ein Luftbild der Terrils<br />

<strong>84</strong>, 101 und 205 in Billy-Montigny. Anlässlich der Klassifizierung als Weltkulturerbe<br />

wurden alle Kohlehalden des Kohlereviers aus der Luft fotografiert.<br />

Aus touristischer Sicht machte der Norden Frankreichs noch vor<br />

zehn Jahren nur wenig von sich reden. Beim Thema Reisen im<br />

Hexagon dachte man vorwiegend an Ziele wie die Côte d’Azur,<br />

die Bretagne oder Paris, die regelmäßig die Listen der beliebtesten<br />

Tourismusdestinationen anführten. Bis dann im Jahr 2012<br />

zwei Ereignisse diese Denkweise veränderten: Zunächst wurde<br />

das Kohlerevier Nord-Pas-de-Calais von der UNESCO in die<br />

Welterbeliste aufgenommen. Das war damals eine kleine Revolution!<br />

Doch damit nicht genug, denn das größte Museum der<br />

Welt, der Louvre, eröffnete in der Nähe der beiden höchsten Haldengipfel<br />

Europas, der berühmten Jumeaux, im nicht weit von<br />

Lens entfernten Loos-en-Gohelle, einen « Ableger ». Seitdem ist<br />

es der einst vergessenen Gegend Frankreichs gelungen, sich stetig<br />

weiterzuentwickeln und das vorhandene Industrie- und Arbeitererbe<br />

in eine gesuchte Tourismusdestination zu verwandeln.<br />

Ein Besuch dort drängte sich also auf!<br />

Viele von uns erinnern sich daran,<br />

was sie am 21. Juli 1969<br />

machten, am Tag, als der erste<br />

Mensch den Mond betrat. Oder am 11.<br />

September 2001, dem Tag der Attentate<br />

in New York. In der Region Hautsde-France,<br />

vor allem im Departement<br />

Nord-Pas-de-Calais rund um die Städte<br />

Valenciennes, Lens und Douai, ist für<br />

viele dagegen der 30. Juni 2012 ein solch<br />

herausragendes Datum, das sie nicht<br />

vergessen werden. An jenem Tag kündigte<br />

nämlich die anlässlich einer Sondersitzung<br />

in Sankt Petersburg versammelte<br />

UNESCO-Kommission an,<br />

das nordfranzösische Kohlebecken als<br />

« dynamische, lebendige Kulturlandschaft<br />

» in die Welterbeliste aufzunehmen.<br />

Für die Bewohner dort war das<br />

mehr als « nur » eine verwaltungstech-<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


nische Entscheidung auf internationaler Ebene, es war vor<br />

allem eine Auszeichnung der geleisteten Anstrengungen,<br />

die bei den Menschen tiefe Freude hervorrief: Zehn Jahre<br />

voller hartnäckiger Arbeit waren notwendig gewesen, um<br />

die Klassifizierung zu beantragen und sich für sie einzusetzen.<br />

Allein die Unterlagen für die Präsentation gegenüber<br />

der UNESCO wogen mehr als zehn Kilo. Darüber hinaus<br />

entstand aber auch eine riesige Hoffnung auf eine weitere,<br />

langersehnte Anerkennung, nämlich die Anerkennung als<br />

ernst zu nehmender Akteur in Sachen Tourismus. Am 30.<br />

Juni 2012 war das kleine Bergbaugebiet also von einem Tag<br />

auf den anderen ein Weltkulturerbe geworden, gleichrangig<br />

mit « Weltwundern » wie den Pyramiden von Ägypten<br />

und der Chinesischen Mauer: der kleine, 120 Kilometer<br />

lange und etwa 12 Kilometer breite Streifen, dessen geologische<br />

Spezifität ein ausgedehntes Kohlevorkommen ist,<br />

das sich über das Departement Nord-Pas-de-Calais hinaus<br />

nach Belgien, ins Ruhrgebiet und noch weiter erstreckt<br />

und in dem sich Stollen in einer Länge von mehr als<br />

100 000 Kilometern befinden. Die Menschen waren erfreut<br />

und Hoffnung keimte auf, dass sich damit das Image<br />

des kleinen Winkels, der lange Zeit von Touristen links<br />

liegen gelassen worden war, nun endlich ändern würde.<br />

Denn ja, dieser kleine Winkel im Norden Frankreichs hatte<br />

genug Potenzial, um Besucher in Erstaunen zu versetzen!<br />

Wie sich heute zeigt, war der Optimismus nicht vergebens,<br />

sondern führte dazu, dass – angetrieben von einem<br />

unglaublichen Elan – in nur zehn Jahren einige touristische<br />

Prunkstücke entstanden sind.<br />

Die wundersame Verwandlung<br />

der « schwarzen Berge »<br />

Wenn man sich dem Bergbaurevier Nord-Pas-de-<br />

Calais nähert – vor allem aus der Richtung von Lens –,<br />

stechen einem zuallererst riesige Hügel ins Auge, die<br />

man schon von Weitem erblickt: die « schwarzen Berge »<br />

oder « schwarzen Pyramiden », wie sie hier genannt werden.<br />

Ihre beeindruckende Präsenz lässt sich schon alleine<br />

durch ihre Anzahl erklären: In der gesamten Region<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Nord-Pas-de-Calais<br />

Oben: Musée du Louvre-Lens und Hôtel Louvre-Lens. Rechte Seite: Cité des Électriciens in Bruay-la-Buissière<br />

zählt man insgesamt rund 200 solcher Abraumhalden, die<br />

durch die Anhäufung von gefördertem Material entstanden,<br />

das nicht verwertbar war. Die beiden bekanntesten<br />

sind 186 Meter hoch und liegen in Loos-en-Gohelle. Es<br />

liegt auf der Hand, dass die örtlichen Fremdenverkehrsämter<br />

auf unzählige Ideen kamen, um diese « schwarzen<br />

Berge », die früher ein Synonym für die mühselige Arbeit<br />

in den Minen und das harte Leben der Kumpel waren, im<br />

Laufe der Jahre einer « wundersamen Verwandlung » zu<br />

unterziehen. Heute dienen sie also als Tummelplatz für so<br />

verbreitete Aktivitäten wie Wandern, Fahrradfahren und<br />

Gleitschirmfliegen. Oder auch für etwas ausgefallenere<br />

Unternehmungen wie Sophrologie- oder Yogakurse auf<br />

ihren Gipfeln, oftmals früh am Morgen oder bei Sonnenuntergang.<br />

Im Übrigen sind sich alle, die bereits einmal<br />

den Sonnenuntergang auf einem der Terrils miterlebt haben,<br />

darüber einig, dass sie das Schauspiel nicht so schnell<br />

vergessen werden. Naturliebhaber stellen wiederum mit<br />

Freude fest, dass sich auch die Natur wieder durchgesetzt<br />

hat, denn Blumen und Pflanzen überziehen die ehemals<br />

« schwarzen Berge » heute mit einem grünen Flaum und<br />

sind ihrerseits ein sichtbares Zeichen für die Umwandlung<br />

des Kohlereviers.<br />

Ein sitzender Schreiber<br />

Besteigt man einen der Gipfel der beiden Berghalden<br />

in Loos-en-Gohelle, so ist das nicht nur ein angenehmer<br />

Spaziergang, sondern bietet gleichzeitig die Gelegenheit,<br />

den Umbruch nachzuvollziehen, dem mit der Landschaft<br />

auch die Gesellschaft unterzogen ist. Von dort oben erkennt<br />

man das Canadian National Vimy Memorial, das,<br />

genauso wie das Bergbaugebiet, für einen wichtigen Abschnitt<br />

in der Geschichte der Region steht. Abgesehen<br />

von der direkt zu Füßen gelegenen Stadt Lens sticht vor<br />

allem aber eine Art riesiger Ozeandampfer aus Glas und<br />

Aluminium ins Auge, der durch seine leichte und luftige<br />

Struktur inmitten der Landschaft zu schweben scheint.<br />

Das ausgesprochen moderne Gebäude ist das Musée<br />

du Louvre-Lens, das ebenfalls den Strukturwandel des<br />

ehemaligen Kohlereviers symbolisiert und das <strong>2022</strong> sein<br />

zehnjähriges Bestehen feiert. Es befindet sich auf dem<br />

Gelände einer aufgelassenen Zeche in Lens und ist eine<br />

Art ausgelagerter « Kleiner Louvre », der beispielsweise<br />

mit seiner Galerie du temps auf einer Strecke von 120<br />

Metern einen einmaligen chronologischen Abriss über<br />

sechs Jahrtausende Menschheitsgeschichte bietet. Das<br />

Museum ist ein konkretes Symbol für den Wunsch des<br />

Staates, dem ehemaligen « Kohlenpott Frankreichs » Aufschwung<br />

zu verleihen und seine touristische Attraktivität<br />

zu verbessern. Um den zehnten Geburtstag gebührend zu<br />

feiern, hat der Pariser Louvre seinem « kleinen Bruder »<br />

in Lens bereits seit Februar eines seiner schönsten Stücke<br />

ausgeliehen: den « Sitzenden Schreiber », ein Meisterwerk<br />

des alten Ägyptens, das noch bis Jahresende die Galerie<br />

du temps eröffnet. Bei dieser Gelegenheit drängt sich auch<br />

der Besuch des 20 Hektar großen Gartens auf, der von der<br />

Gartenarchitektin Catherine Mosbach gestaltet wurde.<br />

Die Bewohner von Lens bezeichneten das Musée du<br />

Louvre-Lens im Übrigen aufgrund seiner Modernität<br />

anfänglich als « Ufo ». Zehn Jahre später sind sie jedoch<br />

unglaublich stolz darauf, und das zu Recht: Mit bereits 4,5<br />

Millionen Besuchern seit Eröffnung hat sich das Museum<br />

einen Platz unter den meistbesuchten Museen Frankreichs<br />

erobert. Vor allem aber hat es das Verdienst, den Menschen<br />

in der Region eine Kultur zugänglich zu machen,<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Nord-Pas-de-Calais<br />

die vor 2012 der Bevölkerung großer Städte und wirtschaftlich beziehungsweise<br />

touristisch florierender Territorien vorbehalten war. Das<br />

Experiment ist geglückt, das ist unbestritten. Die Bewohner von Lens<br />

lieben ihr Museum nicht nur, sondern sind in der Zwischenzeit seine<br />

besten Botschafter. Um sich darüber bewusst zu werden, muss man<br />

nur durch die angrenzenden Straßen schlendern. Man spürt hier eine<br />

besondere Freude, mit Besuchern in Kontakt zu treten. Sofern man<br />

sich etwas neugierig zeigt und auf die Menschen zugeht, kommt man<br />

umgehend mit einer Bewohnerin oder einem Bewohner ins Gespräch<br />

und erhält einige Details über die Vergangenheit. Vermutlich auch die<br />

Information, dass alle Häuser im Umkreis Teil der ehemaligen « Bergarbeitersiedlung<br />

» waren, in denen die Kumpel mit ihren Familien<br />

wohnten. Ohne die Eröffnung des Louvre-Lens würden die meisten<br />

Gebäude wahrscheinlich leer stehen oder wären vielleicht sogar abgerissen<br />

worden. Heute dagegen legen sie ein aufschlussreiches Zeugnis<br />

von einem gelungenen Strukturwandel ab. 26 dieser Häuser wurden<br />

sehr schön renoviert und durch moderne Elemente kühn miteinander<br />

verbunden. Darin befindet sich unter anderem das ultramoderne Hotel<br />

Louvre-Lens, ein luxuriöses Vier-Sterne-Hotel, das von Gästen aus<br />

aller Welt geschätzt wird.<br />

In der « Stadt der Elektriker » übernachten<br />

Rund um die « Zwillingskohlehalden » in Loos-en-Gohelle und<br />

den Louvre-Lens gibt es noch andere Städte, die durch ihre architektonische<br />

Attraktivität bestechen und einen Besuch wert sind: Béthune,<br />

Bruay-la-Buissière, Douai und Valenciennes besitzen alle ein<br />

ausgesprochen vielfältiges architektonisches Kulturerbe, bei dem sich<br />

die reichhaltige, mittelalterliche Architektur prosperierender Händlerstädte<br />

(beispielsweise zahlreiche Rathaustürme und üppig dekorierte<br />

Grand’Places) und die Extravaganz der Goldenen Zwanzigerjahre und<br />

des Art déco mischen. Eines der Prunkstücke, das man nicht auslassen<br />

sollte, ist das Art-déco-Schwimmbad in Bruay-la-Buissière. Es<br />

ist nicht überdacht und Bestandteil einer Freizeiteinrichtung in Form<br />

eines Ozeandampfers, die die Bergarbeiter 1936 bauten. Das Bad ist<br />

quasi ein Muss, egal ob man sich für Art déco interessiert oder einfach<br />

gerne zum Schwimmen geht. Zumal nur wenige Minuten von dort ein<br />

weiteres Ziel die Besucher anzieht: die Cité des Électriciens, die erst vor<br />

Kurzem durch den Architekten Philippe Prost vollständig renoviert<br />

wurde. Der Ort wurde zwischen 1856 und 1861 von der Compagnie<br />

des Mines in Bruay erbaut. Seit 2009 ist er als Monument historique<br />

klassifiziert und heute eine der herausragendsten Stätten des ehemaligen<br />

Kohlebeckens. Seit einiger Zeit gibt es im Herzen der Bergarbeiterunterkünfte<br />

auch Ferienwohnungen. Sie bieten eine ausgezeichnete<br />

Möglichkeit, um nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Region zu erkunden,<br />

sondern gleichzeitig den Esprit einer Bergarbeitersiedlung mit<br />

einem modernen Touch zu spüren.<br />

Die Welt der Siedlungen<br />

Einige der ehemaligen Bergbausiedlungen wurden zwischenzeitlich<br />

aufgrund ihres schlechten Zustands leider abgerissen, vielen wurde aber<br />

mittlerweile neues Leben eingehaucht. Sie wurden renoviert und machen<br />

nun den Stolz ihrer Bewohner aus. Die Unterkünfte zeugen von<br />

der sehr engen Verbindung, die es teilweise zwischen den Bergarbeitern<br />

und den Gesellschaften, bei denen sie angestellt waren, gab. Die gro-


Linke Seite: Bruay-la-Buissière, Innen- und Außenansichten<br />

der Ferienwohnungen in der Cité des Électriciens<br />

sowie das Schwimmbad Roger Salengro.<br />

Oben: Der Bahnhof in Lens wurde im Art-déco-Stil erbaut.<br />

Rechts: Zuschauerränge im Schwimmbad Roger Salengro.<br />

ßen Bergbaugesellschaften in der Gegend unternahmen<br />

damals einige Anstrengungen, um ihre Beschäftigten<br />

– oftmals sogar kostenlos – zu beherbergen. Ob dahinter<br />

nun ein mehr oder weniger offen vertretener « industrieller<br />

Sozialismus » oder das echte Bestreben, für die Mitarbeiter<br />

zu sorgen, stand, sei dahingestellt. Die Cité Lemay in Pecquencourt<br />

ist ebenfalls ein Symbol für den frischen Wind,<br />

der in der Region herrscht. Sie wurde zwischen 1921 und<br />

1930 erbaut, ist komplett renoviert und umfasst 154 Unterkünfte.<br />

Es ist eine kleine Stadt voller Charme. Weit entfernt<br />

vom « klassischen » Bild einer Bergarbeitersiedlung –<br />

in der alle Häuser gleich aussehen und aneinandergereiht<br />

sind – ist sie eher wie eine « Einfamilienhaussiedlung »<br />

angelegt, ein Konzept, das man in diesem Zusammenhang<br />

weniger kennt. Beim Besuch in dieser Gegend erfährt man<br />

jedoch, dass diese Art der Unterkunft für Bergleute hier<br />

am verbreitetsten war: Sie machen 41 % der Unterkünfte<br />

für Bergleute aus, vor den « klassischen » Bergarbeitersiedlungen<br />

(den sogenannten Corons, 25 %), den Gartenstädten<br />

(Cités-jardins, 9 %) und den « modernen » Siedlungen (Cités<br />

modernes, 25 %). Man unterliegt sofort dem Charme der<br />

Häuser, die alle einzigartig sind, da sie sich durch Grundriss<br />

und Dachform unterscheiden. Dazu kommt, dass die<br />

Grundstücke schon immer gut gepflegt wurden: Zur Zeit<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Nord-Pas-de-Calais<br />

Blick auf das historische Bergbauzentrum in Lewarde.<br />

der Kohleminen war sogar vertraglich festgehalten, dass<br />

Bergarbeiter, die sich nicht um ihren Garten kümmern,<br />

eine Strafe riskieren. Das förderte natürlich das Anlegen<br />

individueller Grünflächen! Das Beispiel von Pecquencourt<br />

ist nicht das einzige dieser Art: Seit der Auszeichnung als<br />

Weltkulturerbe im Jahr 2012 kamen andere Siedlungen<br />

ebenfalls in den Genuss umfangreicher Renovierungsarbeiten.<br />

Beispiele hierfür sind die Cité Barrois (ebenfalls<br />

in Pecquencourt), die Cité Bruno in Dourges (die älteste<br />

Gartenstadt Frankreichs), die Cité Taffin in Vieux-Condé,<br />

die Cité Thiers in Bruay-sur-l’Escaut und die Cité in<br />

Wallers-Arenberg, in der Nähe des Ortes, wo der Film<br />

« Germinal » gedreht wurde.<br />

Der « Saal der Erhängten »<br />

Um voll und ganz in die Atmosphäre des ehemaligen<br />

Kohlereviers einzutauchen, sollte man unbedingt<br />

das historische Bergbauzentrum in Lewarde besuchen.<br />

Es liegt acht Kilometer östlich von Douai auf dem acht<br />

Hektar großen Gelände der ehemaligen Grube Delloye,<br />

die Industriegebäude mit einer Fläche von 8000 m 2 umfasst.<br />

Das Informationszentrum wurde 2009 ebenfalls als<br />

Monument historique klassifiziert und stellt vermutlich die<br />

bemerkenswerteste Stätte dar, denn es versteht sich als<br />

« Konservatorium der Erinnerung an die Mine » und ist<br />

eines der bedeutendsten Museen in Frankreich, das diesem<br />

Thema gewidmet ist. Dort kann man beispielsweise<br />

Stollen (die jedoch aus Gründen der Sicherheit und Zugänglichkeit<br />

rekonstruiert wurden) sowie den berühmten<br />

Salle des Pendus, den « Saal der Erhängten », wie der Umkleideraum<br />

der Bergarbeiter genannt wurde, besichtigen.<br />

Im Rahmen des Rundgangs erhält man detaillierte und<br />

oft berührende Erläuterungen der Führer, von denen<br />

(fast) alle eine persönliche Beziehung zur Geschichte des<br />

Kohlebergbaus haben. Hört man ihnen zu, sagt man sich<br />

unweigerlich, dass das schönste Ergebnis all der Anstrengungen<br />

für die Rettung und Klassifizierung des ehemaligen<br />

Bergbaugebiets vermutlich darin besteht, dass es<br />

nicht nur gelungen ist, daraus eine erstrangige touristische<br />

Destination zu machen, sondern vor allem ein Ziel, das<br />

eine tiefere Bedeutung hat.<br />

Nach einem Aufenthalt hier, betrachtet man das<br />

ehemalige Kohlerevier und seine Bewohner mit anderen<br />

Augen. Vor allem, weil man spürt, wie viel von den Veränderungen<br />

dem Einsatz der Menschen hier zu verdanken<br />

ist. Aus einer lange Zeit vernachlässigten Ecke im Norden<br />

Frankreichs ein « angesagtes Reiseziel » zu machen, ist<br />

mehr als nur ein Erfolg für den Tourismus. Es ist darüber<br />

hinaus die vielleicht schönste Hommage, die man all<br />

den Generationen von Menschen, die hier im Bergbau<br />

tätig waren, machen konnte. Eine Art, sich bei ihnen zu<br />

bedanken und ihnen zu versichern, dass sie niemals vergessen<br />

werden!<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Quimper<br />

N165/E60<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Lens …<br />

… Berlin 880 km … Hamburg 709 km<br />

… Köln 341 km … Frankfurt 528 km<br />

… München <strong>84</strong>2 km … Wien 1236 km<br />

… Zürich 682 km … Paris 200 km<br />

… Lille 34 km … Arras 18 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Brüssel-Shell-<br />

Zaventem (155 km) und Paris-Charles<br />

de Gaulle (175 km).<br />

Der Bahnhof von Lens ist an das TGV-<br />

Netz angeschlossen.<br />

Terrils<br />

<br />

in Loos-en-Gohelle<br />

62750 Loos-en-Gohelle<br />

Ganzjährig kostenlos und frei<br />

zugänglich.<br />

Parkplatz: Rue Léon Blum in Loos-en-<br />

Gohelle.<br />

Für Auf- und Abstieg sollten Sie rund<br />

eine Stunde einplanen.<br />

Lannion Hinweis: In der Umgebung gibt es noch<br />

DinardSaint-Malo<br />

andere, weniger hohe Abraumhalden,<br />

die man besteigen kann. Im Großraum<br />

N176/E401<br />

Saint-Brieuc Lens-Liévin: N12/E50 Terril Pinchonvalles, Terril<br />

Estevelles, Terril Avion (im Parc des<br />

Glissoires, auf dem Gipfel befindet sich<br />

N164<br />

ein Observatorium), Terril im Marais<br />

A<strong>84</strong><br />

de Fouquières. Im Großraum Hénin-<br />

Carvin: D768 Terril du Téléphérique und Rennes die<br />

Terrils du 9-9bis (Terrils 110, 116 und<br />

N24<br />

117). Nähere Informationen:<br />

Lorient www.tourisme-lenslievin.fr<br />

www.bassinminier-patrimoinemondial.<br />

Cherbourgorg<br />

Octeville<br />

N12/E50<br />

Vannes<br />

Musée<br />

<br />

du N165/E60 Louvre-Lens<br />

Quiberon99 rue Paul Bert<br />

62300 Lens<br />

www.louvrelens.fr La Baule<br />

Geöffnet täglich (außer St. Nazaire Dienstag):<br />

10 – 18 Uhr. Der Park ist dagegen Nantes auch<br />

dienstags geöffnet, und zwar von<br />

A83<br />

Montalivet<br />

7 – 21 Uhr (16. April bis 31. Oktober)<br />

beziehungsweise 8 – 19 Uhr<br />

(1. November bis 15. April).<br />

Die Galerie du temps und der<br />

Pavillon de verre sind kostenlos<br />

zugänglich. Der Eintrittspreis für die<br />

Sonderausstellungen beträgt 11 €<br />

(ermäßigt 6 €; Kinder und Jugendliche<br />

unter 18 Jahren haben freien Zutritt).<br />

Hôtel<br />

<br />

Louvre-Lens<br />

168 rue Paul Bert<br />

62300 Lens<br />

Telefon: +33(0)3 66 98 10 40<br />

www.hotel-louvre-lens.com<br />

4-Sterne-Hotel, 52 Zimmer,<br />

Übernachtung ab 89 €, Brasserie,<br />

Restaurant, Fitnessbereich und Sauna.<br />

Art-déco-Schwimmbad<br />

<br />

A29/E44<br />

Roger Salengro Le Havre<br />

A131<br />

Rouen<br />

Rue Augustin Caron<br />

Telefon: +33 (0)3 21 62 43<br />

N13<br />

www.tourisme-bethune-bruay.fr<br />

A16<br />

Caen A13/E46<br />

A13/E5<br />

Saint-Lô Informationen über Öffnungszeiten<br />

und Eintrittspreise entnehmen Sie bitte<br />

der Website.<br />

Evreux<br />

Cité<br />

<br />

Lemay in Pecquencourt<br />

Cité<br />

<br />

des Électriciens<br />

59146 Pecquencourt PARIS<br />

A28/E402<br />

Rue Franklin<br />

www.pecquencourt.fr/cadre-de-vie/<br />

Versailles<br />

62700 Bruay-la-Buissière<br />

sites-a-visiter/cites-classees<br />

www.citedeselectriciens.fr<br />

Kostenlos und frei zugänglich. Man<br />

A6/E15<br />

Geöffnet von Mittwoch bis Sonntag; kann dort sehr schön den besonderen<br />

13 – 18 Uhr.<br />

Stil der Cités pavillonnaires, der<br />

Eintritt: 6 €, ermäßigt 4 €, Eintritt frei « Einfamilienhaussiedlungen » sehen.<br />

A11/E50<br />

bis 26 Jahre. Mit dem Eintrittsticket<br />

hat man Zugang zu allen<br />

Centre<br />

<br />

historique A10/E5 minier in Lewarde<br />

Ausstellungsräumen.<br />

1177 rue d’Erchin<br />

Kostenlose Parkplätze am Eingang Yvré-l’Evêque<br />

Le Mans<br />

zur 59287 Lewarde Orléans<br />

Cité des Électriciens A11/E501 und etwas weiter in Telefon: +33 (0)3 27 95 82 82<br />

der Rue Franklin. A28/E502<br />

www.chm-lewarde.com<br />

Es gibt mehrere Ferienwohnungen:<br />

Eintrittspreise: 14,30 € für die<br />

Chez Jacob und Chez Marie-Jeanne für Besichtigung der Stätte, Zugang zu<br />

A10/E5-E60<br />

2 Personen, Chez Alice für 4 Personen, den Ausstellungen, inklusive Führung<br />

Angers<br />

Chez Léon für 5 Personen und Chez<br />

und einem Austausch mit einem<br />

A86/E60<br />

Rosalie für 8 Personen. Nähere Tours<br />

A71/E9<br />

ehemaligen Minenarbeiter. Ermäßigter<br />

A85<br />

Informationen auf der Website in der Tarif: 8,50 €. Die Öffnungszeiten<br />

A87<br />

Rubrik Les Gîtes. Ab Monts 62 € pro Nacht. A10/E5 schwanken im Jahresverlauf. Bourges<br />

A<strong>84</strong>/E401<br />

A11/E60<br />

Cholet<br />

E5/A10<br />

A89/E70<br />

Boulogne<br />

A20/E9<br />

Calais<br />

Amiens<br />

Dunkerque<br />

Arras<br />

A1/E15-E19<br />

Belgien<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Lens<br />

A5/E54<br />

France<br />

A4/E50<br />

Gent<br />

A26/E17<br />

Sens<br />

Auxerre<br />

Treigny<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />

A71/E11<br />

Arras & Douai, Riesen für den<br />

Pays de Condé, eine Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

Kleinen (18 und 24 km entfernt)<br />

(52 km entfernt)<br />

Seit dem 16. Jahrhundert<br />

Poitiers 270 Jahre lang wurde in der Region Nord-Pas-de-Calais Kohle<br />

existiert im Norden Frankreichs<br />

gefördert. Mit der Schließung der letzten Zeche 1990<br />

A83<br />

und dem angrenzenden<br />

in Oignies drohte eine Region, die über Jahrzehnte<br />

Flandern die Tradition riesiger<br />

der Motor der französischen Industrialisierung war, in<br />

Niort<br />

Montluçon<br />

Puppen, die zu einer Art<br />

eine Depression zu fallen. Doch die Solidarität und der<br />

Maskottchen der jeweiligen<br />

E5/A10<br />

Einfallsreichtum der Menschen im Norden Frankreichs<br />

Orte geworden sind und bei<br />

sorgten dafür, dass durch die Metamorphose einer einst<br />

A71/E11<br />

festlichen Anlässen von Einwohnern durch die<br />

geschundenen Landschaft neue touristische und damit<br />

E602/A837<br />

Straßen getragen werden. Ein Spektakel, das nicht wirtschaftliche Perspektiven entstanden. Der Parc Naturel Régional Scarpe- Clermontnur<br />

Kinder fasziniert und einen Reiseplan spontan Escaut mit dem Pays de Condé südöstlich Limoges von Lille illustriert perfekt das Ferrand<br />

durcheinanderbringen kann.<br />

neue Gesicht der einstigen Bergbaugegend.<br />

A89/E70 Puy de Dôm<br />

Angoulême<br />

A75/E11<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

le Mont-Dore<br />

Périgueux<br />

Le Pescher<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 57<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Saillac<br />

Véz


FRANKREICH HEUTE Kultur


Rosa Bonheur<br />

Eine grandiose Künstlerin und eine beeindruckende Frau<br />

Feministin, unabhängig, nonkonformistisch: Alle<br />

diese Ausdrücke beschreiben die bemerkenswerte<br />

französische Künstlerin Rosa Bonheur<br />

(1822-1899). Wie Georges Sand (1804-1876) oder<br />

später Colette (1873-1954) in der Welt der Literatur<br />

machte sie nie einen Hehl aus ihrem unstillbaren<br />

Drang nach Freiheit und dem Wunsch,<br />

dem Akademismus der damaligen Zeit zu entkommen.<br />

Und das Ganze noch dazu in Männerhosen,<br />

in einer Zeit, in der Frauen ein solches<br />

Kleidungsstück nur mit einer besonderen Genehmigung<br />

tragen durften! Sie war die Erste, die<br />

der Tiermalerei die Anerkennung als Kunstgattung<br />

der gegenständlichen Malerei verschaffte.<br />

Um den 200. Geburtstag dieser Frau mit einer<br />

faszinierenden Persönlichkeit gebührend zu feiern,<br />

organisierte man in ihrer Heimatstadt Bordeaux<br />

eine bedeutende Ausstellung ihrer Werke,<br />

die im Anschluss in Paris zu sehen sein wird. Bei<br />

dieser Gelegenheit kann man eine erstaunlicherweise<br />

selbst in Frankreich vielfach unbekannte<br />

Künstlerin entdecken, die im 19. Jahrhundert auf<br />

der ganzen Welt gefeiert wurde und deren wegbereitendes<br />

Engagement in Sachen Feminismus<br />

und Ökologie selbst heute noch verwirren kann.<br />

Linke Seite: Tête de chien, 1869.<br />

Oben: Porträt von Rosa Bonheur, 1857, Edouard-<br />

Louis Dubufe (1819-1883) und Rosa Bonheur (den<br />

Kopf des Rindes malte Rosa Bonheur selbst).<br />

Man hat heutzutage schon nahezu vergessen,<br />

dass es Zeiten gab, in denen es für Frauen absolut<br />

keine Selbstverständlichkeit war, eine<br />

Hose zu tragen. Laut einer Verordnung vom 7. November<br />

1800, die in der Folge durch den von Napoleon 1804 eingeführten<br />

Code civil bestätigt wurde, galt in Frankreich<br />

damals « jede Frau, die eine Hose trägt » als « verkleidet »<br />

und musste von der Polizei festgenommen werden. Ausnahmen<br />

galten nur während des Karnevals oder mit einer<br />

« Sondergenehmigung », die teilweise aus gesundheitlichen<br />

Gründen ausgestellt wurde. Derselbe Code civil<br />

stufte im Übrigen verheiratete Frauen als zweitrangig und<br />

der Autorität des Mannes unterstellt ein. Sie konnten weder<br />

einen Vertrag unterzeichnen, noch ihr Hab und Gut<br />

selbst verwalten. Kurz: Sofern man nur den kleinsten<br />

Wunsch nach Freiheit und Emanzipation verspürte, war<br />

es wirklich kein Spaß, im 19. Jahrhundert in Frankreich<br />

als Frau geboren worden zu sein.<br />

Die « Erlaubnis zur Verkleidung »<br />

Vor diesem Hintergrund ist man zwangsläufig erstaunt<br />

– vielleicht sogar ergriffen! –, wenn man heutzutage<br />

Fotos oder Porträts von Rosa Bonheur sieht.<br />

Die Künstlerin schien weit davon entfernt zu sein, die<br />

Gebräuche der patriarchalischen Gesellschaft, in der<br />

sie lebte, zu respektieren, denn sie scheute nicht davor<br />

zurück, sich mutig mit einem halblangen Bubikopf zu<br />

zeigen, was bei Frauen der damaligen Zeit bereits eine<br />

absolute Seltenheit war. In der Hand oder im Mund hielt<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 59


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Links: Durch diese<br />

« Genehmigung<br />

zur Verkleidung »<br />

war Rosa Bonheur<br />

offiziell berechtigt,<br />

Hosen zu tragen.<br />

Rechts: Die<br />

Dauerausstellung im<br />

Musée des Beaux-Arts<br />

in Bordeaux umfasst<br />

einen Saal, der den<br />

Werken von Rosa<br />

Bonheur gewidmet ist.<br />

Unten: Ölbilder und<br />

Aquarell von Rosa<br />

Bonheur: Barbaro après<br />

la chasse, um 1858; Hure<br />

de sanglier (nicht datiert)<br />

und Un cerf, 1893.


sie meist eine Zigarette oder gar eine Zigarre, und vor allem<br />

trug sie mit Vorliebe – und Stolz! – Hosen. Es schien<br />

ihr nahezu eine schelmische Freude zu bereiten, auf<br />

diese Weise ihren unstillbaren Durst nach Freiheit und<br />

Emanzipation zur Schau zu tragen. Um dies tun zu können,<br />

trickste sie in gewisser Weise den Gesetzgeber aus:<br />

Sie beantragte ganz offiziell bei der Polizeipräfektur eine<br />

Genehmigung zum Tragen von Hosen und gab dabei<br />

vor, dass dies für ihre Arbeit als Künstlerin unabdingbar<br />

sei, da sie auf dem Land arbeiten würde. Zudem führte<br />

sie als ganz besonders schwergewichtiges Argument an,<br />

dass sie die tierische Anatomie direkt im Schlachthaus<br />

genau unter die Lupe nehmen müsse. Könne man sich<br />

in einem solchen Umfeld eine Frau im Kleid wirklich<br />

vorstellen? Die Präfektur gab ihrem Antrag statt und<br />

händigte ihr im Mai 1857 die offizielle « Genehmigung<br />

zur Verkleidung » aus. Darin war präzisiert, dass « Fräulein<br />

Rosa Bonheur » berechtigt ist, « sich wie ein Mann<br />

anzuziehen […] ohne jedoch mit dieser Verkleidung<br />

Veranstaltungen, Bälle oder öffentlich zugängliche Versammlungsorte<br />

besuchen zu dürfen ». Die Genehmigung<br />

musste alle sechs Monate erneuert werden, was Rosa<br />

Bonheur auch nicht versäumte …<br />

Ein Atelier wie eine Menagerie<br />

Die Künstlerin war in mehr als einer Hinsicht atypisch.<br />

Sie wurde 1822 in Bordeaux geboren und spürte schon früh<br />

eine besondere Anziehungskraft für Kunst, besonders für<br />

Malerei. Man muss wissen, dass ihr Vater, Raimond Bonheur<br />

(1796-1<strong>84</strong>9), Porträt- und Landschaftsmaler war und<br />

sie schon früh in das Zeichnen und die Praxis der Kopie<br />

einführte. Raimond war jedoch darüber hinaus von den<br />

Prinzipien des seinerzeit sehr beliebten Saint-Simonismus<br />

überzeugt, die eine « Verbesserung des moralischen, physischen<br />

und intellektuellen Schicksals der zahlenmäßig<br />

größten und ärmsten Schicht » priesen. Der liebende Vater<br />

schärfte seiner Tochter ein, wie wichtig die Emanzipation<br />

der Frau sei und dass diese in der Denkschule, die er<br />

vertrat, eine wesentliche Rolle beim « Aufbau einer neuen<br />

Welt » spiele. Doch die kleine Rosa musste schon bald auf<br />

eigenen Beinen stehen. 1828 beschloss ihr Vater, nach Paris<br />

zu gehen, um sich einer Saint-Simoniter-Gemeinschaft<br />

anzuschließen. Sein Engagement war so stark, dass er einer<br />

der « Väter » der Bewegung wurde und ein Jahr später<br />

seine Familie ebenfalls in die Hauptstadt holte. Frau und<br />

Kinder hofften, mit Raimond wieder ein Familienleben<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 61


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Die sehenswerte Ausstellung « Rosa Bonheur »<br />

Bis 18. September <strong>2022</strong> in Bordeaux:<br />

Musée des Beaux-Arts de Bordeaux<br />

20, cours d’Albret und Place du Colonel Raynal<br />

33000 Bordeaux<br />

Telefon: + 33 (0)5 56 10 20 56<br />

www.musba-bordeaux.fr<br />

Der Hauptteil der Ausstellung findet in den Räumen der<br />

Galerie du Musée des Beaux-Arts statt, die unmittelbar<br />

neben dem Musée des Beaux-Arts liegt. Für den Eintritt<br />

in beide Museen gilt ein einziges Ticket. Dienstags<br />

geschlossen.<br />

18. Oktober <strong>2022</strong> bis 15. Januar 2023 in Paris:<br />

Musée d’Orsay<br />

Esplanade Valéry Giscard d’Estaing<br />

75007 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 49 48 14<br />

www.musee-orsay.fr<br />

Angesichts des erwarteten Besucherandrangs raten<br />

wir Ihnen, auf der Website ein Eintrittsticket für ein<br />

bestimmtes Datum zu kaufen. Auf diese Weise entfällt die<br />

Wartezeit am Eingang.<br />

Gut zu wissen: Das Museum ist montags geschlossen.<br />

Donnerstags gilt von 18.00 bis 21.45 Uhr ein neuer<br />

Abendtarif (12 € anstatt 16 €). Am ersten Sonntag<br />

des Monats ist der Eintritt frei. Beachten Sie jedoch,<br />

dass ab Sonntag 2. Oktober für diesen Tag generell<br />

Reservierungspflicht besteht.<br />

führen zu können. Doch dieser hatte nur die Gemeinschaft<br />

im Kopf und vernachlässigte alles andere. Seine<br />

Frau Sophie musste sich alleine um die Kinder und deren<br />

Erziehung kümmern. Dies war zu viel für sie und sie starb<br />

aus Erschöpfung, als Rosa elf Jahre alt war. Die Familie<br />

lebte damals in größter Armut. Der plötzliche Tod der<br />

Mutter prägte das Kind zutiefst, sodass es beschloss, sich<br />

in Zukunft sowohl finanziell als auch geistig auf niemand<br />

anderen mehr zu verlassen, als auf sich selbst. Trotz allem<br />

trug Rosa ihrem Vater, den sie nach wie vor liebte und der<br />

sie ebenfalls liebte, nichts nach. Da es außer Frage stand,<br />

wie die Mutter Schneiderin zu werden, überzeugte sie<br />

Raimond als sie 14 Jahre alt war, ihr Kurse zu geben, denn<br />

dieser hatte zwischenzeitlich eine Zeichen- und Malschule<br />

gegründet. Andere Möglichkeiten hatten sie nicht, die<br />

École des Beaux-Arts war zwar kostenlos, aber für Frauen<br />

verboten … Nach dem Tod des Vaters führte Rosa rund<br />

zehn Jahre lang dessen Schule weiter. Man muss wissen,<br />

dass Raimond es nicht nur verstand, in seiner Tochter die<br />

Leidenschaft für Kunst zu wecken, sondern sie gleichzeitig<br />

immer wieder ermunterte, neue Wege zu gehen und<br />

sich nicht auf Porträts und Stillleben zu beschränken,<br />

nur weil man das von Frauen so erwartete. Da er schon<br />

früh bei Rosa ein starkes Interesse für Tiere erkannte,<br />

unterstützte er sie in dieser Hinsicht ebenfalls. Das ging<br />

so weit, dass sich sein Pariser Atelier in eine regelrechte<br />

Menagerie verwandelte: Affen, Vögel, ein Eichhörnchen,<br />

sogar Schafe und Ziegen lebten ein seltsames Miteinander<br />

in der kleinen Wohnung im sechsten Stock, was die<br />

Nachbarn jedoch nicht weiter zu stören schien. Rosa war<br />

unablässig dabei, diese Tiere mit größter Aufmerksamkeit<br />

zu beobachten, und begann damit, sie mit Begeisterung zu<br />

zeichnen, und zwar nicht nur ihren Körper, sondern auch<br />

ihren Ausdruck.<br />

Puppen mit ihrem Antlitz<br />

1<strong>84</strong>1, im Alter von nur 19 Jahren, war Rosa Bonheur<br />

erstmals auf dem Pariser Salon vertreten, einer regelmäßigen<br />

Kunstausstellung, bei der vielversprechende oder<br />

angesagte Künstler präsentiert wurden. Wie zu erwarten<br />

war, fiel die junge Malerin sofort auf. Anstatt mit Porträts<br />

oder Stillleben kam sie mit Bildern von Schafen, Ziegen<br />

und Kaninchen. Abgesehen davon bemerkte man sofort<br />

die Präzision ihrer Arbeit. Hartnäckig zeigte Rosa Jahr<br />

für Jahr ihre Bilder bei dieser Pariser Ausstellung. Ein<br />

Punkt, der immer wieder großen Eindruck hinterließ, war<br />

die für damalige Verhältnisse überdimensionale Größe ihrer<br />

Werke. Während Tierbilder seinerzeit – insbesondere,<br />

wenn sie von Frauen gemalt wurden – auf kleine Formate<br />

beschränkt waren, nahmen sie bei der jungen Künstlerin<br />

unvorstellbare Dimensionen an. Rosa Bonheur hatte offensichtlich<br />

große Ambitionen: Sie wollte die Tiermalerei<br />

auf dieselbe Stufe wie die Historienmalerei stellen, auch<br />

auf die Gefahr hin, dabei die gebräuchlichen Formate zu<br />

sprengen. Dass sie dabei gleichzeitig die Grenzen spreng-<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Einer der Räume der Rosa Bonheur gewidmeten Ausstellung in Bordeaux, in deren Rahmen<br />

viele Bilder von Raubkatzen, vor allem Löwen, gezeigt werden.<br />

te, welche die Gesellschaft den Frauen auferlegte, war ein<br />

Effekt, der Rosa durchaus gefiel. Und sie war damit erfolgreich.<br />

Im Laufe der Zeit machte die Künstlerin immer<br />

mehr von sich reden, vor allem in der Presse, sie erhielt<br />

zahlreiche Auszeichnungen. Als sie 1853 beim Pariser<br />

Salon das Bild Le Marché aux chevaux präsentierte, das die<br />

imposanten Abmessungen von 5 x 2,50 Meter aufwies,<br />

sorgte dies für Furore. Ein belgischer Kunsthändler kaufte<br />

das Werk, das im Anschluss eine triumphale Tour durch<br />

das Vereinigte Königreich machte, selbst Königin Victoria<br />

wollte es mit eigenen Augen sehen. 1855 und 1856 reiste<br />

Rosa Bonheur dorthin und wurde überall mit Jubel empfangen.<br />

Aus den Vereinigten Staaten, wo ihre Werke in<br />

Form von Reproduktionen im Umlauf waren, häuften sich<br />

die Aufträge. Auf der anderen Seite des Atlantiks wurden<br />

sogar Puppen mit ihrem Antlitz verkauft, so groß war<br />

die Begeisterung für ihre Kunst. Das Bild Le Marché aux<br />

chevaux wurde schlussendlich von einem amerikanischen<br />

Millionär dem New Yorker Metropolitan Museum vermacht<br />

und ist dort noch immer zu sehen.<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

Aktuell in Revue de la Presse:<br />

À Nice, les pointus se tiennent<br />

au courant<br />

Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:<br />

www.sprachzeitungen.de<br />

Août <strong>2022</strong><br />

Novembre 2020<br />

Novembre 2020<br />

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B1–C2<br />

B1–C2<br />

B1–C2<br />

f AC F RTA UA NÇL A TI S É FACILE f ACTUALITÉ<br />

• Alain • Nouvelle-Calédonie Robert, grimpeur : de<br />

buildings courte • Nouvelle-Calédonie victoire du non à :<br />

Page l’indépendance<br />

courte<br />

5<br />

victoire du non à<br />

Page<br />

l’indépendance<br />

3<br />

Page 3<br />

É C ONOMIE<br />

ENVIRONNEMENT<br />

ENVIRONNEMENT<br />

• Les jeunes et le travail :<br />

« Je • Protection ne me tuerai des pas oiseaux à la : en<br />

tâche France, •»<br />

Protection la chasse des à oiseaux la glu a du : en<br />

Page plomb France,<br />

6 dans la l’aile chasse à la glu a du<br />

Page<br />

plomb<br />

4<br />

dans l’aile<br />

Page 4<br />

C ULTURE<br />

SOCIÉTÉ<br />

SOCIÉTÉ<br />

• « Céleste », une vie dans les<br />

pas • de Violences Marcel policières Proust : en<br />

res tat : en<br />

| Photo : Picture Alliance<br />

| Photo : Getty Images<br />

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Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

S p r a c h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • V o k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s m at e r i a l<br />

S p r ac h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s material<br />

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ATTENTATS EN FRANCE<br />

Dans la patrie de Descartes,<br />

La Citroën Ami est<br />

La Citroën Ami est<br />

• N o 8 | 6 9 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

le niveau des écoliers en maths baisse.<br />

La logique une et mini-urbaine le raisonnement électrique sont<br />

à deux<br />

pourtant places. une indispensables mini-urbaine Pratique et à moderne, la électrique concorde<br />

elle à deux peut<br />

de la nation, être places. conduite avertit Pratique sans une journaliste.<br />

permis et moderne, et se loue elle peut à<br />

moins être de conduite 20 € par sans mois. permis et se loue à<br />

Lire l’éditorial moins de<br />

en<br />

20<br />

page<br />

€ par<br />

2<br />

mois.<br />

Lire l’article en page 5<br />

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Le pointu, emblématique<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

bateau des pêcheurs niçois, s’adapte<br />

doucement la chanson aux française, exigences nous environnementales.<br />

à 93 la ans. chanson Une Muse française, évolution de la rive qui nous gauche, n’est a quittés elle<br />

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pas fut, à du 93 dans goût ans. le de Paris Muse tous. d’après-guerre, de la rive gauche, la elle<br />

reine fut, de dans Saint-Germain-des-Prés.<br />

le Paris d’après-guerre, la<br />

Lire<br />

reine<br />

l’article<br />

de Saint-Germain-des-Prés.<br />

en page 13<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

Procès du 13-Novembre :<br />

la place centrale des victimes<br />

Une salle construite pour elles,<br />

une radio pour écouter les<br />

débats à distance, un temps de<br />

ndant les dix<br />

Il n’y a aucun<br />

doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun<br />

doute d’une : je époque suis l’écrivain<br />

d’une ihiliste. époque<br />

les thèmes les plus importants<br />

d’un les écrivain thèmes les capital plus ». importants Michel<br />

Houellebecq d’un écrivain assure capital que ». ce Michel sera<br />

le Houellebecq dernier « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />

ne le promets dernier pas « Interventions absolument » : de « Je<br />

cesser ne promets de penser, pas mais absolument au moins de<br />

de cesser de de penser, communiquer mais au mes moins<br />

pensées de cesser et mes de communiquer opinions au public,<br />

pensées hors cas et mes d’urgence opinions morale au pu-<br />

mes<br />

grave blic, hors – par cas exemple d’urgence une légalisation<br />

grave – de par l’euthanasie exemple une (je léga-<br />

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pense lisation pas de qu’il l’euthanasie s’en présente (je ne<br />

d’autres, pense pas dans qu’il le temps s’en qui présente me<br />

reste d’autres, à vivre) dans », écrit-il le temps sur qui la me<br />

sur la<br />

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Drei Frauen bis in Ewigkeit vereint<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts war Rosa Bonheur weltweit<br />

eine der bekanntesten französischen Künstlerinnen. Zudem<br />

eine der reichsten. Sie kaufte sich ein direkt am Rand<br />

des Forêt de Fontainebleau (Seine-et-Marne) gelegenes<br />

Schloss und verwandelte es schnell in einen unglaublichen<br />

« Zoo » mit Hunden, Schafen, Ziegen, Kühen, Hirschen,<br />

Affen und sogar einer Löwin. Viele der Tiere, die sie<br />

von morgens bis abends malte, bekam sie geschenkt. Auf<br />

Château de By war Rosa glücklich. Dort lebte sie fern des<br />

gesellschaftlichen Lebens, fern der « Welt der Stars » und<br />

fern von Klatsch und Tratsch. Dort konnte sie nicht nur<br />

ihre künstlerische Freiheit voll und ganz ausleben, sondern<br />

auch ihre persönliche. Denn in ihrer erstaunlichen<br />

« Arche Noah » lebte die Künstlerin zusammen mit ihrer<br />

Jugendfreundin Nathalie Micas (1824-1889) und deren<br />

Mutter Henriette. Im Schloss hatten Rosa und Nathalie<br />

ihre Privatsphäre, konnten ihre Liebe genießen, ohne sich<br />

verstecken zu müssen, da lesbische Liebe damals noch verboten<br />

war. Möglich war das nicht zuletzt dank Nathalies<br />

Vater, der im März 1<strong>84</strong>8, kurz vor seinem Tod, Raimond<br />

Bonheur darum gebeten hatte, ihre beiden Töchter nicht<br />

zu trennen. Das Zivilgesetzbuch von 1804 sah nämlich<br />

vor, dass Kinder, solange sie nicht verheiratet sind, unter<br />

der Vormundschaft des Vaters stehen. Der Vorstoß von<br />

Nathalies Vater verschaffte den jungen Frauen also die<br />

Freiheit, ihre Liebe zu leben. Erst der Tod von Nathalie<br />

im Jahr 1889 trennte die beiden. Der Schmerz für Rosa<br />

war immens, mehrere Monate war sie wie benommen.<br />

Das änderte sich erst, als sie von einer mitreißenden Wild<br />

West Show hörte, die in Paris die Menschen in Scharen<br />

anzog. Die Malerin wurde neugierig und bekam neuen<br />

Elan. Sie machte die unerwartete Bekanntschaft des berühmten<br />

Buffalo Bill, erstellte dessen Porträt und durfte<br />

sich sogar in dessen Camp aufhalten. Dabei tauchte Rosa<br />

in eine ihr bis dato unbekannte Welt ein, die sie faszinierte.<br />

Sie skizzierte Bisons und amerikanische Ureinwohner.<br />

Endgültig mit dem Schmerz um Nathalies Tod abschließen<br />

konnte Rosa Bonheur aber erst durch die Aufmerksamkeit<br />

und Fürsorge der amerikanischen Künstlerin<br />

Anna Klumpke (1856-1942). Die beiden Frauen lernten<br />

sich kennen, als Anna einen amerikanischen Sammler auf<br />

Château de By begleitete, um zu dolmetschen. Rosa unterlag<br />

dem Charme und der Persönlichkeit der Amerikanerin<br />

und bat diese zu bleiben, um ihre Erinnerungen niederzuschreiben,<br />

aus denen später eine Biografie entstehen sollte.<br />

Das Werk wurde 1908 in französischer und englischer<br />

Sprache unter dem Titel Rosa Bonheur, sa vie, son œuvre<br />

veröffentlicht. Als die Tiermalerin im Jahr 1899 an den<br />

Folgen einer Lungenstauung starb, die sie sich bei einem<br />

Waldspaziergang zugezogen hatte, wurde Anna Klumpke<br />

Alleinerbin. Zum großen Missfallen von Rosas Familie<br />

erbte sie das Schloss und alle dort enthaltenen Werke.<br />

1900 löste Anne Klumpke das Atelier auf und machte<br />

verschiedenen Museen bedeutende Schenkungen. In der<br />

Folge setzte sie sich für das Andenken an ihre ehemalige<br />

Lebensgefährtin ein und trug dazu bei, dass Château<br />

de By (das Schloss ist heute im Übrigen zu besichtigen)<br />

das « Refugium » blieb, das die Künstlerin so liebte. Rosa<br />

Das Schloss von Rosa Bonheur in Thomery (Seine-et-Marne,<br />

in der Nähe von Fontainebleau) ist einen Besuch wert:<br />

Château de Rosa Bonheur<br />

12, rue Rosa Bonheur<br />

77810 Thomery<br />

Telefon: +33 (0)9 87 12 35 04<br />

www.musee-rosa-bonheur.fr<br />

Rosa Bonheur lebte in diesem<br />

Schloss von 1859 bis zu ihrem Tod<br />

1899. Dort richtete sie sich unter<br />

anderem das Atelier ihrer Träume<br />

ein. Den Park verwandelte sie in<br />

eine unglaubliche Menagerie. Die<br />

derzeitige Besitzerin hat das Schloss<br />

couragiert renoviert und dabei die<br />

Atmosphäre gewahrt, die zur Zeit von<br />

Rosa Bonheur dort herrschte. Eine<br />

wunderschöne Entdeckung!<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Linke Seite: Buffalo Bill porträtiert von Rosa Bonheur (1889). Oben: Rosa Bonheur in ihrem Atelier, 1893, George Achille-Fould (1865-1951).<br />

wurde auf eigenen Wunsch auf<br />

dem Pariser Friedhof Père Lachaise<br />

im Grab der Familie Micas, an<br />

der Seite von Nathalie, bestattet.<br />

1948 wurde die Asche von Anna<br />

Klumpke ebenfalls dort beigesetzt,<br />

sodass die drei Frauen nun symbolisch<br />

bis in alle Ewigkeit vereint<br />

sind. Diese symbolische Geste<br />

bestätigt einmal mehr das Engagement<br />

von Rosa Bonheur, ihre<br />

Suche nach Freiheit, ihren Status<br />

als grandiose und faszinierende<br />

Malerin, die den künstlerischen<br />

Strömungen und den Ansichten<br />

ihrer Zeit in gewisser Weise immer<br />

voraus war. Ihre Werke erscheinen<br />

wie ein Widerhall sozialer und<br />

ökologischer Fragestellungen unserer<br />

Zeit und regen uns nach wie<br />

vor zum Nachdenken an.<br />

Vielen Dank Madame Bonheur<br />

für Ihren Mut und Ihren so besonderen<br />

Blick auf die Tiere in<br />

unserem Umfeld.<br />

Für alle, die noch tiefer einsteigen möchten<br />

Rosa Bonheur, offizieller Ausstellungskatalog der Musées<br />

des Beaux-Arts in Bordeaux und des Musée d’Orsay in Paris,<br />

Ausstellungsleitung Sandra Buratti-Hasan und Leïla Jarbouai,<br />

Flammarion, <strong>2022</strong>, 288 Seiten, 45 €, ISBN 978-2080280961.<br />

Ein großartiges Werk, gut belegt und reichhaltig illustriert.<br />

Vermutlich das umfassendste Buch über Rosa Bonheur.<br />

Rosa Bonheur und Anna Klumpke,<br />

Souvenirs de ma vie, Éditions Phébus, <strong>2022</strong>, 496 Seiten,<br />

24,50 €, ISBN 978-2752912619. Eine von Natacha Henry<br />

überarbeitete Version der Gespräche zwischen Anna Klumpke<br />

und Rosa Bonheur, die Anna Klumpke 1908 veröffentlicht<br />

hatte.<br />

Anlässlich des 200. Geburtstags der Künstlerin haben zwei<br />

hochwertige französische Magazine jeweils eine Sonde rausgabe<br />

herausgebracht. Diese sind im Zeitschriften- und Buchhandel in<br />

Frankreich oder über die Website der Verlage (gedruckt oder als<br />

digitale Ausgabe) erhältlich:<br />

Connaissance des Arts, Sonderausgabe Rosa Bonheur, <strong>2022</strong>,<br />

68 Seiten, 12 €, ISBN 978-2758011002.<br />

(www.connaissancedesarts.com)<br />

Télérama, Sonderausgabe Rosa Bonheur, La peintre des animaux, <strong>2022</strong>, <strong>84</strong> Seiten,<br />

9,90 €, ISBN 978-2900265260.<br />

(www.telerama.fr )<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 65


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

BAYEUX<br />

Eine Stadt engagiert sich<br />

für Kriegsberichterstatter<br />

Vom 3. bis 9. Oktober <strong>2022</strong> ist die normannische Stadt Bayeux (Calvados) ein Treffpunkt für Kriegsberichterstatter,<br />

in dessen Rahmen zum 29. Mal der renommierte Prix Bayeux des correspondants de guerre<br />

verliehen wird. Der Preis wurde 1994 von der Stadt gemeinsam mit dem Departement Calvados und<br />

der Region Normandie lanciert, um Journalisten aus der ganzen Welt zu würdigen, die für die Berichterstattung<br />

aus Krisengebieten ihr Leben riskieren. Über die Verleihung der Trophäen in den vier Kategorien<br />

(Printmedien, Radio, Fernsehen und Fotografie) hinaus, will die Veranstaltung gleichzeitig ein Forum<br />

für den Austausch mit der Öffentlichkeit bieten. In der ganzen Stadt finden daher in dieser Zeit<br />

zahlreiche Treffen, Debatten und Ausstellungen statt. Die perfekte Gelegenheit, einen ganz anderen<br />

Aspekt von Bayeux zu entdecken.<br />

Treue Leser von Frankreich erleben wissen nur zu gut,<br />

dass wir unserer Neugier für Frankreich besonders<br />

gern durch Reportagen Ausdruck verleihen, die<br />

nichts mit einer « Postkartenidylle » oder klassischen touristischen<br />

Klischees gemeinsam haben. Immer wieder stellen<br />

wir fest, dass in Frankreich unzählige Initiativen existieren<br />

– von denen viele selbst bei Franzosen relativ unbekannt<br />

sind –, durch die man dieses Land auf eine etwas<br />

andere, differenziertere Art kennenlernen kann. Ein Beispiel<br />

dafür ist die charmante Stadt Bayeux in der Normandie:<br />

Ohne Frage können Sie sich einen Eindruck von ihr<br />

verschaffen, indem Sie « ganz einfach » durch ihre gepflasterten<br />

Gassen mit den typischen Fachwerkhäusern flanieren,<br />

die großartige Kathedrale besichtigen oder den beeindruckenden,<br />

berühmten Wandteppich aus dem 11. Jahrhundert<br />

bewundern, der Teil des UNESCO-Weltkulturerbes<br />

ist und dessen Restaurierung wir im Übrigen im letzten<br />

Jahr einen Artikel gewidmet haben (Der Wandteppich von<br />

Bayeux soll wieder in altem Glanz erstrahlen, Frankreich erleben<br />

<strong>Nr</strong>. 80, Frühjahr 2021). Eine solche Besichtigung bietet<br />

in der Tat die Möglichkeit, unzählige Dinge zu entdecken<br />

und einen angenehmen Aufenthalt zu verleben.<br />

Unser jüngster Besuch in Bayeux hatte jedoch das Ziel,<br />

Ihnen die Stadt unter einem ganz anderen, einem « engagierteren<br />

» Blickwinkel vorzustellen, einem Blickwinkel<br />

nämlich, der gerade aufgrund der derzeitigen Ereignisse<br />

sehr aktuell ist. Der Krieg in der Ukraine erinnert uns<br />

täglich daran, wie unverzichtbar Kriegsreporter sind,<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


wenn es darum geht, die Welt mit frei zugänglichen Informationen<br />

aus Kriegsgebieten zu versorgen. Abgesehen<br />

von Brancheninsidern wissen nur wenige, dass Bayeux als<br />

erste befreite Stadt Frankreichs nicht nur eine Gedächtnisstätte<br />

für Reporter besitzt, die bei der Ausübung ihres<br />

Berufes getötet wurden, sondern dass die Stadt 1994,<br />

anlässlich des 50. Jahrestages der Landung der Alliierten<br />

in der Normandie, ein alljährlich stattfindendes Ereignis<br />

ins Leben rief, in dessen Rahmen der Prix Bayeux des<br />

correspondants de guerre verliehen wird. Auf diese Weise<br />

will man den Kriegsjournalisten und ihrer Arbeit Anerkennung<br />

zollen. Das Engagement erscheint uns auch<br />

vor dem Hintergrund interessant, dass in diesem Jahr<br />

ein Deutscher den Vorsitz der Jury hat: der international<br />

renommierte Kriegsberichterstatter Thomas Dworzak. Er<br />

wurde 1972 in Bayern geboren und berichtet seit Anfang<br />

der 1990er-Jahre aus Krisengebieten auf der ganzen Welt.<br />

Seit 2000 ist er Mitglied der bekannten Agentur Magnum<br />

Photos, deren Vorsitz er von 2017 bis 2021 innehatte. Er<br />

veröffentlicht regelmäßig in internationalen Medien wie<br />

The New Yorker, Newsweek, The New York Times und Paris<br />

Match. 2001 erhielt er für eine Reportage aus Tschetschenien<br />

den World Press Photo Award. Heute lebt Thomas<br />

Dworzak in Paris.<br />

Thomas Dworzak, Sie wurden 1972<br />

in Kötzing geboren. Wie kamen Sie<br />

als « bayerisches Kind » zu dem Entschluss,<br />

nicht nur Fotograf, sondern<br />

gleich Kriegsfotograf zu werden?<br />

Ich gebe zu, dass es sehr speziell<br />

ist, wenn man Lust darauf<br />

verspürt, den Krieg zu fotografieren.<br />

Die Frage, wie es dazu kam, habe ich<br />

mir oft gestellt und kann sie selbst heute<br />

noch nicht wirklich beantworten. Ich stamme aus einer<br />

Lehrerfamilie und hatte eine sehr glückliche und behütete<br />

Kindheit – das Gegenteil also von der Welt, in der<br />

ich mich als Fotograf und Kriegsberichterstatter bewege.<br />

Zudem war ich weder ein besonders mutiges Kind noch<br />

hatte ich eine Vorliebe für militärische Auseinandersetzungen.<br />

Daher mag die Berufswahl umso seltsamer erscheinen.<br />

Ich erinnere mich lediglich daran, dass mich die<br />

Fotografie schon sehr früh angezogen hat, aber das ist bei<br />

vielen Kindern der Fall. Vermutlich spielte die Reiselust<br />

eine Rolle, denn schon früh verspürte ich eine Neugier<br />

auf das « Anderswo », den Drang nach radikalen Veränderungen,<br />

extremen Herausforderungen. Vielleicht auch<br />

den Wunsch, zu provozieren. Möglicherweise wollte ich<br />

mit meiner Tätigkeit mehr oder weniger unbewusst die<br />

Schicksale einiger Familienmitglieder würdigen, wollte,<br />

dass diese nicht in Vergessenheit geraten: Mein Großvater<br />

mütterlicherseits starb im Krieg, ein Teil der Familie wurde<br />

in die Tschechoslowakei deportiert … Wie gesagt, genau<br />

weiß ich es nicht, mit großer Wahrscheinlichkeit hat<br />

all das ein bisschen zu meiner « Berufung » beigetragen.<br />

Im letzten Jahr blieb der Name eines Preisträgers in der Kategorie<br />

Foto zum ersten Mal in der Geschichte dieses Preises aus<br />

Sicherheitsgründen anonym. Es handelt sich um einen aus Rangun<br />

stammenden Birmanen, der den Staatsstreich der birmanischen<br />

Armee dokumentierte. Er berichtete bereits über zahlreiche soziale<br />

Konflikte in Myanmar, seine Arbeiten wurden in so bekannten<br />

Zeitungen und Zeitschriften wie GEO, National Geographic Magazine,<br />

Stern, La Repubblica, New York Times und Wall Street Journal<br />

veröffentlicht. Auf dem Plakat des Prix Bayeux ist eines seiner Fotos<br />

abgebildet. Es zeigt Demonstranten, die sich am 28. März 2021 in<br />

Rangun mit selbst gebastelten Waffen gegen Sicherheitskräfte – die<br />

allerdings scharfe Munition in ihren Waffen hatten – zur Wehr setzten.<br />

Auf jeden Fall sind Sie ein sogenannter Autodidakt: Nachdem<br />

Sie das Abitur bestanden hatten, beschlossen Sie, ohne fotografische<br />

Ausbildung oder entsprechende Kontakte loszuziehen. Sie<br />

gingen unter anderem ins ehemalige Jugoslawien, wo gerade<br />

Krieg herrschte …<br />

Genau. Das war mit Sicherheit nicht sehr vernünftig.<br />

Für mich war es aber wie ein « Ruf », ich verspürte das Bedürfnis,<br />

dorthin zu gehen. Zunächst versuchte ich, so gut<br />

es ging zurechtzukommen. So schickte ich unter anderem<br />

einige Fotos an die taz, in der Hoffnung, auf diese Weise<br />

in der Welt der Kriegsfotografie Fuß fassen zu können.<br />

Meiner Erinnerung nach wurde jedoch keines davon veröffentlicht.<br />

Bereits einige Jahre zuvor hatten Sie in Frankreich entdeckt,<br />

dass Fotografieren ein Beruf sein kann, dass es sogar ein Modell<br />

gibt, das sich unter Umständen wirtschaftlich rechnen<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Die Fotos, die diesen Artikel<br />

illustrieren, werden im Rahmen der<br />

diesjährigen Ausstellungen in Bayeux<br />

(3. bis 9. Oktober <strong>2022</strong>) gezeigt.<br />

Vorherige Seite: Ausstellung<br />

Haiti, Johnson Sabin.<br />

Links: Ausstellung Haiti,<br />

Valérie Baeriswyl.<br />

Rechts: Ausstellung Sudan, Edouard<br />

Elias und Abdulmonam Eassa.<br />

kann, nämlich die Verbindung einer Tätigkeit als Freelancer<br />

mit der Arbeit für eine Fotoagentur …<br />

Stimmt. Das war anlässlich eines sechsmonatigen<br />

Aufenthalts in Frankreich. Ich hatte Französisch nach<br />

Latein als zweite Fremdsprache gewählt. Für eine Arbeit<br />

in der Schule über die deutsch-französischen Beziehungen<br />

erhielt ich ein Stipendium, um ein halbes Schuljahr in der<br />

Kleinstadt Albert in der Picardie zu verbringen. Das war<br />

mein erster « wirklicher » Kontakt mit Frankreich, und<br />

diese Zeit ist mir in großartiger Erinnerung geblieben.<br />

Damals entdeckte ich bei einem mehrtägigen Aufenthalt<br />

in Paris ein Buch, das mir viele Perspektiven eröffnete.<br />

Es war eine Art « Fotojournalismus-Handbuch für Dummies<br />

». Darin las ich, dass es in der Tat möglich ist, die Fotografie<br />

zum Beruf zu machen und damit seinen Lebensunterhalt<br />

zu verdienen. Ich kann Ihnen versichern, dass<br />

mich das sofort begeistert hat! Zumal ich damals in Paris<br />

auch von der Existenz von Fotoagenturen erfuhr. Also war<br />

es möglich, seine Fotos zu verkaufen, von ihnen zu leben<br />

… Zur damaligen Zeit war Frankreich darin Vorreiter<br />

und Paris die europäische Hauptstadt der Fotografie.<br />

Erschienen Ihnen die Vorstellungen vom Beruf des Fotografen<br />

damals in Deutschland und Frankreich unterschiedlich?<br />

Ja, in der Tat. Pressefotografen existierten zwar in beiden<br />

Ländern, doch in Frankreich wurden sie bereits als<br />

echte Autoren angesehen. Es war durchaus möglich – und<br />

gar nicht einmal so selten –, als Pressefotograf seine Fotos<br />

in einem Buch zu veröffentlichen oder sie auszustellen.<br />

In Deutschland war die Pressefotografie dagegen in den<br />

Köpfen der Menschen lediglich dazu bestimmt, Zeitungsartikel<br />

zu illustrieren. Inzwischen hat die ganze Welt das<br />

französische Modell übernommen, was zum Ruf und zum<br />

Erfolg der französischen Fotoagenturen beigetragen hat.<br />

Insofern hat Frankreich in dieser Beziehung nicht mehr<br />

denselben Vorsprung.<br />

Diese französischen Agenturen waren letzten Endes für Ihre<br />

Karriere sehr wichtig …<br />

Ja, angefangen mit der kleinen Agentur Wostok. Durch<br />

sie wurde ich 1995 bekannt. Ich war damals bereits viel<br />

herumgekommen – vor allem im Kaukasus, einer faszinierenden<br />

Region – und hatte den Eindruck, dass einige<br />

meiner Fotos es durchaus wert waren, Agenturen zur<br />

Veröffentlichung angeboten zu werden. Während eines<br />

mehrtägigen Aufenthalts in Deutschland ging ich zur<br />

französischen Botschaft und bat um ein Telefonbuch, aus<br />

dem ich mir die Adressen von rund vierzig Agenturen in<br />

Paris heraussuchte. Ich entwarf einen Brief, in dem ich<br />

erklärte, dass ich Fotograf bin und in Tiflis (Georgien)<br />

lebe. Diesen Brief fotokopierte ich und schickte ihn an<br />

diese Agenturen. Wostok hat mich dann unter Vertrag genommen.<br />

Ich ließ mich in Paris nieder, nutzte diese Stadt<br />

als Basis. Ich fasste in dem Beruf Fuß und startete richtig<br />

durch, indem ich beispielsweise für die britische Tageszeitung<br />

The Guardian über den Kosovo-Krieg berichtete.<br />

2000 wurden Sie Mitglied der prestigeträchtigen Agentur<br />

Magnum in Paris, 2017 bis 2021 hatten Sie sogar deren Vorsitz.<br />

Das ist mehr als eine Anerkennung, das ist eine glänzende<br />

Bestätigung!<br />

Magnum war für mich, wie für viele anderen Fotografen,<br />

schon immer eine Art « Heiliger Gral »: Jedem jungen<br />

Fotografen ist bewusst, dass die bekanntesten Namen im<br />

Bereich Fotografie dort vertreten sind. Mitglied zu sein,<br />

ist wahrhaftig eine Ehre. Und den Vorsitz zu haben erst<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 69


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

recht. Es ist eine faszinierende, eine unglaubliche Agentur,<br />

die genossenschaftlich organisiert ist, sodass jeder<br />

an den Entscheidungen beteiligt ist. Sie ist und bleibt ein<br />

Modellbeispiel, auf das die ganze Welt schaut.<br />

Die Fotografie – Pressefotografie eingeschlossen – hat inzwischen<br />

keinen elitären Charakter mehr. Für jedermann ist es<br />

mittlerweile viel einfacher, zu fotografieren, Zeugnis abzulegen.<br />

Gerade die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine<br />

zeigt dies deutlich. Wie denken Sie über diese Entwicklung?<br />

Die Demokratisierung der Fotografie wirft viele<br />

Fragen auf. Ich glaube, es ist wesentlich, dass wir<br />

Pressefotografen in der Lage sind, uns zu hinterfragen.<br />

Die Ereignisse in der Ukraine machen deutlich, wie<br />

wesentlich es ist, den Stellenwert aller Fotos, die einen<br />

Informationsgehalt haben, anzuerkennen – natürlich sofern<br />

diese verifiziert sind. Und auch die Bedeutung der<br />

lokalen Fotografen. Früher waren es nur wir, die Fotos<br />

machten und Zeugnis ablegten. Heute können das auch<br />

die Fotografen vor Ort. Und sie riskieren ihr Leben in<br />

weit höherem Maße als wir. Ihre Arbeit muss anerkannt<br />

werden. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass der Beruf<br />

des Kriegsreporters nicht überflüssig geworden ist,<br />

im Gegenteil. Man muss in der Lage sein, sich ganz und<br />

gar einzubringen. Sich Zeit zu nehmen. Vor Ort zu bleiben,<br />

die Ereignisse zu erfassen. Das Verhältnis zur Zeit<br />

spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />

Zumal wir in einer Zeit von Momentaufnahmen leben, in der<br />

das unbedeutendste Foto sofort in den sozialen Netzwerken<br />

verbreitet wird …<br />

Genau. Zeit ist ein essenzieller Faktor. Man tendiert<br />

dazu, das zu vergessen. Dabei ist es notwendig, die Balance<br />

zwischen brandaktuellen Neuigkeiten und Zeit<br />

zum Nachdenken zu finden. Mehr denn je zuvor muss<br />

alles überprüft werden. Die Verantwortung ist in gewisser<br />

Weise gestiegen. Wissen Sie, ich habe oft mit Schriftstellern<br />

zusammengearbeitet. Sie haben mich gelehrt, wie<br />

wichtig die Zeit, der notwendige Abstand ist. Abends<br />

mussten sie sich zum Schreiben in ihr Zimmer zurückziehen,<br />

das Erlebte wiedergeben. In gewisser Weise bedauerte<br />

ich sie deswegen. Als Fotograf sortierte man seine Fotos<br />

und konnte dann versuchen, sich abzulenken. Gleichzeitig<br />

merkte ich allerdings, dass diese Zeit uns auch ermöglichte,<br />

Menschen vor Ort zu treffen, mit ihnen etwas zu<br />

trinken, zu diskutieren und so die Arbeit fortzusetzen …<br />

Es geht darum, ein Gleichgewicht zu finden.<br />

Erkennen Sie angesichts Ihrer Erfahrung einen Unterschied<br />

zwischen Deutschen und Franzosen in ihrer Beziehung zur<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Linke Seite: Ausstellung Mariupol, Evgeniy Maloletka.<br />

Oben: Gedächtnisstätte für Reporter aus der ganzen Welt, die bei der Ausübung ihres Berufes getötet wurden.<br />

Kriegsfotografie?<br />

Was die Fotografen angeht, glaube ich nicht. Wir<br />

haben alle dasselbe Ziel: das Grauen zu zeigen. Wir sind<br />

da, um Zeugnis abzulegen. Der Ukraine-Krieg macht<br />

deutlich, dass dies noch immer unerlässlich ist. Diese Art<br />

von Foto muss schmerzen, anders geht es nicht. Ich lehne<br />

es ab, « zu schöne » Fotos vom Krieg zu machen, sie zu<br />

« bereinigen », zu « filtern », zu « ästhetisieren », wie man es<br />

manchmal in Zeitungen sehen kann<br />

– und zwar sowohl in Deutschland<br />

als auch in Frankreich. Was die<br />

Öffentlichkeit angeht, glaube ich<br />

dagegen, dass man in Deutschland<br />

immer vorsichtiger war. Es ist dort<br />

schwieriger, Fotos zu veröffentlichen,<br />

die Gewalt zeigen. Nicht, dass<br />

die Zeitungen sie zensieren würden,<br />

es ist eher eine Frage des Gewissens,<br />

der Moral. Und der Beziehung<br />

zur Geschichte. Ich habe das<br />

Gefühl, dass man in Deutschland<br />

und Frankreich das Weltgeschehen<br />

gleichermaßen gut dokumentiert,<br />

dass man in Deutschland dagegen mehr darauf achtet,<br />

die Menschen nicht durch zu gewalttätige Bilder vor den<br />

Kopf zu stoßen, wie das in Frankreich öfter der Fall ist.<br />

Prix Bayeux des correspondants<br />

de guerre<br />

29. Auflage, 3. bis 9. Oktober <strong>2022</strong><br />

Auskünfte:<br />

Mairie de Bayeux<br />

19, rue Laitière<br />

14400 Bayeux<br />

Telefon: +33 (0)2 31 51 60 59<br />

www.prixbayeux.org<br />

Reporterdenkmal<br />

Rue de Verdun<br />

14400 Bayeux<br />

Die Gegenwart zeigt uns, dass bei Kriegen kein Ende<br />

abzusehen ist. Kriegsberichterstattern fällt daher – ich<br />

würde sagen, leider – nach wie vor eine wichtige Rolle<br />

in unserer Demokratie zu. Umso mehr, als man sich<br />

heutzutage des Stellenwerts der Pressefreiheit besonders<br />

bewusst ist. Dennoch beneide ich die jungen Leute nicht,<br />

die heute diesen Beruf ergreifen. Ich hatte das Glück,<br />

ihn nahezu auf « naive Art » zu entdecken, ganz ohne<br />

fotografischen Hintergrund. Inzwischen<br />

muss es für einen jungen<br />

Fotografen jedoch schwierig sein,<br />

in ein Kriegsgebiet zu reisen und<br />

dabei genau zu wissen, dass von<br />

dem Konflikt, über den er berichten<br />

will, vermutlich bereits zwei- oder<br />

dreitausend Fotos gemacht und – im<br />

Internet – veröffentlicht wurden<br />

… Das kann dazu verführen, eine<br />

neue Perspektive suchen, es « besser<br />

machen » zu wollen. Doch gerade in<br />

diesem Punkt ist Vorsicht geboten,<br />

denn in einem Krieg ist das nicht<br />

unsere Aufgabe. Auf keinen Fall.<br />

Das Streben nach « besser » oder « neu » hat nichts mit<br />

dem Beruf des Kriegsfotografen zu tun. Genau das macht<br />

unsere Arbeit so komplex …<br />

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Berufsstands?<br />

Thomas Dworzak, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Kultur / Serie<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Pablo Picasso<br />

Teil 1: Der Ausländer, den Frankreich nicht akzeptieren wollte<br />

Im ersten von zwei Artikeln, die sich Picasso widmen, stützen<br />

wir uns auf erstaunliche Nachforschungen der französischen<br />

Historikerin Annie Cohen-Solal, die auch zu einer<br />

vor Kurzem in Paris zu Ende gegangenen Ausstellung geführt<br />

haben. Sie erfahren mehr über einen unbekannten<br />

Picasso, der uns sehr berührt hat. Über einen Mann, der 40<br />

Jahre lang von den französischen Behörden als ungebetener<br />

Gast wahrgenommen – und polizeilich registriert! –<br />

wurde, als Ausländer, als eine « extrem links » stehende Person,<br />

mit einem für die Gesellschaft potenziell gefährlichen<br />

Gedankengut. So unglaublich es heute auch erscheinen<br />

mag, aber als der damals bereits weltberühmte Künstler<br />

die französische Staatsbürgerschaft beantragte, wurde dieser<br />

Antrag abgelehnt …<br />

Die anerkannte Historikerin, Universitätsprofessorin und Forscherin<br />

konnte es selbst nicht glauben: Als sie 2014 mit umfangreichen<br />

Forschungen über Pablo Picasso begann, die sechs Jahre<br />

dauern sollten, war sie nicht darauf gefasst, über den bekannten Künstler<br />

hinaus einen, wie sie schreibt, « Verdächtigen » kennenzulernen, « einen<br />

Ausländer », der im Oktober 1900 « zum ersten Mal nach Paris kommt,<br />

von der Pariser Polizei registriert wird und dies zeit seines Lebens bleibt ».<br />

Auf der Basis ihrer Recherchen publizierte die Historikerin ein beeindruckendes,<br />

über 700 Seiten umfassendes Werk. Legt man es aus der Hand,<br />

ist man zwangsläufig ebenso überrascht, wie sie es war. Schließlich glaubte<br />

man, das Leben Picassos zu kennen. Doch weit gefehlt! Was man liest, ist<br />

so aufschlussreich über die geringe Wertschätzung, die Frankreich dem<br />

Maler entgegenbrachte – und das ist noch milde ausgedrückt! –, dass<br />

einem davon kalte Schauer über den Rücken laufen. Picasso, der sich als<br />

spanischer Republikaner bedroht fühlte und anlässlich der Ausstellung in<br />

München im Jahr 1937 sogar als « entarteter Künstler » bezeichnet wurde,<br />

hoffte lange Zeit, die französische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Nicht<br />

nur, dass Frankreich ihm diese nicht zuerkannte, obwohl er bereits weltweit<br />

renommiert war, man setzte ihm darüber hinaus unablässig zu, häufte<br />

Berichte, Befragungen, Nachforschungen und Korrespondenz über ihn<br />

und sein Umfeld an. Die traurige Geschichte ist die unglaubliche Geschichte<br />

des kolossalen Versagens der französischen Administration. Ein<br />

Linke Seite: Besucher der Ausstellung Picasso l'étranger im Musée<br />

de l’Histoire et de l’Immigration vor einem Werk Picassos.<br />

Oben: Porträt von Picasso im Atelier in der Rue Schoelcher, Paris,<br />

um 1915/16, vermutlich von Georges de Zayas (1898-1967).<br />

Zum Kontext dieser Serie<br />

2023 werden Frankreich und viele andere<br />

Länder den 50. Todestag von Pablo Picasso<br />

(1881-1973) begehen. Aus diesem Anlass<br />

erschien es uns interessant, uns etwas<br />

vom « klassischen » Porträt des Künstlers<br />

zu entfernen, wie man es oft in den Medien<br />

finden kann. Denn allzu oft beschränken<br />

sich die Berichte über Picassos Leben<br />

darauf, ihn als « einen der größten Künstler<br />

unserer Zeit » zu loben. Sicher ist er das.<br />

Diese Beschreibung wird aber der Person<br />

des Malers nicht gerecht, denn es gibt noch<br />

andere Facetten in seinem Leben, die zu<br />

einem umfassenden Bild dazugehören.<br />

Obwohl man das Gefühl hat, über Picasso<br />

sei bereits alles – oder fast alles – gesagt<br />

und geschrieben worden, wurden in<br />

jüngster Zeit Arbeiten veröffentlicht, die mit<br />

dem Thema differenzierter umgehen. Sie<br />

sind in unseren Augen hilfreich, den großen<br />

Maler, den Menschen und sein Leben aus<br />

einer anderen Perspektive zu betrachten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Kultur / Serie<br />

Foto der Ausländerbehörde der Pariser Polizeipräfektur, 1930er-Jahre.<br />

Versagen, das durch die Nummer 74664 symbolisiert wird,<br />

die Nummer des « Ausländerdossiers » von Picasso. A priori<br />

ein Dossier wie viele andere, das jedoch heute die Gemüter<br />

beschäftigt. Denn es geht dabei um einen Künstler, dem<br />

Frankreich zwar die Staatsbürgerschaft verweigerte, von<br />

dem das Land aber heute viele Werke besitzt und sich stolz<br />

rühmt, in der Hauptstadt das weltweit größte Museum zu<br />

besitzen, das den Werken dieses Kreativen gewidmet ist. Als<br />

wolle man die Welt glauben machen, Picasso sei Franzose<br />

gewesen …<br />

Ein Dossier geht abenteuerliche Wege<br />

Das « Dossier 74664 », das « Dossier Picasso », das Annie<br />

Cohen-Solal in den Archiven der Pariser Polizeipräfektur<br />

einsehen konnte, hat eine bewegte Geschichte hinter sich.<br />

Das erklärt vielleicht die Tatsache, dass man nicht früher<br />

davon hörte. Es war 60 Jahre lang verschollen und legte<br />

in dieser Zeit eine unglaubliche Reise über Berlin und die<br />

Tschechoslowakei nach Moskau zurück. Erst Anfang der<br />

2000er-Jahre gelangte es wieder nach Frankreich. Die<br />

französische Wochenzeitung L‘Express bekam damals<br />

Kenntnis davon und veröffentlichte im Mai 2003 einen<br />

Artikel, in dem Claude Charlot, der Leiter des Archivs der<br />

Pariser Polizeipräfektur, die kuriose Expedition des Dossiers<br />

erläuterte: « Es wurde von den Deutschen während<br />

der Besatzungszeit beschlagnahmt und vermutlich 1940<br />

in die Reichshauptstadt geschickt, dann in Niederschlesien<br />

aufbewahrt und im Frühjahr 1945 von den sowjetischen<br />

Truppen einkassiert, die es in das Sonderarchiv der UdSSR<br />

überführten. » In dem Artikel erfährt man zudem, dass<br />

« sich dieses erstaunliche Dokument mehr als ein halbes<br />

Jahrhundert in den Händen der Archivare des Innenministeriums<br />

der UdSSR, später dann des KGB befunden hat.<br />

Das Vorsatzblatt des Dossiers gibt Aufschluss darüber, dass<br />

es im Übrigen regelmäßig von Beamten des sowjetischen<br />

Geheimdienstes eingesehen wurde. » Am Ende langer Verhandlungen,<br />

so der Artikel weiter, « bewirkte Frankreich<br />

im Februar 2000 endlich die Herausgabe ». Das « Dossier<br />

Picasso » gelangte wieder ins Archiv der Pariser Polizeipräfektur,<br />

wo Annie Cohen-Solal es im Rahmen ihrer Recherchen<br />

studieren konnte. So entdeckte die Historikerin die<br />

ungeheuerlichen Beziehungen zwischen dem berühmten<br />

spanischen Maler und der französischen Verwaltung …<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Oben rechts: Am 3. April 1940 beantragte Picasso<br />

beim Justizminister mit diesen Brief seine<br />

Einbürgerung:<br />

« Sehr geehrter Herr Justizminister, ich habe<br />

die Ehre, meine Einbürgerung zu beantragen<br />

und verpflichte mich, die damit verbundenen<br />

Gebühren zu bezahlen. Hochachtungsvoll »<br />

Mitte: In den Akten befindet sich auch dieses von<br />

Picasso unterzeichnete Dokument, das er im Rahmen<br />

seines Einbürgerungsgesuchs an den französischen<br />

Staat adressierte:<br />

« Ich, der Unterzeichner, versichere hiermit<br />

an Eides statt, dass ich weder in Frankreich<br />

noch in meinem Heimatland noch in einem<br />

anderen Land jemals verurteilt worden bin.<br />

Der Antragsteller auf Einbürgerung »<br />

Unten: Auszug aus der am 25. Mai 1940 von Émile<br />

Chevalier unterzeichneten negativen Beurteilung:<br />

« Zusammengefasst ergibt sich aus allen<br />

gesammelten Auskünften, dass dieser Ausländer<br />

keinerlei Anspruch auf Erteilung der Einbürgerung hat;<br />

aus den angeführten Gründen muss er im Übrigen<br />

aus staatlicher Sicht als sehr verdächtig eingestuft<br />

werden. »<br />

Handschriftliche Ergänzung von Émile Chevalier:<br />

« Picasso ist in den Gerichtsakten nicht erwähnt. »<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Kultur / Serie<br />

Oben: einer der Säle des Musée de l’Histoire et de<br />

l’Immigration während der Ausstellung Picasso l'étranger.<br />

Unten: Picasso im Jahre 1962.<br />

Kaum angekommen,<br />

schon polizeilich registriert<br />

Picasso setzte seinen Fuß erstmals im Jahr 1900<br />

anlässlich der Pariser Weltausstellung auf französischen<br />

Boden, da dort eines seiner Werke präsentiert wurde.<br />

Man kann fast sagen, dass er durch die Hintertür ins Hexagon<br />

kam. Obwohl er in Spanien bereits einen Namen<br />

hatte, war er hier vollkommen unbekannt. Man muss<br />

zudem wissen, dass die Ausstellung nichts Geringeres als<br />

ein « Leitstern für die Welt » sein sollte, eine Gelegenheit<br />

für Frankreich, allen die « Herrlichkeit » und das « Genie<br />

» der französischen Kreateure zu zeigen. Folglich war<br />

für einen bescheidenen Künstler wie Picasso – noch dazu<br />

einen Ausländer – wenig Platz. Das wurde diesem auch<br />

sehr schnell klar. Insofern besuchte er während seines<br />

dreimonatigen Aufenthalts in Frankreich auch nur ein<br />

einziges Mal die Weltausstellung und zog es stattdessen<br />

vor, die meiste Zeit im Musée du Louvre zu verbringen.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Er wusste damals nicht, dass er und seine katalanischen<br />

Freunde während dieser Zeit bereits die Aufmerksamkeit<br />

der französischen Polizei erregten. Übereifrige Beamte<br />

stuften den Maler als « anders, als alle anderen » ein, sodass<br />

die Behörde beschloss, ihn diskret zu überwachen.<br />

Den Berichten zufolge beschränkte Picasso sich nicht<br />

auf die Teilnahme an den mehr oder weniger mondänen<br />

Abendveranstaltungen, die im Rahmen der Weltausstellung<br />

stattfanden, und wohnte nicht wie alle anderen in<br />

einem der gefragten Viertel. Dagegen wurde er mehrmals<br />

in Vierteln der Hauptstadt gesehen, die als « nicht<br />

empfehlenswert » galten, und nahm darüber hinaus<br />

« wahrscheinlich » an politischen<br />

Veranstaltungen teil. Die Administration<br />

kam zu dem Schluss, dass<br />

Picasso möglicherweise ein gefährlicher<br />

Anarchist sei und man sich<br />

daher darüber nicht wundern müsse.<br />

Bei genauerem Hinsehen könne<br />

man im Übrigen feststellen, dass<br />

Picassos Bilder anders als diejenigen<br />

der höchstoffiziellen Académie<br />

des Beaux-Arts in Paris seien. All<br />

diese Hinweise sollten es rechtfertigen,<br />

den Ausländer offiziell zu<br />

registrieren und ihm, dem politisch<br />

links Stehenden, dem Künstler mit<br />

avantgardistischem Gedankengut,<br />

der eine potenzielle Gefahr für die<br />

öffentliche Ordnung darstellte, argwöhnisch<br />

gegenüberzustehen …<br />

Ein Polizeibericht,<br />

der staunen lässt<br />

1901 kam Picasso erneut nach<br />

Frankreich, diesmal für eine Ausstellung<br />

seiner Werke, die ein<br />

Freund organisiert hatte. Der<br />

gerade 20-Jährige war von der<br />

Hauptstadt fasziniert. Innerhalb weniger Monate malte<br />

er hier 64 Bilder! In den Augen des französischen Polizeidienstes,<br />

der ihn nach wie vor überwachte, konnte<br />

eine derartige Faszination jedoch nicht normal sein. Der<br />

junge Katalane hatte in der Tat nichts mit den meisten<br />

französischen Künstlern seiner Zeit gemein, von denen<br />

sich viele in ihren Ateliers verbarrikadierten, um auf<br />

akademische Art Modelle oder Stillleben zu malen. Picasso<br />

dagegen liebte es, sich mit dem « Abschaum » der<br />

Gesellschaft abzugeben und in diesem Umfeld seine<br />

Bilder zu realisieren: Außenseiter der Gesellschaft, Obdachlose,<br />

Blinde ohne Orientierung, zermürbte Frauen,<br />

die sich dem Absinth hingaben, Prostituierte, Zigeuner,<br />

Zirkusleute. Kurz, genau die Bevölkerungsgruppen, die<br />

absolut nicht dem entsprachen, was in der französischen<br />

Malerei « gang und gäbe » war. Und auch nicht dem, was<br />

Wir können Ihnen nur wärmstens<br />

empfehlen, bei Ihrem nächsten<br />

Aufenthalt in Paris die beiden<br />

Museen zu besuchen, die gemeinsam<br />

die Ausstellung Picasso l'étranger<br />

organisiert haben. Zum einen ist<br />

das natürlich das Musée Picasso in<br />

einem sehr schönen Hôtel Particulier<br />

im Marais-Viertel im Herzen der<br />

Hauptstadt. Und zum anderen,<br />

das etwas weniger bekannte<br />

aber ebenfalls sehr fesselnde<br />

Musée National de l’Histoire de<br />

l’Immigration. Es befindet sich<br />

am Rande des schönen Walds von<br />

Vincennes in einem Gebäude im<br />

Kolonialstil, das bereits für sich<br />

alleine einen Besuch wert ist. Wir<br />

werden Ihnen dieses Museum<br />

in einer der nächsten Ausgaben<br />

noch ausführlicher vorstellen.<br />

Musée Picasso<br />

Hôtel Salé<br />

5, rue de Thorigny<br />

75003 Paris<br />

www.museepicassoparis.fr<br />

Musée de l’Histoire de l’Immigration<br />

Palais de la Porte Dorée<br />

293 Avenue Daumesnil<br />

75012 Paris<br />

www.palais-portedoree.fr<br />

die Behörden als « wahre künstlerische Arbeit » einstuften.<br />

Da verwundert es nicht, dass erneut Argwohn gegenüber<br />

Picasso aufkam …<br />

Der Argwohn drückte sich konkret in einem ersten Polizeibericht<br />

aus, den Annie Cohen-Solal in den Archiven<br />

der Pariser Polizeipräfektur aufstöberte und der in Erstaunen<br />

versetzt. Er trägt das Datum des 18. Juni 1901 und ist<br />

von einem gewissen Kommissar Rouquier unterzeichnet.<br />

Die Forscherin konstatiert, dass der Kommissar zwar in<br />

der Tat einige Informationen über Picasso besaß, welche<br />

die Polizei zusammengetragen hatte, dass Rouquier die<br />

Erstellung seines Berichtes aber lediglich durch einen am<br />

Vortag – also am 17. Juni – veröffentlichten<br />

Zeitungsartikel rechtfertigte.<br />

Der betreffende Artikel stammte aus<br />

der Feder des Kunstkritikers Gustave<br />

Coquiot, der die Ausstellung<br />

als ausgesprochen interessant und<br />

vielversprechend qualifizierte und<br />

den Maler als « frenetischen Liebhaber<br />

des modernen Lebens« rühmte.<br />

Annie Cohen-Solal berichtet jedoch,<br />

dass « der Kommissar Rouquier aus<br />

diesem Artikel lediglich ein einziges<br />

Element anführt, nämlich die Motive<br />

in den Werken des Malers: diese<br />

Mädchen mit jungem Antlitz und<br />

verwüsteter Mine […] oder diese<br />

von der Stadt im Stich gelassenen<br />

Bettler ». Rouquier, der offensichtlich<br />

weder eine Spur künstlerischer<br />

Kultur besaß noch diesem Thema<br />

das geringste Interesse entgegenbrachte,<br />

verwandelte jedes Bild Picassos<br />

in ein belastendes Element.<br />

Insofern ist es nicht erstaunlich,<br />

welche Tatsachen Rouquier auflistete<br />

und als wichtig und verifiziert<br />

bezeichnete: Nach Aussage seiner<br />

Concierge « spricht Picasso schlecht<br />

Französisch », « erhält Picasso Besuch von unbekannten<br />

Individuen und spanischen Schriftstellern », « kommt<br />

und geht Picasso zu sehr unregelmäßigen Zeiten » … Der<br />

Kommissar kam zu dem Schluss, dass es « aufgrund der<br />

angeführten Informationen » angebracht sei, « Picasso als<br />

Anarchist zu betrachten ». Dass die Schlussfolgerung absolut<br />

unfundiert und keiner der Vorwürfe wirklich erwiesen<br />

war, spielte dann auch viele Jahre später keine Rolle,<br />

als genau dieser Polizeibericht wieder ausgegraben wurde,<br />

was für den Künstler gravierende Folgen hatte.<br />

Eine willkürliche Ablehnung<br />

Picasso war sich der Existenz dieses Berichtes<br />

überhaupt nicht bewusst, er wusste nicht einmal, dass<br />

man ihn regelmäßig überwachte. Ihn, der Frankreich<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Kultur / Serie<br />

und vor allem das brodelnde Pariser Leben aus ganzem<br />

Herzen liebte. Immer wieder besuchte er das Hexagon,<br />

auch wenn er oft nicht einmal genug zum Essen hatte.<br />

Bei seinem dritten Aufenthalt wohnte Picasso beim<br />

Dichter Max Jacob (1876-1944), einem sozialen Außenseiter,<br />

durch den er die Gedichte von Verlaine und<br />

Rimbaud entdeckte. Er begann, Französisch zu lernen.<br />

1905, bei seinem vierten Aufenthalt, zog der katalanische<br />

Maler mit Guillaume Apollinaire (1880-1918)<br />

durch Paris. Beide interessierten sich für Gaukler und<br />

die Zirkuswelt, was nicht dazu geeignet war, die Polizeikräfte<br />

zu beruhigen, welche zudem die kubistischen<br />

Bilder, die Picasso seit 1906/1907 malte, mit kritischen<br />

Augen (und nicht ansatzweise mit künstlerischem<br />

Blick!) betrachteten. Obwohl gerade diese Werke<br />

ihm dank des jüdischen Kunsthändlers Daniel-Henry<br />

Kahnweiler (18<strong>84</strong>-1979), den er in Paris kennengelernt<br />

hatte, schnell zu einem weltweiten Renommee verhalfen.<br />

Die Bilder begannen, sich in den Vereinigten<br />

Staaten gut zu verkaufen, Picasso verdiente viel Geld.<br />

Er engagierte sich zudem an der Seite der spanischen<br />

Republikaner und malte 1937 sein berühmtes Werk<br />

Guernica, das schnell ein Symbol für den Widerstand<br />

gegen den Faschismus wurde. Grund genug also, in<br />

den Augen der spanischen Faschisten als Verräter und<br />

in den Augen der Nazis als « entarteter » Künstler zu<br />

gelten. Da er sich bedroht fühlte, beantragte Picasso<br />

zu seinem Schutz 1940 bei den Behörden im damals<br />

von Pétain regierten Frankreich die Staatsbürgerschaft.<br />

Obwohl eine erste Beurteilung positiv ausfiel, kam ein<br />

kleiner Beamter und Pétain-Anhänger, Émile Chevalier<br />

(1892-1973), in einer zweiten Beurteilung zu einer<br />

negativen Einschätzung, indem er sich auf die Akten<br />

aus 1901 stützte, die er aus den Archiven ausgegraben<br />

hatte.<br />

Als Annie Cohen-Solal die Beurteilung von Émile<br />

Chevalier las, wurde ihr sofort klar, dass es sich um einen<br />

vernichtenden Bericht handelt, der « von Fremdenhass,<br />

Eifersucht, Verbitterung, Klatsch, niederträchtigen<br />

Unterstellungen nur so trieft ». Einige Sätze beschreiben<br />

Picasso als « so genannten modernen Maler,<br />

der Millionen verdient und diese, so scheint es, im Ausland<br />

angelegt hat », und als « einen Mann, der unserem<br />

Land während des Krieges keinen Dienst erwiesen hat »<br />

und der « stets seinen extremen Ideen nachgegangen ist<br />

und sich gleichzeitig dem Kommunismus zugewandt<br />

hat ». Die Historikerin beschloss also, Nachforschungen<br />

über den seltsamen Brigadier Chevalier anzustellen.<br />

Dabei entdeckte sie zu ihrem großen Erstaunen,<br />

dass dieser nicht nur ein miserabler und von seinen<br />

Vorgesetzten schlecht beurteilter Polizist war, sondern<br />

auch « ein (mittelmäßiger) Maler » namens Chevalier<br />

Milo, der auf einer – inzwischen aktualisierten – Wikipedia-Seite<br />

mit Lobeshymnen überschüttet und als<br />

« Impressionist des 20. Jahrhunderts » bezeichnet wurde.<br />

Im weiteren Verlauf der Nachforschungen stellte<br />

Annie Cohen-Solal vor allem fest, dass Émile Chevalier<br />

im September 1944 vor einer Commission d’épuration<br />

erscheinen musste, deren Aufgabe es war, Vorwürfen<br />

der Kollaboration während des Krieges nachzugehen.<br />

Er wurde schuldig gesprochen, als Strafe wurden ihm<br />

für zwei Jahre die Rentenbezüge gestrichen. Das war<br />

also der Charakter des Menschen, der dazu beigetragen<br />

hat, dass der Antrag eines des größten Künstlers<br />

seines Jahrhunderts auf Zuerkennung der französischen<br />

Staatsbürgerschaft abgelehnt wurde. Ein verblüffendes<br />

und nicht zu rechtfertigendes « Versagen » der französischen<br />

Administration, die sich darauf beschränkt<br />

hat, der Empfehlung eines mittelmäßigen Beamten<br />

zu folgen. So hat Frankreich es also versäumt, einem<br />

Menschen die Staatsbürgerrechte zu verleihen, der dem<br />

Land zur Ehre gereicht hätte und heute wahrscheinlich<br />

einer der berühmtesten Franzosen wäre.<br />

Doch die Geschichte hat noch einen Epilog: Als<br />

der französische Präsident Georges Pompidou (1911-<br />

1974) nämlich 1958 Picasso im Namen Frankreichs<br />

die französische Staatsbürgerschaft antrug, reagierte<br />

dieser nicht einmal. Zweifellos betrachtete sich der<br />

katalanische Maler damals bereits als « universaler, kosmopolitischer<br />

Ausländer » und hat es sicherlich nicht<br />

vergessen, dass Frankreich 1940 abgelehnt hat, ihn zu<br />

schützen …<br />

Für alle, die noch tiefer einsteigen möchten:<br />

Annie Cohen-Solal, Un étranger nommé Picasso, Fayard, 2021, 736 Seiten, 28 €,<br />

ISBN 978-2213711447.<br />

Picasso l‘étranger, Katalog zur gleich nami gen Ausstellung, die vom 4. November 2021<br />

bis 13. Februar <strong>2022</strong> im Musée National de l’Histoire de l’Immigration (Palais de la Porte<br />

Dorée, Paris) stattfand. Éditions Fayard, 2021, 288 Seiten, 300 Illustrationen, 37 €, ISBN<br />

978-221371<strong>84</strong>08.<br />

In der nächsten Ausgabe von Frankreich erleben lesen Sie, inwiefern in Frankreich der<br />

« absolute Mythos Picasso » infrage gestellt wird.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Leserbriefe<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

mit Begeisterung haben wir den Bericht « Die Geheimnisse des<br />

Gefängnisbergs » (<strong>Nr</strong>. 83 - Sommer <strong>2022</strong>) verfolgt. Nicht nur, weil er lebhaft<br />

und mit vielen Details versehen einen Einblick hinter die « Kulissen »<br />

des touristischen Bergs gegeben hat. Auch, weil wir das im Bericht<br />

Beschriebene praktisch schon viele Male « vor Ort » erlebt haben. Wir<br />

sind treue Besucher dieser Region und von der Kulisse des « Mont »<br />

immer wieder aufs Neue begeistert. Es stimmt, verlässt man einmal die<br />

« Touristengasse » und begibt sich nur wenige Meter davon entfernt auf<br />

Erkundungstour, ist es immer wieder erstaunlich, wie facettenreich man<br />

diesen Berg nach dem Besuch in Erinnerung behält.<br />

Trotzdem möchten wir einige Bemerkungen zu dem Bericht machen. Uns<br />

ist aufgefallen, dass das Fotomaterial ruhig etwas umfangreicher hätte<br />

ausfallen können. Besonders die im Museum so realistisch dargestellten<br />

Szenen der damaligen Zeit und der Häftlinge haben wir vermisst. Sie<br />

hinterlassen beim Betrachter eine geradezu schaurig anmutende<br />

Erinnerung. Erläutert durch detaillierte Wortbeiträge wird dem Betrachter<br />

das damalige Leid der Menschen noch stärker aufgezeigt. Obwohl wir das<br />

Museum bereits zweimal besucht haben, wird es bestimmt eine dritte<br />

Auflage geben.<br />

Liebe Redaktion,<br />

ich freue mich immer über Chantals Rezept (und<br />

die guten Food-Fotografien!). Diesmal wollte<br />

ich fragen, ob sie auch ein Rezept für Crème<br />

caramel au beurre salé hat. Immer wenn wir in der<br />

Bretagne sind, freuen wir uns über diese köstliche<br />

Crème. Anscheinend sei sie einfach zuzubereiten,<br />

wie eine Bretonin meinte. Wir haben sogar<br />

Crème liquide in Frankreich gekauft (die gibt es in<br />

Deutschland ja nicht), um sie zu machen, trauen<br />

uns aber noch nicht so ganz …<br />

Herzliche Grüße<br />

A. Wiedmaier<br />

Redaktion:<br />

Liebe Frau Wiedmaier,<br />

kaum hatten wir Ihre Nachricht an Chantal<br />

weitergeleitet, da stöberte sie auch schon in ihren<br />

Rezepten. Die Antwort finden Sie in der Rubrik<br />

Chantals Rezept (Seite 92-93). Nachdem wir bereits<br />

das Privileg hatten, dieses typisch bretonische<br />

Dessert von Chantal zubereitet zu kosten, können<br />

wir Ihnen versichern, dass es köstlich schmeckt! Ein<br />

Dessert für Naschkatzen!<br />

Herzliche Grüße aus der Kurstadt Bad Wilsnack in Brandenburg<br />

Petra Möller und Herbert Schwittay<br />

Redaktion:<br />

Liebe Frau Möller, lieber Herr Schwittay,<br />

vielen Dank für die Komplimente. Wir freuen uns, dass Ihnen der im Vergleich<br />

zu vielen Zeitschriften und Reiseführern « andere » Blick auf den Mont<br />

Saint-Michel gefallen hat. Was die Darstellungen aus der Gefängniszeit des<br />

berühmten Felsen in den (privaten) Museen dort angeht, so haben wir diese<br />

selbstverständlich gesehen, uns aber bewusst gegen eine Veröffentlichung<br />

im Rahmen des Artikels entschieden. Nach Diskussionen mit den beiden<br />

interviewten Fachleuten – dem auf diese Epoche spezialisierten Historiker<br />

und dem offiziellen Führer der Abtei, der ebenfalls umfangreiches<br />

Informationsmaterial besitzt – erschien uns offensichtlich, dass diese<br />

Darstellungen zwar sehr realistisch erscheinen, in Wirklichkeit aber von<br />

der historischen Wahrheit weit entfernt sind. Sie sollen vor allem die<br />

Besucher beeindrucken. Unsere Gesprächspartner stehen nicht hinter<br />

diesen Abbildungen, insofern haben wir beschlossen, sie im Artikel weder<br />

zu erwähnen, noch zu zeigen. Behält man den Einwand im Kopf, ist eine<br />

Besichtigung dieser Museen dennoch eine interessante Möglichkeit,<br />

sich eine erste Vorstellung von der Zeit des Mont Saint Michel als<br />

Gefängnisberg zu machen. Ein Eindruck, der jedoch offensichtlich ergänzt<br />

und in einigen Punkten korrigiert werden muss …<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 79


ART DE VIVRE Wein<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Claire Lurton,<br />

Eigentümerin von Château Haut-Bages<br />

Libéral (Pauillac, Grand Cru Classé)<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 81


ART DE VIVRE Wein<br />

Nördlich von Bordeaux, nicht weit von der Gironde<br />

entfernt, hat sich Claire Lurton, die Eigentümerin<br />

des renommierten Weinguts Château<br />

Haut-Bages Libéral (Pauillac, Grand Cru Classé<br />

1855) bereits vor mehr als 15 Jahren von den<br />

klassischen Weinbaumethoden distanziert und<br />

experimentiert seitdem mit neuen Praktiken für<br />

den Anbau der Reben und den Ausbau des<br />

Weines. Methoden, die das natürliche Gleichgewicht<br />

respektieren. Sie und ihr Mann Gonzague,<br />

Eigentümer von Château Durfort-Vivens (Margaux,<br />

ebenfalls Grand Cru Classé 1855), bewirtschaften<br />

heute gemeinsam mit 140 Hektar die<br />

größte Rebläche im Bordelais nach biodynamischen<br />

Vorgaben. Für beide stellt dieser Zustand<br />

jedoch nur eine Etappe auf dem Weg zu<br />

anderen, noch wirkungsvolleren Weinbaumethoden<br />

dar, die noch mehr auf Biodiversität setzen.<br />

Über biologischen und biodynamischen Weinbau<br />

hinaus, geht es den beiden jetzt darum, die<br />

Rebflächen nach den Regeln von Agrarökologie<br />

und Agroforstwirtschaft zu bewirtschaften. Eine<br />

echte Revolution im Bordelais, denn diese Region<br />

gilt eher als zaghaft, was die Weiterentwicklung<br />

im Weinbau angeht. Die Reben von Claire<br />

Lurton haben jedoch eine regelrechte Verjüngungskur<br />

erfahren, sind Vorreiter in Sachen Experimentieren<br />

und Erfahrungsaustausch. Traum<br />

oder Realität? Was steckt dahinter? Wir haben<br />

uns mit einer nicht alltäglichen Winzerin unterhalten,<br />

der es gelingen könnte, frischen Wind in<br />

die eingefahrenen Vorgehensweisen im Weinbaugebiet<br />

Bordelais zu bringen …<br />

Claire Lurton, Sie besitzen eines der prestigeträchtigsten<br />

Weingüter im Bordelais, eines derer, die 1855<br />

die renommierte Klassifikation Grand Cru Pauillac<br />

erhielten. Wie viele andere Winzer in der Region hätten Sie<br />

sich mit dieser Auszeichnung zufriedengeben können. Allerdings<br />

haben Sie sich für einen ganz anderen Weg entschieden.<br />

Einen Weg, auf dem Sie täglich die Beziehung zur Erde, zu<br />

den Reben und dem Terroir infrage stellen. Warum?<br />

Zunächst glaube ich, dass die Wissenschaft dazu beigetragen<br />

hat, dass ich mir viele Fragen stelle. Da ich von<br />

Natur aus sehr enthusiastisch und energiegeladen bin,<br />

entschied ich mich zunächst für ein wissenschaftliches<br />

Studium, um mich selbst zu kanalisieren. Die wissenschaftliche<br />

Ausdrucksweise hat mir dabei geholfen, das<br />

war ganz nach meinem Geschmack. Ganz besonders die<br />

Quantenphysik: das Verhalten der Atome, die Energie,<br />

der Urknall … All das hat mich sofort angesprochen. Vor<br />

allem die Tatsache, bescheiden bleiben zu müssen, nicht<br />

alles erklären zu wollen. In gewisser Weise hat mir das<br />

eine Art von Spiritualität verschafft, die mich begeistert<br />

und die mir seitdem geblieben ist.<br />

Sie haben also Physik studiert, sind dann aber im Weinbau<br />

gelandet …<br />

Ja, das war im Prinzip so nicht vorgesehen. Meine<br />

Eltern hatten einen Unfall, als ich 24 Jahre alt war, sodass<br />

ich mich plötzlich um das Familienweingut kümmern<br />

musste. Damals lernte ich meinen Mann kennen,<br />

und ehrlich gesagt, war es lange Zeit sehr schwierig, wir<br />

investierten viel Kraft in unsere jeweiligen Weingüter.<br />

Ab 2000 war ich dann alleinige Besitzerin von Château<br />

Haut-Bages Libéral. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich also<br />

schalten und walten, wie ich wollte. Ich kam damals zu<br />

der Überzeugung, dass man heute Wein nicht mehr so<br />

produzieren kann, wie früher, also beispielsweise alle zwei<br />

Wochen chemische Substanzen spritzen. Ich hatte es zu<br />

dem Zeitpunkt schon mehrere Jahre aufgegeben, in den<br />

Reben zu joggen. Es war entsetzlich. Überall war Chemie.<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Ein derartiger Weinbau hatte für mich überhaupt keinen<br />

Sinn mehr. Und an diesem Punkt half mir die Wissenschaft.<br />

Sie hat mich dazu bewogen, nachzudenken und<br />

mir zu sagen, dass man nicht wie ein braves Schaf alles so<br />

machen muss, wie es schon immer gemacht wurde. Es war<br />

an der Zeit, einen anderen Weinbau zu entwickeln, der auf<br />

gesundem Menschenverstand beruht. Ich sammelte Informationen,<br />

und weil ich schon immer davon überzeugt war,<br />

dass man durch den Austausch mit anderen weiterkommt,<br />

suchte ich den Kontakt zu anderen und machte auf diese<br />

Weise viele spannende Begegnungen.<br />

Dabei war es eine echte Herausforderung, die vermutlich viel<br />

Mut erforderte, sich zur damaligen Zeit im Bordelais von<br />

den sogenannten « konventionellen » Methoden im Weinbau<br />

abzuwenden und andere, umweltverträglichere Anbau- und<br />

Ausbaumethoden auszuprobieren …<br />

Ja, das stimmt. Doch ich hatte Glück, denn auf meinem<br />

Weingut war ich unabhängig. Niemand konnte mir<br />

Vorschriften machen. Die Umstellung auf biologische und<br />

später biodynamische Bewirtschaftung war natürlich mit<br />

schwierigen Entscheidungen verbunden. Auch aus wirtschaftlicher<br />

Sicht. Man muss einen geringeren Ertrag in<br />

Kauf nehmen. Das war bis dato etwas Unvorstellbares.<br />

Doch mein Mann und ich waren der Überzeugung, dass<br />

sich etwas ändern muss. Selbst auf die Gefahr hin, von<br />

benachbarten Winzern als verrückt angesehen zu werden.<br />

War das tatsächlich der Fall?<br />

Die Winzer hier sind besser im Umgang mit dem<br />

Wein als mit den Reben. Früher war das sogar noch viel<br />

ausgeprägter. Es gab nur wenige, die wie wir darüber<br />

beunruhigt waren, dass man aufgrund der chemischen<br />

Produkte nicht mehr durch die Reben spazieren kann.<br />

Uns versetzte aber in erster Linie der Zustand des Bodens<br />

in den Alarmzustand: Er war durch jahrzehntelanges<br />

Spritzen vollkommen verdichtet und ausgelaugt.<br />

Es war eine regelrechte Katastrophe. Alles, was wir an<br />

natürlichem Kompost ausbrachten, wurde vom ersten<br />

Regen weggespült, nichts konnte wirklich in den Boden<br />

eindringen, die Rebstöcke hatten gar nicht die Möglichkeit,<br />

etwas davon aufzunehmen. Deshalb wollten wir uns<br />

zunächst um den kargen Boden kümmern. Unser Ziel<br />

war ein gesunder Boden, der atmet, in dem es Leben<br />

gibt. Nach umfangreichen Recherchen und mithilfe von<br />

Spezialisten säten wir 2004-2005 eine Mischung aus<br />

Senf, Klee und Getreide (u. a. Roggen), um die Gassen<br />

zu begrünen. Das war eine echte Herausforderung in<br />

unseren Parzellen mit 10 000 Stöcken pro Hektar. Es erübrigt<br />

sich wohl zu sagen, dass man in unserem Umfeld<br />

Vorherige Doppelseite: Claire Lurton in den Reben von Château Haut-Bages Libéral (Juni <strong>2022</strong>).<br />

Linke Seite: Ganz im Stil ihrer Experimentierfreude macht Claire Lurton seit einigen Jahren Versuche mit dem Ausbau von Wein in Tonamphoren.<br />

Seit Kurzem testet sie darüber hinaus ganz neue, eigens für diesen Zweck angefertigte Amphoren aus Porzellan aus Limoges.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 83


ART DE VIVRE Wein<br />

darüber herzog, als das Saatgut auszutreiben begann.<br />

Es hieß, wir wüssten nicht, wie man Reben bestellt, ihr<br />

Zustand sei « erbärmlich ». Doch das war nicht weiter<br />

schlimm, das war uns egal. Unseres Erachtens hatten wir<br />

gar keine Wahl. Wir mussten etwas ausprobieren und auf<br />

diese Weise Lösungen finden. Und heute ist es lustigerweise<br />

so, dass einige Nachbarn, die uns früher kritisierten,<br />

nun Rat bei uns einholen. Das Blatt hat sich also<br />

gewendet, und das ist gut so. Für mich ist es wichtig,<br />

dass man seine Erfahrungen mit anderen teilt. Und zwar<br />

sowohl positive als auch negative Erfahrungen.<br />

Was hat sich in den Reben und in Bezug auf den Wein verändert,<br />

seit Sie die Begrünung haben?<br />

Der Beginn war nicht einfach, denn am Anfang nahm<br />

die ausgesäte Begrünung überhand. Insofern mussten wir<br />

zunächst neue Ansätze finden. Wir tasteten uns vor und<br />

stellten uns viele Fragen: Wie kann man die dringend<br />

benötigten Saaten im Griff behalten, damit sich der Boden<br />

regeneriert? Was muss man pflanzen? Wann? Wie<br />

sieht das optimale Gleichgewicht aus? Nichts lag auf der<br />

Hand. Aber ich muss ehrlicherweise zugeben, dass diese<br />

Zeit für die Wissenschaftlerin in mir sehr aufregend war.<br />

Es gab nicht einen einzigen Tag, an dem ich nicht neue<br />

Hinweise auf eine mögliche Verbesserung entdeckte. Und<br />

es war umso spannender, da wir beispielsweise in Konrad<br />

Schreiber einen großen Unterstützer gefunden haben. Er<br />

ist heute Projektleiter beim Institut de l’Agriculture Durable<br />

(IAD) und Mitbegründer des Beratungsunternehmens<br />

La Belle Vigne (Anm. d. Red.: siehe unten). Durch ihn<br />

haben wir das richtige Ausbringen von Saatgut gelernt.<br />

Schließlich erhielten wir eine gute Begrünung. Und auf<br />

einmal stellte sich eine Veränderung ein. Zunächst im<br />

Boden natürlich. Unter dem Bewuchs entwickelte sich<br />

wieder Leben. Es war schön, Würmer, Marienkäfer, Insekten<br />

und sogar Spitzmäuse zu sehen. Ganz zu schweigen<br />

von den Bienen, Vögeln und Kaninchen im Umfeld!<br />

Es war wie eine Wiedergeburt! Was den Wein angeht,


Diese und folgende Doppelseite: Nach und nach werden junge Obstbäume zwischen den Rebgassen gepflanzt. Unter<br />

den Rebstöcken wird ein Bewuchs gesät, der das Wachstum der Reben fördert (hier unter anderem Gerste und Hafer).<br />

so bestätigte sich erfreulicherweise unsere<br />

Hoffnung ebenfalls: Dank des lebendigen<br />

Bodens waren die Reben schöner. Ab 2013<br />

entwickelte der Wein sehr samtige Tannine<br />

und unglaubliche Fruchtaromen. Er war viel<br />

harmonischer. Wir sagten uns, dass wir eine<br />

Hürde überwunden hatten. Die biologischdynamische<br />

Landwirtschaft und die Recherchen<br />

hinsichtlich der Begrünung haben uns<br />

geholfen, aber wir mussten noch viel weiter<br />

gehen …<br />

Begannen Sie damals, über die Beziehung zwischen<br />

Bäumen und Reben nachzudenken?<br />

Ja. Auch wenn unser Experiment erfolgreich<br />

war, durften wir uns auf dem Erfolg<br />

nicht ausruhen. Man darf sich keine Illusionen<br />

machen, selbst ein Boden, in dem wieder<br />

Leben herrscht, kann alleine nicht das bringen,<br />

was die chemischen Substanzen brachten.<br />

Und dabei spreche ich noch gar nicht<br />

über Probleme durch das oftmals sehr feuchte<br />

Klima im Bordelais und die damit verbundenen<br />

Krankheiten … Wir mussten also unsere<br />

Suche nach einem regenerierenden Weinbau,<br />

der den klimatischen Herausforderungen<br />

begegnet, ohne die Produktivität aus den Augen<br />

zu verlieren, weiterführen. Mit der biologischen<br />

und später dann biodynamischen<br />

Bewirtschaftung hatten wir zwar bereits<br />

Techniken für wirkungsvollere Anbaumethoden<br />

umgesetzt, mussten aber nach wie<br />

vor noch innovativer – im Sinne von noch<br />

umweltverträglicher – werden. Und in diesem<br />

Zusammenhang erschienen uns Bäume<br />

als wesentliche Verbündete. Wir beschlossen,<br />

auf einer acht Hektar großen Parzelle knapp<br />

tausend Bäume zu pflanzen.<br />

Die Idee, Bäume inmitten von Reben zu pflanzen,<br />

liegt nicht auf der Hand. Wie war das<br />

konkret?<br />

Ich fand das von Anfang an spannend.<br />

Vor allem weil Spezialisten wie Alain Canet,<br />

Agrarwissenschaftler und Agroförster,<br />

Gründungsmitglied und Präsident des<br />

Centre National d’Agroécologie, mir davon<br />

berichteten. Sie erklärten mir ganz wissenschaftlich,<br />

wie Bäume durch das sogenannte<br />

Mykorrhiza-Netzwerk den Reben helfen.<br />

Das hat mich sofort begeistert, zumal ich<br />

entdeckte, dass man mithilfe von Thermolumineszenz<br />

diese für das bloße Auge unsichtbaren,<br />

hauchdünnen Pilzfäden sichtbar<br />

machen kann. Die Pilzfäden wachsen mit<br />

einer unglaublichen Geschwindigkeit von<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 85


zehn Zentimetern pro Stunde! Ich lernte, dass sie – und<br />

das ist wissenschaftlich nachgewiesen – den Reben Informationen<br />

übermitteln können, zum Beispiel über<br />

eine bevorstehende Trockenheit oder Krankheiten. Unglaublich!<br />

Diese Welt ist magisch. Sie können sich sicher<br />

vorstellen, dass dies ausreichte, um mich vom Nutzen<br />

zu überzeugen, Bäume in den Reben zu pflanzen. Umso<br />

mehr als man bei genauerem Nachdenken feststellt, dass<br />

es früher schon Bäume in den Reben gab. Besonders<br />

Obstbäume wie Kirsch- oder Pfirsichbäume. Denken Sie<br />

nur an die köstlichen Weinbergpfirsiche. Allerdings hat<br />

man sie alle herausgerissen. Inzwischen ist bekannt, dass<br />

Reben umso anfälliger für Krankheiten sind, je geringer<br />

die Artenvielfalt ist. Das Fällen der Bäume ist auch<br />

ein Fehler, was den Kampf gegen die Klimaerwärmung<br />

angeht: Dabei weiß jeder, dass es bei Hitze im Schatten<br />

eines Baumes viel kühler ist. Also beschloss ich, wieder<br />

Bäume zu pflanzen. Zunächst am Rand der Parzellen,<br />

indem ich überall wieder Hecken anlegte. Und im<br />

nächsten Schritt in den Reben. Um genau zu sein, alle<br />

14 Rebreihen eine Reihe mit Bäumen, die einen Abstand<br />

von sechs bis sieben Metern haben. Je nach den Bodenmerkmalen<br />

haben wir Arten gewählt, die besonders gut<br />

mit den Reben kommunizieren. In feuchten Zonen sind<br />

das beispielsweise Weiden.<br />

Bäume inmitten der Reben, bedeutet das nicht auch<br />

Schatten? …<br />

Ja, das stimmt. Natürlich schneiden wir die Bäume,<br />

wie wir Reben schneiden. In dieser Beziehung muss man<br />

ebenfalls ein Gleichgewicht finden. Und von Anfang an<br />

einen geringeren Ertrag unter den Bäumen in Kauf nehmen.<br />

Das ist eine Herausforderung, aber man muss sich<br />

sagen, dass diese Ertragsminderung bei Weitem durch die<br />

Rolle der Bäume als « Wächter » gegenüber den Reben –<br />

insbesondere in Bezug auf Krankheiten – und durch die<br />

verbesserte Biodiversität ausgeglichen wird.<br />

Und aus diesen besonderen Reben entstand vor Kurzem<br />

CERES, der erste biologisch erzeugte Naturwein ohne Schwefelzusatz,<br />

der von einer als Grand Cru 1855 klassifizierten<br />

Rebfläche im Bordelais stammt …<br />

Ja, und darauf bin ich wirklich stolz. CERES ist<br />

das Ergebnis dieses langen Prozesses. Es ist ein reiner,<br />

weicher Wein, der für mich die optimale Osmose mit<br />

der Natur darstellt. Die glänzende Bestätigung unseres<br />

globalen Ansatzes für einen « neuen Weinbau », der umweltverträglicher<br />

und moderner, mutiger und wirkungsvoller<br />

ist. Ein Weinbau, in dessen Rahmen Experimente<br />

von Winzern, der Austausch und die Diskussionen<br />

darüber selbstverständlich sind. Aus diesem Grund<br />

unterstützen wir La Belle Vigne und somit die Idee,<br />

Begegnungen zwischen Winzern zu fördern, damit<br />

diese ihre Erfahrungen austauschen. Das ist heutzutage<br />

wichtiger denn je, wenn man sich weiterentwickeln und<br />

fortbestehen will.


Im Weinbau scheint man also wieder Geschmack am Träumen<br />

zu finden …<br />

Genau. Es ist wichtig, träumen zu können. Man darf<br />

keine Angst davor haben. Zugegeben, die Agroforstwirtschaft<br />

ist heute zum Beispiel noch eine Aneinanderreihung<br />

von Hypothesen. Für uns ist sie jedoch die<br />

logische Folge eines Prozesses, den wir zunächst mit der<br />

biologischen Bewirtschaftung begonnen und dann mit<br />

der biodynamischen Bewirtschaftung und mit unseren<br />

Überlegungen in Sachen Begrünung fortgesetzt haben.<br />

Von der Tatsache abgesehen, dass mich dieses Ausprobieren<br />

begeistert, bin ich davon überzeugt, dass es unsere<br />

Pflicht als eingesessenes und klassifiziertes Weingut mit<br />

entsprechenden personellen und finanziellen Ressourcen<br />

ist, solche Dinge zu testen. Selbst wenn damit natürlich<br />

ein Risiko verbunden ist. Man sagt mir oft, dass alles zu<br />

esoterisch erscheine, das gebe ich zu. Aber warum eigentlich?<br />

Weil man noch nicht zwangsläufig alles weiß und<br />

erklären kann? Weil einiges auf Intuitionen beruht? Die<br />

Wissenschaftlerin in mir ist davon überzeugt, dass uns<br />

die Forschung bald dabei helfen wird, nachzuvollziehen,<br />

« warum es funktioniert ». Und glauben Sie mir, in der<br />

Zwischenzeit kann es für den Weinbau – und für unsere<br />

Erde – nur positiv sein, zu experimentieren, Erklärungen<br />

zu suchen …<br />

Claire Lurton, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Château Haut-Bages Libéral<br />

18 chemin des Balogues - Saint Lambert<br />

33250 Pauillac<br />

Telefon: +33 (0)5 56 59 11 88<br />

www.hautbagesliberal.com<br />

Weitere Informationen auf der Website La Belle Vigne<br />

https://lbv-france.fr<br />

La Belle Vigne ist ein Tochterunternehmen von La Vache<br />

Heureuse, einem Unternehmen, das Viehzüchter bereits<br />

seit vielen Jahren in Bezug auf Protein-Autonomie<br />

berät. La Belle Vigne richtet sich zwar in erster Linie an<br />

Fachleute aus der Weinbranche, doch auch Privatleute<br />

finden auf der Website interessante Informationen, die<br />

zum Nachdenken über Klimaveränderungen, deren<br />

Auswirkungen und vor allem über Mittel zur Regeneration<br />

von Boden und Klima anregen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 87


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Natur – Die schönsten Bäume 82<br />

Frankreichs<br />

Winterliche Illuminationen – 81<br />

Der Faszinierende Zauber der<br />

Lichterstädte<br />

Freizeitparks: Familienerlebnisse 79<br />

in Frankreich<br />

Radtourismus – von der Bretagne 77<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten 59<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es 57<br />

noch authentisch zu?<br />

Winterurlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen 57<br />

Wellness in den Bergen – Nach 43<br />

dem Sport die Erholung<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Paris – Streit um die Schönheit 83<br />

der Stadt<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das 76<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Städteplanung – Champs-<br />

75<br />

Élysées: eine Aufforderung zum<br />

Träumen?<br />

Coup de cœur – Die<br />

65<br />

Straßenbuchhändler an den<br />

Seine-Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr 60<br />

als ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre 58<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine 57<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines 38<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées 36<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Yvelines – Bergerie nationale de 83<br />

Rambouillet, der Krieg der Schafe<br />

Ecouen – Ein Museum für die 50<br />

Renaissance<br />

HOTELS<br />

Hôtel Paradiso – Paris 79<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />

/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />

zwischen Erinnerung und Blick in<br />

die Zukunft<br />

Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />

– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />

Recht auf etwas schönes !<br />

Hauts-de-France –<br />

79<br />

Hortillonnages von Amiens:<br />

von einer Verrückten Idee zum<br />

jährlichen Ereignis<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: 77<br />

von der Vergangenheit in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

Marne – In der Heimat des<br />

40<br />

Champagners<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Bas-Rhin – Baumwipfelpfad:<br />

ein ganz neue Art, das<br />

Elsass zu entdecken<br />

Elsass / Grand Est – Das<br />

Geheimnis des fehlenden Turms<br />

der Kathedrale von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Meuse – Wandern mal anders – Die<br />

Begegnung von zeitgenössischer<br />

Kunst und ländlichem Raum<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen<br />

der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass<br />

zur Zeit der Streichhölzer<br />

80<br />

76<br />

74<br />

70<br />

69<br />

68<br />

65<br />

64<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner<br />

62<br />

und die drittgrößte Music Hall<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus<br />

61<br />

Meisenthal – nicht nur Kugeln,<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie 52<br />

Phoenix aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage 43<br />

an die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende 41<br />

im Elsass<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein<br />

40<br />

wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer 38<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze 36<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la- 61<br />

Roche<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – 38<br />

La Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Territoire de Belfort – die Stärke<br />

der Kleinen<br />

Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli<br />

2020: Die Stadt Dijon erhielt den<br />

"Trauerden <strong>Nr</strong>.17" zurück.<br />

Territoire de Belfort – Land-Art:<br />

Saype, von Belfort in die weite<br />

Welt<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer<br />

Region<br />

Burgund – Eine Rundfahrt zum<br />

Auftanken!<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz,<br />

das weiße Gold prägt eine ganze<br />

Region<br />

Belfort – Die wiederentdeckte<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté –<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre<br />

Lumières de Noël<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein<br />

Dorf im Fokus der Wissenschaft<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein<br />

Automobilmuseum<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />

Sabine<br />

83<br />

83<br />

82<br />

78<br />

77<br />

76<br />

75<br />

74<br />

73<br />

71<br />

69<br />

69<br />

68<br />

67<br />

64<br />

63<br />

61<br />

61<br />

43<br />

39<br />

74<br />

Relais Bernard Loiseau –<br />

Seaulieu<br />

71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Centre - Val de Loire / Loir-et- 83<br />

Cher – Monmousseau, wenn Loire-<br />

Schlösser Weinkeller illuminieren<br />

Centre - Val de Loire – Die<br />

82<br />

Route de la Rose im Loiret: eine<br />

faszinierende Rundreise durch die<br />

duftende Welt der Rosen<br />

Pays de la Loire / Maine et Loire 81<br />

– Fontevraud, eine Abtei, die ihrer<br />

Zeit schon immer voraus war<br />

Pays de la Loire / Mayenne – 80<br />

Musée Robert Tatin: verwirrende<br />

Riesen und Wunderwerke<br />

Centre-Val-de Loire / Indre-et- 80<br />

Loir – Château de Chenonceau:<br />

florale Kunst im Schloss<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik<br />

76<br />

der Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florentle-Vieil:<br />

Die kulturelle Revanche<br />

74<br />

eines kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des<br />

Universums!»<br />

Pays de la Loire – Die schöne 70<br />

Geschichte des größten<br />

japanischen Gartens Europas<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende 68<br />

Reise ins Land der Troglodyten<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum 65<br />

Garten<br />

La grange de Meslay: Von der 60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein 58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim 43<br />

und Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – 38<br />

Bitte zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der<br />

36<br />

Geheimnisse und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Manche – Mont Saint-Michel, die 83<br />

Geheimnisse des Gefängnisbergs<br />

Normandie – Biennale La Forêt 74<br />

Monumentale: Wenn Kunst den<br />

Wald verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» 73<br />

in Granville: Wo für Christian Dior<br />

alles gegann<br />

Normandie – An Bord der Marité 71<br />

von Granville zu den Chausey-<br />

Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will 62<br />

gefeiert werden !<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

36<br />

Rolleboise


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☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 83


8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer – 77<br />

im Westen etwas neues!<br />

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno<br />

auf Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Finistère – Pont-Aven:<br />

75<br />

inspirierende Bretagne!<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups 70<br />

de cœur für die größte bretonische<br />

Insel<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des 63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete<br />

61<br />

Pfarrbezirke<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der 39<br />

Kultur und der Heilpflanzen<br />

HOTELS<br />

Castel Clara – Port Goulphar, 70<br />

Belle-Île-en-Mer<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82<br />

Maritime – Pays de Maynac-près-<br />

Bordeaux: der erfinderische Bluff<br />

der Weinhändler<br />

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82<br />

Maritime – Brouage, die Zitadelle<br />

der geplatzten Träume<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux- 79<br />

Sèvres – Pougne-Hérisson: der<br />

Nabel der Welt<br />

Nouvelle-Aquitaine – Talmontsur-Gironde:<br />

zwischen Himmel<br />

75<br />

und Fluss am Ende der Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für 67<br />

Naturismus<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im 63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile<br />

46<br />

Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard –<br />

Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Klöster – Abteien, die sogar 40<br />

Kinder begeistern<br />

Marais Poitevin – Die grünen 38<br />

Kanäle des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor 38<br />

aus einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne / Haute-Loire – Le<br />

Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans<br />

de Travassac, eine Spektakuläre<br />

Reise in das Land des Schiefers<br />

81<br />

68<br />

63<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Périgord – Château des Milandes 82<br />

"Mein Leben, das ist Joséphine!"<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der<br />

44<br />

Erdmitte ein Stückchen<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, 60<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne –<br />

47<br />

Beaulieu-sur-Dordogne<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

13 Languedoc-<br />

Roussillon<br />

45<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Okzitanien / Pyrénées-<br />

83<br />

Orientales – Céret: ein Künstlerdorf<br />

zwischen Bergen und Meer<br />

Weintourismus – Domaine<br />

81<br />

Riberach, es lebe die<br />

Entschleunigung!<br />

Hérault – Brassens & Sète, les 80<br />

Copains d'abord<br />

Aude – Die große Höhle von 65<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

64<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der<br />

60<br />

glücklichen Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

59<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende 57<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn 57<br />

die Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn 47<br />

ein Krieger zum Klosterbruder<br />

wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, 47<br />

ein Synonym für Dynamik<br />

HOTELS<br />

Domaine Riberach - Bélesta 81<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre 59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und<br />

morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Grignan – Im Land der schönen 40<br />

Briefe: eine Reise nach Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » 40<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf 39<br />

der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />

aus Nyons<br />

HOTELS<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Alpen – La Grande Odyssée<br />

Savoie-Mont-Blanc – Blaue Augen,<br />

weißes Fell und Hundegebell<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La<br />

Grange au Lac: wie im inneren<br />

eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian:<br />

das Gedächtnis des Wassers<br />

81<br />

77<br />

71<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 79<br />

– Abbaye de Montmajour: eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der<br />

Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 78<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den<br />

Calanques von Marseille<br />

Provence-Alpes-Côte d’Azur – 75<br />

Château La Coste: ein Hauch<br />

von Verrücktheit zwischen<br />

provenzalischen Reben<br />

Porquerolles – Villa Carmignac: 73<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le 71<br />

Moulin de Daudet, Fontvieille<br />

Marseille – Eine fast<br />

70<br />

hundertjährige Liebeserklärung ist<br />

noch immer atuell<br />

Camargue – Tanzende Flamingos 69<br />

in der Camargue<br />

Provence – Lavendel: eine<br />

67<br />

überraschende deutschfranzösische<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem 67<br />

Berg der Schäfer<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die 58<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />

in Gefahr<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

HOTELS<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d'Azur – Die Magie eines<br />

mimosengelben und azurblauen<br />

Winters<br />

Saint-Tropez – Gemälde versus<br />

Realität<br />

Île de Port-Cros: von<br />

Schriftstellern, Naturschutz und<br />

einer zerrissenen Hose<br />

Paul Ricard – zwei Inseln, ein<br />

Schicksal<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke<br />

am Mittelmeer<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo<br />

Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine<br />

Trauminsel im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die<br />

Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer<br />

Diva<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-<br />

Arnoux-Saint-Auban<br />

81<br />

81<br />

79<br />

75<br />

74<br />

65<br />

63<br />

39<br />

38<br />

36<br />

32<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Potage d'hiver au chou-fleur et 81<br />

aux épices<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

VORSPEISEN<br />

Soufflé d'été au basilic 79<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux endives 80<br />

Tarte Tatin aux pommes et au 74<br />

camembert<br />

Tourte Printanière aux<br />

70<br />

champignons de Paris<br />

Tarte d’automne aux champignons 60<br />

et à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon 63<br />

fumé<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte<br />

68<br />

Mayonnaise<br />

DESSERTS<br />

La tarte aux myrtilles 83<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

GEBÄCK<br />

La Madeleine de Proust 82<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Weintourismus – Domaine<br />

81<br />

Riberach, es lebe die<br />

Entschleunigung!<br />

Spirituosen – Der Cointreau 79<br />

Wein – Château La Coste: ein 76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?<br />

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie 64<br />

Sabine und Jörg in Frankreich


Wein – Crémant, ein kleiner<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer<br />

Jean-Paul Schmitt ist seinen<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim<br />

Aperitif à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht<br />

grundsätzlich im Holzfass<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon<br />

immer über Champagner wissen<br />

wollten<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer<br />

Winzer im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous<br />

plaît »<br />

Bier – Schattendasein oder<br />

Geheimtipp?<br />

Lirac – Das « mediterranste »<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin!<br />

Vive la santé!<br />

Angélique de Niort – Likor aus<br />

einer Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

63<br />

61<br />

60<br />

59<br />

58<br />

57<br />

46<br />

43<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: 77<br />

ein Elsässer «provoziert» die Welt<br />

der Schokolade<br />

Gastronomie – Champignons: 70<br />

Jacky Roulleau, der Gärtner der<br />

Nacht<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: 69<br />

der Rolls-Royce unter den<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Kaviar von der 65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein<br />

62<br />

Sternekoch, der die Pariser an den<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher<br />

Sternekoch im Land der<br />

Feinschmecker<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 40<br />

der Bretagne<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 39<br />

der Normandie<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus 36<br />

Nyons<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Tourismus – Hotels: die Reform<br />

des französischen Sterne-Systems<br />

Landwirtschaft – Hurra, in<br />

Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu<br />

züchten!<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision<br />

der Gebietsgrenzen der<br />

AOC Champagne: ein neuer<br />

Goldrausch?<br />

Politik – Sind die Regionen das<br />

Erfolgsrezept für den Tourismus ?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

83<br />

79<br />

78<br />

73<br />

70<br />

69<br />

Initiative – Die deutschfranzösische<br />

Freundschaft: welch<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Hochschulpolitik – Teaching in<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

Medien – Die politische<br />

Ausrichtung französischer Medien<br />

Tourismus – Hauptsache<br />

außergewöhnlich<br />

Volksabstimmungen –<br />

Modethema im Wahlkampf<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am<br />

Welterbe Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Kulturerbe – Fotografieren im<br />

Auftrag des Staates: die Mission<br />

photographique hat nichts von<br />

ihrer Aktualität verloren<br />

Restaurierung – Notre-Dame de<br />

Paris: umstrittene Neugestaltung<br />

des Innenraums<br />

Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die<br />

Bürger von Calais" eingeweiht<br />

wurden<br />

Geschichte – Auvergne / Haute-<br />

Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />

das Erwachen einer gar nicht so<br />

schlummernden Vergangenheit<br />

Geschichte – Sanary-sur-Mer:<br />

die "Hauptstadt der deutschen<br />

Literatur im Exil"<br />

Ce qui fait débat – Soll man<br />

die Basilika Sacré-cœur in Paris<br />

schützen oder abreißen ?<br />

Geschichte – 150 Jahre Pariser<br />

Kommune: ein zwiespältiger<br />

Geburtstag für die Franzosen<br />

Gesellschaft – "Wie ich als<br />

Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitkrise in Frankreich<br />

erlebe"<br />

Am Tag als… der Leichnam des<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich<br />

das gute französische Brot<br />

geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Geschichte – Koch und Pasteur:<br />

eine konstruktive Rivalität als<br />

Hoffnungsträger<br />

Kulturschock – Die Königin von<br />

Arles<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt,<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Demografie: mehr<br />

Franzosen, aber nicht überall …<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche<br />

Streit im das Erbe von Saint-<br />

Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France» (2)<br />

René Martin, der französische<br />

Steve Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

65<br />

63<br />

59<br />

46<br />

46<br />

43<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

82<br />

82<br />

81<br />

81<br />

80<br />

80<br />

79<br />

79<br />

79<br />

77<br />

76<br />

76<br />

75<br />

74<br />

74<br />

74<br />

71<br />

70<br />

69<br />

69<br />

68<br />

Ernährung – Vorsicht vor<br />

triploiden Austern!<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

Marseillaise à pétanque, der<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel<br />

der vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von<br />

Elyx, des Botschafters der guten<br />

Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers<br />

in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den<br />

Kulissen des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 –<br />

Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der<br />

andere Wintersport<br />

Simone Hérault – Die Stimme<br />

Frankreichs<br />

Berühmtheiten – Die 100<br />

bekanntesten Franzosen<br />

Frankreichbild – Frankreichs<br />

Image in der Welt<br />

Académie Française – Die<br />

Unsterblichen, die 40 Wächter der<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol<br />

des Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

Winterurlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne<br />

in Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

67<br />

63<br />

63<br />

62<br />

62<br />

61<br />

60<br />

60<br />

60<br />

59<br />

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58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

40<br />

39<br />

39<br />

39<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Literatur – Michel Houellebecq: 82<br />

der Porträtist des Hexagons<br />

Kultur – Die andere Seite von 81<br />

Victor Hugo: der Zeichner<br />

Interview – "Der Doppelgänger": 81<br />

30 Jahre deutschsprachige<br />

Literatur in Frankreich<br />

Kultutrerbe – Der Wandteppich 80<br />

von Bayeux soll wieder in altem<br />

Glanz erstrahlen<br />

Kultur / Comic (5) – Interview: 79<br />

Richard Malka, Anwalt und<br />

Comicautor<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus 78<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater,<br />

so der Sohn<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille 78<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote, 77<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um 77<br />

Van Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues<br />

vertes, l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

Kultur – Amüsante Geschichten<br />

rund um die französische<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La<br />

Roque d’Anthéron<br />

Geschichte – Der Neandertaler:<br />

Unser Urahn erhält ein neues<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache,<br />

Kartografie eines Systems à la<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann<br />

in Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse<br />

zwischen den Welten<br />

Lebensart<br />

76<br />

73<br />

72<br />

71<br />

68<br />

67<br />

67<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

46<br />

45<br />

38<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Guéwen a testé… Was ist ein 83<br />

"Trou normand"?<br />

Produkte – Louit Frères, der 83<br />

beseondere Senf in kleinen Fass<br />

Produkte – "Der<br />

82<br />

Geschichtenerzähler" Lunii<br />

Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein 81<br />

Mythos wird 100 Jahre alt<br />

Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />

Zurück an die Côte d'Or<br />

Produkte – Meteor: die größte der 80<br />

kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Produkte – Briefkästen für<br />

79<br />

Frankreichliebhaber "Made in<br />

Alsace"<br />

Produkte – Parapluie de<br />

78<br />

Cherbourg<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das 74<br />

meistgelesene Magazin im<br />

Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de<br />

71<br />

Provence<br />

Produkte – Das<br />

70<br />

Gemüsepassiergerät aus Edelstahl<br />

namens Moulinex<br />

Produkte – Le Livre de Poche: 69<br />

eine kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon:<br />

68<br />

der Champagner unter den<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen 67<br />

Aperitif!<br />

Produkte – Die Zitronenpresse 65<br />

aus Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43


ART DE VIVRE Rezept<br />

Vor Kurzem leitete mir die Redaktion die Nachricht unserer<br />

Leserin Angelika Wiedmaier weiter, über die ich mich beson-<br />

ders gefreut habe (siehe Rubrik Leserbriefe auf Seite 79).<br />

Liebe Angelika, ich gestehe, dass es mir genauso geht wie Ihnen:<br />

Wenn ich in der Bretagne bin, kann ich dem traditionellen Dessert,<br />

der Crème caramel au beurre salé, nicht widerstehen. Es ist wirklich ein<br />

Genuss! Insofern teile ich heute mit Vergnügen dieses leckere Rezept<br />

mit Ihnen und allen anderen Lesern. Ich persönlich übergieße die<br />

Crème caramel nicht mit einer « normalen » Karamellsauce, sondern<br />

bereite dafür vorab eine Karamellsauce mit gesalzener Butter zu,<br />

wie sie in der Bretagne auch als Ersatz für Marmelade oder andere<br />

Brotaufstriche verwendet wird. Sie wird besonders cremig, sodass man<br />

mit ihr die Crème caramel gut überziehen kann. Die Karamellsauce,<br />

die sich wie Marmelade in einem Glasgefäß aufbewahren lässt, eignet<br />

sich auch sehr gut zum Füllen von Crêpes. Sie erhalten diesmal also<br />

gleich zwei Rezepte in einem. Auf diese Weise können Sie die Breta-<br />

gne ein bisschen zu sich nach Hause holen! Bonne dégustation!<br />

Crème caramel<br />

au beurre salé<br />

1) Sauce caramel au beurre salé: für 1 Marmeladenglas / Zubereitung: etwa 20 Minuten • 2) Crème caramel au beurre salé:<br />

für 4 bis 6 Portionsgläschen (je nach Größe) Zubereitungszeit: etwa 15 Minuten (+ etwa 1 Stunde zum Abkühlen)<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


1) Sauce caramel au beurre salé<br />

Zutaten:<br />

350 g Zucker<br />

100 g leicht gesalzene Butter*<br />

300 g flüssige Sahne*<br />

Zubereitung:<br />

• Flüssige Sahne in einem<br />

Topf langsam erwärmen.<br />

• Etwa 1/3 des Zuckers in einem<br />

zweiten Topf ohne Zugabe von<br />

Flüssigkeit schmelzen lassen.<br />

Dabei darauf achten, dass er nicht<br />

verbrennt. Den Rest des Zuckers<br />

nach und nach unter langsamem<br />

Rühren zugeben. Der Zucker muss<br />

allmählich schmelzen, ohne die<br />

Farbe zu verändern. Wenn der<br />

gesamte Zucker geschmolzen ist<br />

und beginnt, eine goldgelbe Farbe<br />

anzunehmen, die gesalzene Butter<br />

zugeben. So lange rühren, bis eine<br />

homogene Mischung entstanden ist.<br />

• Die warme flüssige Sahne zugeben<br />

und verrühren. Bei einer Temperatur<br />

von 107° C wird Karamell perfekt<br />

cremig. Daher sollten Sie nach<br />

Möglichkeit die Temperatur überwachen<br />

und sobald diese erreicht<br />

ist, die Sauce in das Glas füllen.<br />

• Abkühlen lassen und mit einem<br />

Deckel verschließen. Der entstandene<br />

Karamell wird beim<br />

Abkühlen fest. Man kann ihn<br />

kalt oder warm genießen. In ein<br />

heißes Wasserbad gestellt, wird<br />

der Karamell wieder flüssig.<br />

2) Crème caramel au beurre salé<br />

Zutaten:<br />

330 g flüssige Sahne*<br />

2 g gelbes Pektin, ersatzweise<br />

ein anderes Geliermittel<br />

(das pflanzliche Geliermittel<br />

Agar-Agar aus Algen<br />

eignet sich ebenfalls gut)<br />

40 g Zucker<br />

3 Eigelb<br />

1 Vanilleschote<br />

Etwas von der zuvor zubereiteten<br />

Karamellsauce<br />

aus gesalzener Butter<br />

Zubereitung:<br />

• Vanilleschote der Länge nach aufschneiden<br />

und das Mark mit einem<br />

Messer herauskratzen. Schote und<br />

Mark zusammen mit der flüssigen<br />

Sahne in einen Topf geben und<br />

zum Kochen bringen. Zucker und<br />

Geliermittel (Pektin oder Agar-<br />

Agar) zugeben, dabei kontinuierlich<br />

mit einem Holzlöffel umrühren.<br />

• Von der Kochstelle nehmen, Vanilleschote<br />

herausnehmen, Eigelbe<br />

einrühren, gut vermischen.<br />

• Die Mischung in die Gläschen<br />

verteilen, abkühlen lassen<br />

und etwa eine Stunde in den<br />

Kühlschrank stellen.<br />

• Vor dem Servieren etwas von<br />

der noch cremigen Karamellsauce<br />

mit gesalzener Butter<br />

in jedes Gläschen geben.<br />

*Hinweis: Wenn Sie die Gelegenheit<br />

haben, französische Produkte zu kaufen,<br />

nehmen Sie als Butter « Beurre demisel<br />

» und als Sahne « Crème fleurette »<br />

oder « Crème fraîche liquide ».<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 93


ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische Produkte (34)<br />

Terre de Sommières<br />

Ein natürliches Pulver, das Wunder bewirkt<br />

Sommières ist ein friedliches, kleines Örtchen im Departement<br />

Gard, in der Region Okzitanien, rund 30<br />

Kilometer von Nîmes und Montpellier entfernt.<br />

Dort lächeln die Einwohner, wenn Touristen staunend entdecken,<br />

welch wunderbare Eigenschaften das berühmte<br />

Produkt hat, das aus dem Boden des Ortes stammt: die<br />

Terre de Sommières. Dabei kostet ein Beutel des Pulvers, das<br />

man im Übrigen in ganz Frankreich in Drogerien, Bioläden<br />

und Supermärkten (Abteilung Reinigungsprodukte)<br />

erhält, nur ein paar Euro. Man muss wissen, dass die Terre<br />

de Sommières in Sommières ein regelrechtes Kultprodukt<br />

ist. Seit dem 19. Jahrhundert trifft man sie in fast allen<br />

Haushalten an, wo sie erfolgreich andere Reinigungsprodukte<br />

und chemische Mittel, die üblicherweise für die Fleckenentfernung<br />

verwendet werden, ersetzt hat. Grund genug<br />

also, dass man auf die feine, tonhaltige « Erde aus<br />

Sommières » stolz ist, genauso stolz wie auf die Landschaft<br />

in der Umgebung, die beispielsweise Claude Berri dazu inspirierte,<br />

hier Mitte der 1980er-Jahre seinen berühmten<br />

Film Jean de Florette mit Yves Montand, Daniel Auteuil<br />

und Gérard Depardieu zu drehen. Oder so stolz wie auf das<br />

mittelalterliche Stadtzentrum, die berühmte Pont Tibère<br />

aus dem 1. Jahrhundert, über die man den Fluss Vidourle<br />

überquert, nicht zu vergessen natürlich die Weine der<br />

AOC Sommières. Doch was hat es mit diesem seltsamen<br />

Pulver eigentlich auf sich, das jeder, der es einmal getestet<br />

hat, aufgrund seiner Wirksamkeit als « Wundermittel » bezeichnet?<br />

Zunächst eine Feststellung: Man muss es mit eigenen<br />

Augen gesehen haben, um es zu glauben, aber die Terre<br />

de Sommières hat in der Tat alles von einem « Wunder-<br />

Reinigungsmittel »! Einige Gramm dieses beigen, ockerfarbenen<br />

oder grünen Tonpulvers – die Farbe hängt vom<br />

Ort ab, an dem es abgebaut wird – auf einen hartnäckigen<br />

Fleck gestreut reichen aus, damit dieser nach einer gewissen<br />

Wartezeit (je nach Fleck einige Minuten bis ein paar<br />

Stunden) und nach dem Entfernen des Pulvers « einfach<br />

so » verschwunden ist. Noch dazu ganz ohne Reiben, als<br />

sei er « absorbiert worden »! Besonders gut funktioniert das<br />

bei hartnäckigen, oft fetthaltigen Flecken wie Öl, Butter,<br />

Schmiere oder Blut. Dies zu sehen, ist in der Tat magisch<br />

… Umso mehr, als dass dies nicht die einzige Eigenschaft<br />

der Terre de Sommières ist. Denn sie kann zudem<br />

auf den verschiedensten Oberflächen angewendet werden<br />

(Fliesen, Teppichboden, Vorhänge, Sofas, Kleidungsstücke<br />

…) bis hin zu so empfindlichen Materialien wie Glattund<br />

Wildleder. Ränder entstehen dabei keine. Und als ob<br />

die Entfernung von Flecken nicht ausreichen würde, die<br />

Terre de Sommières neutralisiert zudem noch sehr effizient<br />

unangenehme Gerüche wie Hunde- oder Katzenurin.<br />

Fazit: Es handelt sich dabei um ein unentbehrliches Reinigungsmittel,<br />

das man unbedingt im Haus haben sollte.<br />

Französische Großmütter – und nicht nur aus Sommières<br />

– werden Ihnen bestätigen, dass dieses 100 % natürliche<br />

und ökologische Pulver ein kleines « Zaubermittel » ist,<br />

das weder für Menschen oder Tiere noch für die Umwelt<br />

eine Gefahr darstellt.<br />

Diejenigen, die uns kennen, werden sich denken<br />

können, dass wir in der Redaktion neugierig werden und<br />

mehr darüber wissen möchten, wenn die Wirksamkeit eines<br />

Produktes derart gelobt wird. Also haben wir uns in<br />

alte Chemieunterlagen und Fachliteratur über Mineralogie<br />

vertieft, um zu verstehen, was dieses kleine « Wunder »<br />

auslöst. Die erste Feststellung: Terre de Sommières ist im<br />

Grunde ein Name für das tonartige Mineral Montmorillonit,<br />

das – ohne nun zu sehr ins Detail zu gehen – aus<br />

Aluminium, Kalzium, Magnesium, Silizium, Sauerstoff<br />

und Wasserstoff besteht. Es gibt davon noch andere<br />

Vorkommen auf unserem Globus, unter anderem in den<br />

Vereinigten Staaten – in Utah, Wyoming und Texas –<br />

oder in Marokko, wo die Terre de Sommières Savon de<br />

Fez genannt wird. Das erste Vorkommen in Frankreich,<br />

das bereits vor demjenigen in Sommières entdeckt wurde,<br />

befindet sich in Montmorillon (Vienne).<br />

Die zweite Feststellung: Zu den bemerkenswertesten<br />

Eigenschaften gehören das Absorptionsvermögen und das<br />

Aufquellen beim Kontakt mit Wasser. Das Pulver kann bis<br />

zu 80 % seines Gewichts an Wasser aufnehmen und ist daher<br />

verständlicherweise in vielen Bereichen äußerst hilfreich,<br />

nicht nur was die Trockenreinigung im Haushalt angeht. In<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


der Landwirtschaft wird es unter anderem eingesetzt, um<br />

die Bewässerung zu reduzieren, in der Körperpflege ist es<br />

in der Zusammensetzung von Trockenshampoos enthalten,<br />

die Industrie benutzt es als Hilfsmittel zum Filtern und<br />

die pharmazeutische Industrie als Bestandteil von Mitteln<br />

gegen Magenschmerzen. In Frankreich prüft man derzeit<br />

einen möglichen Einsatz zum Füllen unterirdischer Depots<br />

mit hoch radioaktiven Abfällen in Bure (Meuse).<br />

Bei unseren Nachforschungen hat eine Information<br />

unsere Aufmerksamkeit ganz besonders gefesselt: Vor<br />

nicht allzu langer Zeit haben Forscher neue Montmorillonit-Vorkommen<br />

entdeckt … und zwar auf dem Mars! Dies<br />

macht die Terre de Sommières noch ein wenig sympathischer<br />

und den Stolz der Bewohner von Sommières auf ihr<br />

erstaunliches Tonpulver mit Sicherheit noch ein bisschen<br />

größer!<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,<br />

die sich in fast jedem französischen Haushalt<br />

befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />

Nationalheiligtümer sind. In den letzten<br />

Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und<br />

Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />

(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser<br />

(<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs<br />

(<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel<br />

(<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl<br />

« Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten der Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74), Savon de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75),<br />

Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La das gelbe Ölzeug von Guy Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die<br />

Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung La Pléiade Künstlerfarben Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der<br />

(<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas von Luminarc Parapluie de Cherbourg (<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten<br />

(<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux plantes « Made in Alsace » für Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79),<br />

fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Meteor, die größte der kleinen Brauereien<br />

Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät Frankreichs (<strong>Nr</strong>. 80), Chanel N°5, die<br />

Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70), Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. berühmteste Nummer in der Welt der Düfte<br />

71), Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72), L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), (<strong>Nr</strong>. 81) und Lunii, « der Geschichtenerzähler »<br />

La Hulotte, « das meistgelesene Magazin im (<strong>Nr</strong>. 82) und der Senf Louit Frères (<strong>Nr</strong>. 83).<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… die (letzte)<br />

elektronische<br />

Zeitansage<br />

Um was handelte es sich genau?<br />

Die elektronische Zeitansage, in Frankreich<br />

Horloge parlante genannt, war ein kostenpflichtiger<br />

Telefondienst (1,50 €), bei dem man<br />

unter der Nummer 3699 täglich rund um die<br />

Uhr die in Frankreich offiziell gültige Uhrzeit<br />

abfragen konnte. Das Ganze zudem äußerst<br />

präzise. Die Ansage wurde « sprechende<br />

Uhr » genannt, weil die exakte Uhrzeit von<br />

einer (synthetischen) Stimme nach einem<br />

immer gleichen Schema angekündigt wurde:<br />

« Beim vierten Zeitzeichen ist es 10 Uhr, 21<br />

Minuten und 40 Sekunden … ». Neugierige<br />

können sich unter folgendem Link anhören,<br />

wie das geklungen hat: https://syrte.<br />

obspm.fr/spip/IMG/mp3/hp1991_f.mp3<br />

Warum spreche ich in der Vergangenheit?<br />

Der Dienst, der fast 90 Jahre in Betrieb war,<br />

wurde am 1. Juli urplötzlich eingestellt. Der<br />

Netzbetreiber Orange sprach von einer « regelmäßig<br />

und deutlich sinkenden » Zahl der<br />

Anrufe, die schließlich zur Einstellung der<br />

Zeitansage geführt hat, obwohl die Horloge<br />

parlante zum « industriellen Erbe » Frankreichs<br />

zählte. Doch die Zahlen sprechen für sich:<br />

Während es in den 1990er-Jahren noch mehr<br />

als eine Million Anrufe pro Jahr waren, lag<br />

die Zahl inzwischen nur noch bei einigen Zehntausend.<br />

Inwiefern gehörte diese Zeitansage zum<br />

französischen industriellen Erbe?<br />

Die Horloge parlante war immerhin das erste automatisierte<br />

System dieser Art auf der Welt. Sie wurde am 14. Februar<br />

1933 eingeweiht und befand sich im Erdgeschoss des<br />

Pariser Observatoriums. Gleich am Starttag kam es mit<br />

140 000 Anrufen zu einem denkwürdigen « Stau » in den<br />

Leitungen. Das Funktionsprinzip war damals dasselbe wie<br />

beim Tonfilm. Die Ansage der Stunden, Minuten und Sekunden<br />

wurde durch eine männliche Stimme gesprochen,<br />

(auf 90 verschiedene Tonstreifen) aufgenommen, die mit<br />

der Anzeige Au quatrième top, il sera exactement … verknüpft<br />

waren. Das Gerät wurde durch einen Elektromotor<br />

betrieben, der wiederum durch ein Pendel gesteuert wurde.<br />

Hat sich das System weiterentwickelt?<br />

Ja. Die Technologie wurde immer wieder modernisiert,<br />

die letzte bedeutende Neuerung fand 1991 statt. Dabei<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


Lassen Sie sich von<br />

uns überraschen!<br />

verschwand das Wort exactement aus der Ansage, und<br />

die synthetische Stimme war abwechselnd die einer<br />

Frau und die eines Mannes. Eine echte Revolution!<br />

Warum trauern die Franzosen<br />

(bereits) der Zeitansage nach?<br />

Wenn Sie Franzosen nach der Horloge parlante fragen,<br />

werden Sie feststellen, dass zumindest die über Vierzigjährigen<br />

mit einer rührenden Sehnsucht von ihr sprechen.<br />

Die Sehnsucht nach einer Zeit, als man noch Telefone<br />

benutzte, die eine Wählscheibe und ein Kabel hatten!<br />

Damals gab es keine andere Möglichkeit als diesen<br />

Dienst, wenn man seine Armbanduhr genau stellen wollte.<br />

Viele erinnern sich noch daran, wie sie als Kinder die<br />

Nummer anriefen – oftmals im Geheimen, ohne Wissen<br />

der Eltern –, nur um einmal das zu hören, was man sich<br />

damals als eine der ersten « Roboterstimmen » vorstellte.<br />

Es ging also um weit mehr, als um die genaue Uhrzeit,<br />

es ging um eine Art imaginäre Welt … Die Ingenieure,<br />

die für die Horloge parlante verantwortlich waren, halten<br />

trotz der Abschaffung der Zeitansage aus symbolischen<br />

Gründen den (kostenlosen) Zugang zur genauen Uhrzeit<br />

per Internet aufrecht: www.heurelegalefrancaise.fr<br />

Ist Frankreich trotzdem noch ein<br />

bisschen « Herrscher über die Zeit »?<br />

Was die Zeit angeht, so spielt Frankreich auch nach der<br />

Abschaffung der elektronischen Zeitansage weiterhin<br />

eine wichtige Rolle. Das offizielle « internationale Büro<br />

für Maß und Gewicht » hat seinen Sitz nach wie vor<br />

in Sèvres, einem Vorort von Paris. Dieser Institution<br />

obliegt die große Verantwortung, die koordinierte<br />

Weltzeit (UTC) zu bestimmen. Dies erfolgt auf der<br />

Basis von rund 450 Uhren und etwa zehn Frequenznormalen,<br />

die an mehr als 80 Orten auf der Welt verteilt<br />

sind. Insofern hat Frankreich auch ohne die Horloge<br />

parlante die Sicherheit, in gewisser Weise noch immer<br />

ein wenig « Herrscher über die Zeit » zu sein …<br />

Sparen Sie<br />

10 %!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in Situationen wie der jüngeren Vergangenheit<br />

tun Aktivitäten wie Lesen und eventuell sogar<br />

die Vorbereitung des nächsten Frankreichurlaubs<br />

mehr denn je gut.<br />

Abonnieren Sie jetzt für nur<br />

24,90 €<br />

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Immer alle Ausgaben dabei: Laden Sie unsere<br />

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IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />

zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

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ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

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Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />

Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />

Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Ajc Presse<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 19/2021<br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Die nächste Ausgabe von Frankreich erleben, die Nummer 85,<br />

erhalten Sie ab dem 15. November <strong>2022</strong> im Zeitschriftenhandel. Wie<br />

immer steckt sie bereits eine Woche früher bei allen Abonnenten im<br />

Briefkasten.<br />

Der 15. November ist kein Datum, wie alle anderen, denn dieser<br />

Tag hat die Geschichte Frankreichs geprägt: Am 15. November<br />

1793 (nach dem damals gültigen republikanischen Kalender war<br />

es der 26 brumaire an II) hielt nämlich ein offizielles Dekret fest:<br />

« Reichtum und Armut müssen ebenfalls verschwinden […] es wird<br />

nicht mehr ein Brot aus weißem Mehl für die Reichen und ein Brot<br />

aus Kleie für die Armen geben. Alle Bäcker sind verpflichtet, eine<br />

einzige Brotsorte zu backen, das Pain Égalité, ansonsten droht die<br />

Inhaftierung. » Ein « revolutionäres » Brot also, nicht mehr und nicht<br />

weniger als der Vorläufer des berühmten Baguettes, das jeder heute<br />

unweigerlich mit Frankreich und den Franzosen verbindet.<br />

Doch bis es so weit ist, erhalten Sie im Rahmen unseres kleinen<br />

Spiels einige Hinweise auf zwei Themen der nächsten Ausgabe:<br />

Zunächst zwei Fotos:<br />

Vetrieb:<br />

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© <strong>2022</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach unten): Titel:<br />

Jc Albert, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse • S.4: Johnson Sabin, Prix Bayeux<br />

Calvados Normandie; Mission Bassin minier; Musée des Beaux-Arts de Bordeaux, photo F.<br />

Deval; Jc Albert, AJC PRESSE; Serge Robin Ajc Presse; Nicole Cobac, Ajc Presse; Wikimedia,<br />

Domaine public; Cédric Brown, Ajc Presse • S.6-9: Pixabay; Serge Robin, Ajc Presse • S.10:<br />

Lido, DR; Pixabay • S.11: Serge Robin, Ajc Presse; OT Pays de Gex, DR; Association des<br />

Libres Nageurs, DR • S.12-13: DR • S. 14-15: Cillie Pam, Diffusion Editions Gallimard; G.<br />

Garitan, CC By-Sa 4.0; F. Mantovani, Editions Gallimard; DR; Molivier B; Alain Claude Sulzer<br />

• S.16: DR • S.17: ARTE, DR • S.18-20: DR • S.22-23: Jc Albert, Ajc Presse; Guédelon, DR<br />

• S. 24-S.31: Jc Albert, Ajc Presse • S.32-35: Serge Robin, Ajc Presse • S.36: Bordeaux<br />

Métropole, DR • S.37: Cédric Brown, Ajc Presse • S.38: Bordeaux Métropole, DR • S.40-45:<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.46: Abbaye de L’Epau • S.47: Ajc Presse • S.48-49: Mission<br />

Bassin minier • S.50-51: SR, Lens-Liévin-Tourisme, Mission Bassin Minier, Adeline • S.52:<br />

Frédéric Lovino, Musée du Louvre-Lens; Gilles Triard, Esprit de France; Esprit de France;<br />

Sarah Roynette, Lens-Liévin-Tourisme • S.53: Antéale • S.54: Antéale Gîtes; Brigitte<br />

Baudesson, Bétune-Bruay-Tourisme • S.55: Sarah Roynette, Lens-Liévin-Tourisme; Brigitte<br />

Baudesson, Bétune-Bruay-Tourisme • S.56: Mission Bassin minier, Centre historique minier,<br />

Pierre Cheuva • S.58: Musée des Beaux-Arts de Bordeaux, photo F. Deval • S.59: RMN-<br />

Grand Palais (Château de Versailles) / photo Gérard Blot • S. 60: Archives de la Préfecture<br />

de Police, Exposition Rosa Bonheur Bordeaux; Philadelphia Museum of Art, États-Unis •<br />

S.61: F. Deval, Musée des Beaux-Arts de Bordeaux; Musée Grobet-Labadié Ville de Marseille,<br />

photo Musées de Marseille; Dublin, National Gallery of Ireland, CC BY 4.0 • S.63: F. Deval,<br />

Musée des Beaux-Arts de Bordeaux • S.64: Buffalo Bill Center of the West, Cody, Wyoming,<br />

États-Unis; Château de Rosa Bonheur, By Thomery • S.65: Musée des Beaux-Arts de<br />

Bordeaux, photo L. Gauthier • S.66: Johnson Sabin, Prix Bayeux Calvados Normandie,<br />

S.67: Thomas Dworzak; Prix Bayeux Calvados Normandie 2021 – Anonyme/ The New<br />

York Times • S.68: Valérie Baeriswyl, Prix Bayeux Calvados Normandie • S.69: Edouard<br />

Elias & Abdulmonam Eassa, Prix Bayeux Calvados Normandie • S.70: Evgeniy Maloletka;<br />

Prix Bayeux Calvados Normandie • S. 71: Nicolas Barbanchon, Prix Bayeux Calvados<br />

Normandie • S.72: Palais de la Porte Dorée, DR • S.74:Archives de la Préfecture de Police<br />

de Paris, Succession Picasso 2021 • S.75: Archives de la Préfecture de Police de Paris,<br />

Succession Picasso 2021 • S.76: Palais de la Porte Dorée, DR; Wikimedia, Domaine public<br />

• S.79: Cédric Brown, Ajc Presse • S.80-87: Jc Albert, Ajc Presse • S.92-93: Nicole Cobac,<br />

Ajc Presse • S.95: Serge Robin, Ajc Presse • S. 96: Pixabay • S. 97: Serge Robin, Ajc Presse<br />

Und dann zwei Hinweise, von denen jeder eine Verbindung zu einem<br />

der Fotos hat.<br />

• Für meine Renovierung sind umfangreiche Arbeiten im Gange,<br />

die zu den bedeutendsten Arbeiten dieser Art gehören, die es<br />

in Frankreich je gab. Seit 2019 beschäftigen sich nicht nur die<br />

herausragendsten Experten für Kulturerbe, sondern auch mehr als<br />

175 hochrangige Wissenschaftler mit mir. Wenn alles gut geht, wird<br />

die Renovierung 2025 beendet sein.<br />

• Wie Sie in dieser Ausgabe lesen konnten, gingen die französischen<br />

Behörden trotz meiner Berühmtheit nicht sehr gnädig mit mir um.<br />

Doch das ist noch lange nicht alles, denn im nächsten Heft werden<br />

Sie lesen, dass die Franzosen sich seit einiger Zeit offen Fragen zu<br />

meiner Persönlichkeit stellen.<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

_ _ _ _ _ - _ _ _ E _ E _ _ _ _ S<br />

_ A _ _ _<br />

_ I _ _ _ _ _<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 85 - Winter <strong>2022</strong><br />

Erscheint am 15. November <strong>2022</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong>


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den modularen Grundriss fühlt man sich aber auch zu zweit oder viert nicht zu einsam.<br />

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