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Dissertation Martin Krause.pdf - KLUEDO - Universität Kaiserslautern

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Tatsächlich ist es so, dass z.B. Proteine entgegen der Eindrücke, die Kristallstrukturen erwecken, alles<br />

andere als starre, sondern insgesamt sehr flexible Gebilde sind. 44 Somit kann auch das Konzept der<br />

stringenten Vororganisation eines Rezeptors nicht erklären, warum z.B. Enzym-Übergangszustand-<br />

Komplexe Bindungsaffinitäten im nanomolaren Bereich besitzen. Es muss also<br />

Bindungsmechanismen in biologischen Systemen geben, die die Flexibilität des Systems tolerieren<br />

oder diese sogar ausnutzen, um hohe Bindungsaffinitäten zu erreichen. Zwei Mechanismen, die in<br />

diesem Zusammenhang in den letzten Jahren intensiver untersucht wurden, sind Kooperativität und<br />

Intra-Rezeptor Wechselwirkungen.<br />

1.3 Kooperativität<br />

Kooperativität ist als zentrales Konzept von supramolekularen Prozessen und molekularer Erkennung<br />

schon länger bekannt. 45 Sie ist darauf zurückzuführen, dass zwei oder mehrere bindende<br />

Wechselwirkungen nicht unabhängig voneinander agieren und sich aufgrund dessen nicht<br />

notwendigerweise additiv verhalten. Daraus resultierend ist der Gesamtbetrag der freien Energie, der<br />

bei einem Bindungsprozess insgesamt frei wird, größer (positive Kooperativität) oder kleiner (negative<br />

Kooperativität) als die Summe der Einzelbeiträge. Kooperativität spielt bei biologischen Systemen<br />

insbesondere mit steigender struktureller Komplexität eine Rolle. 46 Die wohl bekanntesten Beispiele<br />

sind die Sauerstoffaufnahme von Hämoglobin 47 und die Bildung der DNA-Doppelhelix. 1 Obwohl den<br />

Bindungsprozessen beider Beispiele kooperative Effekte zugrunde liegen, gibt es wichtige<br />

Unterschiede.<br />

Hämoglobin ist ein tetrameres Protein, dessen vier Untereinheiten jeweils eine Bindungsstelle<br />

für ein Sauerstoff-Molekül enthalten. Die Aufnahme des ersten Sauerstoff-Moleküls in einer<br />

Proteinuntereinheit sorgt durch eine konformative Kopplung für eine Reorganisation der anderen<br />

Untereinheiten, was die Aufnahme weiterer Sauerstoffmoleküle erleichtert. Diese Art der<br />

Kooperativität wird allosterische (ortsübergreifende) Kooperativität genannt und ist die wohl<br />

bekannteste und am besten verstandene Art von Kooperativität. In Abbildung 1.4 ist das Prinzip der<br />

allosterischen Kooperativität schematisch dargestellt. Sie benötigt einen Rezeptor, der zwei (oder<br />

mehrere) Bindungsstellen für Liganden hat, wobei die Bindung des Substrats an eine Bindungsstelle<br />

die Substrataffinität einer anderen Bindungsstelle beeinflusst. Handelt es sich, wie beim Hämoglobin,<br />

um identische Substrate, so spricht man von homotroper allosterischer Kooperativität, bei<br />

unterschiedlichen Substraten von heterotroper allosterischer Kooperativität. In beiden Fällen wird eine<br />

allosterische Kommunikation zwischen den Bindungsstellen benötigt, welche durch konformationelle<br />

Änderungen, elektronische Polarisation oder weitreichende elektrostatische Wechselwirkungen<br />

hervorgerufen werden kann.<br />

Abbildung 1.4: Schematische Darstellung des Prinzips der homotropen allosterischen Kooperativität (hier<br />

positive Kooperativität).<br />

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