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ASO! Augsburg Süd-Ost - August / September 2022

Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg

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8 <strong>ASO</strong>! <strong>August</strong> / <strong>September</strong> ‚22<br />

StarkStrom <strong>Augsburg</strong> e.V. feiert<br />

mit seinem diesjährigen Rollout<br />

ein großes Comeback<br />

„Joseph ‚Jojo‘ Tüftle“ soll gleich im ersten<br />

Jahr sowohl manuell als auch autonom<br />

fahren<br />

Nachdem in den vergangenen Jahren<br />

COVID-19-bedingt kein Rollout im großen<br />

Rahmen stattfinden konnte, feierte das<br />

Formula Student Team der Hochschule<br />

<strong>Augsburg</strong> am 2. Juni ein großes Comeback<br />

mit rund 200 Gästen unter dem diesjährigen<br />

Motto „Make it One“, nach über einem<br />

halben Jahr Planungs-, Konstruktions- und<br />

Fertigungsarbeit ein voller Erfolg für den<br />

studentischen Verein.<br />

Der wohl emotionalste Moment des<br />

Abends war die Enthüllung des neuen<br />

Rennautos „Joseph ‚Jojo‘ Tüftle“, benannt<br />

nach der Figur aus der <strong>Augsburg</strong>er Puppenkiste.<br />

„Wir haben uns dieses Jahr persönlich<br />

weiterentwickelt, Stärken und<br />

Schwächen erkannt und gemeinsam daran<br />

gearbeitet, um aus unterschiedlichsten<br />

Charakteren ein Team zu formen. Es ist ein<br />

bewegender Moment zu sehen, wie sehr<br />

sich jede:r einzelne dieses Jahr weiterentwickelt<br />

hat“, so die erste Vorständin, Elena<br />

Zehnder. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte<br />

hat das Studierenden-Team ein<br />

Rennauto gebaut, das schon im ersten Jahr<br />

sowohl manuell als auch autonom fahren<br />

soll. Das Team feierte im großen Rahmen<br />

seinen Rollout bereits zum dritten Mal im<br />

Sigma Technopark, in diesem Jahr direkt<br />

neben der eigenen Werkstatt.<br />

Nachdem die Formula Student eine Regeländerung<br />

vorgenommen hat und ein<br />

„First Year Driverless Fahrzeug“ vorschreibt,<br />

möchte das Team mit dem neuen Auto<br />

noch mehr erreichen und wagt den Schritt,<br />

alle manuellen Komponenten zusammen<br />

mit den autonomen Komponenten in einem<br />

System zu vereinen. Vorstandsmitglied<br />

Christian Zehendner sagte anlässlich<br />

des Rollouts: „Der Bolide soll schneller, besser<br />

und effizienter sein als alle bisher gebauten<br />

Rennwagen der Vereinsgeschichte.“<br />

Der Rennwagen wird von vier Radnabenmotoren<br />

angetrieben, um jedes Rad einzeln<br />

ansteuern und eine maximale Antriebskraft<br />

auf die Straße bringen zu können. Außerdem<br />

ist das Fahrzeug mit einem 600 Volt-<br />

Akkumulator ausgestattet, wie Zehendner<br />

erklärt. Der Top-Speed werde bei maximal<br />

130 km/h erreicht und das Rennauto könne<br />

von 0 auf 100 in knapp 3,5 Sekunden beschleunigen.<br />

Bei einem Gewicht von ca. 200<br />

kg weise es eine auf 80 kW limitierte maximale<br />

Leistung auf. Thomas Oberhofer, Head<br />

of Mechanic, schildert weitere Details: „In<br />

diesem Jahr wurde das Heave-Roll-System,<br />

das Feder-Dämpfer-System des Fahrwerks,<br />

komplett überarbeitet. Durch Verkleinern<br />

der Komponente<br />

wurde die Kinematik<br />

verändert und<br />

optimiert. Dieses<br />

Jahr konnte ein<br />

Großteil der Bauteile<br />

in Eigenfertigung<br />

hergestellt werden.<br />

Das Aerodynamik-<br />

Paket wurde mit einem<br />

komplett neu<br />

entwickelten Unterboden<br />

versehen,<br />

um mehr Abtrieb zu erzeugen und gleichzeitig<br />

die Kühlung aerodynamisch günstig<br />

zu integrieren.“<br />

Kann sowohl manuell als auch autonom fahren: „Joseph<br />

‚Jojo‘ Tüftle“, benannt nach einer Figur aus der<br />

<strong>Augsburg</strong>er Puppenkiste.<br />

Foto: Marlie Schulz<br />

Das DRS (Drag-Reduction-System) verringere<br />

den Luftwiderstand auf der Geraden,<br />

indem zwei Flügelprofile von einer<br />

steil angestellten in eine flache Stellung<br />

geklappt werden. Das Chassis des neuen<br />

Fahrzeugs, aus einer Carbonfaser-Sandwichstruktur<br />

mit Aluminiumwabe als Kern,<br />

hat das Studierenden-Team durch ein engeres<br />

Packaging deutlich leichter gebaut<br />

und ermögliche so auch mehr Platz für<br />

die Aerodynamik. Zehendner ergänzt:<br />

„Der Hochvolt-Akkumulator lässt sich nun<br />

wieder von hinten in das Monocoque einschieben.<br />

So kann leichter und schneller<br />

auf diesen zugegriffen werden. Die Antriebsschlupfregelung<br />

und das Torque-Vectoring<br />

wurden neu entwickelt und generieren<br />

eine noch effizientere Beschleunigung<br />

sowie höhere Kurvengeschwindigkeiten.<br />

Statt zwei Boardnetz-Akkumulatoren wurde<br />

in diesem Jahr Gewicht eingespart,<br />

indem nur ein kleinerer und effizienterer<br />

verbaut wurde, der eine neue Zellchemie<br />

Das Rennteam der Hochschule <strong>Augsburg</strong> möchte mit seinem neuen Rennwagen im<br />

Sommer <strong>2022</strong> bei vier Formula Student Electric Events an den Start gehen.<br />

Foto: Marlie Schulz<br />

verwendet.“ Außerdem wurde eine leistungsstarke<br />

Rekuperation integriert – der<br />

neue Bolide könne also über die Elektromotoren<br />

bremsen, um so die Energie aus dem<br />

Bremsen wieder in den Akku zu speichern.<br />

Es wurde außerdem eine Software integriert,<br />

die das manuelle und das autonome<br />

System zusammenführt. Das Driverless-<br />

System kann insgesamt deutlich besser<br />

gesteuert werden und arbeitet zusätzlich<br />

effizienter. Das Rennteam hat das Fahrzeug<br />

mit einer optimierten, kleineren Lenkung<br />

ausgestattet. Der Bahnplanungsalgorithmus<br />

performe schneller und benötige weniger<br />

Ressourcen, da die Erkennung überarbeitet<br />

wurde. Hier wurde das neuronale<br />

Netz durch YOLOv5 („You only look once“)<br />

ersetzt und könne nun bei weniger Berechnungszeit<br />

genauer arbeiten.<br />

Neu entwickelt wurde laut Zehendner<br />

auch die Key-Point-Detection. Anhand<br />

von sieben vordefinierten Schlüsselpunkten<br />

auf einer Pilone kann trotz einem zweidimensionalen<br />

Kamerabild Tiefe erkannt<br />

werden und eine Entfernung berechnet<br />

werden. Der Algorithmus zur Hütchenerkennung,<br />

die der LiDAR (Laserscanner) in<br />

Form einer Punktwolke ausgibt, konnte ursprünglich<br />

nur Oberflächen voneinander<br />

unterscheiden. Bei dem neuen Rennwagen<br />

werde aus einer sogenannten „Birdview“<br />

die gesamte Umgebung betrachtet,<br />

ergänzt durch einen neuen Algorithmus,<br />

welcher eine einfache Hütchenerkennung<br />

ermögliche. Nicht zuletzt wurde ein Diagnostic<br />

Tool integriert, das bisher häufig<br />

auftretende Fehler auf Testfahrten oder<br />

Wettbewerben überwache und die Zeit<br />

der Fehlersuche verkürze. „So muss nach<br />

Fehlern nicht mehr mühselig in Logs gesucht<br />

werden“, erklärt Zehendner.<br />

Nach dem Rollout blickt der Verein Stark-<br />

Strom <strong>Augsburg</strong> nun in Richtung der Formula<br />

Student Wettbewerbe. In diesem<br />

Jahr wird das Team auf den Events FS<br />

Netherlands (Assen NL), FS Austria (Spielberg<br />

AT), FS East (Budapest HUN) und FS<br />

Germany (Hockenheim DE) sein Können<br />

unter Beweis stellen.<br />

Chr. Lüdke

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