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ASO! Augsburg Süd-Ost - August / September 2022

Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg

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12 <strong>ASO</strong>! <strong>August</strong> / <strong>September</strong> ‚22<br />

Geschichtsträchtiges Hochzoll <strong>Süd</strong><br />

„Dieser Christus ist sozusagen ein<br />

Hochzoller“, schrieb im Oktober 1933<br />

euphorisch der Herausgeber des „Hochzoller<br />

Anzeigers“, eines Vorläufers unserer<br />

<strong>ASO</strong>!, in seinem Blatt.<br />

Auf der Tafel von 1739 ist der Hügel mit „3 Creutz“ eingetragen. Zu erkennen sind auch der Postweg (d.i. die Oberländer<br />

Straße), die Straße nach Mering, der Hochablass und das Hochgericht des Landgerichts Friedberg.<br />

Bayerisches Haupstaatsarchiv München HStA 857(Ausschnitt)<br />

Eurasburger Christus<br />

Foto: B. Steiert<br />

Staats- und Stadtbibliothek <strong>Augsburg</strong><br />

Tatsächlich war dieser Christus die Hauptfigur<br />

einer sehr alten Kreuzigungsgruppe,<br />

die mehr als vier Jahrhunderte lang die<br />

Grenze der Landgerichte Friedberg und<br />

Mering südlich des Schwabhofs markierte.<br />

Heute entspricht ihr nur ungefähr die<br />

Grenze von <strong>Augsburg</strong> / Hochzoll zum<br />

Landkreis Aichach-Friedberg. Das Kreuz<br />

stand allerdings auf Friedberger Grund,<br />

der Christus wäre also genau genommen<br />

kein Hochzoller. Nur zeitweise war er im<br />

Stierhof zuhause. In alten Karten und Urkunden<br />

ist der Standort mit „Bei den drei<br />

Kreuzen“ bezeichnet, zeitweise auch als<br />

Gunzenbühel. Jetzt ist der 1,50 Meter<br />

hohe Christus schon seit gut 170 Jahren<br />

in der Kirche Heilig Kreuz in Eurasburg zuhause.<br />

Er ist ihr bedeutendstes Kunstwerk<br />

und fand auch Aufnahme in die Denkmalliste<br />

des Freistaats Bayern.<br />

Wo kam der Christus her?<br />

Die drei Kreuze standen auf einem Hügel,<br />

dessen genauer Standort heute nur mit Hilfe<br />

der Luftbildarchäologie zu bestimmen ist.<br />

Oberirdisch ist keine Spur mehr von ihm zu<br />

sehen. Die Luftbilder aber lassen erkennen:<br />

heute wäre er ganz nah westlich der Bahnlinie,<br />

etwa 1 km südlich vom Schwabhof. Es<br />

könnte sich um einen Grabhügel der Hallstattzeit<br />

gehandelt haben. Davon sind in<br />

der Gegend mindestens 15 – auch sie oberirdisch<br />

nicht mehr sichtbar – vorhanden.<br />

Durch Jahrhunderte lange Überpflügung<br />

sind sie alle verschwunden. Viele wurden<br />

schon vor Jahrhunderten geplündert und<br />

das geraubte Gut verschleudert. Und nicht<br />

weit von hier gibt es eine Viereckschanze<br />

aus spätkeltischer Zeit bei der Kapelle<br />

St. Afra. Der Hügel der drei Kreuze soll 4<br />

Meter hoch gewesen sein, hatte einen<br />

Durchmesser von 10 Metern und war von<br />

einer Mauer umgeben. Um die Mauer<br />

verlief ein Graben. In den Lechauen gab<br />

es noch im 19. Jahrhundert Hirsche, Wildschweine<br />

und anderes Wild. Und es stand<br />

auch eine kleine Kapelle am oder auf dem<br />

Hügel. Sie wurde wie viele Kapellen im<br />

Zuge der Säkularisation ab 1803 auf staatliche<br />

Anweisung abgebrochen. Auch die<br />

Wallfahrtskirche Herrgottsruh entging nur<br />

knapp diesem Schicksal. Bestehen blieb bis<br />

auf weiteres auch der Hügel, wahrscheinlich<br />

ohne Kreuze.<br />

Wo war der Hügel mit den Kreuzen?<br />

Adrian von Riedl erwähnt in seinem „Reiseatlas<br />

von Bajern... von 1796 dazu: „Auf<br />

dem Lechfelde führt der Fahrtweg, ehe<br />

man in die Gegend der 3 Kreuze koemmt,<br />

über die Grenze der Churfürstlichen Landgerichte<br />

Mehring und Friedberg.“<br />

Riedls Reiseatlas verzeichnet u.a. 3 Kreuz, St Affra und mit<br />

der Jahreszahl 955 die Ungarnschlacht.<br />

Staats- u. Stadtbibliothek <strong>Augsburg</strong><br />

Die Grenze der Landgerichte wird schon<br />

im Salbuch des Friedberger Landgerichts<br />

von 1460 beschrieben . Danach verlief sie<br />

vom Zollhaus zwischen Lech und Landsberger<br />

Straße bis zum Gunzenlee. Nach<br />

dessen Zerstörung wurde die Kreuzigungsgruppe<br />

als Grenzmarke angesehen .<br />

Gabriele und Hubert Raab haben den<br />

Standort der drei Kreuze gründlich erforscht<br />

und in ihrem verdienstvollen Buch<br />

„Spurensuche im Wittelsbacher<br />

Land“ (Bd.1 S.130-132)<br />

mit einer Wanderanleitung<br />

genau beschrieben.<br />

(siehe Bild S. 13 oben links)<br />

Auf dem Plan „Topographia Kissingensis<br />

Hofmarchiae“ von 1733 ist der Hügel<br />

„Criuze“ (?) mit einem kleinen Bildstock<br />

eingezeichnet, ferner St. Afra, der „Ursprung“<br />

des Hagenbachs, die beiden<br />

Straßen und die Grenze Kissings.<br />

Stadtarchiv <strong>Augsburg</strong><br />

Ausschnitt aus KPS 00859

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