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UNDERDOG #67

Schwerpunkt: Anti everything

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Gegen toxische Männlichkeit und das Patriarchat:

Girls, Femmes, Flinta* to the front

als soziale Außenseiterinnen gefühlt

haben. Nina bezieht sich auf The Craft,

und für mich – und ich denke für viele

andere – waren andere coole ‚seltsame

Mädchen‘ Vorbilder und die zu ihrer

eigenen ‚Seltsamkeit‘ standen – und

meine eigene empfundene Seltsamkeit

viel erträglicher machten. Das waren

Wednesday Addams 5 , Lydia Deetz (aus

Beetlejuice), Daria und Enid (aus Ghost

World).

Nina (Gitarre/Gesang): Oh ja, ich

liebe Wednesday und habe mich als

Teenager sehr mit ihr identifiziert.

Eines eurer Lieder enthält Kritik an

falschen Propheten. „Du bist nicht

meine Schwester. Du bist nur eine

Witzfigur. Du nennst dich Feministin,

während du uns alle ausbeutest.

Feministin in der Theorie. Verräterin

in Wirklichkeit. Bewundert von

Gleichgesinnten, während du Queers

hintergehst(…).“ Gegen wen richtet

sich diese Kritik und warum?

Nina (Gitarre/Gesang): Als ich

diese Texte schrieb, hatte ich mehrere

negative Erfahrungen mit

Mainstream-/institutionalisierten/akadem

ischen/weißen/cis-Feministinnen

gemacht und auch Geschichten von

Ausgrenzung und Respektlosigkeit von

Freunden gehört. „Not my sister“ ist eine

direkte Antwort darauf, dass ich die Nase

voll habe von Frauen, die sich selbst

Feministinnen nennen, aber andere

Feministinnen, Frauen, Trans-Menschen,

Queers und Aktivistinnen nicht als

gleichberechtigt behandeln. Sie mögen in

5 Wednesday Addams ist eine 13-Jährige fiktionale

Charaktere aus ADDAMS FAMILY, die vom Tod

besessen ist. Wednesday, im Film von Christina Ricci

dargestellt, führt die meisten ihrer Experimente an

ihrem Bruder Pugsley Addams zum „Spaß“ oder zur

Bestrafung durch.

der Theorie Feministinnen sein, aber in

der Praxis müssen sie noch viel über

Intersektionalität, den Kampf gegen

Hierarchien und die Überprüfung ihrer

eigenen Privilegien lernen. Natürlich

kann jede*r noch etwas lernen, auch ich,

und zum Glück wissen die meisten

Feministinnen, wie sie sich ihren

Schwestern, Geschwistern und

Genossinnen gegenüber respektvoller

verhalten können. Der Song ist also aus

dieser Enttäuschung heraus entstanden.

Eine der nachhaltigsten

Errungenschaften der ersten Welle

des Punk war das Aufbrechen

traditioneller Normen und

Rollenklischees. Punk ermutigte

Frauen*, mit traditionellen

Geschlechterrollen zu

experimentieren und diese zu

reflektieren (z.B. THE SLITS,

Siouxsie Sioux, Poly Styrene). Was

war die Initialzündung für deinen

Feminismus? Gab es bestimmte

Bilder, Songtexte oder

Interviewaussagen von

Künstlerinnen, die euch stark

beeinflusst haben?

Gudrun (Bass): Ich kann mich

nicht mehr genau daran erinnern, was

genau mich dazu inspiriert hat, mich als

Feministin zu bezeichnen. Es scheint

etwas zu sein, das schon immer da war,

das aus einem frühen Bewusstsein dafür

entstanden ist, was es bedeutet, als

junges Mädchen aufzuwachsen.

Vielleicht hat es etwas mit einer meiner

frühesten Kindheitserinnerungen zu tun,

in der mich eine Gruppe betrunkener

erwachsener Männer anmachte, als ich

in Begleitung meines Vaters auf dem Weg

zur Grundschule an ihnen vorbeiging. Sie

machten Bemerkungen darüber, wie

glücklich mein Vater sei, eine so heiße

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