UNDERDOG #67

Schwerpunkt: Anti everything Schwerpunkt: Anti everything

31.07.2022 Aufrufe

und damit auch unsereSchule zu schützen, die mirwirklich sehr am Herzenliegt. Darüber hinaus sollteich aus beruflicher Sichtzudem darauf achten, beipolitischen Aktionen keineStrafanzeigen zu kassieren,um meinen Job nicht zugefährden, den ich sehrgern ausübe. Das Recht,mich an derartigen Aktionenzu beteiligen, lasse ich mirdadurch allerdings nichtnehmen. Mir ist esschließlich wichtig, durchdas Teilnehmen oderMitorganisieren vonpolitischen Veranstaltungenwie Kundgebungen oderDemonstrationen eigeneStandpunkte zu vertreten –darin spiegelt sich ja dasDagegen-sein wider, dasnatürlich auch immerPositionen einschließt, fürdie man ist.Mika: Unter „Anti-Everything“ habe ich immerverstanden, gegen dieMächtigen, das System, werund was das auch immer ist.Dadurch ergibt sich aucheine Distanz bisGegner*innenschaft zu derGesellschaft, die das Systemam Leben erhält, davonprofitiert („Und geht es gut,weil es Ihnen schlechtgeht.“; But Alive). Wasauch immer „das System“konkret ist, wie weit es gehtund wie es uns tagtäglichmanipuliert (Kapitalismus,Nation, Patriarchat,rassistische Realitäten etc.),sei jetzt mal offen gelassen.Punk war und ist daher fürmich daher vor allem: Anti-46

Hierarchie- und Anti-Mächtigen-Einstellung („I'mAnti-fashion, Anti-religion,Anti-police and Anti-system.Anti-commercial, Antiprison,Anti-everything“;Oxymoron). Wobei ichimmer „Anti-Everything“eigentlich zu platt fand, weilzum Teil auch dieSelbstzerstörungdazugehörte („Wen soll dasüberhaupt schockieren,wenn du dich selber dochnur halbherzig kaputtmachst? Wen soll denn dasnoch provozieren, wennselbst der letzte FDP-Arschsich kaputtlacht?“;KaputKrauts). Die Machtkritik,eigenständiges Denken, dieAbneigung gegen Mächtige,Distanz zur Polizei, keinFreund von „Herrenrunden“leiten mich noch heute imAlltag. An anderen Stellenfinde ich aber auch diepositiven Aspekte des Punkswichtig. Das Solidarische,die DIY-Aspekte, derGedanke ein Network ofFriends zu sein, das Positiveüberall auf der Welt aufLike-Minded Personen zutreffen, ist für mich dasZentrale am Punk.Bezogen auf das Äußere.Wie relevant und wichtigist dir eine radikaleAbgrenzung durch dasÄußere gegenüber einernormierten Gesellschaft?Mareike: SpieltSchönheit/Aussehen eineRolle?! Es ist mir schonwichtig, dass ich michwohlfühle in meiner Haut,weil aus der komme ich ehnicht raus – verkleiden macht also meistens keinenSinn.MareikeJan: Mir ist es wichtig, dass ich mich in meinereigenen Haut wohlfühle und die Grundlage hierfürbildet seit weit über zwei Jahrzehnten eine punkigeOptik, wenngleich ich nicht mehr so auffällig wie inmeiner Jugend herumlaufe, als Tag für Tag eingestylter Iro oder Spikes, Nietenlederjacke, BondageoderFlickenhosen und Boots zu meinerStandardgarderobe gehörten. Damals waren dasTragen eines Iros oder das Stechenlassen vonPiercings und Tattoos noch Symbole der Abgrenzung,die dementsprechende Reaktionen in der Gesellschafthervorgerufen haben. Derartige Accessoires sindheute so allgegenwärtig, dass sich daran so gut wieniemand mehr stößt. Ich habe vielmehr den Eindruck,dass man, wenn man – wie ich – nicht tätowiert oder47

und damit auch unsere

Schule zu schützen, die mir

wirklich sehr am Herzen

liegt. Darüber hinaus sollte

ich aus beruflicher Sicht

zudem darauf achten, bei

politischen Aktionen keine

Strafanzeigen zu kassieren,

um meinen Job nicht zu

gefährden, den ich sehr

gern ausübe. Das Recht,

mich an derartigen Aktionen

zu beteiligen, lasse ich mir

dadurch allerdings nicht

nehmen. Mir ist es

schließlich wichtig, durch

das Teilnehmen oder

Mitorganisieren von

politischen Veranstaltungen

wie Kundgebungen oder

Demonstrationen eigene

Standpunkte zu vertreten –

darin spiegelt sich ja das

Dagegen-sein wider, das

natürlich auch immer

Positionen einschließt, für

die man ist.

Mika: Unter „Anti-

Everything“ habe ich immer

verstanden, gegen die

Mächtigen, das System, wer

und was das auch immer ist.

Dadurch ergibt sich auch

eine Distanz bis

Gegner*innenschaft zu der

Gesellschaft, die das System

am Leben erhält, davon

profitiert („Und geht es gut,

weil es Ihnen schlecht

geht.“; But Alive). Was

auch immer „das System“

konkret ist, wie weit es geht

und wie es uns tagtäglich

manipuliert (Kapitalismus,

Nation, Patriarchat,

rassistische Realitäten etc.),

sei jetzt mal offen gelassen.

Punk war und ist daher für

mich daher vor allem: Anti-

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