31.07.2022 Aufrufe

UNDERDOG #67

Schwerpunkt: Anti everything

Schwerpunkt: Anti everything

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Queer(feminist)Punk: an anti-social story

sozusagen von Hinten an: Ich denke

auch, dass Queerness, verstanden als

gesellschaftliche Sprengkraft ein großes

Potenzial hat. Aber anders als Edelman

würde ich mich hier nicht auf schwulen

Sex beschränken. Ich denke, alle

sexuellen und gender-performativen

Praxen, ja alle Körperlichkeiten und

Daseinsweisen, die nicht in die Struktur

der weißen heteronormativen

Zweigeschlechtlichkeit und

Ablebodiedness passen, haben das

Potenzial an der derzeitigen politischen

und sozialen Ordnung zu kratzen. Wenn

alle nicht-normativen sexuellen und

sozialen Praxen und deren Agenten sich

zusammenschließen würden, könnte die

queere Community die Ordnung der

Normierung und Bedeutungsgebung

umstürzen und dadurch auch die

gesellschaftliche Ordnung.

Im Gegensatz zu Edelman erkenne ich

das aber sehr wohl als politisch an.

Edelman kann sich keine Politik

vorstellen, die nicht dem Erhalt der

(weißen) heteronormativen

Mehrheitsgesellschaft dient. Ich kann

mir aber eine solche Politik und eine

andere nicht heteronormative, nicht

weiß-dominierte, nicht ableistische, nicht

rassistische und nicht patriarchale

soziale Ordnung oder Unordnung gut

vorstellen. Ich gehe sogar so weit zu

behaupten, dass alternative

gesellschaftliche Systeme bereits abseits

der weißen Mehrheitsgesellschaft

existieren, zum Beispiel einige queerfeministische

Punk Communities.

Welche Ungleichheiten und Konflikte

spalten queere, feministische und

LSBTIQ-Bewegungen?

Das Wort „spalten“ mag ich nicht

besonders in Zusammenhang mit

LGBTIQ+ Bewegungen, denn es wird oft

dazu verwendet wichtige Kritik zu

deligitimisieren (ähnlich wie der

„feminist Killjoy“ 1 Vorwurf). Aber es gibt

schon Konfliktlinien, die in vielen

Bewegungen existieren und die benannt

und analysiert werden sollten. Weiße

Dominanz, Misogynie, anti-Muslimische

Ressentiments, anti-migrantische Ideen,

Klassenhass – die Liste ist sehr lange und

der Wille eigene Privilegien und auch

eigene Rassismen und andere Vorurteile

anzuerkennen und vor allem, sie

kontinuierlich zu bearbeiten ist oftmals

rar. Nur jene Bewegungen und

Communities, die die Differenzen und

Privilegien innerhalb ihrer eigenen

Reihen nicht nur anerkennen, sondern

auch diese Differenzen respektieren und

Privilegien teilen können, sind meiner

Meinung nach wirklich revolutionär. Eine

intersektionale Analyse von

Unterdrückungsmechanismen, die

Diskriminierung nicht nur anhand einer

einzelnen Kategorie, also beispielsweise

Rassialisierung, oder Geschlecht, oder

Sexualität versteht, sondern Rassismus,

1 Ein oder eine feminist killjoy ist eine

Spaßverderberin, die nicht über verletzende Witze

lacht. Eine Person, die Worte wie «Sexismus» und

«Rassismus» benutzt – auch wenn das andere in

Erklärungsnot bringt. Kurz: eine Person, die andern

manchmal die Stimmung verdirbt. Geprägt wurde der

Begriff von der Wissenschaftlerin Sara Ahmed

36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!