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Waldrausch Leseprobe

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Dein Magazin für Schwarzwald, Alb und Bodensee<br />

NO<br />

4<br />

2020 2022<br />

AUGUST<br />

SEPTEMBER<br />

A temlos<br />

Tipps für den<br />

Abenteuer -<br />

Kick<br />

SPURLOS<br />

Urlaub im Einklang<br />

mit der Natur<br />

ZEITLOS<br />

Kult-Uhren aus<br />

der Manufaktur<br />

Vollgas<br />

Durchs Gelände mit<br />

Janina Lehmann<br />

Der älteste Ofen der Welt: Grillen im Erdloch – wir zeigen, wie‘s geht


HERZBLUT<br />

Inhalt<br />

SEITE 18<br />

AB AUF DEN PLATZ<br />

Klara Bühl und Laura Benkrath<br />

leben ihren Traum als Fußballprofis.<br />

26<br />

SEITE<br />

SPURLOS<br />

Urlaub im Einklang mit der Natur.<br />

SEITE 32<br />

QUICKIE<br />

Kling & Klang.<br />

LEBENSART<br />

SEITE 46<br />

MEIN LEBEN MIT MONSIEUR<br />

Unsere Kolumne über das deutschfranzösische<br />

Eheleben. Folge 16:<br />

Monsieur sammelt mit Leidenschaft.<br />

SEITE<br />

10<br />

TITELGESCHICHTE<br />

VOLLGAS<br />

Durchs Gelände mit Janina Lehmann.<br />

SEITE 58<br />

OHNE MÖRTEL<br />

Trockensteinmauern sind ein<br />

ökologisches Wunder.<br />

SEITE 63<br />

IM EIGENBAU<br />

So schichtet man eine<br />

Trockensteinmauer.<br />

SEITE 63<br />

QUICKIE<br />

Klick-Trip.<br />

4 WALDRAUSCH


SCHLARAFFENLAND<br />

A temlos<br />

Tipps für den<br />

Abenteuer -<br />

Kick<br />

78<br />

SEITE<br />

DER ÄLTESTE OFEN DER WELT<br />

Grillen im Erdloch – wir zeigen, wie‘s geht.<br />

34<br />

ATEMLOS<br />

Tipps für den Abenteuer-Kick. Welcher Typ bist Du?<br />

Von Power+Speed bis Freizeitparks.<br />

SEITE 82<br />

ZUM NACHKOCHEN<br />

Zwei Rezepte aus dem Erdloch.<br />

SEITE 84<br />

VESPERBRETT MIT<br />

BRANDBESCHLEUNIGER<br />

Schwäbische Tüftler revolutionieren<br />

das Grillen.<br />

SEITE 94<br />

QUICKIE<br />

Heißes Eis.<br />

RAUSCH<br />

SEITE 96<br />

DREIERLEI<br />

Schwimmen – Radfahren – Marathon:<br />

Wolfgang Epting beißt sich durch.<br />

SEITE 102<br />

DURCH FLUSS & SEE<br />

Das Schöne liegt vor der Haustür –<br />

und unter Wasser.<br />

SEITE 106<br />

ABTAUCHEN<br />

Das braucht man dafür.<br />

SEITE 94<br />

QUICKIE<br />

Bad Boon Bang!<br />

SEITE 121<br />

LAUFKOLUMNE:<br />

SPEEDY PETE …<br />

… testet seinen Maximalpuls.<br />

SEITE<br />

48<br />

ZEITLOS<br />

Kult-Uhren aus der Manufaktur.<br />

WEGWEISER<br />

SEITE 56<br />

TERMINE<br />

Ans Blaue und ins Blaue.<br />

SEITE 52<br />

KAUFRAUSCH<br />

Für Grillprofis und Chillprofis.<br />

SAMMELSURIUM<br />

SEITE 3<br />

EDITORIAL<br />

SEITE 6<br />

AUFTAKT<br />

Schaukel mit Charme.<br />

SEITE 118<br />

FUNNY FACTS<br />

Sommer-Special.<br />

Sprichwörtlich rund um die Welt.<br />

SEITE 122<br />

IMPRESSUM / VORSCHAU<br />

WALDRAUSCH 5


HERZBLUT<br />

10 WALDRAUSCH


VOLLGAS<br />

mit Gefühl<br />

JANINA LEHMANN BRETTERT<br />

MIT 41 PS ÜBER STOCK UND STEIN<br />

Janina Lehmann hat keinen Motorradführerschein. Dennoch ist die<br />

26-Jährige aus Langenschiltach mit ihrer Honda CRF international<br />

unterwegs – auf Motocross-Strecken. Sie fährt im belgischen Lommel,<br />

im hessischen Langgöns, im tschechischen Loket oder im Crossdromo<br />

von Esanatoglia zwischen Ancona und Perugia. Dabei belegt sie meist<br />

Plätze in den Top 20. Ihre Heimatstrecke ist die des MSC Hornberg.<br />

Dort hat <strong>Waldrausch</strong> sie besucht.<br />

TEXT: PATRICK MERCK | FOTOS: MARKUS DIETZE<br />

WALDRAUSCH 11


HERZBLUT<br />

TEXT: ARNE HAHN | FOTOS: OLIVER FORSTNER<br />

HAHN<br />

TRIFFT<br />

DIE EINE KOMMT AUS FREIBURG,<br />

DIE ANDERE AUS MÜNSTERTAL.<br />

BEIDE VERBINDET DIE LIEBE ZU IHRER HEIMAT<br />

UND ZUM FUSSBALL. KLARA BÜHL UND LAURA<br />

BENKARTH – ZWEI SYMPATHISCHE JUNGE DAMEN,<br />

DIE IM TRIKOT DES FC BAYERN MÜNCHEN WIE<br />

AUCH IM NATIONALTRIKOT IHRE GEGNERINNEN<br />

SCHIER ZUR VERZWEIFLUNG BRINGEN. WIR HABEN<br />

KLARA UND LAURA IN MÜNCHEN BESUCHT.<br />

18 WALDRAUSCH


LAURA<br />

BENKARTH<br />

KLARA<br />

BÜHL<br />

WALDRAUSCH 19


HERZBLUT<br />

CO ² SPAREN?<br />

NACHHALTIG<br />

REISEN?<br />

EIN SELBSTVERSUCH IM<br />

SCHWARZWALD<br />

TEXT UND FOTOS:<br />

BIRGIT-CATHRIN DUVAL<br />

26 WALDRAUSCH


URLAUB<br />

MIT GUTEM<br />

GEWISSEN<br />

ZUGEGEBEN, BISHER HABE ICH MIR KEINE GROSSEN GE-<br />

DANKEN ÜBER NACHHALTIGEN URLAUB GEMACHT. HAUPT-<br />

SACHE, ICH HABE EINE GUTE ZEIT UND KANN MICH GUT ER-<br />

HOLEN. DOCH AUF WESSEN KOSTEN? WIE HOCH IST MEIN<br />

CO 2 -ABDRUCK, DEN ICH HINTERLASSE? URLAUB JA, ABER<br />

MIT GUTEM GEWISSEN, OHNE DIE UMWELT ZU BELASTEN.<br />

GEHT DAS? BEI EINEM SELBSTVERSUCH IM SCHWARZWALD<br />

WILL ICH ES HERAUSFINDEN.<br />

Mein Plan: Mit dem E-Bike in<br />

den Urlaub radeln. Auf dem<br />

Schwarzwald-Radweg mit<br />

einem Zwischenstopp zum Laden<br />

des Akkus, sollten die knapp 70 Kilometer<br />

und rund 1.300 Höhenmeter<br />

bis zu meiner Destination an einem<br />

halben Tag machbar sein. Doch<br />

je näher der Reisetag rückt, desto<br />

deutlicher sind die Warnungen des<br />

Wetterdienstes: Der kündigt zum<br />

Wochenende schwere Gewitter und<br />

starke Regenfälle an. Kurzentschlossen<br />

lasse ich meinen Plan von der<br />

E-Bike-Anreise sausen und entscheide<br />

mich für den öffentlichen<br />

Nahverkehr, in meinem Fall mit Bus<br />

und Bahn bis nach Hinterzarten.<br />

Nachhaltigkeit – praktisch<br />

gelebt<br />

Der Hochschwarzwald wirbt mit<br />

dem Siegel »Nachhaltiges Reiseziel«.<br />

Seit 2016 ist die Ferienregion<br />

von TourCert, einer gemeinnützigen<br />

Organisation für Zertifizierung<br />

im Tourismus, als nachhaltiges<br />

Reiseziel ausgewiesen. Hierbei<br />

fungiert der Tourismusverband als<br />

Impulsgeber, um nachhaltige Prozesse<br />

sowohl ökologisch wie auch<br />

ökonomisch anzustoßen. Dazu<br />

wurde eigens die Stelle eines Nachhaltigkeitsbeauftragten<br />

geschaffen.<br />

Doch wie wird diese Nachhaltigkeit<br />

praktisch gelebt, und in welcher<br />

Weise wirkt sich das für mich als<br />

Urlauberin aus?<br />

WALDRAUSCH 27


LEBENSART<br />

34 WALDRAUSCH


Action<br />

..<br />

alle<br />

fur<br />

Raus, raus, raus – das Abenteuer wartet vor der<br />

Haustür. Und zwar für alle. Denn ein Abenteuer zu<br />

erleben, heißt, neue Wege zu beschreiten und aus<br />

gewohnten Mustern auszubrechen. Neues sehen,<br />

Neues erleben, auch mal abseits der eigenen<br />

Trampelpfade Großartiges entdecken: Wir haben<br />

für Euch viele Tipps zusammengetragen.<br />

RalphGravemstein<br />

Text:<br />

WALDRAUSCH 35


LEBENSART<br />

MAN FINDET SIE IM<br />

SCHWARZWALD ÜBERALL.<br />

SIE SIND EIN MARKEN-<br />

ZEICHEN DER REGION:<br />

TROCKENSTEINMAUERN<br />

BÜHLERTAL<br />

58 WALDRAUSCH


STEIN<br />

AUF<br />

STEIN<br />

EIN LANGES LEBEN OHNE MÖRTEL<br />

An den Hängen der Weinberge, aber auch mitten im<br />

Wald entdeckt man die akribisch aufgehäuften Natursteine.<br />

Mal nur ein paar Meter lang, dann wieder<br />

Dutzende, ja bisweilen über hundert Meter. Angelegt<br />

vor Jahren, Jahrzehnten, manche sind gar hundert<br />

und mehr Jahre alt.<br />

TEXT: PETER PUTZING UND PETER FLAIG | FOTOS: MARKUS GERNSBECK<br />

WALDRAUSCH 59


WEGWEISER<br />

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Entdeckungsreise<br />

durch die Heimat<br />

Unsere Heimat jetzt spielend entdecken: Die vielfältigen Sehenswürdigkeiten<br />

des Südwestens werden in diesem einzigartigen<br />

Memo-Spiel vereint und versetzen beim Spielen direkt an die<br />

unvergleichlichen Orte unserer Region. Mit 40 exklusiven Motiven<br />

aus dem Schwarzwald, der Alb und dem Bodensee.<br />

15,90 EUR<br />

Mehr Abenteuer im Alltag<br />

Die Hängematte aus Fallschirmseide<br />

ist nicht nur ultraleicht, sondern auch<br />

ultrapraktisch. Dank der innovativen<br />

Aufhängung braucht man nur 60 Sekunden<br />

und keine Knoten, auch wenn die<br />

Bäume mal weiter auseinanderstehen.<br />

Einfach die Aufhängung um den Baum<br />

schlingen, Hängematte einhaken und<br />

entspannen. Mit über 30 % mehr Liegefläche als vergleichbare<br />

Hängematten kann sie auch bestens zu zweit genutzt<br />

werden. Bis zu 200 kg trägt die lediglich 850 Gramm leichte<br />

Hängematte. Pro verkaufter HÄNG-Hängematte werden zwei<br />

Bäume gepflanzt – für eine grünere Welt.<br />

89,99 EUR<br />

Für ruhige Nächte<br />

Ein besonderes Schlaf erlebnis dank der<br />

Kraft der Zirbe und Schurwolle. Sie schmiegt sich angenehm<br />

an Kopf und Nacken. Der angenehme Geruch der Zirbe<br />

wirkt gleichzeitig beruhigend. Das ZirbenFamilie-Schlafkissen ist<br />

ein mittelhartes Kissen und eignet sich perfekt für Rücken- und<br />

Seitenschläfer. Die ZirbenFlocken-Schurwoll-Füllung kann je<br />

nach Belieben entnommen und für den perfekten Schlafkomfort<br />

angepasst werden.<br />

Maße: 40 x 80 cm;<br />

mit ca. 200 g gehobelten ZirbenFlocken sowie ca. 400 g 100%<br />

naturreiner Schurwolle (mit Reinheitszertifikat) handbefüllt.<br />

69,99 € EUR<br />

Aufspießen, anfeuern, genießen<br />

Die neue Grill-Idee, welche von schwäbischen Tüftlerhänden<br />

erschaffen und aus nachhaltigen Materialien gefertigt wurde.<br />

Ein Start-Up von der Alb sorgt mit diesem Produkt für ein<br />

Grillerlebnis, nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter<br />

oder bei schlechtem Wetter. Egal, ob Fleischgenießer oder<br />

Vegetarier, in Sachen Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Es<br />

werden bei Burn a Brettle natürlich keine Bretter verbrannt,<br />

aber es wird gegrillt – und das im Haus, gemeinsam als Team<br />

mit der Familie und Freunden. Das besondere Brett mit der<br />

Edelstahlwanne zum Grillen macht es möglich.<br />

Erhältlich mit Eichen-, Kirschbaum- oder Nussbaum-Holz<br />

AB 122,90 EUR<br />

66 WALDRAUSCH


Entspannung für die Füße<br />

Fußausrichtungssocken sorgen für Komfort und Belebung der Füße nach einem harten<br />

Arbeitstag, sportlicher Betätigung wie Joggen oder Laufen oder nach allgemeiner<br />

körperlicher Anstrengung. Sie finden als therapeutisches Hilfsmittel bei Hallux Valgus,<br />

bei Hammerzehen, krummen Zehen, schmerzhaften Fersen und anderen gängigen<br />

Fußbeschwerden Anwendung. Sie reduzieren außerdem die Notwendigkeit eines chirurgischen<br />

Eingriffs und helfen, indem sie dafür sorgen, dass die Füße und Zehen mobil,<br />

beweglich und somit weniger schmerzanfällig sind.<br />

Farben: bunt oder dunkelgrau<br />

Größen: S (35-38), M (39-42) oder L (43-46)<br />

Material: 90 % Baumwolle, 7 % Polyester, 3 % Elasthan<br />

23,95 EUR<br />

Nachhaltiges Raumwunder für jede Situation<br />

Perfekt für den Alltag ausgerüstet sein! Das geht mit dem<br />

nachhaltigen, wasserfesten Rucksack aus Kraftpapier. Dank<br />

eines bestimmten Herstellungsverfahrens bietet das Papier<br />

nicht nur Strapazierfähigkeit, der Rucksack hat auch noch<br />

viel Platz im Inneren. Ob Studium oder Beruf, der Rucksack<br />

begleitet im vollgepackten Alltag. Und die Kirsche auf dem<br />

Sahnehäubchen: Er sieht schön aus, ist bequem und hat einen<br />

absolut veganen Weg hinter sich.<br />

• Echter Hingucker mit<br />

Lederoptik<br />

• Strapazierfähig und<br />

waschmaschinengeeignet<br />

• Verarbeitetes Holz 100%<br />

nur aus FSC zertifizierter,<br />

verantwortungsvoller Forstund<br />

Waldwirtschaft<br />

89,- EUR<br />

Unendliche Nutzung<br />

durch nachhaltigen Dauerdocht<br />

Der natürlich abbaubare Dauerdocht verwandelt Kerzenreste in<br />

langanhaltende Gemütlichkeit und erzeugt im Handumdrehen<br />

eine echte Lagerfeueratmosphäre. Das Betonfeuer ist ein für den<br />

Außenbereich konzipiertes Produkt. Entgegen einer gewöhnlichen<br />

Kerze hält die Flamme auch extremen Wetterbedingungen<br />

stand. Mit Kerzen- oder allen anderen Wachsresten wird der<br />

Brennkörper wieder aufgefüllt. Der Docht ist durch seine besondere<br />

Struktur extrem langlebig und kann bis zu zehn Jahre Licht<br />

spenden.<br />

Maße: Ø 14 cm, rund<br />

44,90 EUR<br />

Grillgenuss für unterwegs<br />

Der Knister Grill ist der optimale Begleiter für Ausflüge, Camping oder<br />

den Balkon und dank Korb-Funktion bequem zu transportieren. Der<br />

Holzkohlegrill verfügt zudem über eine Ausziehfunktion, sodass er auf<br />

die doppelte Größe erweiterbar ist und ein einzigartiges Grillerlebnis für<br />

zwei bis sechs Personen ermöglicht. Auch der Grillrost ist verstellbar und<br />

bietet ausreichend Platz für Fleisch und Gemüse. Die geringe Abkühlzeit<br />

von 5 Minuten erstaunt ebenso wie der Stauraum im Inneren.<br />

Die Reinigung erfolgt schnell und einfach mit der Spülmaschine.<br />

Maße: 40-62 x 26 x 33 cm<br />

Material: Stahl<br />

Gewicht: 4,5 kg<br />

129,- EUR<br />

WALDRAUSCH 67


SCHLARAFFENLAND<br />

78 WALDRAUSCH


UNTERIRDISCH<br />

GEGART,<br />

überirdisch lecker!<br />

Als »der älteste Ofen der Welt« gilt das Erdloch, das mit Steinen<br />

ausgelegt und mit viel Feuer auf Temperatur gebracht wird. Schon<br />

in der Steinzeit wurde damit gegart. Doch so alt die Methode ist,<br />

so spannend ist sie bis heute. Denn das Garen im eigenen Saft<br />

unter Luftabschluss bringt ganz eigene Aromen von Fleisch,<br />

Gemüse und beigegebenen Kräutern, aber auch von verwendetem<br />

Laub und Holz zum Vorschein – »slow food« im besten Sinne also.<br />

TEXT: RALPH GRAVENSTEIN<br />

WALDRAUSCH 79


SCHLARAFFENLAND<br />

HIGHLIGHT<br />

ROSENFELD<br />

84 WALDRAUSCH


für echte »Spiesser«<br />

Drei Tüftler und eine im wahrsten Sinne des Wortes zündende Idee<br />

– mit »Burn a Brettle« haben Claus Hirschfeld (42), Jörg Merkle (37)<br />

und Dennis Hoh (28) mitten in der Pandemie die Grillbranche revolutioniert,<br />

auch wenn sie anfangs für ihr Produkt belächelt wurden.<br />

Ein Vesperbrettle mit Brandbeschleuniger<br />

TEXT:<br />

JASMIN COOLS<br />

FOTOS:<br />

JAN WALTER<br />

WALDRAUSCH 85


RAUSCH<br />

WOLFGANG EPTING<br />

STÄHLT SICH SEIT<br />

22 JAHREN IM WASSER,<br />

AUF DEM RAD UND IN<br />

LAUFSCHUHEN<br />

96 WALDRAUSCH


HEISSHUNGER<br />

AUF<br />

QUÄLEREI<br />

TEST: JASMIN COOLS<br />

FOTOS: JAN WALTER<br />

3,8 KILOMETER SCHWIMMEND EINEN SEE DURCHQUEREN,<br />

DANACH 180 KILOMETER AUF DEM SATTEL EINES RENNRADS<br />

DURCH WELLIGES GELÄNDE RASEN UND ZUM KRÖNENDEN<br />

ABSCHLUSS NOCH DIE MARATHONSTRECKE VON<br />

42,195 KILOMETER LAUFEND IN ANGRIFF NEHMEN: FÜR DIE<br />

MEISTEN EIN ALPTRAUM. VOR ALLEM, WENN DAS GANZE BEI<br />

HITZE, WIND UND WELLEN VONSTATTEN GEHT. FÜR WOLFGANG<br />

EPTING ALLERDINGS IST DAS SEIT 22 JAHREN EIN TRAUM.<br />

DEN ER SICH IMMER WIEDER ERFÜLLT.<br />

WALDRAUSCH 97


LEBENSART<br />

LESEN SIE HIER REIN!<br />

Präzision ohne Elektronik –<br />

handgemacht in Gütenbach<br />

GÜTENBACH<br />

48 WALDRAUSCH


LESEN SIE HIER REIN!<br />

Kult<br />

nicht nur<br />

am Handgelenk<br />

Bei Uhren aus dem Schwarzwald ist das<br />

Kopfkino besetzt: Auch bei Hanhart im<br />

beschaulichen Gütenbach kommt Mechanik<br />

zum Einsatz.<br />

Doch die lässt weder einen Kuckuck<br />

rufen, noch öffnet sie sein Türchen.<br />

Bei Hanhart geht es um Präzisions-<br />

Zeitmessinstrumente.<br />

TEXT: PATRICK MERCK |<br />

FOTOS: MARKUS DIETZE<br />

WALDRAUSCH 49


LEBENSART<br />

LESEN SIE HIER REIN!<br />

N<br />

oah Kimmich klemmt sich die<br />

Wie<br />

schwarz umrandete Lupe vor<br />

das linke Auge, greift mit der<br />

rechten Hand eine Pinzette. In der<br />

linken Hand hält er einen unfertigen<br />

Uhrenkopf – also eine Armbanduhr<br />

ohne Armband. Mit der Pinzette<br />

setzt der gelernte Uhrmacher eine<br />

winzige Schraube an die Stelle, an<br />

der sie eingedreht werden muss.<br />

Nach ein paar Umdrehungen mit<br />

dem Schraubendreher sitzt sie fest.<br />

Noah Kimmich dreht das Uhrengehäuse<br />

langsam in den Händen, betrachtet<br />

es eingehend. Dann nimmt<br />

er ein weiches Tuch, um eventuelle<br />

Spuren seiner Arbeit wegzuwischen,<br />

die er allein mit der Lupe sehen<br />

kann. Dann legt er sie vorsichtig in<br />

eine Lade zu anderen Uhrenköpfen<br />

der gleichen Serie.<br />

Von Gütenbach in die Welt<br />

Willkommen in der Welt der Präzisionsmessgeräte<br />

von Hanhart im<br />

kleinen Gütenbach. Hier werden seit<br />

Mitte der 1930er-Jahre hochwertige<br />

Uhren gefertigt. Ein Teil des altehrwürdigen<br />

Industriegebäudes hat<br />

sich diesen Charme behalten. Die<br />

Räumlichkeiten im Anbau jedoch,<br />

in denen Noah Kimmich und seine<br />

Uhrmacher-Kollegen in Handarbeit<br />

Armbanduhren fertigen, strahlt in<br />

hellem Weiß. Direkt daneben: das<br />

Museum mit Preziosen aus mehr als<br />

100 Jahren Firmengeschichte.<br />

Sportlicher Startschuss<br />

Die Anfänge von Hanhart liegen<br />

in der Schweiz. Im Juli 1882 übernimmt<br />

der Uhrmacher Johann Adolf<br />

Hanhart ein Schmuckgeschäft in<br />

Diessenhofen. 20 Jahre später – das<br />

Uhrengeschäft ist gewachsen – zieht<br />

es ihn und sein mittlerweile gewachsenes<br />

Unternehmen nach Schwenningen.<br />

Die württembergische Stadt<br />

war damals ein Mekka der Uhrenindustrie.<br />

Davon profitiert auch Hanhart.<br />

Wilhelm Julius, genannt Willy,<br />

der jüngste Sohn des Gründers,<br />

ärgert sich 1923 bei einem Leichtathletik-Wettkampf<br />

maßlos darüber,<br />

dass nicht genügend Stoppuhren zur<br />

Verfügung stehen. Die sind damals<br />

teuer und dementsprechend selten,<br />

weil es fast ausschließlich Einzelstücke<br />

sind. Zusammen mit einem<br />

Uhrmacher entwirft und konstruiert<br />

Willy Hanhart 1924 die erste mechanische<br />

Stoppuhr, die in Serie produziert<br />

werden kann. Damit drückt er<br />

gleichzeitig den Startknopf für eine<br />

sich die Bilder<br />

gleichen: Noah<br />

Kimmich heute – und<br />

Mitarbeiter in der<br />

Fertigung in Neukirch<br />

1963. Links der Firmengründer<br />

Johann Adolf<br />

Hanhart.<br />

neue Zeitrechnung in Gütenbach.<br />

1934 wird dort ein Standort aufgebaut,<br />

der bald zur Firmenzentrale<br />

werden soll.<br />

Batterien? Fehlanzeige!<br />

Armband- und Taschenuhren<br />

erweitern das Sortiment in den<br />

kommenden Jahren. Der Erfolg von<br />

Hanhart liegt in der Verlässlichkeit.<br />

Ganggenauigkeit, Robustheit und<br />

eine lange Gangreserve sind Kennzeichen<br />

der Uhren aus Gütenbach.<br />

Batterien oder Elektronik sucht man<br />

vergebens.<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, eine<br />

Hanhart-Uhr zum Laufen zu bringen:<br />

durch Aufziehen oder – bei<br />

einer Automatik-Uhr – durch die<br />

alltäglichen Bewegungen. »Das war<br />

schon 1926 bei den ersten Armbanduhren<br />

so, und es ist heute nicht<br />

anders«, sagt Andreas Panitz. Der<br />

Produktionsleiter spricht daher auch<br />

gern einmal von »mechanischen<br />

Präzisions-Zeitmessgeräten« statt<br />

50 WALDRAUSCH


LESEN SIE HIER REIN!<br />

Hanhart produziert in Gütenbach<br />

mechanische Stoppuhren sowie<br />

Chronographen in den Editionen Pioneer,<br />

das sind die klassischen Fliegeruhren,<br />

Racemaster als Hommage an den Motorsport<br />

und die moderner gehaltene Edition<br />

Primus. Zusätzlich werden regelmäßig<br />

Sondereditionen entwickelt, die nur<br />

in geringen Stückzahlen<br />

hergestellt werden.<br />

WALDRAUSCH 51


LEBENSART<br />

LESEN SIE HIER REIN!<br />

Höchste Präzision bildet<br />

die Basis bei Hanhart.<br />

Das beginnt schon auf<br />

dem Papier<br />

Robust, genau und<br />

langlebig: Selbst ein<br />

Jahr im Meer hat ein<br />

Exemplar einer<br />

Hanhart-Stoppuhr<br />

überlebt.<br />

nur von Uhren beim Rundgang<br />

durch die Produktion.<br />

Im Härtetest<br />

Dort bereitet Johannes Petruschke<br />

gerade fertige Uhrenköpfe der Hanhart<br />

417 ES auf den ersten von vielen<br />

Tests vor. Die Uhr feiert in diesem<br />

Jahr Premiere und erinnert stilistisch<br />

an die ersten Flieger-Chronographen<br />

der Bundeswehr vor mehr als 60<br />

Jahren. Johannes Petruschke hat die<br />

Uhrenköpfe in ihrer Lade gesichert<br />

und im sogenannten Umlaufgerät<br />

oder Uhrenbeweger befestigt. Dort<br />

werden sie auf ihre Ganggenauigkeit<br />

untersucht. Die Maschine dreht die<br />

Uhrenköpfe auf mehreren Achsen<br />

mehr als 24 Stunden um sich selbst<br />

und ahmt damit Bewegungen der<br />

Uhr am Handgelenk nach.<br />

Acht Sekunden ist<br />

das Limit<br />

Da solche Aktivitäten Auswirkungen<br />

auf die Funktion des Uhrwerks und<br />

der Mechanik haben, muss gesichert<br />

sein, dass die Ganggenauigkeit<br />

den Qualitätsanforderungen von<br />

Hanhart entspricht. Wie die aussieht,<br />

beschreibt Produktionsleiter<br />

Andreas Panitz: »In 24 Stunden darf<br />

die angezeigte Zeit höchstens um<br />

acht Sekunden von der tatsächlichen<br />

Uhrzeit abweichen – und nur nach<br />

vorn.« Wird das nicht eingehalten<br />

oder ist der Sekundenzeiger nur eine<br />

Einheit zu spät, kommt der Uhrenkopf<br />

nicht in die Weiterverarbeitung,<br />

sondern landet wieder auf einem<br />

der Arbeitstische von Johannes Petruschke,<br />

Noah Kimmich und ihren<br />

Kollegen.<br />

Uhr ohne Ablaufdatum<br />

Keine Batterie, keine Elektronik:<br />

Mechanische Uhren wie die von<br />

Hanhart sind von Natur aus nachhaltig.<br />

Zumal sie aufgrund ihrer Herstellung<br />

eine sehr lange Lebensdauer<br />

besitzen. Eine Garantie vermag<br />

Andreas Panitz nicht zu geben, aber<br />

richtig gepflegt und behandelt, gibt<br />

es kein fixes Ablaufdatum. »Man<br />

sollte die Uhr allerdings regelmäßig<br />

zur Revision bringen, weil es wie bei<br />

allen mechanischen Verbindungen<br />

zu Verschleiß oder Verschleißerscheinungen<br />

kommen kann.« Im<br />

Regelfall und bei normaler Beanspruchung<br />

ist ein Turnus von sechs<br />

Jahren vorgesehen. Rallye-Fahrer<br />

Stephan Schott, der mit seinem<br />

Mini und einer Primus Desert Pilot<br />

am Handgelenk durch Wüsten rast,<br />

muss höchstens das Armband etwas<br />

häufiger wechseln.<br />

52 WALDRAUSCH


LESEN SIE HIER REIN!<br />

Viele Hände<br />

für eine Uhr<br />

Johannes Petruschke<br />

setzt Uhrenköpfe in den<br />

Uhrenbeweger, um deren<br />

Gang-Genauigkeit zu<br />

prüfen.<br />

Konzentration aufs<br />

Wesentliche: Noah<br />

Kimmich an seinem<br />

Arbeitsplatz.<br />

Stanzen, drehen,<br />

fräsen – Hanhart setzt<br />

auf eine hohe<br />

Fertigungstiefe.<br />

Ralf Pfaff ist der Herr über den<br />

Maschinenpark bei Hanhart. Schon sein<br />

Vater Hermann und sein Großvater Linus<br />

haben hier Verantwortung übernommen.<br />

WALDRAUSCH 53


LEBENSART<br />

LESEN SIE HIER REIN!<br />

Muscheln? Salzwasser?<br />

Kein Problem!<br />

Dennoch: Wie langlebig eine Hanhart-Uhr<br />

ist, lässt ein Objekt im<br />

Museum erahnen. An einer Wand<br />

hängt hinter Glas eine mit Muscheln<br />

bewachsene Stoppuhr, die von<br />

Tauchern vor der Küste der USA im<br />

Wasser gefunden haben. Ein Begleitbrief<br />

des Finders beschreibt dessen<br />

Überraschung, dass die Uhr, obwohl<br />

sie mindestens ein Jahr im Salzwasser<br />

gelegen haben muss, ohne Probleme<br />

funktioniert hat.<br />

Mit Ölstein & Lötdraht<br />

Wenn der Arbeitsplatzbereich von<br />

Johannes Petruschke und Noah<br />

Kimmich eher an ein Labor erinnert,<br />

wird es bei Ralf Pfaff deutlich rustikaler.<br />

Der Werkzeugmechaniker ist<br />

der Herr über den Maschinenpark,<br />

mit dem die meisten Bauteile für die<br />

Produktion hergestellt werden. Bei<br />

einer Fertigungstiefe von 90 Prozent<br />

bei den Stoppuhren kommt so eine<br />

ganze Menge zusammen.<br />

Auf den Regalen im hellen Maschinenraum<br />

lagern die Ausgangsmaterialien:<br />

Bandstahlrollen in den unterschiedlichsten<br />

Stärken und Größen<br />

ebenso wie Messing- und Bronzebänder<br />

und Federn. Ein Wandschrank<br />

aus den 1950er-Jahren fasst unzählige<br />

Schubladen. Jede ist fein säuberlich<br />

in alter Druckschrift bezeichnet.<br />

Schmirgelfeilen, Ölstein und Ölsteinpulver,<br />

Lötdraht, Bohrnadeln<br />

Gebaut für<br />

Herausforderungen:<br />

Hanhart Chronographen<br />

liefern auch<br />

bei Rallyes in der<br />

Wüste verlässliche<br />

Zeiten.<br />

und Keilriemen in verschiedenen<br />

Ausführungen sowie Handdrehstäbe.<br />

Auch Werkzeugformen finden sich in<br />

unzähligen Ausführungen, um Ersatzteile<br />

vergangener Modelle bei Bedarf<br />

wiederherstellen oder alte Serien bei<br />

Bedarf aufleben lassen zu können.<br />

Stanzen – drehen – fräsen<br />

Der Maschinenpark umfasst Stanz-,<br />

Dreh- und Fräsmaschinen – von<br />

modern bis verlässlich. Eine computergesteuerte<br />

CNC-Fräse kommt<br />

bei Hanhart ebenso zum Einsatz<br />

wie eine massive Stanzmaschine,<br />

die in den 1960er-Jahren installiert<br />

wurde. Und mittendrin<br />

steht Ralf Pfaff. Seit<br />

14 Jahren kümmert<br />

er sich um die<br />

Herstellung von millimeterkleinen<br />

Zahnrädern, stanzt Zeiger und Ziffernblattrahmen<br />

sowie die sogenannten<br />

Herzen. Das ist ein winziges Bauteil<br />

für die Nullstellung von Zeigern bei<br />

Chronographen und Stoppuhren. Ralf<br />

Pfaff ist bereits die dritte Generation:<br />

Sowohl sein Vater Hermann als auch<br />

Großvater Linus waren bei Hanhart<br />

an den Maschinen aktiv.<br />

Ein besonderer Messer<br />

der Zeit<br />

Die Formulierung »Präzisions-Zeitmessgerät«<br />

kommt nicht von ungefähr.<br />

Sie rührt von Zeiten, als es noch<br />

keine Smartphones, satellitengesteuerte<br />

Navigation oder das Internet<br />

gab. Piloten, Taucher und Fahrer<br />

brauchten damals verlässliche<br />

Zeitmesser, um sich zu<br />

orientieren oder Flug- und<br />

Tauchzeiten einzuhalten. Die<br />

hat Hanhart damals geliefert.<br />

»Das ist auch heute noch unser<br />

Anspruch«, sagt Andreas Panitz.<br />

Unabhängig davon, ob es um eine<br />

Stoppuhr oder einen Chronographen<br />

geht. Zumal es immer noch Bereiche<br />

gibt, in denen elektrische Uhren<br />

nichts verloren haben, weil ihnen<br />

etwas fehlt. »Mit Elektrizität ist in<br />

manchen Umgebungen auch immer<br />

die Gefahr eines Funkens oder eines<br />

elektrischen Impulses gegeben«,<br />

erklärt der Produktionsleiter. Und<br />

genau dieses Fehlen macht mechanische<br />

Uhren aus dem Schwarzwald so<br />

besonders.<br />

54 WALDRAUSCH


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