Zentrum Gewerkschaft – Kompaß Ausgabe Nr. 22
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„MUT ZUR OPPOSITION“
Nr. 22 | Juli 2022 | BR Informationsblatt
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Tarifverhandlungen
im Zeichen der Inflation
UNSERE THEMEN
Zentrum Automobil: Empfehlung für Lohnforderung von 12,5 Prozent
Sie nehmen euch nicht nur euer Auto, sondern auch eure Jobs
Elektroautos – eine (selbst)zündende Idee!
Sabine Perlitius: Meine ersten Wochen als Betriebsrätin
Lieferketten-Chaos – Wird Kurzarbeit jetzt zur Normalität?
Nachruf Oliver Nothdurft
Änderungen in der Altersverdienstsicherung
u.v.m.
WEITERE INFORMATIONEN
www.zentrum-gewerkschaft.de
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Info-Telefon 0159-03898420
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Zentrum Automobil hat Empfehlung für
Lohnforderung von 12,5 Prozent beschlossen!
Nach Jahren der Lohnzurückhaltung,
vereinbarten Einmalzahlungen
ohne tabellenwirksame
Erhöhung der Entgelte wegen angeblicher
Arbeitsplatzsicherung
im Rahmen der Corona-Krise und
der Transformation in der Automobilindustrie
ist ein Punkt erreicht,
an dem gesellschaftspolitisch
eine Tariferhöhung
zu einer echten Lohnerhöhung
zwingend erforderlich
ist.
Bei einer offiziellen Inflation
von aktuell annähernd
acht Prozent muss diese
konkret über zehn Prozent
liegen, um sowohl einen
Inflationsausgleich herzustellen
als auch die arbeitenden
Menschen der Metall- und
Elektroindustrie an dem erreichten
Produktivitätszuwachs angemessen
zu beteiligen.
Bei den zurückliegenden Centerversammlungen
im Mercedes-Benz
Werk Untertürkheim
posaunte der IG Metall-Sekretär
Antonio Potenza eine Lohnforderung
der IG Metall von 11 Prozent
in die Halle. Das tat er auch dann
noch, als schon in der Presse die
Empfehlung der IG Metall-Tarifkommissionen
der Bezirke von
acht Prozent beschlossene Sache
war.
Aller Erfahrung nach steht also
jetzt schon fest, dass diese Tarifrunde
für Arbeitnehmer zu einem
realen Kaufkraftverlust führen
wird, also nicht einmal ein Inflationsausgleich
angestrebt wird.
Begründet wird dies damit, dass
exorbitante Inflationsraten nicht
durch Tarifverhandlungen gelöst
„Aller Erfahrung nach steht also
jetzt schon fest, dass diese Tarifrunde
für Arbeitnehmer zu einem
realen Kaufkraftverlust führt,
also nicht einmal ein Inflationsausgleich
angestrebt wird.“
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werden können. Das überrascht,
denn bisher galt zur Ermittlung
von Lohnforderungen immer die
Formel Inflation plus Produktivitätszuwachs.
Und dass es zu
einem Produktivitätszuwachs
sowie zu hohen Gewinnen vieler
Unternehmer trotz Corona-Krise,
Kurzarbeit, Lieferkettenengpässen,
Halbleiterkrise und jetzt des
Ukraine-Krieges kam, belegen
die Zahlen. Viele Unternehmen
fuhren große Gewinne ein. Etliche
der großen Konzerne konnten sogar
Rekordgewinne verzeichnen.
Sicherlich auch, weil der Gesetzgeber
z.B. die Regelungen für
den Zugang zu Kurzarbeit sehr zu
Gunsten der Unternehmen verändert
hat und nicht wenige darüber
Risiken sozialisiert und Gewinne
privatisiert haben. Das bedeutet,
dieses Geschenk der Regierung
zahlen im Wesentlichen die Arbeitnehmer
in diesem Land, die spätestens
beim Lohnsteuerausgleich
erkannt haben dürften, dass sie im
Rahmen von Kurzarbeit nun zur
Kasse gebeten werden.
Von daher ist Zurückhaltung
bei den anstehenden
Lohnforderungen aus unserer
Sicht keine Option.
Selbst wenn in Rechnung
gestellt wird, dass es
nicht allen Unternehmen
gut geht, dann sind Haustarifverträge
speziell für
die großen Konzerne der
Automobil- und Zulieferindustrie
auch eine Option. Dass dies geht,
zeigt das Beispiel VW. Hier hat
man als einer der ganz großen
gewinnbringenden Konzerne in
Deutschland einen solchen Haustarifvertrag.
Dadurch profitieren
die Beschäftigten des Konzerns
schon seit längerer Zeit von Bezahlungen,
die in der Fläche nicht
abgebildet werden. Also warum
nicht bei allen Konzernen so verfahren?
Das Argument der Solidarität
mit anderen Firmen greift
nicht, denn die Haustarifverträge
bei VW sind mit derselben IG Metall
abgeschlossen worden wie die
Tarifverträge in der Fläche für die
Firmen im Arbeitgeberverband, zu
denen auch VW gehört.
Und dann würden auch die Damen
und Herren der großen Konzerne in
die Verantwortung genommen, die
ebenfalls wesentlich zu einer hohen
Inflation beitragen. So forderte
der Vorstandsvorsitzende des VW-
Konzerns, Herbert Diess, einen
Tag nach der letzten Bundestagswahl
mit einem 10-Punkte-Plan
die kommende Regierung dazu
auf, fossile Energieträger deutlich
zu verteuern sowie die Subvention
für Diesel zurückzufahren. Das
führt in der Konsequenz zu einem
deutlichen Preisanstieg an den
deutschen Zapfsäulen, was gerade
jeder beim Tanken selber erleben
kann.
Sowohl die Politik als auch die
Wirtschaft übertreffen sich in Forderungen
nach wohlklingenden
Projekten, welche in Maßnahmen
münden, die allesamt teuer und
letztlich mitverantwortlich für die
steigende Inflationsrate sind. Wer
also so vehement für allerlei Projekte
wirbt, wie es die Regierung
und Teile der Wirtschaft tun, darf
nicht die Kosten dafür an die Arbeitnehmer
weiterleiten. Es sollte
auch hier gelten, wer bestellt, der
zahlt auch. Von daher gibt es keinen
vernünftigen Grund, auf Lohnzuwächse
zu verzichten, wenn
gleichzeitig Politiker sich ihre Diäten,
Manager ihre Gehälter und die
Aktionäre ihre Dividenden erhöhen
können.
Der Vorstand von Zentrum Automobil
stellt somit in den Unternehmen,
in denen Gewinne
erwirtschaftet wurden, eine Lohnforderung
von 12,5 Prozent mit
einer Laufzeit von 9 Monaten auf,
die auch mittels Haustarifverträgen
realisiert werden kann, wenn
dieses in der Fläche Betriebe mit
schlechterer wirtschaftlicher Lage
überfordert. Dort muss dennoch
mindestens ein Inflationsausgleich
stattfinden. Da zu erwarten
ist, dass die Inflation weiter steigen
wird, halten wir eine Lohnforderung
von mindestens zehn Prozent
für angemessen.
Wir werden die diesjährige Tarifrunde
mit unseren Mitgliedern
aktiv unterstützen, auch wenn
jetzt schon klar ist, dass die IG
Metall mit dieser schwachen
Lohnforderung kein epochales
Ergebnis erreichen wird.
Oliver Hilburger,
Betriebsrat
Mercedes-Benz AG Untertürkheim
Sie nehmen euch nicht nur euer Auto,
sondern auch eure Jobs
Die immer übergriffiger werdende EU ist momentan dabei, den Umstieg auf klimaneutrale
Antriebe ab 2035 verbindlich vorzuschreiben. Zunächst hatte das EU-Parlament mehrheitlich
den Beschluss gefasst, ab 2035 nur noch Elektroautos zuzulassen.
In mehreren EU-Mitgliedsstaaten
regte sich jedoch Widerstand gegen
das völlige Verbot von Verbrennungsmotoren,
so dass Frankreich
vor der Abstimmung der EU-Umweltminister
den Vorschlag eingebracht
hat, Klimaneutralität
technologieoffen zu erreichen. Das
bedeutet theoretisch, dass Fahrzeuge
mit Verbrennungsmotoren
auch nach 2035 zugelassen werden
können, sofern sie nachweislich
mit klimaneutralen, also mit
grünem Strom produzierten synthetischen
Kraftstoffen betrieben
werden. Diesem Vorschlag stimmten
die Länder jetzt zu. Ein finaler
Kompromiss muss nun noch mit
dem EU-Parlament ausgehandelt
werden.
An dieser Stelle sei auf ein in der
Öffentlichkeit nicht kommuniziertes,
aber wesentliches Detail des
Beschlussprotokolls hingewiesen:
Tatsächlich geht der Prüfauftrag
an die Kommission, die
Zulassung von Fahrzeugen mit
Verbrennungsmotor für synthetische
Kraftstoffe neu zu prüfen. Der
Prüfauftrag umfasst aber nicht,
das Berechnungsschema des
Flottenverbrauchs der Fahrzeughersteller
dahingehend zu ändern,
dass Fahrzeuge, die mit klimaneutralen
synthetischen Kraftstoffen
betrieben werden, mit null beim
CO2-Ausstoß in den Flottenverbrauch
einfließen, was logisch
wäre. Stattdessen wird bei Fahrzeugen
mit Verbrennungsmotor
der CO2-Ausstoß als Messgröße
für den Flottenverbrauch herangezogen,
unabhängig davon, ob die
Fahrzeuge mit synthetischen oder
herkömmlichen, fossilen Kraftstoffen
betrieben werden. Deshalb
werden für die Hersteller pro
Fahrzeug mit Verbrennungsmotor
erhebliche Strafzahlungen fällig,
die sich durchaus im fünfstelligen
Bereich bewegen können. Belastet
mit einem derartigen Malus, dürfte
das bezahlbare Auto mit Verbrennungsmotor
ausgeschlossen
sein. Von einer technologieoffenen
Politik kann daher nicht die
Rede sein.
Aber selbst wenn es diese Benachteiligung
von synthetischen
Kraftstoffen gegenüber Elektroantrieben
nicht geben würde, wäre es
aus folgenden Gründen sehr fraglich,
ob dieser Beschluss das endgültige
Aus von Verbrennungsmotoren
ab 2035 in der EU verhindern
kann. Zum einen müssten die Automobilhersteller
weiterhin zwei
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völlig unterschiedliche Antriebstechnologien
entwickeln und produzieren,
was sehr teuer ist. Zum
anderen müsste die Produktion
von synthetischen Kraftstoffen industrialisiert
und massiv ausgebaut
werden, um die Kosten pro
Einheit dafür deutlich senken zu
können. Auch wenn dies aus unserer
Sicht wünschenswert wäre, ist
es bei der derzeitigen politischen
Stimmung eher unwahrscheinlich,
dass die Beteiligten bereit sind, die
notwendigen hohen Investitionen
bereitzustellen.
Um es nochmals deutlich zu sagen,
Elektromobilität ist weder
ökologisch sinnvoll noch nachhaltig.
Ein positiver Effekt auf den
Klimawandel dürfte sich dadurch
nicht einstellen, aber es werden
definitiv mehrere Hunderttausend
Arbeitsplätze verlorengehen.
Der auferlegte politische
Zwang zur Elektromobilität
und der daraus resultierende
verstärkte Rohstoffbedarf wird
die Rohstoffpreise geradezu
explodieren lassen. Entsprechend
werden Elektroautos
erheblich teurer und damit für
einen großen Bevölkerungsanteil
unerschwinglich werden.
Das ist auch das wahre Ziel
der Politiker, nämlich die Reduzierung
des Individualverkehrs.
Die stichhaltigen Argumente, die
gegen Elektroautos sprechen, ignorieren
sie deshalb.
Allein der Vergleich der Energiedichte
von Benzin bzw. Diesel und
einer Lithium-Ionen-Batterie sagt
schon alles. Halten wir fest, dass
jedes Kraftfahrzeug neben seinem
Antriebsstrang auch seinen Energievorrat
mitführen muss. Benzin
hat eine Energiedichte von 12 kWh/
kg, Diesel 11,9 kWh/kg. Spitzenreiter
ist bezüglich Energiedichte
der Wasserstoff mit 33,3 kWh/kg,
schon deshalb der Treibstoff der
ferneren Zukunft. Lithium-Ionen-
Akkus in Fahrzeugen kommen
derzeit gerade mal auf 0,11 bis
0,17 kWh/kg – also rund 1/100 bis
1/70 der Energiedichte von Benzin
oder Diesel. Die schon lange angekündigte,
aber noch immer nicht
serienreife Festkörperbatterie soll
eine Energiedichte von rund 0,4 bis
0,45 kWh/kg aufweisen (verlässliche
Angaben gibt es derzeit noch
nicht). 70 Liter Dieselkraftstoff
wiegen rund 59 kg und ermöglichen
bei einem Durchschnittsverbrauch
von 5,5 l/100 km eine
Reichweite von 1.272 km.
Tesla hat angeblich die effizientesten
Batterien. Beim Modell X wiegt
die Batterie 750 kg und soll eine
Reichweite bis zu 600 km ermöglichen
- unter optimalen Bedingungen.
Große Elektroautos mit einer
entsprechend leistungsstarken
und deshalb schweren Batterie
liegen dann nicht selten bei einem
Leergewicht von fast drei Tonnen.
Es ist noch nicht lange her, da
„Um es nochmals deutlich
zu sagen, Elektromobilität
ist weder ökologisch sinnvoll
noch nachhaltig. [...] es
werden definitiv mehrere
Hunderttausend Arbeitsplätze
verlorengehen. “
hat man in der Fahrzeugentwicklung
um jedes Gramm Gewicht
gekämpft. Das Fahrzeuggewicht
scheint heutzutage niemanden
mehr zu interessieren. Was für
ein Irrsinn!
Des Weiteren ist es kein Geheimnis,
dass der Abbau der für die
Lithium-Ionen-Batterien und
Elektromotoren benötigten Rohstoffe,
wie Lithium, Kobalt, seltene
Erden und Kupfer, massive
Umweltschäden in den weit von
Europa entfernten Gebieten anrichtet
und dadurch schlimmstenfalls
der dortigen Bevölkerung die
Lebensgrundlage entzieht. Werfen
wir beispielhaft einen Blick auf
Kupfer, das durch den Ausbau von
erneuerbaren Energien und Elektromobilität,
eine stark gestiegene
Nachfrage erfährt. Laut Robert
Friedland, weltbekannter Bergbauunternehmer,
hat die Menschheit
bis heute etwa 700 Millionen
Tonnen Kupfer abgebaut. Das
Problem besteht aus seiner Sicht
darin, dass die gleiche Menge in
den nächsten 22 Jahren abgebaut
werden muss, um mit der zunehmenden
grünen Energiewende
Schritt zu halten. Allein die USA
würden in den nächsten Jahren
5,5 Millionen Tonnen Kupfer benötigen,
um die geplanten Windräder
der neuen Generation, die
so hoch sind wie der Eiffelturm
und jeweils eine Leistung von 12
Megawatt haben, aufzustellen.
Und auch die EU strebt an, die
Leistung der Offshore-Windanlagen
bis 2050 um den Faktor 25 zu
erhöhen. Selbstredend, dass auch
die Solarenergie massiv
ausgebaut werden soll
und Photovoltaikpaneele
auf Neubauten EU-weit
verpflichtend werden sollen.
Was diese Vorhaben
für die Kupfernachfrage
bedeuten, dürfte wohl
auf der Hand liegen. Verschärft
wird das Problem
noch dadurch, dass
in den bekannten Minen
der Kupfergehalt sinkt. In
der größten Kupfermine
der Welt, Escondida (Chile), ist der
Energiebedarf um das 16-fache
gestiegen, um die gleiche Kupfermenge
wie früher zu produzieren.
Solar- und Windenergie benötigen
zwischen 7- und 37-mal
mehr Kupfer pro Einheit erzeugter
elektrischer Energie als die einfache
Verbrennung von Öl oder ein
Kernkraftwerk. Und dann soll es
innerhalb der EU auch nur noch
Elektroautos geben? In einem
Elektroauto ist rund dreimal so viel
Kupfer verbaut wie in einem Auto
mit konventionellem Antrieb. Um
diesen massiv steigenden Bedarf
decken zu können, müssten viele
neue, ergiebige Minen erschlossen
werden. Dies wird laut Friedland
nicht möglich sein.
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Das ist nur ein Aspekt von vielen,
der aufzeigt, dass die Realität früher
oder später die Null-Emissionsträume
(der bei der Produktion
der Batterien entstehende
beträchtliche CO2-Ausstoß wird
einfach ignoriert) der Eurokraten
platzen lassen wird. Irgendwel-
Benz und Geely bei der neuen Generation
von 4-Zylinder-Motoren
ist ein sehr gutes Beispiel dafür.
Nicht nur, dass unser gesamtes
Wissen den Chinesen auf dem Silbertablett
präsentiert wurde, nein,
produziert wird der Motor in China.
Fazit: Unter dem Vorwand des
Klimawandels zwingen ideologisch
getriebene Politiker den
Menschen eine in jeder Hinsicht
fragwürdige und für viele unbezahlbare
Antriebstechnologie auf.
Der für Verbrennungsmotoren
gefundene Kompromiss wird dem
Normalverbraucher aus Kostengründen
nichts bringen, weil
sich die Hersteller mutmaßlich
auf Elektroantriebe fokussieren
werden. Die individuelle Mobilität
wird zukünftig erheblich eingeschränkt
werden, schon weil
weder eine Infrastruktur besteht
noch für die in Deutschland, dank
einer völlig schwachsinnigen
Energiewende, genügend Strom
zur Verfügung stehen wird. Die
deutsche Automobilindustrie wird
ihre Technologieführerschaft einbüßen
und mehrere Hunderttausend
Arbeitsplätze streichen
können. Das Fachwissen zu konventionellen
Antrieben, deren
Entwicklung und Produktion wird
vorrangig den Chinesen überlassen.
Dies alles wird dem Weltklima
völlig wurscht sein. Die Bevölkerung
in Deutschland aber
wird weiter verarmen. Es ist deshalb
wenig verwunderlich, dass
sich in einer aktuellen Umfrage
57% der Befragten gegen ein Verbrenner-Verbot
ausgesprochen
haben, während 35 % dafür sind
und 8 % keine Meinung dazu haben.
Die EU-Parlamentarier, die
mutmaßlich mehrheitlich noch
nicht allzu viel Wertschöpfendes
oder Nutzbringendes für die Gesellschaft
geleistet haben, ent-
(c) stock.adobe.com | Brastock Images
che Verordnungen sind schnell zu
Papier gebracht. Die Umsetzung
wird jedoch an der Wirklichkeit
scheitern. Wenn sich dann noch
in der Bevölkerung massive Proteste
gegen die für viele unbezahlbare
Elektromobilität regt, könnte
der Verbrennungsmotor eine
Renaissance erleben. Wir sehen
aber auch die große Gefahr, dass
dieser derzeitige Krieg gegen den
Verbrenner nachhaltige Folgen
haben wird. Konkret ist davon auszugehen,
dass in einigen Jahren,
wenn sich die Entscheidungsträger
mit den Folgen ihrer früheren
Fehleinschätzungen konfrontiert
sehen, ein Umlegen des Schalters
nicht mehr so einfach möglich sein
wird. Das Know-how wird weitgehend
verschwunden sein, die
Entwicklungsabteilungen wurden
aufgelöst und die Fertigungs- und
Montageeinrichtungen verschrottet
oder ins Ausland verfrachtet.
Zumindest die deutschen Autohersteller,
die ausschließlich auf
Elektroautos setzen, werden gezwungen
sein, ihre Motoren aus
Fernost zu importieren, weil dort
niemand diesen Irrsinn mitgemacht
hat und dort durchgängig
Verbrennungsmotoren weiterentwickelt
und produziert wurden. Die
Kooperation zwischen Mercedes-
scheiden somit gegen den Willen
der Bevölkerungsmehrheit in der
EU, denn vor allem in den ärmeren
Ländern dürfte dieser Beschluss
auf eine noch viel höhere
Ablehnung stoßen. Wie eingangs
beschrieben, wird der beschlossene
Kompromiss der EU-Umweltminister
die dramatischen
Folgen für die meisten Menschen
nicht abmildern. Man ist deshalb
geneigt, folgendes Zitat von Greta
Thunberg an die EU zu richten:
„How dare you!“
Michael Leonhardt,
Gastautor
(ehemaliger Betriebsrat der
Mercedes-Benz AG)
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Elektroautos – eine (selbst)zündende Idee!
Mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen steigt auch die Häufigkeit solcher Meldungen:
> 22.03.2021 „Hochgefährlicher“ Vorfall mit E-Mercedes an Ladestation
> 29.03.2021 Elektroauto brennt gleich zweimal: Das war der Fehler (Anmerkung: BMW X5 Hybrid –
Feuerwehr löscht den Brand und schleppt das Auto zur Beobachtung zum
Feuerwehrhaus, wo es sich erneut entzündet)
> 19.04.2021 Dem Bürgermeister fackelt das E-Auto ab: Feuerwehr versenkt es im Wassertank
(Anmerkung: BMW i3)
> 22.06.2021 Gefährlicher Vorfall in Postzentrum: Zwei E-Autos brennen völlig aus
> 26.07.2021 Gefährlicher Brand in Kaufland-Tiefgarage: E-Auto von Mercedes geht in Flammen auf
> 30.09.2021 Brand in SSB-Busdepot in Stuttgart - 25 Fahrzeuge zerstört
> 05.12.2021 Neues Elektroauto brennt komplett aus (Anmerkung: VW Multivan Hybrid fängt
während der Fahrt auf einer Bundesstraße plötzlich Feuer)
> 25.03.2022 Hoher Schaden: Scheune mit E-Auto brennt nieder
(Anmerkung: VW ID3 fängt beim Laden Feuer, 300.000 Euro Schaden)
> 26.03.2022 Leonberg: Hybrid-Auto fängt plötzlich Feuer (Anmerkung: Audi A8 E-Tron)
> 22.04.2022 Spandau: E-Auto gerät bei Ladevorgang in Brand
> 25.06.2022 Neuhof: E-Auto-Brand zerstört Wohnhaus (Anmerkung: Audi E-Tron,
ca. 500.000 Euro Schaden)
Die Liste stellt nur eine kleine
Auswahl von solchen Vorfällen dar.
Natürlich werden jetzt Befürworter
von Elektrofahrzeugen darauf
hinweisen, dass es auch bei Autos
mit konventionellem Antrieb zu
Bränden kommt. Der große Unterschied
besteht aber darin, dass
im Fall von Elektroautos neuwertige
Autos in Flammen aufgehen,
während die Brandursache bei
Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor
weit überwiegend dem Fahrzeugalter
geschuldet ist. Meistens
sind poröse Kabelisolierungen
oder Kraftstoffleitungen für einen
Brand verantwortlich. Diese Gefahr
besteht bei Elektroautos definitiv
nicht, weil vorher die Batterie
das Ende ihrer Lebensdauer erreichen
und damit für einen wirtschaftlichen
Totalschaden sorgen
wird. Um den Alterungsprozess
von Kunststoffen, die in seinem
Vehikel verbaut sind, braucht sich
ein E-Autobesitzer also nicht zu
sorgen.
Es wird höchste Zeit, der Wahrheit
ins Auge zu blicken und Elektroautos
als das zu bezeichnen, was sie
wirklich sind, nämlich die wahren
„Verbrenner“. Unter diesem Gesichtspunkt
bekommt der Begriff
„Selbstzünder“ eine völlig andere
Bedeutung.
Diese tickenden Zeitbomben, die
im Brandfall häufig enorme Sachschäden
anrichten, stellen eine
erhebliche Gefahr dar und die
Feuerwehren vor große Herausforderungen.
Ein normaler Fahrzeugbrand
ist ein Witz im Vergleich
zu dem Inferno, das ausbricht,
wenn sich das Batteriepaket eines
Elektroautos selbst entzündet.
Sogar mehrere Tage nach einem
vermeintlich gelöschten Brand besteht
noch die Gefahr, dass dieser
erneut ausbricht.
Macht Euch selbst ein Bild und
schaut die kurzen Videos unter
diesen Links an:
Dort geht in Paris jeweils ein Elektrobus
in Flammen auf. Innerhalb
eines Monats sind in Paris
und Umgebung drei Elektrobusse
ausgebrannt. Es handelt sich dabei
um Busse der Marke „Bolloré“
vom Typ „Bluebus 5SE“ (das „SE“
steht bestimmt für „selbst entzündend“).
In Paris wurden jetzt
als Konsequenz dieser Vorfälle
die vorhandenen 149 Elektrobusse
vorläufig aus dem Verkehr gezogen.
(c) stock.adobe.com | pb press
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Offensichtlich ist bei diesen Bussen im Dachbereich ein Batteriepaket untergebracht, das sich in diesen Fällen
selbst entzündet und für diese spektakulären Brände gesorgt hat. Ein bauliches Merkmal, das so auch
beim eCitaro von Daimler Truck zu finden ist. Wenn das die automobile Zukunft sein soll, na dann gute Nacht!
Michael Leonhardt,
Gastautor
(ehemaliger Betriebsrat der Mercedes-Benz AG)
(c) stock.adobe.com | benjaminnolte
Meine ersten Wochen als Betriebsrätin
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte die Gelegenheit nutzen, um über die ersten etwas mehr als
100 Tage aus meiner neuen Tätigkeit als Betriebsrätin zu berichten.
Für alle, die mich noch nicht kennen:
Im Februar 2001 habe ich
bei DaimlerChrysler in der Zertifizierung
begonnen. Nach einigen
Jahren im Team von „Gesetzestexte
online“ bin ich in die Normung gewechselt,
wo ich erst für die externen
Normungsaktivitäten und
zuletzt für die Werknormung im
Konzern zuständig war, bevor ich
mein Amt als Betriebsrätin angetreten
habe.
Ich bin von einem tollen, engagierten
Team aufgenommen worden
und habe mich bereits in viele neue
Themen eingearbeitet. Ich bin Mitglied
im Koordinationsausschuss
RD und im Fachausschuss WV/DV
(Ausschuss Werk- und Dienstverträge)
und bin bei uns im Team für
die Mitarbeiter aus RD zuständig.
Im Rahmen meiner Kandidatur
und auch nach der Wahl habe ich
viele Gespräche mit Kolleginnen
und Kollegen geführt und dabei die
Sorgen, Wünsche und Ziele von ihnen
aufgenommen. Viele sind verständlicherweise
verunsichert und
teilweise auch schon direkt betroffen
von der sogenannten Transformation.
Der einst als sicher und
behäbig geltende Dampfer Mercedes
führt durch immer schnellere
und wildere Kurswechsel zu dieser
Verunsicherung und auch zu
einem tiefgreifenden Wandel, der
uns hier am Standort Untertürkheim
besonders hart trifft. Meine
Teamkollegen und ich versuchen,
Euch diese Veränderungen transparent
zu machen. Wir tun alles,
um die Folgen der Transformation
und die damit verbundenen negativen
Einschnitte für alle Mitarbeiter
abzumildern.
In dieser unruhigen Zeit, die von
massiven Veränderungen geprägt
wird, ist die Arbeit von uns Betriebsräten
besonders wichtig.
Ich bin froh, dass ich euch gerade
jetzt als Betriebsrätin unterstützen
kann. In meiner Amtszeit
werde ich Eure Interessen konsequent
vertreten und im Team von
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Zentrum Automobil meinen Beitrag
leisten, dass der Stern über
unserem Standort noch lange
leuchtet.
Eure Sabine Perlitius,
Betriebsrätin
Mercedes-Benz AG Untertürkheim
Kontakt
0176 30951905
sabine.perlitius@mercedes-benz.com
UT, Geb. 136, EG, Zimmer 17
(c) stock.adobe.com | bluedesign
Lieferketten-Chaos –
Wird Kurzarbeit jetzt zur Normalität?
Die Corona-Krise haben wir erfolgreich gemeistert, die „plötzliche“ Halbleiterkrise ebenfalls, was man
an den Milliardengewinnen, die wir bei Mercedes, aber auch Volkswagen, BMW und Porsche machen, eindrucksvoll
sieht.
Nun stecken wir schon mittendrin
in der nächsten Krise – einer Mischung
aus Corona, Globalisierung
und Wirtschaftskrieg. Und das in
einer Zeit, in der die Automobilbranche
mit der Transformation
hin zur E-Mobilität vor dem wohl
größten Umbruch ihrer Geschichte
steht.
Die derzeitige Situation: Shanghai
im Lockdown. Hunderte Großfrachter
dürfen nicht in den Hafen.
Frachter, die im Hafen sind,
werden weder be- noch entladen.
Der Hafen inkl. seiner
Hafenarbeiter befindet
sich in Quarantäne. Ganze
Gebiete werden zeitweise in
den kompletten Lockdown
geschickt. Teilweise werden
Mitarbeiter in den Fabriken
selbst in Quarantäne gesetzt,
um zumindest weiterhin
produzieren zu können.
Natürlich gibt es auch Fabriken,
die komplett stillstehen.
Das heißt dann aber
auch, dass, selbst wenn der
Hafenbetrieb wieder richtig läuft,
erst einmal wieder die Produkte
hergestellt werden müssen, bevor
sie an ihre Zielorte transportiert
werden können. Fast alle Zulieferer
der Autoindustrie fertigen in
China. Dadurch entstehen komplexe
Abhängigkeiten. Wenn also
ein Hafenarbeiter in China hustet,
stehen 3 bis 4 Wochen später unsere
Bänder still, weil Häfen in den
Lockdown gehen und keine Lieferungen
mehr stattfinden.
„Wir wollen nicht das Rad der
Globalisierung komplett zurückdrehen.
Dennoch denken
wir, dass es gerade in Zeiten
der Transformation, in denen
viele Arbeitsplätze überflüssig
werden, einen „gesunden“
Mix aus Eigenfertigung und
Einkauf geben sollte.“
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Wie abhängig wir sind, zeigt uns
derzeit auch eindrucksvoll der
Krieg in der Ukraine. Es fehlen
Kabelbäume, Leder etc. Da drängt
sich schon die Frage auf, wieso
in einem Land produziert wird,
das eigentlich schon seit 2014 im
Kriegszustand ist? Wahrscheinlich
wollte man einfach gewisse Standards
und Gesetze innerhalb der
EU umgehen und von niedrigen
Lohnkosten profitieren.
Experten rechnen damit, dass sich
die Probleme der Lieferketten frühestens
2024 entspannen – sofern
keine neuen Krisen die Weltwirtschaft
belasten.
Die Antwort unseres Vorstandsvorsitzenden
auf die Lieferengpässe
bzw. -ausfälle lautet, dass man
auf alternative Länder, in denen
billig produziert wird, ausweichen
wird. Das kann man als Absage an
die Forderung nach mehr Eigenproduktion
verstehen. Wir wollen
nicht das Rad der Globalisierung
komplett zurückdrehen. Dennoch
denken wir, dass es gerade in Zeiten
der Transformation, in denen
viele Arbeitsplätze überflüssig
werden, einen „gesunden“ Mix aus
Eigenfertigung und Einkauf geben
sollte.
Noch fallen wir in Deutschland
relativ sanft. Dank
Kurzarbeitergeld sind die
finanziellen Verluste für die
von Kurzarbeit betroffenen
Mitarbeiter gerade so verkraftbar.
Jedoch lässt die
steigende Inflation diese
Staatssubventionen immer
weiter erodieren.
Es ist unbestritten, dass
es sinnvoll war, dass die
Bundesregierung auf die
wirtschaftliche Krise im Zuge der
Pandemie schnell mit einer Sonderregelung
zum Kurzarbeitergeld
reagiert hat. Allerdings führt
die ständige Verlängerung des
erleichterten Zugangs zur Kurzarbeit
auch zu einer immer höheren
Staatsverschuldung und damit
letztendlich zu einer massiven Belastung
der kommenden Genera-
tionen, denn wie heißt es so schön:
„Die Schulden von heute sind die
Steuern von morgen.“
Welche Krise uns als nächstes
treffen wird, ist kaum vorherzusagen:
Klima-Lockdowns,
Strom-Rationierungen oder gar
Blackouts, Gas-Triagen, Rohstoffengpässe,
Corona etc. schweben
wie ein Damoklesschwert über
uns. Aber egal, welche Krise als
nächstes kommt, eines ist heute
schon klar: Am Ende heißt es für
den Mitarbeiter immer Havarie,
Kurzarbeit und in der Konsequenz
weniger Geld auf dem Konto.
Die zentrale Frage ist, wie stellen
wir uns in diesen unsicheren
Zeiten am besten auf? Es muss
dringend ein Umdenken stattfinden.
Statt den Fokus auf möglichst
niedrige Einkaufspreise zu legen,
sollte das Augenmerk unbedingt
auf die Reduzierung von Abhängigkeiten
gerichtet werden. Ein Weg
dorthin könnte sein, dass man zukünftig
wieder mehr selbst fertigt
und montiert. Wenn wesentliche
Fahrzeug-Bestandteile nicht mehr
im eigenen Haus produziert werden,
ist das im Übrigen auch alles
andere als vertrauenswürdig.
Alles auf eine Karte zu setzen, ist
immer riskant. Das sehen wir jetzt
nicht nur bei den Lieferausfällen,
sondern auch im Hinblick auf die
Fokussierung auf nur eine Antriebstechnologie.
Warum gehen
wir nicht den zweigleisigen Weg,
wie es BMW macht? Das Unternehmen
hat angekündigt, seinen
Kunden zukünftig sowohl Fahrzeuge
mit Verbrennungsmotor
als auch E-Fahrzeuge anzubieten.
Wenn die Verbrennungsmotoren
dann zukünftig mit synthetischen
Kraftstoffen betrieben werden,
sind wir von der Ölabhängigkeit
befreit und schonen gleichzeitig
die Umwelt. Die Entwicklung eines
Wasserstoffmotors wäre auch eine
Option, allerdings spricht für synthetische
Kraftstoffe ganz klar,
dass es hierfür schon eine komplette
Infrastruktur gibt.
Wir müssen jetzt handeln, damit
Kurzarbeit nicht zur Normalität
und zum Eintrittstor in die 4-Tage-Woche
(tarifliche Kurzarbeit)
wird.
Thomas Scharfy,
Betriebsrat
Mercedes-Benz AG Untertürkheim
Es darf wieder gefeiert werden: Jubilarfeiern
für die Jubiläumsjahrgänge 2020, 2021 & 2022
Nach zwei Jahren Corona-Pause finden in diesem Jahr endlich wieder Jubiläumsfeiern für unsere Kolleginnen
und Kollegen der Werke 010 und 019, die eine Betriebszugehörigkeit von 25, 40 oder 50 Jahren erreicht
haben, statt. Eingeladen werden die Jubiläumsjahrgänge 2020 bis 2022. Die Feiern finden an zehn Abenden im
Zeitraum 29.11. bis 12.12.2022 in der Carl Benz Arena in Stuttgart statt.
Ein Jubiläum ist für viele Kollegen ein ganz besonderes und wichtiges Ereignis,
durch das Anerkennung und Wertschätzung ausgedrückt wird. Deshalb freuen wir
uns, dass dieser Anlass jetzt auch wieder gebührend gefeiert wird.
Schade ist natürlich, dass die Feiern erst sehr spät im Jahr stattfinden, wodurch die
Gefahr besteht, dass sie erneut Corona-Einschränkungen zum Opfer fallen. Jetzt
hoffen wir aber erst einmal das Beste!
Allen Jubilaren wünschen wir jetzt schon viel Spaß beim Feiern
und weiterhin alles Gute!
Wissenswertes zum Jubiläum
Neben der Einladung zur Jubiläumsfeier erhalten Tarifbeschäftigte gemäß „Gesamtbetriebsvereinbarung
Jubiläumszuwendung“ eine Jubiläumszuwendung, wenn sie während
ihres Arbeitsverhältnisses ein 25-, 40- oder 50-jähriges Jubiläum erreichen:
• 25-jähriges Dienstjubiläum: 1 Monatsverdienst + 105 Euro
• 40-jähriges Dienstjubiläum: 2,5 Monatsverdienste + 105 Euro
• 50-jähriges Dienstjubiläum: 3,5 Monatsverdienste + 105 Euro
Des Weiteren erhalten sie im Jubiläumsjahr 3 Arbeitstage als Sonderurlaub. In den Folgejahren erhalten sie
jeweils einen Arbeitstag je Kalenderjahr.
Als einmalige, freiwillige soziale Leistung bietet die Mercedes-Benz Group AG Jubilaren zudem die Möglichkeit
eines Jubilaraufenthalts. Anspruch haben alle Beschäftigten im Tarifbereich (inkl. Ebene 4 und Beschäftigte
in der Freistellungsphase der Altersteilzeit), die ihr 25-jähriges Jubiläum gefeiert haben und noch nicht
an einem Jubilaraufenthalt teilgenommen haben.
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Nachruf Oliver Nothdurft
Am 01.02.2022 ist unser Kollege, Freund und Mitstreiter Oliver Nothdurft von uns gegangen. Wer ihn kannte,
wird bestätigen können, dass Oliver ein ganz besonderer Mensch war. Oliver war jemand, der jedem,
wenn er Hilfe brauchte, geholfen hat – immer und jederzeit. Er konnte Menschen begeistern und hat dadurch
vielen Mut und Zuversicht in schwierigen Lebensphasen gegeben. Er hat unzähligen Menschen geholfen,
die ihm dafür bis heute in tiefer Dankbarkeit verbunden sind.
Wie kein anderer hat er sich für
die Schwächsten der Schwachen,
meist schwer kranke Menschen,
eingesetzt. Er hat dabei stets alles
gegeben, ohne etwas dafür zu
verlangen. Er war ein durch und
durch korrekter Mensch, ein Vorbild
und einer, den man gerne seinen
Freund nennt. Für sein Amt
als Schwerbehindertenvertreter
hat er im wahrsten Sinne des Wortes
gelebt. Er hinterlässt eine nicht
zu schließende Lücke. Wir werden
mit allen uns zur Verfügung stehenden
Mitteln versuchen, die Arbeit
in seinem Sinne fortzusetzen,
weil wir es ihm und seinem Lebenswerk
schuldig sind. Aber dazu
an anderer Stelle mehr.
Die Motivation für diesen Artikel
ist eine andere, eine traurige:
Wie vielleicht dem einen oder
anderen aufgefallen sein dürfte,
wurde Oliver bei der traditionellen
Schweigeminute bei der Betriebsversammlung
im März 2022
nicht erwähnt. Wir erinnern uns:
Das war die Betriebsversammlung
rund um die Betriebsratswahl –
also mitten im Wahlkampf. Sehr
vielen Kollegen fiel das auf und
sie schrieben uns noch während
der Versammlung an. Alle waren
außer sich. Böse Unterstellungen
wurden laut und wir wurden aufgefordert,
diesen Skandal noch an
diesem Tag in unseren Reden anzusprechen.
Das haben wir nicht gemacht. Zu
schäbig wären wir uns vorgekommen,
dieses Thema im Kontext
eines laufenden Wahlkampfes
einzubauen. Wir wollten sein Andenken
nicht beschmutzen. Und
was hätte es gebracht? Die Verantwortlichen
hätten von einem
Versehen gesprochen – und wer
weiß, vielleicht war es ja tatsächlich
ein Versehen. Das kam unserer
Erinnerung nach zwar noch
nie vor, aber irgendwann ist immer
das erste Mal.
Ob es also ein Versehen war oder
Absicht, wird sich nicht beweisen
lassen, aber wir haben das zur
Kenntnis genommen. Wir haben
auch zur Kenntnis genommen,
dass dies den Verantwortlichen
auch nach der Veranstaltung
nicht aufgefallen zu sein scheint,
denn es wurde nicht korrigiert.
In keiner veröffentlichten Todesfallmeldung,
wie sie üblicherweise
immer erstellt werden, findet
sich sein Name. Möge sich ein
jeder seinen eigenen Reim darauf
machen.
Das Traurige an der Geschichte
ist, dass wir selber nichts ausschließen
können. Leider können
wir nicht mit Sicherheit sagen,
dass dies auf keinen Fall Absicht
war, weil wir schon zu viele Entgleisungen
seitens der IG Metall
erleben mussten, ohne dass
dies Konsequenzen für die Verantwortlichen
nach sich gezogen
hätte.
Von daher wollen wir anstelle
der Schweigeminute hier unserem
Freund und Kollegen Oliver
Nothdurft den gebührenden Respekt
zum Ausdruck bringen und
ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Oliver Hilburger,
Betriebsrat
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SBV-Wahl im Herbst 2022 –
eine unscheinbare, aber wichtige Wahl
Wir unterstützen engagierte Kolleginnen und Kollegen zur bevorstehenden SBV-Wahl im Herbst 2022.
Wie an anderer Stelle geschrieben, hinterlässt unser verstorbener Kollege Oliver Nothdurft nicht nur menschlich
eine große Lücke, sondern auch in seiner innerbetrieblichen Funktion der Schwerbehindertenvertretung.
Oliver hat die knapp vier Jahre seines Wirkens auch dazu genutzt, eine Mannschaft für die bevorstehende
SBV-Wahl im Herbst 2022 aufzubauen. Leider ist es ihm nicht mehr vergönnt, diese Mannschaft anzuführen.
Dennoch oder gerade deswegen ist es uns ein großes Anliegen, diesen von Oliver beschrittenen Weg weiterzugehen.
Engagiert und mit dem notwendigen Wissen ausgestattet werden sich Kolleginnen und Kollegen von
uns zur kommenden Wahl zur Verfügung stellen. Ziel ist es, die Art und Weise wie Oliver sich für Menschen
mit Einsatzeinschränkungen eingesetzt hat, fortzuführen. Dazu ist es notwendig, sich in einem Team aufzustellen,
um möglichst eine breite Wirkung entfalten zu können.
Da die Schwerbehindertenwahl anders als die Betriebsratswahl eine „Persönlichkeitswahl“ ist, hängt die
Zusammensetzung des Teams entscheidend vom Wahlverhalten der Wähler ab. Das hat Vor- und Nachteile.
Mehr dazu in den kommenden Wochen und Monaten bis zur SBV-Wahl.
Änderungen in der Altersverdienstsicherung
Wie ihr sicher schon mitbekommen habt, haben sich bei dem Thema der Absicherung des Entgeltes ab 54
Jahren einige Rahmenbedingungen verändert. So ist der Referenzzeitraum für die Berechnung des Altersverdienstes
ab dem 01.01.2022 von 12 Monaten auf 36 Monate ausgeweitet worden.
Ebenso ist die Grundvoraussetzung für die Verdienstsicherung, die Betriebszugehörigkeit, von einem Jahr auf
nun zehn Jahre Betriebszugehörigkeit angestiegen.
Da diese Neuregelung in einen laufenden Prozess eingreift, gibt es zwei Übergangsregelungen:
• Wer am 01.01.2022 mindestens 47 Jahre alt ist und mindestens 1 Jahr Betriebsangehöriger ist, für den
bleibt es bei einem Jahr Betriebszugehörigkeit als Grundvoraussetzung.
• Wer am 01.01.2022 mindestens 51 Jahre alt und mindestens 1 Jahr im Betrieb ist, bei dem verkürzt sich
der Referenzzeitraum von 36 Monaten auf die verbleibenden Monate vom 01.01.2022 bis zu seinem 54.
Geburtstag.
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Schon gewusst?
Über die App „Dashboard Zeit“ hat man
die Möglichkeit, seine monatlichen Zeitnachweise
herunterzuladen. Sie können
gegenüber dem Finanzamt als Zeitnachweis
für die Pendlerpauschale genutzt
werden.
Dann auf „Zeiten“ und danach
„ARCHIV“ gehen:
Die Kachel findet ihr in der App Station:
Es öffnet sich das Fenster „Zeitnachweisarchiv“.
Hier können die monatlichen
Nachweise heruntergeladen werden.
Wir wünschen euch
trotz unruhiger Zeiten
einen schönen Urlaub!
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