VNW-Magazin Ausgabe 3/2022

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2 „Wenn ich weiter geblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.“ Isaac Newton 1676 in einem Brief an Robert Hooke Das Gleichnis von den Zwergen auf den Schultern von Riesen ist ein Versuch, das Verhältnis der jeweils aktuellen Wissenschaft und den Leistungen früherer Generationen zu bestimmen. Aus dieser Sicht profitieren heutige Wissenschaftler von Pionierleistungen der Vergangenheit.
3 Liebe Leserin, lieber Leser, „Mögest Du in interessanten Zeiten leben.“ Dieser aus dem Chinesischen stammende Satz ist ironisch gemeint und gilt daher auch als „chinesischer Fluch“. Der Absender will eigentlich sagen, dass das Leben in „uninteressanten Zeiten“ des Friedens und der Ruhe besser sei als in „interessanten“, die normalerweise Zeiten der Not sind. Folgt man dieser Logik, so leben wir wahrlich in „interessanten“ Zeiten. Die Corona-Pandemie ist noch längst nicht vergangen. Die Baupreise dürften bald die Galaxie verlassen. Der Krieg in der Ukraine findet zwar am Rande Europas, aber gar nicht so weit von Norddeutschland entfernt statt. In den Regierungszentralen wiederum hat Kurzatmigkeit das Zepter übernommen. Und nun steigen auch noch die Zinsen. Das hat uns dann ja gerade noch gefehlt. Für sozial orientierte Wohnungsunternehmen, die üblicherweise in Dekaden planen, sind derart unruhige Zeiten nicht die allerbeste Umgebung. Wenn soziale Vermieter den Bau oder die Sanierung eines Wohngebäudes planen, dann denken sie nicht zuallererst daran, wie rasch und mit welchem Gewinn sich das Investment rechnen wird. Vielmehr spielt die Frage eine Rolle, ob der Standort auch in zwanzig oder dreißig Jahren noch so attraktiv ist, dass die Vermietungsquote stimmt. Oder: Wer heute investiert, der muss sicher sein, dass auch künftig Kostensteigerungen infolge von Inflation oder strengerer gesetzlicher Auflagen durch höhere Mieten kompensiert werden können. Das mögen Selbstverständlichkeiten sein. Angesichts der Hektik, mit der vor allem auf Bundesebene agiert wird, kommen jedoch Zweifel auf. Ursprünglich sollte die CO 2 - Abgabe dazu dienen, Menschen zu einer Änderung ihres Verhaltens zu bewegen. Statt teure fossile Energie zu verbrauchen, sollten sie weniger verbrauchen oder auf regenerativ erzeugte Energie umsteigen. Mit der Aufteilung der CO 2 -Abgabe vom kommenden Jahr an konterkariert die Politik ihr eigenes Ziel, indem sie die Steuerungswirkung der Abgabe schwächt. Die Unklarheit darüber, ob und welcher Neubaustandard künftig gefördert werden wird, hat wiederum dazu geführt, dass vermehrt Wohnungsunternehmen Investitionen verschieben oder sich gleich ganz auf die Ertüchtigung des Bestands konzentrieren. Problematisch beim Umbau unserer Gesellschaft zu Klimaneutralität ist vor allem, dass die Politik zwar immer höhere Anforderungen stellt, bei den „Basics“ aber (seit vielen Jahren) nicht vorankommt. Die Bürokratie ist trotz wiederkehrender Beteuerungen nicht weniger geworden. Viele Kommunen haben noch immer kein Liegenschaftskataster. Und die Zeit bis zum Erteilen einer Baugenehmigung misst sich nach wie vor nicht in Monaten, sondern Jahren. Es geht mir nicht darum, die Notwendigkeit der Reduzierung von CO 2 -Emissionen in Frage zu stellen. Wir schützen nicht mehr das Klima, sondern uns vor den Folgen eines überhitzten Planeten Erde. Wir werden aber die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen, wenn der Staat immer nur fordert, aber selbst nicht liefert. In diesem Sinne wünsche ich mir „uninteressante“ Zeiten. Zeiten, in denen <strong>VNW</strong>-Unternehmen ihre Hausaufgaben erledigen können und nicht ständig neue Anforderungen fürchten müssen. Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor
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